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Der Revolvermann Chas Brandon gab der Schwingtür einen Tritt, trat aus Porgy's Saloon ins Freie und stolperte über einen Betrunkenen, der vor dem Lokal seinen Rausch ausschlief.
Brandon stieg über den Mann hinweg und blieb am Bordholz des Bohlensteigs stehen. An den Haltegeländern dösten ein paar gesattelte Pferde. Stimmengewirr drang aus dem Saloon, untermalt vom Geklimper eines mechanischen Klaviers. Brandon überquerte die Straße. Im Gehen zog er seine Taschenuhr aus der Weste und ließ den Deckel aufspringen. Zehn vor neun. Ob Kitty Kendall pünktlich war? Zum letzten Rendezvous war die hübsche Stripperin fast eine halbe Stunde zu spät gekommen.
Im Schatten einer Veranda erkannte Brandon eine Gestalt. Kitty? Sein Herz schlug schneller, da klickte hinter ihm der Schlaghahn eines Colts.
Brandon fuhr herum, riss seine Waffe hoch - doch er konnte nichts mehr tun...
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Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2016
Cover
Impressum
Bakers tödlicher Irrtum
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Boada/Norma
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-2492-1
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Bakers tödlicher Irrtum
Der Revolvermann Chas Brandon gab der Schwingtür einen Tritt, trat aus Porgy’s Saloon ins Freie und stolperte über einen Betrunkenen, der vor dem Lokal seinen Rausch ausschlief. Brandon stieg über den Mann hinweg. An den Haltegeländern dösten ein paar gesattelte Pferde. Stimmengewirr drang aus dem Saloon, untermalt vom Geklimper eines mechanischen Klaviers. Brandon überquerte die Straße. Im Gehen zog er seine Taschenuhr aus der Weste und ließ den Deckel aufspringen. Zehn vor neun. Ob Kitty Kendall pünktlich war? Zum letzten Rendezvous war die hübsche Stripperin fast eine halbe Stunde zu spät gekommen.
Im Schatten einer Veranda erkannte Brandon eine Gestalt. Kitty? Sein Herz schlug schneller, da klickte hinter ihm der Schlaghahn eines Colts.
Brandon fuhr herum, riss seine Waffe hoch – doch er konnte nichts mehr tun …
In Stanton, Montana, öffnete Celia Hawk ihre Zimmertür und sah den Freier, der gerade geklopft hatte, kokett an. »Hallo, Fremder«, sagte sie, »immer rein in die gute Stube.«
Der Mann auf dem Flur zögerte. Sichtbar verlegen trat er von einem Fuß auf den anderen.
Sein Anblick erwärmte Celias Herz. Ein schüchterner Freier, mal was Neues. »Wie ist dein Name, Hombre?«, erkundigte sie sich.
»McElroy.«
Sie strich sich eine Locke aus der Stirn. »Hast du auch einen Vornamen, McElroy?«
»Richard«, erwiderte er. »Aber alle, die mich kennen, sagen Dick zu mir.«
»Dick McElroy«, sagte sie. »Ich bin Celia, aber das weißt du ja bestimmt.«
Er nickte. »Die Jungs aus der Stadt sagen, du bist die … Netteste hier.«
»Oh, danke für die Blumen.« Sie machte eine einladende Geste. »Los, herein mit dir, Dick McElroy. Ich habe dich schon erwartet.«
»Wie? Du hast mich erwartet? Woher wusstest du, dass ich komme?«
»Es ist nur ’ne Redensart.« Celia strich sich über ihr Blondhaar. »Nicht wörtlich gemeint. Will damit sagen, dass du mir willkommen bist.«
»Ach, das meinst du.« Er ließ seine Augen über ihre Oberweite wandern.
Celia Hawk drückte das Rückgrat durch, als der Mann an ihr vorbeiging. Sie trug ihren schicken, schwarzen Seidenumhang, dazu einen Hüftgürtel, dunkle Strümpfe und Schuhe mit hohen Absätzen. Sie merkte, dass die Augen des Mannes aufblitzten, während er sie betrachtete.
Irgendwo im Haus erklang die keuchende Stimme einer Frau. »O Gott, ja, ja! Zeig’s mir, Hombre!«
Dick McElroy räusperte sich unwohl. »Ganz schön was los hier«, murmelte er.
»Das ist Chabelita«, sagte Celia und verzog das Gesicht. »Sie ist früher mal bei Ringling aufgetreten. Als Kunstreiterin und später als Schlangentänzerin. Wenn Chabby in Fahrt kommt, brennt die Luft.«
»Oha.« McElroy war sichtlich beeindruckt. Er nahm seinen Hut ab und presste die Krone zusammen.
Rasch schloss Celia die Tür und drehte den Schlüssel im Schloss. »Heute ist Samstag, da kommen die Jungs von überall her. Wenn’s hart kommt, müssen wir unten die Tür absperren, damit sie uns nicht die Bude einrennen.«
»Ein Stoßgeschäft, im wahrsten Sinne des Wortes.« McElroy grinste kurz, dann brachte er seine Geldbörse zum Vorschein. »Wie viel muss ich berappen?«
Celia sah ihn an. »Kommt drauf an, wie lange du bleiben willst.«
»Ich weiß nicht«, sagte er. »Keine Ahnung, wie lange ich bleibe.«
»Nur so ungefähr. Möchtest du die ganze Nacht hier sein oder nur eine halbe Stunde?«
Auf dem Flur trampelten schwere Schritte. Sporen klirrten. Eine Tür quietschte in den ungeölten Angeln. Durch die dünne Wand hörte man den schweren Atem eines Mannes.
»Ich will dich nackt, Baby!«, keuchte er.
»Das kostet extra«, sagte »Baby«.
Dick McElroy blickte irritiert auf die mit Zeitungsausschnitten bedeckte Tapete. Auf den meisten Zetteln waren halb nackte Mädchen abgebildet, die mit großen Biergläsern posierten.
Indes ging es jenseits der Trennwand hoch her. Baby und ihr Freier hatten sich auf das Bett geworfen. Die Wand vibrierte, als stünde das Freudenhaus auf einem Rüttelbock.
McElroy kaute auf seiner Lippe.
Celia fragte: »Was nicht in Ordnung, Dick?«
Er wandte den Blick ab. »Es ist das erste Mal, dass ich ein Bordell besuche.«
»Das erste Mal?« Celia war baff. Das hatte sie nicht erwartet. Sie unterzog ihren Kunden einer eingehenden Musterung. Dick McElroy war ein gut aussehender Bursche und mochte ungefähr Mitte zwanzig sein. Er hatte ein schmales Gesicht mit einer etwas zu großen Nase und einem dünnen Schnurrbart, der an den Enden etwas herabhing. Das Kinn war glatt rasiert und duftete nach einem herben Rasierwasser. Celia trat ganz nahe an ihn heran, tätschelte ihm die Wange und sagte: »Ich sorge dafür, dass du diese Nacht nicht so schnell vergisst. – Wie magst du es am liebsten?«
Die Frage brachte ihn sichtlich durcheinander. »Ähm, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.«
Celia lächelte. »Kein Problem. Ich übernehme das Kommando. Einverstanden?«
»Yeah.« Er hob seine Börse. »Ich bezahle für die ganze Nacht.«
Sie nannte den aktuell gültigen Tarif. »Wenn du einen halben Dollar zulegst, gibt’s noch ein Frühstück dazu.«
»Hier oben, im Zimmer?«
»Nein, Roomservice ist nicht drin. Wir essen unten, in der Gaststube.«
Nach kurzem Überlegen entschied sich McElroy gegen das Frühstück. Er zählte die Münzen auf den Tisch, steckte die Börse ein und wartete.
Celia raffte die Scheine zusammen und verstaute sie in der obersten Schublade der Anrichte. Dann wandte sie sich um, legte ihre Hände auf ihre Hüften und hielt den Kopf schief. »Deine Hose«, sagte sie, »am besten, du ziehst sie gleich aus.«
Er zögerte.
»Es sei denn, du magst es lieber angezogen«, legte sie nach.
»Nein, nein. Das ist unpraktisch.« Er legte seinen Hut ab, knöpfte das Hemd auf und öffnete seinen Gürtel.
Celia konnte keinen Blick von ihm lassen. Sie bestaunte seine ansehnlichen Bizeps, die breite behaarte Brust, die schmalen Hüften und seine gut ausgebildeten Schenkel und Waden.
Ehe sie sich versah, streifte sie ein Hauch der Lust. Sie atmete schneller.
Endlich trug McElroy nichts weiter als eine Unterhose.
Celia warf ihr Haar über die Schulter, trat ganz dicht an ihn heran und schlang ihm die Arme um den Hals. Sacht leckte sie an seinem Kinn, den Wangen und dem Hals. Dabei ließ sie ihr Becken kreisen und drückte ihren Busen gegen seinen Bauch.
Eine Weile stand der Mann da wie ein Denkmal aus Granit. Dann öffneten sich seine Lippen und seine Zunge suchte ihren Mund.
»Nein.« Sie schob ihn unsanft zurück.
McElroy lief rot an. »Hab ich etwas falsch gemacht?«
»Auf den Mund küssen ist nicht drin«, erklärte sie versöhnlich. »Nicht mit Freiern, verstehst du?«
Er nickte beflissen, aber seine Miene verriet Unverständnis.
Celia nahm sein Glied in die hohle Hand.
»Ups«, entfuhr es ihm.
Der Stängel war hart wie ein Hammerstiel. Der Pilzkopf schimmerte feucht. Celia rieb sanft die Vorhaut auf und ab. »Gut?«, fragte sie.
»Sehr gut.«
Sie griff nach seiner rechten Hand und lotste sie zwischen ihre Beine. Längst war sie dort angeschwollen und überempfindlich. Bei der Berührung durchfuhr sie ein heißer Schauer.
McElroy merkte das und hielt inne.
»Weiter«, keuchte sie, »um Himmels willen, nicht aufhören! Okay?«
Zaghaft schob McElroy ihr einen Finger ein. Im Nu war sie feucht wie ein Schwämmchen. Sie bewegte ihren Unterleib, sodass der Finger vor und zurückglitt.
Immer tiefer.
Der Mann im Nebenzimmer sagte: »Dreh dich um, Baby! Auf den Bauch, meine ich.«
Celia seufzte. Höchste Zeit, dass die dünnen Sperrholzwände gegen dickere ersetzt wurden. Aber der Bordellbesitzer war ein Geizhals, er sparte an allen Ecken und Kanten. Lieber verspielte er das Geld beim Pokern im Saloon. Wenn seine Knauserei so weiterging, würden die Mädchen ihre Freier noch im Freien empfangen müssen.
Freier im Freien. Sie fand den Geistesblitz lustig und musste kichern.
McElroy forcierte sein Fingerspiel.
Celia zitterte vor Lust. Binnen kürzester Zeit glühte ihr Körper wie ein Heizofen. Sie warf ihren Umhang ab und hielt dem Mann ihren entblößten Vorbau hin.
Seine Pupillen wurden rund wie Murmeln.
»Fass sie an«, sagte Celia.
Verzückt starrte er auf ihr üppiges Brustfleisch. Am gierigen Funkeln in seinen Augen fiel Celia ein, was ihre Kollegin Chabelita neulich über Männer gesagt hatte: Sie könnten mit den Augen fühlen.
»Da ist was dran«, murmelte sie unwillkürlich.
Dick hatte es gehört. »Was sagtest du?«
»Unwichtig.« Sie zog ihn an seinem Zipfel zum Bett. »Komm, wir machen es uns bequem.«
Er bedachte sie mit einem Blick, der ihr unter die Haut ging. Am liebsten hätte Celia sein Gesicht in beide Hände genommen und den gut aussehenden Burschen herzhaft auf den Mund geküsst. Doch damit hätte sie gegen die Prinzipien ihres Gewerbes verstoßen.
Sie setzten sich nebeneinander auf das Bett. Celia wippte die Schuhe von den Füßen, erst den linken, dann den rechten. Sie leckte sich die Lippen. Dicks Glied ragte wie ein aufgestellter Spieß aus seinem behaarten Schoß. Celias Herz schlug ein paar Takte schneller. Sie beugte sich vor, sodass ihre kugeligen Twins ins Schwingen gerieten.
Dick fing an, sie zu kneten. Er tat es sacht und bedächtig, als ob ihre Wonneproppen zerbrechlich wären.
»Fester«, sagte Celia. »Ich bin nicht aus Glas. Du kannst ruhig ordentlich zupacken. Es tut mir gut, verstehst du?«
»Okay, wie du meinst.« Sein Griff wurde stärker.
Die Frau im Nebenzimmer stieß kurze, abgehackte Schreie aus. Es klang, als würde sie gefoltert.
Dick war abgelenkt, er schaute zur Wand und runzelte die Stirn.
Ich sollte mir einen Vorrat Watte für die Ohren besorgen, dachte Celia und seufzte.
Wild entschlossen kletterte sie auf Dicks Schoß. In gebückter Haltung brachte sie ihr Unterteil in Position. Sie spürte, wie der Pilzkopf ihre Scham berührte. Sogleich veränderte sie ihre Stellung. Jetzt tuschierte der Ständer ihren Lustknopf. Celia bewegte sich gefühlvoll auf und ab.
»Gütiger Gott!«, rief sie nach einer Weile.
Dick sah sie schuldbewusst an.
»Alles in Butter.« Celia keuchte schwer. Vor lauter Glück schloss sie die Augen. Noch nie hatte ihr das Liebesspiel mit einem Freier so viel Vergnügen bereitet. Sie kam sich vor wie ein aufgezogener Wecker. Im Gegensatz zu den anderen Kunden, die sie kennengelernt hatte, glich dieser Richard McElroy einem Geschöpf aus einer anderen Welt.
Was ist bloß mit mir los?
Ruckweise ließ sie sich auf den aufgestellten Ständer sinken. Dick fasste sie um die Taille und küsste die Spitzen ihrer Brüste. Celia bewegte sich schneller. Hui, tat das gut! Jedes Mal, wenn sie mit dem Hintern gegen seine Schenkel klatschte, stöhnte Dick leise auf.
Schneller, schneller!
Nach einiger Zeit stöhnte Dick nicht mehr. Er hielt die Lippen fest zusammengepresst. Celia fasste ihm in den Schopf und zerzauste seine Haare, während sie auf ihm herumturnte. Bald kam es ihr vor, als schwebte sie auf einer Wolke der Lust dahin.
»Tod und Teufel!«, rief der Mann nebenan.
Dick dagegen verhielt sich sehr still. Sogar als Celia ihn rücklings auf das Laken warf, sprach er kein Wort. Dafür hatte er seine Augen überall. Er verschlang sie geradezu mit seinen wollüstigen Blicken. Das gefiel Celia. Am liebsten hätte sie auf die Huren-Regeln gepfiffen und diesen Mann auf den Mund geküsst. Nur mit Mühe hielt sie sich zurück.
Jetzt stieg Celia über ihn hinweg. Ohne Umschweife fädelte sie ein. »Bist du schon mal geritten worden?«, erkundigte sie sich.
»Nicht, dass ich wüsste«, sagte er trocken. »Bisher war ich immer der Reiter.«
Sie musste kichern. Dick war so herrlich ahnungslos und unverdorben. Ein Jammer, dass sie nach Lage der Dinge nur eine einzige Nacht mit ihm verbringen konnte. Wäre er ihr Ehemann, könnte sie ihn täglich beglücken. So oft sie oder er es wollten.
Minutenlang schwelgte sie in süßen Fantastereien. Sie und Dick als Brautpaar vor dem geschmückten Altar in der Kirche. Sie und Dick bei der Quadrille auf dem Tanzboden im Saloon. Sie und Dick beim Bau ihres Hauses an der Mainstreet. Sie und Dick im Himmelbett während der Hochzeitsnacht …
Das Traumbild platzte wie eine Seifenblase. »Mein Gott!«, schrie sie, als es ihr kam.
Dick McElroy packte sie fester, blieb aber ruhig.
Sie starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Ihre Nüstern blähten sich, und Ihr Herz wummerte wie eine Glocke. Eine Flutwelle der Lust überspülte sie. Sie meinte, vor Erregung den Verstand zu verlieren. Immer wieder rief sie den Namen ihres Liebhabers. Als auch er kam, packte sie ihn bei den Schultern und weinte vor Glück.
Der Rauschzustand hielt nicht lange an.
Als er langsam verebbte, sank sie nieder und schmiegte ihre heiße Wange auf Dicks breite Brust.
Auf einen Schlag war sie todmüde. Sie fühlte sich wie ein ausgewrungener Lappen.
»Dick«, sagte sie nach einiger Zeit. »Und das war wirklich dein erstes Mal?«
»Das erste Mal im Bordell«, antwortete er.
»Ach so.« Gern hätte sie ihn weiter ausgefragt. Woher er kam, wohin er ging. Doch ihr fiel das Reden schwer. Sie wollte jetzt nur daliegen und den Zauber des Augenblicks genießen. Er blieb ja die ganze Nacht bei ihr. Ausfragen konnte sie ihn später. Am liebsten wäre sie bis zum Jüngsten Tag so liegen geblieben.
Da hob Dick McElroy den Kopf.
»Was ist?« Sie blinzelte träge.
»Ich komme um vor Durst«, sagte er. »Hast du was zu trinken da?«
»Wein und Whiskey.«
»Keine Limonade da?«
»Limonade?« Sie sah ihn groß an. »Ein Hombre wie du trinkt Limonade?«
»Schlimm?«
»Nicht schlimm, aber sehr ungewöhnlich.«
»Limonade schmeckt mir besser als Hochprozentiges.« Er stand auf. »Ich habe keine guten Erfahrungen, was den Fusel betrifft. Vielen Männern hat er das Genick gebrochen. Jetzt bleichen ihre Gebeine in der Sonne. Mit ihren Namen könnte man dicke Bücher füllen. Aber«, er hob seine Stimme, »ein Glas Wein kann nicht schaden.«
»Die Flasche steht unten in der Anrichte«, sagte sie.
Er ging nackt durchs Zimmer. »Soll ich dir auch ein Glas einschenken?«
»Ja, wäre nett, aber nur halbvoll, wenn ich bitten darf.« Sie sah zu, wie Dick die Schranktür öffnete.
Plötzlich stutzte Celia.
Im Zimmer nebenan war es merkwürdig still geworden. Nichts regte sich. Kein Gestöhne, kein Bettknarren, kein Sporenklirren. Kein Wort wurde gesprochen. Nichts. Offenbar hatte sie im Eifer des Liebesspiels überhört, dass Babys Freier gegangen war.
»Wo stehen die Gläser?«, fragte Dick.
»Hinter dem Kästchen mit den Schachfiguren«, versetzte sie. »Da liegt auch der Korkenzieher.«
»Okay.« Er stellte die Flasche auf die Anrichte.
Auf dem Flur knarrte eine lose Diele. Für einen kurzen Moment hörte man Sporen klirren. Celia beschlich ein ungutes Gefühl, mehr noch: eine böse Ahnung. Wie aus heiterem Himmel wühlte ihr eine Faust im Bauch. Ihr Mund war ganz trocken, und ihr war, als klemmte ein Kloß in ihrem Hals.
Dann, ganz unvermittelt, sprang die Tür auf.
Celia riss den Kopf herum.
Ein kleiner Mann mit einer Maske vorm Gesicht stürzte ins Zimmer. Der Revolver in seiner Linken spuckte Feuer.
In schneller Folge fielen drei Schüsse. Der Krach zerfetzte Celia fast das Trommelfell.
Die Kugeln rissen große Löcher in Dick McElroys Brust und Rücken.
Dick geriet ins Straucheln. Verzweifelt versuchte er, an seinen Revolver zu kommen, der im Holster auf dem Stuhl lag.
Doch seine Bewegungen waren viel zu langsam.
Der Maskierte gab einen vierten Schuss auf ihn ab.
Celia schrie wie von Sinnen, als ihr Traummann vor dem Bett zusammenbrach. Dick McElroy starrte sie an wie einen Geist. Er blutete aus mehreren Wunden, und seine Hände krampften sich mit letzter Kraft in das befleckte Laken.
Die Tür schlug zu.
Der Mörder rannte über den Flur.
Celia kroch auf allen Vieren zu dem schwer verletzten Freier. Dick röchelte leise ihren Namen. Sie nahm sein Gesicht in die Hände. Zärtlich küsste sie ihn so lange auf den Mund, bis er sich nicht mehr bewegte.
Schmerzhaft wurde ihr bewusst, dass der nette Bursche, der Richard McElroy hieß, auf seiner letzten Reise war.
Beim Anblick seines unnatürlich verrenkten Körpers packte Celia grausiges Entsetzen. Doch sie nahm all ihren Mut zusammen, sprang auf und stürzte zur Tür.
Der Killer war noch nicht aus dem Haus.
Auf der Treppe polterten seine lauten Schritte.