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Als Clara erwacht, befindet sie sich in einer völlig neuen Welt. Eine Welt mit riesigen Blumen, sprechenden Tiere und Elfen. KORUMA. Wie ist sie nur dort hingekommen? Und warum kann sie sich an nichts erinnern? Clara sucht Rat bei der Elfenkönigin. Im Elfenreich wird sie bereits erwartet, denn laut einer alten Prophezeihung soll sie KORUMA von dem bösen Zauberer Von Xor befreien. Gemeinsam mit ihren neuen Freunden macht sich Clara auf zu dessen Schloss. Doch auf dem Weg lauern zahlreiche Herausforderungen ...
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Seitenzahl: 102
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Nicole Lievert
KORUMA
Die Legende Um Prinzessin Ori
Illustriert von Marion Schickert
Impressum
Copyright: ©2025 - Nicole Lievert
Auflage 2 - 2025
Alle Rechte vorbehalten
Web: nicole-lievert.de
Buchsatz: Nicole Lievert
Umschlaggestaltung: Nicole Lievert
Covermotiv und Illustrationen im Innenteil: © Marion Schickert
Vertrieb: epubli – Ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Als Clara ihre Augen öffnete, sah sie etwas Blaues. Ihr Blick war noch leicht verschwommen, so als würde sie träumen und alles wie durch einen Schleier hindurch sehen. Für einen kurzen Moment schloss sie noch einmal ihre Augen, um sie dann ein weiteres Mal aufzuschlagen. Nun war ihr Blick klarer. Das strahlende Blau des Himmels über ihr war so intensiv, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte.
„Au, mein Kopf! Ich fühle mich, als wäre ich gegen eine Tür gelaufen“, stöhnte Clara leise. Sie versuchte sich daran zu erinnern, was geschehen war, aber es wollte ihr einfach nicht gelingen. Plötzlich erklang eine ruhige und murmelige, ja leicht kratzige Stimme hinter ihr: „Ich würde gern meinen Weg fortsetzen!“
Erst jetzt wurde Clara bewusst, dass sie auf dem Rücken lag und sich der Boden unter ihren Händen wie Gras anfühlte. Ja, in der Tat, Clara lag auf einem zartgrünen, weichen Teppich aus Gras.
Die Stimme, die aus dem Nichts zu kommen schien, erklang abermals. Doch dieses Mal klang sie noch ein wenig eindringlicher als zuvor. Clara drehte sich um. Auf dem Bauch liegend versuchte sie nun vergeblich eine andere Person ausfindig zu machen. Aber alles, was sie erblickte, war eine kleine Schnecke, die sie mit großen Augen ansah. „Was ist Kindchen? Bist du taub?!“
Clara traute ihren Augen kaum. Hatte etwa die Schnecke gerade zu ihr gesprochen? Mit versteinerter Miene und offenem Mund starrte Clara auf dieses kleine Wesen.
„Was glotzt du denn so? Hast du etwa noch nie eine Schnecke gesehen?!“
„Ähm, doch, doch“, stammelte Clara, „aber noch keine die sprechen konnte.“
Die kleine Schnecke rollte mit ihren großen Augen und seufzte: „Ach, du meine Güte.“
„Wer bist du?“, fragte Clara.
„Agatha, ich bin Agatha“, entgegnete die kleine Schnecke. Agathas Stimme klang in der Tat ein wenig murmelig, da sie sehr leise sprach. Zudem war auch ein rauer Unterton zu vernehmen, der die kleine Schnecke sehr interessant klingen ließ. Doch genau das machte dieses kleine Wesen überaus sympathisch. Agatha trug auf ihrem Rücken ein dunkelbraunes Schneckenhäuschen mit einigen helleren Ringen drumherum. Sie selbst hatte einen leicht beigefarbenen Bauch, ihr Rücken ein leichtes Muster mit helleren und dunkleren Brauntönen und ihre Augen wirkten freundlich, beinah liebevoll.
„Und wer bist du, mein Kind? Woher kommst du, wenn du noch keine Schnecke wie mich gesehen hast?“
„Oh, ich bin Clara.“
„Aha, Clara. Nett dich kennenzulernen, aber du bist mir immer noch im Weg, Kindchen.“ Die kleine Schnecke blickte Clara mit großen Augen an.
„Wo sind wir hier eigentlich?“, fragte Clara mit ernstem Gesichtsausdruck die kleine Schnecke, die vor ihr auf einem Blatt saß, welches nur ein wenig größer war als sie selbst. Und dort saß die kleine Schnecke nun und knabberte genüsslich an einem Grashalm. Es sah so aus, als würde Agatha ihre Augenbrauen hochziehen, nur waren dort keine. Also gab sich Clara damit zufrieden, fest daran zu glauben, die kleine Schnecke stirnrunzelnd vor sich zu sehen.
„Kindchen!“, entgegnete Agatha mit fester Stimme. „Es ist nicht witzig, eine alte Dame, wie ich es bin, an der Nase herumzuführen!“
Agatha schien verärgert zu sein, was Clara natürlich bemerkte. Und so fügte sie sogleich beschwichtigend hinzu: „Liebe Agatha, ich wollte dich nicht verärgern und dir auch keinen Streich spielen. Aber ich weiß wirklich nicht, wo wir hier sind, geschweige denn, wie ich hierher gekommen bin. Ich kann mich einfach an nichts weiter erinnern als an meinen Namen.“ Clara fühlte in diesem Moment eine plötzliche Leere in sich aufkommen, und eine kleine Träne, die sie nicht unterdrücken konnte, lief über ihre linke Wange, was wiederum Agatha nicht verborgen blieb.
Von einer Minute zur anderen schien jeglicher Zorn von Agatha gewichen zu sein. Mit sanfter Stimme versuchte sie nun Clara zu trösten: „Ach, Kindchen, ich habe es nicht so gemeint.“ Nach einem kurzen Moment fügte sie hinzu: „Wir sind in Koruma. Und dieser Teil hier gehört zum Reich der Elfen.“
Clara blickte Agatha fragend an: „Koruma? Das klingt schön. Aber ich kann mich trotzdem nicht daran erinnern, wie ich hierher gekommen bin.“
„Tja, diese Frage kann ich dir leider auch nicht beantworten, Kindchen. Aber ich kenne jemanden, der es vielleicht kann.“
Die Schnecke machte eine längere Pause und so drängte sie Clara ungeduldig zum Weiterreden: „Nun sag schon, wer ist es? Wer kann mir helfen, mich wieder an alles zu erinnern?“
„Königin Undine womöglich, das ist unsere Elfenkönigin“, entgegnete Agatha, augenscheinlich verärgert von Claras Ungeduld.
„Und wie komme ich dorthin? Wie kann ich sie finden?“, fragte Clara aufgeregt und geradezu außer sich vor Glück.
„Du musst einfach nur“, krächzte Agatha nun sichtlich ge-nervt von der Aufregung des Mädchens, „in meine Richtung gehen. Da entlang, tief in den Wald hinein, dann wirst du sie irgendwann finden. Oder aber sie findet dich.“
„Und was ist mit dir?“, fragte Clara die kleine Schnecke, nachdem sie ihr eine kurze Verschnaufpause gab.
„Nun, ich werde meinen Weg ebenfalls fortsetzen“, erwiderte Agatha leicht empört.
„Und warum kommst du nicht einfach mit mir?“, unterbrach Clara und fügte hinzu: „Wir gehen ohnehin denselben Weg. Lass uns zusammen nach Königin Undine suchen. Bitte.“
Nach kurzem Zögern willigte Agatha schließlich widerspruchslos ein: „Was soll’s. Warum eigentlich nicht? Dann wird es auf meinem Weg nicht so langweilig.“
„Super! Das wird sicher lustig! Komm Agatha, ich setze dich auf meine rechte Schulter,“ freute sich Clara überschwänglich. Noch bevor Agatha irgendeinen Einwand geltend machen konnte, hatte Clara sie bereits vorsichtig aus dem Gras gehoben und auf ihre rechte Schulter gesetzt.
„Uh, uiuiui, sei vorsichtig Kindchen, mein Schneckenhaus ist schon recht alt! Und außerdem bin ich nicht höhensicher. Uhii, vorsichtig bitte!“, krächzte Agatha aufgeregt.
„Also, erstens, nenn mich bitte nicht immer ,Kindchen‘. Ich habe einen Namen, so wie du! Und zweitens, heißt es nicht höhensicher, du hast einfach nur ein wenig Höhenangst. Aber keine Sorge. So schlimm wird es schon nicht werden“, erwiderte Clara, drehte sich um und ging in die zuvor von Agatha gewiesene Richtung.
Uhhh, ist das hoch, ich darf gar nicht hinuntersehen“, wimmerte Agatha.
„Dann sieh halt nicht hinunter!“, entgegnete Clara. „Erzähl mir lieber etwas über Koruma. Bitte.“
„Em..., hab noch einen Moment Geduld. Ich muss mich erst noch ein wenig an die Höhe und diese Art zu reisen hier gewöhnen.“ Agatha murmelte noch weiter, doch Clara konnte es nicht ganz genau verstehen. Da Agatha sich noch ein wenig an ihre neue Fortbewegungsmethode gewöhnen musste, fand Clara die nötige Ruhe, um sich ein wenig umzuschauen und die fremde Umgebung, in der sie sich nun befand, näher zu betrachten.
Trotz der vielen Bäume um sie herum war der Wald keines-wegs dunkel, sondern von Licht durchflutet. Die Bäume waren von schlanker Statur und ragten weit in den Himmel hinein. Das Grün der Blätter war sehr kräftig, wirkte aber dennoch zart. Sie leuchteten im Schein der Sonne beinahe wie unzählige Smaragde, nur noch ein wenig heller. Clara kannte diese Art von Bäumen nicht. Die Größe und vor allem die Form ihrer Blätter hatte sie noch nie zuvor gesehen. Zumindest konnte sie sich nicht daran erinnern.
Ein eindeutiger Pfad, der durch den Wald führte, war kaum zu erkennen. Im Gras, das den gesamten Waldboden bedeckte, war nur eine vage Spur. Es war nicht sehr hoch und es fühlte sich an, als würde man über einen flauschigen Teppich laufen. Hier und dort vernahm Clara die Rufe von verschiedenen Vögeln, deren lieblicher Gesang beinah zum Träumen einlud.
Plötzlich räusperte sich Agatha, um auf sich aufmerksam zu machen. „Du wolltest doch etwas über Koruma erfahren?“, fragte Agatha.
„Wenn es dir keine allzu große Mühe bereitet“, entgegnete Clara keck.
„Nein, ich habe gerade sowieso nichts anderes vor“, erwiderte Agatha ein wenig genervt und fuhr nach einer kurzen Pause fort. „Koruma war vor langer, langer Zeit einst ein blühendes Land. Und das in jeglicher Hinsicht. Es wuchsen nicht nur überall die wunderschönsten Blumen, nein, auch die Liebe der Korumaner, die Freude, Freundschaft und Glückseligkeit erblühten jeden Tag aufs Neue. Es zählten viele einzelne Königreiche dazu. So wie auch das Land der Elfen. Lange Zeit lebten alle Bewohner in Frieden und Harmonie zusammen. Doch am Hofe von König Lareus und Königin Adana schmiedete der Hofmagier Von Xor schon lange eifrig einen teuflischen Plan. Alles Schöne und Gute, all die Freude und Harmonie, all das Licht und die leuchtenden Farben waren ihm ein Dorn im Auge. Er war ein Kind der Dunkelheit. Und er war böse, abgrundtief böse. Mithilfe seiner schwarzen Magie konnte er schon bald die Macht an sich reißen. Er belegte die einzelnen Königreiche Korumas mit einem dunklen Fluch, verzauberte dessen Bewohner oder kerkerte sie zuhauf in seinem düsteren Schloss ein und machte sie zu willenlosen Sklaven. Seit jener Zeit warten und hoffen alle hier in Koruma, dass sich die alte Legende vom Erlöser Korumas erfüllen wird.“
Für Clara klang das alles wie ein Märchen, einfach unglaublich. Doch viel Zeit, um ernsthafter darüber nachzudenken, blieb ihr nicht. Ein seltsames Geräusch zwang Clara und Agatha ihre Unterhaltung zu unterbrechen.
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„Hihi, …, krrrr, …“ Ein Kichern und ein Grunzen waren plötzlich dicht neben den beiden zu hören.
„Was war das?! Hast du das auch gehört?“, fragte Clara er-schrocken Agatha.
„Nein, was denn, Kindchen?“, entgegnete die kleine Schnecke.
„Na, dieses Kichern, da lacht doch jemand“, gab Clara zur Antwort und rief in den Wald hinein: „Hey, wer ist da? Wer bist du? Zeig dich uns!“
Das Kichern bewegte sich weiter, ertönte erst hier, dann dort. Clara versuchte verzweifelt, den Übeltäter ausfindig zu machen. Sie drehte sich nach links, drehte sich nach rechts, jedoch ohne dabei an Agatha zu denken. Und da war es auch schon zu spät.
„Ohhhhh, dreh dich doch bitte nicht so schnell! Mir ist schon ganz schwindelig.“ Agatha rollte mit ihren Augen, die immer größer wurden. Ihr Gesicht wechselte die Farbe, wurde erst grau, dann grün und schließlich weiß.
„Oh, es tut mir leid, Agatha. Ich habe gerade nicht daran gedacht, dass du auf meiner Schulter sitzt“, versuchte Clara sich zu entschuldigen. Doch die kleine Schnecke war noch nicht in der Lage hierauf zu antworten.
„Hihi, hihi!“ Wieder kicherte jemand.
„Da, schon wieder. Hast du es jetzt gehört?!“, fragte Clara aufgeregt.
„Hm, ja, jetzt wo du es sagst. Woher mag es nur kommen?“, erwiderte Agatha noch leicht benommen und mit ihren Augen rollend. Beide schauten sich abermals nach dem Übeltäter um.
„Jetzt zeig dich uns, Feigling!“, rief Clara erneut in den Wald hinein. Und plötzlich erschien wie aus dem Nichts ein kleines fliegendes Wesen direkt vor Claras Augen.
„Ich bin kein Feigling! Mein Name ist Musebar und ich bin ein treuer Diener unserer Elfenkönigin Undine!“, wetterte das kleine Wesen.
„Ah, dann bist du also ein Elf?“, fragte Clara.
„Na, was denn sonst, Mädchen!“, erwiderte der kleine Elf, nahezu vor Stolz platzend und mit vor der Brust verschränkten Armen. Sein Haar hatte eine rotblonde Färbung, wobei das Blond überwog. Er trug ein gelbes Hemd, darüber eine offene rote Weste und eine blaue Hose, welche dreiviertellang war. Seine Füße hingegen waren nackt. Soweit Clara erkennen konnte, waren seine Augen von dunkler Farbe, beinah schwarz. Jedoch verliehen sie diesem kleinen Elfen kein angsteinflößendes Aussehen. Im Gegenteil. Dieses Schwarz war von einer solchen Wärme, wie Clara es noch nie zuvor beim Anblick dieser Farbe empfunden hatte. Seine Flügel hatten einen beigefarbenen Touch, waren leicht durchsichtig und surrten leise. Clara kam beim Anblick Musebars nicht umhin, sie konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Auch Agatha erging es nicht anders.
„Was lacht ihr so! Lacht ihr mich etwa aus?! Pah!“, schimpfte der kleine Elf. Er schien beleidigt zu sein. Wild gestikulierend flog er jetzt vor den beiden hin und her, seine kleinen Hände zu Fäusten geballt, und mit hochrotem Kopf schrie er: „Schluuuss jetzt! Hört auf über mich zu lachen!“
Clara und Agatha versuchten sich ein wenig zu beruhigen, was beiden beim Anblick des kleinen keifenden Elfen nicht wirklich leicht fiel.
„Soso, ihr macht euch also über den großen und mutigen Musebar lustig. Pah! Wer gibt euch das Recht dazu? Und überhaupt, wer seid ihr eigentlich? Und was wollt ihr hier?!“, fragte der kleine Elf hämisch.