Lassiter 2777 - Des Romero - E-Book

Lassiter 2777 E-Book

Des Romero

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Beschreibung

Die Angst in den Augen des Mannes, der Gareth Anderson in leicht verkrümmter Haltung gegenübersaß, war nicht gespielt. Dies äußerte sich auch in seiner Stimme. "Ich versuche doch alles, um meine Schulden bei Shane zurückzubezahlen!", stieß er heiser aus. "Es ist dieser verfluchte Knochenfraß, der meine Bemühungen vereitelt!" Andersons Miene blieb ausdruckslos. "Wir alle haben unser Kreuz zu tragen, Grossman", erwiderte er kalt. "Sie wussten von Ihrer Krankheit, als Sie den Kredit aufgenommen haben." "Mein Zustand hat sich seitdem extrem verschlechtert!", beteuerte Grossman. "Die Rückzahlung wird sich lediglich verzögern, aber nicht ausbleiben!" Ein Revolver wurde aus dem Holster gezogen und richtete sich auf den Schuldner. "Dafür ist es zu spät", raunte Gareth Anderson. "Viel zu spät ..."

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Seitenzahl: 127

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Mein Bruder, der Killer

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Mein Bruder,der Killer

von Des Romero

Die Angst in den Augen des Mannes, der Gareth Anderson in leicht verkrümmter Haltung gegenübersaß, war nicht gespielt. Dies äußerte sich auch in seiner Stimme. »Ich versuche doch alles, um meine Schulden bei Shane zurückzubezahlen!«, stieß er heiser aus. »Es ist dieser verfluchte Knochenfraß, der meine Bemühungen vereitelt!«

Andersons Miene blieb ausdruckslos. »Wir alle haben unser Kreuz zu tragen, Grossman«, erwiderte er kalt. »Sie wussten von Ihrer Krankheit, als Sie den Kredit aufgenommen haben.«

»Mein Zustand hat sich seitdem extrem verschlechtert!«, beteuerte Grossman. »Die Rückzahlung wird sich lediglich verzögern, aber nicht ausbleiben!«

Ein Revolver wurde aus dem Holster gezogen und richtete sich auf den Schuldner. »Dafür ist es zu spät«, raunte Gareth Anderson. »Viel zu spät ...

Abwehrend riss Grossman beide Hände in die Höhe. »Seien Sie doch kein Narr!«, schrie er. »Shane bekommt sein Geld, dafür garantiere ich! Wenn Sie mich jetzt töten, schreibt er alles in den Wind!«

Für diese Beteuerung hatte Anderson nur ein kühles Lächeln übrig. »Sie scheinen eine entscheidende Sache zu übersehen«, meinte er ruhig und spannte den Hahn seines Revolvers. »Mr. Shane besitzt so viel Dollars, dass er auf Ihre Rückzahlung leicht verzichten kann. Auf Ihre paar Kröten ist er beileibe nicht angewiesen. Wichtiger ist für ihn, dass er einem Mann wie Ihnen vertrauen kann. Sie haben einen Vertrag unterzeichnet, den Sie nun nicht mehr erfüllen können. Und ich wurde beauftragt, das Problem aus der Welt zu schaffen. Sicher werden Sie verstehen, dass auch ich an gewisse Abmachungen gebunden bin. Sollte ich ihnen nicht nachkommen, wäre auch ich nicht mehr vertrauenswürdig. Das ist ein Zustand, den ich unbedingt vermeiden möchte.«

Einmal noch versuchte Grossman, auf den Killer einzureden, um dessen grausiges Vorhaben abzuwenden. »Hören Sie zu«, sagte der Mann mit dem schütteren grauen Haar und der Brille aus Glasbausteinen, die seine Augen unnatürlich vergrößerten. »Mein Geschäft beruht ebenso wie das von Mr. Shane auf Vertrauen. In meiner Tischlerei fertige ich Dinge nach speziellen Wünschen an, ohne im Voraus zu wissen, ob meine Arbeit auch bezahlt wird. Ich glaube an das Gute im Menschen. Ich weiß, dass ein ehrlicher Bürger seine Schuld begleicht, auch wenn dies nicht im Rahmen zuvor besprochener Bedingungen abläuft. Bei den Unehrlichen zahle ich natürlich drauf, aber in der Vergangenheit ist das nur selten vorgekommen. Ich mag diese Leute verfluchen, trotzdem käme ich nie auf den Gedanken, ihr Leben auslöschen zu wollen.«

Anderson nickte verständnisvoll. »Das ist eine ehrenwerte Einstellung«, behauptete er. »Nur leider ist es nicht die von Mr. Shane. Er hasst Verluste, seien sie auch noch so geringfügig. Und indem er jene bestraft, die ihn enttäuschen, hofft er darauf, jene anderen abzuschrecken, die es sich gezielt vorgenommen haben.«

»Ich hatte nie die Absicht, Shane zu hintergehen!«, verteidigte sich Grossman lautstark. »Er muss doch erkennen, dass meine Absichten ehrlicher Natur waren und nur durch meine Krankheit beeinträchtigt wurden!«

Erneut hatte Gareth Anderson nur ein mildes Lächeln für die Erläuterungen seines Gesprächspartners übrig. »Ihr Gebrechen wird dafür sorgen, dass alle Ihre Beteuerungen sich in Luft auflösen«, erklärte er. »Sie selbst sagten, dass sich Ihr Zustand deutlich verschlechtert habe.«

»Und dennoch strebe ich danach, meine Pflichten zu erfüllen!« Grossmans Blick flackerte. »Eine Kugel mag die Lösung für Shane sein, aber Sie sind derjenige, der sie abfeuert. Und auch Sie haben doch ein Gewissen! Wollen Sie ein Leben lang die Last auf Ihren Schultern tragen, einen rechtschaffenen Menschen erschossen zu haben?«

Es hatte den Eindruck, als würde Anderson über die Frage nachdenken, sagte dann aber: »Erwarten Sie von mir, ein Leid gegen ein anderes abzuwägen? Ich wäre nicht hier, wenn das Leben mich nicht dazu zwingen würde. Und wenn ich die Zukunft meiner Familie in die Waagschale werfe, ziehen Sie in jedem Fall den Kürzeren ...«

Ohne Ankündigung brüllte Andersons Revolver auf. Das Bleigeschoss streckte den Mann an der Tischlerbank nieder und ließ ihn leblos auf den Bretterboden krachen. Das Leben war aus ihm gewichen, noch bevor er aufgeschlagen war.

Wortlos steckte Gareth Anderson seine Waffe ins Holster und verließ den Schuppen. Er hatte sich nichts vorzuwerfen und im besten Sinne derjenigen gehandelt, denen er sich verpflichtet fühlte.

Das Ortsschild war verwittert und von den Kräften der Natur derart in Mitleidenschaft gezogen worden, dass Lassiter nicht einmal den Namen mehr lesen konnte. Das Städtchen machte nicht einmal einen schlechten Eindruck, besaß gepflegte Gebäude aus Holz und Stein sowie saubere Straßen und Wege ohne Spurrillen von Fuhrwerken.

Für den Mann der Brigade Sieben war es nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu seinem nächsten Auftrag, aber er wollte nicht weiterreisen, ohne dem Saloon einen Besuch abzustatten und ein paar Drinks zu sich zu nehmen. Er hatte keine Eile, seine letzte Mission erfolgreich beendet und war durchaus bereit, sich eine bescheidene Auszeit zu gönnen.

Als er sein Pferd vor dem Saloon angeleint hatte und durch die Schwingtüren getreten war, beschlich ihn auf der Stelle das Gefühl, Schwierigkeiten wie ein Magnet anzuziehen. Dabei stand noch nicht einmal er im Mittelpunkt des Geschehens, sondern eine Frau, die offenbar nicht nur ein Glas über den Durst getrunken hatte. Just in diesem Moment versetzte sie ihrem Nachbarn am Tresen einen Tritt, der ihn vom Hocker schleuderte und wandte sich den Gästen zu, die entweder in Gespräche vertieft oder mit ihren Getränken beschäftigt waren.

»Ihr dusseligen Heuchler!«, versetzte die Lady mit schwankender Stimme. »Man schüttet euch einen Kübel Pferdemist über den Schädel – und ihr lobpreist den Herrn für den Dung auf euren Äckern!«

Lassiter hatte nicht die geringste Ahnung, was der braungelockten Frau über die Leber gelaufen war, doch er sollte es rasch erfahren. Und er bemerkte, dass ihr Frust derart tief saß, dass sie auch vor üblen Beschimpfungen nicht zurückschreckte.

»Ihr haltet euch alle für so edel und gottesfürchtig, dass ihr dämlichen Kreaturen gar nicht mitbekommt, wie diejenigen mit den verlockenden Scheinchen ihre Notdurft auf euch verrichten!« Sie griff nach einem Whiskyglas auf der Theke und schüttete den Inhalt in sich hinein. »Scheiße kann man euch als Gold verkaufen! Ihr würdet euren Nachbarn an den Teufel verscherbeln, wenn dieser nur das nötige Kleingeld locker macht! Ihr widert mich an wie der Eiter aus den Wunden eines Aussätzigen!«

Während die Meisten die Beschimpfungen hinnahmen und lediglich den Kopf schüttelten, gab es dennoch einige Männer, die sich persönlich angegriffen fühlten. Auch sie hatten schon einiges intus und waren entsprechend ungehemmt.

»Hast 'ne verflucht große Klappe!«, maulte einer. »Zicken wie dir sollte man mal zeigen, wo der Hammer hängt!« Drohend näherte er sich der jungen Frau.

Die Brünette verengte ihre Augenlider zu Schlitzen. »Das willst du wohl übernehmen, was?«, zischte sie bösartig. »Komm nur her und hol dir deine Abreibung ab!« Ganz nebenbei ergriff sie eine Flasche auf dem Tresen beim Hals und wollte sie ihrem Gegner vermutlich über den Schädel ziehen.

Für den betrunkenen Mann machte es offenbar keinen Unterschied, sich mit einer Lady oder einem Kerl anzulegen. Näher und näher kam er heran, bis er plötzlich ausholte, um seine Rechte vorschießen zu lassen.

Mitten in der Luft noch wurde die Faust gestoppt, als sich eine eiserne Pranke um das Handgelenk des Angreifers legte. »Na«, meinte Lassiter ruhig, »das lassen wir doch lieber sein ...«

»Was bist du denn für einer?«, röhrte der Betrunkene und versuchte hektisch, sich aus Lassiters Griff zu befreien. Zu seinem Leidwesen musste er feststellen, dass die fremde Hand seinen Arm wie eine Stahlmanschette festhielt. Schließlich war Lassiter es selbst, der dem Kerl zu Hilfe kam und ihn mit einem Stoß seines Ellbogens in die Arme seiner Kumpane schleuderte.

Die Bestürzung in den Augen der Männer wich bereits nach einem flüchtigen Moment dem Ausdruck grimmigen Starrens. Vier Kerle, die sich mehr oder weniger gut auf den Beinen halten konnten, stampften auf den Brigade-Agenten zu. Zwar hätte sich Lassiter gewünscht, auf eine Auseinandersetzung verzichten zu können, doch er wollte dem Quartett den Spaß nicht nehmen.

Spielerisch wich er einem derben Faustschlag aus, der gegen sein Kinn gerichtet war, und verpasste dem Angreifer einen Tritt in den Hintern. Haltlos stolperte der Getroffene vor und wollte sich am Tresen abfangen. Seine Arme bekam er jedoch nicht schnell genug nach vorne und stoppte seinen Sturz mit der Stirn. Schlaff rutschte er an der Theke herunter auf die Dielen und rührte sich nicht mehr.

Das Schicksal ihres Kumpans nahmen die drei anderen nur am Rande wahr und stürzten sich nun gemeinsam auf Lassiter. Der ging in die Hocke und rammte dem Ersten seine Faust in den Magen, während er dem Mann daneben ein Bein stellte. Lang flog der Kerl vor, verkrallte sich noch schnell in der Jacke des dritten Angreifers und riss diesen mit sich.

Flugs war Lassiter bei den Gestrauchelten, packte mit beiden Händen ihre Köpfe und knallte sie zusammen. Damit war für die beiden der Kampf auf der Stelle beendet.

Augenblicklich wirbelte Lassiter um seine Achse, um sich dem letzten Gegner zuzuwenden, doch der torkelte lediglich verkrümmt umher, ließ sich auf einen Stuhl fallen und rang nach Luft.

»Hat Ihnen irgendwer gesagt, dass Sie sich einmischen sollen?«, krakeelte plötzlich die Braungelockte. Zitternd hielt sie die Flasche in ihrer Linken.

Lassiter schmunzelte. »Ich mische mich auch schon mal ein, wenn mich niemand danach gefragt hat«, gab er zurück. »Und ich wollte doch nur verhindern, dass ein hübsches Gesicht wie Ihres Blessuren davonträgt.«

Die junge Frau taute ein wenig auf und stolperte Lassiter entgegen. »Sie sind ein Charmeur«, sagte sie mit schwerer Zunge. »Von Ihrer Sorte gibt es viel zu wenige.«

»Vielleicht genehmigen Sie sich erst mal einen Kaffee«, schlug Lassiter vor. »Der Alkohol ist Ihnen ganz schön zu Kopf gestiegen, Ma'am.«

»Ich heiße Kaley«, nuschelte die Frau. »Nennt mich einer Ma'am, fühle ich mich gleich zwanzig Jahre älter.«

Der Brigade-Agent nickte. »Also schön, Kaley«, sagte er und nannte ebenfalls seinen Namen. »Werden Sie wieder nüchtern, sieht die Welt gleich anders aus.«

Widerwillig schüttelte sie ihren Kopf. »Sie haben ja keine Ahnung! Glauben Sie etwa, ich trinke, weil mir das Zeug schmeckt? – Ganz im Gegenteil! Ich finde die Brühe zum Kotzen! Und vermutlich ist es genau das, was ich jetzt tun sollte ...«

Lassiter riss seine Augen auf und wich einen Schritt zurück, als sich Kaley spontan erbrach. Anschließend wischte sie sich mit dem Hemdsärmel über den Mund und schüttelte sich. »Jetzt geht's mir besser«, presste sie hervor. »Da ist wieder Platz für die nächsten Drinks.«

Der Barkeeper rollte mit den Augen, gab aber keinen Kommentar ab. Er holte einen Putzlappen hervor und hatte wohl schon diese hässliche Unannehmlichkeit gegen seine Einnahmen abgewogen.

»Sind Sie sicher, dass Sie nicht lieber nach Hause gehen sollten?«, erkundigte sich Lassiter. »Ich könnte Sie ein Stück weit begleiten.«

»Was soll ich denn da?«, platzte es aus der Brünetten hervor. »Mein Vater ist ein Krüppel und mein Bruder ein mieser Penner!«

»Irgendwann müssen Sie zurück.«

Kaley breitete ihre Arme über dem Tresen aus und stierte vor sich hin. »Irgendwann – ja!«, murrte sie. »Aber noch ist es nicht so weit.«

Für Lassiter gab es keinen Grund mehr, sich mit dieser Frau zu beschäftigen. Offenbar hatte sie ein paar schwerwiegende Probleme, deren Bewältigung ihr der Whisky erleichterte. Und ebenso offensichtlich war es, dass sie mit ihrer rüden Art nur wenig aneckte. Der Gast, den sie vom Hocker gestoßen hatte, blinzelte nur kurz verschämt zu ihr herüber und hatte bereits gebührenden Abstand zu Kaley eingenommen.

Lange noch saß Lassiter an einem Tisch und schenkte sich immer wieder Whisky ein. Kurz vor Mitternacht machte sich Kaley schwankend auf den Heimweg, ohne noch ein weiteres Mal behelligt zu werden.

Regungslos saß der alte Mann in seinem Rollstuhl und schaute mit glasigem Blick auf seinen Essensteller. Seine Hände mit Messer und Gabel zwischen den starren Fingern ruhten auf den Stuhllehnen. Auf seinen Lippen glänzte Fett.

»Dein Essen hast du kaum angerührt, Dad!«, sagte Gareth Anderson vorwurfsvoll und wischte seinem Vater den Mund ab. »Du musst aber etwas essen, sonst wirst du bald all deine Kraft verloren haben.«

Es dauerte eine Weile, bis Burt Anderson reagierte. »Wozu soll ich noch leben?«, fragte er mit rauer Stimme. »Deine Mutter hat mich verlassen. Du und deine Schwester seid erwachsen. Für mich gibt es keine Verwendung mehr.«

»So etwas darfst du nicht sagen!«, versetzte Gareth lautstark. »Ich habe dir gesagt, dass ich mich um deine Operation kümmern werde. Bald habe ich genug Geld, um dir die besten Ärzte zu besorgen!«

Ein mildes Lächeln huschte über die Züge des Alten. »Du bist ein guter Junge«, meinte Burt Anderson kraftlos. »Ich weiß, dass du mich nicht aufgibst. Und dafür bin ich dir dankbar. Trotzdem will ich nicht, dass du dein Leben für mich verschwendest. Du kannst noch so viel erreichen, wenn du dich nicht mehr an mich gebunden fühlst ...«

Gareth packte die Hände seines Vaters und zerrte sie auf den Esstisch. »Rede nicht so einen Unsinn, sondern sieh zu, dass du am Leben bleibst! Ich nehme all das nicht auf mich, damit du mich im Stich lässt!«

Träge wandte sich Burt Anderson seinem Steak zu, setzte Messer und Gabel an, um sich ein Stück abzuschneiden. Man merkte ihm an, dass er sich überwinden musste, aber es war spürbar, dass er seinem Sohn zuliebe weiteraß.

»So ist es richtig, Dad«, lobte Gareth. »Wir werden in nicht allzu ferner Zukunft in den Osten reisen und diesen Arzt aufsuchen. Der Mann soll wahre Wunder bewirken. Nicht lange, und du wirst wieder auf eigenen Beinen stehen.«

Ein Geräusch an der Haustür ließ Gareth herumfahren. Für einen Augenblick war er alarmiert, obwohl er ahnte, wer das Farmgebäude betreten hatte.

»Ist das Kaley?«, fragte Burt kauend.

»Aller Wahrscheinlichkeit nach«, erwiderte Gareth. »Und wie so oft wird sie betrunken sein.«

Schritte tappten heran, bis eine Gestalt im Türrahmen des Esszimmers sichtbar wurde. »Ich habe dich gehört, Gareth!«, lallte Kaley. »Hast du an meinem Lebensstil etwa was auszusetzen?«

»Verzieh dich in dein Zimmer und schlaf deinen Rausch aus!«, wetterte Gareth. »Du brauchst Dad mit deinem Verhalten nicht noch weiter runterzuziehen!«

»L-Lass sie«, sagte Burt Anderson. »Sie ist so ein liebes Mädchen und hat so viel von deiner Mutter. Du solltest sie nicht ständig kritisieren. Immerhin seid ihr Geschwister.«

Gareth's Rechte ballte sich zur Faust. »In Momenten wie diesen vergesse ich gerne, dass sie zur Familie gehört!«, blaffte er. »Ich bin doch wohl der Einzige, der Geld ranbringt. Und Kaley trägt es rüber in den Saloon!«

Die junge Frau wischte sich eine Strähne aus der Stirn und stützte ihre Fäuste in die Hüften. »Jetzt hört euch mal das Lämmlein an!«, stieß sie in beginnendem Zorn hervor. »Mein Bruder ist ja so ein Wohltäter! Aber er übersieht gerne, dass ich koche, die Wäsche mache und mich um die Tiere kümmere, während er für diesen Shane den Dreck von der Straße kehrt!«

»Noch ein Wort, und du fängst dir eine Ohrschelle ein!«, platzte es aus Gareth heraus. »Dir geht das Schicksal unseres Vaters wohl am Arsch vorbei, aber ich will, dass er wieder gesund wird! Und das geht nur mit harten Dollars, die du ja nicht verdienst!«