Lassiter Sammelband 1787 - Jack Slade - E-Book

Lassiter Sammelband 1787 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Seit über 30 Jahren reitet Lassiter schon als Agent der "Brigade Sieben" durch den amerikanischen Westen und mit über 2000 Folgen, mehr als 200 Taschenbüchern, zeitweilig drei Auflagen parallel und einer Gesamtauflage von über 200 Millionen Exemplaren gilt Lassiter damit heute nicht nur als DER erotische Western, sondern auch als eine der erfolgreichsten Western-Serien überhaupt.

Dieser Sammelband enthält die Folgen 2242, 2243 und 2244.

Sitzen Sie auf und erleben Sie die ebenso spannenden wie erotischen Abenteuer um Lassiter, den härtesten Mann seiner Zeit!

2242: Der Killer ohne Gesicht

Dwight Ellis keuchte und schwitzte. Er peitschte seinen Rappen über den schmalen staubigen Pfad, schaute mehrmals gehetzt über seine Schulter, nur um sich zu vergewissern, dass sein Verfolger ihm immer noch an den Fersen klebte.

Das Herz pochte Ellis bis zum Hals. Er wusste, dass er seinen Jäger nicht abschütteln konnte. Hundert Meilen war der Fremde von Santa Fé aus seiner Fährte gefolgt und der Abstand hatte sich zunehmend verringert. Jetzt würde er ihn bald eingeholt haben - und einer von ihnen würde diese Begegnung mit dem Leben bezahlen!

2243: Lassiter und die Schakale

Ein nebliger Dunst lag über der Farm. Bis in die frühen Morgenstunden hatte sich ein Unwetter mit solcher Gewalt über dem kargen Land entladen, als würde Gott für das Armageddon proben. Die Erde war jedoch durch die monatelange Dürre hart wie Schieferstein und konnte die Sturzfluten nicht aufnehmen, sodass das Regenwasser knietiefe Teiche bildete. Aber der Regen war nicht die einzige Flüssigkeit, die in der Sonne verdunstete.

Der Wallach blähte die Nüstern und hob nervös den Kopf. Er witterte das Blut.

"Ruhig, Brauner", murmelte sein Reiter und tätschelte dem Tier beruhigend den Hals. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er seinen Blick über das Massaker schweifen ließ.

2244: Asche zu Asche

Der mysteriöse Tod des Minenbesitzers John Corbett führt Lassiter nach Aspen, Colorado, wo man dem Fremden mit Misstrauen und Argwohn begegnet. Rasch erfährt er, dass sich in Corbetts einstiger Mine ein Stück der legendären Great Garrison Flag befinden soll - jenes gewaltigen Sternenbanners, das einst über Fort McHenry wehte und die Briten vor einem Angriff auf Baltimore warnte. Doch die berühmte Flagge lockt auch zwielichtige Gestalten an, allen voran den skrupellosen Minenboss Douglas Lloyd und dessen schöne Gespielin Samantha Herrick.

Als auch der totgeglaubte Corbett wieder auftaucht und sein Recht auf das Sternenbanner geltend macht, gerät Lassiter in ein Duell, das eine blutige Spur durch Aspen zieht. Zur seiner einzigen Verbündeten wird ausgerechnet Samantha, die Lassiter mit ihrer Verführungskunst zu ihrer Trophäe machen will ...

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Seitenzahl: 414

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Covermotive: Boada/Norma ISBN 978-3-7325-6223-7

Jack Slade

Lassiter Sammelband 1787 - Western

Inhalt

Jack SladeLassiter - Folge 2242Dwight Ellis keuchte und schwitzte. Er peitschte seinen Rappen über den schmalen staubigen Pfad, schaute mehrmals gehetzt über seine Schulter, nur um sich zu vergewissern, dass sein Verfolger ihm immer noch an den Fersen klebte. Das Herz pochte Ellis bis zum Hals. Er wusste, dass er seinen Jäger nicht abschütteln konnte. Hundert Meilen war der Fremde von Santa Fé aus seiner Fährte gefolgt und der Abstand hatte sich zunehmend verringert. Jetzt würde er ihn bald eingeholt haben - und einer von ihnen würde diese Begegnung mit dem Leben bezahlen!Jetzt lesen
Lassiter - Folge 2243Ein nebliger Dunst lag über der Farm. Bis in die frühen Morgenstunden hatte sich ein Unwetter mit solcher Gewalt über dem kargen Land entladen, als würde Gott für das Armageddon proben. Die Erde war jedoch durch die monatelange Dürre hart wie Schieferstein und konnte die Sturzfluten nicht aufnehmen, sodass das Regenwasser knietiefe Teiche bildete. Aber der Regen war nicht die einzige Flüssigkeit, die in der Sonne verdunstete. Der Wallach blähte die Nüstern und hob nervös den Kopf. Er witterte das Blut. "Ruhig, Brauner", murmelte sein Reiter und tätschelte dem Tier beruhigend den Hals. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er seinen Blick über das Massaker schweifen ließ.Jetzt lesen
Lassiter - Folge 2244Der mysteriöse Tod des Minenbesitzers John Corbett führt Lassiter nach Aspen, Colorado, wo man dem Fremden mit Misstrauen und Argwohn begegnet. Rasch erfährt er, dass sich in Corbetts einstiger Mine ein Stück der legendären Great Garrison Flag befinden soll - jenes gewaltigen Sternenbanners, das einst über Fort McHenry wehte und die Briten vor einem Angriff auf Baltimore warnte. Doch die berühmte Flagge lockt auch zwielichtige Gestalten an, allen voran den skrupellosen Minenboss Douglas Lloyd und dessen schöne Gespielin Samantha Herrick. Als auch der totgeglaubte Corbett wieder auftaucht und sein Recht auf das Sternenbanner geltend macht, gerät Lassiter in ein Duell, das eine blutige Spur durch Aspen zieht. Zur seiner einzigen Verbündeten wird ausgerechnet Samantha, die Lassiter mit ihrer Verführungskunst zu ihrer Trophäe machen will ...Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Der Killer ohne Gesicht

Vorschau

Der Killer ohne Gesicht

Dwight Ellis keuchte und schwitzte. Er peitschte seinen Rappen über den schmalen staubigen Pfad, schaute mehrmals gehetzt über seine Schulter, nur um sich zu vergewissern, dass sein Verfolger ihm immer noch an den Fersen klebte.

Das Herz pochte Ellis bis zum Hals. Er wusste, dass er seinen Jäger nicht abschütteln konnte. Hundert Meilen war der Fremde von Santa Fé aus seiner Fährte gefolgt und der Abstand hatte sich zunehmend verringert. Jetzt würde er ihn bald eingeholt haben – und einer von ihnen würde diese Begegnung mit dem Leben bezahlen!

Lassiter war die Ruhe selbst. Er hatte Hunderte von Ellis’ Sorte zur Strecke gebracht. Dennoch durfte er den Mann nicht unterschätzen. Laut Steckbrief war er ein unberechenbarer Killer, der einen Richter und einen US-Marshal getötet hatte. Gute Voraussetzungen, um auf die Liste der Brigade Sieben zu kommen.

In Santa Fé hatte Lassiter neue Anweisungen erhalten und sich unverzüglich auf Ellis’ Spur gesetzt. Der Flüchtige hatte ihn gleich am ersten Tag bemerkt und versucht, seine Fährte zu verwischen. Lassiter musste zugeben, dass Ellis ihn tatsächlich ein paar Mal in die Irre geführt hatte, aber auf Dauer gab es für den Mörder kein Entrinnen.

Aus der Ferne beobachtete Lassiter, dass Ellis sein Pferd vom Trail zwischen die Felsen führte. Der Kerl wollte sich dort verschanzen und auf eine Gelegenheit warten, Lassiter aus dem Hinterhalt zu erschießen.

Der Mann der Brigade Sieben zügelte seinen Grauschimmel und blieb hinter einem Felsvorsprung stehen. Mit der Rechten beschattete er seine Augen und betrachtete das Gelände.

Keine tausend Fuß entfernt hatte Ellis den Pfad verlassen. Zu Pferd würde er nicht weit kommen, ohne dass das Tier sich auf dem steinigen, zerklüfteten Untergrund die Beine brach. Lassiter konnte sich also Zeit lassen und genau planen, wie er den Kerl am besten überwältigte.

Er versetzte den Grauschimmel in leichten Trab und zog instinktiv den Kopf ein, als das Donnern eines Schusses ertönte. Geschmeidig glitt er aus dem Sattel, ging in die Hocke und drängte sein Pferd in den Schutz des Felsvorsprungs zurück.

»Ich jag dir ’ne Kugel in den Kopf!«, rief Dwight Ellis. Seine Stimme war weithin hörbar und brach sich als Echo an den Felswänden. »Bleib mir vom Leib, Kopfgeldjäger, oder du wirst es bitter bereuen!«

Lassiters Handfläche legte sich auf den Griff seines Remington. Kurz blickte er zum Scabbard mit der Winchester, verwarf den Gedanken aber wieder, zum Gewehr zu greifen. Auf diese Distanz hatte es zwar eine bedeutend höhere Treffsicherheit, doch wenn Ellis nicht aus seinem Versteck herauskam, würde er lediglich wertvolle Munition vergeuden. Außerdem hatte Lassiter keineswegs vor, den Mann aus der Ferne zu erledigen. Er wollte ihn lebend haben und vor ein ordentliches Gericht stellen lassen.

»Gib gefälligst Antwort, wenn ich mit dir rede!«, krakeelte Ellis.

Unbeeindruckt richtete sich Lassiter auf und trat ins Freie. Die Stelle, an der Dwight Ellis untergetaucht war, hatte er sich genau gemerkt.

Der Killer stieß ein abgehacktes Lachen aus, als er seinen Colt auf Lassiter abfeuerte. Unter lautem Donnerhall peitschten vier Schüsse durch die Luft.

Lassiter zeigte keine Regung und stand wie ein steinernes Monument in der sengenden Mittagshitze. Bereits beim ersten Schuss hatte er herausgehört, dass sein Gegner einen Peacemaker mit kurzem Lauf verwendete. Auf eine Entfernung von dreißig bis vierzig Yards sicher eine gute Waffe, bei der sechsfachen Distanz aber nahezu unbrauchbar.

Demonstrativ zog Lassiter seinen Remington aus dem Holster und drehte unter leisem metallischen Klicken die Trommel.

»Ich komme dich jetzt holen!«, rief er rau.

Zwei Sekunden später war er ebenfalls zwischen den Felsen untergetaucht.

Katzengleich bewegte sich Lassiter über das unwegsame Gelände. Fast geräuschlos pirschte er sich vor, achtete auf jeden Laut und hielt nach allen Seiten Ausschau. Dwight Ellis würde kaum untätig abwarten, bis sein Häscher ihn in seine Gewalt bekam, und seinerseits versuchen, ihm eine Falle zu stellen.

Unter Lassiters Stiefeln bröckelte Gestein. Bevor er stürzen konnte, warf er sich zur Seite und fand an einem Felsblock Halt. Die Finger seiner linken Hand krallten sich in die Gesteinsfurchen, konnten jedoch nicht verhindern, dass er daran abglitt. Ein Stück weit rutschte er in die Tiefe, riss loses Geröll mit sich und kämpfte um seine Balance. Als er wieder festen Grund unter den Füßen hatte, lauschte er dem Hall des losgetretenen Schotters nach.

Irgendetwas stimmte nicht.

Instinktiv warf er sich zu Boden, hörte eine Kugel dicht an seinem Kopf vorbeipfeifen und feuerte noch im selben Augenblick auf die schattenhafte Gestalt, die sich im gleißenden Gegenlicht der Sonnenscheibe abzeichnete.

Sofort rollte sich Lassiter zur Seite, gab einen weiteren ungezielten Schuss ab und brachte sich hinter einem Felsen in Sicherheit.

Das war knapp! Lassiter verwünschte sein Malheur. Durch den kleinen Erdrutsch war das Überraschungsmoment dahin. Der Killer wusste nun genau, wo er steckte. Und offenbar hatte er seine Taktik geändert, denn statt Lassiter zu verhöhnen und ihn herauszufordern, verhielt sich Dwight Ellis still.

Vier Patronen hatte Lassiter noch in der Trommel, vermied es aber, durch das Nachladen verräterische Geräusche zu erzeugen. Stumm und reglos wartete er, bereit, jeder Finte des Gejagten reaktionsschnell zu begegnen.

Die Nervenprobe begann. Und es zeigte sich rasch, dass Dwight Ellis ihr nicht gewachsen war.

Statt seinen Feind lautlos zu umkreisen, wollte er mit Gewalt eine Entscheidung erzwingen. Lassiter hörte, wie er hektisch eine Anhöhe hinaufkletterte, die sich gegenüber seines Unterschlupfes befand. War Ellis erst dort oben, würde er keine Deckung mehr haben, sodass sein Gegner ein fröhliches Tontaubenschießen veranstalten konnte.

Ohne zu zögern sprang Lassiter auf und riss den Remington in die Höhe.

Keinen Augenblick zu früh.

Schon hatte Dwight Ellis die Spitze der Anhöhe erreicht, den Colt vorgestreckt und den Finger am Abzug.

Beide Revolver krachten im selben Sekundenbruchteil.

Mit einem erstickten Aufschrei wurde Ellis zurückgeworfen und verschwand hinter der Felskuppe. Polternd stürzte er den kleinen Abhang hinab und prallte hart zu Boden.

Lassiter machte mehrere ausgreifende Schritte und kleine Sprünge, umrundete den Felsen und richtete seinen Revolver auf Ellis’ Brust. Röchelnd lag der Mann auf dem steinigen Untergrund. Das Hemd über seiner rechten Schulter war blutdurchtränkt, und seinem Arm fehlte die Kraft, den Peacemaker anzuheben und auf Lassiter zu schießen. Zitternd wollten seine Finger den Colt weiterhin umklammern, doch er konnte nicht verhindern, dass die Waffe ihnen entglitt.

»Was jetzt, Kopfgeldjäger?«, presste Ellis hervor und stemmte sich in eine halb sitzende Haltung.

»Du wirst tot oder lebendig gesucht«, erwiderte Lassiter kalt. »Mir ist es lieber, dich lebend abzuliefern. Die Entscheidung liegt aber ganz bei dir.«

Dwight Ellis gab ein meckerndes Lachen von sich. »Du bist ’n ganz harter Kerl, ja?«, sagte er höhnisch, hustete und sprach weiter. »Bedrohst einen Wehrlosen mit deinem Schießeisen. Hast du immer noch Angst vor mir?«

»Steh auf und hol dein Pferd.« Lassiter wedelte mit dem Pistolenlauf. »Ist noch ein weiter Ritt bis Las Cruces.«

»Las Cruces. Aha.« Wieder lachte Ellis. »Von da ist es nur ’n Katzensprung bis zum nächsten mexikanischen Bordell.« Ächzend kam er auf die Beine und wankte auf Lassiter zu. »Willst wohl meine Galgenprämie bei Tequila und billigen Huren auf den Kopf hauen.«

»Dafür sind Aufwandsentschädigungen doch da«, sagte Lassiter und ließ seinen Gefangenen keinen Lidschlag aus den Augen.

Plötzlich krümmte sich Ellis wie unter Krämpfen. Die Sonne, die er mit seinem Körper verdeckt hatte, stach Lassiter in die Augen und blendete ihn für eine Sekunde.

Mehr Zeit aber benötigte der Killer nicht.

Wie einen Dreschflegel ließ Ellis seinen verletzten Arm auf Lassiter niedersausen, während er blitzschnell mit der linken Hand in seinen Hosenbund griff, um einen Knuckleduster hervorzuziehen.

Im selben Moment ertönte ein Schuss und Ellis brach mit einem erstickten Aufschrei zusammen.

Unbeabsichtigt hatte Lassiter seinen Revolver durch den Schlag ausgelöst und die Kugel Dwight Ellis aus unmittelbarer Nähe durchs Herz gejagt.

Schweigend steckte Lassiter den Remington ins Holster zurück, holte den Rappen des Toten und hievte die Leiche über den Sattel.

Neunzig Meilen trennten ihn noch von Las Cruces. Mehr als einen Tag würde er nicht benötigen, die Stadt zu erreichen.

Der einsame Reiter, der die Geschehnisse von weitem beobachtet hatte, entging seiner Aufmerksamkeit.

***

Las Cruces war eine kleine friedliche Stadt etwa dreißig Meilen von der mexikanischen Grenze entfernt. Seit ein paar Tagen jedoch war es mit der Ruhe vorbei, denn außerhalb der Stadtgrenze gab es eine Menagerie zu bestaunen, die mit allerlei Akrobatik und Kuriositäten aufwartete.

Neben einer Wanderbühne, auf der Schauspiele und Tänze vorgeführt wurden, sah man ein kleines Zelt, in dem gegen Eintritt »absonderliche Menschen« zur Schau gestellt wurden. Von der Schlangenfrau, die sich verbiegen konnte, als hätte sie nicht einen einzigen Knochen im Leib, bis zu »Monstroso«, der sechs Finger an jeder Hand und abschreckende Gesichtsverformungen besaß, wurde eine Menge geboten.

David »Bullwhip« Brannon interessierten diese Darbietungen nicht sonderlich. Er war selbst Schausteller und musste um jeden Dollar kämpfen. Sein ganzer Stolz waren seine beiden Söhne Gary und Jack, die er von klein auf in Peitschenkünsten trainiert hatte. Mittlerweile waren sie so gut wie »Bullwhip« Brannon zu seinen besten Zeiten.

Aber das Geschäft lief nicht sonderlich gut, seit es die Menschen in die großen Städte drängte, in denen seit geraumer Zeit riesige Zeltkuppeln die Massen beherbergten und exotische Tiere sowie Akrobaten aus aller Herren Länder dem zahlenden Publikum vorgeführt wurden. Dort hatte er keine Chance, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, und war gezwungen, durch die Kleinstädte zu tingeln. Gerne hätte er seinen Söhnen ein besseres Leben geboten, doch ihm fehlte der rechte Schwung, sich höheren Zielen zu widmen. Seit seine Frau vor einigen Jahren an einer Lungenentzündung gestorben war, hatte Brannon einen Teil seines Lebensmutes eingebüßt und seinem ältesten Sohn Jack das Geschäft überlassen. Er selbst kümmerte sich nur noch um die Finanzen und sorgte dafür, dass stets ausreichend Whiskey vorrätig war.

Tosender Applaus und laute Jubelrufe rissen ihn aus seinen Gedanken. Sein Jüngster Gary hatte als Höhepunkt seiner Vorführung dem älteren Bruder nacheinander drei brennende Zigaretten aus dem Mund geschlagen, und das mit einer mehr als vier Meter langen Peitsche. Das Kunststück war nicht ungefährlich und Gary musste sich enorm konzentrieren, um Jack keine Verletzungen zuzufügen. Die Bullenpeitsche war aufgrund ihres starren Knaufs schwer zu handhaben; der Lederriemen konnte bei kraftvoller Führung tiefe Fleischwunden verursachen.

»Hey, Dad!«, rief Gary. »Hast du’s gesehen?«

Brannon nickte. »Gut gemacht, Junge!«, rief er zurück.

Das Publikum zerstreute sich. Gary winkte seinem Vater zu und umarmte danach seinen Bruder.

»Wir sehen uns morgen, Großer«, raunte er Jack zu. »Ich habe noch eine Verabredung.«

»Viel Spaß!« Jack klopfte Gary auf die Schulter und blinzelte hinüber zu ihrem Fuhrwerk. Kathleen Hershey, ein junges Ding, das als Verkäuferin in der Town arbeitete, lehnte an der Deichsel und zeigte ein begeistertes Lächeln. Gary sah nun ebenfalls zu ihr hinüber, und Kathleen klatschte noch einmal sehr leise und nur für ihn in die Hände, um ihm im Anschluss einen Kussmund zuzuwerfen.

»Die Kleine ist ja ganz verrückt nach dir«, meinte Jack grinsend. »Wie hast du sie in der kurzen Zeit, die wir hier sind, bloß rumgekriegt?«

Jetzt war es Gary, der ein breites Grinsen zeigte. »Noch habe ich sie nicht ins Bett bekommen«, meinte er, »aber heute ist die Nacht der Nächte.«

»Viel Erfolg!«, rief Jack seinem Bruder hinterher, der bereits zum Wagen hinüberlief.

»Du warst große Klasse!«, empfing Kathleen ihren Freund und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.

»Habe ich nicht ein bisschen mehr verdient?« Gary blickte sie auffordernd an.

»Alles zu seiner Zeit«, wies ihn das Mädchen zurück und legte ihm abwehrend die Fingerkuppen auf die gespitzten Lippen. »Wir kennen uns gerade mal zwei Tage.«

»Und ich kenne eine Menge Küken, die schon nach zwei Stunden wesentlich dankbarer gewesen sind.«

Kathleens Miene verdunkelte sich ein wenig.

»Mir ist klar, dass du viel herumkommst«, sagte sie kühl, »aber das ist für mich kein Grund, gewisse Dinge zu überstürzen.«

Gary spürte die Blicke seines Bruders förmlich im Nacken und konnte keinesfalls den Schwanz einziehen, nachdem er so große Töne gespuckt hatte. Wenn Kathleen sich vor aller Augen zickig zeigte, würde sie ihn vor Jack lächerlich machen.

»Machen wir die Stadt unsicher, Süße«, wagte Gary einen erneuten Vorstoß. »Ich habe ein paar Dollar, die unters Volk gebracht werden wollen.« Beherzt legte er einen Arm um Kathleens Schultern, und das Mädchen ließ es geschehen.

Kurz darauf sattelte der junge Mann eines der Zugpferde, schwang sich hinauf und zog seine Freundin hoch, sodass sie hinter ihm Platz nehmen konnte.

»Auf geht’s, Babe!« Gary gab dem Braunfalben die Sporen und nahm zufrieden zur Kenntnis, dass Kathleen ihre Arme um seine Hüften schlang.

Sie ritten in die heraufziehende Dämmerung.

***

Gemächlich trottete Lassiters Grauschimmel über die Mainstreet von Las Cruces. Der Mann der Brigade Sieben störte sich nicht an den erschreckten Ausrufen der Passanten, die auf den angeleinten Rappen mit der Leiche starrten und unverzüglich schnellen Schrittes weitergingen. Er war erschöpft, wollte den Toten rasch beim Sheriff abliefern und in irgendeinem Hotel ausschlafen.

Lassiter brauchte nicht lange nach dem Office des County Sheriffs zu suchen. In der Town gab es nur wenige öffentliche Gebäude. Und nur vor einem einzigen saß ein Mann gemütlich in einem Lehnstuhl, eine Rifle über den Knien und einen Stern an der Brust.

Noch bevor Lassiter aus dem Sattel steigen konnte, wurde der Mann auf ihn aufmerksam, musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen, erhob sich schwerfällig und schlenderte über den Boardwalk zur Straße. Dort blieb er stumm stehen, jede Bewegung Lassiters argwöhnisch verfolgend. Das Gewehr hielt er fest in beiden Händen.

Ohne Eile leinte Lassiter sein Pferd an.

»Ich bringe Ihnen einen Kerl, auf dessen Kopf dreitausend Dollar ausgesetzt sind«, sagte er und zog den Steckbrief aus seiner Westentasche hervor.

»Ein Prämienjäger also«, erwiderte der Sheriff mit sonorer Stimme und setzte seine Musterung fort. Als er geendet hatte, meinte er: »Leute wie Sie ziehen Ärger an. Und Ärger kann ich auf den Tod nicht ausstehen.«

Der Mann war um die fünfzig, schätzte Lassiter. Allerdings konnte der Eindruck täuschen. Das wettergegerbte Gesicht des Sheriffs mochte ihn älter erscheinen lassen, als er in Wirklichkeit war.

»Ich halte mich nicht länger als nötig in Las Cruces auf. Höchstens zwei oder drei Tage.«

»Haben Sie auch einen Namen?«

Lassiter nannte ihn.

»Steve Wakeland«, stellte sich der Sheriff vor. »Und das sage ich Ihnen nur, damit Sie wissen, wer Ihnen in den Hintern tritt, falls Sie auf Streit aus sind.«

»Ich suche keinen Streit. Nur ein Bett.«

»Sie haben die Dollars vergessen«, versetzte Wakeland missmutig. »Die wollen Sie doch sicher auch einstreichen, oder?«

»Vergessen Sie das Geld. Ich arbeite wie Sie für eine Bundesbehörde.« Mehr konnte und wollte Lassiter zu diesem Thema nicht sagen.

»Wie ein Marshal sehen Sie nicht aus«, blieb Wakeland hartnäckig. »Können Sie sich ausweisen?«

»Ist das denn nötig?«, konterte Lassiter. »Ich bringe Ihnen einen gesuchten Mörder und verlange nichts als Gegenleistung. Das sollte Ihnen genügen.«

»Immer langsam, Sohn! Ich habe nicht zum ersten Mal mit schrägen Gestalten zu tun. Aber ich habe immer dafür gesorgt, dass die Bürger dieser Stadt ruhig schlafen können, ganz gleich, wie viele betrunkene Raufbolde und Pistoleros über die Grenze schleichen. Da ich ein Mann offener Worte bin, sage ich Ihnen: Sie gefallen mir nicht!«

»Sie werden mich schnell wieder los.« Allmählich ging der Sheriff Lassiter gehörig auf die Nerven. »Wo kann ich ein einfaches Zimmer zum Übernachten finden?«

»Southern Pride«, antwortete Wakeland knapp und deutete die Straße hinunter.

Das genügte Lassiter. Er leinte den Rappen des Toten ab und hielt dem Sheriff die Zügel hin. »Der ist für Sie.«

Wakeland blickte eisig, machte jedoch keine Anstalten zuzugreifen. »Schlafen Sie tief und lange, Mister Lassiter. Vor allem lange. Denn ich habe das Gefühl, dass Sie sämtliche Schmeißfliegen im weiten Umkreis anziehen, sobald Sie Ihre Visage auf der Straße zeigen.«

***

An diesem Abend war Gary Brannon ausgelassen wie selten. Bereits während des Ritts hatte er sich übermütig gezeigt und alles daran gesetzt, Kathleen mit seinen Peitschenkunststücken zu beeindrucken. In vollem Galopp hatte er einzelne Blätter und Blütenrispen von Yucca-Bäumen abgeschlagen, sodass die Vierundzwanzigjährige sich bald darauf den Spaß erlaubt hatte, ihrem Freund Ziele vorzugeben. Einmal wollte sie vor Begeisterung in die Hände klatschen und wäre dabei fast vom Pferd gefallen. Daher beschränkte sie ihre Beifallsäußerungen auf laute Jubelrufe.

Dieser Gary faszinierte sie, so wie die Welt, aus der er kam. Kathleen konnte sich gut vorstellen, dass die Schausteller auf ihren Reisen weit herumkamen. Sie beneidete die Leute um ihre Freiheit und hätte nichts lieber getan, als der tristen Welt des »Union Market«, in dem sie als Verkäuferin arbeitete, den Rücken zu kehren. Das aber wollte sie ihren Eltern nicht antun, die das Geschäft bereits in dritter Generation führten. Es sollte für Kathleen die Basis einer sorgenfreien Existenz sein, wie ihre Mutter und ihr Vater nicht müde wurden, ihr zu versichern.

Gary war da ganz anders. Er lebte von einem Tag zum anderen, wusste nie, was der nächste Morgen ihm brachte, und scherte sich nicht um seine Zukunft. Unbeschwert trat er dem Leben entgegen und beklagte sich nie darüber, was es für ihn bereithielt.

Wenn Gary sie heute Nacht wollte, würde Kathleen nicht nein sagen.

Johlend ritt sie mit ihm in die Stadt ein und amüsierte sich über die spießigen Blicke, die ihnen von Passanten zugeworfen wurden. In ihrer Ausgelassenheit dachte sich Kathleen nichts dabei, als Gary Brannon den Falben zügelte und in eine Seitengasse lenkte, die an einer zwei Meter hohen Bretterwand endete.

»Was wollen wir hier?«, erkundigte sich die junge Frau fröhlich.

Gary grinste. »Na, was wohl? Wollten wir nicht Spaß miteinander haben?«

Eine steile Falte erschien auf Kathleens Stirn. »Ich hatte da mehr an Musik und Tanz gedacht«, erwiderte sie. Und an ein nettes Hotelzimmer, in dem wir ungestört sind, fügte sie in Gedanken hinzu.

»Zier dich nicht so!« Mit einem eleganten Satz sprang Gary aus dem Sattel und reichte seiner Freundin die Hände. »Komm schon! Es wird dir gefallen.«

Unwillig ließ sich Kathleen vom Rücken des Pferdes gleiten und schaute sich um. »Es ist dunkel und schmutzig«, meinte sie pikiert.

»Hat die kleine Prinzessin sonst noch etwas auszusetzen?«

»Nein, wirklich, Gary. Ich möchte ja auch mit dir schlafen, aber nicht in dieser Umgebung.« Verstohlen sah sie zur Straße. Trotz der Dunkelheit fürchtete sie neugierige Gaffer.

»Der Platz ist so gut wie jeder andere, Baby.« Garys Verstimmung verflog, als er seine Hand auf Kathleens Busen legte. Ihre Brüste hoben und senkten sich unter schweren Atemzügen.

»Bitte nicht, Gary …«

Sie hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, da schob Gary bereits seine Hand unter den Stoff. Dabei ging er nicht zimperlich vor und knetete grob ihre Brustwarze.

»Au! Du tust mir weh!« Kathleen riss sich los und stieß rücklings gegen den Braunfalben.

»Was soll denn die Aufregung?«, blaffte Gary Brannon. »Ich hab doch genau gemerkt, was du wirklich willst.« Leicht verärgert zerrte er Kathleen heran, presste sie an sich und hielt sie eisern fest. Mit unnachgiebigem Griff umklammerten seine Finger ihren Unterarm und führten ihre Hand zu der Ausbeulung in seinem Schritt.

»Na, gefällt dir das?« Ein widerliches Grinsen umspielte seine Züge. »Willst du nicht sehen, wie groß er ist?«

Kathleen schauderte. Das war nicht mehr der Mann, in den sie sich verliebt hatte. Mit einem Mal empfand sie sogar Angst vor ihm.

Verzweifelt krallten sich ihre Finger in sein bestes Stück und drückten mit aller Kraft zu. Gary presste einen dumpfen Schmerzensschrei hervor und versetzte der jungen Frau eine schallende Ohrfeige, die sie von den Füßen riss.

Drohend baute sich Gary Brannon vor ihr auf. »Das wirst du bereuen, Süße …«

***

Das Zimmer im »Southern Pride« war schlicht und bescheiden, entsprach aber keinesfalls der Vorstellung, die der Name des Hotels weckte. In Tombstone hatte Lassiter Etablissements aufgesucht, die komfortabler gewesen waren und weniger hochtrabende Namen besessen hatten.

Dennoch war er zufrieden. Er wollte eine Waschschüssel und ein Bett. Beides war vorhanden.

Als er sich gereinigt hatte, legte er sich nackt auf die Laken. Kühle Abendluft strömte durch ein offenes Fenster in den Raum, konnte die Hitze des Tages aber nicht vertreiben.

Lassiter schloss die Augen, ohne jedoch auf Anhieb den ersehnten Schlaf zu finden. Irgendwann nickte er doch ein, wurde aber nach kurzer Zeit schon wieder aus dem Schlaf gerissen. Lautes Gezeter drang durch das geöffnete Fenster an seine Ohren.

Träge stieg er vom Bett, zog seine Hose an und sah durch das Fenster hinab in die Seitengasse neben dem Hotel. Ein junger Kerl bedrängte ein Mädchen, hielt es bei den Armen gepackt und schimpfte laut. Die brünette Schönheit versuchte die zupackenden Hände abzuwehren, besaß aber nicht die Kraft.

»Lass mich endlich in Ruhe, Gary!«, stieß sie hervor und ließ einen spitzen Schrei folgen, als der Mann sie zu Boden warf.

»Glaubst du, du bist was Besseres als all die anderen Flittchen?«, schrie er zornig. »Du hältst doch jedem deinen nackten Hintern hin!«

Lassiter schob seinen Kopf über das Fenstersims. »Lass die Kleine zufrieden und bring deine Dollars ins nächste Bordell!«, sagte er scharf.

Garys Kopf ruckte hoch. »Halt’s Maul, sonst komm ich nach oben und prügle dich windelweich!« In seiner Wut zog er die eingerollte Peitsche aus seinem Gürtel und wirbelte sie durch die Luft, sodass ein lauter Schnalzton erklang. Er beachtete Lassiter nicht weiter und wandte sich dem Mädchen zu, das am Boden saß und sich schützend eine Hand vors Gesicht hielt. »Du willst mich zum Gespött machen, ja?«, schnauzte Gary. »Aber da bist du bei mir an der falschen Adresse!«

Die Kontrolle über seine Taten hatte er längst verloren. Drohend holte er mit der Peitsche aus und schlug auf das Mädchen ein. Einmal. Zweimal.

»Reicht dir das?«, fauchte Gary. »Hast du jetzt genug?«

In seiner Rage wartete er die Antwort des wimmernden Mädchens nicht ab. Erneut holte er zum Schlag aus, wurde aber mitten in der Bewegung gestoppt. Eine eisenharte Faust hatte nach seinem Handgelenk geschnappt und hielt es fest, als stecke es in einem Schraubstock.

»Es ist genug!«, sagte Lassiter rau und drückte fester zu, doch Gary hielt den Peitschengriff umklammert, als sei er mit ihm verwachsen.

Kraftvoll bog Lassiter den Arm seines Widersachers nieder, wurde aber von dessen Attacke überrascht, als Gary aus einer blitzschnellen Drehung heraus mit dem linken Bein zutrat.

Die Fußspitze erwischte Lassiter unterhalb der Rippen. Für einen Moment lockerte er seinen Griff – und Gary riss sich los.

»Ich ritze dir meine Initialen ins Fleisch!«, spie der junge Mann aus. Im selben Augenblick schnitt der Peitschenriemen bereits quer über Lassiters entblößte Brust. Gary Brannon war im Rausch, versetzte die Peitschenschnur in wirbelnde Bewegung und fügte Lassiter schmerzhafte Hiebe zu.

»Jetzt reicht es aber!« Lassiter machte einen Ausfallschritt und packte mit der Linken den heranzischenden Peitschenriemen. Es schmerzte, als das Leder in seine Hand schnitt und sich darum wickelte, doch unbarmherzig hielt er fest und riss wuchtig daran, sodass Gary vorwärts stolperte und in Lassiters vorschnellende rechte Faust lief.

Garys Füße hoben vom Boden ab. Der Länge nach knallte er auf den Rücken.

Lassiter ließ ihn nicht zur Besinnung kommen, hechtete vor und trat ihm die Peitsche aus der Hand. Dann zerrte er ihn am Kragen hoch und schmetterte ihm den Handrücken gegen die Wange. Ein derber Stoß beförderte Gary erneut in den Straßenstaub.

Gleich darauf half Lassiter der jungen Frau auf die Beine. »Geht’s Ihnen gut, Miss?«, fragte er.

Scheu blickte sie an ihm vorbei auf Gary und drängte sich schutzsuchend gegen Lassiter. »Er … er wollte mich vergewaltigen«, wisperte sie furchtsam.

»Er wird Ihnen nichts mehr tun.« Lassiter kannte diese Sorte junger Burschen. Sie hatten ein loses Mundwerk und fühlten sich stark mit einer Waffe in der Faust. Ohne sie waren es aber keine ernstzunehmenden Gegner. Eine Tracht Prügel reichte im Normalfall aus, ihr Gemüt zu besänftigen.

»Ich … bin verletzt«, stöhnte das Mädchen. »Wenn meine Eltern mich so sehen …«

»Keine Sorge, Miss …«

»Hershey. Kathleen Hershey.«

»Mein Name ist Lassiter. Ich kümmere mich um Ihre Verletzungen. Sie sind nicht so schlimm, wie sie aussehen.« Seinen Worten folgte ein aufmunterndes Lächeln. Er nahm Kathleen bei der Hand und führte sie zum Boardwalk, vorbei an Gary, der sich ächzend aufrappelte und ihnen aus hasserfüllten Augen nachsah.

Lassiter hoffte für den Jungen, dass er es bei dieser Auseinandersetzung beließ.

***

Im Hotelzimmer bot Lassiter seiner Begleitung einen Stuhl neben der Kommode an, auf der die Waschschüssel stand. Kurz verließ er den Raum, um frisches Wasser zu holen, und begutachtete im Anschluss Kathleen Hersheys Wunden. Der Peitschenriemen hatte ihre Haut lediglich angeritzt und keine tiefen Striemen im Fleisch hinterlassen.

»Es ist wohl besser, wenn ich die Bluse ausziehe«, schlug das Mädchen vor. Ihre Angst und anfängliche Schüchternheit waren verflogen.

»All diese Gewalt«, fuhr Kathleen fort. »Ich fühle mich so … seltsam …« Wie von selbst glitt die Bluse über ihre Schultern bis zum Brustansatz. Lassiter betupfte die Ritzer unterhalb ihres Halses und am Oberarm mit einem Lappen, den er in kaltem Wasser getränkt hatte.

Kathleen zitterte leicht, was aber weder auf ihre Verletzungen noch auf das kalte Wasser zurückzuführen war. Ihre Brüste hoben und senkten sich unter kurzen Atemzügen.

Sie verstand selbst nicht, was mit ihr los war. Gary Brannon hatte sie zurückgewiesen, weil der mit ihr hatte schlafen wollen. Aber bei diesem Mann, bei Lassiter, wurde sie schwach und drängte alle Bedenken weit von sich. Er war das, was man sich unter einem echten Mann vorstellte, war stark und entschlossen. Kathleen Hershey zweifelte keinen Augenblick daran, dass Lassiter einer Frau vollständige Erfüllung geben konnte und sie dabei nicht nur zur Befriedigung seines Triebes benutzte. Er würde ihr, da war sich Kathleen sicher, den Respekt entgegenbringen, den sie als Frau verdiente.

Ob er weiß, was ich gerade denke?, ging es ihr durch den Kopf.

Kathleens eigenes Stöhnen gab ihr die Antwort.

Lassiters Hände hatten sich auf ihre Schultern gelegt und zogen sanft ihre weiße Bluse hinab, bis die Brüste freilagen.

»Komm mit zum Bett«, flüsterte Lassiter. Spielend leicht hob er das Mädchen hoch und trug es zu seiner Schlafstatt. Rücklings legte sie sich auf die Matratze, während Lassiter sich neben sie setzte, ihre Brustwarzen mit Lippen und Zunge liebkoste und gleichzeitig die Verschlüsse ihrer Bluse vollständig aufknöpfte.

An ihrem Oberschenkel spürte Kathleen die harte Ausbeulung in Lassiters Hose, streckte ihre Hand danach aus und rieb darüber. Das pochende Glied tat einen weiteren Ruck, als wollte es den robusten Jeansstoff sprengen.

»Lassiter, bitte nimm mich …«, hauchte Kathleen lüstern.

Inbrünstig stöhnte sie auf, als er ihre Brüste knetete und mit der freien Hand das Zugband ihres Rockes löste. Kathleen half ihm, das Kleidungsstück über ihre Hüften zu streifen, und übernahm nun ihrerseits die Initiative.

Nur mit ihren Reitstiefeln bekleidet, setzte sie sich rittlings auf Lassiters Schoß, rutschte auf seinen Lenden vor und zurück, bis sie es nicht mehr aushielt und seine Hose öffnete. Unwillkürlich riss sie die Augen auf, als sie seiner Größe gewahr wurde. Sie ergriff den harten Schaft, massierte ihn und beugte schließlich den Kopf hinunter.

Lassiter stieß ein wohliges Seufzen aus und gab sich der Zungenfertigkeit der jungen Frau hin. Entweder hatte Kathleen schon eine Menge Erfahrung mit Männern sammeln können oder war ein echtes Naturtalent.

Seine Erregung steigerte sich noch, als Kathleen unter einem spitzen, ekstatischen Lustschrei seinen Pint in sich einführte. Hemmungslos begann sie Lassiter zu reiten, presste dabei ihren Oberkörper fest an den seinen und drückte ihr Gesäß heraus, damit er ihre Pobacken mit beiden Händen greifen konnte.

Bald richtete sie sich auf, stützte sich mit beiden Händen an Lassiters Brust ab, bis sie sich zurückbeugte und den Kopf unter wollüstigem Keuchen in den Nacken warf. In dieser Stellung konnte sie das Tempo selbst bestimmen und verlangsamte die Bewegungen ihres Beckens, während ihre Rechte nach Lassiters linker Hand tastete, die sich um die Innenseite ihres Schenkels gelegt hatte, und führte sie hoch zu ihren Brüsten. Gleichzeitig begann ihr Becken zu kreisen.

Irgendwann glitt sie von ihm herunter, legte sich auf die Seite und presste ihre Brüste fest gegen seinen Oberkörper. Sie hob ihr Bein an und schlang es um Lassiters Hüften, öffnete sich weit, um ihn erneut tief in sich eindringen zu lassen.

Lassiter genoss es, sie in dieser Position zu nehmen. Er atmete den Duft ihres schweißfeuchten nackten Körpers und fühlte ihre samtweiche Haut unter seinen fordernden Berührungen. Kraftvoll zog er sie wieder auf sich. In Kathleens Augen lag ein verruchter Ausdruck, nasse Strähnen ihres dunklen Haars benetzten ihr Gesicht. Tief beugte sie sich zu Lassiter hinab, bis ihre Leiber miteinander zu verschmelzen schienen.

Lassiters schneller und härter werdende Stöße führten Kathleen langsam aber sicher zum Orgasmus. Ihre Fingernägel krallten sich in seine Haut, ihre Lippen saugten sich an seinen fest. Wie von Sinnen tanzte ihr Hintern auf und nieder. Als Lassiter ihre Gesäßhälften spreizte und den Takt noch einmal erhöhte, wurde Kathleen von krampfartigen Lustschauern geschüttelt, bis sie beide in langen Sekunden der Ekstase den Höhepunkt erreichten.

Erschöpft und benommen sank sie über Lassiter zusammen.

Erst eine halbe Stunde später löste sich Kathleen von ihm, wusch sich und schlüpfte in Rock und Bluse.

Einen leidenschaftlichen Kuss gab sie Lassiter zum Abschied. Dann schlich sie sich aus dem Hotel.

***

»Du bist früh zurück«, empfing Jack Brannon seinen Bruder. »Hat der schnellste Colt im Westen seine Munition schon verschossen?« Er musste selbst über seine anzügliche Bemerkung lachen, wurde aber sofort wieder ernst, als er Garys griesgrämiges Gesicht sah.

»Verdammte Schlampe!«, knurrte Gary und nahm seine Hand von der Wange. Sie war rot und geschwollen.

Jack traute seinen Augen nicht. »Hat Kathleen dir das angetan?«, rief er ungläubig und hätte beinahe erneut gelacht.

»Red keinen Blödsinn!« Gary stieg aus dem Sattel. Seine linke Gesichtshälfte war wie betäubt. »Irgendein Mistkerl hat uns überrascht, als wir gerade zugange waren. Er hat sich an uns herangeschlichen, weil er wohl selbst scharf auf sie war. Hinterrücks hat er mir eine verpasst, dann noch eine direkt ins Gesicht.«

»Was ist mit deiner Freundin? Hat sie auch was abbekommen?«

»Kathleen ist dem Fremden entwischt und nach Hause gelaufen.« Fieberhaft überlegte Gary, was er seinem Bruder weiterhin vorlügen sollte, um sich selbst in ein besseres Licht zu stellen. »Sie hat mir noch ein paar üble Beschimpfungen nachgerufen, mich einen Schlappschwanz genannt.«

»Das hätte ich nie von ihr erwartet«, bekannte Jack betroffen. »Sie war doch immer nett und freundlich. Ich habe dich schon um sie beneidet.«

»Sie ist ein verkommenes Luder!«, erwiderte Gary giftig. »Aber so einfach kommt sie mir nicht davon! Und dieser Dreckskerl auch nicht!«

Beschwichtigend legte Jack eine Hand auf die Schulter seines Bruders. »Gehen wir rein«, sagte er und deutete auf den Fuhrwagen ihres Vaters. In goldenen, geschwungenen Lettern stand »Bullwhip Brannon« darauf geschrieben.

»Bin schon gespannt, was Pa sagt, wenn er die Geschichte zu hören bekommt.« Auf Garys Zügen entstand ein verunglücktes Lächeln, gefolgt von einem stechenden Schmerz in der Wange. Sechsundzwanzig Lenze zählte er inzwischen, war von Kindesbeinen an von Bundesstaat zu Bundesstaat gereist und hatte in dieser Zeit mehr gesehen und erlebt als so manch anderer in seinem gesamten Leben. Doch das alles war bedeutungslos ohne seine Familie. Sie gab ihm Halt und Zuversicht, und er wusste, dass sein älterer Bruder und sein Vater für ihn da waren, wenn er in Not war und Hilfe brauchte.

Schon beim Öffnen der Wagentür schlug den Brüdern der Geruch abgestandener, alkoholgeschwängerter Luft entgegen. David »Bullwhip« Brannon hockte schwankend auf einer Pritsche, zu seinen Füßen eine offene Kiste mit Whiskeyflaschen, in seiner Hand ein Blechbecher, aus dem man für gewöhnlich Kaffee trank.

»Da seid ihr ja wieder, Jungs!«, lallte der Mann gut gelaunt. Lose um seine Schultern hing eine speckige schwarze Jacke, darunter trug er ein fleckiges Baumwollhemd. Als er sich aufrichten wollte, um seinen Söhnen einen Drink einzuschenken, rutschte ihm sein verbeulter Zylinder in die Stirn.

Gary und Jack hätten lauthals gelacht bei dem tollpatschigen Versuch ihres Vaters, seine Kopfbedeckung zu richten, doch für beide hatte der Anblick lange schon nichts Komisches mehr. David Brannon war nur noch ein Schatten seiner selbst. Die ruhmreichen Tage, in denen er sein Publikum verzaubert hatte, lagen in ferner Vergangenheit. Seit dem Tod seiner Frau, den er nie verwunden hatte, flüchtete er sich in den Alkohol. Den Brüdern war klar, dass sie auch ihn verlieren würden, wenn er seine Trunksucht nicht überwand.

»Wir haben ein Problem, Pa«, sagte Jack zu seinem Vater, der immer noch nach seinem Zylinder schnappte und dabei den Whiskey im Kaffeebecher verschüttete.

»Was is’n los?« Brannon schüttelte sich.

»Schau dir Garys Gesicht an!« Jack packte seinen Bruder im Nacken und drückte dessen Kopf vor.

Augenrollend betrachtete der alte Brannon die Schwellung. Derweil erzählte ihm Jack, was sich zugetragen hatte.

»Wir zahlen es dem Kerl heim!«, polterte Gary los und ballte seine Rechte zur Faust. »Und Kathleen wird auch noch bedauern, mich kennengelernt zu haben!«

Erfolglos kämpfte David Brannon um sein Gleichgewicht und stützte sich schließlich an der Wand ab. Mühsam rang er seinem vernebelten Verstand ein wenig Konzentration ab.

»Ihr werdet euch aus jedem Ärger heraushalten!«, blaffte er. »Die Show muss weitergehen! Versteht ihr denn nicht, wie wichtig das für uns ist?«

»Aber Gary wurde zusammengeschlagen!«, begehrte Jack auf. »Das dürfen wir uns nicht bieten lassen! Die Brannons sind keine Feiglinge!«

»Schluckt euren Stolz runter, Jungs.« David Brannon stieß auf, nippte an seinem Becher und schüttete den Rest Whiskey gleich darauf in sich hinein. »Ihr hört auf euren Vater! Und damit basta!«

»Verstanden, Pa.« Stumm nickten sich die Brüder zu und verließen den Wagen. Nicht eine Sekunde dachten sie daran, sich zu fügen.

***

Bereits in den frühen Morgenstunden zeigte sich der Himmel über Las Cruces in wolkenlosem Blau. Die Sonne stand zwei Fingerbreit über dem Horizont, als Greg Donegan vom Licht der ersten Strahlen, die durch das offene Scheunentor fielen, erwachte. Er wischte sich einige Strähnen seines schulterlangen Haars aus dem Gesicht, gähnte und erhob sich träge von dem Strohlager, auf dem er die Nacht verbracht hatte. Oberflächlich klopfte er seine dunkelblaue Armeejacke ab, zupfte einige Halme vom Stoff und schlenderte schläfrig zum Tor.

Aus verengten Augen blickte er die Mainstreet hinunter. Es waren noch nicht viele Leute auf den Beinen, außer denen, die er ohnehin regelmäßig um diese Zeit ihr Tagwerk verrichten sah. Dazu gehörte Frank Dillinger, der Waren für seinen Grocery Store ablud und geschäftig zwischen seinem Laden und dem vollgepackten Einspänner hin und her rannte. Judith und Conrad Hershey vom »Union Market« waren sicher auch schon aufgestanden und befüllten die Regale ihres Geschäfts. Nur Abraham Stack, der Gunsmith, würde sich wie immer Zeit lassen. Er hatte es nicht eilig, aus den Federn zu kriechen, zumal er die Einstellung vertrat, dass nicht er sich nach den Kunden richten müsse, sondern diese sich nach seinen Öffnungszeiten. Wer einen neuen Colt, Patronen oder anderes nützliches Zubehör kaufen wollte, der würde sich auch die Zeit nehmen, ein Stündchen vor der verschlossenen Tür zu warten.

Donegan kratzte sich am Bart und trat in die helle Sonne. Für heute hatte er sich nichts Besonderes vorgenommen. Ein paar Dollar hatte er noch in der Tasche, die er als Tagelöhner im Sägewerk von Clayville verdient hatte. Einer regelmäßigen Beschäftigung ging er schon lange nicht mehr nach.

Sicher, er hatte schon bessere Zeiten gesehen und gute harte Dollars verdient. Wäre der verdammte Alkohol ihm nicht in die Quere gekommen, könnte er heute ein angesehener Mann mit prall gefüllter Brieftasche sein. Stattdessen trieb er sich auf den staubigen Straßen von Las Cruces herum, unterhielt sich mit den Menschen, hörte eine Menge Klatsch und Tratsch und war auch nicht verlegen, den einen oder anderen Dollar zu kassieren, wenn ihn jemand über diese oder jene Person auszuhorchen versuchte.

Greg Donegan lachte in sich hinein. Es waren die großen Geheimnisse dieser kleinen Stadt, die den braven Einwohnern keine Ruhe ließen. Und wenn Sheriff Wakeland einen guten Tag hatte, sprang für Donegan immer eine Runde Whiskey im Saloon heraus. Im Gegenzug allerdings musste er sich Wakelands Geschichten aus der guten alten Zeit anhören, in der die Sternträger noch eisenharte Burschen waren, die ihren Tag nicht im Schaukelstuhl oder mit dem Ausfegen leerer Zellen verbracht hatten.

Ein Rumoren in Donegans Magen erinnerte ihn daran, dass er zuletzt etwas am gestrigen Morgen gegessen hatte. Nach zwölf Stunden unermüdlicher Knochenarbeit im Sägewerk war er noch kurz bei Wakeland gewesen und danach wie tot in Gilligans Scheune auf sein Strohlager gefallen. An eine Mahlzeit hatte er keinen Gedanken mehr verschwendet. Jetzt aber war es höchste Zeit, sich den Bauch vollzuschlagen. Und wo in Las Cruces gab es ein besseres Frühstück als in Elizas Pension? Wobei nicht nur Kuchen und Gebäck der rassigen Südstaatlerin zum Anbeißen waren.

Zufrieden und guter Dinge wanderte Greg Donegan über die Mainstreet. Noch waren kaum Reiter und Gespanne unterwegs, und auch die Sonne brannte noch nicht so heiß, dass er auf dem überdachten Boardwalk laufen musste.

Bereits nach ein paar Schritten wurde er jedoch langsamer und blieb schließlich sogar stehen. Auf der rechten Straßenseite, gleich vor dem Schuppen des Schmieds, war ein dunkelbrauner Araber angeleint. Donegan hatte das edle Tier sofort an den charakteristischen Eigenschaften von Kruppe und Widerrist erkannt sowie an der muskulösen Hinterhand. Was Donegan weiterhin auffiel, waren die beiden schweren Taschen, die an einem Seil zusammengeknotet waren und links und rechts vom Pferderücken baumelten. Im Scabbard steckte eine Winchester. Der Kolben mitsamt der oberhalb des Repetierbügels angebrachten Lochkimme ragte aus der Gewehrtasche hervor.

Die Waffe eines Scharfschützen, dachte Greg Donegan. Alte Erinnerungen stiegen in ihm auf. Vorsichtig ging er weiter, umrundete das prachtvolle Pferd und hielt nach dessen Besitzer Ausschau.

»Gefällt Ihnen, was Sie sehen?« Die Stimme in seinem Rücken ließ Donegan auf dem Absatz herumfahren.

»Das Pferd gehört Ihnen?«, fragte Greg Donegan und versuchte sich seinen Schrecken nicht anmerken zu lassen. Beinahe verachtete er sich dafür, wie leicht er sich hatte überrumpeln lassen. Früher hätte sich niemand unbemerkt an ihn heranschleichen können.

»Eine kleine Macke von mir, wenn Sie verstehen«, sagte der Fremde mit dem nackenlangen blonden Haar und den blauen Augen. Donegan schätzte ihn auf Anfang dreißig. »Glücksspiel war nie meine Sache. Ich setze auf sichere Werte.«

»Sie sind auf der Durchreise, Mister …?«

»Garner«, erwiderte der Mann. »Chuck Garner. Ich will weiter nach Norden und in diesem Städtchen meinen Proviant auffrischen.«

»Vermutlich auch den Patronenvorrat Ihrer Winchester.«

Ein eigentümlicher Blick des Blonden traf Donegan. »Ich brauche es für die Jagd, Mister Donegan.«

Der Angesprochene erstarrte. »Woher kennen Sie meinen Namen?«

Garner deutete mit dem Daumen über seine Schulter zum Saloon.

»Der Barkeeper hat ihn mir genannt. Ich suche jemanden, der sich in Las Cruces auskennt. Jemanden«, – Garners Stimme nahm einen bedrohlichen Klang an –, »dem sofort auffällt, wenn sich Fremde in der Stadt befinden.« Seine Rechte glitt in die Hosentasche und klimperte mit einigen Dollarmünzen.

Unwillkürlich leckte sich Donegan über die Lippen. »Ein Freund von Ihnen?«, fragte er.

»Ein Bekannter aus White Sands«, sagte Garner ausweichend.

»Falls Ihr Bekannter ein Kopfgeldjäger ist, wüsste ich, wen Sie meinen.«

Chuck Garners Freundlichkeit verschwand. »Wo finde ich ihn?« Klirrende Kälte sprach aus seinen Worten.

Donegan senkte den Blick und richtete seine Augen unübersehbar auf die Hosentasche mit den Münzen. Dann erst wieder schaute er Garner an, der ein Dollarstück hervorholte und es Donegan zuschnippte.

»Ich kenne sogar den Namen des Mannes, den Sie suchen«, war der Bärtige auf eine zusätzliche Belohnung aus.

Zwischen seinen Fingern drehte Chuck Garner ein zweites Geldstück. »Wie lautet er?«

Unschlüssig schaute Greg Donegan hinüber zu dem Araber, dann wieder auf Garners Hosentasche. Ein Mann, der sich ein solches Tier leisten konnte, sollte in der Lage sein, für eine wertvolle Information deutlich mehr zu zahlen.

»Treiben Sie es nicht auf die Spitze.« Die Drohung war unüberhörbar. Trotzdem legte Garner noch zwei Dollar drauf.

»Lassiter!«, stieß Donegan hervor und ließ die Geldstücke blitzschnell in seiner Uniformjacke verschwinden. »Der Name des Fremden ist Lassiter. Er wohnt im ›Southern Pride‹.«

Chuck Garner nickte und lächelte bezeichnend. »Offenbar«, sagte er nicht ohne Spott, »ist es ein lohnenswertes Geschäft, hin und wieder mit dem Sheriff anzustoßen.« Grußlos drehte er sich um, stieß die Saloontüren auf, wurde aber von einem Zuruf Donegans aufgehalten.

»Wollen Sie denn nicht zu dem Mann hinübergehen?«

Der Blondhaarige überlegte einen Moment. »Ist noch zu früh.« Hämisch grinsend fügte er hinzu: »Ich will ihn ja nicht zu Tode erschrecken.«

***

Ein Blick aus dem Hotelzimmer zeigte Lassiter, dass es ein langer heißer Tag werden würde. Staubtrockene warme Luft kam zum Fenster herein, sodass er es wieder schloss. Er ging hinunter zur Rezeption, erkundigte sich, wo das Telegrafenbüro zu finden sei, und machte sich auf den Weg.

Das Office lag eingebettet zwischen einem Modegeschäft und einem Bestattungsinstitut und war eine grob gezimmerte Bretterbude, in der die Luft stand. Hinter dem Schalter saß ein junger Bursche, der sich mit seiner Schirmmütze zufächelte und zwischendurch die Stirn mit einem Stofftuch abtupfte. Lustlos sah er Lassiter an. »Sie wünschen, Sir?«

»Schicken Sie für mich ein Telegramm nach Washington. Den Text diktiere ich Ihnen.«

Umständlich drehte sich der junge Mann dem Telegrafen zu und betätigte einige Knöpfe. Unter dem Klacken der Maschine teilte Lassiter dem Clerk seine Nachricht mit.

»Geben Sie mir Bescheid, sobald eine Antwort eintrifft«, verlangte Lassiter. »Sie finden mich im ›Southern Pride‹.« Er bezahlte und verließ das Office.

Seine nächste Anlaufstelle war der Gunsmith. Lassiter benötigte Patronen, Waffenöl und ein neues Reinigungsset für seinen Remington. Die Zeit, bis die Antwort auf sein Telegramm aus Washington kam, konnte er nutzen, um seine Ausrüstung wieder auf Vordermann zu bringen. Denn sobald er den Namen seines neuen Kontaktmanns hatte, musste er unter Umständen auf schnellstem Wege Las Cruces verlassen.

Wie zufällig wurden in diesem Augenblick die Saloontüren aufgestoßen, und um ein Haar hätte die aufspringende Schwingtüre Lassiter erwischt, wäre er nicht mit einer Körperdrehung ausgewichen.

»Immer vorsichtig, Mister«, knurrte der Mann der Brigade Sieben und betrachtete argwöhnisch den Blondschopf, der hektisch aus dem Schankraum gestürzt war. Für ein, zwei Sekunden fixierte der Mann eine Stelle auf der gegenüberliegenden Straßenseite, schüttelte den Kopf und schien erst in diesem Moment zu begreifen, dass die Anrede ihm gegolten hatte.

»Verzeihen Sie mein ungestümes Auftreten«, entschuldigte sich der Blonde. »Ich hatte den Eindruck, jemand hätte sich an meinem Pferd vergriffen.«

»Sie meinen den Araber dort drüben?« Anerkennend nickte Lassiter. »So ein Tier lässt man nur ungern aus den Augen.«

»Mir ist die Sache ein wenig unangenehm«, sagte der Blonde und nannte seinen Namen. »Darf ich Sie auf einen Drink einladen?«

»Halb so schlimm. Sie sind mir zu nichts verpflichtet.« Lassiter wollte weitergehen, wurde aber am Arm zurückgehalten.

»Sie würden mir eine große Freude bereiten«, beharrte der Mann, der sich als Chuck Garner vorstellte. »Schlagen Sie mir diesen Wunsch bitte nicht aus.«

Lassiter gab nach. Für ihn hatte der Tag gerade erst begonnen und der Büchsenmacher würde ihm nicht davonlaufen.

Der Saloon war mäßig gefüllt. Ein paar Weidereiter saßen an einem Tisch und pokerten. Ein wenig abseits hatte sich ein älterer Herr mit Monokel niedergelassen, der hin und wieder verstimmt über den Rand seiner Tageszeitung blickte, wenn am Tisch der Cowboys lautes Johlen aufbrandete.

In der Nähe der Tür saß ein Pärchen mittleren Alters. Vom Gesicht der rothaarigen Frau ließ sich unmissverständlich ablesen, dass sie an jedem Ort der Welt lieber gewesen wäre als in diesem Saloon. Ihren Begleiter schien das nicht zu stören, falls er es überhaupt bemerkte. Dem Füllstand seiner Whiskeyflasche nach zu urteilen, musste ihm schon vor geraumer Zeit jegliche Anteilnahme abhandengekommen sein.

Dann gab es da noch zwei Kerle, die einen Tisch an der Saloonwand in Beschlag genommen hatten. Sie lagen mehr in ihren Stühlen, als dass sie saßen, erzählten sich dreckige Witze, lachten lautstark und schütteten Bier in sich hinein. Flüchtig fand zwischen ihnen und Garner ein Augenkontakt statt, der Lassiter nicht entging.

Bevor sich Lassiter setzte, zwinkerte er einem Freudenmädchen zu, das gelangweilt am Geländer der Galerie stand. Das Girl schaffte es tatsächlich, ihm ein Lächeln zuzuwerfen, sah dann aber ein, dass nicht mit Kundschaft zu rechnen war, und zog sich auf sein Zimmer zurück.

Garner ließ indes eine Flasche Whiskey und zwei Gläser an ihren Tisch bringen.

»Die haben anscheinend nur dieses Zeug«, meinte Chuck Garner resigniert. »Ein französischer Cognac wäre mir lieber gewesen.«

»In dem Fall haben Sie das falsche Etablissement aufgesucht«, erwiderte Lassiter und goss sein Glas halb voll. Mehr als einen Drink würde er nicht zu sich nehmen. Das musste reichen, um das Ehrgefühl seines Gastgebers wieder herzustellen.

»Woher kommen Sie?«, fragte Garner frei heraus.

»Ist es so offensichtlich, dass ich nicht aus dem Ort stamme?«

»Nur ein Schuss ins Blaue.« Der lauernde Blick Garners fiel Lassiter unangenehm auf. »Ich wollte wirklich nicht unhöflich sein.«

»Ich kann damit umgehen.« Lassiter setzte sein Glas an die Lippen und nahm einen Schluck. Noch konnte er diesen Mann nicht recht einordnen, doch sein Instinkt sagte ihm, dass er auf der Hut sein musste.

»Sie sind nicht sehr gesprächig«, stellte Garner fest und lächelte verlegen.

»Ich rede nur, wenn es etwas zu sagen gibt.« Lassiter trank aus, erhob sich und legte zum Gruß zwei Finger an seine Hutkrempe. »Danke für den Whiskey.«

Chuck Garner lehnte sich in seinem Stuhl zurück, erwiderte den Gruß und sah Lassiter hinterher, der die Saloontüren aufstieß und ins Freie trat.

»Straight!«, rief einer der Weidereiter und knallte siegessicher sein Blatt auf den Tisch. Als er nach dem Pot langte, knallte eine Faust auf seinen Handrücken.

»Flush!«, knurrte der Spieler, der ihm zur Rechten saß. Er grinste breit und zeigte seine vom Kautabak braunen Zähne. Rüde bog er die Finger seines Mitspielers zurück und sammelte die Dollarscheine in der Tischmitte ein.

Aus den Augenwinkeln blickte Chuck Garner zu den zwei Gestalten, die nun keine Witze mehr rissen und hastig ihre Biergläser leerten. Einer der Burschen sah ihn plötzlich unverwandt an, als erwarte er ein Zeichen. Dabei strich seine Hand bezeichnend über das Griffstück seines Colts. Als Garner ihm den Kopf zudrehte und unmerklich nickte, sprang er auf und zog seinen Kumpan mit sich. Eilig verließen sie den Saloon.

***

Kathleen Hershey war spät aufgestanden und verspürte wenig Lust, im Laden ihrer Eltern die Kundschaft zu bedienen. Ihre Gedanken waren erfüllt von der stürmischen Nacht, die sie mit Lassiter verbracht hatte. Dieser Mann hatte ihr alles gegeben, wonach eine Frau sich sehnte, und sie die hässliche Episode mit Gary Brannon schnell vergessen lassen.

Schmunzelnd dachte sie daran, wie sie nach ihrem Abenteuer wie eine Diebin zurück ins Haus geschlichen war, ohne dass ihre Eltern etwas bemerkt hatten. Dennoch hoffte Kathleen, dass niemand sie während der nächtlichen Auseinandersetzung gesehen hatte. Die Stadt war klein und das Geschäft ihrer Eltern gut besucht; Neuigkeiten machten rasch die Runde.

Die junge Frau zog sich ein hochgeschlossenes Kleid an, das ihre Wunden verdeckte, und hörte zum wiederholten Male die Stimme ihres Vaters, der nach ihr rief. Sein Ärger über ihr Fernbleiben hatte sich in einem Maß gesteigert, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis er in ihr Zimmer stürmte, um sie in den Verkaufsraum zu schleifen.

Kathleen aber war sicher, dass sie ihn trotz seiner Wut rasch würde besänftigen können. Bisher war es ihr stets gelungen, diesen im Herzen gutmütigen Mann um den kleinen Finger zu wickeln. Bei ihrer Mutter allerdings musste Kathleen gewitzter vorgehen und würde vorerst die reumütige Tochter spielen.

»Entschuldigung!«, rief Kathleen, als sie die Treppe im ersten Stock hinunterlief. »Tut mir leid, dass ich so spät dran bin!«

»Schnapp dir einen Besen und feg das Lager aus!«, rief Conrad Hershey. Kathleen eilte heran und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, was ihn sogleich versöhnlicher stimmte. »Na, mach schon, Kleine.«

Judith, ihre Mutter, schenkte Kathleen einen vorwurfsvollen Blick. »Schön, dass du dich noch sehen lässt – jetzt, da die Arbeit getan ist.«

Erstaunt stellte Kathleen fest, dass der Laden völlig leer war. Den größten Andrang hatte sie wohl verschlafen. Flink trippelte sie ins Lager, schnappte sich einen Besen und begann zu fegen. Kaum eine Minute darauf vernahm sie leise Schritte und das Klacken der Tür, die sanft ins Schloss gezogen wurde.