Lassiter 2267 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2267 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Er war ihnen entkommen!

Daniel O'Leary konnte es kaum fassen, aber er hatte seine Bewacher ausgetrickst und das Camp hinter sich gelassen. Die erste Hürde war geschafft, doch das Ziel noch lange nicht erreicht. Hinter ihm klang das Bellen von Hunden auf, dazwischen hörte er dumpfe Stimmen und laute Rufe. Harte Kommandos hallten durch die Nachtluft, greller Fackelschein riss die Dunkelheit auf.

Seine Häscher waren ihm unmittelbar auf den Fersen. Daniel O'Leary würde mehr als nur Glück brauchen, um den skrupellosen Verbrechern endgültig zu entwischen.

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Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

Cover

Impressum

Red Cheyenne

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Boada/Norma

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2487-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Red Cheyenne

Er war ihnen entkommen! Daniel O’Leary konnte es kaum fassen, aber er hatte seine Bewacher ausgetrickst und das Camp hinter sich gelassen. Die erste Hürde war geschafft, doch das Ziel noch lange nicht erreicht. Hinter ihm klang das Bellen von Hunden auf, dazwischen hörte er dumpfe Stimmen und laute Rufe. Harte Kommandos hallten durch die Nachtluft, greller Fackelschein riss die Dunkelheit auf.

Seine Häscher waren ihm unmittelbar auf den Fersen. Daniel O’Leary würde mehr als nur Glück brauchen, um den skrupellosen Verbrechern endgültig zu entwischen.

Mit rasselndem Atem schlug er sich durch Dornenbüsche, stolperte über seine Füße und rollte einen sanft abfallenden Hügel hinunter. Er fand er sich am Ufer eines schmalen Bachlaufs wieder, stemmte sich hoch und stampfte durch das aufgeweichte Erdreich ins Wasser. An der tiefsten Stelle reichte es ihm bis knapp über die Knie, sodass O’Leary hindurchwaten und gleichzeitig seine Spuren verwischen konnte.

»Teilt euch auf! Er kann nicht weit sein!«

Die Worte versetzten O’Leary einen Stich. Deutlich hatte er sie wahrgenommen und wusste, dass seine Verfolger näher waren als gedacht.

Noch einmal spornte er sich zur Eile an, schritt zügig durch den seichten Bach und versuchte, jedes unnötige Geräusch zu vermeiden. Doch er merkte selbst, dass er viel zu langsam vorankam. Seine Stiefel versanken im schlammigen Untergrund. Fast war es, als wollte er ihn festhalten und an der Flucht hindern.

Nicht zum ersten Mal stieg Angst in Daniel O’Leary auf. So sehr ihn sein Erfolg beflügelt hatte, drohte ihn nun die Furcht vor der erneuten Gefangennahme zu übermannen. Wenn die Kerle ihn zu fassen bekamen, würden sie ihn hart bestrafen. O’Leary hatte eine ähnliche Aktion hautnah miterlebt. Eine junge Squaw war aus dem Lager der Verschleppten entflohen, aber bereits eine Stunde später gefasst worden. Man hatte sie ausgepeitscht, geschlagen und vergewaltigt – alles im Beisein Dutzender weiterer Gefangener.

Die Abschreckung hatte gewirkt. Nur Daniel O’Learys Willen hatten die Menschenhändler nicht brechen können. Er hatte die erstbeste Gelegenheit zur Flucht genutzt und keinen Gedanken an die Folgen seines Tuns verschwendet. Auf schnellstem Weg wollte er seinen Bruder Hank aufsuchen und gemeinsam mit ihm dafür sorgen, dass dem Treiben der Schlepperbande ein Ende gesetzt wurde.

»Der Bach!«, grollte es durch die Nacht. »Seht unten beim Bach nach!«

Ein heißer Schauer überlief O’Leary. Mit einem Vorsprung von einigen Meilen hätte er eine Chance gehabt, so aber würden seine Verfolger ihn rasch entdecken und kurzen Prozess mit ihm machen. Die Hoffnungen, die der Ire sich noch vor Minuten gemacht hatte, schwanden mit jedem Schlag seines pochenden Herzens dahin.

Kraftvoll stampfte er durch den Morast, während die Kälte des unbewegten Gewässers bis in seine Knochen drang. Zäh legte er Meter um Meter zurück, wohl wissend, dass jede Sekunde, die er auf seiner Flucht herausschlug, seine Gefangennahme nur verzögerte, aber nicht verhindern konnte.

Hinter ihm spritzte gischtend Wasser in die Höhe; das Knurren und Bellen schnappender Hundemäuler drang an O’Learys Ohren. Gleichzeitig fiel flackernder Fackelschein auf ihn und riss ihn aus der schützenden Dunkelheit. Revolverhähne wurden gespannt, Gewehre repetiert.

»Stehenbleiben!«, gellte es Daniel O’Leary entgegen. »Du hast keine Chance!«

Gehetzt blickte sich der Ire um und schirmte seine Augen gegen das grelle Licht der Fackeln ab. Mindestens drei Doggen rannten auf ihn zu, eine unbestimmte Anzahl an Colts war auf ihn gerichtet. Nur ein Wahnsinniger hätte diesen ungleichen Kampf aufgenommen. Oder jemand, der außer dem Tod nichts mehr zu erwarten hatte. O’Leary jedoch gehörte weder der einen noch der anderen Sorte an.

»Gute Entscheidung!«, tönte es spöttisch. Es war die Stimme von Luke Constantine. Daniel O’Leary würde sie sein Leben lang nicht vergessen. Der Mann mit der Messernarbe im Gesicht sah nicht nur zum Fürchten aus, er war auch ein ausgemachter Sadist. Von ihm hatte O’Leary nichts Gutes zu erwarten.

»Pfeift die Hunde zurück!«, befahl Constantine. »Ich kümmere mich selbst um den Ausreißer!« Kurz schwenkte er seine Fackel und führte sie danach nah an sein Gesicht heran. Die Schatten, die der flackernde Schein warf, verliehen seinen Zügen einen teuflischen Ausdruck.

Entkräftet watete O’Leary zum Bachufer, ließ sich auf alle Viere fallen und atmete keuchend durch. Aus den Augenwinkeln sah er Constantine näherkommen, der plötzlich seinen Schritt beschleunigte und den rechten Fuß vorstieß. Der gemeine Tritt krachte in O’Learys Rippen und schleuderte ihn zur Seite. Ächzend überschlug er sich und landete rücklings in der aufgeweichten Erde.

»Das war dafür, dass du uns mitten in der Nacht aufgescheucht hast«, raunte Luke Constantine. »Und das hier«, – er stemmte die Sohle seines schmutzigen Stiefels auf O’Learys Wange und presste dessen Gesicht seitwärts in den Morast –, »bekommst du als Nachschlag, weil du geglaubt hast, uns verschaukeln zu können.« Constantine hob den Fuß an und ließ ihn herabsausen.

Daniel O’Learys Schmerzensschrei war weithin hörbar. In seinen Ohren rauschte das Blut. Für ihn fühlte es sich an, als wäre sein Kiefer aus dem Gelenk gesprungen und sein Wangenknochen zertrümmert worden. Auf dem schmalen Grat zwischen Wachen und Ohnmacht versuchte er seine letzten Kräfte zu sammeln, den Schmerz niederzuringen und sich standhaft seinem Schicksal zu stellen. Für ihn gab es keinen Ausweg. Constantine würde nicht aufhören, ihn zu quälen, bis er aufs Blut gedemütigt und ein Schatten seiner selbst geworden war. So machte es diese Bestie mit allen, die Widerstand leisteten. O’Leary hätte von Anfang an wissen müssen, dass dieses verfluchte Camp für ihn die Endstation bedeutete.

Er biss die Zähne zusammen, verzog trotzig das Gesicht und setzte sich auf. Wacklig kam er auf die Füße. Luke Constantines Mannschaft sammelte sich um ihren Anführer, eine Horde übler Schläger, auf deren Zügen sich Spott und Verachtung abwechselten.

»Du siehst mir noch ziemlich munter aus, Ire«, höhnte Constantine. »Offensichtlich brauchst du ein bisschen mehr als den kleinen Denkzettel, den ich dir verpasst habe.« Erneut holte er aus und seine Stiefelspitze hätte sich mitten in O’Learys Magengrube gebohrt, wenn dieser nicht unerwartet ausgewichen wäre und das vorschnellende Bein mit beiden Händen gepackt hätte. Energisch zerrte er daran und brachte Constantine zu Fall. Dumpf schlug der Mann mit der Messernarbe zu Boden. Die verzweifelte Attacke war jedoch nichts, was einen Halsabschneider seines Kalibers auch nur annähernd außer Gefecht gesetzt hätte.

Während O’Leary schnaufend und die geballten Fäuste vorgereckt dastand, erhob sich Constantine gelassen. Seine Lippen verzogen sich zu einem satanischen Grinsen. Es machte den Anschein, als hätte er nur auf eine Herausforderung wie diese gewartet.

Ansatzlos sprang er vor – zu überraschend und vor allem zu schnell für O’Leary. Der Ire spürte nur noch einen hammerharten Hieb, der seine Brust traf. Gurgelnd taumelte er zurück und stürzte, wurde aber im selben Moment von stahlharten Fäusten hochgerissen. Ein Dampfhammerschlag traf sein Kinn, ein zweiter explodierte unterhalb seiner Rippen. Constantines Leute johlten vor Begeisterung, aber das nahm O’Leary kaum noch wahr. Halb bewusstlos krümmte er sich zusammen und sah nur noch schemenhaft ein Knie auf sein Gesicht zukommen. Weich stürzte er auf den schlammigen Morast wie in bauschige Daunenkissen. Er fühlte sich leicht, fast schwerelos, während bunte Reflexe vor seinen Augen tanzten.

Wie aus weiter Ferne hörte er Luke Constantine sagen: »Der Kerl ist nutzlos für uns! Die Köter sollen es zu Ende bringen!«

Durch das Rauschen in seinen Ohren vernahm Daniel O’Leary leises Kettenklirren, Hecheln, Geifern und Knurren. Als ihm der heiße Atem aus den Tiermäulern entgegenschlug, hoffte er nur, dass es schnell gehen würde.

***

Lustvoll wand sich die junge Brünette unter Lassiter. Ihre nackten Brüste hoben und senkten sich im Takt ihrer ekstatischen Bewegungen. Den Handrücken ihrer Rechten hatte sie zwischen die Zähne gepresst, um ihre spitzen, wollüstigen Schreie zu unterdrücken.

Lassiter hatte nicht abgewartet, bis das üppige Freudenmädchen sich vollständig entkleidet hatte, sondern war nach kurzem Vorspiel gleich zur Sache gekommen. Das Mieder hatte er ihr über den strammen Hintern gezerrt und war in sie eingedrungen. Jetzt lag die Frau auf dem Rücken, die bestrumpften Beine um Lassiters Hüften geschlungen. Weit hatte sie ihre Schenkel geöffnet, um ihn tief in sich aufnehmen zu können.

Für den Mann der Brigade Sieben war es seit vielen langen Tagen das erste Mal, dass er sich auf diese Weise austoben konnte. Daher würde sich seine Eruption nicht lange zurückhalten.

»Stoß mich fester, du Hengst!«, stöhnte Jocelyn und erhöhte das Tempo, mit dem ihr Becken vorstieß. Ihre Wonne steigerte sich noch einmal, als Lassiter sich zu ihren Brüsten hinabbeugte und die harten Warzen mit Mund und Zunge liebkoste. Dabei spürte er schon machtvoll die nahende Entladung.

Beinahe enttäuscht schaute die Hure Lassiter an, als er seine rhythmischen Bewegungen einstellte und sich aus ihr zurückzog.

»Noch nicht.« Lassiter packte Jocelyn bei den Hüften und drehte sie auf den Bauch. Begehrlich knetete er ihre Pobacken, die sie ihm willig entgegenstreckte. Durch ihre gespreizten Beine griff Jocelyn nach dem Objekt ihres Verlangens, war in dieser Stellung aber kaum in der Lage, es zu fassen. Sie rutschte auf Lassiter zu, bis sie den unnachgiebigen Widerstand zwischen ihren Gesäßbacken spürte – und der große Mann kam der unausgesprochenen Aufforderung unverzüglich nach.

Wie von selbst glitt er in sie hinein und genoss die heißen Schauer, die seinen Körper hinaufliefen. Seine anfangs zaghaften Stöße wurden begleitet vom leidenschaftlichen Keuchen, Stöhnen und Wimmern der Dunkelhaarigen. Diese Frau spielte ihm nichts vor – sie wollte den Orgasmus wie einen ausbrechenden Vulkan erleben.

»Ich komme gleich, Lassiter! O Gott, ich komme gleich!« Jocelyn war in einem Rausch, der ihr die Besinnung rauben wollte. Unkontrolliert krampfte sich ihr Schoß zusammen, sodass auch Lassiter nicht mehr aufzuhalten war. Druckvoll ergoss er sich in ihren bebenden Leib, der unter den Wogen der Lust zuckte und zitterte.

Kaum hatte er sich von ihr gelöst, sank Jocelyn erschöpft und mit einem zufriedenen Lächeln in sich zusammen. Immer noch lüstern, streifte ihr Blick über Lassiters breite Brust bis hinab zu seinem Freudenspender, der nichts von seiner Standhaftigkeit eingebüßt hatte.

»Lust auf Runde zwei?«, raunte sie heiser.

Das Angebot war verlockend, das musste Lassiter zugeben. Doch er hielt sich nicht nur um des Vergnügens willen in Kansas auf. Der Mittelsmann der Brigade, von dem er seinen nächsten Auftrag erhalten würde, wartete womöglich bereits auf ihn. Eine übertriebene Verspätung konnte und wollte er sich nicht leisten.

»Die werden wir verschieben müssen«, erwiderte er bedauernd. »Aber ich komme darauf zurück.« Nackt stieg er vom Bett und sammelte seine Kleidung ein. Doch noch ehe er sie anlegen konnte, wurde die Zimmertür berstend aufgesprengt.

Brüllend sprang ein bärtiger Kerl ins Zimmer und schoss wild um sich. Zwei Kugeln hackten in Jocelyns Kopfkissen, eine wischte haarscharf über Lassiter hinweg, der instinktiv den Kopf eingezogen hatte. In einer Seitwärtsdrehung langte er nach seinem Patronengurt, der über einer Stuhllehne hing, warf sich nach vorn und entging wieder nur knapp einer Salve des Berserkers.

Flach auf den Dielen liegend zog Lassiter den Abzug seines Remington durch. Die Kugel durchschlug die Schulter des Eindringlings, sodass der auf dem Absatz herumwirbelte, ein letztes Mal abdrückte und ein hässliches Loch in die Zimmerdecke stanzte.

Da war Lassiter bereits auf den Beinen, schoss panthergleich auf den Kerl zu und riss ihn mit sich zu Boden. Der Verletzte versuchte einen Fausthieb anzubringen, den Lassiter jedoch spielerisch blockte und seinerseits einen Haken gegen die Schläfe des Mannes abschoss.

»Bist du getroffen?«, wandte sich Lassiter an Jocelyn und schenkte dem Bewusstlosen keine Beachtung mehr.

»Mir geht’s gut«, antwortete sie abwesend, »aber …« Sie deutete auf das zerschossene Kissen und die herabschwebenden Daunen, die sich wie Schneeflocken auf das Bettlaken legten. »Schau nur, was dieser Schweinehund angerichtet hat! Wer bezahlt mir das?«

»Mach dir darum keine Sorgen, Süße. Ich bin dir sowieso noch was schuldig.« Lassiter tappte hinüber zu seiner Kleidung und holte einige Dollarnoten aus seiner Jackentasche, um Jocelyn für ihre Liebesdienste zu bezahlen. Fünf Dollar legte er als Entschädigung obendrauf.

»Du kämst billiger weg«, meinte die Brünette, »wenn du dir deine Freunde besser aussuchen würdest.«

»Das ist Burt Hardegan«, erklärte Lassiter. »Auch bekannt unter dem Namen ’Kentucky Saw’. Ich war ihm eine Weile auf den Fersen, habe aber irgendwann seine Spur verloren. Wie es aussieht, wollte der Gejagte auch mal den Jäger spielen.«

Jocelyn schüttelte nachdenklich den Kopf und wischte eine Lage blütenweißer Federn von ihrem Bett. »Wer bist du wirklich?«, fragte sie schließlich.

»Ist das wichtig?«, entgegnete Lassiter. »Du musst mich nicht kennen, um mit mir zu schlafen.«

»Sei nicht so verächtlich. Auch wenn du mich bezahlst, bin ich immer noch ein menschliches Wesen.«

Der Mann der Brigade Sieben nickte. »Und ein bezauberndes noch dazu. Letztlich aber sehe ich in den Dingen nicht mehr, als sie wirklich sind.« Schweigend zog er sich an und schnallte seinen Revolvergurt um. Jocelyn beobachtete ihn mit nicht deutbarem Blick, hüpfte vom Bett und warf sich einen Morgenmantel über die Schultern.

»Ich wollte dir nicht zu nahe treten«, schnurrte sie versöhnlich und schmiegte sich an Lassiter. Unter dem dünnen Stoff zeichneten sich die Knospen ihrer Brüste ab. »Du möchtest nicht über dich reden – gut. Dann bleibst du für mich eben ein geheimnisvoller Fremder …«

Zum Abschied hauchte sie Lassiter einen Kuss auf den Mund und seufzte innerlich. Der große Mann warf sich Hardegan über die Schulter und verließ wortlos das Zimmer.

***

Von seinem Büro unweit des Kassenschalters beobachtete Robert Landau die Kunden der Bank of Wichita. Mehr als fünf zählte er nicht, alles ehrliche, hart arbeitende Leute, die ihr Erspartes einzahlten oder kleine Beträge abhoben. Landau kannte jeden Einzelnen und pflegte zu seiner Kundschaft ein vertrauensvolles Verhältnis. Nur diesen großen Dandy mit seinem wie angeklebt wirkenden Haar und dem messerscharf gezogenen Scheitel hatte er noch nie gesehen.

An sich hatte Robert Landau Wichtigeres zu tun, als die Männer und Frauen im Schalterraum zu beobachten, doch dieser Kerl hatte irgendetwas an sich, das sein Misstrauen hervorrief. Geraume Zeit schon war er in ein Gespräch mit seiner Bankangestellten Kathy verwickelt, und erst nach längerem Hinsehen fiel Landau auf, dass der Fremde sich weniger auf die Unterhaltung konzentrierte, sondern wachsam seine Umgebung im Auge behielt und hin und wieder verstohlen zum Büroraum hinüberblickte.

Robert Landau ließ sich seine Nervosität nicht anmerken, beschloss jedoch, den Besucher genauer unter die Lupe zu nehmen. Ordentlich legte er seine Papiere beiseite, stand auf und betrat den Kassenraum. Interessiert stellte er sich hinter Kathy.

»Kann ich in irgendeiner Form weiterhelfen?«, bot sich Landau an.

Dankbar wandte sich seine Angestellte ihm zu. »Sir, Mister Stamper verlangt Auskünfte, die ich ihm nicht geben kann. Vielleicht können Sie …«

Stamper, dachte Robert Landau. Zumindest hatte er schon einmal den Namen des Fremden. Er hegte geringe Zweifel daran, dass er echt war. Leute, die inkognito unterwegs waren, hießen meistens Smith oder Jones.

»Worum geht es denn?«, formulierte Landau seine Frage um.

Stamper lächelte unverbindlich. »Immer frei heraus. Das gefällt mir.« Sein Lächeln versiegte. »Sie sind der Inhaber der Bank?«

»Das bin ich.« Landau war gewarnt. Die Art des Mannes gefiel ihm nicht. »Mein Name ist …«

»Robert Landau«, unterbrach Stamper. »Ich weiß.«

»Geht es um eine spezielle Anlageform oder eine größere Bargeldtransaktion?« Landau wurde nicht recht schlau aus seinem Gegenüber. »Meine Mitarbeiterin ist durchaus in der Lage …«

Erneut würgte Stamper seinen Gesprächspartner ab. »Haben Sie jemals vom ’United States Department of the Treasury’ gehört?«, fragte er eisig. Als Landau nicht auf Anhieb Antwort gab, fügte Stamper hinzu: »Das dachte ich mir. Wir haben nämlich auch noch nie von Ihnen gehört.«

»Ich verstehe nicht ganz …«, fand der Bankinhaber seine Sprache wieder. »Wovon reden wir hier?«

»Geld, Mister Landau«, meinte Stamper süffisant. »Wir reden schlicht und ergreifend von Geld. Bei Ihnen scheint es ein Loch zu geben, durch das gewisse Beträge, die eigentlich dem Staat Kansas zustehen, abfließen.«

»Dann sind Sie …?«

»Ein Spezialist für leckgeschlagene Unternehmen«, ergänzte Stamper. »Sie würden dazu ’Buchprüfer’ sagen.«

Robert Landau erstarrte für einen Moment und hoffte, dass es Stamper nicht aufgefallen war. Sofort aber setzte er eine zuvorkommende Miene auf. »Wir haben nichts zu verbergen. Sie dürfen sich gern Ihr eigenes Urteil bilden.«

»Deshalb bin ich hier. Mit allen Vollmachten des US-Departments.«

Zwanghaft hielt Landau den freundlichen Ausdruck auf seinem Gesicht aufrecht, aber in seinen Gedanken herrschte Chaos. Eine Buchprüfung war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Er stand so kurz vor dem Ziel und dieser eitle Geck schickte sich an, alles zu zerstören, was er mühsam aufgebaut hatte. Andererseits konnte er sich der Aufforderung eines Beamten des Schatzamtes nicht verweigern.

»Gehen wir doch in mein Büro«, schlug Landau vor und überlegte fieberhaft, wie er der verfahrenen Situation Herr werden konnte. Er würde Stamper Einblick in seine Bücher gewähren müssen. Die Frage war nur, wie viel Zeit ihm noch blieb, bis dieser auf Unstimmigkeiten in der Abrechnung stieß. Denn dass er solche entdecken würde, stand unzweifelhaft fest. Und falls er gut war, würden ihm noch ganz andere Dinge auffallen.

Kommentarlos folgte ihm Stamper und nahm ungefragt auf Landaus Sessel Platz. Der Beamte fühlte sich gleich in seinem Element und durchstöberte die Papiere, die Landau auf seinem Schreibtisch gestapelt hatte. Auch hierzu holte er erst gar nicht die Genehmigung des Eigentümers ein.