Kräuterheilkunde für Schafe und Ziegen - Andrea Tellmann - E-Book

Kräuterheilkunde für Schafe und Ziegen E-Book

Andrea Tellmann

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Beschreibung

Unterstützen Sie ihre Schafe und Ziegen mit Heilkräutern! Heilpflanzen-Expertin und Heilpraktikerin Andrea Tellmann stellt in diesem Buch die wichtigsten Heilkräuter für Schafe und Ziegen, ihre Inhaltsstoffe und Wirkung vor. Sie beschreibt bewährte Behandlungsvorschläge, Hausmittel und Rezepte für akute und chronische Beschwerden der kleinen Wiederkäuer. Darüber hinaus finden Sie in dem Buch eine Anleitung zum richtigen Sammeln, Trocknen, Aufbewahren und Verabreichen von Wildkräutern und Heilpflanzen. Ob als Tee, Tinktur, Pulver, Salz, frisch oder getrocknet: Diese Medizin wird Ihren Patienten schmecken! Abschließend finden Sie eine Empfehlung zur Grundausstattung Ihrer Stallapotheke.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 154

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Andrea Tellmann

KRÄUTER-HEILKUNDE

FÜR SCHAFE UND ZIEGEN

INHALT

 

EINFÜHRUNG

Das Verhältnis von Pflanzen und Tieren

Schafe

Ziegen

Natürliche Lebensbedingungen für eine ausgewogene Ernährung

Wie lernen die Jungtiere, welche Pflanzen ihnen guttun?

Futter- und Heilkräuter für Ziegen und Schafe

Gesunder Kräutercocktail auf artenreichen Wiesen

Die wichtigsten Inhaltsstoffgruppen und ihre Wirkungen

Bitterstoffe

Gerbstoffe

Flavonoide

Schleimstoffe

Ätherische Öle

Saponine

Giftpflanzen

Kräuter sammeln, trocknen, aufbewahren

Wie sammelt man Heilpflanzen?

Wann ist der beste Sammelzeitpunkt?

Gute Sammelplätze

Ungeeignete Sammelplätze

Kräuter richtig trocknen

Kräuter richtig aufbewahren

Darreichungsformen und Zubereitung von Heilpflanzen

Darreichungsformen von Heilpflanzen

Grundrezepte für innerliche Zubereitungen

Grundrezepte für äußerliche Zubereitungen

PORTRÄTS DER WICHTIGSTEN HEILPFLANZEN UND HEILMITTEL

Ackerstiefmütterchen

Aloe

Anis

Arnika

Artischocke

Augentrost

Beinwell

Birke

Blutwurz

Brennnessel

Eibisch

Eiche

Engelwurz

Gelber Enzian

Fenchel

Fichte

Frauenmantel

Gänseblümchen

Gänsefingerkraut

Echte Goldrute

Gundermann

Heidelbeere

Hirtentäschel

Schwarzer Holunder

Ingwer

Johanniskraut

Kamille

Kümmel

Lein

Linde

Löwenzahn

Mädesüß

Malve

Mariendistel

Melisse

Pfefferminze

Ringelblume

Rosmarin

Salbei

Sanddorn

Schafgarbe

Spitzwegerich

Süßholz

Thymian

Wegwarte

Weide

Weißdorn

Weißkohl

Wermut

Zaubernuss

BESCHWERDEÜBERSICHT NACH ORGANSYSTEMEN – HEILPFLANZEN UND REZEPTUREN

Tiergesundheit

Heilpflanzen für den Verdauungstrakt

Ein gesunder Magen-Darm-Trakt sorgt für ein gesundes Immunsystem

Verdauungsstörungen im Magen-Darm-Trakt

Bewährte Rezepte bei Appetitlosigkeit und Verdauungsschwäche

Bewährte Rezepte bei Darmträgheit und Verstopfung

Bewährte Rezepte bei Aufgasen und Koliken

Bewährte Rezepte gegen Durchfall

Lämmerdurchfall

Heilpflanzen zur Stärkung der Atemwege

Bewährte Rezepte gegen Erkältung

Bewährte Rezepte gegen Schleimhautentzündung in Maul, Nüstern und Rachen

Bewährte Rezepte bei Atemwegserkrankungen mit Apathie, Schwäche und Fieber

Bewährte Rezepte gegen Bronchitis und Husten

Bewährte Rezepte gegen grippale Infekte

Bewährte Rezepte zur Abwehrstärkung bei chronischer Infektanfälligkeit

Heilpflanzen für Nieren und Harnwege

Heilpflanzen für die Haut

Wundarten

Wundheilung

Bewährte Rezepte für die Akutphase von Wunden

Bewährte Rezepte für die Ausheilungsphase von Wunden

Bewährte Rezepte für die Nachbehandlung von Wunden und Narben

Bewährte Rezepte bei Verbrennungen

Bewährte Rezepte bei Juckreiz

Bewährte Rezepte bei geschlossenen Wunden und stumpfen Verletzungen

Bewährte Rezepte zur Parasiten-, Insekten- und Zeckenabwehr

Heilpflanzen für das Auge

Heilpflanzen für die Lippen

Heilpflanzen für die Ohren

Heilpflanzen zur Klauenpflege

Heilpflanzen für Milchdrüsen und Milchbildung

SERVICE

Stallapotheke

Sekundäre Pflanzenstoffe von Heilkräutern

Heilpflanzen nach Inhaltsstoffgruppen (absteigender Wirkstoffgehalt)

Bezugsquellen für Fertigpräparate

Zum Weiterlesen

Über die Autorin

Einführung

DAS VERHÄLTNIS VON PFLANZEN UND TIEREN

 

IM LAUF DER EVOLUTION haben nur solche Lebewesen auf der Erde überlebt, die sich optimal an die vorherrschenden Umweltbedingungen anpassen konnten. Diese Bedingungen haben sich im Laufe der Zeit zunächst durch Naturereignisse, wie zum Beispiel Vulkanausbrüche oder Erdbeben, und sehr viel später auch durch den Einfluss von uns Menschen drastisch verändert.

Während die Pflanzen ortsgebunden, also fest an einem Standort verwurzelt sind, bauen sie alles, was sie zu Wachstum und Fortpflanzung benötigen, aus Sonnenlicht, Luft, Wasser und den Nährstoffen in der Erde auf. In ihrer Ernährung sind Pflanzen unabhängig von den Tieren. Andersherum gilt das nicht: Pflanzen dienen Tieren und uns Menschen als Nahrung, Sauerstofflieferant und Heilmittel. Auch das Wohlergehen von Ziegen und Schafen ist von ihnen abhängig.

Pflanzen sind lebenswichtig für Tier und Mensch. Sie haben viele Mechanismen entwickelt, um sich vor Fraßfeinden, Konkurrenz oder widrigen Klimabedingungen zu schützen. Solche abwehrenden Mechanismen der Pflanzen sind beispielsweise ihr bitterer, brennender, scharfer oder zusammenziehender Geschmack. Auch die Reizung der Schleimhäute, etwa der Atemwege bei Pflanzenanbiss oder das Brennen und Tränen der Augen, sind solche Mechanismen.

Im Lauf von Jahrmillionen haben die Pflanzen daher vielfältige sekundäre Pflanzenstoffe entwickelt, die den Stoffwechsel und das Immunsystem unserer Pflanzenfresser beeinflussen. In der täglichen Auseinandersetzung mit den aufgenommenen Sekundärstoffen haben die Tiere wie auch wir Menschen gelernt, diese zu verstoffwechseln, zu entgiften und ihre gesundheitsunterstützenden Eigenschaften (beispielsweise abwehrende Wirkungen auf Mikroorganismen und Parasiten) zu nutzen.

Durch das Zähmen umherziehender Wildtiere und ihre Züchtung zu landwirtschaftlichen Nutztieren änderte sich das Leben der Tiere grundlegend und ihre Abhängigkeit vom Menschen wuchs immer mehr. Das Bevölkerungswachstum, größer werdende Städte sowie veränderte Lebens- und Ernährungsgewohnheiten von uns Menschen brachten neue Bedingungen für Tier und Mensch mit sich. Der Anbau von Kulturpflanzen wurde intensiviert und förderte einen immer höheren Gehalt an Nährstoffen, wie Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette, um alle Menschen und Tiere zu versorgen. Die Menschen versuchten mit der Zeit zudem, Kräuter und Nahrungspflanzen zu züchten, die pflegeleichter, resistenter gegen Schädlinge und länger haltbar und lagerfähig sind.

Abwechslungsreiche Wiesen sind eine Apotheke der Natur. Hier wachsen unter anderem Löwenzahn, Wegerich, Frauenmantel, Schafgarbe und Ampfer. Im Vordergrund eine Rote Lichtnelke.

Leider wurden dabei die sekundären Pflanzenstoffe in den letzten Jahrzehnten gezielt aus unseren Pflanzen herausgezüchtet, etwa die Bitterstoffe aus Chicorée und Endiviensalat. Oder sie werden in warmem Wasser gewaschen, um den Bitterstoffgeschmack abzuschwächen. Heute geht der Trend zwar langsam wieder zu mehr Bitter in Gemüse und Salat, doch ob er von Dauer ist, muss sich noch erweisen. In der Haltung und Ernährung von Tieren merken wir allerdings, wie wichtig Pflanzenstoffe für deren und unser aller Gesundheit sind.

Schon lange hängt das Wohl der Tiere vom Menschen ab. Sie leben in Ställen oder eingezäunten Weiden und fressen dadurch oft nur einseitiges und energiereiches Futter. Häufig fehlt ihnen die Möglichkeit, intuitiv die Pflanze zu fressen, die ihnen in diesem Moment guttun würde, beispielsweise Schafgarbe bei Kolik. Am ehesten gelingt dies den Tieren, die in der Hüte- und Wanderhaltung leben. Hier ziehen Schafe und Ziegen im Frühsommer über ertragreiches Grünland, während sie im Sommer, etwa in Landschaftsschutzgebieten, mit dem Abfressen der Wiesen gleichzeitig Landschaftspflege betreiben. Im Herbst geht es auf abgeerntete Ackerflächen, im Winter auf Grünlandflächen, wo dann allerdings Kraftfutter zugefüttert werden muss.

Einseitig ist die Koppelhaltung mit nur wenig Ausweichfläche. Tagaus, tagein haben die Tiere wenig abwechslungsreiches Futter. Viele Gemeinden mit waldigen oder steileren, schwer erschließbaren Flächen haben sich zu Ziegenzuchtvereinen zusammengeschlossen und beweiden ihre Hänge zur Landschaftspflege gemeinsam. Hier herrscht eine größere Artenvielfalt auf den Flächen und das Futter ist abwechslungsreicher.

Die Artenvielfalt der Wiesen mit ihrer Wildgras- und Kräutervegetation wurde von einigen wenigen Wirtschaftsgräsern verdrängt, die mehr Tiere pro Fläche ernähren können. Auf den fetten eingesäten Wiesen geraten die Wildpflanzen, die in ihrem Urzustand Verdauung und Immunsystem stärken, Krankheiten heilen und Tier und Mensch gesund erhalten konnten, ins Hintertreffen. Nur die Gewürzpflanzen haben ihren Stellenwert zwischen Nahrung und Arzneipflanze bewahrt.

Unsere heutigen Ziegen- und Schafrassen müssen sich an die vom Menschen geschaffenen Bedingungen anpassen und ihre Leistungen in Puncto Milch-, Fleisch- und Wollproduktion oder Fortpflanzungsrate steigern. Um diese Höchstleistungen erbringen zu können, benötigen die Tiere entsprechendes Hochleistungsfutter und kommen kaum mehr in den Genuss gesundheitsstärkender Wildpflanzen.

Zugleich sind die heutigen Ziegen- und Schafrassen durch den auf Leistung gezüchteten Genpool viel anfälliger für Krankheiten. Auch Haltungsfehler, wie zu enge Ställe, zu kleine Weiden und zu hohe Tierzahlen, aber auch Bewegungsmangel, fehlende Rangkämpfe und ungeklärte Herdenhierarchien sowie mangelnde Beschäftigung, führen zu erhöhter Aggression unter den Tieren.

Um den negativen Folgen dieser veränderten Haltungsbedingungen zu begegnen, werden vermehrt Medikamente, wie prophylaktische Antibiotikagaben, stark wirksame Antiparasitika, Eisen, Elektrolyte, Entzündungshemmer, Impfstoffe und dergleichen eingesetzt, um die Tiere widerstands- und leistungsfähiger zu machen. Zunehmende Resistenzen und Nebenwirkungen lassen dabei einen Teufelskreis entstehen, in den wir immer tiefer hineinzurutschen drohen. Dieses Buch will den Teufelskreis durchbrechen und Ihnen zeigen, wie Sie mit der Vielfalt unserer heimischen Heilkräuter Ihre Tiere stärken, Krankheiten vorbeugen und Beschwerden lindern können. Beachten Sie bei meinen Ratschlägen aber immer, dass Kräuter bei ernsthaften Erkrankungen nicht den Tierarzt ersetzen!

SCHAFE

Schafe sind Herdentiere, die gemeinsam umherziehen und sich gegenseitig Schutz bieten. Einzeltiere suchen stets die Nähe der Herde und schreien verzweifelt, wenn sie allein zurückbleiben. Schafe sind genügsam und leben üblicherweise in kargen Küsten- und Gebirgsregionen oder auf Grenzertragsflächen. Durch ihre besondere Zahnstellung fressen sie die Grasnarbe sehr tief ab. Dabei schädigen sie zum Teil die Wurzeln der Gräser.

Im Verhältnis zu Körperlänge und Gewicht hat das Schaf einen großen Magen und einen langen Darm. Daher vermag es auch auf nachteiligen, extensiv genutzten Flächen umherzuziehen und zu weiden. Schafe fressen Gräser, Kräuter, Flechten und auch Sträucher, wobei sie kontinuierlich weiterziehen. Während der Ruhepausen liegen sie in kleinen befreundeten Grüppchen unter Schattenbäumen, um genüsslich wiederzukäuen.

Schafe können gut Farben (besonders Grün- und Gelbtöne) sehen und so verschiedene Grünpflanzen gut unterscheiden. Sie verfügen über einen Panoramablick, sehen also sehr gut nach beiden Seiten und auch nach hinten. So können sie Gefahren rechtzeitig erkennen. Bemerken sie eine Gefahr, etwa einen streunenden Hund, drohen sie und vertreiben den Feind durch starkes Aufstampfen und Schlagen mit Kopf oder Vorderfuß. Dieses angeborene Abwehrverhalten kann große Hunde und Wölfe in die Flucht schlagen oder sogar töten.

In der Herde finden Schafe Schutz.

Machen Schafe eine größere Gefahr aus, wie zum Beispiel Unwetter, fremde Tiere oder laute Menschen, flüchten sie zunächst in heller Panik als ganze Herde. Jagt sie ein einzelner Feind, etwa ein Hund, teilen sie sich in kleine Grüppchen auf und rennen in verschiedene Richtungen davon. In ihrer Panik kann es sogar vorkommen, dass sie einander zu Tode trampeln oder sich erdrücken, wenn nicht genügend Platz vorhanden ist.

In der Rangordnung der Schafe spielen geschlechtsreife Böcke eine dominante Rolle und kämpfen um ihre Rolle in der Hierarchie. Das Leittier der Mutterschafe ist dagegen ein erfahrenes Altschaf, das die Herde anführt.

Eine entspannte Schafherde erkennt man unter anderem an den herumtollenden Lämmern, die auf diese Weise spielerisch Flucht-, Lauf-, Kampf- und Sexualverhalten üben. Oft nehmen daran auch die jungen Erwachsenentiere teil und proben so den Ernstfall.

Ziegen entdecken immer gerne Neues.

ZIEGEN

Ziegen sind deutlich lebhafter als Schafe. Auch sie suchen die Gesellschaft ihrer Artgenossen, aber auch von anderen Tieren (Esel, Pferde, Kaninchen, Hühner) und von uns Menschen. Ziegen bauen dabei Beziehungen zu ihrem Umfeld auf, die es ihnen erschweren, sich an eine veränderte Umgebung, eine neue Herde oder fremde Menschen zu gewöhnen. Dabei können sie richtiggehend trauern. Dies merkt man beispielsweise an langanhaltendem Meckern oder der Wasser- und Futterverweigerung.

Ziegen haben einen großen Bewegungsdrang und ziehen beim Weiden umher. Was das Futter betrifft, sind sie eher anspruchslos. Gern fressen sie Klee, Kräuter und Sträucher. Dennoch können sie wählerisch sein und gehen deshalb immer wieder eigene Wege. Sie lieben junge Blätter, Knospen, Rinden, Gebüsch (im Mittelmeerraum Macchia genannt) und Blüten. Ist der Zaun nicht hoch oder dicht genug, ist kein Leckerbissen vor ihnen sicher. Ziegen sind sehr neugierig und lieben es, neue Orte und Futterplätze für sich zu erschließen oder einfach einmal einen kleinen Spaziergang außerhalb des Zauns einzulegen und die Rosen der Nachbarn zu kosten. Ziegen weiden nicht so gerne dicht über dem Boden und sind nicht immun gegen natürliche Weideparasiten.

In ihren Ruhephasen liegen Ziegen gern erhöht, sodass sie mögliche Gefahren besser erkennen. Oft besetzen Alttiere, die erfahren sind und daher schneller reagieren können, diese Plätze. Aber auch auf Felsvorsprüngen, alten Bäumen und Stämmen oder anderen hohen Sonnenplätzen ruhen Ziegen sich gern aus und käuen genüsslich wieder.

Ziegen benötigen viel Platz für ihre ausgiebigen Rangkämpfe. Oft ist es schwierig, behornte und unbehornte Tiere zusammen zu halten. Die hornlosen Ziegen sind dabei immer im Nachteil. Auch bei gemeinsamer Haltung mit Schafen dominieren die Ziegen die Herde. Bei den Kämpfen um die Rangordnung lassen Ziegen ihre Köpfe zusammenkrachen, bis einer der Kontrahenten nachgibt. Um mehr Wucht zu gewinnen, steigen sie auf die Hinterbeine und attackieren so ihren Rivalen. Häufig führt das zu blutigen Wunden am Schädel.

NATÜRLICHE LEBENSBEDINGUNGEN FÜR EINE AUSGEWOGENE ERNÄHRUNG

 

FREI LEBENDE TIERE haben die Möglichkeit, das für sie passende Futter in ihrem Umfeld zu finden. Durch genaue Selbstwahrnehmung wählen sie bei Bedarf instinktiv, was ihr Körper gerade braucht, zum Beispiel verdauungsfördernde Bitterstoffpflanzen oder stopfende Gerbstoffpflanzen. So steigern sie ihr Wohlbefinden.

Die Körperwahrnehmung von Tieren erfolgt dabei über nach außen sowie nach innen gerichtete Wahrnehmung. Das nach außen gerichtete Wahrnehmen geschieht über das Sehen, Fühlen und Tasten, aber auch das Riechen und Schmecken sind daran beteiligt.

Der Riechsinn ist wohl das älteste Sinnessystem der Lebewesen. Durch Schnüffeln und Schnuppern gelangen die Duftmoleküle durch die Nase zu den Riechzellen und docken an sogenannte Chemorezeptoren an. Für jeden Duft gibt es spezifische Rezeptoren, die mit ihm nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip zusammenpassen. So löst er eine bestimmte Reaktion im Körper aus. Aber nicht nur durch die Nase, sondern auch über den Rachenraum werden die Sinnesinformationen durch das Aufsteigen der Gerüche von Futter und Trinken aufgenommen, ins Gehirn weitergeleitet und dort gespeichert. So bauen die Jungtiere ein immer umfangreicheres Geruchs- und Geschmacksgedächtnis auf. Je neugieriger sie sind und ausprobieren, was die Eltern fressen, desto vielfältiger wird ihr Geruchsgedächtnis.

WIE LERNEN DIE JUNGTIERE, WELCHE PFLANZEN IHNEN GUTTUN?

Die Wahrnehmung der Gerüche und Geschmäcker ist der erste Schritt. Durch die nach innen gerichtete Wahrnehmung (auch Tiefensensibilität genannt) erleben die Tiere im zweiten Schritt, welche Wirkungen das Fressen der Pflanze im Körper auslöst, zum Beispiel, dass Schafgarbe Koliken und andere Kräuter Schmerzen lindern. Ebenso sammeln sie Erfahrungen, dass bestimmte Pflanzen Übelkeit, Schwäche, Müdigkeit, Völlegefühl oder Durchfall hervorrufen. Diese positiven wie negativen Erfahrungen werden mit dem spezifischen Duft verknüpft und in Zukunft entweder gesucht oder gemieden.

Beim Umherziehen wählen Schafe sich die besten Gräser aus.

Je größer und abwechslungsreicher das Lernangebot an Pflanzen ist, desto größer der Erfahrungsschatz und desto sicherer sind Tiere bei der Wahl ihres Futters. So erklärt sich auch die Tatsache, dass Schafe die Schafgarbe normalerweise stehen lassen, sie jedoch bei kolikartigen Durchfällen als linderndes Heilkraut fressen. Die Verknüpfung von Geschmack und Körperwahrnehmung beeinflusst also das Fressverhalten unserer Ziegen und Schafe. Leider treten heutzutage häufig Akzeptanzprobleme beim therapeutischen Einsatz von Heilpflanzen auf, da wir unsere Ziegen und Schafe auf künstlich aromatisierte Fertigfutter konditioniert haben und sie dadurch das natürliche Geruchs- und Geschmacksgedächtnis oft nur noch unvollkommen aufbauen konnten.

In der Natur verwenden Pflanzen bestimmte Inhaltsstoffe, die sogenannten sekundären Pflanzenstoffe, um sich vor krankmachenden Keimen, vor UV- und Sonneneinstrahlung, Frost und Dürre sowie vor Konkurrenz zu schützen. Auch nutzen Pflanzen die Bitter-, Gerb- und Scharfstoffe, um das Gefressenwerden zu verhindern. Manche haben sogar Kommunikationswege gefunden, um Nachbarpflanzen vor Gefahr zu warnen. Diese schmecken dann bereits bitter, obwohl sie noch gar nicht angebissen wurden. Daher ziehen die Pflanzenfresser während der Nahrungsaufnahme weiter und sorgen damit gleichzeitig dafür, dass ihr Futter nachwachsen und ihr Überleben sichern kann. Ziegen und Schafe mussten sich im Laufe der Evolution immer wieder an solche abwehrenden Wirkungen der Pflanzen gewöhnen und diese zu ihrem Vorteil nutzen.

Erste gesunde Frühjahrskräuter: Erste Reihe: Bibernell, Ehrenpreis, Löwenzahn, Brennnessel Zweite Reihe: Scharbockskraut, Vogelmiere Spitzwegerich, Labkraut Dritte Reihe: Kleiner Sauerampfer, Gänseblümchen, kleiner Wiesenknopf, Veilchen, Schafgarbe

Die erwähnten Wirkstoffe auf kräuterreichen Wiesen regen die Verdauungssäfte und den Stoffwechsel an. Dadurch stärken sie das Immunsystem, das unter anderem in der Darmschleimhaut beheimatet ist, und beugen so Krankheiten vor. Arten- und wirkstoffreiches Futter ermöglicht den Tieren vielfältige Wahl- und Lernmöglichkeiten. Über die Futterwahl können Sie daher ihre Darmgesundheit steuern.

Durch die wirksame Ausscheidung von Giften, etwa durch allgemeine Stoffwechselanregung, vermehrte Drüsenproduktion in Magen-Darm-Trakt oder Atemwegen, erhöhte Harnausscheidung, Durchblutungsförderung, Anregung der körperlichen Abwehr, Stärkung der Entgiftungsfunktion der Leber sowie der Entgiftung über Darm und Pansenflora, können die sekundären Pflanzenstoffe die Selbstheilungskräfte unserer Tiere aktivieren.

Tiere auf Wirtschaftsweiden haben diese vielfältigen Möglichkeiten nicht und sind sehr einseitig ernährt. Die teils eingesäten Wiesen bestehen aus nur wenigen kalorienreichen Futterkräutern (häufig zwei bis drei Grassorten), die aber wenig verschiedene Inhaltsstoffe aufweisen. Dadurch haben die Tiere beim Futter kaum Wahlmöglichkeiten und lernen nicht, durch das Fressen bestimmter Pflanzen auf ihre Befindlichkeit zu reagieren.

Besonders gefährlich ist für die Tiere das sogenannte Sauberweiden oder das immer wieder neue Vorlegen des von den Tieren aussortieren, heruntergeschmissenen Futters, wenn der Trog leer ist. Denn durch den Hunger und aus Mangel an alternativem Futterangebot fressen die Tiere irgendwann alles, was in den Trog kommt oder auf der Weide steht, darunter auch giftige Pflanzen, wie Herbstzeitlose, Wolfsmilchgewächse, Adlerfarn oder Sumpfschachtelhalm. Dieses Wegfallen der natürlichen Fressbremse kann dann sogar zu Vergiftungen führen.

Wie schon angedeutet werden heutzutage sekundäre Pflanzenwirkstoffe, wie etwa Scharfstoffe, Senföle oder Bitterstoffe, immer mehr aus Pflanzen herausgezüchtet, damit sie weniger intensiv schmecken und besser verträglich sind. Auch Überdüngung, zu viel Feuchtigkeit oder zu frühes Ernten im noch unreifen Zustand senken oder eliminieren die erwähnte Fressbremse und gefährden die Tiere zusätzlich.

Für Schafe ist es zum Beispiel gefährlich, wenn man sie auf Rapsfeldern mit der neuen Zuchtsorte „00“-Raps weiden lässt. Dieser Raps enthält nur noch sehr wenig scharfe Senföle, sodass die eingebaute Fressbremse fehlt. Würden Schafe auf diesen Feldern ungebremst Raps fressen, könnte es bei ihnen zu schaumiger Gärung und schwerer Symptomatik bis hin zum Tod kommen.

Zusammenfassend können wir festhalten, dass eine artenreiche, gesunde Nahrung für einen gesunden Darm, ein gesundes Mikrobiom und damit für ein funktionierendes Immunsystem sorgt. Dies macht unsere Ziegen und Schafe widerstandsfähiger gegen krankmachende Keime. Lassen Sie uns also genauer hinschauen, was gesunde Nahrung für Ziegen und Schafe ausmacht.

FUTTER- UND HEILKRÄUTER FÜR ZIEGEN UND SCHAFE

 

ABWECHSLUNGSREICHE WIESEN mit einer großen Artenvielfalt von Kräutern und Gräsern bieten unseren Tieren die Möglichkeit, ihr Futter nach ihren Bedürfnissen auszuwählen und ihren gesunden Kräutercocktail selbst zusammenzustellen.

GESUNDER KRÄUTERCOCKTAIL AUF ARTENREICHEN WIESEN

Bei Wiesen und Weiden unterscheidet man zwischen intensiv und extensiv genutzten Flächen. Auf den Intensivwiesen geht es um die Optimierung der Erträge und die Verbesserung der Futterqualität. Entsprechend wird die Wiese gedüngt und bearbeitet. Zumeist schmückt sie sich im April oder Mai mit gelbem Löwenzahn, was schön anzuschauen, aber auch ein Zeichen von Überdüngung und schweren, stickstoffreichen Böden ist. Ansonsten findet man auf diesen Wiesen neben „fettem“ Futtergras vor allem den giftigen Hahnenfuß, Sauerampfer oder Spitzwegerich.

Extensiv genutzte Wiesen hingegen kommen oft auf mageren Böden vor. Als arten- und blütenreiche Wiesen und Weiden beherbergen sie eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt und werden vor allem zur Heugewinnung genutzt. Der erste Schnitt findet bei ihnen erst spät Ende Juni bis Anfang Juli statt, wenn viele Kräuter und Gräser ihre Samenreife bereits abgeschlossen haben.

Artenreiche Wiesen spiegeln unsere traditionelle Kultur- und Naturlandschaft wider. Sie sind ein wunderbar erholsamer Fleck Heimat für uns Menschen und ein vielfältiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen.

Der Kräutercocktail, der auf diesen artenreichen Wiesen wächst, ist sehr vielfältig, nicht nur in Bezug auf die Pflanzenarten, sondern auch, was die Wirkstoffgruppen betrifft. Hier finden wir unter anderem appetitanregende, verdauungsfördernde und kräftigende Bitterstoffpflanzen, wie etwa Erdrauch, Schafgarbe, Beifuß, Wegwarte, Habichtskraut und in höheren Lagen auch Enzian. Diese Kräuter wachsen bevorzugt auf mageren und trockenen Flächen.

In der Wirkung unterstützt werden die Bitterstoffpflanzen von den senfölhaltigen Pflanzen, wie etwa Wiesenschaumkraut, Knoblauchrauke, den Kressearten und Lauchgewächsen (beispielsweise Bärlauch). Zum verdauungsfördernden Effekt kommen bei ihnen noch wurmabtötende und insektizide Wirkungen hinzu.

An Gerbstoffpflanzen finden wir auf Extensivweiden beispielsweise Gänsefingerkraut und Wiesenknopf, Blutweiderich, Frauenmantel, Augentrost, Blutwurz, Labkraut sowie Brom- und Himbeeren.

Zu den gelb und hellgrün wachsenden Pflanzen mit entzündungshemmenden Flavonoiden zählen unter anderem Brennnessel, Johanniskraut, Mädesüß, Ackerstiefmütterchen, Weißdorn, wilde Möhre und Margariten.

Auch duftende, aromatische Pflanzen mit ätherischen Ölen, wie Kamille, Schafgarbe, Dost, Kümmel, Wiesenkerbel, wilder Thymian und Gundermann, fehlen auf artenreichen Wiesen nicht. Ebenso wenig Goldrute, Seifenkraut, Bibernelle, Gänseblümchen, Königskerze und Hirtentäschel, die schleimlösende Saponine enthalten.

Schleimstoffe