Klinische Propädeutik der Haus- und Heimtiere -  - E-Book

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  • Herausgeber: Enke
  • Kategorie: Fachliteratur
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2017
Beschreibung

Dieses Buch führt Sie Schritt für Schritt durch sämtliche Untersuchungsgänge – von der andrologischen bis zur zytologischen Untersuchung. Praktische Tiersymbole erleichtern das Auffinden tierartspezifischer Besonderheiten. Vom Alpaka über Katze, Pferd, Rind und Schildkröte bis hin zum Ziervogel sind alle Tierarten enthalten. So erhalten Sie umfassende Informationen zur Untersuchung aller relevanten Tierarten – als solide Basis Ihrer Diagnosestellung. Ideal zum Nachschlagen in der Praxis und durch die prüfungsrelevanten Inhalte der perfekte Begleiter im Studium. Neu in der 9. Auflage: Jetzt mit farbigen Abbildungen und komplett aktualisiert.

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EPUB

Seitenzahl: 1152

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Klinische Propädeutik der Haus- und Heimtiere

Walter Baumgartner, Thomas Wittek

Christine Aurich, Jörg-Eberhard Aurich, Walter Baumgartner, Cornelia Christen, Corinna Eule, Matthias Gauly, Anne-Rose Günzel-Apel, Nicolai Hildebrandt, Johann Kofler, Petra Kölle, Martin Kramer, Christoph Lischer, Andreas Moritz, Barbara Nell, Akos Pakozdy, Michael Pees, Svenja Rheinfeld, Maximilian Schuh, Gerald F. Schusser, Ilse Schwendenwein, Wolfgang Sipos, Andrea Tipold, Dagmar Waberski, Thomas Wittek, Bettina Wollanke

9., aktualisierte und erweiterte Auflage

330 Abbildungen

Vorwort zur 9. Auflage

Die „Klinische Propädeutik der Haus- und Heimtiere“ erscheint nunmehr bereits in der 9. Auflage. Diese Auflage ist erneut gründlich überarbeitet worden, um den Lesern ein Buch an die Hand zu geben, mit dem sie als Studierende der Veterinärmedizin die Propädeutik gründlich erlernen können, das aber auch von gestandenen Klinikerinnen und Klinikern immer wieder als Referenz genutzt werden kann. Die Prämisse, dass eine gründliche klinische Untersuchung die grundlegende Voraussetzung für die Stellung einer Diagnose ist, wurde beibehalten, jedoch wurden dort, wo angezeigt, neuere Untersuchungstechniken in die Beschreibung einbezogen und Verweise auf weiterführende Untersuchungstechniken eingefügt. Im Zusammenhang mit der Überarbeitung des Textes konnte zu den bewährten Autoren eine Reihe neuer Autoren für das Projekt gewonnen werden. Zudem hat es eine Erweiterung bei den Herausgebern gegeben.

Für uns war es ein wesentliches Anliegen, das Buch noch instruktiver zu gestalten. Dazu wurden einige Textpassagen gestrafft, die Abbildungen liegen nun als Farbdrucke vor. Weiterhin wurde eine Anzahl an neuen Abbildungen eingefügt.

Wir als Herausgeber bedanken uns recht herzlich bei allen Mitautoren/innen des Buches sowie bei Frau Carolin Frotscher und Frau Dr. Maren Warhonowicz vom Thieme Verlag für die ausgezeichnete Zusammenarbeit. Ihnen als Lesern wünschen wir viel Freude und Wissenszuwachs.

Laxenburg und Wien, Mai 2017

Walter Baumgartner und Thomas Wittek

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur 9. Auflage

Teil I Grundlagen

1 Einleitung

1.1 Symptome und Diagnose

1.1.1 Punkt 1 und 2: Untersuchung

1.1.2 Punkt 3 und 4: Diagnosestellung und Therapie

1.1.3 Punkt 5: Prüfen der Diagnose

1.2 Allgemeines zum Untersuchungsgang

1.2.1 Systematik des Untersuchungsganges

1.2.2 Hygiene bei der Untersuchung

2 Handling und Zwangsmaßnahmen

2.1 Pferd

2.1.1 Herantreten

2.1.2 Zwangsmaßnahmen

2.1.3 Fixieren von Fohlen

2.1.4 Sedierung

2.1.5 Auftreiben oder Aufheben

2.2 Rind

2.2.1 Herantreten

2.2.2 Zwangsmaßnahmen

2.2.3 Fixieren von Stieren

2.2.4 Ablegen von Rindern

2.2.5 Sedierung

2.2.6 Auftreiben und Aufheben festliegender Rinder

2.3 Kleine Wiederkäuer

2.4 Neuweltkamele

2.5 Schwein

2.6 Hund und Katze

2.6.1 Fixierung des Kopfes

2.6.2 Fixierung zur Blutentnahme

2.6.3 Katzenfixierung

2.7 Heimtiere

2.7.1 Kaninchen

2.7.2 Meerschweinchen

2.7.3 Hamster

2.7.4 Chinchilla

2.7.5 Degu

2.7.6 Gerbil (Mongolische Wüstenrennmaus)

2.7.7 Ratte

2.7.8 Frettchen

2.8 Vögel

2.8.1 Fangen

2.8.2 Fixierung

2.8.3 Zurücksetzen

2.9 Reptilien und Amphibien

2.9.1 Schildkröten

2.9.2 Echsen

2.9.3 Schlangen

2.9.4 Amphibien

3 Nationale

3.1 Pferd

3.1.1 Farbe

3.1.2 Geschlecht

3.1.3 Abzeichen

3.1.4 Altersbestimmung

3.1.5 Körperhöhe

3.1.6 Körpermasse

3.1.7 Nutzungsart

3.2 Rind

3.2.1 Rasse

3.2.2 Geschlecht

3.2.3 Altersbestimmung

3.2.4 Hörner

3.2.5 Zähne

3.2.6 Abzeichen

3.2.7 Körpermasse

3.2.8 Körperhöhe

3.2.9 Nutzungsart

3.3 Schaf

3.3.1 Rasse

3.3.2 Geschlecht

3.3.3 Altersbestimmung

3.3.4 Abzeichen

3.3.5 Körpermasse

3.3.6 Nutzungsart

3.4 Ziege

3.4.1 Rasse

3.4.2 Geschlecht

3.4.3 Altersbestimmung

3.4.4 Abzeichen

3.4.5 Körpermasse

3.4.6 Nutzungsart

3.5 Neuweltkamele

3.5.1 Rasse

3.5.2 Farbausprägungen

3.5.3 Geschlecht

3.5.4 Abzeichen

3.5.5 Altersbestimmung

3.5.6 Körpermasse

3.5.7 Nutzungsart

3.6 Schwein

3.6.1 Rasse

3.6.2 Geschlecht

3.6.3 Altersbestimmung

3.6.4 Abzeichen

3.6.5 Körpermasse

3.6.6 Nutzungsart

3.7 Hund

3.7.1 Rasse und Farbe

3.7.2 Geschlecht

3.7.3 Abzeichen

3.7.4 Altersbestimmung

3.7.5 Körperhöhe

3.7.6 Verwendungsart

3.8 Katze

3.8.1 Rasse und Farbe

3.8.2 Geschlecht

3.8.3 Alter

3.8.4 Abzeichen

3.9 Heimtiere

3.9.1 Kaninchen

3.9.2 Meerschweinchen

3.9.3 Hamster

3.9.4 Chinchilla

3.9.5 Degu

3.9.6 Gerbil

3.9.7 Ratte

3.9.8 Frettchen

3.10 Vögel

3.10.1 Art

3.10.2 Geschlecht

3.10.3 Altersbestimmung

3.10.4 Kennzeichnung

3.11 Reptilien und Amphibien

3.11.1 Schildkröten

3.11.2 Echsen

3.11.3 Schlangen

3.11.4 Amphibien

Teil II Allgemeiner Untersuchungsgang

4 Allgemeiner klinischer Untersuchungsgang

4.1 Vorbericht (Anamnese)

4.2 Allgemeinverhalten

4.2.1 Hintergrund

4.2.2 Durchführung

4.2.3 Physiologische Befunde

4.2.4 Pathologische Befunde

4.2.5 Mögliche Ursachen der pathologischen Befunde

4.3 Körperhaltung

4.3.1 Hintergrund

4.3.2 Durchführung

4.3.3 Physiologische Befunde

4.3.4 Pathologische Befunde

4.3.5 Mögliche Ursachen der pathologischen Befunde

4.4 Ernährungszustand

4.4.1 Hintergrund

4.4.2 Durchführung

4.4.3 Physiologische Befunde

4.4.4 Pathologische Befunde

4.4.5 Mögliche Ursachen der pathologischen Befunde

4.5 Untersuchung von Haut, Haar- oder Federkleid, Horngebilden

4.5.1 Haar-, Borsten-, Federkleid und Horngebilde

4.5.2 Hautoberfläche

4.5.3 Hautelastizität

4.5.4 Hauttemperatur

4.5.5 Besondere Untersuchungen

4.6 Innere Körpertemperatur

4.6.1 Hintergrund

4.6.2 Durchführung

4.6.3 Fehlerquellen

4.6.4 Physiologischer Befund

4.6.5 Pathologische Befunde

4.6.6 Mögliche Ursachen für pathologische Befunde

4.7 Puls

4.7.1 Hintergrund

4.7.2 Durchführung

4.7.3 Beurteilungskriterien

4.7.4 Physiologische Befunde

4.7.5 Pathologische Befunde

4.7.6 Mögliche Ursachen der pathologischen Befunde

4.8 Untersuchung des Kopfes

4.8.1 Auge und Lidbindehaut

4.8.2 Ohr

4.8.3 Nase und Nasenschleimhaut

4.8.4 Nasennebenhöhlen

4.8.5 Maul- bzw. Schnabelhöhle und Rachenhöhle

4.8.6 Futter- und Tränkeaufnahme

4.8.7 Zähne

4.8.8 Lymphknoten des Kopfes

4.9 Untersuchung der Halsregion

4.9.1 Obere Halsgegend inklusive Parotis

4.9.2 Kehlkopf und Auslösen von Husten

4.9.3 Drosselrinne und venöses Blutangebot

4.9.4 Trachea

4.9.5 Ösophagus

4.9.6 Halslymphknoten

4.10 Untersuchung des Thorax

4.10.1 Atmung

4.10.2 Adspektion und Palpation der Herzgegend

4.10.3 Perkussion der Lunge

4.10.4 Perkussion des Herzens

4.10.5 Auskultation der Lunge

4.10.6 Auskultation des Herzens

4.11 Untersuchung des Abdomens

4.11.1 Adspektion des Abdomens

4.11.2 Palpation des Abdomens

4.11.3 Auskultation des Abdomens

4.11.4 Oberflächliche Lymphknoten des Abdomens

4.11.5 Leber

4.11.6 Kotabsatz

4.11.7 Rektale Untersuchung

4.12 Harnapparat

4.12.1 Hintergrund

4.12.2 Durchführung

4.12.3 Physiologischer Befund

4.12.4 Pathologische Befunde und mögliche Ursachen

4.13 Untersuchung der Geschlechtsorgane

4.13.1 Hintergrund

4.13.2 Durchführung

4.13.3 Physiologische Befunde

4.13.4 Pathologische Befunde

4.13.5 Mögliche Ursachen der pathologischen Befunde

4.14 Untersuchung der Mamma

4.14.1 Hintergrund

4.14.2 Durchführung

4.14.3 Physiologischer Befund

4.14.4 Pathologische Befunde

4.14.5 Mögliche Ursachen der pathologischen Befunde

4.15 Bildgebende Verfahren beim Vogel

5 Zusätzliche Aspekte bei Tierhaltung in großen Beständen (Herdendiagnostik/Bestandsbetreuung)

5.1 Vorbericht

5.1.1 Leistung

5.1.2 Zusätzliche Anamnesepunkte

5.2 Umwelthygiene und Haltung

5.2.1 Haltung

5.2.2 Stallungen

5.2.3 Stallklima

5.3 Allgemeine Untersuchung

Teil III Spezielle Untersuchungsgänge

6 Orthopädischer Untersuchungsgang

6.1 Nationale

6.2 Anamnese

6.3 Adspektion in Ruhe

6.3.1 Beurteilung von möglichen Entlastungsstellungen

6.3.2 Beurteilung der Gliedmaßenstellung

6.3.3 Beurteilung liegender oder festliegender Tiere und des Aufstehvorganges

6.4 Adspektion in der Bewegung

6.4.1 Bewegungszyklus und Gangarten

6.4.2 Vorführen des Patienten

6.4.3 Beurteilung der Lahmheit

6.4.4 Beurteilung des Vorführbogens der Gliedmaße

6.4.5 Beurteilung der Fußung

6.5 Provokationsproben

6.5.1 Hintergrund

6.5.2 Durchführung

6.5.3 Physiologischer Befund

6.5.4 Pathologische Befunde und mögliche Ursachen

6.6 Adspektion und Palpation der Gliedmaßen

6.6.1 Untersuchung von Gelenken

6.6.2 Untersuchung von Sehnen und Bändern

6.6.3 Untersuchung von Sehnenscheiden und Schleimbeuteln

6.6.4 Untersuchung von Knochen

6.6.5 Untersuchung von Muskeln

6.6.6 Untersuchung von Umfangsvermehrungen

6.7 Untersuchung der Vordergliedmaße

6.7.1 Untersuchung an belasteter Vordergliedmaße

6.7.2 Untersuchung an der aufgehobenen Vordergliedmaße

6.8 Untersuchung der Hintergliedmaße

6.8.1 Untersuchung an belasteter Hintergliedmaße

6.8.2 Untersuchung an der aufgehobenen Hintergliedmaße

6.9 Rektale Untersuchung bei orthopädischer Indikation

6.9.1 Durchführung

6.9.2 Physiologische Befunde

6.9.3 Pathologische Befunde

6.9.4 Mögliche Ursachen der pathologischen Befunde

6.10 Untersuchung der Wirbelsäule

6.10.1 Hintergrund

6.10.2 Durchführung

6.10.3 Physiologische Befunde

6.10.4 Pathologische Befunde

6.10.5 Mögliche Ursachen der pathologischen Befunde

6.11 Untersuchung von Wunden

6.11.1 Hintergrund

6.11.2 Durchführung

6.11.3 Befunde

6.12 Weiterführende Untersuchungsmethoden

7 Neurologischer Untersuchungsgang

7.1 Nationale und Vorbericht

7.2 Allgemeiner Untersuchungsgang

7.3 Allgemeinverhalten (Spontanes und reaktives Verhalten)

7.3.1 Hintergrund

7.3.2 Durchführung

7.3.3 Physiologische und pathologische Befunde

7.4 Untersuchung des Schädels und der Wirbelsäule

7.4.1 Durchführung

7.4.2 Physiologischer Befund

7.4.3 Pathologische Befunde

7.4.4 Mögliche Ursachen der pathologischen Befunde

7.5 Beurteilung der Haltung und des Ganges

7.5.1 Hintergrund

7.5.2 Durchführung

7.5.3 Physiologischer Befund

7.5.4 Pathologische Befunde und mögliche Ursachen

7.6 Funktion der Kopfnerven

7.6.1 KN I: Geruchssinn (N. olfactorius)

7.6.2 KN II: Gesichtssinn (N. opticus)

7.6.3 KN III: Pupillarreflex (N. oculomotorius)

7.6.4 KN III, IV und VI: Augenbewegungen (N. oculomotorius, N. trochlearis, N. abducens)

7.6.5 KN V und X: Sensibilität im Kopfbereich (N. trigeminus, N. vagus)

7.6.6 KN V: Kaubewegungen (N. trigeminus)

7.6.7 KN VII: Gesichtsausdruck (N. facialis)

7.6.8 KN VIII: Gehörsinn (N. vestibulocochlearis, Pars cochlearis)

7.6.9 KN VIII: Gleichgewichtssinn (N. vestibulocochlearis, Pars vestibularis)

7.6.10 KN IX und X: Schluckreflex (N. glossopharyngeus, Teile des N. vagus)

7.6.11 KN XII: Zungenbewegung (N. hypoglossus)

7.6.12 KN X und XI: Larynxfunktion (N. vagus, N. accessorius)

7.6.13 Weitere Funktionen des N. vagus

7.6.14 KN XI: Halsmuskulatur (N. accessorius)

7.7 Haltungs- und Stellreaktionen (propriozeptive Tests)

7.7.1 Korrekturreaktion (Überkötungsreaktion)

7.7.2 Hüpfreaktion

7.7.3 Schubkarren-Reaktion

7.7.4 Gehen auf den Hintergliedmaßen

7.7.5 Stehen und Gehen auf einem ipsilateralen Gliedmaßenpaar

7.7.6 Unterstützungsreaktion

7.7.7 Aufrichtreaktion

7.7.8 Tischkantenprobe

7.7.9 Tonische Halsreaktion

7.8 Spinale Reflexe

7.8.1 Reflexe der Hinterextremität

7.8.2 Reflexe der Vorderextremität

7.8.3 Flexorreflex (an Vorder- und Hinterextremität)

7.8.4 Abnorme Reflexe

7.8.5 Anal-, Perineal- und Schweif-After-Reflex

7.8.6 Hautsensibilität

7.8.7 Pannikulusreflex

7.8.8 Slap-Test

7.8.9 Zervikofazialisreflex

7.9 Schmerzempfindung

7.9.1 Hintergrund

7.9.2 Durchführung

7.9.3 Pathologische Befunde und mögliche Ursachen

7.10 Prüfung bei der Arbeit

7.11 Futter- und Wasseraufnahme, Harn- und Kotabsatz

7.11.1 Physiologischer Befund

7.11.2 Pathologische Befunde

7.12 Besondere Untersuchungen

7.12.1 Blutuntersuchung

7.12.2 Untersuchung des Liquor cerebrospinalis

7.12.3 Bildgebende Verfahren

7.12.4 Elektrodiagnostik

7.12.5 Biopsie

7.12.6 Neuropathologische Untersuchungen

7.13 Zusammenfassung der Befunde (Lokalisation der Läsion)

7.14 Häufige ZNS-Erkrankungen bei Nutztieren

8 Gynäkologischer Untersuchungsgang

8.1 Ziele der gynäkologischen Untersuchung

8.2 Prüfung des Sexualverhaltens

8.2.1 Hintergrund

8.2.2 Durchführung

8.2.3 Physiologische Befunde

8.2.4 Pathologische Befunde und mögliche Ursachen

8.3 Spezielle gynäkologische Untersuchung

8.3.1 Äußere Untersuchung

8.3.2 Innere Untersuchung

8.3.3 Weiterführende Untersuchungen

8.4 Trächtigkeitsuntersuchung

8.4.1 Hintergrund

8.4.2 Durchführung

8.4.3 Physiologische Befunde

8.4.4 Pathologische Befunde und mögliche Ursachen

8.5 Untersuchung der Milchdrüse

8.5.1 Hintergrund und Durchführung

8.5.2 Physiologische und pathologische Befunde

9 Geburtshilflicher Untersuchungsgang

9.1 Ablauf der Geburt und Geburtsstadien

9.1.1 Vorbereitungsstadium

9.1.2 Öffnungsstadium

9.1.3 Aufweitungsstadium

9.1.4 Austreibungsstadium

9.1.5 Position des Fetus im Geburtsweg

9.1.6 Geburtsüberwachung mit Geburtenwächtern

9.2 Geburtshilflicher Vorbericht

9.3 Allgemeinuntersuchung

9.4 Spezielle geburtshilfliche Untersuchung

9.4.1 Durchführung

9.4.2 Befunde am Muttertier

9.4.3 Befunde am Fetus

9.4.4 Geburtshilfliche Nachuntersuchung

9.5 Erstversorgung des Neugeborenen

10 Andrologischer Untersuchungsgang

10.1 Vorbericht

10.2 Nationale

10.3 Allgemeine Untersuchung

10.4 Spezielle andrologische Untersuchung

10.4.1 Morphologische Untersuchung der Geschlechtsorgane

10.4.2 Funktionelle Untersuchung (Paarungsverhalten)

10.4.3 Biologische Samenuntersuchung

10.4.4 Weitergehende Verfahren der andrologischen Untersuchung

10.4.5 Zusammenfassung des Untersuchungsganges und Diagnoseübersicht

11 Untersuchung des Auges und seiner Adnexe

11.1 Untersuchungsinstrumente und -hilfsmittel

11.1.1 Untersuchungsraum

11.1.2 Fixierung des Patienten

11.1.3 Öffnen der Lidspalte

11.1.4 Instrumente

11.2 Augenuntersuchungsgang

11.2.1 Orientierende Voruntersuchung beider Augen

11.2.2 Detailuntersuchung eines Auges

11.2.3 Weiterführende Untersuchungen

Teil IV Labordiagnostik und Medikamente

12 Probenahme, Laboruntersuchungen und invasive diagnostische Maßnahmen

12.1 Laboruntersuchungen Allgemeines

12.2 Untersuchung des Blutes

12.2.1 Blutprobengewinnung

12.2.2 Hämatologische Blutuntersuchung (Blutstatus, Blutbild)

12.2.3 Hämostase (Blutgerinnung)

12.2.4 Klinisch-chemische Blutuntersuchung

12.3 Untersuchung des Harnes

12.3.1 Harnentnahme

12.3.2 Physiologischer Harnbefund

12.3.3 Physikalische Untersuchung

12.3.4 Chemische Untersuchung

12.3.5 Mikroskopische Untersuchung des Harnsedimentes

12.3.6 Bakteriologische Untersuchung

12.3.7 Nierenfunktionsprüfungen

12.4 Untersuchung der Synovia

12.4.1 Punktion von Synovialräumen

12.4.2 Grobsinnliche Untersuchung

12.4.3 Synovialdiagnostik im Labor

12.5 Untersuchung des Liquor cerebrospinalis

12.5.1 Entnahmetechnik

12.5.2 Makroskopische Untersuchung

12.5.3 Weiterführende Untersuchungen

12.6 Untersuchung des Panseninhaltes

12.6.1 Entnahmetechnik

12.6.2 Untersuchung

12.7 Aseptische Milchprobenentnahme

12.8 Zytologische Untersuchungen/Zytodiagnostik

12.8.1 Probenentnahme und Probenvorbereitung

12.8.2 Färbung

12.8.3 Systematische Beurteilung zytologischer Präparate

12.8.4 Effusionen

12.9 Lokale Anästhesien

12.9.1 Interpretation der diagnostischen Anästhesie

12.9.2 Leitungsanästhesien

12.10 Sonstige invasive Untersuchungsmethoden

12.10.1 Gastroskopie beim Pferd

12.10.2 Laparoskopie beim Pferd

12.10.3 Laparoskopie beim Rind

12.10.4 Diagnostische Laparotomie beim Rind

12.10.5 Laparoskopie und Probelaparotomie bei Exoten

13 Applikation von Arzneimitteln und Diagnostika

13.1 Orale Applikation

13.2 Injektionen

13.2.1 Intravenöse Injektion

13.2.2 Intramuskuläre Injektion

13.2.3 Subkutane Injektion

13.2.4 Lokale Injektionsarten

13.3 Lokale Applikationsarten

13.3.1 Intranasale Applikation/Inhalation

13.3.2 Intrakonjunktivale Applikation

13.3.3 Intramammäre Applikation

13.3.4 Intravaginale Applikation

13.3.5 Intrauterine Applikation

13.3.6 Intravesikale Applikation

13.3.7 Intrapräputiale Applikation

13.3.8 Rektale Applikation

13.3.9 Kutane Applikation

Autorenvorstellung

Anschriften

Sachverzeichnis

Impressum

Teil I Grundlagen

1 Einleitung

2 Handling und Zwangsmaßnahmen

3 Nationale

1 Einleitung

Walter Baumgartner, Thomas Wittek

Das Fachgebiet der Klinischen Propädeutik liefert die Vorkenntnisse für das Diagnostizieren von Krankheiten, deren Behandlung (Therapie) und Vorbeugung (Prophylaxe).

In der Klinik werden die Krankheiten besprochen und dabei u. a. auf Ätiologie (Krankheitsursache), Pathogenese (Krankheitsentstehung) bzw. Pathophysiologie, spezielle Symptomatik, Diagnose und Differenzialdiagnose, Prophylaxe und Therapie eingegangen. Daraus ergibt sich dann die für den Tierbesitzer wichtige Prognose (Vorhersage), d. h. die Aussage des Tierarztes über den weiteren Verlauf der Krankheit (Dauer, Ausgang, Behandlungskosten).

Ausschlaggebend für den guten Diagnostiker sind neben der sorgfältigen und vollständigen Untersuchung und dem richtigen Erkennen der Symptome auch der Sinn für das Wesentliche und das Vermögen, diesen bei den diagnostischen Erwägungen einzusetzen. Es ist nicht ausschließlich das medizinische Fachwissen, das den guten Diagnostiker und Tierarzt ausmacht, sondern eine gewisse Beweglichkeit des Geistes, die Erfassung der Dynamik pathologischer Vorgänge und ein – manchmal geradezu kriminalistischer – Spürsinn für oft rein technische Störungen der Umwelt, die aufgrund von Erfahrung, aber auch einer gewissen Begabung, erworben werden müssen.

1.1 Symptome und Diagnose

Krankheiten bei Tier und Mensch werden „aufgrund von besonderen Veränderungen des Lebenszustandes erkannt“. Diese Abweichungen vom physiologischen Zustand sind die Krankheitserscheinungen oder Symptome. Man unterscheidet:

subjektive Symptome („symptoms“ im Englischen), die der Patient fühlt und dem Arzt mitteilt

objektive Symptome („signs“ im Englischen), die der Arzt durch die klinische Untersuchung ohne Beeinflussung durch den Patienten feststellt

Da den Tieren die Mitteilungsfähigkeit für subjektive Empfindungen in der Regel fehlt, hat es der Tierarzt vorwiegend mit objektiv zu erhebenden Symptomen zu tun. Voraussetzung für die Erkennung derartiger Abweichungen von der Norm sind Kenntnisse des physiologischen Zustandes bzw. des physiologischen Verhaltens der betreffenden Tierart, die aber auch von der Umwelt, einschließlich des Trainings und der Abrichtung, beeinflusst werden. Wird unter Berücksichtigung dieser Verhältnisse aus den Abweichungen von der Norm eine Krankheit festgestellt, so bezeichnet man das als „Stellen einer Diagnose“ oder „diagnostizieren“. Die zu einer Diagnose führenden Denkvorgänge lassen sich den fünf Stufen einer wissenschaftlichen Analyse zuordnen:

Auftreten eines Problems (Anlass der Untersuchung)

Lokalisieren und Präzisieren dieses Problems (Untersuchung)

Ansatz einer möglichen Lösung (Diagnose)

logische Entwicklung der Konsequenzen des Ansatzes (Therapie)

weitere Beobachtung bzw. das experimentelle Vorgehen (Prüfen der Diagnose/des Therapieerfolgs)

1.1.1 Punkt 1 und 2: Untersuchung

Das Ingangsetzen des Denkprozesses beim Diagnostizieren erfolgt durch den Nachweis einer Abweichung von der Norm (= Problem), d. h. der Feststellung eines oder mehrerer Symptome. Jedes Symptom ist im Prinzip ein physiologischer Vorgang, der nur quantitativ, qualitativ oder zeitlich von der Norm abweicht. Voraussetzungen für die Feststellung der Symptome sind:

Erwerb technischer Fähigkeiten: Eine klinische Medizin ohne Empirie (Erkennungsmethode, die von Erfahrung ausgeht) ist nicht möglich. Neben dem Üben der technischen Fertigkeiten bei diagnostischen Handlungen ist die Schulung der Beobachtungsgabe wichtige Aufgabe des klinischen Unterrichtes. Nur die Erfahrung oder die Unterweisung durch einen Erfahrenen wird die richtige Beurteilung der festgestellten Veränderungen ermöglichen, und auch das vorliegende Buch kann keinesfalls den praktischen klinischen Unterricht ersetzen.

Ausschöpfen diagnostischer Möglichkeiten: Zu diesem Zweck sollte sich der Untersuchende eines Untersuchungsganges oder – insbesondere bei der Beurteilung von Tieren im Herdenmaßstab – einer Checkliste bedienen. Dadurch wird verhindert, dass eine Untersuchungsmethode oder ein Untersuchungspunkt übersehen wird.

Die meisten Fehldiagnosen kommen nicht durch ein technisches Unvermögen, mangelnde Erfahrung oder falsche Denkvorgänge zustande, sondern dadurch, dass vergessen wird, eine Reihe von diagnostischen Möglichkeiten auszuschöpfen.

Mithilfe der diagnostischen Methoden können die Probleme lokalisiert und präzisiert, d. h. einem Organ oder einem Organsystem zugeordnet werden. Hierbei sind Kenntnisse der Grundlagenfächer wie z. B. Anatomie, Physiologie, Physik und Biochemie genauso einzubeziehen wie die Pathologie bzw. Pathophysiologie und auch Umweltfaktoren.

1.1.2 Punkt 3 und 4: Diagnosestellung und Therapie

Nach der Lokalisation der Normabweichung erfolgt die Zuordnung der Krankheitserscheinungen zu einem bekannten Modell oder zumindest das Erkennen der Funktionsstörung. Um zum Ansatz einer möglichen Lösung (= Diagnose) zu kommen, muss der Untersucher die verschiedenen Symptome korrelieren und ihre gegenseitige Unabhängigkeit oder Abhängigkeit prüfen. Dies geschieht vielfach auf dem Wege des Ausschlusses (Diagnose per exclusionem). Beruht die Diagnose dagegen auf den tatsächlich vorliegenden Veränderungen, handelt es sich um eine affirmative Diagnose. Lässt ein Symptom Rückschlüsse auf nur eine bestimmte Krankheit zu, wird es pathognomonisches (krankheitsbezeichnendes) Symptom genannt. In den meisten Fällen ist es aber nicht möglich, sofort eine bestimmte Diagnose zu stellen, d. h. nicht nur das Organ oder den Sitz der Krankheit, sondern auch die Ursache und die Art der Erkrankung festzustellen. Man spricht daher von unterschiedlichen Arten der Diagnose:

Ätiologische Diagnose: Nicht nur eine Organlokalisation, sondern auch Ursache und Art der Erkrankung (z. B. Entzündung, Degeneration) konnten einwandfrei festgestellt werden.

Vorläufige Diagnose (Verdachtsdiagnose): Die Krankheit ist zum Zeitpunkt nicht mit Sicherheit zu erkennen.

Funktionsdiagnose: Es wird eine Funktionsstörung eines oder mehrerer Organe festgestellt, ohne die genaue Art der betreffenden Organkrankheit nachzuweisen.

Organdiagnose: Die Lokalisation der Krankheit erfolgt in einem bestimmten Organ.

Symptomatische Diagnose: Ursache und betroffenes Organ konnten nicht festgestellt werden, es wird daher nur ein bestimmtes, prägnantes Symptom als Diagnose angeführt.

Diagnosis ex juvantibus: Durch den Erfolg einer Therapie wird die vorläufige Diagnose bestätigt.

Die verschiedenen, als Ursache der Symptome in Betracht kommenden Erkrankungen werden als Differenzialdiagnosen bezeichnet.

Wir sehen immer wieder, dass klassische Krankheitsbilder heute nicht mehr „lehrbuchmäßig“ auftreten, sondern dass Symptomatologie und Verlauf verschwimmen und auch ihre Ätiologie komplexer wird.

Praxis

Wesentlich ist es, zumindest zu einer Funktionsdiagnose zu kommen, da dann in vielen Fällen schon therapeutisch eingegriffen werden kann.

1.1.3 Punkt 5: Prüfen der Diagnose

Schließlich hat der Untersucher die Richtigkeit seiner Diagnose zu kontrollieren und eventuell zu ergänzen oder zu ändern. Dies geschieht anhand des Krankheitsverlaufes – bei den Infektionskrankheiten unter Berücksichtigung der Epidemiologie (des Seuchenverlaufes in einem großen Gebiet) – bzw. aufgrund des Erfolges der Therapie oder der Bekämpfungsmaßnahmen. Der Untersucher muss also nicht nur eine Bestätigung der Lösung seines logischen Denkvorganges suchen, sondern er sollte auch die Lösung selbst dauernd infrage stellen. Hier spielt der Zeitfaktor im weiteren Sinne eine Rolle. Es kommt nicht nur auf das Zusammenspiel der Symptome zu einem bestimmten Untersuchungszeitpunkt an, sondern auch auf die Änderung des Musters der Symptome im Verlauf der Erkrankung, das in manchen Fällen erst zu einer Diagnose führt. Der gesamte diagnostische Vorgang ist zu wiederholen und die Hypothese (= Diagnose) ist zu korrigieren, wenn die Entwicklung der Symptome nicht mehr mit ihr im Einklang steht. Alles dies ist letzten Endes nichts anderes als das sogenannte medizinische Denken und verläuft bei einem erfahrenen Praktiker vielfach intuitiv und automatisch.

1.2 Allgemeines zum Untersuchungsgang

Für den Umgang mit den Patienten sind Kenntnisse des physiologischen Verhaltens, der Abwehr und der Fluchtreaktionen der betreffenden Tierarten notwendig. Die Untersuchung soll mit Ruhe, dennoch aber mit vorsichtiger Festigkeit und Bestimmtheit ausgeführt werden. Bewegungseinschränkende Zwangsmittel kommen nur dann in Betracht, wenn man ohne diese nicht auskommt. Unter Umständen ist eine örtliche oder allgemeine Sedierung oder Narkotisierung des Tieres notwendig.

1.2.1 Systematik des Untersuchungsganges

Wie erwähnt, ist der größte Teil aller Fehldiagnosen auf eine mangelhafte Durchführung der Untersuchung zurückzuführen. Damit bei der Untersuchung nichts vergessen wird, ist es zweckmäßig, sich an eine bestimmte Reihenfolge zu halten, also einem Untersuchungsgang zu folgen. Im Lauf der Zeit wird diese Reihenfolge zur Routine und man hält sie automatisch ein. Die Untersuchung muss stets so durchgeführt werden, dass nichts vergessen wird.

Bezüglich der Art des Untersuchungsganges gibt es zwei prinzipielle Vorgehensweisen:

Untersuchung nach Organsystemen (Magen-Darm-Trakt, Atemtrakt, Kreislauf- und Lymphsystem usw.)

topografischer Untersuchungsgang (bezieht bei jeder Körperregion alle dort vorkommenden Organe und Organsysteme ein)

Der Vorteil des nach Organsystemen geordneten Untersuchungsganges liegt im logischen Aufbau und in der zusammenhängenden Darstellung eines bestimmten Funktionskomplexes, wie z. B. des gesamten Magen-Darm-Traktes. Er erfordert allerdings mehr Arbeitsaufwand und birgt vor allem die Gefahr in sich, dass bei einer bestimmten Funktionsstörung nur dieses betreffende Organsystem untersucht und eine Störung vonseiten anderer Organsysteme übersehen wird bzw. nicht daran gedacht wird, dass die festgestellten Störungen auch auf die Erkrankung eines anderen Systems zurückgeführt werden könnten.

Der Vorteil des topografischen Untersuchungsganges, dem in diesem Buch gefolgt wird, liegt im verringerten Arbeitsaufwand (es wird am Kopf begonnen und im Bereich der kaudalen Körperregionen aufgehört) und darin, dass man sämtliche Funktionsstörungen einer bestimmten Region registriert und sie erst zum Schluss in logischen Zusammenhang zu bestimmten Organstörungen bringt. Die Untersuchung wird also viel unvoreingenommener durchgeführt. Daraus ergibt sich aber auch der Nachteil dieses Untersuchungsganges, nämlich die erwähnte unsystematische Vorgehensweise, die das Erlernen erschwert.

Je nach Ausmaß unterscheidet man:

Allgemeiner Untersuchungsgang: Er deckt alle Organsysteme ab und sollte immer zumindest bei der Erstuntersuchung eines Patienten durchgeführt werden. Bei der Herdendiagnostik wird der Grunduntersuchungsgang modifiziert und die Punkte Anamnese und Umwelt werden besonders ausführlich behandelt (Checkliste).

Spezielle Untersuchungsgänge: Ergibt der allgemeine Untersuchungsgang den Hinweis, dass ein bestimmtes Organsystem betroffen ist (z. B. Haut, Geschlechtsapparat oder Nervensystem), wird dieses Organsystem in einem speziellen Untersuchungsgang ausführlicher untersucht.

Die besonderen Untersuchungen ergänzen die einfachen Untersuchungsgänge durch spezielle und meist mit technischem Aufwand verbundene diagnostische Verfahren, die nur in bestimmten Fällen eingesetzt werden (z. B. Harnuntersuchung, Blutuntersuchung, bildgebende Verfahren, EKG).

1.2.2 Hygiene bei der Untersuchung

Auch hygienische Aspekte müssen bei der Untersuchung berücksichtigt werden. Nach Beendigung der Intervention sind Instrumente und Behandlungstisch zu reinigen und zu desinfizieren, desgleichen die Hände – falls keine einmal verwendbaren Plastikhandschuhe benutzt wurden. Bei Verdacht auf eine Infektionskrankheit ist auch die Schutzkleidung (Kittel, Overall) zu wechseln. Vor Betreten von Stallungen sind in größeren Betrieben gereinigte und desinfizierte Überschuhe oder einmal zu verwendende Kunststoffüberzüge und neue Arbeitskleidung (Mantel, Hose, Overall, Kopfbedeckung, Überschuhe, Stiefel, Einmalhandschuhe) anzulegen und die Hände zu reinigen und zu desinfizieren. Bei einzelnen oder in kleinen Gruppen bzw. extensiv gehaltenen Tieren, insbesondere Pferden, Hunden und Katzen, kann man sich mit dem Anlegen eines neuen Kittels und von Überschuhen begnügen. Manche Tiere scheuen sich vor weißer Kleidung, weshalb in der Praxis grauer oder dunkelfarbener Bekleidung der Vorzug vor der weißen zu geben ist. Nach Beendigung der Untersuchung und Verlassen des Betriebes sind diese Kleidungsstücke wieder abzulegen, die Hände und Stiefel zu reinigen und zu desinfizieren, um eine Weiterverschleppung von Krankheitserregern zu vermeiden.

2 Handling und Zwangsmaßnahmen

Walter Baumgartner, Cornelia Christen, Matthias Gauly, Nicolai Hildebrandt, Petra Kölle, Andreas Moritz, Michael Pees, Maximilian Schuh, Gerald Schusser, Wolfgang Sipos, Thomas Wittek

2.1 Pferd

Gerald Schusser

2.1.1 Herantreten

Vor dem Herantreten an ein Pferd muss dieses immer angesprochen werden. Aus der Reaktion kann man entnehmen, ob es gutmütig ist oder nicht (Zurücklegen der Ohren, Zuwenden des Hinterteiles, Ausschlagversuche). Das Pferd muss richtig gezäumt oder zumindest mit einem Halfter versehen sein (nur in geschlossenen Räumen oder Höfen vertretbar) und von einem Helfer gehalten werden. Ist es vorn angehängt, so veranlasst man es durch Anrufen zum Seitwärtstreten, nähert sich dem Kopf und erfasst es am Halfter. Im Bereich der Extremitäten tritt man immer nur von der Seite an das Pferd, da in diese Richtung das Ausschlagen am schwierigsten ist. Das Herangehen und Berühren eines Pferdes soll nie zaghaft, sondern kraftvoll erfolgen. Unruhige Tiere lassen sich durch gütliches und leises Zureden oder Abklopfen häufig beruhigen.

2.1.2 Zwangsmaßnahmen

Die einfachste Zwangsmaßnahme ist das Aufheben eines Fußes. Man lässt den Vorderfuß aufheben, an dessen Seite man untersucht. Nur bei bestimmten Untersuchungen an den Hinterextremitäten werden auch diese abwechselnd aufgehoben. Die Nasenbremse ist ein Holzstab mit Schlinge aus fester Schnur, die um die Lippe gelegt und durch Drehen mäßig angezogen wird ( ▶ Abb. 2.1). Der dadurch erzeugte Schmerz lenkt die Aufmerksamkeit des Pferdes von der Untersuchung ab. Bei Anlegen einer derartigen Bremse wurde eine Erhöhung des Endorphinspiegels nachgewiesen, die zu einer Schmerzlinderung führt. Trotzdem sollte aus Gründen des Tierschutzes die Bremse nur dann eingesetzt werden, wenn es unbedingt notwendig ist. Eingehendere Untersuchungen und kleine Operationen sind nach Sedierung bzw. Lokalanästhesie und unter Umständen nur in einem Zwangsstand möglich.

Abb. 2.1 Anwendung der Nasenbremse zur Fixierung des sedierten Pferdes bei der Gastroskopie.

2.1.3 Fixieren von Fohlen

Saugfohlen werden in Gegenwart ihrer Mütter untersucht, wobei sie von einem Helfer so gehalten werden, dass der Hals vor der Brustbeinspitze mit einer Hand unterfasst wird und die zweite Hand hinter den Sitzbeinhöckern das Fohlen fixiert. Bei widerspenstigen oder älteren Fohlen wird der Schweif an der Schweifwurzel mit einer Hand umfasst und nach oben gedrückt (Schweifbremse) und mit der zweiten Hand wird der Hals unterfasst, um das Fohlen zu fixieren und für klinische Untersuchungen zu präsentieren ( ▶ Abb. 2.2).

Abb. 2.2 Fixierung eines vier Monate alten Fohlens, wobei das Halten am Hals und am Schweifansatz zur Beruhigung beiträgt.

2.1.4 Sedierung

Für die Sedierung der Pferde können verabreicht werden:

Detomidinhydrochlorid (0,02–0,04 mg/kg KM i. v., i. m., p.o.),

Xylazinhydrochlorid (0,5 mg/kg KM i. v.; kann mit derselben Dosis wiederholt werden) oder

Romifidinhydrochlorid (0,04–0,08 mg/kg KM i. v.).

2.1.5 Auftreiben oder Aufheben

Liegende Tiere werden durch Anrufen oder sanftes Abklopfen zum Stehen gebracht, wenn es die Krankheit gestattet. Vorher lässt man die Vorderfüße gerade ausstrecken und durch Helfer den Kopf und den Schweif beim Aufstehen unterstützen. Aufstehhilfsmittel, wie Gurte und Netze in Verbindung mit einem Kran, können festliegende Pferde beim Aufstehen unterstützen oder eine Stehhilfe darstellen.

2.2 Rind

Walter Baumgartner, Thomas Wittek

2.2.1 Herantreten

Das Rind reagiert auf jähe Bewegungen vor seinen Augen mit Abwehrbewegungen des Kopfes. Daher sollte man mit den Händen möglichst wenig in den Bereich der Augen kommen. Der Untersucher geht an das Rind von links oder rechts hinten heran, spricht es an, klopft es ab und geht dann nach vorn zum Kopf. Wenn man von der linken Seite an ein Rind herantritt, klopft man dem Tier mit der rechten Hand leicht auf die rechte Gesichtshälfte, worauf es sofort mit dem Kopf nach links ausweicht. Hierauf fährt die linke Hand ebenfalls über den Nasenrücken auf die rechte Gesichtshälfte, biegt den Kopf noch mehr nach links, gelangt mit den Fingern in die Nasenöffnungen (Nasengriff, ▶ Abb. 2.3) und erfasst gleichzeitig, sofern vorhanden, mit der rechten Hand das linke Horn. Geht man von rechts an das Tier heran, so sind alle Handgriffe im entgegengesetzten Sinne auszuführen. Anschließend lehnt sich der Untersucher im Bereich der Schulter oder des Halses mit vom Tier abgekehrten Fußspitzen an. Er wird so vom Tier, ohne Schaden zu erleiden, in die eine oder andere Richtung mitbewegt, außerdem wird ihm das Rind nie auf die Zehen steigen.

Abb. 2.3 Nasengriff zum Fixieren des Kopfes beim Rind.

(Foto: Dr. M. Bernkopf)

Bei widerspenstigen Tieren gelingt das Abfangen sehr gut und rasch mit einem Keilriemen, der über das Flotzmaul bis etwa auf die halbe Distanz zwischen Flotzmaul und Augen über den Kopf geschoben wird. Der Keilriemen ist genügend steif, rutscht nicht und bereitet dem Tier keine Schmerzen. Die weitere Fixierung erfolgt mit Leder- oder Kettenhalftern.

Zum Einfangen von freilaufenden Rindern (Weide-, Almhaltung usw.) und Rindern, die den Umgang mit dem Menschen nicht gewöhnt sind, ist eine Fangschleuse/ein Fangstand notwendig.

2.2.2 Zwangsmaßnahmen

Die verschiedenen Zwangsmaßnahmen sollen nur bei ungebärdigen Tieren Verwendung finden, z. B. die Nasenbremse (Ochsenbremse nach Harms, Bremse nach Haake, Hauptner-Bremse nach Reetz). Die tierschutzrechtlichen Bestimmungen sind bei der Anwendung der Zwangsmaßnahmen besonders zu beachten.

Durch starkes Aufbiegen des Schwanzes in der Medianlinie über den Rücken nach vorne unter wippenden Bewegungen reiben sich die einzelnen Wirbel am Schwanzansatz gegeneinander und bereiten dem Tier geringgradige Schmerzen, worauf es still hält (Texasbremse). Der Kniefaltengriff (kräftiges Erfassen der Kniefalte mit einer Hand zur Ruhigstellung einer Hinterextremität) oder eine bügelförmige Schlagfessel bringen die Tiere ebenfalls dazu, ruhig zu stehen.

Eine Doppelschlinge kann oberhalb des Sprung- oder Karpalgelenks mit einem kurzen Stock so lange zusammengedreht werden, bis das Tier die Extremität entlastet (Schenkelbremse). Klauenkorrekturen und kleine Verbände lassen sich so gut anlegen. Zur Klauenkorrektur ist ein (fahrbarer) Zwangsstand zu empfehlen ( ▶ Abb. 2.4).

Abb. 2.4 Fleckviehkuh im Zwangsstand.

(Foto: Dr. M. Bernkopf)

2.2.3 Fixieren von Stieren

Bevor man Stiere untersucht, müssen sie mit einer Führstange am Nasenring abgefangen werden. Stiere sollten grundsätzlich von zwei Männern mit je einer Führungsstange und Blende geführt werden. Das Einziehen des Nasenringes erfolgt mit der Nasenringzange nach Hauptner. Bei schweren Sprungstieren ist die Schenkelbremse jedoch nicht geeignet.

Vorsicht

Das erste Führen mit dem Stab am Ring soll frühestens 14 Tage nach dem Einziehen erfolgen, da ein frisch eingezogener Ring erhebliche Schmerzen verursacht. Das Anhängen von Stieren am Nasenring ist verboten.

2.2.4 Ablegen von Rindern

Für das Ablegen des Rindes stehen verschiedene Methoden zur Verfügung.

Ablegen mit Seil Ein etwa 10 m langes Seil wird an den Hörnern des Rindes festgebunden und zieht von dort seitlich der Wirbelsäule (wenn das Rind nach rechts gelegt werden soll, links neben der Wirbelsäule oder umgekehrt) zur Brust, wird hinter dem Schultergürtel einmal rundherum geschlungen, zieht weiter bis vor den Hüfthöcker, macht dort nochmals eine Schlinge und wird dann gerade nach hinten gezogen. Das Tier legt sich langsam nieder, daher ist die Methode bei allen Bodenverhältnissen möglich. Wenn das Rind liegt, müssen sofort der Kopf fixiert und die Extremitäten gefesselt werden. Für diese Art des Niederlegens werden drei bis vier Hilfskräfte benötigt.

Methode nach Szabo: Diese Methode ist auch für Rinder ohne Hörner geeignet. Dazu wird das Seil über den Hals vor dem Widerrist gelegt und dann kreuzend über Brust und Abdomen geführt. Eine Person fixiert den Kopf, zwei andere ziehen die Seilenden kräftig nach kaudal. Dadurch wird das Tier niedergeschnürt und legt sich ab.

Methode nach DeJong: Besonders für jüngere Rinder ohne Hörner ist die Methode des Niederschnürens nach DeJong geeignet. Eine U-förmige Seilschlinge wird am Thorax (kranialer Schenkel) und am Abdomen (kaudaler Schenkel) angebracht. Gleichzeitig wird ein Wurfzeug an Vorder- und Hintergliedmaßen befestigt. Durch kräftiges Zusammenziehen der Schlinge legen sich die Tiere nieder.

Wurfzeug Beim Abwerfen mit den verschiedenen Wurfzeugen geht das Rind schnell zu Boden. Es muss daher für eine gute Unterlage gesorgt werden. Am besten eignen sich dicht zusammengestellte Strohballen (kein loses Stroh!) mit einer darüber gelegten Plane. Notfalls kann man das Tier auch auf einer weichen Wiese abwerfen. Die Schnallen des Wurfzeuges müssen im Gegensatz zum Pferd oberhalb der Fesselgelenke angelegt werden.

Operationswagen Als sehr gute Methoden zum Niederlegen von Rindern eignen sich verschiedene Operationswagen (z. B. Modell Rosensteiner; ▶ Abb. 2.5). Die hydraulischen Hebebühnen oder Hubstapler mit aufklappbaren Pulten sind wohl nur Kliniken vorbehalten.

Abb. 2.5 Operationswagen zum Ablegen des Rindes.

(Foto: Dr. M. Bernkopf)

2.2.5 Sedierung

Für die Ausschaltung der Motorik eignen sich Muskelrelaxanzien, Narkotika und Sedativa.

Sedativa (Vorsicht bei Anwendung bei schweren inneren Erkrankungen und Intoxikationen): Xylazin: 0,1–0,2 mg/kg KM i. m., Wirkungseintritt nach etwa 10 Minuten

2.2.6 Auftreiben und Aufheben festliegender Rinder

Folgende Maßnahmen sollten nur bei ungebärdigen Tieren ausnahmsweise versucht werden:

Elektrischer Treibstock: Der elektrische Stromschlag kommt für das Tier überraschend; es versucht aufzustehen. In vielen Fällen reicht alleine das summende Geräusch, um die Rinder zum Aufstehen zu bewegen. Es sind ausschließlich Geräte mit automatischer Abschaltung zu nutzen.

Schwanz mit dem Stiefel kurz auf dem Stallboden walken. Der geringgradige Schmerz am Periost der Wirbelkörper veranlasst das Tier aufzustehen.

Vorsicht

Voraussetzung für Auftreibversuche ist der Ausschluss von Frakturen sowie schweren Muskelverletzungen.

Gelingt es mit den genannten Methoden nicht, das Tier zum Stehen zu bringen, kann mit Sicherheit angenommen werden, dass es infolge hochgradiger Schwäche einfach nicht in der Lage ist, sich zu erheben.

Hier kann man nun, falls vier bis fünf Hilfskräfte (je zwei an jeder Seite, ein Mann am Kopf) zur Verfügung stehen, mit dem Johne’schen Seil einen Aufstehversuch durchführen. Bei Tieren mit Adduktorenrissen, wie sie nach Geburten, Gebärparesen oder auf zu glatten Böden häufig vorkommen, sind die Hinterextremitäten vor dem Aufstehversuch über den Fesselgelenken mit einem starken Ledergurt zusammenzubinden (Vergrittungsgeschirr, ▶ Abb. 2.6). Das Ausgleiten der Extremitäten wird so verhindert.

Abb. 2.6 Angelegtes Vergrittungsgeschirr zur Verhinderung des Grätschens der Hinterextremitäten.

(Foto: Dr. M. Bernkopf)

Die Bagshawe-Klammer beruht darauf, dass dieses Gerät an einem Flaschenzug hängend unter den Hüfthöckern an der Muskulatur angreift und das Tier in der Nachhand hebt. Bei schweren Tieren muss die Hängedauer sehr kurz gehalten werden, da es sonst ventral vom Hüfthöcker zu Muskelrissen kommen kann. Mit den Hebegeräten (z.B. nach Dr. Kaltenböck oder nach Rosensteiner) können Rinder jeder Gewichtsklasse zum Stehen gebracht werden. Die Geräte sind zerlegbar und können im Praxisauto mitgeführt werden. Eine weitere Methode ist die Nutzung von Becken, die mit Wasser gefüllt werden können, der Auftrieb ermöglicht den Tieren das Aufstehen.

Vorsicht

Der Transport von festliegenden Rindern sollte nur auf einer Schleppmatte oder mit anderen Hilfsmitteln erfolgen.

2.3 Kleine Wiederkäuer

Walter Baumgartner, Thomas Wittek

Beim Abfangen dürfen Schafe nicht an der Wolle angefasst werden. Das Fangen von hinten erfolgt am besten durch Griff eines Hinterbeines dorsal des Sprunggelenks. Dabei dürfen die Gliedmaßen nur nach kaudal gezogen werden, anderenfalls besteht die Gefahr von Frakturen oder Luxationen. In Schäfereien sollte man das Abfangen grundsätzlich durch den Schäfer mit der Schäferschippe durchführen lassen. Das Abfangen von vorn erfolgt durch Ziehen der Vorderextremität nach vorn. Damit die Tiere sich nicht wegdrehen, muss dabei am Kopf gegengehalten werden.

Zum Fixieren im Stehen werden dem neben dem Helfer stehenden Tier die aufgestellten Finger in den Kehlgang zwischen die Unterkieferäste gedrückt.

Zum Umsetzen steht das Tier, mit dem Kopf nach links, vor dem Gehilfen oder Untersucher. Die linke Hand wird vor die Brustapertur gelegt, die rechte Hand wird über den Körper des Tieres hinweg in die rechte Kniefalte geführt. Das Tier wird über das linke Knie aufgehoben und umgesetzt. Dabei müssen die Hinterbeine genügend weit vom Boden abgehoben werden, da die Tiere sonst sehr stark abwehren können. Das umgesetzte Tier wird mit beiden Knien des Umsetzenden beiderseits der Schultern gut gestützt. Die Fixierung der Vorderextremitäten erfolgt dorsal der Fesselgelenke ( ▶ Abb. 2.7). In dieser Stellung können Brust, ventrales Abdomen, Penis, Processus urethralis, Hodensack, Euter und Klauen gut untersucht und behandelt werden.

Abb. 2.7 Fixieren eines Schafes nach dem Umsetzen.

(Foto: Dr. M. Bernkopf)

2.4 Neuweltkamele

Matthias Gauly, Thomas Wittek

Je nach Haltung und Nutzung sind Lamas und Alpakas den Umgang mit dem Menschen und entsprechendes Handling gewöhnt. Entsprechend unterschiedlich fallen Stress- und Abwehrreaktionen aus.

Die Grundstimmung der Tiere lässt sich an der Stellung von Ohren und Schwanz ablesen. Das Anlegen der Ohren signalisiert Verteidigungs- und/oder Angriffsbereitschaft. Der Schwanz wird dabei etwas angehoben. Typische Abwehrreaktionen sind Spucken und Treten.

Den Umgang mit dem Menschen gewöhnte Tiere können kurzfristig allein schon durch die Fixierung des Halses gehalten werden, oft ist dabei kein starkes Fixieren notwendig ( ▶ Abb. 2.8). Für die Durchführung von länger dauernden Maßnahmen wird ein spezielles Halfter aufgezogen und das Tier am Strick fixiert. Starken „Spuckern“ kann ein Tuch oder ein Socken über den Maulbereich (Befestigung am Halfter) gezogen werden. Eine weitere Option zur Fixierung sind Fixierstände, allerdings haben nur wenige Besitzer solche Zwangsstände. Das ruhige aber gezielte Vorgehen ist entscheidend. Neuweltkamele erkennen schnell, ob sie sich dem Handling entziehen können oder nicht. Es ist zu bedenken, dass die Tiere durch den langen Hals eine extreme Hebelwirkung ausüben können.

Abb. 2.8 Fixierung von Alpakas durch Einrahmen des Halses.

Die reine Fixierung des Halses ist bei wehrhaften Tieren unmöglich.

Für Maßnahmen wie Blutentnahmen oder rektale Untersuchungen (beim Lama) ist der Ohrengriff (ein- oder beidseitig) meist ein sehr effektives Mittel der Ruhigstellung ( ▶ Abb. 2.9).

Abb. 2.9 Ohrenzwang.

Bei unangenehmen Handlungen legen sich die Tiere in der Regel spontan ab, springen aber häufig wieder auf. Dies ist besonders bei Rektaluntersuchungen (Gefahr der Perforation) und Blutentnahmen zu bedenken. Die Tiere können zum Teil durch direkte Ansprache von unangenehmen Eingriffen abgelenkt werden.

Besonders widersetzliche und wehrhafte Tiere (Hengste, verwilderte Tiere) müssen sediert werden, um entsprechende Untersuchungen durchzuführen und dabei die Sicherheit für Tier und Mensch zu gewährleisten.

2.5 Schwein

Maximilian Schuh, Wolfgang Sipos

Saugferkel werden an den Hinterextremitäten herausgefangen, wobei zur Schonung der distalen Gelenke die Extremität möglichst knapp oberhalb des Sprunggelenks erfasst wird. In weiterer Folge werden sie am Unterarm des Untersuchers in Brust-Bauch-Lage fixiert, wobei die Extremitäten beidseits des Armes herabhängen. Dies bewirkt in der Regel, dass die Ferkel weniger schreien.

Läufer verbringt man am besten zu zweit oder zu mehreren Tieren in einen Transportwagen, da sie sich in Anwesenheit anderer Schweine weniger aufregen.

Ältere Schweine werden mit einem Treibbrett auf Distanz gehalten (dies ist sehr wichtig beim Betreten einer freien Abferkelbucht mit einer ferkelführenden Sau) beziehungsweise mit einer Oberkieferschlinge ( ▶ Abb. 2.10) oder einem Catcher fixiert.

Abb. 2.10 Oberkieferschlinge zum Fixieren von Schweinen.

(Foto: Dr. M. Bernkopf)

Der Catcher ist eine modifizierte Oberkieferschlinge mit einem Führungsrohr. Bei Verwendung einer Oberkieferschlinge ist darauf zu achten, dass diese hinter den Canini, die das entsprechende Widerlager bilden, zu liegen kommt. Daraus folgt, dass eine Oberkieferschlinge erst bei größeren Tieren sinnvoll eingesetzt werden kann und immer auf Zug gehalten werden muss. Wichtig ist, dass die Oberkieferschlinge nach Gebrauch entsprechend zu reinigen und zu desinfizieren ist (vor allem, wenn sie im nächsten Betrieb zum Einsatz kommen soll) und dass sie bei Auftreten von Aufspleißungen der Drahtlitzen ausgetauscht wird, da es sonst zu Verletzungen des Rüssels bzw. der Maulschleimhaut kommt.

Bereits fixierte Tiere können eventuell beruhigt werden, indem man sie mit einer Bürste am Rücken scheuert oder bei laktierenden Sauen das Gesäuge massiert.

Vorsicht

Schweine sind im Allgemeinen gutmütige Tiere. Vorsicht ist jedoch bei Sprungebern und ferkelführenden Sauen geboten.

Eber, aber auch Sauen, können beim Menschen gefährliche Verletzungen verursachen. Der Eber stellt sich zum Kampf und schlägt mit den Hauern seitlich von unten herauf auf den Feind zu. Dabei kommt es zu massiven Risswunden und hohem Blutverlust, da in der Regel auch große Gefäße verletzt werden. Im Gegensatz dazu stürmen Sauen beim Angriff mit offenem Maul auf den Eindringling zu und versuchen, diesen in den Unterschenkel zu beißen.

Im Maststall sollte danach getrachtet werden, einen Großteil der Untersuchung von Schweinen so weit wie möglich rein adspektorisch, also ohne Fixierung, durchzuführen, da sich die Tiere leicht aufregen und dadurch viele Untersuchungsbefunde verfälscht werden. Bei entsprechender Ruhe des Untersuchers gelingt dies auch.

Für spezielle Untersuchungen (z.B. bildgebende Diagnostik) werden die Tiere in Vollnarkose gelegt. Eine in der Praxis übliche Methode ist eine Kombinationsnarkose mit 1,5 mg/kg KM Azaperon und 10 mg/kg KM Ketamin.

2.6 Hund und Katze

Nicolai Hildebrandt, Andreas Moritz

Zwangsmaßnahmen spielen in der Behandlung von Hund und Katze eine zentrale Rolle, da sie eine Untersuchung auch bei unkooperativen oder aggressiven Patienten ermöglichen können. Neben dieser Tatsache dienen die Kenntnis und die Umsetzung von Zwangsmaßnahmen auch dem eigenen und dem Schutz anderer Personen, die bei der Untersuchung anwesend sind.

Praxis

Essenziell ist immer die unmissverständliche Kommunikation der haltenden und der untersuchenden Person, damit es nicht zu Missverständnissen kommt, Sicherheit geht vor.

2.6.1 Fixierung des Kopfes

Beidhändiger Nackengriff Stellt die zentrale Fixierungsmöglichkeit beim Hund dar. Fixierung des Kopfes mit beiden Händen von kaudal kommend. Beide Daumen werden dorsal auf dem Kopf medial der Ohrmuscheln platziert. Die restlichen vier Finger greifen das Hautgewebe lateral im Bereich der Kaumuskulatur ( ▶ Abb. 2.11). Wird dieser Griff korrekt ausgeführt, werden die Mundwinkel nach oben gezogen und der Hund „grinst“ ( ▶ Abb. 2.12).

Abb. 2.11 Beim Nackengriff fassen beide Hände die Haut im Bereich der Kaumuskulatur. Die Daumen liegen medial der Ohrmuschel.

Abb. 2.12 Korrekt ausgeführter beidhändiger Nackengriff. Der Hund „grinst“.

Nackenoberkiefergriff Hierbei wird mit einer Hand das lose Nackenfell gegriffen und mit der zweiten Hand der Fang umschlossen. Die Hand, die den Fang umgreift, wird so platziert, dass der Daumen auf dem Nasenrücken und die restlichen vier Finger unterhalb des Unterkiefers positioniert werden. Wichtig hierbei ist es, die Arme nicht zu überkreuzen, d. h., wenn der Patient rechts von der haltenden Person steht, sollte die rechte Hand im Nacken und die linke um den Fang platziert werden. Es ist von Vorteil, wenn die haltende Person den Kopf des Hundes an den eigenen Körper zieht und damit die Stabilität und Sicherheit dieser Fixierungsmethode erhöht.

Fixierung zur Ohruntersuchung Die Halteperson positioniert sich neben dem Hund und legt den dem Tier zugewandten Arm um den Hund herum und umgreift mit der Hand von oben den Fang. Die noch freie Hand wird unter dem Hals durchgeführt und ergreift den eigenen Unterarm. Der Hund wird jetzt an den Körper herangezogen und der Fang nach unten an die Brust gezogen.

Maulkorb Der Maulkorb stellt eine Zwangsmaßnahme sowohl für den Hund als auch für die Katze dar. Beim Hund sind zahlreiche Varianten (z. B. Nylon-, Kunststoffgitter- oder Metallgittermaulkorb) erhältlich. Hierbei ist immer zu beachten, dass kein Maulkorb eine 100%ige Sicherheit bietet. Für das Anlegen eines Maulkorbes ist zuerst eine gute Fixierung des Kopfes, z. B. mittels beidhändigen Nackengriffs erforderlich. Im Anschluss können die Maulkörbe, am besten von kaudal kommend, über den Fang gestülpt werden und anschließend hinter dem Kopf verschlossen werden.

Maulschlinge Vor dem Anlegen der Maulschlinge erfolgt eine Fixierung des Hundes, i. d. R. durch den beidhändigen Nackengriff. Als Material sollten halbelastische Binden, in keinem Fall elastische oder unelastische Binden, wie Mullbinden, verwendet werden. Hierfür wird eine vorgeformte Schlinge um den Fang, möglichst weit nach hinten auf den knöchernen Nasenrücken gelegt, sodass der Knoten unter dem Unterkiefer zwischen beiden Kieferästen zu liegen kommt. Danach werden beide Enden um 180° umeinander geschlungen und somit der Knoten zugedreht. Anschließend werden die Enden zum Genick geführt und hinter den Ohren mittels einfacher Schleife fixiert.

2.6.2 Fixierung zur Blutentnahme

Bei Hund und Katze werden drei Gefäße zur Blutentnahme in der Routine herangezogen:

Vena cephalica antebrachii

Vena saphena

Vena jugularis

Vena cephalica antebrachii Hierzu wird der Hund/die Katze in Brustlage an das vordere Ende des Untersuchungstisches verbracht und die ausgewählte Vordergliedmaße von der blutabnehmenden Person über den Rand des Tisches herausgezogen bis sich der Ellenbogen vor der Tischkante befindet. Gleichzeitig wird der Hund von der Halteperson auf dem Tisch (beidhändiger Nackengriff, Oberkiefergriff) und wenn möglich durch Andrücken an den eigenen Körper fixiert ( ▶ Abb. 2.13). Die Halteperson übernimmt bei kooperativen Tieren auch das Anstauen des Gefäßes, bei unkooperativen Patienten kommt ein Venenstauschlauch zum Einsatz.

Abb. 2.13 Fixierung des Hundes zur Blutentnahme aus der V. cephalica antebrachii.

Vena saphena Für die Blutentnahme wird der Patient in Seitenlage auf den Tisch verbracht. Die Halteperson greift über den Rücken des Hundes und erfasst die jeweils unten liegende Vorder- und Hintergliedmaße, möglichst weit proximal, und drückt diese sanft auf den Tisch. Gleichzeitig kann mithilfe der Unterarme der Hals und der kaudale Anteil des Rumpfes auf den Untersuchungstisch gedrückt und das Tier fixiert werden. Das oben liegende Hinterbein kann jetzt von der Person, die die Blutentnahme vornimmt, erfasst und die Vena saphena aufgesucht werden. Gegebenenfalls wird durch eine weitere Hilfsperson das oben liegende Hinterbein im Kniegelenk gestreckt gehalten und die Vene gestaut.

Vena jugularis Eine Blutentnahme kann sowohl am sitzenden als auch am liegenden Patienten vorgenommen werden. Bei sehr unruhigen Patienten ist die liegende Position vorzuziehen, es werden dann aber auch mindestens zwei Haltepersonen benötigt.

In der sitzenden Position werden von der haltenden Person mit einer Hand die Vordergliedmaßen des Hundes festgehalten und mit der anderen Hand der Kopf durch Griff um die Schnauze fixiert und gleichzeitig nach dorsal senkrecht gestellt. Die entnehmende Person staut die Vene mit der einen Hand an, indem sie am Brusteingang das Gefäß mit einem Finger, i. d. R. dem Daumen, anstaut.

In der liegenden Position wird der Hund gleichartig wie bei der Blutentnahme an der Vena saphena fixiert. Eine zweite Person übernimmt noch die Fixierung des Kopfes und führt auch hier eine leichte Überstreckung des Kopfes nach dorsal durch und zieht die beiden Vordergliedmaßen nach kaudal. Um die Vene besser sichtbar zu machen, kann ein Polster unter den Hals des Tieres platziert werden. Das Blutgefäß wird durch die Person, die die Blutentnahme vornimmt, oder von einer Halteperson gestaut.

2.6.3 Katzenfixierung

Die Zwangsmaßen, die bei einer Katze zur Verfügung stehen, sind begrenzt.

Praxis

Fixationsmaßnahmen führen bei der Katze nicht selten zu Abwehrreaktionen und sollten nur vorgenommen werden, wenn es unbedingt notwendig ist, da bei einem Fehlschlagen ein zweiter Versuch oft nicht mehr möglich ist.

Katzen benutzen zur Verteidigung nicht nur die Zähne, sondern auch die Krallen aller vier Gliedmaßen. Bei Zwangs- bzw. Fixierungsmaßnahmen sollte daher auf alle „fünf Abwehreinrichtungen“ geachtet werden.

Nackengriff Das lose Nackenfell wird ergriffen und der Kopf somit fixiert. Die Gliedmaßen müssen in der Folge durch Druck an den eigenen Körper oder durch eine zweite Person immobilisiert werden. Der Körper der Katze kann zur weiteren Sicherung auch in ein Handtuch eingeschlungen werden, was insbesondere vor den Krallen schützt. Manche Katzen beruhigen sich auch, wenn das Gesichtsfeld eingeschränkt wird, was durch Auflegen eines Handtuches auf den Kopf erfolgen kann. Erhältlich sind auch „Katzensäcke“, in die das ganze Tier mit Ausnahme des Kopfes verbracht wird und dann um den Hals herum mittels Zugmechanismus gesichert wird. Ersatzweise kann auch ein undurchsichtiger Kopfkissenbezug hierfür verwendet werden. Sehr widersetzliche oder wilde Katzen beruhigen sich in diesem Sack recht schnell.

Katzenmaulkorb Diese sind i. d. R. aus Nylon gefertigt und besitzen im Gegensatz zu denen, die beim Hund eingesetzt werden, den Vorteil, dass sie auch die Augen bedecken. Hierbei wird die Katze wie auch der Hund erst mittels Zwangsgriff (Nackengriff) fixiert. Der Maulkorb wird über den Fang gestülpt und hinter dem Kopf verschlossen und angezogen ( ▶ Abb. 2.14).

Abb. 2.14 Katze mit speziellem Katzenmaulkorb, der über die Augen gezogen und im Nacken gesichert ist.

Zwangskäfig Ein Zwangskäfig kann bei außerordentlich aggressiven Tieren oder Wildfängen, die sich einer Untersuchung oder Manipulation nicht zugänglich zeigen, verwendet werden. Die Katze wird hierbei innerhalb eines Metallkäfigs durch einen Schiebemechanismus zwischen diesem und der einen Käfigwand immobilisiert ( ▶ Abb. 2.15). In diesem Zustand können entweder in sehr eingeschränkter Form Untersuchungen des Tieres oder, häufiger eingesetzt, vorwiegend intramuskuläre oder subkutane Injektionen, z. B. Impfungen oder Sedierungen, vorgenommen werden.

Abb. 2.15 Die Katze wird in einem Zwangskäfig durch den Schiebemechanismus an die eine Außenwand gedrückt.

Handtuchfixierung Mithilfe eines gewöhnlichen Handtuches kann eine Katze immobilisiert bzw. so weit in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt werden, dass eine Untersuchung mit deutlich reduzierter Gefahr vorgenommen werden kann. Das Handtuch wird zu einer länglichen Rolle gelegt und um den Hals des Tieres geschlungen. Die haltende Person kann in der Folge mit einer Hand die beiden Enden der Handtuchrolle erfassen und durch Eindrehen (Festigkeit je nach Wehrhaftigkeit des Patienten) den Kopf der Katze immobilisieren ( ▶ Abb. 2.16a). Mit der zweiten Hand kann das Tier weiter fixiert werden. Als zweite Möglichkeit kann auch das gesamte Tier mit Ausnahme des Kopfes in das Handtuch eingeschlungen werden ( ▶ Abb. 2.16b). Hierzu wird die Katze auf das ausgelegte Handtuch gesetzt und die beiden Enden des Handtuches in der Folge über das Tier gelegt und zugezogen. Einzelne Körperteile, wie z.B. ein Hinterbein für eine geplante Blutentnahme, können anschließend auch wieder aus dieser Fixierung herausgezogen und bei erhaltener Fixierung versorgt bzw. untersucht werden.

Abb. 2.16 Handtuchfixierung.

Abb. 2.16a Fixierung des Kopfes einer Katze unter Zuhilfenahme eines länglich aufgerollten Handtuches. Die Enden werden hinter dem Kopf mit einer Hand ergriffen und so der Kopf der Katze immobilisiert.

Abb. 2.16b Der Katzenkörper wird mithilfe eines Handtuches bis auf den Kopf eingeschlungen und damit immobilisiert.

Halskragen Durch Aufsetzen eines kommerziell erhältlichen Halskragens wird der Kopf der Katze gegenüber dem Untersucher bzw. der Halteperson gesichert. Häufig führt ein solcher Kragen durch das reduzierte Sichtfeld auch zu einer Beruhigung des Tieres. Aufgesetzt wird der Halskragen, indem das Tier fixiert wird, falls notwendig im Nackengriff, und in der Folge der bereits vorher zusammengesetzte Halskragen über den Kopf geschoben und anschließend mit einer halbelastischen Binde, welche durch die Schlaufen des Kragens gezogen wird, um den Hals des Tieres gebunden und mit einer Schleife geschlossen wird ( ▶ Abb. 2.17).

Abb. 2.17 Immobilisierter Kopf einer Katze durch Verwendung eines Halskragens, der mit einer halbelastischen Binde hinter dem Kopf fixiert wird.

2.7 Heimtiere

Cornelia Christen

2.7.1 Kaninchen

Kaninchen sind sehr schreckhafte Tiere, welche bei Gefahr immer zu fliehen versuchen. Um andere Kaninchen vor Feinden zu warnen, klopfen sie mit ihren Hinterläufen laut auf den Boden. Ihre Hinterhandmuskulatur ist sehr kräftig ausgebildet, was man bei der Fixierung berücksichtigen muss.

Vorsicht

Es muss unbedingt verhindert werden, dass das Kaninchen mit seinen Hinterläufen in die Luft schlagen kann. Schläge ins Leere können Verletzungen der Lendenwirbelsäule oder Beinfrakturen (bei Anschlagen am Tisch) zur Folge haben.

Die früher übliche Methode, das Kaninchen an den Ohren oder im Nackenfell haltend aus dem Käfig zu heben, sollte nicht mehr angewendet werden. Die Ohren sind sehr empfindlich und auch im Nacken kommt es zu subkutanen Hämatomen, wenn das ganze Gewicht des Kaninchens so getragen wird. Besser ist es, das Tier von unten im Brustbereich zu umfassen und mit der anderen Hand das Becken zu stützen.

Die meisten Unfälle geschehen, wenn man das Tier auf den Untersuchungstisch setzen möchte und das Kaninchen zu fliehen versucht. In dieser Situation ist es ganz wichtig, dass eine Hand von oben Druck auf das Becken ausübt, damit das Kaninchen keine Möglichkeit hat, sich mit den Hinterbeinen abzudrücken ( ▶ Abb. 2.18). Bei sehr unruhigen Tieren muss man eventuell seinen Oberkörper als Fixierungshilfe einsetzen. Der Druck im Brustbereich sollte jedoch so gering wie möglich sein, um eine uneingeschränkte Atmung zu ermöglichen.

Abb. 2.18 Fixierung von Kaninchen auf dem Untersuchungstisch.

Abb. 2.18a Zur Fixierung des Kaninchens werden mit der einen Hand die Vorderbeine von unten her umfasst. Der Zeigefinger ist zwischen den Vorderpfoten eingeklemmt.

Abb. 2.18b Mit der anderen Hand wird das Becken gegen den Tisch gedrückt, sodass das Kaninchen nicht mit den kräftigen Hinterläufen schlagen kann.

Müssen Anogenitalregion, Pfoten oder Bauch untersucht werden, sollte das Tier von einer Hilfsperson gehalten werden. Dabei wird das Kaninchen sitzend, ganz nah am eigenen Körper fixiert. Eine Hand hält die Hinterbeine und stützt das Becken, die andere Hand klemmt die Vorderbeine ein. In dieser Position sind die meisten Tiere ruhig und lassen auch Manipulationen wie Zahnuntersuchung und Krallenschneiden über sich ergehen.

Muss das Kaninchen von einem Ort zum anderen getragen werden, sollte es immer in eine Transportbox gesetzt werden, da die Tiere schnell erschrecken und dann versuchen, vom Arm zu springen. Über kleinere Distanzen kann man das Tier so auf den Arm setzen, dass es den Kopf in der Ellenbogenbeuge verstecken kann und sich geborgen fühlt. Der andere Arm deckt das Kaninchen von oben ab.

2.7.2 Meerschweinchen

Meerschweinchen sind Gruppentiere, die sich bei Gefahr sofort in ihre Höhlen zurückziehen. Beim Tierarzt verstecken sie sich in der Transportbox unter dem Heu oder dem Häuschen. Nimmt man ihnen diese Schutzmöglichkeit weg, verharren sie in einer Schreckstarre. Abwehrverhalten wie Beißen oder Kratzen kommt praktisch nicht vor. Um das Meerschweinchen aus der Box zu nehmen, wird es im Brustbereich umfasst und mit der anderen Hand wird das Becken unterstützt. Zwangsmaßnahmen sollten unbedingt vermieden werden. Sie sind meist auch gar nicht nötig.

2.7.3 Hamster

Hamster sind nachtaktive Tiere und mögen es nicht, wenn sie in ihrer Transportbox unsanft geweckt und gleich herausgenommen werden. Auch zahme Tiere beißen dann meist kräftig zu. Hamster sollten also erst vorsichtig geweckt werden, dann steigen sie meist freiwillig in die hingehaltene, offene Hand. Funktioniert das nicht, kann eine Kartonröhre zur Hilfe genommen werden, in die man das zu untersuchende Tier steigen lässt. So lässt es sich meist problemlos aus der Box oder dem mitgebrachten Käfig herausnehmen.

Bei der Untersuchung sollte ruhig und zielgerichtet vorgegangen werden. Meist müssen Hamster zur genaueren Untersuchung fixiert werden. Dies bedeutet immer einen großen Stress. Um einen Hamster zu fixieren, hält man ihn am reichlich vorhandenen Nackenfell fest. Es muss genügend Haut erfasst werden, damit das Tier sich nicht trotzdem umdrehen und beißen kann.

Vorsicht

Wird zu fest an der Kopfhaut gezogen, kann es unter Umständen zu einem Bulbusprolaps kommen.

2.7.4 Chinchilla

Chinchillas sind Fluchttiere und eine schnelle Hand ist notwendig, wenn man die Tiere aus der Transportbox nimmt. Sie werden mit der einen Hand um die Brust fixiert und mit der anderen wird das Becken unterstützt. Das Umfassen des Schwanzansatzes kann hilfreich sein, um das Tier etwas besser fixieren zu können. Nie darf es aber einfach am Schwanz festgehalten werden. Während eine Hand die Schwanzbasis fixiert, umgreift die zweite Nacken- und Schulterbereich ( ▶ Abb. 2.19). So kann das Tier hochgehoben und zur Untersuchung fixiert werden. Chinchillas beißen praktisch nie, viel eher versuchen sie, einen mit den Pfoten wegzustoßen. Vor lauter Schreck verlieren sie oft viele Haare.

Abb. 2.19 Korrektes Halten eines Chinchillas.

Praxis

Chinchillas können stressbedingt büschelweise Fell verlieren. Die Besitzer sollten vorgängig darüber informiert werden.

2.7.5 Degu

Degus, die nicht an den Menschen gewöhnt sind, können kräftig zubeißen. Um sie aus der Transportbox zu nehmen, ist es empfehlenswert, Lederhandschuhe zu tragen. Sie werden im Brustbereich umfasst und hochgehoben. Es muss zielstrebig vorgegangen werden, da die Tiere sehr schnell sind. Zur Untersuchung wird der Kopf mit Daumen und Zeigefinger unter den Kieferästen fixiert, der Mittelfinger klemmt dabei mit dem Zeigefinger das eine Vorderbein ein ( ▶ Abb. 2.20). So verharren die Tiere meist ruhig und können auch nicht mehr beißen. Das Festhalten im Nackenfell ist eine weitere Möglichkeit bei sehr wehrhaften Tieren. Man muss aber genug Haut erwischen, sonst können sich die wendigen Tiere wieder befreien.

Abb. 2.20 Korrektes Halten eines Degus.

Vorsicht

Degus und Gerbils dürfen nie am Schwanz gehalten werden. Die Schwanzhaut kann dabei abreißen.

2.7.6 Gerbil (Mongolische Wüstenrennmaus)

Die Mongolische Wüstenrennmaus ist die am häufigsten als Heimtier gehaltene Rennmausart. Sie hat ein ausgeprägtes Revierverhalten. Jedes Tier, das nicht ihren Familiengeruch aufweist, wird verjagt und, wenn keine Fluchtmöglichkeit besteht, verbissen.

Praxis

Da Gerbils ihren Familiengeruch innerhalb von Stunden verlieren können, ist es am besten, immer die ganze Familiengruppe mit in die Praxis zu bringen.

Zur Untersuchung müssen die Rennmäuse manchmal erst aus ihrem großen Transportkäfig gefangen werden. Dazu werden alle Versteckmöglichkeiten bis auf eine, z.B. eine Papprolle, entfernt. In dieser Rolle kann das Tier relativ stressfrei aus dem Käfig genommen werden. Zahme Tiere werden in der hohlen Hand gehalten. Bissige Tiere werden im Nacken fixiert ( ▶ Abb. 2.21).

Abb. 2.21 Nackengriff beim Gerbil. Deutlich zu sehen ist die Bauchdrüse (Pfeil).

Am Schwanz dürfen die Tiere nie gehalten werden, möglichst auch nicht am Schwanzansatz. Ihre Schwanzhaut ist so empfindlich, dass sie sich leicht löst und ganz oder teilweise abgestoßen wird.

2.7.7 Ratte

Ratten sind sehr lernfreudige Tiere und leben meist in engem Kontakt mit ihren Besitzern. Sie sind es gewohnt, angefasst zu werden und beißen selten zu. Müssen sie zur Untersuchung etwas fester gehalten werden, wird der Kopf mit Daumen und Zeigefinger unter den Kieferästen fixiert, der Mittelfinger klemmt dabei mit dem Zeigefinger das eine Vorderbein ein. Die andere Hand unterstützt das Becken ( ▶ Abb. 2.22). Meist setzen die Ratten vor lauter Stress Urin und Kot ab. Die Fixierung im Nacken ist eine andere Möglichkeit, wird jedoch von Rattenbesitzern meist nicht gerne gesehen.

Abb. 2.22 Korrektes Fixieren einer Ratte.

2.7.8 Frettchen

Frettchen stammen vom Iltis ab. Obwohl sie schon seit Jahrhunderten domestiziert werden, verhalten sie sich oft noch wie Wildtiere und beißen in Stresssituationen ohne Vorwarnung zu. Es empfiehlt sich also, erst den Besitzer nach der Zahmheit seines Tieres zu fragen, bevor man in den Transportkorb greift. Bissige Tiere werden mit Lederhandschuhen herausgenommen, zahme Tiere kann man mit bloßer Hand am Brustkorb umfassen und mit der anderen Hand das Becken unterstützen. Die meisten Tiere lassen sich mit einer Vitaminpaste, die sie während der Untersuchung ablecken dürfen, sehr gut ablenken und ruhig halten. Müssen Frettchen besser fixiert werden, greift man sie im Nackenfell und hält sie in die Luft, sodass keine Pfote mehr den Tisch berührt. Sie fallen dadurch in eine Tragschlaffe und lassen Untersuchungen und Injektionen gut über sich ergehen ( ▶ Abb. 2.23).

Abb. 2.23 Tragschlaffe bei einem Frettchen.

2.8 Vögel

Michael Pees

2.8.1 Fangen

Die Fixierung des Vogels zur Untersuchung sollte zur Stressvermeidung so kurz wie möglich erfolgen. Deshalb sind für die Untersuchung notwendige Gerätschaften bereits vorher zurechtzulegen. Grundsätzlich sollten alle Vögel mit einem Handtuch oder Zellstoff gefangen werden ( ▶ Abb. 2.24). Dies dient zum einen dem eigenen Schutz, zum anderen werden zahme Tiere so weniger schnell handscheu. Zellstoff hat nicht nur den Vorteil, dass er nach Benutzen entsorgt werden kann, der Vogel lässt sich auch leichter „sortieren“, da in Handtüchern die Krallen oft schwierig aus dem Gewebe zu lösen sind.

Abb. 2.24 Fangen und Fixieren bei einem Wellensittich. Der Vogel wird zunächst mit etwas Zellstoff am Käfiggitter fixiert. Anschließend wird der Kopf mit Daumen und Zeigefinger fixiert und der Vogelkörper „sortiert“, sodass die Flügel von Zellstoff umgeben sind. Das Herausnehmen sollte immer mit dem Kopf zuerst erfolgen, damit sich Flügel und Federn nicht im Käfiggitter verhaken können. Schließlich wird der Vogel mit der freien Hand an Ständern und Flügelspitzen zusätzlich gehalten.

Praxis

Bei der Verwendung von Handtüchern zum Fangen müssen diese für jeden Vogel gewechselt werden, da viele Erkrankungen, insbesondere virale, über den Federstaub übertragen werden.

Die meisten Papageienvögel versuchen, sich der Fixierung zu entziehen, indem sie an der Käfigrückwand in eine Ecke hochklettern. Dies ist der günstigste Zeitpunkt, den Vogel ohne Risiko zu fangen, indem er mit dem Zellstoff in der offenen Hand gegen das Gitter fixiert wird ( ▶ Abb. 2.25). Anschließend sollte der Kopf mit den Fingern gehalten werden. Der Rest der Hand versucht, die Flügel und die Ständer zu fixieren. Bei größeren Vögeln kann nach Fixieren des Kopfes die zweite Hand an Rumpf und Extremitäten helfen. Das Herausheben aus dem Käfig muss vorsichtig erfolgen, denn der Vogel merkt oft erst jetzt, was geschieht, und versucht, durch Flügelschlagen freizukommen.

Abb. 2.25 Insbesondere große Papageienvögel sollten möglichst nicht von vorne gegriffen werden. Besser ist es, zu warten, bis der Vogel am Gitter wegklettern möchte, um dann entschlossen von hinten zuzugreifen.

Einige Papageienvögel, insbesondere diejenigen, die durch tägliches Fangen zur Behandlung eigene Abwehrstrategien entwickelt haben, lassen sich beim Anblick des Zellstoffs bereits im Käfig auf den Rücken fallen und präsentieren Krallen und Schnabel gleichermaßen. Hier hilft es, den Vogel in dieser Position – also von vorne – gegen den Käfigboden zu fixieren und den Kopf von vorne zu greifen (bei ausreichend Zellstoff besteht keine Gefahr durch den Schnabel). Der Vogel muss dann in dieser Position oder nach Herausheben mit der anderen Hand von hinten am Kopf gegriffen werden.

Bei Greifvögeln ist den Ständern erste Priorität beim Fangen zu geben. Am günstigsten ist es, den Vogel von oben mit beiden Händen gegen den Grund zu fixieren und sich dann seitlich nach unten vorzutasten, bis man beidseitig die Beine zwischen den Fingern hat. Dann kann man beide Ständer durch Eingreifen von vorne sicher fixieren. Sog. Grifftöter wie der Mäusebussard setzen den Schnabel in der Regel auch nicht zur Verteidigung ein. Bei Falken („Bisstöter“) sollte der Schnabel auch beachtet werden, wenngleich ein Biss für den Menschen kaum schmerzhaft ist.

2.8.2 Fixierung

Kleinere Vögel, wie Wellensittiche, lassen sich in der hohlen Hand fixieren, wenn Daumen und Zeigefinger den Kopf seitlich an den Wangen halten ( ▶ Abb. 2.24). Drei Finger der anderen Hand können die Ständer und die Spitzen der Schwungfedern zusätzlich halten. Bei größeren Papageien und auch bei Greifvögeln funktioniert die Fixierung ähnlich. Allerdings müssen hier die Flügel gegen den Körper gedrückt bzw. mit dem kleinen Finger der den Kopf haltenden Hand mit fixiert werden ( ▶ Abb. 2.26).

Abb. 2.26 Fixierung von Papageienvögeln zur Untersuchung und Behandlung. Während kleine Vögel notfalls in einer Hand gehalten werden können, sind für mittelgroße und große Papageien zwei Hände notwendig. Die den Kopf haltende Hand kann auch den Flügel mit fixieren, die Flügelspitzen und die Ständer werden von der anderen Hand gehalten.

(aus: Pees M. Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. 2. Aufl. Stuttgart: Enke; 2011)

2.8.3 Zurücksetzen

Da einige Papageien nachtragend sind und die Gelegenheit des Freikommens zum Beißen nutzen, sollte auch das Zurücksetzen vorsichtig erfolgen. Man sollte die Vögel nicht in den Käfig fallen lassen. Am einfachsten ist es, bei Papageienvögeln den Schnabel so im Käfiggitter einzuhängen, dass der Vogel mit den Ständern zwar auf der Stange sitzt, den eingehängten Schnabel aber für sein Gleichgewicht braucht ( ▶ Abb. 2.27). Kanarienvögel sollten so auf den Boden entlassen werden, dass sie sich nicht verletzen können.

Abb. 2.27 Das Zurücksetzen eines Vogels sollte so erfolgen, dass er sich mit dem Schnabel festhalten kann und muss. So wird verhindert, dass er auf den Käfigboden fällt, aber auch, dass er in die haltende Hand beißt, sobald er losgelassen wird.

2.9 Reptilien und Amphibien

Petra Kölle

Praxis

Reptilien sollten im spezieseigenen Temperaturoptimum untersucht werden, um sie in ihrer Aktivität beurteilen zu können.

Daher – und auch zur Vermeidung von Infektionen – sollten sie vom Besitzer in einem Leinensack in einem thermostabilen Behälter (z. B. Styroporkiste), ggf. mit Wärmflasche versehen, in die tierärztliche Praxis transportiert werden.

Die Untersuchung sollte nicht auf einem Metalltisch erfolgen (evtl. Isolation mit Zellstoff, Handtuch etc.), um ein rasches Herunterkühlen der Tiere zu vermeiden. Zur genauen Adspektion müssen die Tiere erfasst und gut fixiert werden, da heftige Abwehrreaktionen zu Verletzungen von Tier und Personen führen können. Eine gründliche Erhebung der Anamnese sollte erfolgen, bevor die Tiere in die Hand genommen werden.

2.9.1 Schildkröten

Schildkröten werden mit beiden Händen vor den Hinterbeinen am Panzer umfasst. Mit dieser Fixierung lässt sich gleichzeitig neben der Adspektion des Tieres die Festigkeit des Panzers durch Druck prüfen. Dieser soll hart und unnachgiebig sein, außer bei sehr jungen Tieren und Vertretern der Weichschildkröten.

Bei den oft bissigen Wasser- und Sumpfschildkröten ist gewisse Vorsicht geboten. Da sie je nach Spezies einen relativ langen und wendigen Hals und sehr scharfe Schnabelkanten besitzen, sollten sie nicht zu nahe im Bereich der Vorderbeine gehalten werden. Dies gilt besonders für Schnapp-, Geier- und Weichschildkröten, die sehr rasche Schnappbewegungen durchführen können. Dabei sind sie in der Lage, mit dem scharfkantigen Schnabel bis über die hintere Körperhälfte zu gelangen. Solche Tiere sollten daher am hinteren Rückenpanzer zwischen den Hinterbeinen gehalten werden. Schnapp- und Geierschildkröten können auch am kräftigen Schwanz nahe der Schwanzbasis mit Unterstützung am Bauchpanzer fixiert werden.

2.9.2 Echsen

Kleine Echsenarten können für eine erste allgemeine Beobachtung und Adspektion in eine durchsichtige Plastikbox verbracht werden. Zur genaueren Untersuchung und Palpation sollten sie in einer Hand gehalten und möglichst dicht hinter dem Kopf mit Daumen und Zeigefinger fixiert werden.

Vorsicht

Ein Ergreifen oder Fixieren am Schwanz muss vermieden werden, da viele Echsen, insbesondere Eidechsen und Geckos, in der Lage sind, den Schwanz abzuwerfen (Autotomie).

Es wächst zwar ein Schwanz nach, dieser wird aber stets als Regenerat erkennbar bleiben. Taggeckos (Phelsuma