Lassiter 2385 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2385 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Der Mann, der im hintersten Winkel der Bodega an einem Tisch saß, machte auf den ersten Blick nicht den Eindruck, als würde ihn das Geschehen um ihn herum interessieren. Doch der Schein trog. Wenn man ihn länger beobachtete, stellte man sehr wohl fest, dass er äußerst wachsam war und seine Augen stets auf die Eingangstür gerichtet hatte. Auf welches Ereignis er auch wartete, es brachte ihn nicht dazu, auch nur die geringsten Anzeichen von Unruhe zu zeigen.

Plötzlich ertönten laute Stimmen vor der Tür. Einen Lidschlag später flog sie auf. Acht abgerissene Gestalten drängten sich hindurch und bezogen Stellung.

"Mort Visker!", rief der Anführer der Meute und deutete auf den Mann, der allein an seinem Tisch hockte. "Du hast uns das letzte Mal zum Narren gehalten!"

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EPUB

Seitenzahl: 128

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Auge in Auge mit dem Tod

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Boada/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5964-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Auge in Auge mit dem Tod

Der Mann, der im hintersten Winkel der Bodega an einem Tisch saß, machte auf den ersten Blick nicht den Eindruck, als würde ihn das Geschehen um ihn herum auch nur im Mindesten interessieren. Doch der Schein trog. Wenn man ihn länger beobachtete, stellte man sehr wohl fest, dass er äußerst wachsam war und seine Augen stets auf die Eingangstür gerichtet hatte. Auf welches Ereignis er aber auch immer wartete, veranlasste es ihn nicht, auch nur die geringsten Anzeichen von Unruhe zu zeigen.

Plötzlich ertönten laute Stimmen vor der Tür. Einen Lidschlag darauf flog sie auf. Acht abgerissene Gestalten drängten sich hindurch, bezogen Stellung und bauten sich drohend auf.

»Mort Visker!«, rief der Anführer der Meute und deutete auf den Mann, der allein an seinem Tisch hockte. »Du hast uns das letzte Mal zum Narren gehalten!«

Äußerlich blieb Visker gelassen, sandte dem Rädelsführer aber einen brennenden Blick zu. »Weshalb die Aufregung, Pedro?«, meinte er, stützte seine Handkanten auf den Tisch und verschränkte die Finger ineinander. »Wenn es Probleme gibt, können wir in Ruhe darüber reden.«

Pedros Augen leuchteten wie Edelsteine in seinem dunklen bärtigen Gesicht. Der Zorn darin glich einem alles verzehrenden Feuer. »Sehe ich aus, als ob ich reden wollte?«, stieß er aus. »Die Waffen, die du uns verkauft hast, sind keinen müden Peso wert! Wegen dir habe ich fünf gute Leute verloren! Willst du das etwa mit dummem Gequatsche wieder gutmachen?« Er legte die Rechte auf den Griff seines Colts und spannte den Abzug noch im Holster.

Mort Visker legte seine Hände flach auf den Tisch und setzte eine eisige Miene auf. »Ich habe dem Treffen mit dir lediglich zugestimmt, weil ich dich für einen vernünftigen Mann halte«, erklärte er. »Jetzt aber sehe ich, dass du nur gekommen bist, um mich abzuknallen. Und offenbar traust du dir selbst nicht viel zu, sonst hättest du nicht deine Männer mitgebracht.«

Auf Pedros Zügen erschien ein hinterhältiges Grinsen. »Du hättest nicht zugestimmt, wenn ich mit der Wahrheit rausgerückt wäre.« Blitzschnell zog er seinen Peacemaker und richtete ihn auf sein Gegenüber. »Mir macht es nichts aus, einen unbewaffneten Mann zu erschießen. So gut hättest du mich inzwischen kennen sollen.«

Immer noch zeigte Mort Visker keinerlei Anzeichen von Aufregung. Er lehnte sich sogar bequem in seinem Stuhl zurück und lächelte milde. »Ich weiß, dass du ein dreckiger Halunke bist. Sozusagen der Bodensatz von dem Abschaum, mit dem ich es für gewöhnlich zu tun habe. Allerdings wusste ich nicht, dass du dämlich bist …«

Pedros Mundwinkel fielen herab. Seine Lippen und auch seine Schusshand zitterten. Er war nahe daran abzudrücken, rang sich jedoch ein letztes Statement ab. »Verdammter Gringo! Erst verkaufst du mir Schrott, dann beleidigst du mich! Wenn du dich wie ein Schwein verhältst, sollst du auch wie eines krepieren!« Mit einem Fingerschnippen holte er seine Männer an seine Seite. Gleich darauf war das Einrasten eines halben Dutzends Revolverhähne zu hören.

»Moment!«, rief Visker aus und hob eine Hand. »Darf ich dir vorher eine Frage stellen, Pedro?«

Der Mexikaner zeigte dunkel verfärbte Zähne. »Wenn das dein letzter Wunsch ist.«

Mort Visker rieb mit den Fingerkuppen über seinen scharf ausrasierten Bart. »Hast du im Ernst geglaubt, ich lasse mich von einem schmierigen Bohnenfresser über den Haufen schießen?« Noch ehe das letzte Wort verhallt war, warf sich Visker zu Boden. Und bereits einen Lidschlag später brach das Chaos los.

Unter dem Donnern prasselnden Gewehrfeuers zerbarsten die Scheiben der Bodega. Gleich drei von Pedros Männern zuckten getroffen zusammen, wirbelten um ihre Achse und krachten auf die Dielen. Hinter dem Tresen schossen zwei Revolverschützen in die Höhe und fächerten über die Abzüge ihrer Waffen. Aus nächster Nähe streckten sie zwei weitere Mexikaner nieder und stanzten ihnen heißes Blei in die Brust.

Der kleine Schankraum war erfüllt von Todesschreien und wallendem Pulverrauch. Blindlings schoss Pedro um sich, konnte aber nicht verhindern, dass auch die letzten beiden aus seiner Gefolgschaft im Kugelhagel untergingen. Als der Beschuss endete, war der mexikanische Bandit wie durch ein Wunder unversehrt. Ein Wunder, das Mort Visker von Anfang an inszeniert hatte.

Er trat hinter seinem Tisch hervor, klopfte seine Kleidung ab und langte mit der Rechten nach seinem Revolver, den er links an der Hüfte trug. Gemächlich trottete er Pedro entgegen, der wie versteinert dastand und nicht mehr wagte, seinen Colt einzusetzen. Krampfhaft hielt er ihn umklammert, öffnete schließlich seinen Griff und ließ die Waffe am Zeigefinger herabbaumeln.

»Ich ergebe mich«, sagte er tonlos.

Visker lachte auf. »Natürlich, Pedro. Jetzt, da meine Männer dich in Fetzen schießen könnten, streckst du die Waffen. Wahrscheinlich bist du der Meinung, wir könnten die Sache einfach vergessen, an die Theke gehen und uns einen Whiskey genehmigen.«

»Yeah«, erwiderte Pedro rau. »Warum nicht, Amigo? Auch unter guten Freunden gibt es Missverständnisse. Ich sehe keinen Grund, unsere Geschäftsbeziehungen nicht fortzuführen.«

»Ich schon!« Viskers Revolver schnellte in die Höhe. Aus dem Lauf stach ein Mündungsblitz auf Pedros Stirn zu. Eine Sekunde später lag der Mexikaner regungslos auf den Brettern. Unter seinem Hinterkopf breitete sich eine Blutlache aus. »Tote«, meinte Mort Visker, »sind keine brauchbaren Verhandlungspartner.«

Nacheinander schritten drei von Viskers Leuten durch die Tür. Einer wandte sich an seinen Boss. »Die Zeit ist knapp! Wir müssen in vier Stunden in Redford sein.«

Mort Visker winkte ab und steckte seinen Revolver ein. »Du machst dir zu viele Gedanken, Clancy. Cody Rich will etwas von uns, nicht wir von ihm. Und deshalb wird er warten, bis wir eingetroffen sind.«

»Und dieser Farmer?«, warf Clancy ein.

»Er wird mit dir und Parker die Waffenübergabe durchführen. Dann gebt ihr ihm die paar lumpigen Dollars für seine Vermittlung. Das hatten wir doch alles schon besprochen.«

Clancy wiegte seinen Kopf. »Ich dachte nur, wir legen den Kerl um und sparen uns die Bezahlung.«

Ein harter Zug legte sich auf Viskers Miene. Er tat zwei Schritte nach vorn und blieb im Abstand von einer Armlänge vor seinem Untergebenen stehen. »Du sollst nicht denken! Dafür bezahle ich dich nicht. Außerdem ist mir meine Nachtruhe dreißig Dollar für einen Unterhändler wert. Im Gegenzug brauche ich nicht einen Fuß auf texanischen Boden zu setzen. – Und jetzt schleicht euch, bevor ich meine gute Laune verliere!« Er ging zum Tresen, schlug mit der flachen Hand darauf und fauchte: »Tequila!«

In nahezu unerträglicher Langsamkeit erhob sich der schmerbäuchige Wirt aus seiner Deckung und schenkte Visker zitternd ein. Gedankenversunken führte der Waffenhändler das Glas zum Mund und nippte daran. Dann stürzte er den Inhalt in einem Zug herunter.

Cody Rich, ging es ihm durch den Kopf. Mit ihm mochte es dieselben Schwierigkeiten geben wie mit Pedro. Die Gewehre, die er dem Banditen verkaufen wollte, waren zum größten Teil alt und unbrauchbar. Aber das sollte nicht Viskers Sorge sein. Dafür hatte er seine Unterhändler, die die Suppe auslöffeln mussten. Tiny Ted wählte die Männer sorgfältig aus, die für Mort Visker arbeiten durften. Und nur sie waren es, die für eine Handvoll Dollars ihren Kopf hinhielten.

Redford – ein Städtchen derart nahe an der mexikanischen Grenze, dass man beinahe bis zu Präsident Diaz hinüberspucken konnte. Trotz kurzer Unterbrechung hielt sich der ehemalige General hartnäckig im Amt und hatte auch keine Mühe gehabt, seinen Vorgänger Manuel Gonzàlez zu beerben. Seitdem regierte dieser Mann mit eiserner Faust, was besonders die indianischen Bauern zu spüren bekamen.

All diese Dinge gingen Lassiter durch den Kopf, als er die Stadtgrenze überquerte und seinen Grauschimmel ruhig über die Mainstreet traben ließ. Sein neuer Auftrag war besonders heikel, denn es stand zu befürchten, dass er den Brigade-Agenten direkt nach Sonora führen würde und damit auf mexikanisches Gebiet. War Lassiter in den Vereinigten Staaten bereits schutzlos, da er keinen Rückhalt aus Washington hatte, sah es in Mexiko noch schlimmer aus. Eine Kooperation mit den Behörden schied von vorneherein aus, denn vom kleinen Gauner bis zum höchsten Offizier war dort jeder käuflich. Man konnte niemandem trauen. Diese Halunken lachten einen an, schlugen einem kameradschaftlich auf die Schulter und stießen einem ein Messer in den Rücken, kaum, dass man sich umgedreht hatte.

Lassiter hoffte, bei der Jagd nach Mort Visker amerikanischen Boden nicht verlassen zu müssen. Doch sollte der gesuchte Bandit und Waffenhändler sich hinter der Grenze verschanzen, so war der Agent gezwungen, ihn auch dort aufzuspüren. Und Lassiter war durchaus bewusst, dass eine solche Aktion ihn dem Tod näher bringen würde als die meisten anderen Missionen, die er bisher für die Brigade ausgeführt hatte.

Plötzlich aber wurde er hellhörig, verengte die Augen und blinzelte hinüber zum Ende der Straße. Es waren nicht so sehr die fünf schwarz gekleideten Reiter, die seine Aufmerksamkeit erregten, sondern dieser Mann, der aus dem Bankgebäude angerannt kam und sich drohend vor ihnen postierte.

»Ich habe euch schon mal gesagt, dass ich euch in Redford nicht sehen will!«, hallte seine Stimme heran. »Daher frage ich mich, ob ihr zu blöd seid, eine einfache Anweisung zu befolgen, oder ob ihr schlichtweg auf Ärger aus seid!«

Einer der Reiter gab eine Antwort, die Lassiter jedoch nicht verstehen konnte. Gemächlich ließ der Mann der Brigade Sieben sein Pferd vorantraben und hegte bereits den vagen Verdacht, auf Mort Visker gestoßen zu sein. Das Aussehen des Gesuchten war ihm nicht bekannt, doch die Schwarzgekleideten erweckten genau jenen Eindruck, den man von einer Horde Banditen erwartete. Vielleicht, überlegte Lassiter, konnte er seinen Auftrag doch schneller als angenommen erledigen. Ehe er die Gruppe jedoch erreichte, löste sie sich auf und verließ die Stadt. Zurück blieb der vermeintliche Bankangestellte, der sich ruckartig umdrehte, als er das Huftrappeln des Grauschimmels hörte.

»Kann ich irgendetwas für Sie tun?«, raunte der Mann in provozierender Weise und stemmte seine Hände in die Hüften. Erst jetzt erkannte Lassiter den Stern an seiner Brust.

»Ich bin auf der Suche nach Mort Visker«, sagte der Brigade-Agent frei heraus. »Kann es sein, dass Sie ihm gerade begegnet sind?«

Freudlos lachte der Sheriff auf. »Machen Sie Witze? Wenn es so gewesen wäre, hätte ich ihm eine ordentliche Ladung Blei verpasst.« Nachdenklich schaute er Lassiter an. »Wer sind Sie überhaupt? Und was haben Sie mit Visker zu schaffen?«

Lassiter nannte seinen Namen und fügte hinzu: »Ich habe ein berechtigtes Interesse daran, Visker aus dem Verkehr zu ziehen.«

»Aha.« Der Sheriff fingerte eine Zigarre aus der Tasche seines Jacketts und zündete sie an. Nach dem ersten Zug meinte er: »Ich bin Nicholas van Wheele.« Er tippte auf seinen Stern und deutete im Anschluss mit dem Daumen über seine Schulter auf das Bankgebäude. »Ich vertrete nicht nur das Gesetz, sondern sorge auch dafür, dass die Ersparnisse meiner Kunden sicher aufgehoben sind.«

»Sie sind Banker und Sheriff?«, fragte Lassiter verwundert und schmunzelte. »Eine treffliche Kombination.«

»Das will ich meinen«, bestätigte van Wheele, paffte an seiner Zigarre und blickte argwöhnisch zu Lassiter auf. »In meiner Verantwortlichkeit für den Schutz der Bürger von Redford sage ich Ihnen eins: Worin auch immer Ihr berechtigtes Interesse an einer Auseinandersetzung mit Visker liegt, tragen Sie sie nicht in meiner Stadt aus. Ich habe schon genug Ärger mit dem Gesindel, das sich über die Grenze schleicht, da brauche ich beileibe nicht auch noch ein unkontrolliertes Feuergefecht auf den Straßen von Redford.«

Unmerklich nickte Lassiter. »Soweit ich weiß, hält sich der Kerl ohnehin nicht in Texas auf.«

»Umso besser!«, entfuhr es van Wheele. »Dann können Sie Ihre Streitigkeiten gerne auf mexikanischem Boden austragen.«

Das Gespräch lief ins Leere. Die Informationen, die Lassiter sich erhofft hatte, konnte oder wollte der Sheriff ihm nicht geben. Deshalb hakte er nach. »Ist Visker überhaupt schon einmal auf der texanischen Seite der Grenze gesehen worden? Sind Sie ihm noch nie begegnet?«

Nicholas van Wheele stieß den Rauch seiner Zigarre aus und klopfte die Asche ab. »Bin ich eine verdammte Auskunftei?«, rief er in harschem Tonfall aus. »Für Prämienjäger wie Sie habe ich nichts übrig! Ihr gebt vor, aufseiten des Gesetzes zu stehen, aber letztlich seid ihr nur eine Bande von Mördern, die sich fürs Töten bezahlen lassen. Und wenn genug dabei rausspringt, würden Sie wahrscheinlich auch einen Marshal umlegen.«

Die Unterhaltung entwickelte sich in eine ungünstige Richtung. Von van Wheele war keine Hilfe zu erwarten. Es hatte sogar den Anschein, als könnte der Sheriff zu einem Gegner werden. Lassiter musste gegensteuern, um nicht zwischen die Fronten zu geraten. »Ich bin nicht auf ein Kopfgeld aus«, sagte er trocken. »Wir stehen auf derselben Seite, Mister van Wheele.«

»Ist das so?«, blaffte der Angesprochene. »Falls Sie ein Bundesmarshal oder ein Ranger sind, zücken Sie doch mal Ihre Legitimation. Dann reden wir weiter.«

Verhalten schüttelte Lassiter seinen Kopf. »Sie werden sich auf mein Wort verlassen müssen.«

Der Ausdruck auf Nicholas van Wheeles Miene wurde frostig. »So habe ich mir das vorgestellt. Wenn ich jedem glauben würde, der mir das Blaue vom Himmel verspricht, könnten Sie jetzt ein paar Blümchen neben meinem Grabstein pflanzen.« Er warf seine Zigarre in den Staub und trat sie mit dem Stiefelabsatz aus. »Ich mag Sie nicht! Und ich will Sie nicht in meiner Stadt! Also scheren Sie sich zum Teufel! Da dürften Sie in guter Gesellschaft sein.«

Lassiter ließ sich nicht beeindrucken. »Sagen Sie mir wenigstens, wer die Kerle waren, die Sie fortgeschickt haben.«

Gereizt stieß van Wheele die Luft aus. »Cody Rich und seine Halsabschneider!«, presste er hervor. »Die werden Ihnen gefallen. Übles Pack, gegen das ich leider keine Handhabe besitze. Wenn es nach mir ginge, würde ich jedem eine Kugel verpassen, aber dann müsste ich mich selbst einbuchten.«

»Es gibt keine Steckbriefe?«, wollte Lassiter wissen.

Van Wheele zeigte sich mit einem Mal redselig. »Ich würde einen Jahreslohn geben, um einen Zeugen aufzutreiben. Aber diesem Bastard ist nichts nachzuweisen. Ich weiß, dass er schuldig ist wie tausend Hyänen, doch mein Instinkt zählt nicht vor Gericht. Deshalb kann ich nur beten, dass er in meinem Beisein aus der Rolle fällt. Dann bekommt er von mir die passende Quittung.«

Lassiter überlegte. Unter Umständen war es kein Zufall, dass sich Cody Rich in Redford aufhielt. Unter günstigen Voraussetzungen mochte er sogar mit Mort Visker in Kontakt stehen. Diese Vermutung stand gegenwärtig noch auf tönernen Füßen, ließ sich jedoch überprüfen, wenn er sich an Cody Richs Fersen heftete. »Meinen Segen haben Sie«, erwiderte Lassiter und wollte losreiten, doch van Wheele hielt ihn zurück.

»Nicht so schnell, Mister!«, rief der Sheriff ihm zu. »Weil ich ein wenig geplaudert habe, heißt das nicht, dass ich Sie für einen netten Kerl halte. Ich bleibe hier stehen, bis ich Ihre Staubwolke am Horizont sehe.«

Amüsiert grinste Lassiter. »Dann sollten Sie sich die nächsten Tage nichts anderes vornehmen. Ich habe nämlich vor, mich ein wenig umzusehen und ein ausgiebiges Bad zu nehmen. Der Staub eines langen Ritts sitzt mir in jeder Ritze.«

»Wollen Sie sich mit mir anlegen?«, blaffte van Wheele. »Ich will, dass Sie verschwinden! Was ist daran nicht zu verstehen?«

Wieder reagierte Lassiter gleichmütig. »Solange es kein Gesetz gegen den Aufenthalt in Ihrer Stadt gibt, werde ich die Gastfreundschaft Redfords in Anspruch nehmen.« Er schnalzte kurz und galoppierte davon.

Fluchend blieb der Sheriff zurück, doch Lassiter schenkte ihm keine Beachtung mehr.