Lassiter Sammelband 1785 - Jack Slade - E-Book

Lassiter Sammelband 1785 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Seit über 30 Jahren reitet Lassiter schon als Agent der "Brigade Sieben" durch den amerikanischen Westen und mit über 2000 Folgen, mehr als 200 Taschenbüchern, zeitweilig drei Auflagen parallel und einer Gesamtauflage von über 200 Millionen Exemplaren gilt Lassiter damit heute nicht nur als DER erotische Western, sondern auch als eine der erfolgreichsten Western-Serien überhaupt.

Dieser Sammelband enthält die Folgen 2236, 2237 und 2238.

Sitzen Sie auf und erleben Sie die ebenso spannenden wie erotischen Abenteuer um Lassiter, den härtesten Mann seiner Zeit!


2236: Ein Todfeind kehrt zurück

Die Frau stürzte in das Telegrafenbüro wie von Furien gehetzt. Ein Schwall von Wasserdampf und Kohlegeruch wehte vom Bahnsteig herein. Die Frau schlug die Tür ins Schloss.

"Helfen Sie mir! O mein Gott, helfen Sie mir!", flehte sie und hastete auf den Tresen zu. Mit zitternden Fingern zog sie einen zerknitterten Zettel hervor, den sie im Futter ihrer Kostümjacke versteckt hatte.

"Ein Telegramm, Madam?", fragte Telegraph Clerk Arthur Higgins, weil er nicht wusste, wie er auf die völlig aufgelöste Kundin reagieren sollte.

Eilig schob sie ihm den Fetzen Papier zu. "Bitte schicken Sie es sofort ab. Bitte! Ich bin in größter Gef..." Sie zuckte zusammen, als draußen Schritte polterten.

Higgins sah Verzweiflung und Todesangst in ihrem Gesicht. Und er reagierte blitzschnell. Las die hingekritzelten Worte und stopfte sich den Zettel in den Mund.


2237: Lassiters Ritt in die Hölle

Willkommen im Fegefeuer", sagte La Furiosa, die Wütende. Sie bemühte sich angestrengt, nicht so auszusehen, wie ihr Spitzname es vermittelte. Ja, sie tat sogar alles, um die Freundlichkeit in Person zu sein.

Ihr persönlicher Salon im Edel-Etablissement "El Purgatorio" war pompös und zugleich gemütlich genug eingerichtet, um jedem Gast auf Anhieb Wohlgefühl und Entspannung zu vermitteln. La Furiosa war berühmt in ihren Kreisen - nur bei Männern allerdings. Denn normalerweise empfing sie nur Gentlemen. Diesmal aber war ihr Gast eine Frau, deren Haar fast so dunkel war wie ihr eigenes.

"Mein Name ist Sheena Blood, verwitwete Haverty", sagte die Besucherin. "Aber das wissen Sie ja."

La Furiosa, die eigentlich Jimena Durango hieß, lächelte weiter ihr freundliches Lächeln und antwortete: "Ich weiß nur, dass Sie diesen Raum nicht lebend verlassen werden."


2238: Der Preis der Ehre

Auf der alten Crimsley Ranch nahe Nacogdoches tobt ein Kampf auf Leben und Tod, den der Viehzüchter Noel Bennet und seine Frau Maud allmählich zu verlieren drohen. Als letztes Rancherpaar in der Gegend stemmen sie sich gegen den mächtigen Erdölmagnaten Oliver Stockton, der es mit seiner Kerosine Goods Co. auf Bennets Land abgesehen hat.

Um den blutigen Streit zu schlichten, entsendet die Brigade Sieben ihren besten Mann nach Texas. Doch zur gleichen Zeit greift Stockton zu einer perfiden List - er bietet Bennet eine Landgarantie an, falls sich dessen junge Tochter Rose auf eine Nacht mit dem Industriellen einlässt. Schon bald steht für Lassiter mehr auf dem Spiel als nur sein Auftrag ...

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Seitenzahl: 370

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Covermotive: Boada/Norma ISBN 978-3-7325-6221-3

Jack Slade

Lassiter Sammelband 1785 - Western

Inhalt

Jack SladeLassiter - Folge 2236Die Frau stürzte in das Telegrafenbüro wie von Furien gehetzt. Ein Schwall von Wasserdampf und Kohlegeruch wehte vom Bahnsteig herein. Die Frau schlug die Tür ins Schloss. "Helfen Sie mir! O mein Gott, helfen Sie mir!", flehte sie und hastete auf den Tresen zu. Mit zitternden Fingern zog sie einen zerknitterten Zettel hervor, den sie im Futter ihrer Kostümjacke versteckt hatte. "Ein Telegramm, Madam?", fragte Telegraph Clerk Arthur Higgins, weil er nicht wusste, wie er auf die völlig aufgelöste Kundin reagieren sollte. Eilig schob sie ihm den Fetzen Papier zu. "Bitte schicken Sie es sofort ab. Bitte! Ich bin in größter Gef..." Sie zuckte zusammen, als draußen Schritte polterten. Higgins sah Verzweiflung und Todesangst in ihrem Gesicht. Und er reagierte blitzschnell. Las die hingekritzelten Worte und stopfte sich den Zettel in den Mund.Jetzt lesen
Lassiter - Folge 2237"Willkommen im Fegefeuer", sagte La Furiosa, die Wütende. Sie bemühte sich angestrengt, nicht so auszusehen, wie ihr Spitzname es vermittelte. Ja, sie tat sogar alles, um die Freundlichkeit in Person zu sein. Ihr persönlicher Salon im Edel-Etablissement "El Purgatorio" war pompös und zugleich gemütlich genug eingerichtet, um jedem Gast auf Anhieb Wohlgefühl und Entspannung zu vermitteln. La Furiosa war berühmt in ihren Kreisen - nur bei Männern allerdings. Denn normalerweise empfing sie nur Gentlemen. Diesmal aber war ihr Gast eine Frau, deren Haar fast so dunkel war wie ihr eigenes. "Mein Name ist Sheena Blood, verwitwete Haverty", sagte die Besucherin. "Aber das wissen Sie ja." La Furiosa, die eigentlich Jimena Durango hieß, lächelte weiter ihr freundliches Lächeln und antwortete: "Ich weiß nur, dass Sie diesen Raum nicht lebend verlassen werden."Jetzt lesen
Lassiter - Folge 2238Auf der alten Crimsley Ranch nahe Nacogdoches tobt ein Kampf auf Leben und Tod, den der Viehzüchter Noel Bennet und seine Frau Maud allmählich zu verlieren drohen. Als letztes Rancherpaar in der Gegend stemmen sie sich gegen den mächtigen Erdölmagnaten Oliver Stockton, der es mit seiner Kerosine Goods Co. auf Bennets Land abgesehen hat. Um den blutigen Streit zu schlichten, entsendet die Brigade Sieben ihren besten Mann nach Texas. Doch zur gleichen Zeit greift Stockton zu einer perfiden List - er bietet Bennet eine Landgarantie an, falls sich dessen junge Tochter Rose auf eine Nacht mit dem Industriellen einlässt. Schon bald steht für Lassiter mehr auf dem Spiel als nur sein Auftrag ...Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Ein Todfeind kehrt zurück

Vorschau

Ein Todfeind kehrt zurück

Die Frau stürzte in das Telegrafenbüro wie von Furien gehetzt. Ein Schwall von Wasserdampf und Kohlegeruch wehte vom Bahnsteig herein. Die Frau schlug die Tür ins Schloss.

»Helfen Sie mir! O mein Gott, helfen Sie mir!«, flehte sie und hastete auf den Tresen zu. Mit zitternden Fingern zog sie einen zerknitterten Zettel hervor, den sie im Futter ihrer Kostümjacke versteckt hatte.

»Ein Telegramm, Madam?«, fragte Telegraph Clerk Arthur Higgins, weil er nicht wusste, wie er auf die völlig aufgelöste Kundin reagieren sollte.

Eilig schob sie ihm den Fetzen Papier zu. »Bitte schicken Sie es sofort ab. Bitte! Ich bin in größter Gef-« Sie zuckte zusammen, als draußen Schritte polterten.

Higgins sah Verzweiflung und Todesangst in ihrem Gesicht. Und er reagierte blitzschnell. Las die hingekritzelten Worte und stopfte sich den Zettel in den Mund.

Als der Kerl hereinpolterte, hatte Higgins bereits zu seinem Pausen-Sandwich unter dem Tresen gegriffen und biss herzhaft davon ab. Kräftig kauend schlang er das Gemisch aus Brot, Kochschinken und Papierbrei hinunter.

Der Polterer machte einen Satz vorwärts, packte die Frau und zerrte sie vom Tresen weg. Sie wehrte sich verzweifelt, doch sie hatte gegen die Kräfte des bullig gebauten Mannes keine Chance. Brutal zog er sie in Richtung Ausgang. Das Grinsen, mit dem er den Clerk ansah, hatte etwas Gemeines.

»Weiber!«, knurrte er kumpelhaft grob. »Denen muss man mindestens einmal am Tag den Marsch blasen, sonst spuren sie nicht.« Während die Frau schrie und keuchte und sich loszureißen versuchte, fügte er hinzu: »Hat sie was gesagt? Einen Telegrammtext?«

»Nein, Sir«, rief Higgins wahrheitsgemäß. »Gesagt hat sie nichts, dazu ist sie gar nicht mehr gekommen.«

Der Mann nickte beruhigt, mit grimmiger Miene. Er verharrte noch einen Moment auf der Türschwelle. Mit der Frau fest im Griff, drehte er sich zu dem Clerk um.

»Wenn du gelogen hast, bist du tot«, sagte er drohend. Trotz des Fauchens und Zischens der Lokomotive war er gut zu verstehen. Es lag an der kalten, durchdringenden Härte seiner Stimme.

Die Frau ergab sich in ihr Schicksal. Schluchzend trottete sie hinter ihrem Bezwinger her und wirkte dabei wie ein kleines Mädchen an der Hand eines strengen Vaters. Auf dem Bahnsteig hielten sich nur noch wenige Menschen auf. Alle schauten herüber, doch niemand griff ein.

Ihren Gesichtern war anzusehen, was sie dachten. Es war nicht angeraten, sich einzumischen. Schließlich tat der Mann seiner renitenten Begleiterin keine übermäßige Gewalt an, und seinem energischen Auftreten nach schien er durchaus berechtigt zu sein, sie zu maßregeln.

Das traf vor allem dann zu, wenn er ihr Ehemann war. Dann hatte er jedes Recht, seine Angetraute zur Räson zu bringen – zumal dann, wenn sie sich derart widerborstig aufführte, wie es bei dieser offenbar noch recht jungen Lady der Fall war.

Arthur Higgins verließ seinen Arbeitsplatz und eilte zum Fenster. Unmittelbar rechts davon, hinter dem Streifen Wand zwischen Fenster und Tür, konnte er von draußen nicht gesehen werden. Vorsichtig schob er die Scheibengardine ein Stück zur Seite – nur so weit, dass er hinausspähen konnte.

Er stand auf dem Sprung, fluchtbereit für den Fall, dass der Polterer unverhofft zurückkam, um ihn zum Schweigen zu bringen. Higgins, selbst ein hagerer Mann mit Halbglatze, prägte sich das Aussehen des seltsamen Paars ein, als es gerade auf den Perron des ersten Wagens hinter Lokomotive und Tender stieg.

Es handelte sich um einen luxuriösen Pullman-Wagen der ersten Klasse. Zwar sahen weder der Mann noch die Frau aus wie schwerreiche Leute, doch sie betraten den Wagen mit der größten Selbstverständlichkeit. Folglich schien es sich für sie um eine gewohnte Umgebung zu handeln. Zumindest war ihnen das Reisen in seiner teuersten Form nicht fremd.

Higgins schätzte die Frau auf Anfang zwanzig. Sie trug ihr vermutlich langes schwarzes Haar hochgesteckt. Ihr hellgraues Kostüm mit knöchellangem, weitschwingendem Rock entsprach der neuesten Mode, wie der Clerk aus dem Telegraph Office sie gelegentlich an Frauen aus den Großstädten der Ostküste bemerkte, wenn sie zufällig ausgerechnet hier, in Junction City, Kansas, eine Pause einlegten.

Für den Hauch eines Augenblicks sah Higgins noch einmal das Profil der jungen Frau. Mittlerweile hatte sie sich gefügt und leistete keinen Widerstand mehr. Sie war eine ausgesprochene Schönheit, und das Kostüm unterstrich ihre formvollendete Figur auf vorteilhafte Weise.

Der Polterer hatte außer seiner bulligen Statur keine besonderen Merkmale. Kurzes blassblondes Haar bedeckte seinen runden Schädel, und das bartlose Gesicht war solchermaßen durchschnittlich, dass man es sich kaum einprägen konnte.

Das Jackett seines anthrazitfarbenen Straßenanzugs spannte über den Schultern und wies an der rechten Hüfte eine deutliche Beule auf, wo er einen Revolver trug.

Arthur Higgins kehrte hinter den Tresen zurück und setzte sich an den Tisch, auf dem der Telegraf befestigt war. Auf dem Notizblock neben der Morsetaste notierte Higgins aus dem Gedächtnis, was die Frau wohl heimlich und in höchster Eile auf den Zettel gekritzelt hatte:

An Lassiter – Justizministerium der Vereinigten Staaten – Washington DC – Werde entführt – per Eisenbahn nach Colorado. Sheena.

Während er den Telegrammtext in Morsezeichen umsetzte und diese nach Washington schickte, verzehrte er den Rest seines Sandwiches, um den Papiergeschmack aus dem Mund loszuwerden.

Anschließend riss Higgins den Zettel vom Block. Er sah, dass die Schrift durchgedrückt hatte, und riss auch den zweiten Zettel ab. Er zerknüllte beide und brachte sie nach nebenan in den Aufenthaltsraum, wo er sie in einen großen Aschenbecher legte.

Das einzige Fenster des Zimmers zeigte in die Bahnhofshalle. Obwohl sich dort niemand in unmittelbarer Nähe aufhielt, zog Higgins den Vorhang zu, bevor er ein Streichholz anriss und das Papierknäuel anzündete. Er wartete, bis es vollständig verbrannt war. Aus dem Aschenbecher nahm er einen erkalteten Zigarrenstummel und zermalmte damit das verbrannte Papier, bis es zu feiner schwarzer Asche geworden war.

Vorn, im Office, zog er den Papierstreifen mit den Morsezeichen aus dem Telegrafen. Er knüllte auch dieses Papier zusammen und verbrannte es auf die gleiche Weise wie die Zettel vom Notizblock.

***

Irgendein Hurensohn war hinter ihm, im Gedränge des Bahnhofs. Lassiter spürte die Blicke des Kerls im Nacken. Aber jedes Mal, wenn er sich umdrehte, stehenblieb oder sogar kehrtmachte, war kein Verdächtiger zu sehen. Nur ordentliche Hauptstadtbürger mit freundlichen Gesichtern – Regierungsbeamte, Geschäftsleute und Angestellte, ihre Frauen, Kinder und sonstigen Verwandten.

Der Zug, auf den sie warteten, näherte sich dem Bahnhof.

Das Dampfross schnaubte fauchend und mit Getöse heran. Die Bremsen brachten Stahl auf Stahl zum Kreischen, doch das Tempo des Zuges war immer noch beträchtlich. Aber die Lokführer, die die Pennsylvania Station in Washington DC anfuhren, verstanden ihr Handwerk. Punktgenau am Ende des Bahnsteigs würde der Mann im Führerstand seinen Zug auch diesmal zum Stehen bringen.

Lassiter drehte sich nur kurz um und ließ seinen Blick über die Köpfe der Menschen schweifen, als würde er auf jemanden warten. Einen Moment lang glaubte er, sich getäuscht zu haben, denn da schien kein Verdächtiger mehr hinter ihm zu sein.

Niemand rückte ihm zu nahe. Erwachsene führten Abschiedsgespräche, Kinder plapperten aufgeregt. Lassiter stand mittendrin, nahe der Bahnsteigkante.

Die Lokomotive kam näher, schob als Erstes ihren mächtigen rotlackierten Kuhfänger ins Blickfeld.

In diesem Augenblick bemerkte Lassiter den Hurensohn zum ersten Mal. Er sah ihn noch nicht einmal, und trotzdem war es zu spät. So schien es jedenfalls.

Es war nicht mehr als eine Bewegung, die er hinter sich wahrnahm. Möglich, dass es der Atem eines Menschen war, der diesmal seinen Nacken traf. Ihm blieb keine Zeit, es herauszufinden.

Alles geschah auf einmal – und viel zu schnell.

Die Lokomotive und die Waggons donnerten heran. Noch immer kreischten die Bremsen. Der Boden erzitterte unter dem Gewicht der Schienenfahrzeuge. Das Rot des Kuhfängers wurde riesengroß, schien buchstäblich zu explodieren.

Lassiter wirbelte herum.

Der Kerl war hinter ihm, eine knappe Armlänge entfernt.

Ein vollbärtiger, stämmiger Mann, gut gekleidet. Er tat unbeteiligt, indem er nach links blickte, als ob er jemanden suchte. Doch Lassiter fühlte die Hand des Mannes bereits auf seinem Schulterblatt, bereit, ihn auf das Gleis zu stoßen.

Lassiter handelte blitzschnell, vollführte eine rasante Körperdrehung

Dadurch nahm er dem Stoß das meiste der Wucht. Noch während seiner Kehrtwende packte er den Arm des Attentäters. Der Kopf des Mannes ruckte herum. Erschrecken und Wut paarten sich in seinem Gesicht.

Im selben Augenblick kam Todesangst hinzu, als ihm bewusst wurde, dass er sich mit dem eigenen Schwung ins Verderben trieb. Aber Lassiter packte seinen Arm mit eisenhartem Griff. Ausgerechnet er, das vorgesehene Opfer des heimtückischen Anschlags, bewahrte den Attentäter davor, in den sicheren Tod zu stürzen.

Erschrockene Menschen schrien, wichen zurück. Eltern zerrten ihre Kinder von der Bahnsteigkante weg. Durcheinander und gefährliches Gedränge entstanden vor dem einfahrenden Zug.

Der Kuhfänger war unmittelbar neben ihnen, als Lassiter den Bärtigen in die Gegenrichtung schleuderte, zum Bahnhofsgebäude hin. Der Fremde stolperte rückwärts, ruderte haltsuchend mit den Armen.

Das Gleichgewicht verlor er dennoch nicht, denn zu viele hin und her und vor und zurückdrängende Menschen hielten ihn auf und bewahrten ihn davor, auf die Hartholzplanken des Bahnsteigs zu fallen.

Die Schar der in Panik geratenden Reisenden schloss sich bereits wieder, obwohl Lassiter sofort nachsetzte. Er wusste, wie schnell er den Attentäter im Gewühl aus den Augen verlieren konnte – zumal ein dunkelhaariger Kerl mit Vollbart alles andere als ein seltener Anblick war.

Der Mann der Brigade Sieben stemmte sich gegen die Menschenmenge. Doch schon nach dem ersten Schritt begriff er, dass er einem Irrtum unterlag.

Der Bärtige floh nicht.

Er kehrte zurück, kam ihm entgegen.

Verbissen kämpfte sich der Heimtückische aus dem Gewühl frei. Bevor Lassiter sich versah, war der Bastard wieder vor ihm, schaufelte sich den Weg frei und wollte ihm an die Gurgel. Lassiter hieb ihm die Arme weg und wich keinen Inch zurück. Stattdessen versuchte er, ihn erneut zu packen.

Für den Bruchteil einer Sekunde sah er das Gesicht des Bärtigen nahe vor sich. Und für ebendiesen Moment irritierte den großen Mann dieses Gesicht. Denn es lag noch immer blanke Angst darin, tief eingegraben wie von einem mörderischen Hieb.

Ja, es war noch immer nackte Todesangst – verändert jedoch.

Lassiter begriff. Es handelte sich um die Angst des Mannes vor dem Auftraggeber. Wenn der Mörder nicht erfolgreich tötete, musste er selbst sterben. So lautete das Gesetz in der Welt des Verbrechens. Deshalb schien den Bärtigen nichts mehr zu peinigen als die Vorstellung, sich mit einem Misserfolg zurückmelden zu müssen.

Noch bevor Lassiter den Gedanken zu Ende geführt hatte, ließ sein Gegner sich vom Mut der Verzweiflung leiten. Wild entschlossen tauchte er zur Seite weg – und schaffte es, Lassiters zupackenden Händen zu entgehen.

Während der Zug langsamer wurde, stieß sein Gegner einen Triumphschrei aus und war plötzlich hinter ihm. Diesmal versuchte der Attentäter es nicht mit einem Stoß, sondern mit seinem ganzen Körpergewicht.

Er warf sich auf Rücken seines Opfers und stemmte sich mit größter Anstrengung gegen ihn. Lassiter hörte die Stiefelsohlen des Mannes scharren.

Die Menschen in unmittelbarer Nähe waren längst zurückgewichen. Lassiter sah die sich drehenden Räder der Lokomotive, rot wie der Kuhfänger, und den ölig glänzenden Stahl des Antriebsgestänges – umwabert von feinen Dampfschwaden. Der Zug rollte allmählich aus.

Der Bärtige keuchte. Lassiter spürte seinen Atem heiß und stoßweise im Nacken. Das Gewicht des Mannes schien sich zu vervielfachen. Wie eine erdrückende Tonnenlast schob es Lassiter auf die Bahnsteigkante zu. Das Rot der stählernen Radspeichen wurde zu einem grellen, zerfließenden Farbbrei.

Zwischen diese Räder zu geraten, auch wenn sie sich nur noch langsam drehten, bedeutete den sicheren Tod. Allein das Gewicht der Lokomotive, zudem geschoben von der ausrollenden Masse des Zuges, konnte einen Menschen buchstäblich zermalmen wie ein Insekt.

Lassiter machte sich keine Illusionen. Er war dem Tod nahe.

Hölle und Teufel, sollte es einem hinterhältigen Meuchelmörder gelingen, ihn ausgerechnet hier in Washington ins Jenseits zu befördern – noch dazu unter den Augen seiner Dienststelle? Das Justizministerium war nur einen Steinwurf entfernt, an der Pennsylvania Avenue.

Seine Vorgesetzten brauchten praktisch nur aus dem Fenster zu schauen, um sein Ende zu beobachten. All right, das war schon wegen der mächtigen Konstruktion des Bahnhofsgebäudes nicht wirklich möglich. Aber die Vorstellung allein brachte den Mann der Brigade Sieben fast um den Verstand.

Während die Bahnsteigkante und das stählerne Rot der Lokomotivenräder näher und näher kamen, tat er das einzig Mögliche und zugleich das, was der Kerl hinter ihm am allerwenigsten erwartete – exakt in dem Moment, in dem dieser ihm den entscheidenden Stoß versetzen wollte.

Lassiter mobilisierte alle Kräfte seiner Beinmuskeln.

Und sprang – vorwärts.

Von dem Attentäter weg, auf die Lokomotive zu.

Der Kerl hinter ihm schrie vor Schreck, als er sein Eigengewicht ins Leere wuchtete – und nichts mehr dagegen tun konnte.

Da, wo eben noch der breite Rücken des Mannes der Brigade Sieben gewesen war, gähnte das Nichts. Es gab keinen Halt mehr für den Bärtigen. Er bekam Übergewicht. Sein Schrei wurde zum Schrillen.

Verzweifelt ruderte er mit den Armen. Die Augen vor Entsetzen geweitet, sah er Lassiter emporschnellen und die Distanz zwischen Bahnsteigkante und Lokomotive überwinden. Im selben Moment bekam der große Mann bereits den Reglerzug und den Handlauf am Kessel zu fassen.

Mit den Füßen fand er sicheren Halt auf dem Umlauf.

Er wandte den Kopf und sah, was geschah.

Der Bärtige versuchte noch, es ihm nachzutun. Schreiend und bereits vornüberkippend versuchte er, den Sturz ins Leere in einen Sprung umzuwandeln.

Seine Kraft reichte nicht. Wie ein nasser Sack fiel er in die Speichen des hinteren Antriebsrads. Einer seiner Arme klemmte sich fest, sofort darauf auch der zweite. Zumindest mit den Armen wurde der Mann buchstäblich ins Rad geflochten.

Lassiter sah noch, wie der Körper des Attentäters sich verdrehte und ein Stück hochgezogen wurde. Sein Schrei verstummte. Leblos wie eine Gliederpuppe, aber immer noch in den Speichen hängend, sank er dem Gleisbett entgegen.

Augenblicke später kam der Zug zum Stehen.

Lassiter drehte sich um und sprang. Stumm vor Entsetzen beobachteten ihn die Menschen, wie er neben den Schwellen landete und auf den schräg in Hüfthöhe hängenden Mann zutrat.

Lokführer und Heizer verließen den Führerstand, aber noch bevor sie die Ausstiegsleiter hinter sich brachten, sahen sie, dass sie nicht mehr helfen konnten. Trillerpfeifen gellten durch den Bahnhof. Schwarz uniformierte Polizeibeamte bahnten sich einen Weg durch die Menge. Die Coppers hatten es schwer, voranzukommen, denn die Schaulustigen drängten sich in immer größerer Zahl.

Lassiter ging vor dem Bärtigen in die Hocke. Es war kaum noch Leben in ihm.

»Es ist vorbei«, sagte Lassiter leise genug, damit nur der Sterbende es hören konnte. »Erleichtere dein Gewissen und sag mir, wer dich beauftragt hat. Es ist das Einzige, was dir noch hilft.«

»Falsch«, antwortete der Mann mit brüchiger Stimme. »Es hilft – mir – nicht. Aber – sie sollen – mit mir – zur – Hölle – fahren …« Seine Stimme wurde schwächer. Er öffnete den Mund weiter und schien vollends verstummen zu wollen. Seine Augen vergrößerten sich und richteten sich furchtsam auf seinen Bezwinger

»Wer?«, fragte Lassiter behutsam. »Wer soll zur Hölle fahren?«

Der Sterbende schien ihn nicht mehr zu verstehen. Sein Blick verlor sich. Doch unvermittelt gab er ein Krächzen von sich. Halb Verständliches, Geflüstertes folgte.

Lassiter musste sich vorbeugen und sein Ohr nahe an den Mund des Mannes bringen.

»… und Ver-nelle …«

Möglich, dass er auch noch den Nachnamen aussprechen wollte. Lassiter vermochte jedoch nichts mehr zu verstehen. Noch einmal starrte der Sterbende ihn an – wie hilfesuchend, flehend. Dann brach sein Blick.

Lassiter richtete sich auf, drehte sich um.

Zwei schwarz Uniformierte schwangen sich über die Bahnsteigkante und traten auf ihn zu. Er zeigte dem dienstälteren der beiden Polizeibeamten, einem Lieutenant, seinen Ausweis. Der Lieutenant warf einen kurzen Blick darauf und nickte dankend.

»Hat er noch etwas gesagt?«, fragte er und deutete auf den Toten.

»Nichts Nennenswertes«, antwortete Lassiter und wiederholte die letzten Worte des Attentäters. Nur den Namen Vernelle verschwieg er.

***

»Dieser Mann, den ich Ihnen vermittle, ist kein Killer.« Clarence B. Malone sagte es gedehnt und ließ seine Worte wohlbedacht klingen. »Er ist ein Ehrenmann, ein richtiger Gentleman. Trotzdem wird er den Mord ausführen, den Sie sich nun schon so lange wünschen.«

»Tue ich das?«, entgegnete Raymond H. Gavin, ein korpulenter Mann mit Halbglatze und buschigem Backenbart. »Woher glauben Sie, meine Wünsche so genau zu kennen?« Ein Anflug von Spott kräuselte seine Lippen.

»Ich bin Journalist«, entgegnete Malone, als sei damit alles gesagt. Er lächelte überlegen. Er nahm die Havanna, die sein Gegenüber ihm spendiert hatte, und ließ sich Zeit dabei, sie anzuzünden. Dann warf er das Streichholz in den Aschenbecher, lehnte sich zurück und paffte die ersten bleigrauen Wolken in das matte Licht der Abenddämmerung.

Einen Moment lang wirkte er weggetreten, wie jemand, der nichts anderes zu tun hatte, als die schöne Aussicht zu genießen. Sein kurzgeschnittenes blondes Haar schimmerte im Schein der untergehenden Sonne wie reifes Getreide.

Malone war von schlanker Statur; er trug einen graugrünen Tweedanzug wie er zurzeit in Chicago und den Großstädten den Ostens Mode war. Wenn er schreiben oder lesen musste, setzte er eine Nickelbrille mit großen, runden Gläsern auf.

Die beiden Männer saßen auf der Veranda eines herrschaftlichen Hauses, Gavins Villa. Das zweigeschossige weiße Gebäude im Stil einer römischen Kaiservilla, stand auf einem Hügel am südwestlichen Rand von Las Animas, Colorado.

Eingebettet in das Hügelland östlich der Sangre de Cristo Mountains war der Zusammenfluss des Arkansas River und des Purgatory River. Die beiden Flussläufe, umgeben von dichtem, polsterartigem Grün, schlängelten sich unmittelbar am Fuß des Villenhügels nach Süden.

Gavin hatte sein Gegenüber geduldig beobachtet und nickte bedächtig, als hätte er sich von der Langatmigkeit seines Besuchers anstecken lassen.

»Sie sind Journalist«, wiederholte der Hausherr schmunzelnd. »Das können Sie gar nicht oft genug betonen, stimmt’s?«

»Zugegeben«, antwortete Malone und blies ein paar neue Wolken von Zigarrenrauch in den Sonnenuntergang, ehe er fortfuhr. »Aber es erklärt einiges – zum Beispiel, dass ich meine Hausaufgaben mache, bevor ich mit jemandem einen Sachverhalt erörtere.«

»Mit anderen Worten, Sie ziehen Erkundigungen über den Betreffenden ein. In diesem Fall über mich.« Gavin beugte sich über den Tisch und zog die beiden bereits geleerten Shotsgläser zu sich heran. Gemächlich nahm er die Flasche Kentucky Bourbon, entkorkte sie umständlich und schenkte nach.

Malone nahm sein Glas entgegen, und sie prosteten sich zu.

»Wenn ich nichts über Sie wüsste, hätte ich Ihnen mein Angebot nicht unterbreiten können«, erklärte der Journalist und kippte den Kurzdrink hinunter.

»Stimmt«, entgegnete Gavin. Er leerte sein Glas ebenfalls, stellte es weg und legte die angewinkelten Unterarme auf den Tisch. Er faltete die Hände, sah den Journalisten eindringlich an und sagte: »Was ich nicht verstehe, ist Folgendes: Sie bieten mir eine – hm – Dienstleistung an, aber Sie verlangen kein Geld dafür. Und ich meine, diese Dienstleistung ist ja keine Kleinigkeit.«

»Ganz und gar nicht«, stimmte Malone ihm zu. »Genaugenommen handelt es sich um einen Mord, den wir gemeinsam planen und in Auftrag geben. Wenn das als solches herauskäme, würden wir beide dafür hängen – genau wie der Ausführende selbst. Da dürfen wir uns nichts vormachen.

»Und entsprechend behutsam zu Werke gehen.«

»Sie sagen es.« Malone lächelte wieder. »Das Entscheidende ist, Sir, dass zwischen uns und den Beteiligten – das gilt sowohl für den Mörder als auch für das Opfer – niemals eine Verbindung hergestellt werden kann. Diese beiden Personen und ihr Umfeld wissen nichts von uns.«

»All right, und was sie nicht wissen, können sie nicht ausplaudern. Aber wie wollen Sie einen Mordauftrag erteilen, ohne den – sagen wir – Auftragnehmer über die Einzelheiten zu informieren?«

»Das, mein lieber Mister Gavin«, sagte Malone großspurig, »hat mit der Kunst der Anonymität zu tun – beziehungsweise damit, wie man sie handhabt.«

»Ich weiß nicht.« Gavin wiegte zweifelnd den Kopf. »Das klingt alles ziemlich theoretisch.«

»Ich bin ein Praktiker«, erklärte Malone ohne den geringsten Selbstzweifel. »Die Beweise dafür werde ich Ihnen liefern, darauf können Sie sich verlassen.« Er steckte sich die Zigarre zwischen die Lippen und paffte neue Wolken von Tabakrauch in die Abendluft.

Gavin nickte. Er nahm eine Havanna aus einer mit Silber verkleideten Holzschachtel, die auf dem Tisch stand. Während er das teure Produkt aus Kuba anzündete, dachte er über das nach, was der Journalist gesagt hatte. Schließlich, als sie gemeinsam eine dicke, unter dem Verandadach hängende Rauchwolke produziert hatten, räusperte sich Gavin wie nach einer schweren Entscheidung.

Er nahm die Zigarre aus dem Mund und sagte: »Was ich überhaupt nicht verstehe, ist, dass Sie kein Geld für Ihre Dienste verlangen. Die Sache muss doch einen Haken haben.«

»Nein.« Malone schüttelte energisch den Kopf. »Überhaupt nicht. Erstens – arbeitet unser Ehrenmann kostenlos für uns. Weil ich ihn in der Hand habe. Ich verfüge über eine Sammlung von Beweisen gegen ihn. Damit kann ich ihn vernichten. Jedes Gericht würde ihn zum Tode verurteilen, wenn ich die Beweise offenbare.«

»Also können Sie alles von ihm verlangen«, folgerte Gavin. »Und Sie bleiben trotzdem anonym?«

»Hundertprozentig.« Malone nickte bekräftigend. »Und zweitens – produzieren wir gemeinsam eine sensationelle Story. Ihre Story. Sie liefern den Stoff – mit meiner Hilfe. Ich verkaufe die Geschichte, sobald ich sie geschrieben habe. Die großen Zeitungen unseres Landes werden sich darum reißen. Das ist mein Geschäft.«

Gavin zog misstrauisch die Augenbrauen zusammen. »Aber ich will doch nicht, dass mein Name erwähnt wird.«

»Du lieber Himmel, natürlich nicht!« Malone lachte und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich sagte doch schon, wir beide bleiben im Hintergrund – unter dem schützenden Deckmantel der Anonymität. Niemand wird jemals eine Verbindung von uns zum Täter, geschweige denn zum Opfer, herstellen können.«

»Mhm«, brummte Gavin, noch immer skeptisch.

»Wenn es Sie überzeugt«, fuhr Malone eifernd fort, »darf ich Ihnen sagen, dass ich nicht nur kein Geld von Ihnen verlange, sondern sogar bereit bin, Sie an den Honoraren zu beteiligen. Sagen wir – zehn Prozent?«

»Zwanzig.« Augenblicklich erwachte Gavins Geschäftssinn. Das Gesicht des korpulenten Mannes nahm einen listigen Ausdruck an.

Malone schmunzelte. »Bei meinem Beteiligungsangebot handelt es sich um eine Offerte, die ich Ihnen eigentlich gar nicht machen müsste. Also einigen wir uns auf fünfzehn Prozent.«

Gavin zögerte einen Moment. Dann nickte er. »Einverstanden.«

»Gut.« Malone paffte drei Züge und fuhr fort: »Ich habe einige vorbereitende Maßnahmen ergriffen, die nicht unbedingt zum Erfolg führen müssen. Ich erwarte spätestens morgen eine telegrafische Nachricht aus Washington. Es ist alles möglich. Vielleicht hat die Aktion geklappt, dann ist Ihr Wunsch bereits in Erfüllung gegangen.«

»Was für eine Aktion? Und wieso in Washington?«

»Je weniger Sie darüber wissen, desto besser. Was Sie nicht wissen, kann niemand aus Ihnen herausquetschen.«

»Was meinen Sie mit ›Es ist alles möglich.‹?«

»Es handelte sich um eine sehr risikoreiche Aktion mit vielen Unwägbarkeiten. Die Chancen, dass es geklappt hat, stehen bestenfalls fünfzig zu fünfzig. Es ging auch nicht darum, den Auftrag perfekt zu Ende zu bringen. Das Ziel der Aktion war vielmehr, das Opfer schon mal in Unsicherheit zu stürzen. Dann wird unser Ehrenmann, wenn sein Einsatz beginnt, umso leichteres Spiel haben und zuverlässig zuschlagen können.«

Raymond H. Gavin furchte die Stirn. »Da kennen Sie Lassiter aber schlecht. Glauben Sie allen Ernstes, der Schweinehund lässt sich in Unsicherheit stürzen?«

***

Der Salonwagen schien durch die Landschaft zu schweben – weich gefedert und vollständig schallgedämpft. Männergespräche, unterbrochen von gelegentlichem Lachen, füllten den langgezogenen Raum mit seinen plüschigen Polstern, Wandbespannungen und Fenstervorhängen aus.

Die Stoßfugenschläge der Räder waren kaum zu hören, bestenfalls wie ein fernes Fingerschnippen, das jedoch von den übrigen Wagen des Zuges stammte. In der Tat war es, als würde der Salonwagen auf einem mit Luft gefüllten Kissen dahingleiten.

Zu beiden Seiten des Schienenstrangs erstreckten sich die Getreidefelder von Kansas so weit das Auge reichte. Im Schein der untergehenden Sonne nahm das wie ein sanfter Ozean wogende Korn die Farbe von Gold an.

Außer Lassiter hatte dafür niemand in dem Salonwagen ein Auge. Es war eine reine Männergesellschaft, beschäftigt mit Poker spielen oder einfach nur Rauchen und Whisky trinken.

Der Mann der Brigade Sieben hatte sich an der kleinen Bar gleich neben der hinteren Durchgangstür niedergelassen. Der Barkeeper, ein hünenhafter Schwarzer, polierte Gläser und hielt sie in das flach hereinfallende Sonnenlicht, um seine Arbeit zu kontrollieren.

Als die Tür geöffnet wurde, weiteten sich seine Augen über dem Glas, das er gerade prüfend betrachtete.

Lassiter nahm zuerst den Duft wahr. Ein Hauch von teurem Parfüm wurde von dem aufschwingenden Türblatt hereingefächert. Lassiter musste sich nur halb auf dem Barhocker umdrehen, um den Ursprung des betörenden Dufts wahrzunehmen.

Auf der Stelle konnte er die Verblüffung des Barkeepers nachempfinden.

Eine Frau trat ein. Sie war schlank, blond und schön. Und sie lächelte überheblich.

Auf der rechten Seite ihres Kopfes trug sie das Haar halblang; hinter dem Ohr fiel es in weichen Linien bis in den Nacken. Links war ihr Haar länger und zu einem kunstvollen dicken Zopf geflochten, dessen Ende ihren Busen erreichte.

Sie trug einen blauen Hosenanzug, der die Rundungen ihres Körpers umschmeichelte aber nicht übertrieben betonte. Indes schien ihr das Tragen einer Hose als Provokation noch nicht genug. Deshalb, vermutlich, betrat sie die Männerdomäne Salonwagen.

Mit hoch erhobenem Haupt wandte sie sich der Bar zu.

Im Zug der Kansas Pacific Railroad schien Derartiges noch nicht vorgekommen zu sein. Zumindest für die augenblickliche Besetzung des von Rauch und Whiskydunst geschwängerten Salonwagens musste es eine Premiere sein.

Denn es wurde schlagartig still.

Alle Blicke wandten sich in dieselbe Richtung – zur hinteren Tür, wo die unverfrorene Lady sich den Barhocker neben dem großen Kerl aussuchte und mit atemberaubender Altstimme fragte: »Darf ich mich zu Ihnen setzen, Sir?«

»Aber ja«, antwortete Lassiter und sah seinen versammelten Geschlechtsgenossen an, dass sie vor Neid zu platzen drohten.

Das hereinfallende Dämmerlicht und der schwindende rotgoldene Glanz der Sonne verliehen ihr ein Erscheinungsbild von geradezu überirdischer Schönheit. Alle Anwesenden vernahmen erneut ihre Altstimme, als sie auf Lassiters Glas deutete und den Barkeeper fragte, ob der Whisky zu empfehlen sei.

»Es ist ein Kentucky Bourbon, Madam«, antwortete der Mann hinter dem Tresen. »Vielleicht wird der Gentleman es Ihnen bestätigen.« Er nickte in Lassiters Richtung.

Die blonde Lady orderte den empfohlenen Bourbon und fragte ihren Sitznachbarn mit einem angedeuteten Lächeln: »Nun, Sir? Wie fällt Ihr Urteil aus?«

»Positiv«, antwortete Lassiter. Er wartete einen Moment, bis sie ihr Glas erhielt, dann erhob er seines, prostete ihr zu und sagte: »Fred …«, er machte eine Kopfbewegung zu dem Barkeeper hin, »hat sein Qualitätsurteil schon abgegeben. Kentucky. Damit ist alles gesagt, und dem kann ich mich nur anschließen.«

»Danke«, sagte sie, hob ihr Glas und leerte es wie ein Mann. Ein angedeutetes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, als wie weitersprach. »Komisch, dass ich bei Kentucky immer an Hillbillys denken muss – Hinterwäldler.«

Lassiter grinste. »Aber Whisky brennen können sie, das muss man ihnen lassen.« Er hatte sein Glas ebenfalls geleert und stellte es auf die Theke. Er blickte über ihre Schulter hinweg und bemerkte: »Hier befinden wir uns allerdings in Kansas.«

Sie erwiderte sein Grinsen. »Deshalb muss die Anwesenheit von Hillbillys nicht unbedingt ausgeschlossen sein, oder? Wie viele sind es?«

»Zwei«, erwiderte Lassiter, ohne den beiden Gents, die sich weiter hinten von einem Pokertisch erhoben hatten, einen zweiten Blick zu widmen.

»Ich heiße übrigens Kanya«, erklärte die blonde Lady. »Kanya Tyrrell.«

Lassiter stellte sich ebenfalls vor. Dann aber sagte er nichts mehr, denn die zwei Männer aus dem Pokersalon waren zur Stelle. Beide trugen dunkelgraue Anzüge mit weißem Chemisette und dunkelroter Samtschleife. Die Hosen wiesen bereits deutliche Knitterfalten vom langen Sitzen auf.

Der erste Mann war einer, dem die Selbstüberschätzung aus den Augen strahlte. Mit gepflegtem Schnauzbart, präzise gestutzten Augenbrauen und ansonsten glattrasiertem Gesicht war er der Angeber aus dem Bilderbuch.

Sein Begleiter verblasste dagegen. Außer pomadisiertem blondem Haar und einem anbiedernden Dauerlächeln hatte er keine besonderen Merkmale zu bieten.

Beiden gemeinsam war die Tatsache, dass sie Lassiter vollständig ignorierten.

Der Angeber schob sich dicht an Kanya heran und um sie herum. Lassiter den Rücken zuwendend, sprach er sie an und kam ihrem Gesicht dabei um Handtellerbreite nahe.

»Howdy, Baby. Den nächsten Shot kippen wir gemeinsam, würde ich sagen.«

»Wir spendieren dir nämlich noch einen«, fügte der Dauerlächler zu ihrer Rechten hinzu.

Beidseitig von einer Wolke aus Whisky- und Tabakdunst eingehüllt, blieb die blonde Lady dennoch ruhig.

Hinten im Wagen warteten alle auf ihre Reaktion. In der anhaltenden Totenstille wäre eine fallende Stecknadel zu hören gewesen, hätte es nicht das scheinbar ferne Rauschen und Klicken des fahrenden Zuges gegeben.

Lassiter machte auf die Zuschauer den Eindruck, dass er sich heraushalten wollte, indem er dem Geschehen durch Nichtbeachtung seinen Lauf ließ. Dadurch tat er nach Ansicht der meisten Anwesenden das einzig Richtige, denn bei den beiden aufdringlichen Gents handelte es sich um gefährliche Berufsspieler, die natürlich bewaffnet waren.

»Und dann«, fuhr der Angeber ölig säuselnd fort, »begeben wir drei Hübschen uns in unser lauschiges Abteil und gönnen uns einen vergnügten Abend.«

Sekundenlang wurde die Stille atemlos, und die Spannung stieg, denn die Lady schien nicht antworten zu wollen. Dann aber sprach sie doch, und ihre Worte tropften markig in die Stille.

»Mit Schlappschwänzen gehe ich nirgendwo hin.«

Die beiden Unverfrorenen starrten sie entgeistert an.

Lassiter musste schmunzeln, denn er ahnte, was kommen würde.

Der Angeber überwand seine Verblüffung als Erster.

»Und wir …«, sagte er halblaut und drohend, »sind es nicht gewohnt, dass uns eine gottverdammte Hure widerspricht.«

Noch während er redete, packte er Kanyas Oberarm. Der Dauerlächler lächelte nicht mehr; er folgte dem Beispiel seines Gefährten auf der anderen Seite.

Ein erschrockener Laut ging im nächsten Moment durch die Reihen der Zuschauer, als die blonde Lady ihm einen kurzen aber brettharten Stoß versetzte und er wie von einem Katapult geschleudert in den Mittelgang flog. Schreiend vor Schreck und Schmerz landete er auf dem Bodenteppich und rutschte noch ein Stück weiter.

Der Angeber wollte Kanya zu sich herumreißen.

»Entschuldige dich«, sagte Lassiter.

Der Angeber tat, als hätte er nichts gehört.

»Jetzt wollen wir doch mal sehen …«, zischte er in Kanyas Ohr. Weiter kam er nicht.

Denn im nächsten Moment schlug sein Kopf krachend auf die Theke.

Das Krachen wurde abgelöst von seinem markerschütternden Schmerzensschrei.

Mit der linken Kopfseite auf die Theke gezwungen, sah der Angeber das hinreißende Profil der blonden Lady nun im Querformat. Er fing an, zu begreifen, dass die Schmerzen weniger wurden, wenn er sich nicht bewegte.

Lassiter hatte sein Ohrläppchen unterdessen fest im Griff und wartete geduldig, bis der Schrei des Kerls nachließ. Dann, als auch der Dauerlächler im Mittelgang zur Ruhe gekommen war, den Oberkörper aufgerichtet hatte und herüberstarrte, wiederholte Lassiter seine Aufforderung an den Angeber.

»Entschuldige dich.«

Aus seiner unbequemen Position gab der Schnauzbärtige ein widerwilliges Knurren von sich. Seine Worte waren erstaunlich gut verständlich: »Den Teufel werde ich …«

Das »tun« bekam er nicht mehr heraus.

Lassiter sorgte dafür, indem er nur sehr wenig am Ohrläppchen des Kerls drehte. So schrie der Mann von neuem wie am Spieß. Er verstummte gleich darauf, als Lassiter das Ohrläppchen zurückdrehte. Der Mann der Brigade Sieben brauchte seine Aufforderung nicht zu wiederholen.

»Sorry, sorry, sorry!«, rief der Angeber. »Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Ich entschuldige mich.«

»Bei wem?«, fragte Lassiter knapp.

»Bei der verdammten …«

Abermals schrie er, statt weiterzusprechen.

Erst nach einem Moment ließ Lassiter locker und sagte: »Ich warne dich, Amigo. Du sprichst die Lady direkt an, oder es kommt noch schlimmer für dich.«

Während er sprach, behielt er den Dauerlächler im Auge, der zwar auf dem Boden hockte, nichtsdestoweniger aber aussah, als ob er etwas im Schilde führte. Immerhin konnte er eine Waffe auch in sitzender Position ziehen. Doch er schien sich zu keinem Entschluss durchringen zu können.

Der Angeber gab währenddessen ein Krächzen von sich und erklärte schließlich laut und deutlich: »Madam, ich bitte Sie um Entschuldigung.«

»Nehmen Sie die Entschuldigung an, Kanya?«, erkundigte sich Lassiter.

Sie überlegte. »Ja, okay«, antwortete sie nach einem Moment. »Unter der Bedingung, dass der Mistkerl mir nicht wieder unter die Augen kommt.«

»Ich glaube, das Versprechen können wir ihm abnehmen.« Lassiter bewegte das Ohrläppchen des Angebers nur geringfügig.

»Ja, mein Gott, ja, ich verspreche es!«, rief er wimmernd und mit zittriger Stimme.

Kanya nickte gnädig und sagte: »Dann ist es gut. Dann können Sie ihn laufen lassen, mein lieber Lassiter.«

Der Blick, den sie dem großen Mann über den Kopf des Angebers hinweg zuwarf, war ein pures Versprechen, und es ließ keine Fragen.

»Du hast es gehört«, sagte Lassiter und ließ das Ohrläppchen des Angebers los. »Lass dich nicht noch mal in Mrs. Tyrrells oder meiner Nähe blicken. Das gilt auch für deinen Kumpel.«

»Miss Tyrrell«, korrigierte Kanya.

»Das muss ihn nicht interessieren«, sagte Lassiter und deutete auf den Gemaßregelten.

Stöhnend richtete er sich auf und schob sich von der Bar weg. Dabei hielt er sich das glühend rote, schmerzende rechte Ohr. Er vergaß jedoch nicht, seinen Bezwinger mit einem hasserfüllten Blick zu messen, bevor er sich abwandte.

Mehr als zwei Schritte machte er nicht.

Dann wirbelte er herum.

Doch den stupsnasigen Bulldog-Revolver in seiner Rechten brachte er nicht mehr in Anschlag. Stattdessen erstarrte er zur Bewegungslosigkeit.

Denn die Mündung eines 45er Remington-Revolvers gähnte ihn an.

Lassiter hielt den schweren Sechsschüsser ruhig; der Lauf vibrierte nicht einmal. Der Dauerlächler, weiter hinten, zog rasch seine Hand unter dem Jackett hervor. Immer noch auf dem Fußboden im Mittelgang sitzend, hob er demonstrativ die Hände. Sein Lächeln war jetzt nur noch eine Andeutung, und es sah zerknirscht aus.

»Steck dein Spielzeug ein«, riet Lassiter dem Angeber. »Und fasse es nicht mehr an, solange du in meiner Nähe bist.«

Niedergeschlagen verstaute der Mann den kleinen Revolver im Schulterhalfter unter seiner Jacke. Er wandte sich ab und half seinem Gefährten auf die Beine. Hastig begaben die beiden sich zurück an ihren Tisch.

Es blieb fast so still wie zuvor. Die Männer im Salonwagen wagten es nicht, sich lauter als im Flüsterton zu unterhalten. Erst als der große Mann und die forsche blonde Lady hinausgegangen waren, setzte aufgeregtes Stimmengewirr ein.

***

Kanya hatte ihre Überheblichkeit restlos abgelegt, als sie Lassiters Abteil betraten. Nun gab sich die blonde Lady unterwürfig und schutzbedürftig wie ein kleines Mädchen.

»Glauben Sie, dass diese Burschen uns hier überfallen werden?«

»Wenn sie es wagen, wird es ihnen schlecht bekommen.«

»Das glaube ich Ihnen aufs Wort«, entgegnete Kanya und himmelte ihn an. »Trotzdem sollten wir vorsichtshalber die Abteiltür verriegeln.« Sie drehte sich um und setzte ihren Vorschlag in die Tat um, ohne Lassiters Antwort abzuwarten. Zusätzlich zog sie die dunkelroten Vorhänge vor der verglasten oberen Hälfte der Tür zu.

Lassiter stand lächelnd vor ihr, als sie sich ihm wieder zuwandte. Er schloss sie wortlos in die Arme und küsste sie. Sie erwiderte seinen Kuss voller Leidenschaft. Während ihre Zungenspitze zu der seinen vordrang, schmiegte sie sich an seinen harten und muskulösen Körper und gab ihm einen Vorgeschmack auf jene Kraftentwicklung, zu der sie fähig war, wenn sie das Temperament auslebte, das offensichtlich in ihr schlummerte.

Eine erste Andeutung davon erfuhr er, als sie begann, an seinen Gürtelschließen zu hantieren. Unvermittelt, erschrocken, unterbrach sie den Kuss.

»O mein Gott«, wisperte sie. »Hoffentlich denkst du jetzt nichts Falsches. Dass ich dich entwaffnen will, zum Beispiel.«

Er lachte lautlos und erwiderte: »Vor weiblichen Waffen strecke ich gern die eigenen.«

»Dann ist es gut«, hauchte sie. »Da muss ich ja nicht befürchten, dass es mir so geht wie dem armen Kerl an der Bar.«

Lassiter verdrehte die Augen. »Ist das jetzt ein Witz oder eine typisch weibliche Mitleidsreaktion?«

»Ein Witz natürlich.« Sie kicherte in sich hinein und fuhr fort mit dem, was ihr wichtig war – den großen Mann zu küssen und ihn von seinen Gürteln zu befreien.

Er hielt sie fest in seinen Armen, während sie in ihrer beider Hüftgegend eifrig beschäftigt war. Rumpelnd landete der Remington mitsamt Patronengurt auf dem Boden. Lassiter spürte, wie sich der Hosengürtel ebenfalls lockerte.

Kanya hatte Mühe, seine Hose über die mächtige Wölbung seiner Erektion hinweg abwärts zu schieben. Die Mühe schien ihr allerdings Freude zu bereiten, denn er merkte, wie sich ihr Atem beschleunigte und ihr Kuss und das Kreisen ihrer Zunge in seinem Mund drängender und fordernder wurden.

Er unterstützte sie, indem er seine Hände auf ihrem Rücken abwärts gleiten ließ, bis er die prallen Rundungen ihrer Hinterbacken erreichte. Mit gespreizten Fingern erforschte er dieses straffe Doppelrund, und als seine Hosen endlich hinunterfielen, zog er Kanya zu sich heran und ließ sie die volle Härte seiner Erektion spüren.

Sie stöhnte laut auf und bog den Kopf zurück – nur, um ihr Gesicht im nächsten Moment in seine Halsbeuge zu versenken. Sie schlang die Hände um seinen Nacken und gab ihre Empfindungen mit leisen, langgezogenen Lauten tiefsten Wohlbehagens zu erkennen.

Gleichzeitig presste sie die Mulde zwischen ihren Oberschenkeln fester und mit rhythmischem Vor und Zurück gegen seinen eisenharten Liebeskolben. Dabei unterstützte er sie mit seinen Händen, die nach wie vor ihr Hinterteil umfassten.

Er spürte in aller Deutlichkeit, wie sich die Muskeln ihrer prachtvollen Backen spannten und entspannten. Ihr Bestreben, seiner Erektion so nahe wie möglich zu sein, führte schon jetzt zu einer bewundernswerten Kraftentfaltung.

»Komm«, keuchte sie zwischen zwei Küssen. »Nimm mich. Nimm mich schnell und gib mir alles.«

Er zog sie mit sich, tiefer ins Abteil hinein, und unterstützte sie dabei, den Hosenanzug auszuziehen. In fliegender Hast zerrte sie sich den Rest ihrer Kleidung vom Leib, während er sich nur rasch zur Seite beugte und das Sitzpolster mit einem Handgriff zur doppelten Breite auseinanderzog.

Kanya schleuderte zuletzt ihre Bluse von sich. Abermals schlossen sie sich in die Arme – nun jedoch, um sich gegenseitig ihre Nacktheit spüren zu lassen. Eng aneinandergeschmiegt ließen sie sich auf die verbreiterte Polsterfläche sinken, die eigentlich als Ruheliege für längere Fahrten gedacht war.

Wie selbstverständlich kam Kanya auf dem Rücken zu liegen. Sie hob die Beine an, spreizte sie weit und ließ den großen Mann über sich gleiten. Sofort drang er in sie ein, stieß die fast schmerzende Härte seines Glieds in ihre weiche und warme Tiefe und verharrte einen Moment lang in dieser wohltuenden Umhüllung.

Kanya ging darauf ein, und so lagen beide regungslos vereint und horchten auf nichts anderes als ihren Herzschlag und ihre Atemzüge. Ihre Lippen fanden sich erneut zu einem zärtlichen Kuss, und dann, als ihre Zungenspitzen einander berührten, durchströmte sie beide etwas wie ein magischer Impuls, der ihre Körper gleichzeitig und gemeinsam in Bewegung versetzte.

Rasch fanden sie ihren Rhythmus und steigerten sich dabei in vollkommenem Gleichtakt, als hätten sie ihre Zweisamkeit schon jahrelang erprobt. In geradezu atemberaubender Eile machten sie sich daran, den Gipfel ihrer Lust zu erstürmen. Regelrecht davon beseelt, den Höhepunkt so schnell wie möglich zu erreichen, steigerten sie sich zu ungestümer Kraftentfaltung.

Die Belohnung für ihre gemeinsame, lustvolle Anstrengung äußerte sich hörbar in Kanyas anhaltendem Schrei, der erst dann endete, als sie in momentaner Erschöpfung in die Polster sanken und schweratmend aber fest aneinandergeschmiegt liegen blieben.

Doch dabei blieb es nicht lange. Nach einem tiefen Luftholen kam Kanya unvermittelt hoch und schwang sich über ihn. Rittlings ließ sie sich auf ihm nieder und senkte das weichflächige und zugleich straffe Fleisch ihrer Liebesgrotte und ihrer Oberschenkel auf ihn hinab.

Fast augenblicklich erwachte sein Liebeszepter zu neuem Leben und wuchs in Sekundenschnelle – in sie hinein. Sie stöhnte vor Wonne laut auf, als sie es spürte, und sie reagierte mit Muskelkontraktionen, die ihm das Gefühl gaben, als würde sie sein Glied mit einer unsichtbaren Hand hingebungsvoll massieren.

Auf diese Weise spürte sie den Erfolg ihrer Bemühungen augenblicklich. Die wechselseitige Reaktion führte bei ihr im Handumdrehen zu einer wahren Ekstase, die explosionsartig anwuchs und sich in schrillen, stakkatohaften Schreien äußerte.

Diesmal gelang es ihr mit Lassiters machtvoller Unterstützung, den Gipfel noch rasanter zu erreichen. Sie unterdrückte ihre Stimmgewalt, als sie kam, indem sie sich die Hand vor den Mund hielt. Lassiter hielt sie fest, als sie erschlaffend auf ihn sank und sich nicht mehr rührte.

Augenblicke später wandte er sich zur Seite und half ihr auf diese Weise, neben ihn zu gleiten. Schon nach wenigen weiteren Sekunden war sie eingeschlafen – ein Zeichen dafür, wie wohl sie sich in seiner Nähe fühlte.

Und wenn er ihr Verhalten richtig einschätzte, hatte sie großes Vertrauen zu ihm entwickelt, obwohl sie sich gerade erst kennengelernt hatten. Nichtsdestoweniger musste es eine große Bedeutung für Kanya haben, dass er sich ohne Rücksicht auf sich selbst für sie eingesetzt hatte.

Umgekehrt hatte sie sich ihm bedingungslos hingegeben. Ja, sie hatte sich ihm gegenüber ganz von ihren Gefühlen leiten lassen – ohne Wenn und Aber. Möglicherweise hatte er in ihr eine starke Verbündete gewonnen. Auf jeden Fall blieb genügend Zeit, mehr über sie herauszufinden.

So ließ er sie erst einmal schlafen und hatte unverhofft selbst Zeit und Ruhe, sich in Gedanken mit dem Geschehen der vergangenen Stunden zu befassen.

Das Telegramm aus Junction City hatte Erinnerungen in ihm geweckt – mit einem wahrhaftigen Paukenschlag.

Weniger als ein Jahr war vergangen, seit er Sheena überraschend in New Mexico begegnet war.

Sheena war die Tochter Sidney Bloods, seines einstigen Todfeinds.

Und sie hatte ihn, Lassiter, dort in Las Cruces, New Mexico, gebeten, ihren Vater vor dem sicheren Tod zu retten. Mehr noch, sie hatte ihn regelrecht angefleht, weil es keinen anderen gab, der ihrem Daddy den Kopf aus der Schlinge ziehen konnte.

Er war in Mexiko zum Tode verurteilt worden, und es gab keine Hoffnung mehr für ihn.

Zum Zeitpunkt jener Begegnung mit Sheena hatte Lassiter die Vergangenheit, soweit sie Sidney und dessen Dienstherrn Wells Fargo betraf, schon fast vollständig aus seinem Gedächtnis gelöscht. Bereits vor vielen Jahren hatte er seinen Frieden mit Wells Fargo geschlossen.

Die unverhoffte Konfrontation mit dem Namen Blood aber hatte die früheren Ereignisse wieder an die Oberfläche gespült.

Ebenso geschah es nun, nach diesem Telegramm aus Junction City, von neuem.

Wells Fargo hatte einst sein Leben zerstört, aber die Zeit hatte alle Wunden geheilt. Heute hegte er keine Rachegelüste mehr gegen die mächtige Company und ihren Sicherheitschef Sidney Blood.

Damals, in seinem vorigen Leben, hatte er seine Rache in vollen Zügen ausgekostet, indem er der Company Schaden zugefügt hatte, wo sich die Gelegenheit bot. Gewiss, er war dadurch zum Outlaw geworden, aber es hatte für ihn keine andere Möglichkeit gegeben, seine persönliche Wiedergutmachung zu betreiben.

Denn Wells Fargo hatte auch seinen Freund und Geschäftspartner auf dem Gewissen.

Zu zweit hatten sie ein kleines Fuhrunternehmen gegründet, doch der große Konkurrent hatte es systematisch und rücksichtslos in den Ruin getrieben. Das allein hatte Lassiter schon schwer getroffen. Als sein Partner sich deswegen dann aber das Leben genommen hatte, hatte er sein eigenes Leben dem Kampf gegen Wells Fargo gewidmet.

Die Company hatte daraufhin ihren Sicherheitschef auf Lassiter angesetzt, und so war Sidney zu seinem persönlichen Feind geworden.