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Nichts ist so, wie es scheint im beschaulichen Silvermint Creek, dessen Silberminen längst den Depots und Stationen zahlreicher Frachtgesellschaften gewichen sind. Seit einigen Monaten erschüttern Sabotage und Brandstiftung das Drehkreuz hoch in den Bergen, und der Kutschbetreiber Harry Whitcraft verdächtigt seine frühere Geliebte Kesha Cooney der Taten.
Dumm nur, dass Whitcraft selbst der Cooney-Familie bitteres Unrecht angetan und Keshas Vater beinahe in den Tod getrieben hat. Er spinnt ein feines Netz an Intrigen in der Stadt, das selbst Lassiter zu Anfang vor Rätsel stellt. Als Whitcraft jedoch eine Schar Fremdenlegionäre tötet, um es den Cooneys in die Schuhe zu schieben, ist der Bogen überspannt...
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Lassiter und die Partisanin
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Boada/Norma
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-5962-6
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Lassiter und die Partisanin
Nichts ist so, wie es scheint im beschaulichen Silvermint Creek, dessen Silberminen längst den Depots und Stationen zahlreicher Frachtgesellschaften gewichen sind. Seit einigen Monaten erschüttern Sabotage und Brandstiftung das Drehkreuz hoch in den Bergen, und der Kutschbetreiber Harry Whitcraft verdächtigt seine frühere Geliebte Kesha Cooney der Taten.
Dumm nur, dass Whitcraft selbst der Cooney-Familie bitteres Unrecht angetan und Keshas Vater beinahe in den Tod getrieben hat. Er spinnt ein feines Netz an Intrigen in der Stadt, das selbst Lassiter zu Anfang vor Rätsel stellt. Als Whitcraft jedoch eine Schar Fremdenlegionäre tötet, um es den Cooneys in die Schuhe zu schieben, ist der Bogen überspannt.
Der Mann der Brigade Sieben begnügt sich nie mit dem schönen Schein – außer bei betörenden Frauen wie Kesha …
Die Holzbalkenbrücke über dem Clay Creek leuchtete in der rötlichen Abenddämmerung, als hätte sie jemand mit glimmenden Glutstückchen bedeckt. Sie war die unscheinbarere Schwester ihrer beiden Geschwisterbrücken, die fünf Meilen nördlich und gute zwölf Meilen weiter südlich den Fluss überspannten. Aus diesem Grund hatte sie Kesha Cooney für das Dynamit vorgesehen.
»Rasch, rasch!«, raunte die blondhaarige Banditenfürstin und stieß ihre Männer die Uferböschung hinunter. Sie zog ihr Pferd hinter sich her und reckte den Kopf. »Ich höre schon die verdammten Wagenräder.«
Dass sie in Wahrheit nicht das Mindeste hörte, wussten ihre Leute vermutlich ebenso gut wie sie selbst. Sie war berüchtigt für die straffe Führung, die sie dem Banditentrupp angedeihen ließ, und kaum jemand wagte, ihr in der Hitze des Gefechts zu widersprechen.
»Zwanzig Pfund«, sagte Rocky, ein zentnerschwerer Ire mit feuerrotem Haar. Er war ein Mann der ersten Stunde für Kesha und trug auf seinen breiten Schultern meist den Großteil der Ausrüstung. Außer ihm gehörten noch Macky – eigentlich Danny Macintosh – und Forsh – eigentlich Rick Forshug – zur Bande, doch beide waren erst später hinzugestoßen.
Aus Rockys Satteltaschen ragten vierzig Stangen Dynamit, deren Kartonhülsen über die Jahre brüchig und rissig geworden waren. Sie hatten den Sprengstoff einer Frachtkutsche abgenommen, die auf dem Weg hinauf nach Montana gewesen war. Der Vorrat war inzwischen beinahe aufgebraucht.
»Bringt die Stangen an den Stützpfeilern hinten und am Querbalken an!«, befahl Kesha und wies auf Macky und Forsh. »Ihr beide übernehmt die Pfosten dort drüben, Rocky und ich die Vorderseite.« Sie zog den Chronometer aus der Rocktasche. »Uns bleibt nach meiner Schätzung noch eine Viertelstunde.«
»Die Vanderwalker-Kutschen sind verdammt schnell«, wandte Rocky ein und schob die breiten Lippen nach vorn. Manchmal sah er nach einem solchen Manöver wie ein Fisch aus. »Ich würde es lieber morgen versuchen, Kesh.«
»Halt die Klappe!«, versetzte Kesha und schlug Rocky sanft gegen die Brust. Sie wusste darüber Bescheid, dass die Männer sie klammheimlich »ihre Russin« nannten. »Du wirst tun, was ich dir sage. Das Dynamit könnte uns jeden Augenblick in den Taschen hochgehen.« Sie reichte Forsh eine der beiden Satteltaschen. »Legt die Stangen und steckt das verdammt Zündkabel dran!«
Aus dem Fuhrpark der Vanderwalker Freight Company hatten sie bisher zwei Kutschen angegriffen, und jede von ihnen war reiche Beute gewesen. Eines der Gespanne hatte kostbare Schmucketuis geladen, die sie zu ihrem Hehler nach Santa Fé gebracht hatten. Die andere Kutsche war mit Stoffballen und Postsäcken vollgestopft gewesen, die sie verbrannt oder im Lager verwendet hatten.
Eilig verschwanden Forsh und Macky unter der Brücke.
Sie bündelten die Stangen mit den Lederriemchen, die Rocky zuvor ausgeteilt hatte, und drapierten sie unter den beiden mittleren Pfeilern der Brücke. Der Dämmerschein hüllte ihre angespannten Gesichter in tiefes Rot.
Vor zwei Jahren hatte der Abend genauso geleuchtet.
Kesha und ihr Vater hatten auf der Veranda ihres Hauses in Silvermint Creek gestanden und darüber gesprochen, dass ihre Heimat in Russland noch schöner gewesen sei. Sie hatten über die Wolga geredet, über die Mühlen von Novoi Szdenny und das Heidekraut, das an den Ackerrändern geblüht hatte. Keshas Vater Igor hatte gelächelt und den Arm seiner Tochter gehalten.
»Unter die Bretter?«, riss Rocky Kesha aus ihren Erinnerungen. Er hielt zwei Dynamitstangen in der Hand und betrachtete sie ernst. »Oder nur an die Balken, Kesh?«
Der Anblick ihres Vaters, der stumm über die San Juan Mountains geschaut und dabei an Russland gedacht hatte, ging Kesha nicht aus dem Sinn. Sie hatte bereits damals gewusst, dass sie den Kampf gegen Harry Whitcraft und dessen Company verlieren würden. Sie hatte es in den müden Augen ihres Vaters gesehen.
»Kesh?«, sprach Rocky die Banditin erneut an. »Wohin jetzt damit?«
Sie hatten inzwischen mehr Zeit verloren, als Kesha gerechnet hatte, und es war höchstens eine Frage von Minuten, bis das Gespann auf der Passstraße auftauchte. Die Dynamitstangen in Rockys Hand waren staubig und an den Enden abgeschlagen.
»Unter die Bretter!«, sagte Kesha und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Macht schnell! Sie müssen bald bei uns –«
Bevor die Banditenanführerin ihren Satz beenden konnte, hörten sie das Rattern der heranrasenden Frachtkutsche. Das wippende Dach des Gespanns kam hinter der Hügelkuppe in Sicht, dann die beiden Kutscher auf ihrem Bock. Einer von ihnen bewaffnet und hielt nach allen Seiten hin Ausschau.
»Weg hier!«, zischte Rocky den anderen Männern zu und verschwand mit Kesha im Unterholz. Er hielt das Luntenkabel in den Händen und riss ein Zündholz an. »Gib mir ein Zeichen, Kesh!«
Was den geeigneten Zeitpunkt anging, um die Lunte in Brand zu stecken, hatte Kesha stets ein fast prophetisches Gespür bewiesen. Sie hatte selbst bei der Leighton-Kutsche hinunter nach Santa Fé das richtige Kommando gegeben, obwohl der Vierspänner fast eine Viertelmeile von ihnen entfernt gewesen war.
An diesem Abend jedoch fühlte Kesha gar nichts.
Sie wusste nur, dass diese Kutsche in die Luft gehen und wie ein Spielzeug hinüber in den Fluss wirbeln musste. Sie kannte das Gerede in Silvermint Creek, das in ihr die »Partisanin« sah, den Schrecken der Kutscher, die verfluchte Dynamit-Lady.
»Warte noch!«, sagte Kesha und äugte zu Forsh und Macky, die mit versteinerten Mienen im Gebüsch knieten. Sie vertrauten ihr, so viel stand fest, aber einen Fehler erlauben durfte sich von ihnen niemand. »Jetzt, Rocky! Zünd es an!«
Die Flamme berührte die Lunte, die sogleich hell aufglühte und mit mäßiger Geschwindigkeit abzubrennen begann. Nach einigen Sekunden war der Funken unter den Salbeibüschen verschwunden, von denen das Ufer bewachsen war.
Die Kutsche rollte mit klirrenden Geschirren den Weg hinunter.
Dann verschlang sie ein monströser Feuerball.
☆
Die kleingewachsene Rancherstochter mit den brünetten Haaren verschloss sorgfältig die Tür zu ihrer Kammer, ehe sie den Kopf herumwarf und Lassiter mit lüsternem Blick ansah. Sie hatte ihrem Vater eingeredet, dass sie früh zu Bett wollte, und zumindest im Wortsinn hatte sie damit nicht die Unwahrheit gesagt.
»Randy!«, seufzte sie voller Lust und stürzte sich auf den Mann der Brigade Sieben. Sie setzte sich mit gespreizten Beinen auf ihn und musste dafür das Negligé anheben, das sie trotz der kühlen Temperaturen im Haus angezogen hatte. »Du hast dein Wort gehalten.«
Den Tarnnamen hatte sich Lassiter von Adam Randy Bucksley geliehen, einem alten Freund aus den Tavernen von Santa Fé, der ihm auch das Rendezvous mit Susannah verschafft hatte. Die Tochter eines kauzigen Ranchers hatte Bucksley zuvor versichert, dass sie endlich einmal einen richtigen Mann treffen wolle, der etwas von den »Gesetzen der Wollust« verstünde.
»Ich halte mein Wort immer«, erwiderte Lassiter alias Randy und zog Susannah zärtlich das Negligé von den Schultern. Er wusste von Bucksley, dass die Rancherstochter vor zwei Wochen neunzehn geworden war. »Wie steht es mit dir?«
Zwei duftende Strähnen brünetten Haares landeten in seinem Gesicht und blieben an seinen bärtigen Wangen hängen. Sie waren die Vorhut zweier weicher Lippen, die ihn innig und gierig küssten.
»Ich halte mein Wort ebenfalls!«, versicherte Susannah und packte ihn beim Kinn. »Aber ich will meinen Lohn dafür!«
Einzig das Telegramm in seiner Westentasche hätte zu diesem Zeitpunkt dafür sorgen können, dass Lassiter den Versuchungen widerstand, die Susannah ihm Schritt für Schritt darbot. Doch die Abschrift des Telegraphenstreifens war zu weit weg und zu vage formuliert gewesen, als dass der große Mund in diesem Moment auf sie Rücksicht nahm.
Bekanntlich ließ man Ladys nicht warten.
»Runter mit dir!«, seufzte Susannah nun und drückte ihn liebevoll in die Laken. Ihre samthäutigen Wangen glühten vor Erregung. »Ich will es dir nach allen Regeln der Kunst besorgen! Oder hast du Wünsche? Mein Vater wird uns nicht stören.«
Sie vernahmen von Zeit zu Zeit das Rumoren des Alten im unteren Stockwerk des Ranchhauses, das auf einer Anhöhe nordwestlich von Santa Fé stand. Die einsame Lage des Hauses trug gewiss dazu bei, dass der Ranchbesitzer nicht mit ungebetenen Besuchern rechnen musste.
»Du bist mein einziger Wunsch«, erwiderte Lassiter und umfing Susannahs zarte Schultern mit beiden Armen. Er zog das zarte Geschöpf zu sich herab, das sich auf diese Nacht mit ihm eingelassen hatte, und küsste es von der Stirn abwärts bis zum Hals. »Ich hatte seit Wochen keine Frau mehr.«
»Was für ein Frevel!«, wisperte Susannah und strich sich das Haar hinter die Ohren. Sie war nun bis auf ein dünnes Miederhöschen nackt. »Ich will, dass diese Nacht für uns beide unvergesslich sein wird.«
Seine Hände wirkten an Susannahs geradezu zerbrechlichem Leib geradezu wie Pranken, doch Lassiter hatte das Gefühl, dass gerade dieser Gegensatz die Lust seiner Geliebten anfachte. Er spürte die bebende Begierde, mit der sie seine muskulösen Arme berührte, und das Zucken zwischen ihren schmalen Schenkeln.
»Leg dich zu mir!«, flüsterte Susannah und glitt auf den Rücken. Sie spreizte die Beine für Lassiter und zog das Miederhöschen aus. »Oder willst du die ganze Nacht vor Ehrfurcht erstarren?«
Die Rancherstochter war schön und anmutig, fast zu schön, um sie mit einem Geschlechtsakt zu entweihen. Sie glich den ersten Frauen, an die sich Lassiter in seinem Leben erinnerte, und übte gerade deshalb eine hypnotische Anziehungskraft auf ihn aus.
Wenig später drang er in Susannah ein.
Sie hob ihm das Becken entgegen, als hätte sie seit Stunden auf diesen einen Augenblick gewartet. Ihre Hände glitten an Lassiters Rücken hinunter und krallten sich in seine Haut. Nach einigen Minuten erfüllte leises Stöhnen die Schlafkammer der Rancherstochter.
Der funkelnde Glanz in Susannahs Augen gewann an Kraft.
Sie lag jetzt halb über Lassiter, strich mit beiden Händen über dessen harten Pint und stieg schwungvoll wieder über ihn. Die runden Brüste des Mädchens sprangen auf und nieder, vollführten jenen Tanz, der Männer aller Zeiten um ihre Vernunft gebracht hatte.
Bucksley hatte Susannahs Lust nicht übertrieben dargestellt. Sie wurde über eine Stunde lang nicht müde, sich in immer neuen Verrenkungen über Lassiter zu knien und zu bücken, ihn mit Küssen zu bedecken und mit sanften Verwünschungen, die nur ein Ziel hatten, nämlich Lassiters eigenen Trieb anzufachen und in ein loderndes Feuer zu verwandeln.
Ihr elfenbeinweißer Körper wand sich über Lassiter. Da es bis auf die raschelnden Kissen gänzlich still in der Kammer war, konnte er die Musik ihrer Bewegungen hören. Von unten tönten ab und zu die dumpfen Tritte von Susannahs Vater herauf, der nichts von den Ausschweifungen seiner Tochter ahnte.
Nachdem es Susannah vier oder fünf Mal gekommen waren, sanken sie Seite an Seite aufs Bett und blickten hoch zu den verrußten Deckenbalken. Susannah ergriff Lassiters Hand und drückte sie. »Nimm meinen liebsten Dank. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich angefangen hätte.«
»Willst du nicht heiraten?«, fragte Lassiter und wandte den Kopf zu ihr. »Ein Mädchen wie du sollte es leicht haben, einen geeigneten Mann zu finden. Du musst nicht zu solchen Mitteln greifen.«
»Heiraten will ich erst später«, erwiderte Susannah und mied seinen Blick. Sie schien mit ihren Schuldgefühlen zu ringen. »Es ist diese Lust in mir, verstehst du? Ich will einige Männer kennenlernen, bevor ich mich auf einen einlasse.« Sie kicherte. »Ich bin keins von den braven Mädchen.«
Die Tragik ihrer Worte lag darin, dass ihr Vater, der ein Stockwerk tiefer seine abendlichen Pflichten erfüllte, vermutlich eben diese Tugend für seine Tochter beanspruchte. Er ahnte nichts von dem leichtfüßigen Wesen, das in diesem Augenblick neben Lassiter im Bett lag.
»Verurteilst du mich?«, fragte Susannah und drehte ebenfalls den Kopf. Sie hatte nun Furcht in den Augen. »Was denkst du von mir?«
Dem Mann der Brigade Sieben missfiel es, über jemanden zu richten. »Ich verurteile niemanden, Su. Schon gar nicht eine schöne Frau wie dich.«
Sie küssten einander erneut, und es war ein Kuss, der bereits nach Abschied schmeckte. Eine Weile darauf stand Lassiter auf und legte den Holstergurt um.
»Du kannst mir jederzeit Nachricht schicken!«, sagte Susannah rasch und sprang quer durch die Kammer. »Vergiss mich nicht, ja?«
»Keinesfalls«, versprach Lassiter und schnallte den Gurt fest. Er griff Susannah bei den Händen. »Gib auf dich acht, ja?«
☆
Auf dem Ritt zurück nach Santa Fé schob sich die Morgensonne mit solch malerischer Schönheit über die Gipfel der San Juan Mountains, dass Lassiter seine Gewissensbisse zu Susannah Danner vergaß. Er hatte auf eigenen Wunsch der jungen Rancherstochter gehandelt, und dass er ihr einen Tarnnamen aufgetischt hatte, war zu Susannahs eigenem Schutz gewesen.
Von diesem Moment an zählte allein der Auftrag.
Das Telegramm aus Washington hatte als Mittelsmann den Direktor der Heart Newfoundland Company benannt, der ein Büro an der Stadtgrenze von Silvermint Creek besaß. Der Industrielle war ein schmächtiger Mann Mitte fünfzig und bat seinen Gast mit wenigen Worten herein. Als er dem Mann der Brigade Sieben einen Stuhl wies, reichte er ihm gleichzeitig einen Drink.
»Whiskey ist unser Lebenselixier in Silvermint«, bekannte John Heart und nahm lächelnd auf der anderen Seite des Schreibtischs Platz. Er starrte durch das Fenster auf die sonnenüberfluteten Berggipfel und prostete Lassiter zu. »Die San Juan Mountains sind hartes Pflaster für einen Frachtunternehmer. Ohne den Whiskey hätte schon mancher hier draußen aufgegeben.«
Der Whiskey hatte eine herbe Note und brannte in der Kehle. Nach den ersten Schlucken leerte Lassiter das Glas in einem Zug. »Es gibt nichts Schöneres auf einem Ritt durch die Berge.«
»Ich sehe schon«, erwiderte Heart und lehnte sich nach vorn. Seine silberglänzenden Haare waren sauber gescheitelt. »Sie sind aus dem gleichen Holz wie ich. Die Brigade Sieben hat Sie den härtesten Mann genannt, der zu bekommen ist. Ich habe einen gefährlichen und aussichtslosen Auftrag für Sie.«
Wortlos schob Lassiter das leere Glas über den Tisch und sah Heart dabei zu, wie er die Flasche nahm und ihm erneut einschenkte. »Die Herren in Washington übertreiben gewiss. Ich erfülle meine Pflicht, nicht mehr und nicht weniger.«
»Sie werden mehr als Ihr übliches Pflichtgefühl brauchen«, sagte Heart und goss sich ebenfalls ein zweites Glas ein. Er stellte es neben sich und starrte eine Weile hinein. »Die Gegend um Silvermint Creek war einst für ihre ergiebigen Silberminen bekannt. Diese Zeiten sind lange vorbei.« Er wechselte mit dem Blick zu Lassiter. »Jetzt haben die Fracht-Companys in der Stadt das Sagen.«
Die zahlreichen Kutschen der einzelnen Fracht-Gesellschaften waren Lassiter bereits bei seiner Ankunft in Silvermint Creek aufgefallen. Die Gespanne säumten die Mainstreet auf beiden Seiten.
»Seit einiger Zeit gibt es Schwierigkeiten«, fuhr Heart fort und drehte das Glas in der Hand. »Sabotage, Brandstiftungen, Dynamit und Mord. Der Kampf zwischen den Companys scheint härter zu werden.« Er tippte mit dem Finger auf den Tisch. »In Silvermint Creek entscheidet sich, wer die lukrativen Frachten hinüber nach Kalifornien fahren darf.«
»Wissen Sie etwas über die Saboteure?«, fragte Lassiter und studierte Heart genau. Er konnte dem Direktor des Frachtunternehmens ansehen, dass die Sache persönlich nahm. »Gibt es Verdächtige? Weshalb greift der Sheriff nicht ein?«