Lassiter 2389 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2389 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Obwohl er in den vergangenen Wochen und Monaten nahe daran gewesen war, die Hoffnung aufzugeben, hatte Russell Crane auch an diesem Tag gearbeitet wie ein Tier. Und noch ehe die Sonne hinter den Wipfeln der Wälder verschwand, stieß er einen Schrei aus, in dem sich ebenso Unglauben wie Triumph wiederfanden. "Gold!", krächzte er mit versagender Stimme. "Teufel auch, ich bin auf Gold gestoßen!"
Cranes Hände gruben sich durch den Schlamm und das Geröll im Wassertrog, um noch mehr der glitzernden Steinchen zu finden. Sie waren so klein, dass sie einfach durch die Maschen des Siebs gefallen waren. Aber sie waren wertvoller als alles, was er jemals besessen hatte.

Dann ertönte das Schlagen heranjagender Hufe. Fünf oder sechs Pferde waren es mindestens. Russell Crane erstarrte. Noch im selben Moment wurde ihm klar, dass der Tag ein schlimmes Ende nehmen würde.

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EPUB

Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Menschenjäger von Montana

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Prieto/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6409-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Menschenjäger von Montana

Obwohl er in den vergangenen Wochen und Monaten nahe daran gewesen war, die Hoffnung aufzugeben, hatte Russell Crane auch an diesem Tag gearbeitet wie ein Tier. Und noch ehe die Sonne hinter den Wipfeln der Wälder verschwand, stieß er einen Schrei aus, in dem sich ebenso Unglauben wie Triumph wiederfanden. »Gold!«, krächzte er mit versagender Stimme. »Teufel auch, ich bin auf Gold gestoßen!«

Cranes Hände gruben sich durch den Schlamm und das Geröll im Wassertrog, um noch mehr der glitzernden Steinchen zu finden. Sie waren so klein, dass sie einfach durch die Maschen des Siebs gefallen waren. Aber sie waren wertvoller als alles, was er jemals besessen hatte.

Dann ertönte das Schlagen heranjagender Hufe. Fünf oder sechs Pferde waren es mindestens. Russell Crane erstarrte. Noch im selben Moment wurde ihm klar, dass der Tag ein schlimmes Ende nehmen würde.

»Archer!«, rief ein Arbeiter, der nicht weit entfernt von Crane auf einer Anhöhe stand. »Und sein Bluthund Caleb Ward!«

Russell Crane hatte sie ebenfalls auf Anhieb erkannt. Archer an seiner Granitvisage, Ward an seiner schulterlangen blonden Mähne und dem sadistischen Funkeln in den wasserblauen Augen. Im Schlepptau der beiden befanden sich vier weitere Männer, die mit ihnen aus einem Hain hervorgeprescht waren und auf das Camp der Goldsucher zuhielten. Was sie dort wollten, konnte sich Crane nicht erklären. Doch wenn Liam Archer gemeinsam mit Caleb Ward auftauchte, hatte das nie etwas Gutes zu bedeuten.

Die Reiter zügelten ihre Pferde, trabten heran und stellten sich im Halbkreis vor Crane und seine Leute. Ausdruckslos starrte Liam Archer die Umherstehenden der Reihe nach an, ließ seinen Falben ein paar Schritte nach vorn machen und stellte sich unmittelbar neben Russell Crane. »Es gibt eine neue Verfügung, die euch betrifft«, raunte Archer. »Der Gouverneur hat ein wenig gebraucht, seinen breiten Hintern aus seinem Polstersessel zu hieven, um sie bekannt zu machen, aber sie ist in Kraft. Ich bin hier, um sie durchzusetzen.«

Irritiert blinzelte Crane in die Höhe. »Wovon reden Sie, Sheriff? Hier weiß niemand etwas von irgendeiner Verfügung.«

»Das Goldschürfen auf diesem Areal wurde von höchster Stelle untersagt«, brummte Archer missmutig. »Da die Verordnung vor zwei Wochen abgesegnet wurde und rückwirkend gilt, sind alle Goldfunde, die in dieser Zeit gemacht wurden, bei mir abzugeben.«

Russell Crane schnappte nach Luft. »Das kann doch nur ein Scherz sein! Weshalb sollte der Gouverneur einen solchen Erlass herausgeben?«

»Was weiß denn ich!«, knurrte Liam Archer und fletschte seine Zähne. »Vielleicht hat er schlecht gekackt, oder seine Frau hat ihn nicht rangelassen. – Mir ist es gleich!«

»Also«, meinte Caleb Ward und schob seinen Stetson in den Nacken, »dann rückt mal alles raus, was ihr ausgebuddelt habt.«

In hilflosem Zorn ballte Russell Crane seine Fäuste. In ihm kochte es. Er glaubte weder, dass es eine Verfügung gab, noch glaubte er daran, dass Archer als Amtsperson erschienen war. Diesem ausgekochten Ganoven war nicht zu trauen. Schon gar nicht, seit ihm der Stern an die Brust geheftet worden war. »Ich will das Dokument sehen!«, forderte er und schob seine Rechte mit den Goldnuggets in die Hosentasche.

»Glaubst du mir etwa nicht?« Etwas Lauerndes lag in Liam Archers Stimme, das sich unmittelbar auch in den Augen von Caleb Ward zeigte. Doch im Blick des Mannes lag noch mehr. Es war eine unbezähmbare Erregung, die Ausdruck eines sadistischen Verlangens war.

»Wir sollten es ihm zeigen, Liam«, meinte Ward, und seine Mundwinkel zuckten. »Offenbar verlässt er sich nicht auf das Wort eines Gesetzeshüters …« Noch ehe er seinen Satz beendet hatte, hielt er einen Sechsschüsser in der Faust und spannte den Abzug. Die Kälte seiner Augen stand der des Stahls in nichts nach.

Japsend machte Crane einen Schritt zurück und hob seine Hände an. Kurz drehte er sich den anderen Schürfern zu, doch diese standen da wie versteinert. Obwohl sich mittlerweile fast zwanzig Männer versammelt hatten, war von ihnen keine Hilfe zu erwarten.

»Ich habe mich schon lange gefragt«, sagte Archer im Plauderton, »weshalb man die Massen mit ein paar Leuten unter Kontrolle bringen kann. An den Waffen kann es nicht liegen. Eure zwanzig Schießeisen gegen unsere sechs – da muss man nicht lange rechnen. Aber trotzdem benutzt ihr sie nicht.«

»Sie haben Angst«, zischte Caleb Ward verächtlich. »Ihnen fehlt der Schneid, sich zur Wehr zu setzen. Lieber lassen sie sich ausplündern und begnügen sich mit dem bisschen, das ihnen noch bleibt. Sie zeigen zwar die Zähne, aber sie beißen nicht.«

»Hören Sie«, erwiderte Russell Crane und zwang sich zur Ruhe. »Wir haben alles hinter uns gelassen, um in Montana unser Glück zu machen. Viele von uns haben Familie. Wenn Sie uns der Erträge unserer Arbeit berauben, besitzen wir nichts mehr.«

»Familie!«, spie Caleb Ward das Wort aus. »Weiber und plärrende Kinder! Ein Mann lernt erst zu hassen, sobald er verheiratet ist.«

Sheriff Liam Archer gab seinen Begleitern ein Zeichen, auf welches hin sie ausschwärmten. »Nehmt das Pack in die Mangel!«, rief er ihnen nach. »Wer sein Gold nicht hergibt, verstößt gegen das Gesetz! Und in diesem Fall behandelt ihr sie wie Pferdediebe!«

Starr vor Unglauben und Entsetzen war Russell Crane zu keiner Bewegung fähig. Doch es gab einige Beherzte, die sich gegen Archer auflehnten. Schüsse bellten und Schreie ertönten. Im Nu verwandelte sich das Goldgräbercamp in ein Schlachtfeld. In Cranes Ohren rauschte das Blut, und er war versucht, ebenfalls seinen Colt zu ziehen. Aber er war kein Kämpfer, sondern nur ein einfacher Mann, der ein kleines Stück vom Glück abbekommen wollte.

Ängstlich ging er in die Hocke, fiel auf die Knie und deckte seinen Kopf mit den Händen ab. Gellende Todesschreie schnitten durch das Brüllen der Revolver, während beißender Pulverdampf in Cranes Nase stach. Endlos dehnten sich die Sekunden, in denen der Kampf seinem Höhepunkt entgegenstrebte und ebenso schnell abbrach, wie er begonnen hatte.

Mit Tränen in den Augen schaute sich Russell Crane um, sah die Leichen und die hämischen Gesichter der Schießer. Einzig Caleb Ward schien seine Mordlust noch nicht befriedigt zu haben, sprang aus dem Sattel und baute sich über einem Mann auf, der ächzend auf dem Bauch lag und versuchte davonzukriechen. In aller Ruhe lud Ward seinen Revolver nach, richtete die Mündung auf den Rücken des Mannes und zog mehrmals hintereinander den Stecher seiner Waffe durch.

Crane wollte einen Schreckensschrei ausstoßen, doch er ging in einem gequälten Röcheln unter. Dafür aber schnitt von anderer Seite ein spitzer Ausruf durch die Luft.

»Verdammt!«, stieß Liam Archer aus und riss sein Pferd auf der Hinterhand herum. »Woher kam das?« Aus zu Schlitzen verengten Augen suchte er die Umgebung ab, bis er das auffällige Huschen einer Gestalt zwischen den Bäumen sah.

»Ich kümmere mich darum!«, rief Caleb Ward, schwang sich auf den Rücken seines Pferdes und sammelte seine Leute um sich. Sofort hetzten sie los, um den unbekannten Beobachter zu schnappen.

Mühsam und mit weichen Knien erhob sich Russell Crane. »Sie sind ein verdammter Räuber und Mörder!«, presste er hervor und funkelte den Sheriff zornig an. »Wenn der Gouverneur wüsste, was Sie angerichtet haben, würden Sie noch morgen hängen.«

»Er wird es nicht erfahren«, brummte Archer, »denn es wird niemand mehr da sein, der ihm von dem Vorfall berichten könnte …«

Noch im selben Moment stierte Crane in die dunkle Mündung eines Peacemakers. In stummem Einverständnis mit dem Schicksal, das ihm bestimmt war, schloss er die Augen.

Dann donnerte ein Schuss und schleuderte ihn in die ewige Nacht des Todes.

Pfeifend und zischend fuhr der Zug der Northern Pacific Railroad in den Bahnhof von Garrison ein. Lassiter schulterte seinen Sattel, verließ den Passagierwagen und trottete hinüber zum Verladewaggon. Die Rampe wurde abgekippt, und die Pferde ins Freie getrieben. Auf einen Pfiff des Brigade-Agenten hin trabte sein Grauschimmel heran. Wenige Minuten später schon ritt Lassiter über die Mainstreet des Ortes.

Garrison war für ihn nur eine Zwischenstation. Sein eigentliches Ziel war Helena, die Hauptstadt des Territoriums Montana. Der Territorial-Gouverneur Samuel Thomas Hauser hatte sich mit einem dringenden Gesuch direkt an Washington gewandt. Wie Lassiter von seinen Auftraggebern erfahren hatte, herrschten in und um Helena geradezu desaströse Zustände. Es war von Folter, Mord und Gesetzeswillkür die Rede gewesen. Und allem Anschein nach war der hiesige Sheriff der Lage nicht gewachsen.

Ähnliches hatte Lassiter mehr als einmal erlebt und fragte sich auch, wie man ein Problem bekämpfen wollte, wenn der Sternträger unter Umständen ein Teil davon war. Doch das war nur eine Vermutung, deren Bestätigung noch ausstand.

Bevor Lassiter sich auf den Weg zum fünfundzwanzig Meilen entfernten Helena machte, wollte er noch kurz im Saloon vorbeischauen und sich ein paar Drinks genehmigen. Mit gänzlich trockener Kehle würde sich der Ritt nur unangenehm verlängern. Das »Shady Cedars« schien ihm genau richtig, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Schon beim Eintreten aber wurde ihm klar, dass sich die Dinge ein wenig anders entwickeln würden, als er es geplant hatte. Das lag nicht etwa an den zehn Kerlen, die in atemloser Spannung einen Tisch umstanden, sondern vor allem an den beiden Gestalten, die an diesem Tisch saßen. Es waren zwei Männer, wie sie unterschiedlicher kaum hätten sein können. Einer groß und muskulös wie ein Ochse, der andere zierlich und geradezu zerbrechlich wirkend. Dennoch schienen beide fest entschlossen, ihre Kräfte im Armdrücken zu messen.

Verwundert rieb sich Lassiter die Augen, als müsste er den Schleier zwischen Trug und Wirklichkeit beiseite wischen. Der erste Eindruck jedoch blieb. Das Männlein, das mit abfälligem Grinsen seinen Gegner herausforderte, war ihm nur allzu bekannt.

»Was ist denn nun?«, krähte der schmächtige Mann und stützte seinen Ellbogen auf die Tischplatte. »Fangen wir heute noch an oder willst du kneifen?«

Der Angesprochene griff nach seinem Bierhumpen, leerte ihn in einem Zug und knallte das Glas auf den Tisch. Mit seinem Hemdsärmel wischte er sich den Schaum von den Lippen. »Nur zu, du Wicht!«, grollte er. »Schneller wirst du niemals mehr in deinem Leben zwanzig Dollar verlieren!«

Unwillkürlich musste Lassiter schmunzeln und kramte in seinem Gedächtnis nach dem Namen des kleinen Kerls. Fortescue, fiel es ihm ein. Daniel Elijah Fortescue. Als er ihm das letzte Mal begegnet war, hatte er kopfüber an einem Telegrafenmast gehangen. Und auf immer noch unverständliche Art und Weise hatte er nicht nur über Lassiters Auftrag Bescheid gewusst, sondern auch Kenntnisse über die Brigade Sieben gehabt. In diesem Erfinder steckte mehr, als das bloße Auge wahrnahm. Ganz sicher aber würde er sich nicht auf einen Wettkampf einlassen, wenn er sich nicht deutliche Erfolgsaussichten ausgerechnet hatte.

Die Pranke des Ochsen packte zu, sodass Fortescues Hand beinahe in dieser verschwand. Trotz des belustigten Lachens um ihn herum schien er keine Zweifel daran zu haben, den Sieg davonzutragen, und spottete sogar über seinen Kontrahenten. »Wo andere Muskeln haben, hast du nur Fett!«, stieß Fortescue aus und lachte meckernd. »Du hättest dich nicht mästen, sondern lieber ein bisschen trainieren sollen!«

Lassiter schürzte seine Lippen und trat näher. Ein wenig abseits von dem Pulk blieb er stehen und hockte sich neugierig auf eine Tischkante. Dabei rückte er einen Stuhl heran und stemmte seinen linken Fuß darauf. Wie er fand, lehnte sich Fortescue recht weit aus dem Fenster. Falls er nicht nur ein Prahlhans war, der leichtfertig seine Dollars verschleuderte, musste er einen gewichtigen Trumpf in der Hinterhand haben.

Einer der Zuschauer hob seine Hand über den Kopf. »Wenn die Herren so weit sind, gebe ich das Startsignal!«, sagte er. »Drei – zwei – eins … Los!«

Der Bizeps des Ochsen spannte sich. Schnaufend drückte er zu und bog Fortescues Arm zur Seite. Doch nur wenige Zentimeter. Trotz aller Kraft, die er sichtlich einsetzte, gelang es ihm nicht, den Arm seines Gegners auch nur noch ein kleines Stück zu bewegen. Im Gegenteil sogar verlor er an Boden und wich zurück.

Sein Gesicht lief rot an; sein gesamter Körper begann zu zittern. »Das … das kann nicht sein!«, krächzte er angestrengt.

»Hast wohl nur heiße Luft im Sack!«, höhnte Fortescue und drückte den Unterarm des Muskelprotzes unnachgiebig hinunter.

Von den Beobachtern des Wettkampfs stieg ein Raunen auf. Verblüfft weiteten sich die Augen der Anwesenden. Als Fortescue zum finalen Kraftakt ansetzte und die Hand des Ochsen auf die Tischplatte schmetterte, entfuhr ihnen ein kollektiver Aufschrei höchster Überraschung. Auch der Besiegte stieß einen dumpfen Laut aus, doch er ließ es nicht bei seiner Verblüffung.

»Betrug!«, entfuhr es ihm. Er riss seine Hand los, schleuderte sein Bierglas zu Boden und sprang auf. Plötzlich hielt er einen Revolver in seiner Faust, der drohend auf Fortescue gerichtet war. »Die Dollars bleiben bei mir!«, fauchte er. »Und weil du versucht hast, mich reinzulegen, nehme ich mir auch deinen Einsatz!«

»Nicht so schnell, Mister«, raunte Lassiter. »Stecken Sie Ihre Kanone wieder ein, sonst könnte der Tag ein hässliches Ende nehmen.« Demonstrativ legte er seine Hand auf den Griff des Remington.

»Wer sind Sie denn?«, schnauzte der Fleischberg. »Halten Sie sich bloß raus! Die Sache geht Sie nichts an!«

Verhalten schüttelte Lassiter seinen Kopf. »Wenn man spielt, sollte man immer die Möglichkeit in Betracht ziehen zu verlieren. Sie waren zu siegessicher und haben die Quittung bekommen. Sie sollten beide Ihre Dollars nehmen und sich verziehen.«

»Mister Lassiter?«, platzte es mit einem Mal aus Fortescue heraus. Erst jetzt war er auf den Brigade-Agenten aufmerksam geworden. Auf der Stelle ergriff er die Chance und wandte sich an die Zuschauer. »Dieser Mann wird bezeugen, dass ich den Wettstreit ohne Hinterlist und nur mit den besten Absichten begonnen habe!«

Fragende Blicke streiften Lassiter, der sofort einlenkte. »Ja, ich kenne diesen Kauz. In bester Erinnerung habe ich ihn allerdings nicht. Nichtsdestotrotz werde ich nicht zulassen, dass ihm jemand ein Haar krümmt …«

Betretenes Schweigen folgte, das Fortescue nutzte, um seine Dollarscheine an sich zu nehmen. Doch er hatte nicht mit seinem gedemütigten Widersacher gerechnet.

»Pack das Geld wieder auf den Tisch, sonst knalle ich dich ab wie einen räudigen Köter!«

Lassiter blieb ruhig, machte aber eine unmissverständliche Drohung. »Ich sage es Ihnen zum letzten Mal: Stecken Sie Ihren Colt ein!«

»Die Scheine gehören mir!«, zischte der riesige Kerl.

»Dann hol sie dir doch!«, kläffte Fortescue.

Ein flüchtiges Aufflackern in den Augen des Muskelmanns alarmierte Lassiter. Im Bruchteil einer Sekunde zog er seinen Remington und schoss, kaum dass der Ochse den Hahn seines Revolvers gespannt hatte. Die Kugel durchschlug seinen Unterarm; die Waffe entglitt seinen Fingern und polterte auf die Dielen. Mit einem Schmerzensschrei knickte er ein und presste seine Linke auf die Wunde.

»Kommen Sie her, Fortescue!«, forderte Lassiter den Kleinen auf, wartete aber nicht ab, bis dieser der Aufforderung nachkam. Energisch schritt er aus, packte den Erfinder bei den Schultern und zerrte ihn auf die Füße. »Sie sollten die Beine in die Hände nehmen und Garrison auf dem schnellsten Weg verlassen!«

»Lassen Sie mich los!«, schrillte Fortescue. »Man will mich um meinen Gewinn betrügen!«

Ohne dass irgendjemand es mitbekam, flüsterte der Agent: »Wer hier wen betrogen hat, ist noch offen. Ein Blinder aber kann sehen, dass ein Federgewicht wie Sie gegen einen Bullen chancenlos ist.« Er wollte den kleinen Mann mit sich ziehen, hielt aber plötzlich inne, als er eigenartige Verhärtungen unter dessen Kleidung ertastete.