Komm, Mama - Sirpa Kähkönen - E-Book

Komm, Mama E-Book

Sirpa Kähkönen

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Beschreibung

Der Nr.1-Bestseller aus Finnland und Gewinner des Finlandia-Preises

Eine Tochter nimmt Abschied von ihrer verstorbenen Mutter. Eine einzige Nacht lang versucht sie, anhand von Fotos, Gegenständen und Erinnerungen deren Leben zu verstehen – und begibt sich dabei auch auf eine erkenntnisreiche, tröstende Reise zu sich selbst.

In ihrem autofiktionalen Roman führt uns Sirpa Kähkönen vom Helsinki der Jetztzeit in die ostfinnische Provinz der 1920er Jahre, ins Zeitalter der Holzhäuser und Dampflokomotiven, beleuchtet die Aufbaujahre der 1970er und kehrt schließlich zurück in die Gegenwart. Und nähert sich immer wieder den Schatten, die seit Generationen über ihrer Familie liegen.

»Ein geschickt konstruiertes Requiem, das man nicht mit trockenen Augen lesen kann. Zutiefst persönlich und gleichzeitig universell.« Aamulehti

  • Der Nr.1-Bestseller aus Finnland und Gewinner des Finlandia-Preises
  • Eine autofiktionale, poetische Liebeserklärung der Autorin an ihre verstorbene Mutter. Eine Spurensuche, um deren Leben und das eigene zu verstehen.
  • Ein besonderer, mosaikartiger Einblick in die Geschichte des 20. Jahrhunderts anhand des Schicksals kleiner Leute
  • Für Leser*innen von Annie Erneaux, Tove Ditlevsen und Hennig Sussebachs »Anna oder: Was von einem Leben bleibt«

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 356

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Zum Buch:

Eine Tochter nimmt Abschied von ihrer verstorbenen Mutter. Eine einzige Nacht lang versucht sie, anhand von Fotos, Erbstücken und Erinnerungen deren Leben zu verstehen – und begibt sich dabei auch auf eine erkenntnisreiche, tröstende Reise zu sich selbst.

In ihrem autofiktionalen Roman führt uns Sirpa Kähkönen vom Helsinki der Jetztzeit in die ostfinnische Provinz der 1920er Jahre, ins Zeitalter der Holzhäuser und Dampflokomotiven, beleuchtet die Aufbaujahre der 1970er und kehrt schließlich zurück in die Gegenwart. Und nähert sich immer wieder den Schatten, die seit Generationen über ihrer Familie liegen.

»Ein geschickt konstruiertes Requiem, das man nicht mit trockenen Augen lesen kann. Zutiefst persönlich und gleichzeitig universell.« Aamulehti

Zur Autorin:

Sirpa Kähkönen ist eine in Finnland vielfach preisgekrönte Bestseller-Autorin. Nach dreizehn Romanen und mehreren Sachbüchern wurde sie 2023 für »Komm, Mama« mit dem renommierten Finlandia-Preis ausgezeichnet. In dem autofiktionalen Werk widmet sie sich der tragischen Geschichte ihrer Familie, dem Schweigen, das zu ergründen sie sich zur Aufgabe gemacht hat, und der faszinierenden Geschichte ihres Landes. Sirpa Kähkönen lebt in Helsinki.

Sirpa Kähkönen

Komm, Mama

Aus dem Finnischen von Stefan Moster

Blessing

Die Originalausgabe erschien 2023 unter dem Titel 36 UURNAA bei Siltala, Helsinki.

Das Motto ist zitiert nach:

Pentti Saarikoski: Tiarnia. Gedichte. Aus dem Finnischen von Richard Semrau unter Mitwirkung von Sabine Fahl, Leipzig: Edition Erata 2005.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Die Übersetzung wurde gefördert von

Copyright © 2023 by Sirpa Kähkönen

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2025 by Karl Blessing Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

[email protected]

(Vorstehende Angaben sind zugleich Pflichtinformationen nach GPSR.)

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlaggestaltung: t.mutzenbach design, München

Umschlagmotiv: © Arcangel/Jelena Simic Petrovic

Redaktion: Friederike Arnold

Satz: satz-bau Leingärtner, Nabburg

ISBN 978-3-641-32659-3V001

www.blessing-verlag.de

Für mich sind die Menschen mehr noch Häuser als die Häuser selbst

der Weg ein und derselbe, die Reise nicht

wir hatten eine Utopie jetzt sind wir ein Topos.

Pentti Saarikoski, Die Tänze des Dunklen

IDinge und Strichwesen

Liebe Mama,

heute Nacht musst du gehen.

Dein Tod liegt ein Jahr zurück, und die Tochter Tuonis, des Gottes der Unterwelt, wird dich mitnehmen. Die Münze liegt bereits auf dem Tisch, und wir sehen zu, dass dein Koffer gepackt ist. Die Verstorbenen müssen von den Lebenden scheiden.

Als ich nach deinem Tod das Bestattungsinstitut anrief, sagte man mir, in unser kleines Familiengrab würden insgesamt 36 Urnen passen. Das schockierte mich. Wie war das möglich? Du solltest doch die Letzte sein, die in dem Grab bestattet wird. So hatte es immer geheißen. Damit wäre deine Herkunftsfamilie wieder vereint. Dein Vater, deine Mutter, dein Bruder und du. Sonst niemand.

Ich war besorgt. Man hatte mir nämlich beigebracht, die Vorfahren zu ehren. Nun hatte ich Angst, ihr könntet die Nachricht von den 36 Urnen für einen Vertragsbruch halten. Wie sollte ich euch erklären, dass in einem Grab wesentlich mehr Urnen Platz finden als Särge? Die Bestattungssitten haben sich auf unvorhersehbare Weise geändert. Würdet ihr, die Vorfahren, daran Anstoß nehmen? Ich hatte keine Erfahrung mit dem Beschwichtigen von Verstorbenen und kannte die Tradition nicht. Zum Glück bekam ich Hilfe von einer Fachfrau, Tuonis Tochter.

Sie hat mir geraten, offen zu sprechen. Also fasste ich den Mut zu sagen: Ich kann leider nicht garantieren, dass das Grab nur für dich und deine Herkunftsfamilie reserviert bleibt, Mama. Ich weiß nicht, wie ich das hinbekommen soll. Es liegt nicht in meiner Macht.

Darum habe ich Grabbeigaben beschafft. Ich habe 36 Dinge gesammelt. Die packe ich in deinen Koffer, und danach nimmst du die Münze in die hohle Hand. Ich habe auch einen warmen Umhang, den du dir über die Schultern legen kannst. Man wird dich über den Strom rudern. Auf der anderen Seite wirst du deinen Angehörigen begegnen. Die Beigaben werden euch nützlich sein. Zusammen werdet ihr euch im Totenreich wohlfühlen. Ihr werdet dort bleiben. Ihr werdet euch nicht um die Angelegenheiten der Lebenden kümmern. Die Anzahl der Urnen sollen andere zählen.

Komm, Mama, scheiden wir gründlich voneinander. Lass uns reden, dieses eine Mal. Ich habe den nötigen Raum dafür gewonnen, ich sehe dich jetzt. Sehr gern möchte ich dir erzählen, was nach deinem Weggang geschehen ist.

Als ich telefonisch über deinen Tod informiert wurde, war es spät am Abend, und ich nahm gerade in einem kleinen Lokal bei mir in der Nähe die erste Mahlzeit des Tages zu mir. Tagelang hatte ich nichts essen können. Es war sonderbar: Ich wünschte den Tod herbei, als dein Befreier, als mein Befreier, zur Erleichterung von uns beiden. Aber hinter diesem Wunsch verbarg sich etwas anderes. Verzweiflung vielleicht. Ich verlor meinen eigenen Lebenswillen. Du, die du mich als Erste genährt hattest, lagst im Sterben, und ich hörte auf zu essen.

Das Telefon klingelte, damit hätte ich rechnen können, dennoch war ich überrascht. Nein! Jetzt? Ich stand auf, eilte in den Gang hinter den Trennwänden. Die Decke, der Fußboden, die Wände um mich herum, alles leuchtete gelb. Meine Mutter. Tot. Ich sank in die Hocke.

Ich drückte auf das rote Telefonsymbol auf dem Display, stand auf, kurz wurde mir schwarz vor Augen. In einem gelben Universum wandelte ich zum Tisch, auf dem Teller schlängelte sich weiterhin die Pasta Limonello. Ich wickelte Streifen davon um die Gabel, so wie meine Tochter meine Haare um den Finger gewickelt hatte, vor langer Zeit, als Säugling, wenn sie von meiner Brust trank. Meine Mutter tot? Meine Tochter aus dem Haus? Ich strich mir über die Haare, die ganz kurz geschoren waren. Du, Mama, hast immer gesagt: »Dir stehen kurze Haare, du darfst sie dir nicht wachsen lassen, sie wachsen ja nicht mal.« Als Jugendliche ließ ich sie dann erst recht wachsen. Du konntest mich mal. Bis das Handeln aus Trotz seine Bedeutung verlor und die Schere doch den Weg in meine Haarpracht fand. Du hattest recht, auch in diesem Fall. Kurz steht mir gut.

Ich drehte die Gabel, führte sie zum Mund, sog die Pasta ein. Weizengelbe Strähnen, Haare im Mund, das Salz der Tränen, Zitrone stieg mir in die Augen.

Ich stand auf, der Stuhl polterte, öffnete die Tür mit einem Stoß, draußen reichte die Kette der Straßenlampen bis ins Unendliche. Hinter der schroffen Mauer der Grünanlage trugen die Äste einer Magnolie große, haarige Knospen, hervorgebrochen, von Regen und Südwind zum Vorschein gebracht, an schwarzen Märzästen, die an der Mauer scheuerten und an mir, rau sägten sie an den Fasern in meinem Inneren. Ich blieb unter den Ästen stehen. Es war eine Kobushi-Magnolie.

»Magnolie, du sonderbarer Baum«, murmelte ich. Die Blüten mit den großen Blütenblättern direkt aus den schwarzen Zweigen, ohne Grün. Ich stand an der Mauer, auf der anderen Seite erhoben sich Häuser mit lichtlosen Fenstern, die Kobushi-Magnolie beugte sich zärtlich über mich, raschelte kurz, setzte sich mit schwankenden Knospen auf eine Bank und sagte, wobei sie einen Ast auf ihr Herz legte: »Erlauben Sie mir, dass ich Ihnen helfe, ich sehe, dass Sie verzweifelt sind.«

Und sie fuhr fort, es gebe zu viele verzweifelte Frauen in unserem Stadtteil, und nach dem Tod ihrer Mütter würden Frauen besonders stark dazu neigen, übereilte Schlussfolgerungen zu ziehen, gerade in dieser rauen Gegend. Und mit einer erneuten tiefen Verbeugung bat sie mich um die Erlaubnis, mir ihre Freundin zu schicken: Tuonis Tochter.

Ich versuchte, ironisch zu sagen, es bestehe kein Grund, mich für so verzweifelt und schutzlos zu halten, dass ich mich wie mutterlose Mädchen vom Land im 19. Jahrhundert in die schwarze Nacht des Stadtteils Sörnäinen stürzen würde, aber eigentlich wusste ich nicht, ob das der Wahrheit entsprach, und meine Stimme klang auch überhaupt nicht ironisch, sondern aufgeraut vom zurückgehaltenen Weinen. Ich verneigte mich, worauf die Kobushi-Magnolie sagte, sie wolle mich nach Hause begleiten. Ich zuckte mit den Schultern, was eine schwache und unhöfliche Geste war, aber schwach war ich ja auch und darum unfähig zu handeln, meine exekutiven Funktionen lagen in Scherben, und die Magnolie nahm mich am Arm und führte mich in unserem Viertel, in dem es bergauf und bergab geht, von einer Straßenecke zur nächsten, bis wir ein schwarzes Hoftor erreichten.

Und als sie sich vor dem eisernen Tor verabschiedete, verbeugte sie sich noch einmal und sagte: »Tuonis Tochter wird noch heute Nacht zu Ihnen kommen.«

Ich nickte, und sie strich mir mit einem schwarzen Zweig über die Wange. Dann öffnete ich das Tor. Als ich, bevor ich es schloss, noch einmal über die Schulter zurückblickte, winkte mir die Kobushi-Magnolie von der Kapelle aus zu. Dann verschwand sie um die Ecke.

Das Hoflicht war ausgegangen, der Mond hing im Geäst der laublosen Ahornbäume. In der Haustürnische stand eine Frau, die ein grünes Seidentuch über den Haaren trug. Sie sagte: »Heute ist der Namenstag von Aurora.«

Ich nickte und ließ sie ins Haus, womöglich war sie zu einer Namenstagsfeier eingeladen. Zusammen betraten wir den Fahrstuhl. Ich nehme normalerweise immer die Treppe, aber diesmal wollten meine Beine nicht. Im Fahrstuhl wurde es wieder gelb um mich herum, ich blickte auf meine Füße, das Tuch des Namenstagsgastes wallte in meinem Augenwinkel, die Stockwerke wechselten, sie sagte nicht, wo sie hinwollte, das grüne Tuch tanzte und schlingerte wie elektromagnetische Stürme.

»Ich bin Tuonis Tochter«, sagte sie, als wir meine Etage erreichten. »Verstehe«, sagte ich. »Und jetzt sehe ich es auch. Ihr Kopftuch besteht aus Polarlicht.«

»So ist es«, bestätigte sie. »Und wir können uns gerne duzen.«

Ich nickte, denn ich hatte nichts dagegen. Ich öffnete die Fahrstuhltür, nahm den Schlüssel zur Hand und ließ Tuonis Tochter über meine Schwelle.

Sie nahm einen Stift und einen Notizblock aus der Tasche ihres weiten Mantels, setzte sich in die Küche und war bereit, als Vertreterin und Vertrauensperson der Verstorbenen das Nachlassverzeichnis aufzustellen, womit wir noch in derselben Nacht begannen.

Bei unseren nächtlichen Sitzungen habe ich mich von so manchem befreit. Ich habe von meinem Gast aus der Unterwelt gelernt, dass wir Lebenden den Zahlen zu viel Aufmerksamkeit schenken. Wir messen Quadratmeter, Kubikmeter, Tiefen, Höhen und Breiten, taxieren die Welt im Hinblick auf Urnen und Särge, Katakomben und Gebeinhäuser. Dort hingegen, wo die Verstorbenen wandeln, hat man mit dem Zählen aufgehört.

Als wir eines Nachts wieder einmal zusammensaßen, um das Erbe zu klären – und zwar nicht nur das von dir, meiner Mutter, sondern die ganzen langen Verschlingungen im Geflecht unserer Familie –, als wir an meinem Küchentisch saßen und ich von der Fülle der Gegenstände und den verschlungenen Ketten aus Pflichten, die in alle Richtungen liefen, so beklommen war, dass ich kein Wort herausbrachte, legte ich einfach die Stirn auf die Tischplatte, und Tuonis Tochter sagte ganz ruhig:

»Am Ende reicht ein Wort.«

»Bimbambulla?«, schlug ich vor.

»Zwanghaftes Witzeln ist einer deiner Konstruktionsfehler«, stellte Tuonis junge Tochter fest.

»Glaubst du, das weiß ich nicht?«, fuhr ich sie an.

»Kein Grund zur Aufregung. Ich hab das ja bloß festgestellt. Du solltest so vorgehen: Du wählst ein Wort, das du für wichtig hältst. Schreibst es in die Anamnese. Das wird dann mit der scheidenden Toten besprochen. Sie wird gefragt, ob sie deiner Meinung ist oder nicht. Es wird ein Protokoll erstellt, und so kommt der Prozess normalerweise wie von selbst in Gang«, sagte Tuonis Tochter im Ton einer Beamtin.

Also gut. Verehrte scheidende Tote beziehungsweise Mutter. Setzen wir unseren Prozess also in Gang. Passenderweise hat man das Trauergeleit bei uns früher als Prozession bezeichnet. Der Trauerzug versammelte sich vor dem Haus des Verstorbenen oder am Eingang zum Kreiskrankenhaus, die Pferde trugen schwarze Feiertagsüberwürfe und Seidenbommeln, die Leute gingen zu Fuß oder fuhren in Wagen, je nach ihren Verhältnissen. Auch du hattest einen kleinen Trauerzug, Mama. Als wir uns vor der Kapelle versammelten und der Bestatter uns die Urne überreichte, setzte ein heftiger Sommerregen ein, es prasselte auf die Säulenpappeln und die Regenschirme nieder, der Sand spritzte, Bäche furchten Canyons in die Wege, und das Weinen durchfurchte unsere Gesichter. Mit schlammigen Strümpfen und nach nasser Wolle riechend, ließen wir deine Urne in das Loch im Rasen, warfen ein paar Handvoll Erde hinterher, mit sandigen Händen wie Kinder schaufelten wir dein Grab zu.

Ja, wir gedachten deiner, liebe Mama, im Regen standen wir da, unter den Monsunströmen des heißen Tages. Und wir erinnerten uns an dich in dem kleinen Lokal in der Nähe des Hafens, die Scheiben beschlugen, wir aßen, wir sangen, draußen tönten die Schiffshörner, zumindest hätten sie tönen müssen.

Ich glaube, dass alles richtig vonstattenging. Du hattest allerdings darum gebeten, als du noch lebtest, man solle dich nach deinem Tod einäschern und die Asche vom Fernsehturm werfen, sodass du auf deiner letzten Reise als schwarze Wolke über der Stadt Kuopio schweben würdest. Doch Konventionen und Gesetze hinderten uns daran, dir deinen letzten Willen zu erfüllen. Alles andere wurde gemacht, wie es sein sollte. Aber als nach der offiziellen Phase der Trauer diese tiefe, einsame, dunkle Reise begann, stand in der Anamnese schließlich das Wort:

Unzulänglichkeit.

Mama. Ich bin wie ein zu kleiner Pizzateig, der in die Länge gezogen wird, damit er die Größe des Backblechs bekommt. Aber er reicht nicht hin, er hält nicht, er reißt. Die Verantwortung, die ich schon früh übernommen hatte, war mir tief ins Gewebe gewachsen. Vielleicht haben viele so etwas tief Verwurzeltes in sich, einen Auswuchs, den man nicht ausschaben kann, ohne dass der ganze Mensch auseinanderfällt. Bei meinem Vater war es der Kommunismus. Bei dir – nun ja, das durfte man nicht laut sagen. Vielleicht gelingt es heute Nacht? Bei mir ist es dieses zwanghafte Übernehmen von Verantwortung.

Ich kann mir nicht entkommen. Oder wie man in unserer Familie zu sagen pflegt, in aller Düsterkeit: Dem Übel der anderen kann man entkommen, dem eigenen nie. Das ist insofern ein praktischer Satz, als er den Empfänger befleckt. Ich bestreite den Kern der Aussage nicht, es ist gut, sich seines Erzübels bewusst zu sein, es ist wichtig, seine eigene Fehlerhaftigkeit zu erkennen, bevor man auf dem anderen herumhackt und ihn kritisiert. Aber diese Parole unserer Familie eignet sich auch als Schild gegen jede Kritik. Es prallen davon selbst Worte ab, die mit aufrichtiger Liebe ausgesprochen werden und mit deren Hilfe man sich ändern könnte.

Das eigene Übel wird man nie los. Was für ein durch und durch deprimierender Satz. Schwer zu leben, wenn man ihn die ganze Zeit im Kopf behält. Ein Optimist könnte es so formulieren: Die Selbsterkenntnis hilft, auch den Fehlern der anderen mit Sanftmut zu begegnen.

Aber bei uns gibt es keine Optimisten. Von Selbstmitleid hatte man im 19. Jahrhundert, als die Prinzipien unseres Handelns festgelegt wurden, noch nichts gehört. Darum ist es Tradition geblieben, einen Sündenbock zu wählen, der die Schlechtigkeit aller trägt. Die Aufgabe dieses Sündenbocks besteht darin, ungefilterte Wut auszuhalten, Enttäuschung und Not aufgrund eigener Fehler, gemischt mit dem Ärger über die anderen. Alles auf einen Haufen und dann immer drauf auf den Sündenbock. Dementsprechend kann man in dieser Familienlehranstalt das kombinierte Sündenbock-Sündenträger-Diplom erwerben. Darauf steht: Diese Person ist unmöglich! Würde es sie nicht geben, wäre alles gut! Und an der Wand im Familiensaal hängt ein geteerter Schild mit der Aufschrift: Komm her, kleine Schuld, hier ist noch mehr davon!

Ich kann die Kette der Unzulänglichkeit und des Sündenbockwesens drei Generationen zurückverfolgen. Mein Vater war in seiner Familie der Mittlere, ein schwieriges Kind und der Sündenbock. Du, Mama, warst ein hitziges, lebhaftes, schwieriges Kind. Und der Sündenbock in deiner Familie. Und ich. Muss ich das fortsetzen?

Mit dem Sündenbockstatus ist ein Stigma verbunden, das man nicht abwaschen kann. Man kann es mit Kleidungsstücken verdecken, aber man riecht es. Der Geruch ist eine Mischung aus Angstschweiß und Teer. Das Sündenbockstigma ist genau das, was mich dazu gebracht hat, mir so viel Mühe zu geben, über meine Kräfte zu gehen. Mit meinem Fleiß habe ich etwas zeigen wollen, habe versucht, auf jede Forderung zu reagieren, aber inzwischen verstehe ich, dass es gar nicht darum ging, mit ihnen fertigzuwerden, es kommen immer neue.

Dennoch ist es gut, dass ich noch diese eine Aufgabe übernommen habe, mich anschicke, unser Nest zu sortieren, ein letztes Mal die Fäden glatt zu streichen, die Fasern und Wurzeln zu untersuchen. Eine andere Person hätte das besser gekonnt, Außenstehende können es ja immer besser; eine andere Person hätte das Mandat ohne dieses Gehirnchaos, ohne Stummheit und den täglichen Kampf mit den Anforderungen des Chors der Verstorbenen und ohne Lähmung angesichts der Kakofonie gemeistert. Aber ohne diese schwierige Pflicht hätte ich mich selbst nicht verstanden, und dich auch nicht.

»Soll ich mich denn wegen allem zerreißen?«, hast du manchmal gerufen, oder, na ja, ziemlich oft.

Deine Generation kam nach dem Krieg unter einer so schweren Last hervorgekrochen, dass es natürlich war, Leichtigkeit und Licht zu erwarten. Allerdings war es nicht erlaubt und wurde nicht gutgeheißen. Ihr wolltet das Kleine und Fröhliche, doch erwartet wurde von euch das Große und Ernste. Du hast mir erzählt, wie sich deine eigene Mutter immer beklagte: »Ich hab nie eine Jugend gehabt.« Und dein Vater hatte alles, seine Mannesjahre und seine Gesundheit, einer Ideologie geopfert, mit der er die ganze Welt säubern und besser machen wollte, die ihn aber durch und durch vergiftete.

Die ungeschützte Verbreitung solcher Wahrheiten und Heilmittel ist in unserer Familie großzügig gehandhabt worden. Ein bisschen, wie meine Oma in den Sommern der 70er-Jahre ihr Gartenhäuschen mit Mückenspray aussprühte, bis die Luft blau war. »Ärgert mir die Kinderchen nicht, ihr Mistviecher!« Mit tränenden Augen mussten wir den bitteren Giftdampf einatmen, man brachte Opfer, und man opferte sich, weil das zu unserer Rhetorik gehörte. Irgendwie so:

Opfere dich dem Guten, das kommen wird! Bürde dir sogleich eine Last auf, du musst sie tragen! Süß ist es, das Joch in deinem Nacken über die unwegsame Strecke des Lebens zu schleppen! Gib dein letztes Hemd, deinen Witwengroschen und dein Leben her! Man ist auf eine goldene Stadt zu und gegen eine Backsteinwand gelaufen. Man hat hektisch auf einem hohen Berg gestanden, vor sich Ewigkeitspanoramen und den Rand des Abgrunds. Jedes Mal, wenn Stacheldraht gezogen wurde, ist man instinktiv auf die falsche Seite und unter die Verlierer geraten, hat stacheliges Häftlingsbrot und Gras gefressen.

Unrecht haben. Allein dastehen. Vom Getöse der Weltachse berauscht werden, in die Strudel des Totenmeeres geraten, im Mahlstrom rotieren, in die Finsternis geschleudert werden. Wut. Ungerechtigkeit. Gewalt.

In der Urheimat deiner Familie gab es neun hitzige und eigensinnige Kinder, die mit der Rute und dem Wort des Herrn großgezogen wurden. Sie wohnten im unteren Haus der Arbeiterwohnungsaktiengesellschaft Puijo in Kuopio, direkt am See, an der Bucht namens Kuopionlahti. Die elfköpfige Familie hatte nur eine Küche und eine Kammer. Doch eine eigene Wohnung, mit gedrucktem Anteilsschein! Aber als die 20er-Jahre kamen, mähte der Tod am falschen Ende. Von den Jungen gingen welche im besten Alter an Krankheiten zugrunde, und das verursachte bittere Trauer. Unter dem Einfluss des Kummers erwarb man als Wohnstatt der Toten ein großes Dauergrab. Man tat, was Familien auf dieser Welt tun müssen: Man ordnete die Wohnverhältnisse der Lebenden und der Toten.

Aber das 20. Jahrhundert widersetzte sich der Planmäßigkeit. Die Jungen waren unruhig und wollten nicht in der Heimat alt werden und sterben, sie wollten herausfinden, ob man im Leben andere Entscheidungen treffen konnte als die eigenen Eltern. Konnte man Möglichkeiten finden, seine Talente einzusetzen, sich nicht mit seinem Los abzufinden? Konnte man den Wind zu fassen bekommen und auf seinem Kamm reiten, konnte man alles umstoßen wie beim Spiel mit Bauklötzen und alles ganz neu wieder aufbauen? Man führte Krieg, floh, geriet in Sackgassen. Das ganze blutige Jahrhundert trotzte den Berechnungen einer homogenen Tabelle, schleuderte die Menschen weit aus ihren heimischen Gegenden hinaus und dünnte die Generationen mit industrieller Effektivität aus.

Viele von unseren Angehörigen gingen weit weg und kamen nie mehr zurück. Schließlich wurden die Verschollenen für tot erklärt. Unser Familiengrab gleicht einem zu groß gewordenen Kleidungsstück; die Gelegenheit, hineinzuwachsen, ist nie in Anspruch genommen worden.

Das alte, große Grab strahlt dementsprechend nicht nur die Anwesenheit von Verstorbenen, sondern ganz besonders stark auch deren Abwesenheit aus. Diese Ausstrahlung ist in den Geist und den Körper aller eingedrungen, die das Grab besucht haben, sie reicht bis ins Erbgut hinein. Die Pflicht gegenüber den Toten wog am schwersten; demgegenüber gerieten die Lebenden an zweite Stelle.

Du hattest vor vielem Angst, Mama. Unter anderem davor, dass uns das Familiengrab weggenommen wird. Immer wieder hast du mich mit tonloser Stimme gefragt: »Klebt ein Zettel am Grab?« Deine Sorge ließ sich mit keiner Beteuerung mildern, immer hattest du Angst vor dem Zettel der Gemeinde. Du bist nicht hingegangen, um nachzusehen, du hast dich in deinem Entsetzen verkrochen.

Ich habe angefangen, der Schutzschild zwischen dir und der Angst zu sein. Aus den Bestattungsunterlagen ging hervor, dass für das große Familiengrab kein Nutzungsberechtigter benannt worden war. Es hat immer meinem tiefsten Instinkt entsprochen, alle Aufgaben auf dieser Welt zu übernehmen, die mit Verantwortung verbunden waren, es handelt sich dabei um eine Art Atlas-Komplex. Masseure fragen mich immer: Was hast du jetzt wieder mit dir herumgeschleppt? Ich nuschle dann etwas von Taschen mit Büchern, weil ich nicht sagen will: die Erdkugel.

Also habe ich mich natürlich als Nutzungsberechtigte des Grabes angetragen. Und kaum hatte ich mein Amt angetreten, erzählte ich dir, dass man heute zwar nicht mehr von Dauergräbern spreche, dass man uns das Grab aber auch nicht wegnehme. Wir befinden uns im Limbo zwischen Kapitalismus und Idealismus: Ein treues Kundenverhältnis ist in dieser Welt eine ulkiges Überbleibsel, Wettbewerb lohnt sich, Dauerverträge schließen nur Einfaltspinsel ab, und die Ewigkeit ist nur noch Fessel und Fluch. Deine Sorgen konnte dir diese diffuse Erklärung nicht nehmen, unter ihrem Einfluss hast du dich ins Jenseits verabschiedet.

Aber selbst wenn ich sämtliche Aufgaben der Welt übernähme, kann ich nicht garantieren, dass am Ende keine Fremden in unseren Gräbern landen. Ja, Gräber sind schlechte Investitionen der vorigen Generationen. Allerdings ist es auf dieser Welt auch sonst schwierig, klug zu investieren. Möge es zu den Messfehlern gehören, es gibt Schlimmeres.

Das kann man schon so sagen. Man kann wenigstens versuchen, sorglos zu sein.

Darum machen wir es jetzt so. Wir holen das immaterielle Erbe hervor. Alles Irdische ist ja dahin, was soll man noch darüber reden, über Häuser und Sachen. Die Häuser sind ohne Ausnahme abgerissen worden, und das 20. Jahrhundert hat den vorigen Generationen den Besitz, die Manneskraft, den Schwung und die Gesundheit geraubt. Wir machen jetzt sichtbar, was sich in den Fasern und Adern, im Geflecht der Nerven bewegt.

Tuonis Tochter ist die Nachlassverwalterin und die Stimme der Vernunft in diesem Prozess, in diesem langen, feierlichen Akt des Geleits. Nach sorgfältiger Überlegung bin ich zu diesem festen Entschluss gekommen. Den Lebenden, was den Lebenden gehört. Und den Toten der Rest. Bestimmt habe ich nicht alles Geerbte gesehen, etwas bleibt immer übrig. So klein, dass man es nicht wahrnehmen kann. Oder so groß, dass es keine Gestalt annimmt. Es bleibt denen, die nach uns kommen.

Aber was bemerkt, erkannt und untersucht worden ist, liegt auf dem roten Orientteppich dort drüben. Du musst jetzt kommen. Wir machen Inventur, dann gebe ich dir das Fährgeld, wir nehmen Abschied, und du gehst.

Nein, ich kommandiere dich nicht herum, Mama. Ich versuche, entschlossen zu sein. Meine Grenze zu ziehen.

Nervös gehe ich in meiner Wohnung umher, viele Schritte muss man nicht machen, um sie zu durchmessen. Tuonis Tochter sitzt in meiner Küche, sie kann auch nachts Kaffee trinken, vielleicht trinke auch ich bald einen schönen starken schwarzen Espresso, weil es mir heute Nacht nichts ausmacht, wach zu bleiben. Das Fenster steht offen, aus den Wipfeln der Ahornbäume hört man leises Krächzen, auf den Ästen sitzen schwarze Vögel, die in der Nacht miteinander schwatzen.

Auf dem alten Serviertisch unter dem Fenster steht eine Karaffe, daraus gieße ich etwas in Gläser, wenn du kommst. Von Rebecca Solnit und Israel Schur habe ich gelernt, dass die Juden, wenn sie die Befreiung von der Versklavung durch die Ägypter feiern, vier Becher Wein trinken und den fünften dem Propheten Elias eingießen, dessen Ankunft sie erwarten. Darum lassen sie auch die Tür am Festhaus offen: Damit Elias hereinkommen kann, um alle Fragen zu beantworten.

Tatsächlich sind einige Fragen zusammengekommen.

Wir trinken keinen Wein. Aber wenn du kommst, werde ich uns Johannisbeersaft eingießen, »schwarz wie Tigerblut«, wie dein Vater sagte. Einen Saft, wie ihn deine Mutter an heißen Augusttagen in der grünen Küche unserer Sommerhütte kochte. Wir werden vier Gläser trinken und Hefezopf essen, »Striezel«, wie deine Mutter sagte, wir werden es im Gedenken an die lieben Verstorbenen zu uns nehmen.

Und das fünfte Glas werden wir eingießen, damit es auf deinen Onkel Elias wartet, der seinen Namen nach dem Propheten bekommen hat. Vielleicht ist dein Onkel mit einem Feuerwagen in den Himmel geflogen, aber es ist auch möglich, dass er noch immer auf Erden wandelt. Möglich, obschon ganz und gar nicht wahrscheinlich. An diese kleine Möglichkeit haben sich so viele in dieser von Hämmern und Sicheln geschlagenen und zerrissenen, durch maschinelles Töten ausgedünnten Familie in ihrer Hoffnung geklammert, warum nicht auch wir.

In unserer Familie haben die Frauen das Warten gelernt. Vielleicht werde auch ich zu einer Wartenden.

Wenn du kommst, setzen wir uns hin, bis sich unsere Seelen häuslich niedergelassen haben. Wir trinken den Saft, die Tür steht offen, wir lassen den Wind durchs Zimmer gehen.

Wir warten.

Aber Mama. Du bist gekommen!

Ich war nicht ganz sicher. Wagte es doch nicht ganz, darauf zu vertrauen.

Aber jetzt sind wir hier. Ich wage es nicht, dich anzuschauen, du bist eine große Erscheinung, bist es immer gewesen. Sitz nur in Ruhe da, ich bin hier, halte ein bisschen Abstand. Tuonis Tochter sitzt am Küchentisch und vermerkt in der Liste, dass alles seine Richtigkeit hat.

Ich dachte, wir gehen folgendermaßen vor: Hier habe ich die Dinge versammelt, die wir gemeinsam betrachten sollten. Alles Mögliche konzentriert sich darin, Geschichten, die du erzählt hast, vergangene Zeiten. Vor dem Regal da drüben liegt zusammengefaltetes braunes Abdeckpapier, denn ich will dir auch ein paar Zeichnungen zeigen. Wenn dir das so recht ist, nickst du einfach.

Ganz kann ich deine Gesten nicht erkennen. Aber du bist trotzdem da und gehst nicht weg. Wer schweigt, stimmt zu, nicht wahr?

»Fang einfach an, Sirpa«, sagt Tuonis Tochter von der Küche aus.

So mache ich es. Schau, Mama. Hier ist der erste Gegenstand.

Deine kleine Strickjacke. Sie ist grau, aber an den Ärmelbündchen und am Kragen sind mit rotem Faden geriffelte Verzierungen eingehäkelt worden. Deine Mutter machte gerne Handarbeiten. Diese Strickjacke ist nach dem Krieg aus aufgeribbelter Wolle angefertigt worden. Ich erinnere mich an die Wollknäuel deiner Mutter. Sie wurden in einem zylinderförmigen, gepolsterten Hocker aufbewahrt. Er glich einer Edelsteinschatulle, voller Kostbarkeiten in unterschiedlichen Farben. Glatte, neue Wolle. Und aufgeribbelte Wolle, lockig wie deine Haare.

Zu der Strickjacke gehört eine Geschichte, die du erzählt hast. Einmal wachtest du als Kind vor allen anderen auf. Überall war dicker Zigarettenrauch. Es wurde laut gestritten. Du warst noch sehr klein. Zogst dich leise an und gingst nach draußen. Dort war niemand. Du hast dich auf einen Sandhaufen gesetzt. Deine kleine Strickjacke roch stark nach Rauch. Du dachtest: So ist das also?

Das: das Leben.

So habe ich diese Geschichte verstanden.

Deine Strickjacke habe ich gewaschen. Ich verwendete milde Seife, drückte den Schaum heraus, spülte vorsichtig nach, ging zärtlich mit der Jacke um. Vom Rauch und Ruß, der sich in den Schlingen festgesetzt hatte, wurde das Wasser schwarz; beim Ausspülen wurde es schließlich klar. Nachdem die Jacke getrocknet war, stellte ich fest, dass die roten Verzierungen, die deine Mutter gehäkelt hatte, heller geworden waren. Sie wollte dir etwas Hübsches machen, aus dem wenigen, das sie nach dem Krieg hatte. Sie tat es, obwohl du immer gesagt hast, du wärst bei dir daheim überzählig gewesen.

Obwohl. Dieses Wort gebe ich der Strickjacke mit. Ich schreibe es auf ein Stück Einfassband und befestige dieses an der Innenseite, am Kragen. Strickjacken aus der alten Zeit pieksten oft, sie rieben an empfindlichen Stellen wie am Hals, und die Haut rötete sich. Ich möchte, dass das Einfassband und das Wort den Schmerz und das Scheuern mildern, das immer zwischen dir und deiner Mutter war. Den Zigarettengeruch habe ich aus deinem Kleidungsstück herausbekommen, aber die Erinnerung an die Streitigkeiten, die Einsamkeit, die Trauer und die Niedergeschlagenheit des Kindes kann ich nicht mit allen Wurzeln ausreißen.

Ich kann die Vergangenheit ja nicht ändern. Was ich hier tue, tue ich wegen mir.

Egoismus!, krächzt es aus dem Baum im Hof. Das Wort ist in Fraktur gesetzt und steht in einem alten Sündenverzeichnis, die Vögel in den Ahornbäumen ereifern sich, sie lassen schwere Wörter fallen, sodass es auf dem Asphalt im Hof nur so scheppert, Wörter so kantig wie alte Schlüssel, übrig geblieben von abgerissenen Häusern, in Türen passend, die man nicht mehr öffnen kann, in deinem Zuhause hat man damit um sich geworfen und in der Urheimat unserer Familie ebenfalls. Egoismus, Gelüste, Sünde, Schande, Stolz, Aufmüpfigkeit, Schlechtigkeit, Jüngstes Gericht! Sie sind den Kindern auf die Stirne und Hinterköpfe geknallt worden, man ist ihnen ausgewichen, so gut man konnte.

Ich werde sie erst morgen im Hof auflesen, nachdem du gegangen bist, Mama. Ich werde sie in einem Eimer sammeln und in die Tonne für den Metallabfall kippen, von mir aus sollen sie alles in der Sondermüllverarbeitung einschmelzen und dann meinetwegen Draht für die Korken von Champagnerflaschen daraus machen. Das Metall der Schlüsselwörter ist stark und darum gut geeignet, um Druck von atmosphärischem Ausmaß in Schach zu halten.

Alles, was Fraktur ist, bleibt auf der Seite der Lebenden. Dafür wird sich schon Verwendung finden. Und du musst dich nie mehr vor diesen Vögeln fürchten. Lassen wir das Fenster ruhig offen, sie kommen nicht herein.

Schau noch mal her. Ich habe ein paar Dinge in die Ärmel und Taschen der Strickjacke gesteckt. Sie stammen samt und sonders aus deinen frühen Jahren. Diese braune Papiertüte ist vielleicht von Ende 1947 oder Anfang 1948. Wenn man sie befühlt, könnte man meinen, es wären Steine darin. Aber du erinnerst dich an diese Tüte. Sie ist total wichtig und zentral in der Landschaft deiner Erinnerungen. Sie enthält Süßigkeiten.

An Weihnachten 1947 wurde zum ersten Mal nach dem Krieg die Verteilung von Süßigkeiten erlaubt. Du warst sechs geworden und im Kindergarten. Im Frühling des folgenden Jahres gab es zu Ostern Karamellbonbons. Vielleicht schrieb man den Frühling 1948, als eines Tages ein Fotograf in den Kindergarten kam. Alle Kinder wurden zusammengerufen. Sobald eure schüchterne und aufgeregte Schar in Reih und Glied dastand, verteilten die Tanten kleine Tüten an euch. Karamellbonbons! Was zum Schnuggeln! Wie ein Lauffeuer verbreitete sich das Wort unter euch, obwohl die Tanten beschwichtigten und die Finger auf die Lippen legten. Was Süßes! Die Erwartung brodelte in euren Reihen, ein wundersamer Genuss stand bevor. Sobald das Foto gemacht war, würden die Tüten rascheln, vorsichtig würde man die harten Brocken herauspicken und dann …

»Schaut in die Kamera, alle, jetzt! Und noch mal! Auch Liisa in der unteren Reihe, hierher gucken, und du da, Jussi, hallo!«

Ihr lächeltet breit auf dem Bild, mit den Tüten in der Hand.

Der Fotograf bedankte sich bei euch. Prima habt ihr das gemacht!

Dann wurden die Tüten wieder eingesammelt. Ihr habt sie nie mehr zu Gesicht bekommen.

Irgendwann in den 70er-Jahren, als ich am Küchentisch Salmiak futterte und Fünf Freunde las, erzähltest du mir von dieser Fotoaufnahme. Dann schautest du mich bedeutungsvoll an: »In manchen Familien werden die Bonbons ganz oben im Schrank versteckt und einzeln herausgeholt und dann schön langsam verzehrt, mit Genuss.«

Ich habe nicht richtig kapiert, was du mir damit sagen wolltest. Du warst traurig darüber, dass man dir als Kind die Bonbons weggenommen hatte. Du warst leer ausgegangen. Aber du spieltest darauf an, dass die Gier nach Salmiak unfein war. Dass wir gemeinsam eine Familie werden könnten, in der man seine Gelüste im Griff hatte. Ich fand es unfair, dass ihr als kleine Kindergartenkinder eure Süßigkeiten nicht behalten durftet. Müsste ich meine also ganz oben im Schrank verstauen? Dazu war ich nicht geeignet, das begriff ich damals schon. Die idealen Naschkinder und die maßvollen Familien waren anderswo.

Oder wolltest du, dass ich mein letztes Hemd mit dir teile? Ich überlegte. Schließlich öffnete ich den Deckel der Salmiakschachtel und lockerte das gefaltete Innenpapier.

Ich schob die Schachtel auf der Wachstischdecke zu dir hinüber. Die Tischdecke war grün, Lianen und Paisley-Muster, die visuelle Verdichtung der 70er-Jahre. Nimm, hau rein, brachte meine Geste zum Ausdruck, oder »Da, für dich!«, wie Opa immer sagte.

Du hast den Kopf geschüttelt und das Gesicht abgewandt.

»Ich mag nichts Süßes«, sagtest du.

Der nächste Gegenstand, in der Tasche der Strickjacke. Ein kleiner glatter Stein.

Nicht alle durften in den Kindergarten. Du bekamst einen Platz. Zu deiner Mutter sagtest du: »Mir dürfen nur die Kindergartentanten was befehlen.«

Dein Kindergarten war in einem Holzhaus in der Nähe der Uferwiesen der Kuopionlahti-Bucht untergebracht, nicht weit von deinem Zuhause. Als alte Frau erzähltest du mir, du hättest oft am Tor auf deine Mutter gewartet.

Einmal hast du dort gestanden, mit einem weißen Stein in der Faust. Der Stein war glatt und oval, wie ein ganz kleines Ei. Du wolltest ihn deiner Mutter geben, den Stein, der sich so weich und gut anfühlte. Du blicktest in Richtung Seeufer und sahst eine Frau im Arbeitsoverall und mit Kopftuch auf den Kindergarten zugehen. Der Overall war schmutzig. Die staubigen Haare quollen unter dem Tuch hervor auf die Stirn. Vielleicht hatte sie den ganzen Tag Mörtel und Backsteine für die Maurer getragen, das war Frauenarbeit, nach dem Krieg wurde in der Stadt überall gebaut.

Du betrachtetest die Frau, sie war nicht deine Mutter, umklammertest das Steinei, es war warm in der Hand. Die Frau kam zum Tor herein, ihr Kind fuhr vom Spielen hoch und kreischte vor Freude. Die Mutter im Overall ließ sich auf die Knie fallen und breitete die Arme aus. Das Kind rannte auf sie zu.

Die Mutter im Overall freute sich über ihr Kind. Das hast du mir mit Nachdruck erzählt. Wie jene Mutter lachte, als sie nach einem langen Tag ihr Kind an sich drückte und die Wange auf seinen Kopf legte.

Dich holte eine kalte, müde Mutter ab. »Komm schon«, sagte sie. Du stecktest das Steinei in die Tasche deiner Strickjacke, und ihr gingt stumm nach Hause.

Tuonis Tochter, kommst du beim Zählen mit? Jetzt ist der dritte Gegenstand an der Reihe. Nein, der vierte!

Gut, danke. Und Mama, kannst du noch?

Stimmt, wir haben gerade erst angefangen. Aber sag Bescheid, wenn du eine Pause brauchst.

Hier haben wir kleine Filzstiefel. So klein, dass darin ein Kind umhertrippeln kann, das gerade erst laufen gelernt hat. Die hat zuerst dein Bruder getragen und dann du. Du kannst sie also deinem Bruder ins Totenreich mitbringen, wenn du sie nicht selbst behalten willst.

Aha, gut, danke für die Zurechtweisung, Tuonis Tochter! Es ist nicht meine Sache, mich in das einzumischen, was auf der anderen Seite des Flusses geschieht, was an wen verteilt wird, was man behält, was man verschmäht. Verstehe. Darf ich es erklären? Danke. Diese anstrengende Verhaltensweise von mir ist der Überrest einer frühen Besorgtheit, die wiederum ein ständiges Bedürfnis nach Kontrolle hervorgebracht hat. Ich verspreche hoch und heilig, dass ich nicht versuchen werde, darauf Einfluss zu nehmen, was die Toten treiben. Ich werde es mir merken!

Also. Die kleinen Filzstiefel.

Sie kamen zum ersten Mal im Winter 1941 – 1942 zum Einsatz. Als du noch gewickelt wurdest und dein Bruder zwei Jahre alt war. Ihr wohntet mit eurer Mutter Anna Heleena im Obergeschoss eines Holzhauses im Stadtteil Mölymäki. Die Filzstiefel standen vor der Tür. Ein Paar kleine und ein Paar große, nebeneinander. Sie passten an die Füße von Mutter und Sohn. Die Tochter konnte noch nicht laufen.

Anna Heleena hatte gerade das Kleine gewickelt und in den Korb gelegt. Die vollgepinkelten Windeln weichte sie im Zuber ein. Jetzt schlug die Kelle auf den Eimerboden, es war kein Wasser mehr da.

Anna Heleena stellte die beiden Emaille-Eimer neben die Tür. Ein Stück Holz diente als Griff. Das Klappern weckte die Aufmerksamkeit des Zweijährigen. Sein Gesicht verzog sich, als er sah, wie Anna Heleena sich den Wollschal um die milchvollen Brüste schlang und die Strickjacke vom Haken nahm. »Ü-hüü«, kam es aus dem Mund des Kindes.

»Sei brav«, sagte Anna Heleena. »Ich hol nur schnell Wasser. Bin gleich wieder da.«

Jedes Mal hast du daran gedacht, zu erwähnen, dass dein Bruder das Lieblingskind deiner Mutter war. Das stimmte wohl auch. Es hatte seine Gründe. Auf diese Gründe kommen wir noch, sie stehen auf dem Papier, auf das ich etwas gezeichnet habe. Wenn du also so lange warten kannst. Jetzt sind wir weiterhin bei Gegenstand Nummer 4. Und ja, ich weiß: Mein tiefer Wunsch nach Ordnung entspringt der Angst vor Chaos und Zerfall. Ich mag angeschlagen und unzulänglich sein, aber nicht ohne Verständnis für mich selbst.

Anna Heleena nahm die Eimer in die Hand, trat zur Tür hinaus, stellte die Eimer ab und schloss die Tür hinter sich. Weil der Junge schon laufen konnte und lebhaft war, musste sie abschließen, und sie drehte den Schlüssel um und steckte ihn in die Tasche ihrer Schürze. So konnte das Kind nicht auf die Treppe, die, hm, sagen wir 36 Stufen hatte, von der Dachkammer bis zur ebenen Erde.

Mit den Eimern in den Händen ging Anna Heleena 32 Stufen hinunter, stieß die Haustür auf und nahm draußen die letzten vier Stufen, vorsichtig, denn es war Winter und glatt. Es hatte viel geschneit, die Wege der Frauen bildeten Gänge im Schnee, einer führte zum Tor, einer zum Holzschuppen, einer zum Abort, einer zur Wasserstelle und einer zur Jauchegrube.

Anna Heleena mühte sich zur Zapfstelle, stellte die Eimer auf den von Eis überzogenen Betonboden, nahm den Schlüssel für die Zapfstelle, den sie an einer Schnur um den Hals trug, und schloss den Hydranten auf. Das Eisenrohr hustete, dann schoss das Wasser in den Eimer.

Die Kälte fuhr ihr über den Rücken, Anna Heleena schlang die Strickjacke enger um sich und spürte dabei deutlich die Rippen unter ihren Fingern. Es war der Rübenwinter, der Hungerwinter, es fehlte an allem, vor allem in den Städten. Der Fortsetzungskrieg war im Sommer 1941 ausgebrochen, und die Männer hätten zur Ernte zurückkommen müssen. Sie kamen aber nicht. Der Waffenbruder hatte Getreide versprochen. Doch die Schiffe saßen in der zugefrorenen Ostsee fest.

Anna Heleena hatte zwei Kinder, das eine vor dem Winterkrieg geboren, das andere im Herbst 1941. Du warst dieses zweite Kind, Mama, ein Säugling im Rübenwinter 1942. Du wurdest stark und lebensfähig. Deine Mutter magerte ab.

Anna Heleena war von einer Häuslerstelle in Kaavi in die Stadt gekommen. Aus Indokaavi, wie mein Opa, der Bewohner jener brodelnden Metropole namens Kuopio, sich ausdrückte. Kaavi war nämlich von Kuopio aus gesehen so weit weg wie Indochina, ein fernes Land voller wilder Wesen. Dort hatte meine Oma das Leben einer Häuslertochter geführt. Sie war auf Skiern zur Schule gelaufen, hatte Kartoffelauflauf gegessen, der im Brotbackofen gegart war, und sich zum Schlafen auf die warme Ofenbank gelegt. »Da ist mein Fleisch gewachsen!«, sagte Anna Heleena, wenn sie an ihre Jugend zurückdachte. Es gefiel ihr nicht, dass sich an den Hüften Speck gebildet hatte. Als ich als Gymnasiastin abmagerte, bis ich nur noch eine Bohnenstange war, damit ich wenigstens etwas unter Kontrolle hatte, umarmte mich Anna Heleena erfreut und rief aus: »Du hast nicht zu viel auf den Rippen!«

Diese Geschichte magst du nicht. Noch schlagen wir diese Richtung nicht ein, vorläufig ist sie noch ein Seitenweg.

Als sie den Hydranten schloss, sehnte sich Anna Heleena vielleicht nach den Tagen ihrer Jugend und dem Kartoffelauflauf ihrer Mutter, der in der Nachwärme des Brotbackofens durchgezogen war und auf dem Scheiben von gesalzenem Schweinebauch lagen. Wenn man wenigstens Kartoffeln bekäme! Wenn man ein Schwein bekäme! Und als sie die Eimer trug, darauf achtend, dass ihr nichts auf die Filzstiefel schwappte, war sie dünn und hungrig, und die Schwäche machte sich an ihrem Körper und in der Gesundheit ihres Geistes bemerkbar, wie wenn die Kälte Blumen an die Fenster des Hauses zeichnete.

Immerhin hatte Anna Heleena ein Zuhause! Vielen fehlte es an allem, ihr Haus war im Krieg zerstört worden, oder sie hatten es jenseits der Grenze zurücklassen müssen. Auch war Anna Heleenas Mann nicht im Winterkrieg gefallen und in der Angriffsphase des Fortsetzungskriegs ebenfalls nicht, sogar zwei Kinder hatte Gott ihr geschenkt, sie hatte keinen Grund zur Klage! Eine Dachkammer, Wasser von der Zapfstelle, Holz aus dem Schuppen, Plumpsklo im Hof. Den Herd heizen, die Windeln waschen, das schmutzige Wasser raus-, sauberes hineintragen. Anna Heleena war eine, die den ganzen Tag etwas trug.

Sie war dreißig, einst eine selbstständige Frau, jetzt eine gegen Hunger und Kälte ankämpfende Mutter, die Kacke, Pisse, Wasser und Holz trug.

Sie öffnete die Haustür und nahm die Treppe in Angriff, wobei sie auf die unheilverkündende Stille in der Dachkammer lauschte. Als sich die Lautlosigkeit zur bösen Vorahnung verdichtete, bekam sie selbst mit der bloßen Kraft von Steckrüben mehr Tempo in ihre Maschinerie. Im selben Moment fing das Baby an zu schreien, als wäre es in Lebensgefahr. Anna Heleena stellte die überschwappenden Eimer ab, nahm den Schlüssel aus der Tasche und schloss auf.

Ich weiß nicht, was sie dann genau tat. Ich möchte sie am liebsten unmittelbar hinter der Schwelle auf die Knie sinken lassen, aber wäre das nicht zu dramatisch? Andererseits konnten der Hunger und die Erschöpfung ihr durchaus die Beine weggezogen haben.

Im Alter erzählte sie es so:

»Während ich Wasser geholt hab, hat der Bub die Herdklappe aufgemacht und die Asche rausgeholt. Dann hat er auf die Asche gepinkelt. Anschließend hat er die Filzstiefel angezogen und ist mit denen zuerst in der Pinkelasche rumgestapft und dann über die sauberen Böden und Teppiche. Danach hat er die Kelle genommen und damit aus dem Bottich Wasser auf das gerade trockengelegte Baby geschöpft. Das Baby hat geschrien, als wäre ihm der Kopf abgeschnitten worden.

In dem Moment bin ich zur Tür reingekommen.«

Anna Heleena bekam in dieser Dachkammer den ersten ihrer großen Heulkrämpfe, stets verursacht durch langes Schweigen und einen Gefühlsstau. (Das habe ich von ihr geerbt.) Sie war als Schwiegertochter in eine Familie gekommen, in der alle wie schwarze, stumme Fichten vor sich hin rauschten, immergrün, mit kräftigem Harz, das langsam aus den Wunden troff, und Wunden gab es genug, aber was soll’s! Dicht gedrängt schwankten sie hin und her, immer auf die Schatten an den Säumen bedacht. Man wusste, wie man sich zu halten hatte, ernst, düster.

Anna Heleena hingegen war eine Espe am Waldrand, hell, raschelnd, mit geraden Fasern, weich, von jedem Wind zum Klingen zu bringen, rot aufflammend im Frost; sie konnte ihre Blätter nicht festhalten, sie hatten schwache Stängel, sie wurden als Teppich vor den Fichten verstreut.