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Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann. Als Katja auf dem Hof der Praxis hielt, kam Martin Engler gleich aus dem Haus. Sein Arztkittel stand offen. Er riss auf der Beifahrerseite die Autotür auf. »Zenzi, was hast du für Beschwerden? Tut dir etwas weh?« Martin sah äußerst besorgt aus. Er hatte mitbekommen, dass Zenzi Katja gebeten hatte, sie auf dem Schloss abzuholen. Die alte Zenzi lachte laut. Sie schlug Martin scherzhaft auf de Finger, als er ihr aus dem Wagen helfen wollte. »Weg da, Finger weg! Lass mich in Ruhe! Ich bin nicht krank.« »Nicht?«, staunte Martin. »Ich dachte, du hast schlimme Beschwerden, weil Katja dich sofort abholen sollte.« »Ich hatte es nur eilig, sonst ist nix.« Zenzi stieg aus. Sie stellte sich vor Martin hin und drohte ihm mit dem Finger. »Mei, stell dich nicht so an. Man könnte meinen, du bist enttäuscht.
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Seitenzahl: 128
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Als Katja auf dem Hof der Praxis hielt, kam Martin Engler gleich aus dem Haus. Sein Arztkittel stand offen. Er riss auf der Beifahrerseite die Autotür auf. »Zenzi, was hast du für Beschwerden? Tut dir etwas weh?« Martin sah äußerst besorgt aus. Er hatte mitbekommen, dass Zenzi Katja gebeten hatte, sie auf dem Schloss abzuholen.
Die alte Zenzi lachte laut. Sie schlug Martin scherzhaft auf de Finger, als er ihr aus dem Wagen helfen wollte. »Weg da, Finger weg! Lass mich in Ruhe! Ich bin nicht krank.«
»Nicht?«, staunte Martin. »Ich dachte, du hast schlimme Beschwerden, weil Katja dich sofort abholen sollte.«
»Ich hatte es nur eilig, sonst ist nix.« Zenzi stieg aus. Sie stellte sich vor Martin hin und drohte ihm mit dem Finger. »Mei, stell dich nicht so an. Man könnte meinen, du bist enttäuscht. An mir musst nicht herum quacksalbern. Mach dass du wieder reinkommst, zu deinen Patienten! Los, verschwinde!«
Martin musste lachen. »Du bist mir schon eine Nummer, Zenzi.«
»Ja, das bin ich und ich bin stolz darauf. An mir kannst du nix verdienen.«
»Willst du mich ärgern, Zenzi?«, fragte Martin.
»Vielleicht …, ein bissel.«
Martin wusste nicht, was er sagen sollte. Er war froh, als Zenzi versöhnliche Töne anschlug.
Sie lächelte ihn an und blinzelte ihm zu. »Du kennst mich doch, Martin. Klar, dass man im Alter etwas langsamer macht. Man muss ja auch nimmer hetzen. Wenn ich müde bin, dann mache ich eine Pause. Ansonsten war es immer mein Lebensmotto ›Arbeit ist die beste Medizin‹. Und wenn ich wirklich mal ein Zipperlein habe, dann gibt es kein großes Essen, dann mache ich Eintopf und lege einen längeren Mittagsschlaf ein.«
»Wenn du nicht krank bist, was mich natürlich sehr freut, warum hat dich Katja dann abholen sollen?«, fragte Martin.
»Darf ich nur kommen, wenn ich den Kopf unter dem Arm trage, Martin? Mei, hör dir doch selbst mal zu, was du für dummes Zeug redest. Ich will Walli besuchen. Mit ihr habe ich etwas zu bereden, das kann net warten. Es ist so eilig, dass ich auch net laufen wollte. Tassilo hatte keine Zeit, mich herzufahren. Ich habe ihm nämlich eine Aufgabe gegeben. Da hat er erst mal zu tun. So und jetzt gehst du mir aus dem Weg. Ist Walli im Altenteil?«
»Katja, weißt du, wo Walli steckt?«, fragte Martin seine Frau.
»Sie hat Besuch. Helene Träutlein ist gekommen. Sie sitzen bei uns in der Wohnküche über den Plänen für Ernas und Antons Hochzeit«, antwortete Katja.
In diesem Augenblick kamen Walli und die Haushälterin von Pfarrer Zandler aus dem Haus.
»Zenzi, das ist eine Überraschung!«, rief Walli.
»Ich muss mit dir reden, Walli.«
»Um was geht es?«, fragte Walli.
»Um was wird es schon gehen? Natürlich um die Hochzeit von Erna und Anton«, antwortete Zenzi.
»Darüber haben Helene und ich gerade geredet. Es wird ein schönes Fest werden, meinst du nicht auch?«, sagte Walli mit Blick auf Helene.
Helen Träutlein nickte. Sie war Pfarrer Zandlers Haushälterin und Leiterin des Frauenkreises in Waldkogel. Sie begrüßte Zenzi herzlich, bedauerte aber zugleich, dass sie nicht länger bleiben könne, da sie dringend zurück ins Pfarrhaus müsse. Später komme der Frauenkreis, denn für Ernas und Antons Hochzeit müssten noch Vorbereitungen gemacht werden. Sie versprach, bald die Listen mit den Kuchen und den kalten Platten vorbeizubringen, damit klar sei, wer was vorbereite. »Pfüat di!«, sagte Helene und eilte davon.
»Sie wird uns eine große Hilfe sein für die Ausstattung des Hochzeitsfestes«, fasste es Walli zusammen. »Sie hat viel Erfahrung, wie man Feste ausstattet, da sie jedes Jahr das Pfarrfest organisiert. Sie wird uns vieles abnehmen, Katja.«
»Und was genau macht sie?«, fragte Katja.
»Helene übernimmt die Ausschmückung der Kirche und einiges mehr. Ich erzähle es dir später. Jetzt lass mich mit Zenzi reden. Komm, Zenzi, wir gehen zu mir. Dort haben wir unsere Ruhe. Es hat sich rumgesprochen wie ein Lauffeuer, dass Erna heiratet. Das Telefon bimmelt ständig«, sagte Walli.
Martin und Katja Engler sahen sich an und gingen ins Haus.
Martin folgte seiner Frau in die Küche. »Mein Bauchgefühl sagt mir, dass da etwas im Busch ist, Katja.«
»Da kannst recht haben, Martin. Bevor Erna und Anton nach Kirchwalden fuhren, kamen sie bei Walli vorbei. Was sie beredet haben, weiß ich nicht. Nur, dass Walli seitdem sehr verschlossen ist. Wir wissen ja, wenn sie etwas beschäftigt, ist sie immer stiller als sonst und grübelt vor sich hin. Und jetzt taucht auch noch Zenzi auf!«
»Warten wir es ab, Katja. Wir werden ihr ohnehin nicht die kleinste Andeutung entlocken können.«
»Du sagst es, Martin. Lassen wir sie in Ruhe machen.«
Martin nickte. Er drehte sich um und ging wieder hinüber in die Praxis. Es war sehr ruhig. Die Patienten kamen in erster Linie, um sich in die Liste einzutragen, die Katja in der Praxis ausgelegt hatte. Jeder konnte eintragen, was er zur Hochzeitsfeier beitragen wollte. Nur die wenigsten Leute nahmen Martins Behandlung in Anspruch.
»So, Zenzi, setz dich!«, sagte Walli. »Magst du einen Kaffee?«
»Nur, wenn du Malzkaffee hast. Ich bin schon aufgekratzt genug.«
»Dann mache ich uns einen schönen Malzkaffee, wie wir ihn in unserer Jugend getrunken haben.«
»So schmeckt er am besten«, antwortete Zenzi und lächelte.
Walli setzte eine Emailkanne mit Wasser auf und gab mehrere Esslöffel gemahlenen Ersatzkaffee aus Getreideschrot hinein. Wie in alter Zeit ließ sie den Sud kurz kochen und goss ihn dann durch das Kaffeesieb in die Becher. Walli und Zenzi gaben viel Milch und Zucker dazu.
»Der schmeckt genau wie damals«, sagte Zenzi.
»Ich mache mir oft eine Kanne guten alten Werktagskaffee, wenn ich allein bin«, sagte Walli.
Sie lächelten sich an. Auch ohne, dass sie darüber ein Wort wechselten, waren sie sich einig, dass der Pulverersatzkaffee nicht so gut schmeckte. Und sie erinnerten sich, dass es richtigen Bohnenkaffee, wie man damals sagte, nur am Sonntag gab.
»Walli, ich muss dringend mit dir reden«, sagte Zenzi. »Tassilo und ich machen uns große Sorgen um Jenny. Sie ist entsetzt, dass Erna und Anton nach der Hochzeit in Zürich wohnen wollen.«
Walli nickte. Sie wusste, um was es ging. »Oh, dann hat sie sich zu euch ins Schloss geflüchtet. Erna hat mir erzählt, dass Jenny wütend davon gestürmt sei.« Sie trank einen Schluck Malzkaffee. »Zenzi, ich gebe zu, dass mich diese Umzugspläne auch überrascht haben. Erna ist hier in Waldkogel verwurzelt. Da sie hier heiraten, ging ich davon aus, dass sie auch hier wohnen werden. Ich weiß, dass Antons Elternhaus an der Nordseeküste ist und er auch eine Eigentumswohnung in München besitzt. Von dem Haus in Zürich war mir nichts bekannt. Ernas Elternhaus ist hier in Waldkogel. Mir wäre nie der Gedanke gekommen, sie könnten nach der Heirat nicht hier wohnen.«
»Aber so lauten ihre Pläne: Umzug nach Zürich mit Kind und Kegel«, sagte Zenzi. »Und das hat Jenny bis ins Mark getroffen. Sie will nicht von hier fort.«
»Das kann ich mir gut vorstellen«, sagte Walli. »Jenny erlebt ihre erste Liebe. Sie ist in Tassilos Enkel verliebt. Tim ist ein prächtiger Bursche. Er ist fesch, hat gute Manieren, ist bodenständig und kein Hallodri.«
»Ein Hallodri ist Tim bestimmt nicht, Walli. Ich kenne ihn, seit er auf der Welt ist. Er ist eher der scheue, zurückhaltende Typ. Das ist auch kein Wunder bei der Bekanntheit seines Großvaters. Da sind die Madln hinter ihm her. Ich sollte besser sagen, die Mütter treiben ihre Töchter in seine Richtung. Es war manchmal richtig peinlich, das mit anzusehen, wenn Tassilo eine Gesellschaft gab oder beim Sommerfest auf dem Schloss. Ich könnte dir da Geschichten erzählen, die hören sich an, als wären sie erfunden. Aber ich schwöre dir, sie sind passiert. Tim wird gejagt. Letztes Jahr flüchtete er, während des Sommerfestes, mit dem Ruderboot auf den Bergsee. Er ruderte zum gegenüberliegenden Ufer und suchte das Weite. Er kam erst nach Mitternacht zurück, als alle Gäste gegangen waren. Er tat mir leid.«
»Was war passiert?«
»Ein Madl wollte ihn küssen. Aber das war nicht alles. Es war ihre Absicht, dass sie dabei fotografiert würden«, erklärte Zenzi. »Tim bemerkte es und schlug dem Fotografen den Apparat aus den Händen. Er war wertvoll und wurde beschädigt.«
»Das ist interessant. Ich dachte, Tassilo ließe auf seinen Festen keine Presse zu«, sagte Walli erstaunt.
»Das war keine Presse. Es war der ältere Bruder von dem Madl. Tassilo bot an, den Fotoapparat zu ersetzen und führte ein ernsthaftes Gespräch mit dem jungen Mann. Dabei kam heraus, dass er von seiner Mutter und seiner Schwester angestiftet worden war. Weißt du, es soll in München einen Wettbewerb geben, wer angelt sich Tim? Das Bild sollte an die Presse verkauft werden.«
»Mei, das ist ja schon kriminell«, schimpfte Walli.
»Du sagst es. Seit es losging, das ist jetzt fast zwei Jahre her, ist Tim eigentlich ständig auf der Flucht. Außerdem findet er die Madln, die ihm hinterher laufen, einfach affig. Bei Jenny war es anders. Sie hat ihm gleich gefallen. Außerdem verbindet sie die Musik. Tim gefällt an Jenny, dass sie natürlich und bodenständig ist.«
»Jenny ist reifer als andere Madln in ihrem Alter. Das kommt wohl daher, dass sie keine leichte Jugend hatte, wegen der Krankheit ihrer Mutter. Solche Belastungen nehmen einem Kind die Kindheit, Zenzi.«
Beide seufzten.
»Du sagst es, Walli. Jenny hat mir einiges erzählt. Sie hatte keine Freundinnen, weil sie oft umzogen. Jennys Mutter gefiel es an der Nordsee gut, in Antons Elternhaus. Aber wegen ihrer schlimmen Krankheit musste sie oft für längere Zeit nach München zur Behandlung. Die Therapie zog sich oft über Wochen und Monate. Deshalb kaufte Anton die große Eigentumswohnung. Jenny erzählte mir davon. Es ist eine sehr große Wohnung, so eine Penthouse-Wohnung mit umlaufender Terrasse und herrlichem Blick über München. Anton hatte sie ausgesucht, damit sich Jennys Mutter sonnen und in der frischen Luft sein konnte, wenn sie wegen ihrer Beschwerden nicht rausgehen konnte.«
»Genauso war es. Für Jenny war das ein unstetes Leben. Dazu kamen die Sorgen und Ängste um ihre Mutter und das über viele Jahre. Wie ich Jenny einschätze, hat sie sich angepasst. Das Wohl ihrer Mutter stand an erster Stelle. Sie wollte ihr und Anton keinen Kummer machen. Auch nach dem Tod ihrer Mutter stellte sie ihr eigenes Leben hintan und sorgte sich um ihren Vater. Schließlich war Jenny die treibende Kraft, dass Anton und Erna sich wiedersahen. Es kam, wie sie es sich erhofft hatte. Die beiden fanden sich wieder und jetzt heiraten sie. Dass Jenny hier in Waldkogel eine Wahlheimat gefunden hat, konnte niemand vorhersehen. Sicherlich trägt die Freundschaft mit Tim dazu bei. Aber das war nicht der einzige Grund, Zenzi. Jenny hat hier Ruhe gefunden. Ich kann verstehen, dass sie hierbleiben möchte.«
»Das kann ich auch, Walli. Und ich sage dir noch etwas. Jenny hat damit gedroht, Anton und Erna zu verlassen, am Tag ihrer Volljährigkeit, falls sie gezwungen wird, mit nach Zürich überzusiedeln. Ich hoffe, das ist nur dummes Backfischgerede. Jenny hat hier Wurzeln geschlagen. Die Wurzeln sind noch zart. Sie klammert sich fest und will nicht schon wieder woanders hin. Ich kann sie verstehen, Walli.«
Walli wusste von Jennys Drohung. Sie wiegte den Kopf hin und her und zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat sie das nur im ersten Augenblick aus Wut heraus gesagt?«, sagte Walli und glaubte es selbst nicht.
Zenzi seufzte. Sie nippte an ihren Kaffee. »Allerdings«, sagte sie, »halte ich Jenny für ein sehr willensstarkes Madl.«
Walli stimmte zu.
Zenzi fuhr fort: »Und deshalb mache ich mir Sorgen. Jenny hat schon die Tage ausgerechnet bis zu ihrer Volljährigkeit. Danach will sie sofort nach Waldkogel zurückkehren. In einem Jahr, zehn Monaten und siebzehn Tagen sei sie wieder hier, hat sie geschworen. Walli, ich traue ihr durchaus zu, dass sie das durchführt. An die finanzielle Seite hat sie gedacht. Sie hat Geld von ihrer Mutter geerbt, über das sie verfügen kann, sobald sie volljährig ist. Außerdem könnte sie auch arbeiten, sagte sie.«
Walli war genauso besorgt wie Zenzi. »Wir müssen etwas tun. Uns muss etwas einfallen. Ich dachte mir, du hast doch etwas Einfluss auf Anton, Walli. Kannst du ihn und Erna nicht überreden, in Waldkogel zu bleiben?«
»Ein bissel Einfluss habe ich schon«, sagte Walli. »Aber Anton Waigel ist ein zäher Brocken. Bis er sich endlich durchgerungen hatte, Erna zu heiraten, das war harte Arbeit. Ich habe ihm zugeredet wie einem kranken Pferd.« Walli seufzte. »Mei, ich dachte, jetzt würde endlich Ruhe an dieser Front einkehren. Und jetzt so etwas, Zenzi!« Sie schüttelte den Kopf.
»Es war auch ungeschickt, wie die beiden, nein – wie Anton es Jenny gesagt hat, Walli.«
»Ich weiß, dümmer hätte er es nicht anstellen können. Unter uns, Zenzi, ich kann Jennys Empörung, Enttäuschung und Reaktion verstehen. Das Madl hat wirklich alles getan, damit Anton glücklich wird. Sie hat es nicht verdient, dass man ihr jetzt einfach solch eine Tatsache serviert, ohne die Pläne in Ruhe mit ihr zu bereden. Das muss sie tief verletzt haben. Denn das war nicht richtig.«
Zenzi nickte. »Du sagst es, Walli. Richtig wäre es gewesen, wenn sich Erna und Anton mit Jenny an den Tisch gesetzt und offen geredet hätten.«
»Das ist auch meine Meinung. Wenn Anton Jenny in ruhigen und verständlichen Worten den Grund dargelegt hätte, warum er in Zürich einen neuen Anfang machen wollte, hätte Jenny vielleicht mehr Verständnis gehabt«, fasste es Walli zusammen. »Aber jetzt ist es zu spät. Das Kind ist in den Brunnen gefallen.«
»So ist es. Jenny muss sich total übergangen fühlen. Und ich sage dir, Walli, mir ginge es genauso.«
»Da stimme ich dir zu, Zenzi. Jenny wurde behandelt, als wäre sie ein Möbelstück, das man in den Möbelwagen packt und fortschafft. Naa, so geht es net, so geht es wirklich net,« betonte Walli mit Nachdruck, in dem ihre ganze Empörung zum Ausdruck kam. »Nach all der Mühe, die Jenny sich gemacht hat, Anton aus seiner Traurigkeit zu reißen und wieder mit Erna zusammenzubringen, bin ich von Anton sehr enttäuscht. Das sage ich ganz offen. Du kannst sicher sein, dass ich mit ihm und auch mit Erna ein paar ernste Worte reden werde. Darauf kannst du dich verlassen. So geht das nicht. Das ist in meinen Augen undankbar. Ja, es ist undankbar, Zenzi. So sehe ich es. Und das Mädchen fühlt sich jetzt abgeschoben.«
»Abgeschoben, das Wort trifft es, Walli. Das Madl hat das nicht verdient. Mir scheint, Anton hat nicht darüber nachgedacht. Du kennst ihn besser, Walli. Ich habe mich nur ein paar Mal kurz mit ihm unterhalten, als er Jenny auf dem Schloss abgeholt hat. Sag mir, Walli, ist er wirklich so egoistisch und unsensibel?«
Walli sah Zenzi nachdenklich an und zuckte mit den Schultern. »Ich habe Anton bisher nicht für egoistisch gehalten. Aber wer weiß denn wirklich, wie es in einem Menschen aussieht?« Walli musste grinsen.
»Was hast du?«, fragte Zenzi.
»Bei der Beurteilung muss man wohl berücksichtigen, dass Anton im Augenblick nicht ganz zurechnungsfähig ist. Er will heiraten. Seine ganze Aufmerksamkeit ist darauf ausgerichtet, dass seine Erna glücklich wird. Es werden die Hormone sein«, grinste Walli.
»Das ist zu verstehen. Aber Anton ist kein junger Bursche mehr, der Scheuklappen trägt«, schimpfte Zenzi.
»Stimmt! Es könnte Angst dahinterstecken.«
»Angst? Vor was soll Anton Angst haben? Das kann ich mir nicht vorstellen, Walli.«
