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Sie sahen den rötlichen Schimmer in der dichter werdenden Dämmerung, noch bevor sie die große Biegung des Dogleg erreicht hatten, und der Kapitän der "Silver Bell" ahnte sofort, was das zu bedeuten hatte.
"Der Holzplatz", murmelte er. "Verdammt, was ist dort los, Leo?" Er warf seinem Steuermann, der mit den Schultern zuckte, nur einen kurzen Blick zu, dann schaute er durch die großen Fenster des Steuerstandes auf das Vorschiff, wo sich Passagiere an der Reling drängten und ebenfalls auf die riesige rote Glocke starrten, die sich über den Bäumen der Dogleg-Biegung gebildet hatte. "Halte weiter nach Steuerbord, Leo", sagte Barton Bradley gepresst. "Das sieht nicht so aus, als ob wir an Logans Pier anlegen und Holz aufnehmen könnten..."
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Seitenzahl: 139
Veröffentlichungsjahr: 2013
Lassiter und der Mann im Dunkeln
Sie sahen den rötlichen Schimmer in der dichter werdenden Dämmerung, noch bevor sie die große Biegung des Dogleg erreicht hatten, und der Kapitän der »Silver Bell« ahnte sofort, was das zu bedeuten hatte. »Der Holzplatz«, murmelte er. »Verdammt, was ist dort los, Leo?« Er warf seinem Steuermann, der mit den Schultern zuckte, nur einen kurzen Blick zu, dann schaute er durch die großen Fenster des Steuerstandes auf das Vorschiff, wo sich Passagiere an der Reling drängten und ebenfalls auf die riesige rote Glocke starrten, die sich über den Bäumen der Dogleg-Biegung gebildet hatte. »Halte weiter nach Steuerbord, Leo«, sagte Barton Bradley gepresst. »Das sieht nicht so aus, als ob wir an Logans Pier anlegen und Holz aufnehmen könnten …«
Leonard Arkin nickte und steuerte die »Silver Bell« nach Steuerbord an den äußersten Rand der Fahrrinne. Im Dogleg, das diesen Namen trug, weil der Flusslauf hier gekrümmt wie ein Hundebein war, war die Strömung des Missouri schneller als gewöhnlich, und es gab einige Untiefen, die ein Steuermann nur ungern im Dunkel der Nacht passierte. Aber sie mussten Holz aufnehmen, sonst würde ihnen nichts anderes übrig bleiben, als irgendwo anzulegen und selbst Holz zu schlagen, mit dem sie den nächsten Holzplatz erreichen konnten.
Bradley hatte die Lippen fest aufeinandergepresst. Dann atmete er tief durch und fragte: »Kommst du allein zurecht, Leo?«
Der Steuermann nickte. »Meinst du, dass …«
Bradley ließ ihn nicht aussprechen. »Wir müssen mit allem rechnen, Leo.«
Er ging zur Tür und verließ das Ruderhaus. Sämtliche Passagiere schienen ihre Kabinen und die Aufenthaltsräume verlassen zu haben und standen jetzt auf den beiden Decks. Jeder starrte zur großen Flussbiegung hinüber, auf die sich die »Silver Bell« langsam zu schob. Der Heckrad-Steamer fuhr mit verringerter Geschwindigkeit.
Rufe hallten über das Schiff. Barton wusste, dass seine Passagiere wahrscheinlich die gleichen Befürchtungen hegten wie er selbst. Er dachte an das Gold, das sich an Bord seines Schiffes befand. Seine »Silver Bell« war seit einem Monat das erste Schiff, das in Fort Benton Gold aus den Fundgebieten in Montana an Bord hatte nehmen können und es nun den Missouri hinab transportierte. Jeder der Passagiere trug die Ausbeute seines Claims bei sich, aber die größte Menge stammte von der Lucky Cuss Mine in Wolf Creek. Er wusste nicht, wie viel es war, aber wenn er an die zwölf Kisten dachte, die von den Männern der Mine zu viert an dicken Holzstangen an Bord gebracht worden waren, wurde ihm ganz schwindlig. Er hatte sich selbst davon überzeugt, dass die Kisten Gold enthielten, als sie im Beisein des Marshals von Fort Benton und eines Versicherungsagenten geöffnet worden waren. Er hatte nicht gefragt, welchen Wert das Gold darstellte, aber er ging davon aus, dass es mehr als eine Million Dollar wert war. Er selbst kassierte eine feste Summe für den Transport. Sie war immens, und sie garantierte ihm ein sorgenfreies Leben, wenn er die Summe dazu rechnete, die ihm der geplante Verkauf der »Silver Bell« einbringen würde.
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