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Kazuma und seine Freunde besitzen noch immer eine große Summe Geld, die sie als Belohnung für den Sieg über die Truppen des Dämonenkönigs erhalten haben, und so lässt Kazuma es sich so richtig gut gehen. Eines Tages jedoch verschwindet Darkness, die schon länger unglücklich wirkt. Sie hinterlässt bloß einen schockierenden Brief: »Bitte verzeiht mir meinen Eigensinn und lasst mich aus der Party austreten.« Ist dies der Anfang vom Ende der Außenseiter-Abenteurertruppe?
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Seitenzahl: 266
Veröffentlichungsjahr: 2025
Impressum
Inhalt
Prolog
»Du unmöglicher … unmöglicher … unmöglicher Kerl! Warum musst du immer so sein?!«
»Ich?! Warum musst du immer so sein? Ich bin der Einzige, auf den du so sauer wirst. Was hab ich an mir, dass du ständig so austicken musst? Moment mal … Versuchst du, meine Aufmerksamkeit zu erregen? Wie eine Tsundere1? Wenn du in mich verknallt bist, sag’s doch einfach!« Bäuchlings lag ich auf dem Sofa und schleuderte Darkness meine Antwort entgegen.
Sie zog bedrohlich eine Augenbraue hoch. »Und warum glaubst du, ich würde mich je in einen faulen, jungfräulichen Hikikomori wie dich verlieben? Das ist das Dümmste, Albernste, was ich je gehört habe, nur dass du’s weißt!«
»Ach, lass mich in Ruhe! Du störst mich beim Ringpolieren! Ich hab diesen Ring von Iris. Würde ich ihn wegen unseres Streits verlieren, wäre ich untröstlich. Das Ding ist unersetzlich, weißt du?«
Eine berechtigte Sorge, da Darkness mich am Kragen gepackt hatte.
»Genau deshalb reg ich mich ja so auf! Er ist ein Staatsschatz, den Prinzessin Iris jeden Moment ihres Lebens bei sich getragen hat, bis sie ihn dir gegeben hat. Du kannst ihn nicht mit einem dreckigen Taschentuch polieren!«
»Das war fies! Ich hab auch meinen Stolz, klar? Ich geb ja zu, dass das Taschentuch nichts Besonderes ist, aber ich passe gut darauf auf. Dieser Ring ist wertvoll, der Beweis all meiner Erinnerungen an Iris!«
»Denkst du, mich interessiert, wie viel dieser Lumpen gekostet hat? Ich hab gesehen, wie du dir damit die Nase geputzt hast! Besorg sofort ein schönes neues Poliertuch!«
Mit diesem letzten angriffslustigen Schrei ließ mich Darkness endlich los. Eine Sekunde später brach sie selbst auf dem Sofa zusammen. Sie wirkte erschöpft.
»Mann. Es gibt echt nix Anstrengenderes als dich«, stöhnte sie. »Wir sind endlich wieder zu Hause, und doch kann ich mich kaum entspannen.«
»Du kannst dich nicht entspannen? Es ist quasi dein Hobby, mir Schwierigkeiten zu machen, und du glaubst, du kannst mir Vorträge halten? Ich weiß, du gehörst nur mit Mühe und Not zur feinen Gesellschaft, aber du sollst doch blaublütig sein, oder nicht? Es würde dich nicht umbringen, dich ein bisschen vornehmer und, na ja, damenhafter zu verhalten.«
»›Mit Mühe und Not‹?! Die Familie Dustiness, die die Leute die Vertrauten des Königs nennen, soll nur ›mit Mühe und Not‹ adelig sein?! Von allen Menschen kannst wohl nur du mich so beleidigen!«
»Hör mal, wenn du mir Komplimente machen willst, musst du dringend daran arbeiten. Du musst dich klar und deutlich ausdrücken, wenn du jemanden bauchpinseln willst.«
»Ich will dich nicht bauchpinseln!« Darkness lehnte sich zurück und trank einen Schluck von dem schwarzen Tee, der auf dem Tisch bereitstand. »Ich weiß, ich weiß, du warst schon immer so. Selbst als ich dir gesagt hab, wer ich wirklich bin, hast du dich weniger für meinen Hintergrund als für meinen Namen interessiert. Du bist einfach echt seltsam.«
»Wow, wie war das, Lalatina? Gerade du hast kein Recht, mich seltsam zu nennen. Ein behütetes reiches Töchterchen und eine masochistische Abenteurerin? Du musst echt alle Stereotype in dir vereinen, was, du Gierschlund?«
Darkness stellte den Tee wieder auf den Tisch. »Eines Tages werden wir das ein für alle Mal klären.«
»Ja, klar. Duellieren wir uns irgendwann mal wieder, Fürstin.«
Sie wirkte zerknirscht, doch ich schenkte ihr kaum Beachtung. Stattdessen nahm ich meine eigene Tasse und trank einen Schluck Tee. »Hey, der ist ziemlich gut. Obwohl du in den meisten Sachen so schlecht bist, machst du echt guten Tee.«
Das schien Darkness ein wenig zu besänftigen. »He he! Von meinen Kochkünsten halten die meisten nicht viel, aber von meinen Teekochkünsten bin ich überzeugt. Der Trick ist, die Tasse zuerst anzuwärmen und dann den Tee bis zum letzten Tropfen auszuschenken. Wenn du dich für all das fiese Zeug entschuldigst, könnte ich mich dazu überreden lassen, dir eine zweite Tasse zu machen.«
»Okay, okay. Tut mir leid, dass ich dich aufgezogen hab. Weißt du was? Um’s wieder gut zu machen, werd ich dich als Dienstmädchen aufnehmen, sollte deine Familie in Ungnade fallen.«
»Ungnade?! Mann. Du bist echt unmöglich. Gerade wenn ich denke, du bist ein fauler Nichtsnutz, zeigst du einen Hauch von Mut. Manchmal hilfst du den Leuten, dann feierst du wieder mit den komischsten Gestalten und machst ständig Dinge, die ich nicht gutheißen kann. Ganz ehrlich, was davon ist dein wahres Ich?«
»Mein wahres Ich? Keine Ahnung. Jeder tut mal eine gute Tat, wenn er gute Laune hat. Ab und an regt man sich auch auf und zerstört irgendwas. Ich bin einfach ein ganz normaler Typ. Tut mir leid, dass ich nicht der große, ernste Held bin, den du dir gewünscht hättest.«
»Hm? Das muss dir nicht leidtun. Ich mag durchschnittliche Typen lieber als Prinzen oder Helden oder so. Typen wie du …«
»H… Hey, was willst du da andeuten? Was soll das heißen? Erst Megumin, jetzt du – was habt ihr Mädels mit euren doppeldeutigen Aussagen? Wie soll eine Jungfrau euch verstehen, wenn ihr euch nicht klar ausdrückt?«
Meine Worte zauberten nur ein verschlagenes Lächeln auf Darkness’ Gesicht. »Hm. Was meine ich wohl …?« Und damit trank sie ihren Tee und wirkte dabei ziemlich selbstzufrieden.
1 Stereotyper weiblicher Charakter, der seine Verliebtheit durch Zickigkeit tarnt.
Kapitel 1
Der Brief, der uns in die Abenteurer-Gilde einbestellte, traf nur ein paar Tage nach unserer Rückkehr nach Axel ein.
»Also, Abenteurer Kazuma Sato, der Grund, warum wir Sie herbestellt haben …« Eine der Empfangsdamen der Gilde hielt mir einen schweren Sack hin und strahlte mich an. »Da die Summe dieses Mal so groß war, hat es eine Weile gedauert, das Geld zusammenzutragen. Aber hier ist Ihre Belohnung für die Vernichtung von Sylvia, der Generalin des Dämonenkönigs – dreihundert Millionen Eris. Damit haben Sie vier Generäle des Dämonenkönigs besiegt, Herr Sato. Sie sind das Ass unserer Gilde. Bitte nehmen Sie diese Belohnung entgegen.«
Jubel wurde unter den Abenteurern laut.
Breit grinsend nahm ich den prallen, wirklich schweren Sack entgegen.
»Hey, Leute, entspannt euch. Ihr tut ja so, als hätte ich noch nie eine fette Meute ausgeschaltet. Dreihundert Million Eris rechtfertigen kaum dieses Theater … Hm? Äh, Fräulein, Sie können den Sack jetzt loslassen. Ich hab ihn – ich werd ihn nicht loslassen. Hey, kommen Sie schon! Loslassen! H… Hände weg!«
Die Gildendame weigerte sich, das Geld loszulassen.
Das Raunen der Abenteurer erfüllte den Raum.
»Mann, Kazuma und seine Party haben vier Generäle erledigt. Als sie angefangen haben, hab ich mich gefragt, wie lange es wohl dauern würde, bis sie alle abgeschlachtet wären. Aber seht sie euch jetzt an!«
»Ja, kein Scheiß. Anfangs sind sie nicht mal mit ein paar Kröten fertiggeworden und jetzt ist Kazuma einer der reichsten Männer Axels. Manche Dinge ergeben einfach keinen Sinn.«
»Hey ich hab schon immer gesagt, Kazuma ist ein Typ, der zur Stelle ist, wenn’s drauf ankommt.«
»Warst du es nicht, der wetten wollte, wie lange es dauert, bis seine Party ausgelöscht wäre? Na ja, das ändert nichts daran, wie beeindruckend sie sind. Kazuma ist ein Abenteurer. Das sollte eigentlich die schwächste Klasse sein. Er hat null Ausrüstung und trotzdem stellt er sich den Generälen des Dämonenkönigs!«
Endlich war es mir gelungen, der Gildendame das Geld abzuringen, und ich umklammerte es beschützend. Ich blickte hinüber zu den billigen Plätzen, die über mich tuschelten.
»Glaubt ihr echt, dass euch solche Schleimereien weiterbringen?«, fragte ich, um eine möglichst neutrale Miene bemüht. »Tja, da habt ihr verdammt recht! Ich schmeiß eine Runde des besten Weins für alle Anwesenden!«
»Jaaaaa! Ka-zu-ma! Ka-zu-ma! Ka-zu-ma!«, schmetterten sie im Chor.
»Jaaa! Du bist der Größte, Kazuma! Heirate mich! Und kümmer dich für den Rest meines Lebens um mich!«
»Der beste Neureiche in Axel!«
»So kennt man Mehr-Glück-als-Verstand-Kazuma!«
»Ha ha ha! Beweihräuchert mich, so viel ihr wollt, aber mehr bekommt ihr nicht … Hey! Was heißt hier ›Mehr Glück als Verstand‹? Ich bin sehr intelligent!«
Knapp ein Jahr war vergangen, seit ich diese Welt betreten hatte. Es war längst überfällig, aber endlich war er da: mein großer Moment.
»Du bist das Letzte! Kazuma, du bist echt das Letzte! Da bin ich krank vor Sorge, weil du so lange wegbleibst, und dann finde ich raus, dass du heimlich eine Party ohne mich veranstaltest? Es war die richtige Entscheidung, herzukommen, um nach dir zu sehen!«
Aqua saß mir in der Gilde gegenüber, zwanzig Prozent lauter als alle anderen.
»Hör mal, es tut mir leid, dass ich so lange weggeblieben bin, aber du hast doch gesagt, wenn unsere Party in die Gilde gerufen wird, heißt das nie was Gutes. Deshalb hast du mich allein hergeschickt. Oh, hey, sieh mal. Da kommt ein schönes kaltes Rotes Bier. Nur zu, trink.«
Ich nahm das Rote Bier entgegen, das ich eigentlich für mich bestellt hatte, und stellte es vor Aqua ab.
»Hey«, sagte sie, »wenn du glaubst, dass ein bisschen Alkohol reicht, um mich loszuwerden, hast du falsch gedacht. Megumin ist wie ein wütender Bär durchs Haus gestreift und hat alle fünf Minten vor sich hingemurmelt: ›Er ist immer noch nicht wieder da …‹ Und Darkness hat ihren Kopf umklammert und geklagt: ›Ist es wegen dieser Sache?! Prinzessin Iris muss erkannt haben, wer der echte Dieb ist! Argh, was soll ich tun?!‹« Gluck gluck. »Aah! Besorg mir noch ein Rotes Bier!«
Aqua leerte ihr Glas in einem Zug und war dabei so begeistert, dass sie praktisch auf den Tisch einhämmerte. Eilig bestellte sie sich ein zweites Bier.
Neben mir trank Megumin kleine Schlucke von ihrem Getränk. »Trotzdem bin ich froh, dass wir zur Abwechslung mal aus einem guten Anlass einbestellt wurden. Aqua meinte, wir sollten wetten, ob es was Gutes oder Schlechtes wäre. Sie wollte dreitausend Eris wetten, dass du ein schreckliches Verbrechen begangen hättest und in der Gilde festgehalten würdest.«
Hey!
»Dann meinte sie«, fügte Darkness hinzu, »wir sollten unsere Sachen zusammensuchen, damit wir schnell verschwinden können, sollte sich rausstellen, dass du in Schwierigkeiten steckst. Ich kann’s beweisen. Sieh dir nur den Rucksack zu ihren Füßen an.«
Während Aqua sich fröhlich ein weiteres Bier bestellte, untersuchte ich den Inhalt ihres Rucksacks. »Du miese Schlange«, keifte ich sie an, »hast nur so getan, als wärst du besorgt um mich! Was soll der Rucksack? Hey, das nächste Rote Bier ist meins!«
»Vergiss es – bestell dein eigenes! Und es stimmt, ich war besorgt. Überleg doch mal, wie mein Leben ohne dich wäre! Also, na ja, was wäre …? Ich mein, schließlich … Hä? Hey, Darkness, hilf mir mal: Welche Probleme hätten wir, wenn Kazuma verschwinden würde?«
»Du bist unfassbar! Hast du auch nur eine Ahnung, was ich alles durch euch erdulde? Ich könnte dich erwürgen! Warum klären wir das nicht draußen?«
»Und was genau glaubst du, musst du erdulden, du Grobian? Du leierst meine göttliche Kleidung aus! Hör auf! Hör endlich auf!« Aqua schlug auf meine Hand ein, mit der ich ihren Federmantel umklammert hielt, während ich versuchte, sie aus der Tür zu zerren.
Neben Aqua roch Darkness an ihrem Wein und sagte müde: »Puh. Ich werd nie verstehen, was Prinzessin Iris in einem groben, unreifen Mann wie dir gesehen hat … Vielleicht die exotische Ausstrahlung, plus ein Anflug von Wahnsinn …«
In der Hauptstadt war viel passiert. Ein paar andere Abenteurer und ich hatten einen Angriff der Armee des Dämonenkönigs abgewehrt und ich hatte die Adeligen der Stadt vor einem Dieb beschützt. Ich hatte sogar das gesamte Reich vor einer Beinahe-Katastrophe bewahrt, auch wenn das keiner wusste. Und vor allem hatte ich eine kleine Schwester namens Iris gewonnen …
»Ich frag mich, wie es Iris wohl geht«, überlegte ich. »Manchmal befürchte ich, dass sie sich nachts aus Einsamkeit in den Schlaf weint … Oh, ich weiß! Ich bitte Vanir, eine Puppe zu machen, die wie ich aussieht. Er meinte, seine Vanir-Puppen, die nachts lachen, seien ein Verkaufsschlager. Wie wär’s mit einer Kazuma-Puppe, die nachts lacht? Ich könnte sie Iris schicken, dann wäre sie nicht mehr so einsam.«
»Du wirst ihr keine seltsamen Geschenke schicken, Kazuma! Bleib bei Briefen. Ich kann sie von einem Boten überbringen lassen. Wenn du irgendwas anderes versuchst, könntest du als Terrorist gebrandmarkt und ins Gefängnis geworfen werden.«
2
Und so verging eine Woche, nachdem ich meine Belohnung von der Gilde erhalten hatte. Wir waren in letzter Zeit nur unterwegs gewesen und es fühlte sich gut an, eine Weile mal einfach nur in Axel zu bleiben.
»Hey, wer war das? Findet den Koch, der das zubereitet hat! Sagt ihm, dass Kazuma Sato, superreicher Abenteurer, über den gerade die ganze Stadt spricht, weil er so reich ist, nach ihm fragt!«
»Ja! Und sagt ihm, dass die Hohepriesterin Aqua ebenfalls nach ihm fragt!«
Dank unseres neu gewonnen Reichtums waren Aqua und ich schnell Stammgäste in den besten Restaurants Axels geworden und genossen täglich Gourmetgerichte. Ein junger Mann, den ich für den Koch hielt, kam in die Ecke des Restaurants, die wir für uns beansprucht hatten.
»G… Gibt es ein Problem, verehrte Gäste? Ist etwas nicht in Ordnung?« Er zitterte praktisch, nachdem wir ihn so plötzlich herbeizitiert hatten.
»Oh nein«, versicherte ich. »Das Essen ist köstlich und ich wollte mich nur persönlich bedanken. Ich habe mich vor Kurzem eine ganze Weile im Schloss in der Hauptstadt aufgehalten und bin beeindruckt, dass es Ihnen gelungen ist, meinen feinen Gaumen zu entzücken.«
»V… Vielen Dank, der Herr«, stammelte der Koch und verbeugte sich vor uns.
Aqua wischte sich den Mund mit ihrer Serviette ab. »Ich wette, die Geheimzutat im Stew ist Wein, richtig? Nur Rotwein könnte ihm diese Tiefe verleihen. Ich würde sagen … dreißig Jahre alter Romanée-Continue, richtig?«
»Das ist nur Essig, die Dame. Ich habe ihn zu einem Spottpreis bekommen.«
»Meine Güte. Wer hätte gedacht, dass man billigem Essig einen so feinen Geschmack entlocken kann. Hervorragende Arbeit.«
»Oh, wie großzügig. Vielen Dank.« Der Koch verbeugte sich vor Aqua. Jetzt, da er wusste, dass wir ihn nicht anschreien würden, hatte er seine Fassung wiedererlangt.
Während der Koch lächelnd dastand, deutete ich mit meiner Gabel auf ihn, darauf ein aufgespießtes Fleischstück. »Das Stew war gut, aber was wirklich meine Aufmerksamkeit erregt hat, war das hier. Dieses weiche Zeug. Wenn ich es mit etwas vergleichen müsste, würde ich sagen, dass es so ist wie … hm … sich mit hämmerndem Herzen ins Zimmer eines Mädchens zu schleichen und den Schrank zu öffnen, nur um festzustellen, dass es ein Gestaltwandler ist. Es hinterlässt einen starken Eindruck, der einen irgendwie aus dem Gleichgewicht bringt. Sie verstehen doch, was ich meine?«
»Kein Wort, mein Herr.«
»Oh. Na ja, was ich sagen will, es ist absolut köstlich. Der Abenteurer Kazuma Sato gibt diesem Restaurant drei Sterne.«
»Ich gebe ihm auch drei Sterne«, stimmte Aqua zu.
»Vielen Dank«, sagte der Koch mit einem breiten Lächeln. »Ich werde mein Bestes geben, damit dieses Restaurant künftig vier Sterne wert ist.«
Ich reichte ihm einige Geldscheine. »Ha ha, das höre ich gern! Es war köstlich. Wir kommen wieder. Diese Scheine sind Ausdruck unserer Dankbarkeit für dieses herrliche Mahl. Behalten Sie den Rest als Trinkgeld. Noch mal danke.«
»Ja, danke!«, sagte auch Aqua.
»Die Summe stimmt genau. Trotzdem hoffen wir, Sie in Zukunft wieder begrüßen zu dürfen. Vielen Dank.« Der Koch gab sich weiterhin zuvorkommend, während er Aqua und mich aus dem Restaurant führte.
So verbrachte ich also meine Tage, seit ich dank Sylvias Kopfgeld ein reicher Mann geworden war – ich lebte ein Leben im Luxus. Wir hatten die dreihundert Millionen Eris unter uns vieren aufgeteilt und ich persönlich erwartete ja auch noch mehr Geld durch meine Geschäfte mit Vanir. Ich hatte genug, um im ganzen Leben nicht mehr arbeiten zu müssen, selbst wenn ich mir gelegentlich etwas gönnte. So sah es also aus, das Leben von Gewinnern. Ich hatte gelitten und geschuftet und war endlich in die Ränge der erfolgreichen Abenteurer aufgestiegen.
Auf dem Heimweg zu unserer Villa, erstklassigen Abenteurern wie uns würdig, tätschelten Aqua und ich unsere vollen Bäuche. Wir diskutierten gerade voller Vorfreude, wo wir zu Abend essen würden, als wir die Tür öffneten. »Wir sind wie…«
»Argh, du bist eine unfassbar perverse Paladin! Hier, das willst du doch, oder? Tu nicht so tapfer. Gib einfach auf und … Ups.«
»Du denkst, du kannst mich brechen? Bei meiner Ehre als Paladin, ich halte das eine Stunde lang aus, zwei Stunden … Oh!«
Darkness lag in eine Decke eingerollt im Foyer und Megumin hockte vor ihr und wedelte mit einem Beutel Eis vor ihrer Nase. Beide hatten rote Köpfe, als wäre ihnen heiß, und Darkness atmete schwer.
Unsere Blicke trafen sich. Leise schloss ich die Tür wieder.
Die Tür flog erneut auf und eine aufgebrachte Megumin kam herausgeschossen. »Bitte macht die Tür nicht zu! Es ist nicht das, wonach es aussieht!«
»Nein, hey, kein Ding. Wir verstehen schon. Aqua und ich suchen uns ein schönes Restaurant und ihr macht einfach weiter mit was auch immer ihr da treibt. Wir können uns sogar einen anderen Platz zum Schlafen suchen.«
»Die Axis-Kirche akzeptiert gleichgeschlechtliche Liebe, weißt du. Braucht ihr einen magischen Segen?«
»Ihr versteht gar nichts! Lasst mich erklären! Darkness ist …« Megumin packte uns beide am Arm und zerrte uns verzweifelt nach drinnen.
»Grr!«, knurrte Darkness. »Jetzt versuchst du es mit einem Erniedrigungsangriff? Denkst du, nur weil Kazuma und Aqua mich in dieser höchst unangenehmen Lage sehen, gebe ich auf?!«
»Dein Geplapper ist nicht hilfreich, Darkness! Sei still!«
Ich war nur kurz abgelenkt von Darkness, die ein großes Drama um ihre gefesselte Lage machte. Dann bemerkte ich die Hitze, die aus der offenen Tür drang.
»Das ist kein perverses Spielchen«, verteidigte sich Megumin. »Darkness hat mich gebeten, ihr zu helfen, ihre Ausdauer zu verbessern. Sie behauptet, dass sie jedes Jahr den Ausdauerwettbewerb der Stadt gewinnt.« Mit geröteten Wangen hielt sie der ebenfalls rot angelaufenen Darkness das Eis hin.
»Ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder enttäuscht sein soll«, bemerkte ich. »Aber wenn ihr solche Übungen macht, macht das doch im Haus von Darkness’ Familie oder so. Verwandelt nicht unser Wohnzimmer in eine Sauna.«
Darkness stieß ein erleichtertes Seufzen aus, als Megumin ihr das Eis auflegte. »Meinem Vater geht es in letzter Zeit nicht so gut. Würde er sehen, dass ich so was zu Hause mache, würde er sich fragen, was seine unverheiratete Tochter so treibt. Deswegen mache ich das aus Rücksicht auf ihn hier.«
»Sicher, dass er nicht krank geworden ist, weil du sein Haus zu einem Glutofen aufgeheizt hast?«
Das Eis schien Darkness beruhigt und die seltsame Spannung in der Luft gelöst zu haben. »Puh …«, seufzte sie. »Da du und Aqua zu Hause seid, sollte ich wohl reinen Tisch machen. Mit Megumins Hilfe hab ich rausgefunden, dass nicht nur mein Level höher ist als letztes Jahr, sondern auch meine Widerstandsfähigkeit gegen Hitze. Ich bin sicher, dass ich mir auch dieses Jahr wieder den Titel schnappen kann. Hey, Kazuma, könntest du mich befreien?« Sie wand sich demonstrativ in ihrer Decke.
»Dein Anblick erinnert mich verdächtig an meine missliche Lage, als ich in Alderps Villa von ›Binden‹ getroffen wurde.«
Darkness blickte mich fragend an. »Ach ja? Wenn ich drüber nachdenke, ja, so was ist wohl passiert. Na ja, darüber können wir später reden. Komm her und befrei mich. Ich bin total nassgeschwitzt unter dieser Decke. Ich will schnell baden.«
Aqua und Megumin, die beide nur zu genau wussten, worauf ich hinauswollte, hockten sich grinsend neben Darkness.
Endlich zeichnete sich Besorgnis auf ihrem Gesicht ab. Drohend deutete ich mit dem Finger auf sie. »Wir kennen uns jetzt schon so lange, Darkness. Sicher weißt du inzwischen, wie ich ticke. Wenn mir zum Beispiel jemand Unrecht getan hat, stelle ich immer sicher, dass er dafür bezahlt. Also, Darkness, ich erinnere mich, dass du, als ich in der Hauptstadt bewegungsunfähig war, keine Skrupel hattest, mich zu misshandeln. Und jetzt findest du dich selbst in so einer interessanten Position wieder …«
»Hrk! T… Töte mich einfach!« Erneut errötete sie und kämpfte gegen ihre Fesseln. Das war der erste ritterliche Satz, den ich den ganzen Tag über von ihr gehört hatte.
»Puh … Kazuma hat meinen heißen, hilflosen Körper wirklich schamlos ausgenutzt.«
»H… Hey, pass auf, was du sagst! Wenn du es so formulierst, klingt es echt unanständig.«
Wir drei hatten Darkness bis zur Gefügigkeit gekitzelt.
Auch wenn sie es klingen ließ, als sei ich ein totaler Perversling, wirkte sie doch eigentlich ganz glücklich. »Ich hatte gehofft, morgen noch etwas mehr zu trainieren«, sagte sie. »Kazuma, vielleicht könntest du mit dem Eis vor meiner Nase wedeln, während ich die Hitze auszuhalten versuche.«
»Auf keinen Fall … Ich sagte doch, das kannst du vergessen. Sieh mich nicht so hoffnungsvoll an.« Ich versuchte, Darkness zu verscheuchen, die eine enttäuschte Miene aufgesetzt hatte.
Ich beobachtete Aqua, die barfuß auf dem Sofa saß und die Knie an die Brust zog. »Mann, was ist nur aus der stolzen, entschlossenen Darkness aus der Hauptstadt geworden?«, fragte sie. »Sieh mich an. Erst gestern Nacht habe ich die Seelen auf dem Gemeindefriedhof der Stadt geläutert. So tue ich jeden Tag was für die Gesellschaft. Du solltest dir ein Beispiel an mir nehmen.«
Was wirklich passiert war: Aqua hatte ihr Versprechen an Wiz, regelmäßig den Friedhof zu läutern, vollkommen vergessen. Als dann vor Kurzem Gerüchte aufkamen, dass die Geister mehr Ärger als sonst verursachten, war sie hingeeilt, um sich darum zu kümmern.
Na ja. Es hatte keinen Sinn, das jetzt zu erwähnen. Es gab etwas anderes, das mich sehr viel mehr beschäftigte. »Was drückst du da an deinen Bauch?«
Aqua hatte eine Decke über den Knien, auf der ein kleines Ei lag. Wenn wir zusammen ausgingen, hatte sie ständig die Hand in der Tasche und spielte damit.
»Oooh, bist du etwa neugierig, Kazuma? Also schön, ich sag’s dir. Hör zu und staune – das ist ein Drachenei!«
»Ein Drachenei?!«, riefen Megumin und ich gleichzeitig aus.
Aqua, die sehr selbstzufrieden wirkte, antwortete: »Neulich, als ich allein das Haus gehütet habe, kam dieser reisende Händler vorbei. Er hatte von uns gehört und war sehr beeindruckt. ›Es ist eine Ehre, Sie zu treffen‹, sagte er, ›Ich suche nach Abenteurern wie Ihnen – von der Art, die aus einem Kampf gegen die Armee des Dämonenkönigs lebend hervorgeht. Von der Art, die der Gefahr ins Gesicht lacht und Tag und Nacht gegen den Dämonenkönig kämpft. Ich habe ein besonderes Geschenk für Sie.‹ Er meinte, wenn wir weiterhin gegen den Dämonenkönig kämpfen wollten, bräuchten wir zumindest einen Drachen, und ich fand, das ergab Sinn.«
Er hatte »von uns gehört«? Das klang extrem verdächtig. Ich hegte den dumpfen Verdacht, dass das, was er »gehört« hatte, mit unserem großen Haufen Geld zusammenhing.
Aqua faselte weiter über ihr Drachenei und war sich unserer finsteren Mienen gar nicht bewusst. »Also hör zu. Ich weiß, du bist ein weltfremder Idiot, Kazuma, also lass mich dich erleuchten. Dracheneier sind superschwer zu finden. Wenn denn mal eins auf dem Markt auftaucht, wird es sofort von irgendeinem Adeligen oder reichen Kerl weggeschnappt. Wenn jemand einen extra aufsucht, um es zu verkaufen, wie könnte man es da nicht kaufen? Wir reden hier von einem Drachenei. Ein Drache! Ist das nicht aufregend?«
Ich müsste lügen, würde ich behaupten, dass die Vorstellung nicht mein Interesse weckte, aber je mehr ich hörte, desto verdächtiger klang das alles. »Und für wie viel hast du dieses Ei gekauft?«, hakte ich nach.
»Du wirst es nicht glauben. Er meinte, alles, was ich hätte, wäre genug. Dracheneier kosten normalerweise mindestens hundert Millionen. Und weißt du, was er gesagt hat, als ich gefragt habe, warum er es so billig verkauft? Er sagte, dass mächtige Abenteurer im Gegensatz zu Adeligen und reichen Leuten, die sich nur Status erkaufen wollten, diesen Drachen so aufziehen könnten, dass er einen Beitrag im bevorstehenden Krieg gegen den Dämonenkönig leisten könnte!«
Sie wiegte das Ei liebevoll in ihren Armen. Mir wurde etwas schummrig. »Und du … hast es gekauft?«
»Natürlich. Ich hab ihm sogar schon einen Namen gegeben. Sein Name ist Kingsford Zeltmann. Und ich werde seine Mutter sein, ihr könnt also sicher sein, dass er eines Tages der Herrscher aller Drachen sein wird. Ihr könnt ihn Kaiser Zel nennen.«
Während Aqua sprach, hüllte sie das Ei in ein sanftes Licht. Nutzte sie Magie, um es warm zu halten? Oder beschleunigte eine Göttin so das Wachstum eines Wesens? Es spielte eigentlich keine Rolle, denn egal wie ich es betrachtete, es sah aus wie ein gewöhnliches Hühnerei.
»Jedenfalls«, sagte Aqua, »werde ich an keinen Quests teilnehmen, bis er geschlüpft ist. Ich kann den kleinen Kerl nicht aus den Augen lassen, könntest du mir also mein Abendessen bringen, Kazuma?«
In meinen Augen wäre ein Spiegelei die perfekte Beilage für das heute Abendessen.
3
»Okay, wir brechen dann auf. Tut mir leid, dich mit einer so albernen Aufgabe betrauen zu müssen, Megumin.«
»Schon gut. Wenn wir das nicht tun, wird Aqua nie wieder rausgehen, und ihr könnt sagen was ihr wollt, aber sie ist die Einzige, die mit diesem Dämon fertigwird.«
Es war der folgende Tag und ich ging mit Aqua und Darkness zu Wiz’ Laden, Megumin blieb zu Hause.
Sie hatte ein Feuer im Kamin entfacht, obwohl es draußen ziemlich heiß war, hatte eine Decke davor ausgebreitet und hielt so Aquas Ei warm. Das war mein Zugeständnis an die Göttin, die sich rundheraus geweigert hatte, das Haus zu verlassen, solange sie sich damit beschäftigte, ihr Ei auszubrüten.
Die zwei und ich erreichten den niedlichen kleinen Magieladen, der etwas abseits der Hauptstraße lag.
Trotz der frühen Stunde hämmerte Aqua an die Tür. »Lass uns rein! Bitte! Komm schon – mach die Tür auf! Die Sonne scheint schon! Deine besten Kunden sind hier! Beeil dich und mach auf!« Es stimmte, wir waren definitiv Stammkunden hier.
Auf Aquas Krawall hin konnte man drinnen polternde Schritte hören, dann flog die Tür auf. »Gibt es keine Tageszeit, zu der du keinen Terror machst?! Bist du mal auf die Idee gekommen, dass du die Nachbarn störst? Du bist eine Bedrohung für die öffentliche Ordnung! Wir haben noch nicht geöffnet, und das dauert auch noch eine ganze Weile! Geh dir erst mal das Gesicht waschen und komm später wieder!«
Diese Schimpftirade kam von einem Teilzeitangestellten mit einer bizarren Maske – dem affektierten Dämon Vanir.
»Wir sind nicht als Kunden hier. Wir haben was anderes im Sinn«, schoss Aqua zurück. »Ihr seid immer so beschäftigt, wenn ihr geöffnet habt. Deshalb sind wir extra früh aufgestanden, um mit dir zu reden. Du solltest also dankbar sein. Komm schon, sag es. Sag danke!« Sie schnaubte triumphierend, nachdem sie den Dämon in die Schranken gewiesen hatte.
Tatsächlich machte der Laden derzeit sein Hauptgeschäft mit Gegenständen, die ich erfunden hatte, und er verdiente damit eine Menge Geld. Ich hatte mich ausbezahlen lassen und dafür die Rechte an meinem geistigen Eigentum verkauft. Egal wie viel Wiz’ Laden also umsetzte, ich würde kein Geld mehr sehen. Trotzdem war ich als Erfinder stolz, dass meine Ideen so gut ankamen.
»Du bist berüchtigt dafür, Situationen nicht einschätzen zu können. Und deine Andeutung, dass du mir irgendeinen Gefallen getan haben könntest, gefällt mir gar nicht. Ich gehe davon aus, dass das Ganze noch eine Pointe hat. Aber wie dem auch sei, ich weiß, was ihr wollt. Der Neureiche will seine Belohnung. Kommt rein und wartet. Ich hol sie euch.«
Damit verschwand Vanir im Laden, aber Aqua klebte an ihm. »Sei dankbar! Du könntest sagen: ›Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, einen wertlosen Dämon wie mich zu besuchen.‹ Na los, sag es!«
»Du erwartest von mir, so was Lächerliches zu sagen? Meine von all den Nachtschichten völlig erschöpfte Chefin schläft hinten, also sei leise! Wenn du weiter darauf bestehst, den Namen unseres Ladens mit deinen Albereien in den Dreck zu ziehen, belege ich dich mit einem Fluch, sodass Aloe aus deinem Hintern wächst!«
»Versuch’s nur! Ein Fluch von einem Winzdämon wie dir hätte niemals eine Wirkung auf mich. Bist du dumm? Du hast gesagt, diese Maske sei dein wahrer Körper – aber ich schätze, da drin ist kein Platz für ein Gehirn!«
»Muwah ha ha ha ha ha ha! Muwah ha ha ha ha ha ha ha! Offensichtlich müssen wir das ein für alle Mal klären. Also schön, gehen wir nach draußen!«
Ich zerrte sie auseinander, als sie nach dem jeweils anderen zu schlagen begannen. »Okay, ihr müsst wirklich damit aufhören, jedes Mal zu kämpfen, wenn ihr euch auch nur anseht. Und überhaupt, wie war das? Warum macht Wiz dauernd Nachtschichten? Gibt es im Laden so viel zu tun?«
»Oh ja«, erwiderte Vanir. »Das Geld fliegt uns nur so zu. Wir verkaufen unsere Waren schneller, als wir sie produzieren können, daher kommt die Chefin weder zum Schlafen noch Essen, sondern steht den ganzen Tag im Laden, um dann nachts Nachschub zu produzieren. So geht das jetzt schon seit fast zwei Wochen. So langsam hat sie einen Punkt erreicht, an dem sie geistig labil wird. Völlig grundlos fängt sie an zu lachen oder bricht in Tränen aus. Sie ist nicht in der Lage, Kunden zu empfangen, daher habe ich sie zum Ausruhen verdonnert.«
»D… Du …« Ich konnte meinen Ohren kaum trauen.
Vanir kehrte mit einem prall gefüllten Sack zurück. »Ich habe mich gefragt: Wie schaffe ich es, eine Ladenbesitzerin, die sich unausweichlich in finanzielle Schwierigkeiten bringt, davon abzuhalten, wieder in die roten Zahlen zu stürzen? Ich habe sie beobachtet und festgestellt, wenn sie zu viel Freizeit hat, neigt sie dazu, unkluge Dinge zu tun. Also kam mir die Idee, sie vierundzwanzig Stunden am Tag beschäftigt zu halten, sodass sie nicht mal Zeit zum Essen hat – und ich muss sagen, es hat ziemlich gut funktioniert.«
Während er diese abscheulichen Kommentare von sich gab, reichte er mir den Sack. Wiz mochte eine unsterbliche Lich sein, aber er könnte sie doch wenigstens hin und wieder ausruhen lassen!
Hey … Wer war denn hier bitte die Ladenbesitzerin und wer der Angestellte?
»Übrigens«, wandte sich Vanir an Darkness. »Du, die du da die ganze Zeit nur rumstehst. Deren Körper Nacht für Nacht vor sexueller Begierde brennt, obwohl sie noch Jungfrau ist …«
»Waaaa…?!«, entfuhr es Darkness, als sie sich auf Vanir stürzte.
Er wich ihr mühelos aus. »Mhm, ja, du triefst vor tiefster Scham – köstlich. Gepanzerte junge Frau, ich glaube, ich habe einst deine Vernichtung vorhergesehen. Die permanente Gegenwart einer gewissen Frau, die ein widerliches, sehr grelles Licht abstrahlt, macht es sehr schwierig, deine Zukunft zu sehen. Aber als Dank für dieses lukrative Geschäft erlaube mir, deine Zukunft ordentlich zu deuten.« Dann lächelte er widerlich und zutiefst dämonisch.
»Hey, diese Frau mit dem widerlichen Licht … soll das etwa ich sein?«, tobte Aqua und packte Vanir am Hemd.
»Meine Vernichtung … vorhergesagt?«, stammelte Darkness mit einem Stirnrunzeln. Bevor sie weitersprechen konnte, schaltete ich mich ein.
»Hey, vergessen wir das. Erzähl mir doch lieber noch ein bisschen über das, was du davor über Darkness gesagt hast.«
Mit Tränen in den Augen und hochrotem Kopf schlug mich Darkness zu Boden.
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»Sehr gern. Dann wollen wir doch mal sehen«, sagte Vanir, während meine Zähne noch klapperten. »Oh, Mädchen, das ein ausgeprägtes, wenn auch seltsames Pflichtbewusstsein als Adelige hat. Du, die aber nicht über die Fähigkeiten verfügt, es auch umzusetzen, weshalb all deine Bemühungen erfolglos bleiben. Es ist gut, dass du gekommen bist.«
Darkness saß Vanir gegenüber, schwieg und kaute offensichtlich unbehaglich auf der Innenseite ihrer Wange herum. Ich sah zu, während ich mir die eigene Wange rieb, nachdem Darkness mir den Tränen nahe eine verpasst hatte. Aqua war der Meinung, ich hätte es nicht anders verdient, und weigerte sich, mich mit »Heilen« zu behandeln, weshalb ich versuchte, die Schwellung mit »Gefriere« zu verringern.
Ich hatte vor, Vanir später noch mal anzusprechen, um rauszufinden, was er über Darkness hatte sagen wollen.
»Ich warne dich, Darkness, die Vorhersagen eines Dämons solltest du nicht für bare Münze nehmen«, mahnte Aqua. »Ich kann dir garantieren, meine reinen und angesehenen Prophezeiungen wären sehr viel hilfreicher als alles, was du von diesem Gruseltypen hören wirst.«
Das bezweifelte ich stark.
»Hmpf. Meine Prophezeiungen sind nicht wie die der Götter, halb gar und offen für Interpretationen. Ich bin der allsehende Dämon und meine Gabe ist unerreicht. Also dann, ich werde dir ein paar Fragen stellen. Einige mögen schwer zu beantworten sein, aber versuch, ehrlich zu sein.«