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"Mama heute leben wir" erzählt die Geschichte von Mutter und Tochter in einer rührenden und zugleich humorvollen Art und Weise. Gleich zu Beginn der Geschichte offenbart Nellys Mutter ihrer Tochter, dass sie an einem inoperablen Gehirntumor erkrankt ist. Nellys Mutter bittet ihre Tochter sie nach Norwegen zu begleiten, auf ihre letzte Reise. Gleich tags darauf beginnt ihre gemeinsame abenteuerliche Fahrt nach Skandinavien. Dieser Roman liegt im Fluss der Zeit. Was ist wichtiger, einen mehr oder weniger gut bezahlten Job zu haben oder seinem Leben einen wahren Sinn zu geben und die verbleibende Zeit – und wer weiß schon wieviel Zeit wir hier auf der Erde verweilen dürfen – mit Dingen zu füllen, die uns mit Freude erfüllen und glücklich machen? Ein Roman mit Tiefgang und dennoch herzerfrischend.
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Seitenzahl: 137
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Unsere Verabredungen mit dem Leben findet im gegenwärtigen Augenblick statt.Und der Treffpunkt ist genau da,wo wir uns gerade befinden.
- Buddha -
Mama, heuteleben wir
Eine Geschichte über das Leben und das,was wirklich wichtig ist.
Impressum
Nicole Lievert - Copyright: ©2024
Web: nicole-lievert.de
E-Mail: [email protected]
Lektorat & Covergestaltung: Nicole Lievert
Coverbild: freepik.com
Vertrieb: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Einleitende Worte
Ich danke dir von Herzen, dass du zu diesem Buch gegriffen hast. Die Idee zu dieser Geschichte kam mir vor ungefähr 4 Jahren. Eigentlich war es viel mehr als eine Idee, denn meist habe ich den groben Handlungsstrang einer Geschichte von einem Augenblick auf den anderen vor meinem inneren Auge. Anfangs habe ich mich natürlich immer gefragt, warum diese Bilder da sind, wa-rum diese zu mir kommen und ob das überhaupt jemand lesen möchte.
Da ich jedoch seit meiner Kindheit ein sehr intuitiv handelnder Mensch bin nehme ich die Bilder und Geschichten, welche zu mir kommen, dankbar an und schreibe sie auf, hege und pflege sie, bis das am Ende ein Buch das Licht der Welt erblicken kann.
Als damals die ersten Ideen zu diesem Buch zu mir fanden, hatte ich von Beginn an in der Person von Nellys Mutter, die deutsche und sehr bekannte Schauspielerin Saskia Vester vor Augen. Zufall? Nun ja, alles hat eine ganz bestimmte Bedeutung. Ich lasse mich überraschen was die Zukunft diesbezüglich bringen mag.
Die Zeit in der wir leben ist sehr herausfordernd. Das neue Jahr 2020 hat das Potential ein Jahr mit viel Magie und Überraschungen zu werden. Ob diese einen positiven oder negativen Beigeschmack haben werden hängt von unseren Gedanken und unserer inneren Einstellung selbst ab.
Als besonders wichtig empfinde ich die Tatsache, dass wir wieder lernen unsere eigene Lebenszeit wertschätzen zu können. Die Meisten von uns verbringen den Großteil unserer Lebenszeit mit Dingen und Tätigkeiten, die uns meist wenig Freude bereiten und unsere Seele kaum zu nähren im Stande sind. Natürlich hat uns das noch bestehende (Geld)System fest im Griff, die Ängste davor finanziell den Boden unter den Füßen zu verlieren sind sehr groß. Dennoch ist es wichtig, dass wir uns von diesen Befürchtungen lernen zu lösen. Glaube mir, ich weiß wovon ich spreche, ich habe so viel mit mir gehadert in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten. Vom Workaholic (Arbeit mit in den Feierabend nehmend) in den Burnout, nach zweieinhalb Jahren in verschiedenen Bereichen wieder arbeitend, zwischenzeitlich von Teilzeit wieder auf eine 40-Stunden-Woche heraufsetzend merke ich seit einigen Monaten, wie sehr dies dem Wunsch meiner Seele und somit mir selbst widerspricht. Auch bei mir drehen sich die Gedanken um die typische Frage: „Wie soll ich das alles finanzieren?“.
Doch mein Standpunkt ist inzwischen, von einer Vollbeschäftigung kann kaum noch jemand seinen Alltag und die damit verbundenen Kosten (selbst) finanzieren. Uns bleibt trotz Arbeit immer weniger, um die vorhandenen Kosten decken zu können. Warum also sich dies antun und wertvolle, unwiederbringliche Lebenszeit vergeuden?
In meinem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es viele, die diesen Weg bereits erfolgreich gegangen sind. Sie sind aus der vermeintlichen finanziellen Sicherheit ausgestiegen und gehen einer ihre Seele nährenden Tätigkeit nach und tun nebenbei auch etwas positives zum Wachstum der Allgemeinheit, also unserer Gesellschaft bei. Und sie alle würden rückblickend diesen Schritt erneut wagen.
Sei dir dessen bewusst und sicher, du wirst stets das zur Verfügung haben was du tatsächlich zum (Über)Leben benötigst. Wenn du bereit bist und den tiefen Wunsch verspürst abseits des aktuellen allgemeingültigen Massenbewusstseins (was ja eigentlich durch ein Unbewusstsein gekennzeichnet ist) dem Ruf deiner inneren Stimme zu folgen, dann wirst du auch erfolgreich sein. Folge deinem wahren Weg in (bedingungsloser) Liebe und im (Ur-)Vertrauen, dass sich alles zu deinem Besten wandeln wird.
Wieviel ist dir deine Lebensstunde wert? Hast du dich dieser Frage schon einmal gestellt?
Lebe deine Berufung, lebe deinen Seelenweg, lebe dein Leben. Und fange heute damit an.
Weitere Gedanken findest du am Ende dieses Buches. Ich wünsche dir nun eine wunderbare Auszeit mit Nelly und Mama Sophie.
Nicole Lievert oder einfach Nicci ;o)
Das Wiedersehen
»Mmh, einfach nur genial, die warmen Sonnenstrahlen zu spüren.«
Nelly öffnete ihre Augen und schaute verträumt in den Vorfrühlingshaften so rar gewordenen blauen Himmel hinauf.
Es war ein wunderschöner Tag, um nicht zu sagen, ein Tag mit sprichwörtlichem Bilderbuchwetter. Der Frühling lag bereits in der Luft. Ja, man konnte ihn förmlich riechen. Die Vögel erheiterten schon jetzt mit ihren wunderbaren Gesängen das Gemüt und dieser Tag fühlte sich an wie jene Tage, an denen man glaubt, nichts aber auch gar nichts könnte einem die gute Laune verderben.
Nelly war auf dem Weg zu ihrer Mutter und sie war froh daüber, dass ihre Mutter um diesen Besuch gebeten hatte, denn sie hatte sich bereits Sorgen gemacht. In den zurückliegenden Wochen waren die Gespräche zwischen Mutter und Tochter sehr rar gewesen.
Glücklich darüber, sogleich ihre Mutter wieder zu sehen, ging Nelly pfeifend zum Wohnhaus ihrer Mutter hinüber. Nellys eigene Wohnung lag nur knappe fünfzehn Minuten Fußweg entfernt. Flugs sprintete sie die Treppen des in beige und rot sanierten Altbau-Treppenhauses hinauf. Noch immer bestens gelaunt, kramte sie den Wohnungsschlüssel aus ihrer Tasche hervor und betrat voller Freude die Wohnung ihrer Mutter.
»Huhu, ich bin da Mama«, rief Nelly fröhlich durch die Wohnung. Der herrliche Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee strömte ihr entgegen. Zwar trank Nelly lieber Tee doch den unverwechselbaren Geruch von selbst gemahlenen Kaffeebohnen mochte sie unheimlich gern. Oh ja, die Kaffeearomen tanzten förmlich auf Nellys Zunge.
Die Tür des Wohnzimmers stand offen, so dass die Strahlen der Sonne das heitere Auf und Ab vieler kleiner Staubflöckchen sichtbar werden ließ.
»Ich bin in der Küche mein Kind«, rief Nellys Mutter ihrer Tochter entgegen.
Als Nelly die Küche betrat, erblickte sie ihre Mutter am Küchentisch sitzend. Ihr Blick schien irgendwo in der Ferne zu schweifen. Sie sah aus dem Fenster hinaus und trank ihre Tasse heißen Kaffee, aus der noch seidenförmige Dampfschwaden aufstiegen. Nelly ging zum Fenster hinüber, dann drehte sie sich um und blickte zu ihrer Mutter hinüber:
»Was ist los Mama? Warum hast du dich solange nicht gemeldet?«
»Ich brauchte Zeit zum Nachdenken.«
»Nachdenken? Worüber?«
Nellys Mutter nippte an ihrem Kaffee, ihr Blick verriet, dass sie auch jetzt über etwas nachdachte: »Hey Mama, was ist denn los?«, hakte Nelly nach.
»Naja, weißt du, ich habe einen Gehirntumor und mein Arzt meinte es bliebe mir nicht mehr allzu viel Zeit… «
Nellys Mutter schien äußerlich gefasst und ruhig. Und als ob es das normalste der Welt zu sein schien, erzählte sie ihrer Tochter, dass sie bald sterben würde, ganz ruhig, ohne ein Anzeichen von Traurigkeit oder Verzweiflung, welche in einem solchen Moment durchaus angebracht und verständlich gewesen wäre. Nelly hingegen stockte der Atem. Sie fühlte sich als würde ihr jemand die Kehle zuschnüren, sie konnte kaum atmen. Ihr Herz begann plötzlich wie wild zu galoppieren, eine kaum erträgliche Hitze stieg in ihr auf und um sie herum schien alles hinter einem Schleier verborgen.
Nelly drehte sich um, den Blick auf den blauen, durch ihren Tränenschleier in ein verschwommenes Bild verwandelten Himmel gerichtet, rang sie nach Luft. Minutenlang stand sie beinah regungslos am Fenster, fassungslos und zu keiner Reaktion auf die völlig unerwartete und zugleich erschütternde Nachricht ihrer Mutter imstande. Nach einer gefühlten Ewigkeit schien Nellys erster Schock überwunden, sie drehte sich wieder um. Ihre Mutter saß noch immer relativ teilnahmslos am Tisch und trank ihren Kaffee. Die Rauchschwaden waren indes verschwunden.
»Warum hast du nicht schon eher etwas gesagt? Wie lange weißt du schon davon Mama?«
Nelly sprach mit Tränen erstickter Stimme. In diesem Moment wäre vermutlich jede Antwort falsch gewesen und sie hätte sich mit keiner zufrieden gegeben.
»Wie kannst du nur so dasitzen, einfach so? Ich meine, hallo?! Du erzählst mir, dass du bald sterben wirst und… und sitzt einfach nur so da?«
Nelly schrie ihre Mutter an, sie war außer sich. Ihre tiefe Traurigkeit, Verzweiflung und Hilflosigkeit, die sie in diesem Augenblick empfand, schlug nun um in unbändige Wut und Unverständnis.
Nellys Mutter stand auf, sie ging zu ihrer Tochter hinüber. Ihr erster Versuch, sie zu umarmen schlug fehl, denn Nelly wehrte sich vehement und schlug wild mit ihren Armen um sich. Nach einem kurzen Moment fiel Nelly schließlich schluchzend in die Arme ihrer Mutter.
»Ach Nelly, glaub‘ ja nicht ich hätte es mir einfach gemacht. Aber ich habe in den vergangenen Wochen sehr viel Zeit damit verbracht über meine Situation nachzudenken, über die Bedeutung des Ganzen… ich habe doch gar keine andere Wahl mein Kind, so seltsam und so schmerzlich es sich für dich auch anhören mag. Ich akzeptiere mein Schicksal und versuche das Beste aus dieser Situation zu machen. Auch wenn du es nur schwer nachvollziehen kannst.«
Nelly weinte nun bitterlich wie ein kleines Kind, dem man sein Lieblingsspielzeug weggenommen hatte. »Das Beste daraus machen? Mama, du wirst… du wirst bald weg sein und du tust so als würden wir über das Wetter reden. Es gibt doch bestimmt etwas, dass man tun kann, es gibt immer eine Möglichkeit, Krankheiten sind doch auch immer Ausdruck für… «
»Nelly«, unterbrach ihre Mutter. »Ich habe die Wahrheit akzeptiert. So wie es ist soll es sein, es ist alles in Ordnung auch wenn du das jetzt, in diesem Augenblick nicht verstehen kannst.«
Nellys Mutter blickte ihre Tochter liebevoll an und versuchte nochmals ihr zu verdeutlichen, dass sie selbst ihr Schicksal akzeptiert hätte und das auch Nelly letztlich nichts anderes übrig bleiben würde: »Nelly, ich habe mein Schicksal angenommen und ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass du es zumindest versuchst. Ich habe nämlich nicht vor die restliche Zeit darauf zu warten, dass der Teufel oder wer auch immer irgendwann hier hereinschneit und sagt, so Frau Wessel, jetzt ist es Zeit zu gehen. Nein nein nein mein Kind!«
Nelly blickte ihre Mutter entgeistert an: »Was hast du denn dann vor Mama?«
»Leben, ich will leben!«
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Nelly blickte ihre Mutter entgeistert an, welche sich nun von ihrer Tochter abwandte und zurück zum Küchentisch hinüber ging. Vorher jedoch kramte sie aus einem kleinen Schränkchen neben der Spüle einen Stapel Unterlagen hervor, die sie auf dem Küchentisch ablegte und mit ihrer rechten Hand verteilte. Anschließend setzte sie sich wieder auf ihren Stuhl. Mit einer lächelnden Geste bat sie Nelly sich ebenfalls an den Tisch zu setzen.
Wie ausgewechselt wirbelte Nellys Mutter die Unterlagen vor Freude sprühend auf dem kleinen Tisch durcheinander. Erst jetzt bemerkte Nelly, dass es sich um Prospekte und Urlaubsbroschüren handelte. »Was hast du denn damit vor Mama?«
»Das mein Kind sind Prospekte von Norwegen. Ich wollte schon immer mal nach Norwegen, auf die Lofoten, weißt du? Aber als dein Vater noch hier war… naja, du weißt ja, er hatte nie Zeit und war immer beschäftigt.« Nelly stimmte dem schmunzelnd und Kopf nickend zu.
Eines der Prospekte zog Nellys Aufmerksamkeit besonders auf sich. »Tandemfallschirmspringen? Was willst du denn damit Mama?! Du denkst doch nicht etwa das was ich gerade denke, oder?!«
Nellys entgeisterter und vorwurfsvoller Blick gefiel ihrer Mutter gar nicht. »Na warum denn nicht?! Das wird ganz bestimmt total spannend und außerdem lebt man nur einmal! Zumindest in diesem Leben!« Einen Moment lang herrschte Stille.
»Du hast dir schon alles ganz genau überlegt, was Mama?« »Hm, naja, ich weiß was ich noch alles nachholen möchte und was ich schon immer mal ausprobieren wollte. So vieles zu planen gibt’s da eigentlich nicht…«
Nelly fiel ihrer Mutter energisch ins Wort: »Aber Mama, jetzt mal ehrlich …«
»Na aber was denn mein Kind?!«
Nelly musterte ihre Mutter mit ernstem Blick, so hatte sie sie noch nie erlebt.
»Mama, ich kann ja verstehen, dass du ziemlich durcheinander bist, dass bin ich ja auch. Aber jetzt einfach so weg zu laufen und solche verrückten Dinge tun… also ich weiß nicht!«
Einige Minuten herrschte eine erdrückende Stille im Raum, welche jedoch abrupt von Nellys Mutter durch einen wütenden Schlag mit der Faust auf den Tisch unterbrochen wurde. Der Stuhl auf dem sie soeben noch gesessen hatte flog mit einem heftigen Ruck nach hinten und fiel zu Boden, die Kaffeetasse, welche glücklicherweise zu diesem Zeitpunkt bereits leer gewesen war hüpfte sogar auf Grund der Wucht des Schlages ein Stück weit von der Tischoberfläche in Richtung Zimmerdecke. Nelly erschrak, sie versuchte ihre Mutter zu beruhigen doch wurde dieser Versuch bereits im Keim erstickt.
»Verdammt nochmal Nelly!«
»Mama, jetzt beruhige dich doch bitte…«
»Ich will mich aber nicht beruhigen! Hier, hier oben in meinem Kopf, da wächst irgendetwas, einfach so, was mir keiner erklären kann. Und alles was ich weiß ist, dass ich bald sterben werde Nelly. Ich habe so viele Stunden damit verbracht eine Antwort auf die Frage nach dem WARUM zu finden. Und glaube mir, ich habe es mir weiß Gott nicht leicht gemacht. Ich weiß nicht wieviel Zeit mir noch bleibt. Doch eines weiß ich ganz sicher, ich möchte keine Minute mehr unnötig verstreichen lassen, ich habe auf so vieles verzichtet in meinem Leben. Ich will das nicht mehr! Ich möchte noch etwas erleben, etwas Schönes sehen und vor allem… vor allem möchte ich es mit dem Menschen tun, der mir am Meisten bedeutet, mit dir Nelly.«
Nellys Mutter brach in Tränen aus, sie wandte sich von ihrer Tochter ab. Nelly hingegen versuchte stark zu bleiben, in diesem Augenblick wollte sie nicht auch noch anfangen zu weinen, nicht dass das schlimm gewesen wäre, nein, natürlich nicht. Aber Nelly wollte es einfach nicht.
Nach einem kurzen Augenblick ging sie zu ihrer Mutter hi-nüber und versuchte sie zu trösten. »Mama, hör‘ bitte auf zu weinen, ich… ich kann dich ja verstehen. Aber guck mal, du hast mir vor wenigen Minuten gesagt, dass du… das du bald nicht mehr da sein wirst. Ich habe das alles noch gar nicht begriffen und dann erzählst du mir noch du möchtest jetzt Hals über Kopf in die große weite Welt reisen. Das geht doch gar nicht. Ich meine, wo genau willst du denn hin? Wie willst du da hin kommen und wo willst du übernachten? Da gibt’s doch so vieles zu bedenken und außerdem… lässt dein Zustand das überhaupt zu? Solltest du nicht besser Zuhause bleiben und dich ausruhen?«
Nellys Mutter drehte sich um, sie schluchzte noch ein wenig und kramte mit ihrer linken Hand in der Hosentasche herum bis sie nach einer kurzen Weile ein Papiertaschentuch hervor zog. Mit lautem Getöse schnäuzte sie hinein und schüttelte gleichzeitig energisch ihren Kopf. Nelly beäugte ihre Mutter und wartete auf eine weitere Reaktion auf ihre Fragen. »Also, wir brauchen nix zu buchen oder so. Wir fahren einfach los, morgen schon. Wir nehmen einfach alles mit was wir brauchen, Schlafsäcke, zusätzliche Decken, Kleidung zum Wechseln und was zu essen und dann fahren wir einfach los. Und außerdem Nelly, ausgeruht habe ich mich schon lang genug!«
Nellys Mutter schien wie ausgewechselt. Plötzlich funkelten ihre Augen wie bei einem kleinen Kind. Sie redete und redete, so dass Nelly kaum zu Wort kam.
»Du hast doch ein Auto Nelly stimmt’s?«
»Em, ja aber…«
»Und da passt doch bestimmt auch ganz viel rein, oder?«
»Em, ja…«
»Und Zeit hast du doch auch mein Kind, oder?«
»Also eigentlich…«
»Na das ist doch fantastisch, dann kannst du jetzt nach Hause gehen, deine Sachen packen, dann frühstücken wir morgen gegen 8 Uhr und danach packen wir alles ins Auto und dann fahren wir einfach los!«
Nelly war absolut sprachlos. Auch wenn sich aus dem Munde ihrer Mutter alles anhörte als sei es ein Kinderspiel. Für Nelly war es das nicht. Schließlich hatte sie einen Job und dem konnte sie doch nicht von einem Tag auf den Anderen einfach so fern bleiben.
»Mama? Denkst du nicht das ist alles ein klitzekleines bisschen überhastet? Möglicherweise?«
Dieser Gedanke nun wiederum gefiel Nellys Mutter überhaupt nicht. Mit ernstem Blick und erhobenem Zeigefinger blickte sie ihre Tochter an: »Ich werde fahren, mit oder ohne dich!«
Nelly verspürte einen leichten Stich in ihrem Herzen. Die Art und Weise wie ihre Mutter diese Worte soeben zu ihr gesagt hatte taten ihr weh: »Mama! Ich habe einen Job! Ich kann nicht einfach so weg bleiben, dann schmeißen die mich raus und dann…«
»Ach papalapapp! Diese Ausbeuter. Wie lange arbeitest du da schon? Die kommen auch ohne dich zurecht. Hast du jemals Anerkennung oder eine Lohnerhöhung bekommen? Und krank warst du doch auch noch nie. Also… dann darfst du auch mal krank sein und…«
»Mama, das ist doch nicht legal…«