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Der Anwalt Kol muss ins Gefängnis. Er hat einen Wissenschaftler vor Gericht verteidigt, der sich gegen verantwortungslose Medikamentenforschung eingesetzt hatte und dafür von einem großen Pharma-Konzern wegen Verleumdung verklagt wurde. Nachdem sein Mandant Selbstmord begangen hat, hat Kol die Nerven verloren, den Richter beleidigt und tätlich angegriffen. Kurz vor Haftantritt erhält er einen entscheidenden Anruf, der ihm neue Beweise liefert. Fieberhaft versucht Kol in den letzten Minuten bevor sich das Gefängnistor hinter ihm schließt, das Gerichtsverfahren wieder in Gang zu bringen.
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung, Verfilmung und Übertragung durch Rundfunk und TV etc., vorbehalten.
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Der Ort: Ein kleiner Vorhof vor dem Gefängnis. Im Hinterhof befindet sich eine Schranke, links das Häuschen des Wärters, mit einem großen, verspiegelten Fenster. Oberhalb des Fensters ist eine Lautsprecheranlage installiert, über die das Wachpersonal mit den Menschen auf dem Vorhof kommunizieren kann.
Neben Tor hängt ein großes schwarzes Brett, auf dem verschiedene Anzeigen der Gefängnisdirektion hängen, wie Besuchszeiten, Hausordnung, etc.
Anruf 1
MICKYS Handy läutet – sein Klingelton ist "Strangers in the Night".
MICKY:
Hallo?
Am Apparat. Welche Nina?
Von welcher Bibliothek?
Sie sind die Bibliothekarin der Gerichtsbibliothek?
Ich wusste nicht, dass Sie Nina heißen.
Woher haben Sie meine Nummer?
Das Handy hat mir jemand geborgt.
Aha, wie ich sehe, wissen Sie so einiges über mich.
Stimmt, ich habe Dr. Scheffer vertreten, Friede seiner Asche.
Oh, wie ich sehe, wissen Sie noch einiges mehr als einiges über mich…
Nun gut, nicht mal ich weiß alles über mich…
Meinen Sie?
Oh, das ist ein großer Satz! Sagen Sie's noch mal!
Ja, das ist richtig, aber wenn ich es etwas genauer formulieren dürfte:
"Jede neue Begegnung ist eine neue Begegnung mit uns selbst."
Keine Ursache. Wie war doch gleich Ihr Name, Olga?
Verzeihen Sie! Nina! Ja… Verzeihung bitte…
Nein wirklich, mein Namensgedächtnis ist miserabel, tut mir leid.
Ich habe bei Ihnen ja schon öfters Bücher ausgeliehen…
Wie oft?
Sie wissen genau, wie oft ich in der Bibliothek gewesen bin?!
Wenn ich fragen dürfte: Warum gerade an mich?
Ich kämpfe immerzu, mit welchen Kampf genau können Sie sich identifizieren?
Gut… Ich danke Ihnen.
Nein, das hilft schon. In meiner Lage hilft jedes aufmunternde Wort. Ich warne Sie, wenn Sie mir eine Schulter anbieten, werde ich mich anlehnen.
Nun ja, ich gehe nicht täglich für ein Jahr ins Gefängnis. Das ist das erste Mal.
Wenn Sie meinen…
Wenn ich schon drin wäre, könnten wir nicht telefonieren.
Sobald man das Tor überschreitet, wird einem das Handy abgenommen.
Ich stehe noch davor. Man lässt mich noch nicht hinein.
Vielleicht wollen Sie mich dort auch gar nicht.
Der Wachposten hier macht einem richtig angst. Ein Druse oder ein Beduine, dem Schnurrbart nach zu urteilen.
Keine Sorge, letztendlich werden Sie mich schon hineinlassen, ansonsten sprenge ich das Tor gewaltsam auf.
Ich lache. Ich werde ein braver Junge sein.
Ob ich mich wie wer fühle?
Aus welcher Geschichte?
Kafka?
Nein, nein, das habe ich nicht gelesen.
Nein! Nina, wann werden Sie es endlich verstehen? Sie haben es hier mit einem Ignoranten zu tun.
Klar habe ich von Kafka gehört, aber gelesen habe ich nichts von ihm.
Sie als Bibliothekarin müssten es doch wissen – ich lese keine Romane.
Auch keine Kurzgeschichten.
Seitdem das ganze begonnen hat, hatte ich keine Zeit für solchen Blödsinn.
Verzeihen Sie, dass ich "Blödsinn" über Literatur gesagt habe.
Oh ja, jetzt werde ich viel Zeit zum Lesen haben. Sehr viel Zeit!
Sagen Sie mal, Nina, haben Sie sich deshalb so bemüht, um mit mir Kontakt aufzunehmen?
Ich weiß es wirklich sehr zu schätzen, dass Sie mich anrufen, um mir zu sagen, dass Sie sich mit meinem Kampf identifizieren können, aber wir kennen einander ja kaum, das heißt…
Was ist also der wahre Grund Ihres Anrufs?
Was!!!...
Wo?
Unglaublich!
Sind Sie sich da ganz sicher?
Ja! Lesen Sie!
Ja!... Ich höre.
Ja…
Oho! ...
Verdammte Scheiße!
Nein, ich bin nicht böse, das ist vor Freude!
Wenn ich das vor drei Jahren gehabt hätte, hätte ich den Prozess gewonnen und Dr. Scheffer hätte sich nicht umgebracht!
Wann sind Sie darauf gekommen?
Nina, Sie sind wunderbar! Einfach wunderbar. Ich muss Yael anrufen, die Witwe des Arztes.
Das ist ein wahres Erdbeben, ein Tsunami! Milliarden-Klagen! Verdammt, und gerade jetzt muss ich eingebuchtet…
Vielleicht verschwinde ich einfach von hier?
Sie haben Recht, nein, nein, ich werde keinen Blödsinn mehr machen, das habe ich schon genug gemacht. Sie haben Recht, das geschieht auch nicht von einem Tag auf den anderen. Sie haben Recht.
Ich verspreche es.
Bitte suchen Sie weiter im Internet.