Klein Fein Böse - Jutta Ehmke - E-Book

Klein Fein Böse E-Book

Jutta Ehmke

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Beschreibung

In diesem Buch werden Mordpläne geschmiedet, Rachegelüste zelebriert, Gevatter Tod ins schaurige Antlitz geblickt. Kurz, es geht um die kleinen bösen Momente, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Mal heiter, mal spannend, mal gruselig in Szene gesetzt. Packende Fiktion ist bei den Phantastik Autoren Speyer von jeher Programm, und einmal mehr stellen die Autorinnen und Autoren der renommierten Schreibgruppe ihr Können unter Beweis.

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Herausgeberinnen

Jutta Ehmke und Silke Alagöz

Klein Fein Böse

Arcanum Fantasy Verlag

e-book 224

Klein Fein Böse

Erste Auflage 01.09.2021

© Saphir im Stahl

Verlag Erik Schreiber

An der Laut 14

64404 Bickenbach

www.arcanum-fantasy-verlag.de

Titelbild: Veronika Kegler

Vertrieb: neobooks

Herausgeberinnen

Jutta Ehmke und Silke Alagöz

Klein Fein Böse

Arcanum Fantasy Verlag

Inhaltsverzeichnis

Jutta Ehmke und Silke Alagöz Vorwort der Herausgeberinnen

Christian Metzger Und das Pony, das hat Zähne und die trägt es im Gesicht

Jutta Ehmke Ich habe Tante Mathilde umgebracht

Edith Theisen Hüter des Lichts

Ulrike Grömling Geisterstunden

Jutta Ehmke Dämonenkind

Silke Alagöz Es ist Zeit

Elisabeth Akinor Der schwarzgrüne Karton

Lynn Krieger Der Unfall

Edith Theisen Schatten der Vergeltung

Jutta Ehmke Das Charivari

Elisabeth Akinor Wenn Elfen sterben

Lynn Krieger Haus der Dimensionen

Edith Theisen Tunnel der verlorenen Seelen

Biographien

Illustratoren

Vorwort

In diesem Buch werden Mordpläne geschmiedet, Rachegelüste zelebriert, Gevatter Tod ins schaurige Antlitz geblickt. Kurz, es geht um die kleinen bösen Momente, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Mal heiter, mal spannend, mal gruselig in Szene gesetzt.

Packende Fiktion ist bei den Phantastik Autoren Speyer von jeher Programm, und einmal mehr stellen die Autorinnen und Autoren der renommierten Schreibgruppe ihr Können unter Beweis. (Infos und Kontakt: www.juttaehmke.de/phantastik-autoren-speyer)

Großen Dank verdienen unser Verleger Erik Schreiber, der das Projekt von Anfang an unterstützt hat, sowie alle Teilnehmenden für ihr unermüdliches Engagement und ihren Teamgeist. Illustriert wurden die Geschichten von Autorinnen und Kreativschülerinnen, auch dafür ein herzliches Dankeschön! Nicht zuletzt gilt unser Dank euch, liebe Leserinnen und Leser, denn was wären wir ohne diejenigen, die unsere Worte im Geiste zum Leben erwecken!

Jutta Ehmke & Silke Alagöz

Und das Pony, das hat Zähne und die trägt es im Gesicht Christian Metzger

Wölkchen wartete in einer der hinteren Stallboxen, und es brach Lena fast das Herz, ihr Pony so zu sehen.

„Mussten Sie es auch noch festbinden?“ Lena funkelte den Tierarzt und seinen Helfer Roman an. Sie streckte die Hand durch das Gitter, und das kaum hüfthohe Pony kam zu ihr, soweit es seine Kette erlaubte. Lena streichelte sein braunes Fell und kraulte es anschließend am Kopf.

„Glauben Sie ernsthaft, Wölkchen sei gefährlich?“

„Um das festzustellen, sind wir hier.“

Dr. Wagner war ein stämmiger Mann mit lichtem grauem Haar. „Es gibt einige Vorfälle, die wir besprechen müssten.“

„Der kleine Teufel hat mich gebissen.“ Der Helfer, ein mürrischer Mann mit wütenden Augen, hielt seine bandagierte Hand hoch. „Dieses Pony hat ein Gebiss wie ein Hai und ist hinterhältig wie ein Vampir.“

Unglücklicherweise suchte Wölkchen sich gerade diesen Augenblick aus, um die Zähne zu fletschen. Dr. Wagner und Roman wichen zurück. Lena konnte Wölkchen mit ein paar leise gemurmelten Worten besänftigen. Wenn es ihr doch nur gelänge, sich ebenfalls zu beruhigen.

„Sie wollen Wölkchen einschläfern, das stimmt doch?“

Lena traten Tränen in die Augen. Wölkchen, das ihren Stimmungsumschwung spürte, stieß sie sanft mit der Nase an und sah treuherzig zu ihr auf. Es war wirklich schwer zu verstehen, wie ein so kleines Pony solchen Ärger verursachen konnte.

Dr. Wagner schüttelte den Kopf. „Die Sache ist noch nicht entschieden. Dein Pony ist hier gut versorgt, wie du siehst. Wollen wir uns nicht in meinem Büro unterhalten?“

Dr. Wagner bot ihr in seinem Büro einen Kaffee an, aber sie lehnte dankend ab. Lena verschränkte ihre Hände, damit die beiden Männer nicht sehen konnten, wie sie zitterten. Roman blieb neben der Tür stehen. Ein kurzer Blick in sein Gesicht genügte Lena, um zu erkennen, dass er sein Urteil bereits gefällt hatte. Dr. Wagner griff nach Block und Kugelschreiber und machte sich Notizen.

„Um was für ein Pony handelt es sich denn genau bei Wölkchen? Offensichtlich ist es eine mehr als exotische Kreuzung.“

Roman rührte sich. „Die Frage ist nur, ob sie einen Werwolf oder einen tollwütigen Hund eingekreuzt haben!“

„Der Verkäufer meinte, Wölkchen wäre eine Mischung aus Mini-Shetlandpony und so etwas wie einem Wasserpferd. Daher die Zähne.“

„Ein Wasserpferd?“ Dr. Wagner runzelte die Stirn. „Von so etwas habe ich noch nie gehört.“

„Die kommen wohl in Schottland und Irland vor und verbringen viel Zeit im Wasser. Und ich bin sicher, das ist die Wahrheit. Wölkchen badet für sein Leben gern. Ich habe dem Verkäufer gesagt, ich hätte einen Teich im Garten, und nur eine Viertelstunde entfernt gibt es einen großen See. Da hat er gemeint, Wölkchen würde sich bei mir sicher wohlfühlen.“

„In welcher Tierhandlung hast du Wölkchen denn gekauft?“, fragte Dr. Wagner. „Hast du noch die Quittung?“

„Ich habe für Wölkchen gar nichts bezahlt. Der Verkäufer meinte, es wäre ohnehin sehr unwahrscheinlich, dass es jemand anderes kauft.“

Roman verschränkte die Arme. „Das kann ich verstehen.“

„Ich war in der Frankfurter Innenstadt in einer Zoohandlung“, berichtete Lena. „Da hat mich ein anderer Kunde angesprochen und mir eine kleine Tierhandlung in einer ganz verwinkelten Seitengasse empfohlen. Da war nicht einmal ein Schild dran. Aber drinnen hatten sie eine wunderbare Auswahl. Als ich Wölkchen gesehen habe, war es Liebe auf den ersten Blick.“

Dr. Wagner seufzte. „Du besitzt also keinerlei Unterlagen, keinen Herkunftsnachweis? Etwas Schriftliches?“

Lena schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid. Ich habe keine Papiere.“

„Es könnte von wer-weiß-woher kommen!“ Roman konnte sich nicht länger zurückhalten. „Es könnte eine illegale Kreuzung aus irgendeinem Labor sein! Dr. Wagner, wir müssen das Biest einschläfern!“

Dr. Wagner seufzte erneut. „Lena, warum erzählst du uns nicht, wie Wölkchen sich bei dir eingelebt hat? Was für einen Eindruck hat es auf dich gemacht?“

„Wölkchen fehlt es bei mir an nichts. Ich besitze ein großes Grundstück mit einer Wiese am Waldrand, alles natürlich eingezäunt. Und ich habe Wölkchen noch einen neuen Stall gebaut, direkt am Teich. Auf einem Nachbargrundstück gibt es andere Pferde, es hat also ein wenig Gesellschaft. Und ich gehe täglich mit ihm spazieren, natürlich vor allem an den See. Im Wasser ist Wölkchen wie ein Labrador. Man bekommt es abends nur mit Mühe wieder heraus.“

„Mir kommen die Tränen“, stieß Roman hervor. „Wahrscheinlich erzählst du uns als nächstes, Wölkchen hätte nur Gras und Heu gefressen und war immer zahm wie ein Lamm?“

„Natürlich füttere ich Wölkchen mit Fleisch! Der Verkäufer hat mir genau erklärt, dass Wölkchen regelmäßig frisches Fleisch braucht. So wie Hunde, Katzen und viele andere Tiere auch. Das macht noch lange keine Bestie aus ihm! Im See hat es sogar Jagd auf Fische gemacht, und im Garten manchmal auf die Vögel. Aber es hat nie einen erwischt. Dafür habe ich nie Probleme mit Mäusen oder Ratten.“ Sie zögerte, ehe sie fortfuhr. „Ich gebe zu, mit den anderen Tieren hat es sich nicht so gut verstanden. Wenn Spaziergänger mit Hunden an unserem Zaun vorbeigehen, fletscht Wölkchen die Zähne. Und die Pferde der Nachbarn mögen ihn nicht. Aber zu mir ist Wölkchen immer lieb, und wenn ich es ausführe, habe ich es an der Leine.“

„Und die vermissten Hunde?“ Dr. Wagner öffnete eine Schublade und zog einen Stapel ausgeschnittener Zeitungsartikel hervor. „Acht Fälle von Hunden, die hier in der Gegend spurlos verschwunden sind.“

Lena sah auf ihre Hände. „Davon habe ich auch schon gehört. Aber verschwinden anderswo nicht auch immer mal wieder Hunde? Ich versichere Ihnen, Wölkchen hat nicht das Geringste damit zu tun. Denken Sie vielleicht, dass Wölkchen daran schuld sein könnte? Wollen Sie etwa unterstellen, es hätte die Hunde gefressen?“

„Dafür habe ich keine Beweise, auch wenn diese Berichte einen gewissen Verdacht nahelegen.“

Dr. Wagner klopfte auf die Zeitungsartikel. „Da gab es noch den Vorfall mit diesem jungen Mann, Jonas Neumann?“

Lena wurde rot und rutschte verlegen auf ihrem Stuhl herum. „Das war ein großer Fehler.“

Roman lachte auf. „So kann man es auch nennen. Um ein Haar hätte dein süßes Monsterpony ihn schwer verletzt!“

Dr. Wagner hob die Augenbrauen. „Warum erzählst du uns nicht, was damals passiert ist?“

Lena zwang sich, Dr. Wagners Blick nicht auszuweichen. „Das ist über zwei Jahre her. Jonas … er war für ein paar Monate mein Freund, hat aber dann mit mir Schluss gemacht. Wegen einer anderen. Das war genau zwei Tage vor dem … Zwischenfall.“ Lena holte tief Luft. „Ich bin mit Wölkchen meine übliche Runde um den See gegangen, und da habe ich Jonas am Ufer gesehen. Mit seiner neuen Flamme. Die beiden haben sich geküsst, und da sind mir die Sicherungen durchgebrannt.“

„Ich habe mit dem jungen Mann gesprochen“, sagte Dr. Wagner. „Du hast Wölkchen von der Leine gelassen und es auf ihn gehetzt!“

Lena senkte den Blick. „Es tut mir leid. Das war ein großer Fehler. Ich hatte Wölkchen erst ein paar Wochen und habe es noch nicht so gut gekannt. Es hat sich wie ein Terrier auf Jonas gestürzt, sein Bein gepackt und ihn ins Wasser gezerrt. Ich bin gleich hinterher, habe Wölkchen an der Mähne gepackt und von Jonas weggerissen. Jonas wurde kaum verletzt, es war nur eine Fleischwunde am Bein. Und er hat deswegen ja auch keine Anzeige erstattet.“

„Nimm mich nicht auf den Arm.“ Dr. Wagner beugte sich vor. „Du hast Jonas Neumann bezahlt. Nur deshalb hat er dich nicht angezeigt.“

Lena schwieg und spürte, wie sie noch mehr errötete.

Roman räusperte sich. „Womöglich ist das Problem nicht nur das Tier, Dr. Wagner. Die Halterin ist zu jung und nicht geeignet für die Haltung einer solchen Bestie.“

Lena schluckte. „Wie können Sie das sagen?“

Dr. Wagner rieb sich nachdenklich das Kinn. „Ich befürchte, zu diesem Eindruck komme ich auch. Gegen die Haltung eines potenziell gefährlichen Tieres ist nicht grundsätzlich etwas einzuwenden. Allerdings gibt es, wie auch bei der Haltung von gefährlichen Hunden, bestimmte Auflagen. Volljährigkeit, das Vorlegen eines polizeilichen Führungszeugnisses, teilweise sogar einen Sachkundenachweis.“

„Mein Führungszeugnis ist so weiß wie Ihre Wand. Und ich bin seit einem halben Jahr volljährig!“

„Aber nicht, als du Wölkchen erworben hast“, erwiderte der Tierarzt. „Und in Anbetracht der Umstände wäre ein gesonderter Nachweis der Zuverlässigkeit oder eine bestandene Sachkundeprüfung mehr als angebracht.“

„Wölkchen ist ein Pony, kaum größer als ein durchschnittlicher Hund!“

„Ein Pony mit Zähnen“, hielt Dr. Wagner dagegen.

„Wenn es sein muss, dann mache ich eben so eine dämliche Sachkundeprüfung!“ Lena war mit ihrer Geduld am Ende. „Bekomme ich Wölkchen dann auch ganz sicher zurück?“

„Wohl kaum“, mischte sich Roman ein. „Kommen wir zum nächsten … Zwischenfall. Im vergangenen Jahr soll ein Tier in den Hühnerstall des Bauern Krauss eingedrungen sein und die Hühner gefressen haben. Alle zehn. Zuerst glaubte man, es wäre ein Fuchs gewesen. Zumindest so lange, bis Herr Krauss sich den Film auf seiner Überwachungskamera angeschaut hat.“

Roman legte mehrere Fotos auf den Tisch. Lena schwieg und bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck. Wenigstens waren die Fotos schwarz-weiß. Aber die Kamera hatte Wölkchen voll erwischt. Seine Schnauze war dunkel, und es riss gerade an einem leblosen Hahn herum.

„Ich nehme an, Wölkchen ist dir nicht zum ersten Mal abgehauen“, sagte Dr. Wagner ernst. „Es tut mir sehr leid, doch ich muss meinem Mitarbeiter zustimmen. Du scheinst mir bei allem Respekt nicht erfahren genug, um gut auf ein so gefährliches Tier wie Wölkchen aufzupassen.“

„Ich passe seit Jahren gut auf es auf. Wer würde denn schon ein Pony wie Wölkchen haben wollen? Es hat doch nur mich! Wölkchen hat eben ein sehr eigensinniges Wesen. Ich will die Sache mit den Hühnern nicht abstreiten, deshalb habe ich den Zaun verstärkt. Sicher kann Wölkchen jetzt nicht mehr ausbrechen. Bitte nehmen Sie es mir nicht weg!“

Dr. Wagner tauschte einen Blick mit Roman. „Wir können Wölkchen nicht hier unterbringen, und ich glaube, kein Tierheim wäre ihm gewachsen. Darüber hinaus ist Wölkchen eine Gefahr für andere Tiere, und auch für Menschen. Ich befürchte, uns bleibt keine andere Wahl, als es einzuschläfern.“

„Nein!“ Lena fühlte sich, als habe man ihr einen Schlag in die Magengrube versetzt. „Bitte, ich flehe Sie an! Das dürfen Sie nicht!“

Dr. Wagner faltete die Hände auf dem Tisch. „Es tut mir wirklich sehr leid für dich, Lena. Das musst du mir glauben. Aber das ist der einzige Weg. Und wenn du ehrlich zu dir selbst bist, wirst du das vielleicht eines Tages verstehen.“

Da klopfte es an der Tür, und eine junge Frau steckte den Kopf herein.

„Was ist denn?“, fragte Dr. Wagner ein wenig ungeduldig. „Ich hatte darum gebeten, nicht gestört zu werden!“

„Bitte entschuldigen Sie.“ Die Frau war bleich wie ein Laken. „Ich befürchte, Sie müssten sich da etwas ansehen.“

„Wie konnte das nur passieren!“, rief Dr. Wagner und starrte ungläubig auf das Loch in der Stallwand. Die Ränder waren unregelmäßig, und es war gerade groß genug, dass ein Hund hindurchgepasst hätte. Oder eben ein sehr kleines Pony. Die Kette, mit der sie Wölkchen angebunden hatten, baumelte nutzlos herab. Roman zeigte anklagend auf Lena. „Dahinter steckst du doch!“

„Ich war die ganze Zeit bei Ihnen.“ Lena versuchte, schuldbewusst auszusehen, aber es gelang ihr nur sehr kurz. Ein Lächeln zupfte an ihren Mundwinkeln und wurde immer breiter. „Und Sie haben Wölkchen selbst angebunden. Es hat sich ja wohl kaum selbst befreit und durch die Stallwand geknabbert.“

„Wir müssen es suchen“, stieß Roman hervor. „Ich rufe das Ordnungsamt an …, das Tierheim …“

„Machen Sie das!“, befahl Dr. Wagner, und dann sah er Lena streng an. „Ich warne dich nachdrücklich, Lena. Solltest du etwas mit der Sache zu tun haben, hat das ein Nachspiel. Wir finden Wölkchen ja doch früher oder später. Wo ist es?“

Lena wurde umgehend ernst. „Ich werde Ihnen ganz sicher nicht dabei helfen, es zu fangen und einzuschläfern! Wenn Sie mich hier nicht mehr brauchen, dann gehe ich.“

„Das letzte Wort ist in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen!“, warnte Roman sie finster und griff nach seinem Handy. „Wir finden das Untier, darauf kannst du Gift nehmen!“

Lena atmete tief die frische, würzige Waldluft ein und folgte dem von tausend Spaziergängen vertrauten Weg zum Seeufer. Dabei blieb sie mehrfach stehen und ließ sich Zeit. Sie ging sogar zweimal ein Stück zurück - aus Angst, Roman oder jemand anders könnte ihr folgen. Aber Lena war allein, und da es kurz vor Sonnenuntergang war, kam ihr auf dem Waldweg auch niemand mehr entgegen. Der See lag flach wie ein Spiegel im Licht der untergehenden Sonne. Beinahe zumindest. Nicht weit vom Ufer entfernt wühlte etwas das Wasser auf. Als Lena sich auf die Erde kniete und die Arme ausbreitete, schoss Wölkchen wie ein Pfeil aus dem Wasser und warf sich so fest in ihre Arme, dass sie beinahe umgerissen wurde. Nur wenige Augenblicke später folgte Zeus, tropfnass und mit dem gleichen furchterregenden Gebiss wie sein Bruder. Das Pony legte Lena seine Schnauze auf die Schulter. Sie kraulte Zeus und küsste es liebevoll auf die Nase.

„Das wurde aber auch Zeit! Hast du auch nur den Hauch einer Ahnung, wie die mich da drin gelöchert haben? Das nächste Mal könnt ihr euch da selbst rausboxen, das verspreche ich euch! Und ihr hattet verdammtes Glück - wenn sie euch beide zusammen auf einem Foto erwischt hätten, wären wir erledigt.“

Natürlich war ihre Wut nur gespielt gewesen. Lena schloss die Augen und drückte ihre beiden tropfnassen Ponys an sich. „Keine Sorge, sie kriegen euch nicht. Wir ziehen einfach um, so wie letztes Mal. Natürlich konnte ich Dr. Wagner nicht die Quittung von der Tierhandlung zeigen. Sonst hätte er ja gemerkt, dass ich euch beide im Doppelpack gekauft habe.“

Ich habe Tante Mathilde umgebracht Jutta Ehmke

Hubert ächzt, während er den Karton mit den Weihnachtskugeln vom Speicher schleppt. Mein Sohn steht daneben, beide Hände in den Hosentaschen vergraben.

»Ihr wisst ja, dass uns Tante Mathilde über die Feiertage besuchen wird?«, warne ich sie vor.

Allgemeines Gestöhne. Tante Mathilde ist nicht gerade beliebt.