Lassiter Sammelband 1803 - Jack Slade - E-Book

Lassiter Sammelband 1803 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Seit über 30 Jahren reitet Lassiter schon als Agent der "Brigade Sieben" durch den amerikanischen Westen und mit über 2000 Folgen, mehr als 200 Taschenbüchern, zeitweilig drei Auflagen parallel und einer Gesamtauflage von über 200 Millionen Exemplaren gilt Lassiter damit heute nicht nur als DER erotische Western, sondern auch als eine der erfolgreichsten Western-Serien überhaupt.

Dieser Sammelband enthält die Folgen 2290, 2291 und 2292.

Sitzen Sie auf und erleben Sie die ebenso spannenden wie erotischen Abenteuer um Lassiter, den härtesten Mann seiner Zeit!

2290: Ein schneller Colt für Emily

Die Bedrohung war spürbar, doch aus welcher Richtung sie kam, konnte selbst Samuel Barnes nicht sagen. Auffällig musterte der Pinkerton-Detektiv seine drei Mitreisenden, die von der rumpelnden Fahrt der Postkutsche durchgeschüttelt wurden. Das Weiß seiner Augen stand in grellem Kontrast zu seiner schwarzen Haut und unterstrich markant Barnes' stechenden Blick. Dieser Wirkung war er sich durchaus bewusst und registrierte zufrieden, dass der Mann neben ihm sich betreten abwandte und auch der Filzhutträger ihm gegenüber den Kopf senkte. Einzig diese Frau in dem eng geschnürten blauen Kleid wich ihm nicht aus und hielt seiner starren Bemusterung eisern stand.

2291: Das Grab des Schamanen

Die Schreie seiner Opfer waren schon vor Stunden verstummt, doch sie hallten in Gary Sheerans Kopf immer noch nach. Er blinzelte in die Sonne und war sich dabei nicht bewusst, wie sich sein Gesicht zu einer Maske des Wahnsinns verzerrte. Auf dem Weg über den Vorhof murmelte er ein Gebet in der Hoffnung, irgendein Gott würde es hören.

Als er die Scheune erreichte und den Strick vor sich baumeln sah, den er in der vergangenen Nacht am Deckenbalken vertäut hatte, begann er zu weinen. Doch er durfte jetzt nicht zögern. Während er auf das Wasserfass stieg und sich die Schlinge um den Hals legte, verfiel er in einen verzweifelten Singsang. Schweiß und Tränen vermischten sich auf seinem kalkweißen Gesicht.

Er schloss die Augen, atmete ein letztes Mal tief ein und brachte dann das Fass unter sich zum Kippen ...

2292: Der Mann, den die Frauen betrogen

Spitz und schrill stach die Stimme der Frau durch das Tosen der Naturgewalten. "O mein Gott!", schrie sie. "Ich liebe den Wind und das Meer! Ich kann gar nicht genug davon kriegen!" Sie kreischte vor Begeisterung, während der Dampfer auf den Wellenbergen tanzte.

Sturmgepeitschte Gischtschwaden hüllten sie und den Mann auf dem Achterdeck ein.

Er stand vor ihr und presste sich gegen sie, klemmte sie zwischen sich und der stählernen Reling ein. Sie bog den Oberkörper zurück und ließ den Kopf in den Nacken sinken, als wollte sie in die schäumenden Fluten eintauchen - jedes Mal, wenn das Schiff in die Tiefe eines Wellentals krachte.

Beim nächsten Hochkommen blickte sie über seine Schulter hinweg und rief - eben laut genug, damit nur er es in dem Getöse hören konnte: "Er ist da! Machen wir ernst. Jetzt!"

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Seitenzahl: 405

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln Covermotiv: Boada/Norma ISBN 978-3-7325-8347-8

Jack Slade

Lassiter Sammelband 1803 - Western

Inhalt

Jack SladeLassiter - Folge 2290Die Bedrohung war spürbar, doch aus welcher Richtung sie kam, konnte selbst Samuel Barnes nicht sagen. Auffällig musterte der Pinkerton-Detektiv seine drei Mitreisenden, die von der rumpelnden Fahrt der Postkutsche durchgeschüttelt wurden. Das Weiß seiner Augen stand in grellem Kontrast zu seiner schwarzen Haut und unterstrich markant Barnes' stechenden Blick. Dieser Wirkung war er sich durchaus bewusst und registrierte zufrieden, dass der Mann neben ihm sich betreten abwandte und auch der Filzhutträger ihm gegenüber den Kopf senkte. Einzig diese Frau in dem eng geschnürten blauen Kleid wich ihm nicht aus und hielt seiner starren Bemusterung eisern stand.Jetzt lesen
Lassiter - Folge 2291Die Schreie seiner Opfer waren schon vor Stunden verstummt, doch sie hallten in Gary Sheerans Kopf immer noch nach. Er blinzelte in die Sonne und war sich dabei nicht bewusst, wie sich sein Gesicht zu einer Maske des Wahnsinns verzerrte. Auf dem Weg über den Vorhof murmelte er ein Gebet in der Hoffnung, irgendein Gott würde es hören. Als er die Scheune erreichte und den Strick vor sich baumeln sah, den er in der vergangenen Nacht am Deckenbalken vertäut hatte, begann er zu weinen. Doch er durfte jetzt nicht zögern. Während er auf das Wasserfass stieg und sich die Schlinge um den Hals legte, verfiel er in einen verzweifelten Singsang. Schweiß und Tränen vermischten sich auf seinem kalkweißen Gesicht. Er schloss die Augen, atmete ein letztes Mal tief ein und brachte dann das Fass unter sich zum Kippen ...Jetzt lesen
Lassiter - Folge 2292Spitz und schrill stach die Stimme der Frau durch das Tosen der Naturgewalten. "O mein Gott!", schrie sie. "Ich liebe den Wind und das Meer! Ich kann gar nicht genug davon kriegen!" Sie kreischte vor Begeisterung, während der Dampfer auf den Wellenbergen tanzte. Sturmgepeitschte Gischtschwaden hüllten sie und den Mann auf dem Achterdeck ein. Er stand vor ihr und presste sich gegen sie, klemmte sie zwischen sich und der stählernen Reling ein. Sie bog den Oberkörper zurück und ließ den Kopf in den Nacken sinken, als wollte sie in die schäumenden Fluten eintauchen - jedes Mal, wenn das Schiff in die Tiefe eines Wellentals krachte. Beim nächsten Hochkommen blickte sie über seine Schulter hinweg und rief - eben laut genug, damit nur er es in dem Getöse hören konnte: "Er ist da! Machen wir ernst. Jetzt!"Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Ein schneller Colt für Emily

Vorschau

Ein schneller Colt für Emily

Die Bedrohung war spürbar, doch aus welcher Richtung sie kam, konnte selbst Samuel Barnes nicht sagen. Auffällig musterte der Pinkerton-Detektiv seine drei Mitreisenden, die von der rumpelnden Fahrt der Postkutsche durchgeschüttelt wurden. Das Weiß seiner Augen stand in grellem Kontrast zu seiner schwarzen Haut und unterstrich markant Barnes’ stechenden Blick. Dieser Wirkung war er sich durchaus bewusst und registrierte zufrieden, dass der Mann neben ihm sich betreten abwandte und auch der Filzhutträger ihm gegenüber den Kopf senkte. Einzig diese Frau in dem eng geschnürten blauen Kleid wich ihm nicht aus und hielt seiner starren Bemusterung eisern stand.

»Warum glotzen Sie mich so penetrant an?«, fragte sie plötzlich. »Habe ich irgendeinen Ausschlag im Gesicht?«

Barnes öffnete den Mund zu einem Lächeln und zeigte seine blendend weißen Zähne. »Nicht doch, Lady«, meinte er süffisant, »aber es wird einem Gentleman doch wohl gestattet sein, sich an der Schönheit einer Frau zu erfreuen.«

Im Gesicht der Dame zeigte sich keine Regung. »Ein wahrer Gentleman stiert aber nicht wie ein Ochse«, versetzte sie barsch und schaute ihren Nebenmann an, als erwarte sie von ihm Unterstützung. Der aber gab sich vollkommen unbeteiligt und hatte seinen Blick durch das Fenster der Kutsche auf die vorbeiziehende Landschaft gerichtet.

»Mein Name ist Samuel Barnes«, stellte sich der Pinkerton-Mann vor und überging den Vorwurf seiner Gesprächspartnerin. Seine Erwartung, dass die Dame in Blau nun ebenfalls ihren Namen nennen würde, erfüllte sich jedoch nicht. Stattdessen blickte sie zur Seite und beachtete ihn nicht weiter.

Barnes’ ließ sie dennoch nicht aus den Augen. Aus einem unerfindlichen Grund verstärkte sich die Unruhe, die er anfangs verspürt hatte. Eine eigentümliche Spannung lag in der Luft, doch immer noch war Samuel Barnes nicht in der Lage, ihre Ursache zu ergründen.

»Haben Sie auch einen Namen?«, ließ er nicht locker, »Oder haben Ihre Eltern Sie einfach nur ›Rotschopf‹ gerufen?«

Ohne Barnes anzusehen, erwiderte die Frau: »Ich habe einen Namen, Mister! Aber den werde ich Ihnen nicht verraten.«

»Ich könnte ihn herausfinden.« Der Schwarze grinste und verwies beiläufig auf die Detektei, für die er arbeitete.

»Wenn es Ihnen die Umstände wert ist …« Mehr bekam Barnes nicht zu hören, beobachtete jedoch, dass die Dame ihren breitkrempigen Hut von ihrem kunstvoll geknoteten roten Haar nahm und auf ihren Schoß legte. Die Hände faltete sie über der flachen Krone.

»Sie fahren nach Prescott?«, erkundigte sich Barnes.

Dem Passagier zu seiner Rechten wurde es anscheinend zu viel. »Warum lassen Sie die Lady nicht endlich in Ruhe?«, stieß er aus. »Sie merken doch, dass sie sich nicht mit Ihnen unterhalten möchte.«

Samuel Barnes’ ruckte herum. Seine Augen funkelten herausfordernd. Jede Freundlichkeit war von seinen Zügen gewichen. »Sieh mal einer an!«, entgegnete er scharf. »Der Herr kann also doch sprechen! Dann können Sie mir sicher auch einen Grund nennen, weshalb ich Sie nicht mit einem Fußtritt aus der Kutsche befördern sollte!«

»Sind Sie verrückt?« Der Angesprochene drängte sich in die äußerste Ecke der Sitzbank. »Ich … ich bin Anwalt! Überlegen Sie sich, was Sie tun!«

»Sie überlegen besser, was Sie tun! Ich kann hier nämlich weit und breit keinen Sheriff und auch kein Gerichtsgebäude erkennen! Und Sie sehen mir nicht nach einem abgebrühten Halsabschneider aus, sondern eher nach einem Jammerlappen, der mit Gesetzesbüchern wirft, wenn man ihm einen Colt vor die Nase hält!« Barnes’ Linke schoss vor. Seine Finger krallten sich um Kinn und Mund des Anwalts. »Ich bin ein verdammter bösartiger Kettenhund! Einmal losgelassen, zerfleische ich alles und jeden! Möchten Sie das? Möchten Sie zerfleischt werden?«

»N …nein …«, kam es nuschelnd.

»Dann glauben Sie mir also?« In Barnes’ Augen loderte der Wahnsinn.

»J …ja …«

Der Griff von Samuel Barnes’ Fingern löste sich. Seine Handfläche tätschelte die Wange des Mannes. »Braves Schoßhündchen«, sagte er, während sich seine Miene aufhellte und er sich erneut dem Objekt seines eigentlichen Interesses zuwandte.

»Fühlen Sie sich jetzt stark?«, fragte die Rothaarige. »Macht es Ihnen Spaß, sich an Schwächeren zu vergreifen?«

»Ich habe nur ein bisschen gebellt«, erwiderte Barnes gelassen, »aber noch nicht gebissen.« Sein provokantes Lächeln wirkte wie in sein Gesicht gemeißelt. Leicht senkte er den Blick und betrachtete die Hände der Frau, die nervös die Krempe ihres Hutes kneteten. Allerdings missverstand sie seine Augenbewegung.

»Unterlassen Sie es, auf meinen Busen zu stieren, Sie widerlicher Kerl!«, schnappte sie empört.

»Verzeihen Sie, Ma’am«, meinte Samuel Barnes in einem Tonfall, der deutlich machte, dass er keine Entschuldigung formuliert hatte, »aber so reizend die prachtvollen Wölbungen Ihrer Brüste auch sein mögen, war es eine gänzlich andere Ausbeulung, die mein Interesse geweckt hat …« Barnes hatte ein Gespür dafür, wenn Menschen sich ertappt fühlten, auch wenn sie äußerlich gefasst blieben.

»Was … was reden Sie da?« Die Dame in Blau wusste nicht, ob sie lachen oder weiterhin pikiert sein sollte. Unstet bewegten sich ihre Augen von Barnes zum Fenster und wieder zurück. Der Pinkerton-Detektiv hätte geschworen, dass ihr das Herz bis zum Hals schlug, doch sie reckte energisch ihr Kinn vor und fixierte blicklos einen willkürlichen Punkt der Fahrgastkabine, um Barnes nicht ins Gesicht sehen zu müssen.

»Wissen Sie, Lady«, sagte der Schwarze, »es gibt ein gutes Dutzend Gesten, die einen Menschen verraten, der die Unwahrheit sagt. Zwei oder drei davon würden jedermann auffallen. Um die restlichen zu erkennen, bedarf es jahrelanger Erfahrung. Ich möchte jedoch behaupten, dass Ihr jetziges Verhalten eindeutig in die Kategorie ›Jedermann‹ fällt …«

Als hätte Barnes ein geheimes Signal gegeben, donnerten Schüsse. Einer der beiden Männer auf dem Kutschbock stieß einen Schmerzensschrei aus, der andere zügelte das Vierergespann. Laute Kommandos wurden gebrüllt; irgendwo schlug splitternd eine Kugel ein.

Reflexhaft zuckte Samuel Barnes’ Rechte zum Revolver, zog ihn jedoch nicht aus dem Holster. Langsam nahm er die Hand vom Pistolengriff und hob sie gemeinsam mit seiner Linken hoch.

»Eine kluge Entscheidung, Mister Pinkerton«, spöttelte die Rothaarige. Der Lauf einer Smith & Wesson Frontier war auf den Schwarzen gerichtet.

»Ein billigeres Schießeisen haben Sie wohl nicht finden können«, gab Barnes den Hohn zurück. »Mit so einem Ding schießt man nicht, man wirft es.«

»Es wird seinen Zweck erfüllen. – Ich darf die Herren nun bitten, auszusteigen und ihre Wertsachen meinem Partner zu übergeben.« Sie stieß den rechts von ihr sitzenden Mann mit der Melone an. »Raus mit dir, Freundchen!«

Durch das Fenster beobachtete Barnes, dass die Kutscher vom Bock gestiegen waren und mit erhobenen Armen vor einem Berittenen standen, den er nur undeutlich erkennen konnte.

»Brauchen Sie eine Extraeinladung?«, schnauzte die Rothaarige den Detektiv an, der bis zuletzt sitzengeblieben war.

»Sie haben gerade den größten Fehler Ihres Lebens begangen, Lady«, antwortete Samuel Barnes gefährlich leise. »Einen Bluthund reizt man nicht, auch wenn er an der Kette liegt …«

»Steigen Sie aus!«, sagte die Frau laut. »Eine falsche Bewegung und ich verpasse Ihnen ein drittes Auge!«

Mit angewinkelten Armen stieg Samuel Barnes aus der Kutsche. Der fremde Reiter war inzwischen von seinem Pferd abgestiegen und hatte eine Decke auf dem Boden ausgebreitet. Wortkarg forderte er die Anwesenden auf, Geld, Schmuckgegenstände und Waffen darauf abzulegen. Nachdem alle ihr Hab und Gut abgeliefert hatten, faltete die Rothaarige die Decke zusammen und verstaute sie in den Satteltaschen des Pferdes. Danach hielt sie die Gruppe in Schach, während ihr Komplize den Kutschbock erklomm, um die Gepäckstücke zu untersuchen. Wenige Minuten später kam er mit säuerlichem Gesicht herunter und schwang sich in den Sattel. »Hauen wir ab, Emily«, sagte er nur.

Emily raffte ihr Kleid und kletterte hinter ihm auf den Rücken des Pferdes. Im Galopp ritten sie davon.

»Genießt eure Freiheit«, brummte Samuel Barnes vor sich hin. Sein brennender Blick lastete wie ein Fluch auf den Flüchtenden. »Denn sobald ich euch erwische, zeige ich euch eine Hölle, die ihr in euren schlimmsten Albträumen nicht gesehen habt …«

***

Sie war brünett, kurvenreich wie die Serpentinen der Rockys und nackt. Einzig um ihren Hals wand sich eine Nerzstola bis knapp über die Knospen ihrer vollen Brüste. Die Überraschung auf ihren Zügen hielt nicht lange an und wich einem zufriedenen Schnurren. »Ich habe schon eine Menge Prachtexemplare gesehen«, sagte sie mit dunkel gefärbter Stimme, »aber deins stellt die meisten in den Schatten …«

Komplimente dieser Art hatte Lassiter bereits in allen nur denkbaren Varianten gehört, aber er musste zugeben, dass sie aus dem Mund dieser sündhaft verführerischen Frau einen besonderen Klang besaßen. Mit wiegenden Hüften bewegte sich Charlene von der Anrichte fort, auf der sie ihre Kleidung abgelegt hatte, und trat dicht an Lassiter heran. Tief schaute sie ihm in die Augen, während ihre rechte Hand sanft über seinen aufgerichteten Schaft streichelte.

»Du bist ein ganzer Kerl, Larimer«, hauchte sie und nahm seine beiden Zwillinge in ihre Handfläche. Behutsam knetete sie seine empfindlichste Stelle.

»Lassiter«, berichtigte sie der Mann der Brigade Sieben rau.

»Was sind schon Namen …« Charlenes Lider senkten sich herab. Ihre Lippen suchten die seinen. Der ersten tastenden Berührung folgte ein zögerliches Zungenspiel, das in einem leidenschaftlichen Kuss endete. Hart presste sich Lassiters Pint gegen Charlenes Bauch, deren Mund sich noch beim Küssen zu einem breiten Lächeln verzog.

»Du scheinst mich ja richtig zu mögen«, gurrte sie amüsiert. »Zeig mir doch mal, ob du es wirklich ernst meinst …« Sie öffnete die Augen, leckte über Lassiters Mund und löste sich von ihm. Gleich darauf erklomm sie das Bett und kniete sich hin. Ihre Linke knallte auf ihr Hinterteil und strich anschließend lockend darüber. Als hätte es eines weiteren Anreizes bedurft, begann Charlene ein erregendes Fingerspiel, das ihren Unterleib in rhythmische Bewegung versetzte.

Lassiter griff zu. Seine Hände spannten sich um ihre Backen, zogen sie auseinander und entlockten der jungen Hure ein wohliges Seufzen. Die Spitze seines Gliedes streifte Charlenes Scham und jagte einen spürbaren Schauer durch ihren Körper.

»Stoß zu!«, bettelte sie stöhnend. »Gib mir deinen …!« Das letzte Wort wurde von einem ekstatischen Schrei verschluckt, als Lassiter kraftvoll in sie eindrang. Bereits nach drei, vier Stößen beugte er sich über sie, stützte sich mit einem Bein auf der Bettkante ab und packte ihre bebenden Brüste. In seinen Handflächen richteten sich Charlenes Brustwarzen steil auf. Ein Zittern schüttelte ihren Leib, und abgehackte Laute fiebriger Lust drangen aus ihrem Mund.

Mehrmals noch ließ Lassiter sie seine Leidenschaft spüren, bevor er sich seitlich aufs Bett legte und Charlene mit sich zog. Sie winkelte ihr linkes Bein an, um sich so weit wie möglich zu öffnen. Ihre Atmung beschleunigte sich und passte sich dem Takt von Lassiters Stößen an. Schließlich begab er sich von der Seiten- in die Rückenlage, sodass Charlene ihn ritt, als wäre er ein ungezähmter Hengst. Sie löste ihren Haarknoten und ließ ihre wallende Mähne hinabfallen bis auf seine Brust. Immer fester und schneller stieß ihr Becken herab, stetig lauter wurden ihre Lustschreie. Enger und enger umschloss sie die pochende Rute, bis Charlene plötzlich innehielt.

»Ich … ich bin kurz davor«, keuchte sie, vollführte eine Drehung und setzte sich erneut auf Lassiters Schoß. Noch aber führte sie seinen Freudenspender nicht ein, sondern rieb ihr Gesäß daran. Dann ließ sie sich vornüberfallen und fing sich auf den Ellbogen ab. Ihr erhitztes Gesicht schwebte nur wenige Zentimeter über dem von Lassiter; ihr warmer Atem streifte seine Haut.

Lassiters aufgepeitschte Gefühle drängten ihn danach, Charlenes Schenkel aufs Neue zu spalten, und nur zu gern ließ die Hure es geschehen. Fest drückte sie ihre Brüste gegen Lassiters Brust, saugte an seinem Hals und genoss hörbar, wie er sie abermals aufspießte. Charlenes Rechte verkrallte sich in Lassiters Haaren, ihr Hinterteil tanzte auf und ab.

An ihrer Verkrampfung merkte Lassiter, dass sie kurz vor dem Orgasmus stand. Und auch er wollte sich nicht zurückhalten. Beide Hände legte er auf ihre Backen, verstärkte durch den Druck seine und ihre Stöße und bäumte sich plötzlich auf, als er den Schub seiner Entladung spürte. Heiß ergoss er sich in Charlene, die nur Sekundenbruchteile später ihren Höhepunkt hinausschrie. Sogleich biss sie reflexhaft zu, zerrte an Lassiters Schopf, während die Wogen der Wollust ihren Körper in krampfartige Zuckungen versetzten.

Beide hatten den Gipfel der Lust überschritten; die Hitze der Erregung kühlte ab. Eine Weile noch lagen sie aufeinander und kosteten die Augenblicke inniger Nähe aus. Irgendwann glitt Charlene von Lassiter hinunter. Verspielt kraulte sie seinen erschlafften Glockenstrang samt Anhängsel und rutschte schließlich von den Laken.

»So heftig bin ich lange nicht mehr gekommen«, flüsterte sie zutiefst befriedigt. »Du hast es aber offenbar auch nötig gehabt.« Lächelnd deutete sie auf die Innenseiten ihrer Schenkel und begab sich zur Waschschüssel.

Eilig hatte Lassiter es nicht. Geduldig wartete er, bis Charlene sich gereinigt hatte, und folgte dann ihrem Beispiel. Nur kurz dachte er an seinen neuen Auftrag, der ihn von Phoenix nach Prescott geführt hatte. Große Schwierigkeiten erwartete er bei der Erfüllung seiner Mission nicht. Er war zuversichtlich, die zwei Banditen, die ihren Lebensunterhalt mit Postkutschenüberfällen in Arizona verdienten, rasch dingfest machen zu können. Unter normalen Umständen hätte sich die Brigade Sieben in einen derartigen Fall erst gar nicht eingeschaltet, doch es gab drei Kriterien, die den Einsatz eines Agenten erforderlich machten.

Das »Stagecoach-Duo«, wie es mittlerweile genannt wurde, hatte sich dem Zugriff durch Gesetzeshüter immer wieder erfolgreich entzogen. Außerdem hatte es einen Zwischenfall gegeben, bei dem ein Reisender getötet worden war. Und das war der entscheidende Punkt, der zwangsläufig zum dritten Problem führte. Bei dem Ermordeten hatte es sich um keinen Geringeren als den Sohn des einflussreichen Rinderzüchters Barney J. Moss gehandelt.

Angesichts der Unfähigkeit der Behörden, die Banditen einzufangen, hatte der ein Kopfgeld in Höhe von fünftausend Dollar ausgesetzt. Allein dieser Umstand würde dazu führen, dass sich eine Menge zwielichtiges Gesindel auf die Fährte des Stagecoach-Duos setzte. Eine Eskalation der Gewalt war nicht auszuschließen und mochte unbescholtene Bürger bedrohen. Dem musste Lassiter Einhalt gebieten.

Der Anblick Charlenes, die weiterhin nichts am Leibe trug als ihre Nerzstola, lenkte Lassiter auf angenehme Weise von seinen Überlegungen ab.

»Kommst du mich noch einmal besuchen?«, fragte sie kokett und wedelte mit einem Ende ihrer Stola.

»Kann man nie wissen«, erwiderte Lassiter und legte einige Dollarmünzen auf die Anrichte. Er verließ das Zimmer und wanderte zur Treppe, die hinunter in den Saloon führte. Was er jetzt brauchte, war ein guter Whiskey.

***

Gelangweilt und bei Weitem nicht mehr nüchtern stand Rex Clay am Tresen des Edgy-Rock-Saloons in Diamond Valley und stierte mit entrücktem Blick auf sein leeres Glas. Eine halb volle Whiskeyflasche stand in greifbarer Nähe, trotzdem hieb er mit der Faust auf die Theke und rief nach dem Barkeeper. »He, Fettwanst! Lass mal den Staub raus!« Demonstrativ knallte er sein Glas auf die Holzplatte.

Der rundliche Schankwirt wieselte heran und füllte auf. Clay grinste ihm zu. »Kannst einen Spaß vertragen, oder?«

Der Mann nickte, schaute jedoch betreten beiseite und wandte sich einem anderen Gast zu. In einem Zug stürzte Clay den Whiskey herunter und langte nun selbst nach der Flasche, um nachzuschenken. Während er gierig trank, drangen Wortfetzen der Besucher an seine Ohren – und schlagartig erstarrte er.

»Ich erhöhe um fünf Dollar«, hörte er einen Kerl ausrufen. »Bin bald ein reicher Mann, das könnt ihr mir glauben, Jungs!«

Rex Clay drehte sich herum, den Whiskey in der Rechten, den linken Arm auf die Theke gestützt. An einem Tisch in der Mitte des Saloons saßen vier Cowboys beim Pokerspiel. Drei von ihnen lachten schallend über die Vorhersage ihres Kumpans.

»Ich glaub’s dir erst, wenn du ein paar große Scheine auf den Tisch legst«, grölte einer.

»Die Fünftausend hab ich so gut wie im Sack«, erwiderte jener, der zuvor schon mit seinem bevorstehenden Reichtum geprahlt hatte. »Ist ’n Klacks!« Es war ein hagerer Kerl mit eingefallenen Wangen, der bei einem Faustkampf wahrscheinlich schon beim ersten Hieb aus den Stiefeln kippen würde.

Clay schnappte sich die Whiskeyflasche und stiefelte auf den Spielertisch zu. »Kann ich einsteigen?«, fragte er. Noch ehe er eine Antwort erhielt, schob er einen Stuhl heran und setzte sich. Die Männer schauten sich verlegen an, bis ein Bärtiger ein Grinsen aufsetzte.

»Klar doch! Ist uns eine Ehre!«, meinte er kehlig und warf einen verstohlenen Blick in die Runde, als wolle er seinen Freunden signalisieren, ein Opfer gefunden zu haben, das er ausnehmen konnte. »Mindesteinsatz ist ein Dollar. Kein Potlimit!«

Umständlich kramte Clay einige Münzen aus seiner Hosentasche hervor und klatschte sie scheppernd auf den Tisch.

Der Bärtige hob eine Braue und setzte ein spöttisches Lächeln auf. »Vier Vierteldollar? Das ist hoffentlich nicht alles, was du dabei hast, denn damit wirst du nicht weit kommen.« Ein abfälliges Lachen folgte, und auch seine Kumpane konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen.

»Erst mal abwarten«, raunte Rex Clay. Er nahm den Kartenstapel an sich, mischte und legte ihn sodann vor seinen linken Nebenmann. »Abheben!«

Der Bärtige teilte den Stapel und legte die untere Hälfte auf die obere. »Du nimmst es wohl ganz genau, was?«, meinte er und gab die Karten an Clay zurück.

»Dann kann sich im Nachhinein auch keiner beschweren.« Flink und mit geschickten Fingern streute Clay die Blätter aus. Als er seines aufnahm, wusste er auf Anhieb, dass ihm selbst eine unverschämte Portion Glück in diesem Spiel nicht helfen konnte. Dennoch legte er seine Hand auf die vier Münzen und schob sie zur Tischmitte.

»Bist ganz schön mutig«, meinte der Hagere. »Hast wohl ein Spitzenblatt.« Er bleckte seine Zähne, die krumm und schief im Kiefer standen.

»Ich gehe mit!« Einer nach dem anderen warf einen Dollar in den Pot. Der Reihe nach gab Clay zwischen zwei und drei Austauschkarten heraus. Zwei Männer erhöhten sofort um drei Dollar, einer um fünf, der Nächste um zehn.

»Passe!«, stieß Clay aus und warf seine Karten auf den Tisch.

»Hat dich der Mut verlassen«, frotzelte der Bärtige und glotzte ungeniert auf das aufgedeckte Blatt, »oder spielst du heute zum ersten Mal?«

»Weder noch«, gab Rex Clay zur Antwort. Als wäre es in dieser Situation das Natürlichste auf der Welt, zog er seinen Revolver, drehte klackend die Trommel und legte die Waffe vor sich auf den Tisch. »Ich hab einen Riecher dafür, wenn das Glück nicht auf meiner Seite ist.«

Betroffen wechselten die Cowboys einige Blicke untereinander. Es war der Bärtige, der als Erster seine Sprache wiederfand. »Hast du was Bestimmtes vor mit deinem Schießeisen?«

»Lasst euch von mir nicht stören«, sagte Clay im Plauderton, »aber bei den Einsätzen kann ich nicht mithalten. Leider hab ich keine fünftausend in der Tasche.« Er kratzte sich an der Stirnglatze und wandte sich dem Hageren zu. »Möchte zu gern wissen, wie man schnell und einfach so viel Zaster nach Hause tragen kann …«

»Ich … ich hab bloß Blödsinn geredet«, erwiderte der Mann stockend und ließ den harmlos daliegenden Colt nicht aus den Augen.

Rex Clay legte seine Stirn in Falten und nickte verstehend. »Sowas habe ich mir gedacht …« Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: »Das Dumme ist nur, dass ich es dir nicht abkaufe! Also erzähl schon, Junge. Woher kommen die Kröten?«

Mit einem Satz sprang der Bärtige auf. »Das reicht jetzt! Wenn du nicht spielen willst, solltest du besser verschwinden!«

Clays Linke gemahnte den Mann zur Ruhe. »Nur keine Aufregung. Hier unterhält sich doch bloß ein Kerl mit dem anderen …« Ansatzlos schoss seine Hand vor, packte den Bärtigen am Kragen und zog ihn dicht zu sich heran. Und ohne dass jemand der Bewegung zu folgen vermocht hätte, hielt Clay seinen Sechsschüsser in der Faust und presste die Mündung in die Wange seines Widersachers. »Halt schön die Hufe still, Amigo. Und jetzt will ich wissen, was es mit dem Haufen knisternder Scheine auf sich hat!«

»Eine Belohnung!«, stieß der Hagere in Panik aus. »Barney Moss hat sie ausgesetzt!«

Triumphierend grinste Clay und zog seinen Colt zurück. Dabei drehte er sich zur Seite. »Siehst du? Mehr wollte ich doch gar nicht wissen.« Entspannt lehnte er sich in seinen Stuhl, zuckte dann aber die Achseln. »Eine Sache bringt mich aber doch ins Grübeln«, sagte er zu dem Hohlwangigen und legte seine Faust mit dem Revolver auf dem Tisch ab. Die Mündung zeigte unmittelbar auf sein Gegenüber. »Offenbar sind wir beide hinter derselben Prämie her. Und du siehst nicht aus wie jemand, der fünftausend Dollar kassiert.« Noch im selben Moment drückte er ab. Die Kugel schlug in den Brustkorb des Hageren, der einen erstickten Schrei von sich gab, kurz zuckte und kopfüber auf die Tischplatte knallte.

Erschrocken sprangen seine Freunde von ihren Stühlen und wichen zurück. »Verdammter Mörder!«, schrie einer. Hilflos blickte er sich um und rief in den Raum: »Jemand muss den Sheriff holen!«

Gelassen führte Rex Clay die Mündung seiner Waffe an die Lippen und blies den Rauch fort. »Ich hab noch keinen Stern in diesem Kaff gesehen. Aber vielleicht fühlt sich ja einer dieser tapferen Bürger berufen, sich die Blechmarke an die Brust zu heften.« Neugierig legte er den Kopf in den Nacken und sah sich um. Nicht in einem einzigen der versteinerten Gesichter regte sich Widerstand.

Kopfschüttelnd stand Rex Clay auf, steckte den Colt ins Holster und langte nach der Whiskeyflasche. Mit den Zähnen entkorkte er sie und nahm einen tiefen Schluck. »Fettwanst!«, rief er dem Barkeeper zu. »Du hast doch nichts dagegen, wenn ich mir diesen edlen Tropfen als Wegzehrung mitnehme.«

Der Angesprochene war nicht in der Lage zu antworten. Zitternd nahmen seine Hände eine Abwehrhaltung ein.

»Wirklich großzügig«, meinte Clay. Er schob die Dollars des Pokereinsatzes zusammen, steckte sich den Großteil in die Taschen und ließ ein paar einzelne Münzen zurück. »Ist für die Sauerei«, sagte er zum Wirt und marschierte zum Ausgang. Nicht eine Sekunde lang rechnete er damit, draußen auf der Straße bereits erwartet zu werden.

***

Mitten auf der Treppe blieb Lassiter stehen, als er Zeuge eines ungewöhnlichen Gesprächs wurde. Der Inhaber des Saloons stand am Tisch eines Mannes, der Lassiter den Rücken zukehrte, und bat ihn eindringlich, seine Stiefel wieder anzuziehen. Der eigentümliche Gast, der nur noch Socken an den Füßen trug und seine Beine quer über den Tisch gelegt hatte, schien von diesem Vorschlag allerdings wenig zu halten. Wortreich wies er sich als zahlenden Kunden aus, womit ihm gewisse Rechte zustehen würden.

Amüsiert ging Lassiter weiter. Je näher er dem Tisch mit dem Fremden kam, desto mehr konnte er die Einwände des Wirtes nachvollziehen. Der Geruch, der sich ausgebreitet hatte, würde den Saloon schneller räumen als Freibier ihn zu füllen vermochte. Dennoch mischte er sich nicht ein und stellte sich an den Tresen. Die Lust auf einen Whiskey konnte ihm selbst das Aroma verschwitzter Socken nicht verleiden.

Der Barkeeper brach die fruchtlose Diskussion ab und bediente Lassiter. »Verzeihen Sie bitte die Unannehmlichkeiten, Sir«, sagte er, »aber ich kann diesen Herrn nicht einfach vor die Tür setzen lassen. Schließlich hat er kein Gesetz gebrochen.«

»Verdammt richtig!«, tönte es vom Tisch des Fremden. »Wer mit mir ein Problem hat, der soll erst mal selbst meilenweit durch die verkackte Hitze laufen!«

»Haben Sie die Postkutsche verpasst?«, erkundigte sich Lassiter nicht ganz ernst gemeint.

Der Mann drehte sich herum. In seinem ebenholzfarbenen Gesicht funkelten die Augen wie zur Weißglut erhitzter Stahl. »Nein, verflucht! Ich habe die verdammte Postkutsche nicht verpasst! Die verdammte Postkutsche ist gestern überfallen worden, und die beiden Rittmeister haben sich zur nächsten Meldestelle abgesetzt und mir mein Gepäck vor die Füße geworfen!« Das Glühen seiner Augen verstärkte sich. »Habe ich Ihre Frage damit erschöpfend beantwortet, Mister?«

Lassiter war hellhörig geworden. Er bestellte einen zweiten Whiskey und begab sich mit beiden Gläsern zum Tisch des Mannes. »Trinken Sie einen mit?«

Für einen Moment schien der Schwarze verwundert, lächelte dann aber anzüglich. »Da sage ich nicht nein.« Er schob seinen Kaffee beiseite und nahm die Füße vom Tisch. »Hat mein Gönner auch einen Namen?«

»Lassiter«, sagte der Mann der Brigade Sieben und setzte sich.

»Samuel Barnes«, erwiderte der Farbige und führte sein Glas zum Mund. Über den Rand hinweg musterte er sein Gegenüber. »Jetzt lassen Sie mal hören, was Sie veranlasst hat, mir einen Whiskey zu spendieren. Die meisten Drinks bekomme ich nur deshalb umsonst, weil irgendeiner Schiss vor mir hat. Aber danach sehen Sie ganz und gar nicht aus.«

Der Kerl war gefährlich, daran gab es für Lassiter keinen Zweifel. Doch obwohl er ein Raubein zu sein schien, war er kein Krimineller. Denn für diese Sorte Menschen besaß Lassiter ein untrügliches Gespür. »Wo hat sich der Überfall ereignet? Wie viele Personen waren beteiligt?«

Barnes nippte an seinem Glas und stellte es auf den Tisch. »Whipple«, meinte er tonlos. »Ein Mann und eine Frau.« Sein Blick war derart starr, als wolle er in die Abgründe von Lassiters Seele schauen. »Interessant, dass Sie ausgerechnet diese zwei Fragen stellen, bevor Sie sich überhaupt erkundigt haben, ob es Tote oder Verletzte gegeben hat. Gewöhnlich hätte jeder zuerst danach gefragt, was mich zu der Schlussfolgerung bringt, dass Sie alles andere als gewöhnlich sind …« Er ließ offen, was er damit meinte, und griff nach seinem Whiskey. Beinahe bedächtig ließ er den Alkohol über seine Lippen rinnen.

»Das Stagecoach-Duo«, stellte Lassiter fest und überging die Mutmaßung. »Weit kann das Pärchen noch nicht sein.« Zügig trank er aus und erhob sich.

»Einen Augenblick noch, Mister Lassiter!«, fuhr ihn Barnes scharf an. »Sie haben es auf die Braut und ihren grimmen Begleiter abgesehen – so viel habe ich selbst herausgefunden. Komischerweise findet sich nirgendwo an Ihnen eine blank polierte Plakette, die mir sagen würde, es mit einem Vertreter des Gesetzes zu tun zu haben. Was also sind Sie?« Kurz hielt er inne und fuhr dann fort. »Kopfgeldjäger kann ich auf den Tod nicht ausstehen. Sollten Sie zu dieser Gattung von Abschaum gehören, könnte ich Sie einfach niederschießen, und kein Aas würde Ihnen eine Träne nachweinen.«

»Ich bin kein Kopfgeldjäger!«, entgegnete Lassiter hart. »Ebenso wenig bin ich einer, den Sie einfach niederschießen können …«

Barnes lachte rau. »Haben die zwei Ihnen die Brieftasche geklaut? Sind Sie gar ein Rächer ermordeter Angehöriger?«

»Nichts von alldem.« Lassiter wandte sich zum Gehen, wurde jedoch von Samuel Barnes zurückgerufen.

»Lassen Sie mich hier nicht sitzen wie einen dummen Schuljungen!«, zischte der Schwarze bösartig. »Ist es da, wo Sie herkommen, nicht üblich, Fragen zu beantworten? Und falls Sie jetzt darüber grübeln, mit wem Sie es zu tun haben, empfehle ich Ihnen, einen schüchternen Blick auf dieses Dokument zu werfen!« Energisch zerrte Barnes ein handtellergroßes Schriftstück aus seiner Jacke und hielt es Lassiter vor die Nase.

»Pinkerton«, erkannte der Agent auf Anhieb das stilisierte, weit geöffnete Auge gleich neben dem Namen des Ausweisinhabers. Darunter stand der Ausspruch »We never sleep«.

»Ganz recht: Pinkerton«, sagte Barnes herausfordernd. »Sollten Sie also immer noch der Meinung sein, es mit einem Bruder Lustig zu tun zu haben, rate ich Ihnen dringend, diese zu überdenken!«

Lassiter schmunzelte. »Das wird nicht nötig sein.« Endgültig verließ er den Saloon und drehte sich nicht mehr um.

»Komm mir bloß nicht in die Quere!«, hörte er Barnes schreien. »Das Gaunerpärchen gehört mir!«

Ungerührt leinte Lassiter seinen Grauschimmel vom Hitchrack vor dem Saloon los und schwang sich in den Sattel. Whipple lag nur ein paar Meilen nördlich. Dort würde er mit der Spurensuche beginnen.

***

»Mister!«, zischte eine Stimme. »Warten Sie bitte einen Moment!«

Bedächtig setzte Rex Clay seinen Stetson, der von einem Schnürband um seinen Hals im Nacken gehalten wurde, auf. Er verhielt im Schritt, wechselte die Whiskeyflasche von der rechten in die linke Hand und drehte sich herum. Vor ihm stand ein Mann in einem grauen Anzug, geschnürt und gestiefelt wie ein eitler Geck. Misstrauisch musterte Clay ihn von oben bis unten und setzte ein geringschätziges Lächeln auf. »Gibt’s irgendeinen Grund, weshalb du mir in der Sonne stehst?«, fragte er übellaunig.

»Mein Name ist Jason Quinn«, erklärte der Fremde, als hätte er damit die gestellte Frage beantwortet. »Ich bin Zeuge Ihrer Unterhaltung geworden …«

Blitzschnell zog Clay seinen Revolver. »Du siehst mir zwar nicht aus, als würdest du zu den Cowboys gehören, aber falls du denkst, mir eins überbraten zu können, bist du schiefgewickelt.« Knackend spannte er den Abzug.

»Nein, nein!«, wehrte Quinn ab und wedelte hektisch mit den Händen. »Sie missverstehen die Lage! Ich … ich bin auf Ihrer Seite …«

»Was wollen Sie?« Eisern hielt Clay den Colt in der Faust. Beim geringsten Verdacht auf einen Hinterhalt würde er ohne zu zögern schießen.

Vorsichtig kam Quinn einen Schritt näher, lugte kurz in den Saloon und flüsterte: »Das ist nicht der richtige Ort, um zu reden. Ich habe ein Zimmer im ›Desert Inn‹.

»Nach dir!« Clay schwenkte den Revolverlauf zur Straße. »Und denk immer dran, dass du eine Knarre im Rücken hast.«

Das »Desert Inn« lag in einer der wenigen Straßen von Diamond Valley, die von der Mainstreet abzweigten. Sein Äußeres spiegelte wider, was der Name bereits ahnen ließ. Eingepfercht zwischen Baracken und Bretterbuden zeigte das Hotel eine verwitterte Fassade und machte insgesamt den Eindruck, als würde es beim nächsten Präriesturm einfach umkippen und die windschiefen Gebäude an seiner Seite mit sich reißen. Es war genau der Anblick, den man von einem Nest wie Diamond Valley erwartete.

Durch einen kleinen Vorraum führte Jason Quinn seinen Begleiter vorbei an der Rezeption in einen Korridor, an dessen Ende sein Zimmer lag. Nachdem sie eingetreten waren und Quinn die Tür hinter sich verschlossen hatte, bot er Clay einen Sitzplatz an.

»Quatschen macht mich verdammt durstig«, raunte der Ganove. »Hast du irgendwas da, um den Staub in meiner Kehle runterzuspülen? Dann brauche ich meine eiserne Reserve nicht anzubrechen.« Er stellte seine Flasche neben sich auf den Boden, fixierte Quinn jedoch unablässig mit seinem Revolver. Der schaute sich kurz um und griff zu einer Glaskaraffe mit Wasser.

»Verschwinde mit dem Zeug!«, blaffte Clay.

»Etwas anderes habe ich nicht da …« Jason Quinn zuckte die Schultern und setzte sich aufs Bett. »Es wird nicht lange dauern«, versprach er.

»Das will ich hoffen. Mir ist sowieso schleierhaft, was du von mir willst.«

Quinn atmete schwer. »Wie ich mitbekommen habe, sind Sie hinter der Prämie her, die auf das Stagecoach-Duo ausgesetzt worden ist.«

»Schlauer Bengel«, versetzte Rex Clay. »Falls du auch auf den Zaster scharf sein solltest, lass die Finger davon! Mit Konkurrenten mache ich kurzen Prozess!«

»Wie Sie eindrucksvoll bewiesen haben.« Jason Quinn versuchte ein Lächeln, das jedoch misslang. Dann kam er auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen. »Unter Umständen könnte ich Ihnen bei Ihrer Jagd nützlich sein. Ich verfolge die Spur der Postkutschenräuber bereits seit Monaten, aber …«

Erneut erwachte Clays Argwohn. »Willst du mich auf die Schippe nehmen? Glaubst du, du kannst dich an mich dranhängen, um die Belohnung einzustreichen?« Sein Colt zuckte hoch und richtete sich auf Quinns Stirn. »Du hast drei Sekunden Zeit, mir zu erklären, worauf du wirklich aus bist! Besser, du schaffst es, mich vor Ablauf der Frist zu überzeugen!«

»Es geht mir nicht ums Geld!«, beeilte sich Quinn zu versichern. »Aber ich habe einen furchtbaren Verdacht und brauche Gewissheit! Allein schaffe ich es nicht, die beiden aufzuspüren. Doch mit Ihrem Spürsinn und meinen Informationen könnte es gelingen …«

Clay war anzusehen, dass er intensiv nachdachte. Schließlich senkte er seinen Sechsschüsser und beugte sich vor. »Wenn’s nicht die Moneten sind, weshalb bist du dann hinter dem Gesindel her?«

Auf den Zügen von Jason Quinn hielten sich Verwirrung und Verzweiflung die Waage. »Es ist die Frau. Nur die Frau. Ihr Partner ist mir nicht bekannt.«

Irritiert schüttelte Rex Clay den Kopf. »Monatelang hetzt du einem Weibsbild nach? Kratz fünf Dollar zusammen und geh ins nächste Bordell!« Schallendes Gelächter folgte. »Aber so, wie du aussiehst, benutzt du deinen Pinsel eh nur zum Pinkeln!«

Quinn ließ die Demütigung über sich ergehen und wartete, bis Clay seinen Heiterkeitsanfall überwunden hatte, um ein kleines Etui aus der Innentasche seines Jacketts hervorzuholen. »Ich sagte Ihnen doch, dass ich einen bestimmten Verdacht hege. Im Laufe meiner Suche ist er mehr und mehr zur Gewissheit geworden.« Er entnahm dem Etui eine gefaltete Fotografie, klappte sie auf und reichte sie Clay.

Ohne sichtbares Interesse betrachtete Clay das Bild. An einer Risskante war ersichtlich, dass ein Teil fehlte. Bruchstücke einer zweiten Person waren neben der abgebildeten Frau zu erkennen. »Ganz nett, das Mäuschen, aber nicht mein Fall.«

»Ich bin mir nahezu sicher«, fuhr Jason Quinn fort, »dass es sich um die gesuchte Postkutschenräuberin handelt.«

»Dann wissen wir wenigstens schon mal, wie sie aussieht«, brummte Clay. »Aber woher, zum Teufel, hast du das Foto?«

Einen Augenblick lang sammelte sich Quinn. Dann sagte er: »Es wurde auf unserer Hochzeit gemacht …«

***

Hell loderte das Lagerfeuer in der mondlosen Nacht. Nick Strider saß mit ausdrucksloser Miene vor den Flammen und entzündete mit einem Zweig, den er in die Glut gehalten hatte, einen Zigarillo. An seiner Seite hockte Emily Quinn im Schneidersitz, eine wärmende Decke um die Schultern geschlungen. Das unbequeme Kleid hatte sie gegen Bluse und Jeans getauscht. Amüsiert schmunzelte sie bei dem Gedanken, dass Strider ihr stets gesagt hatte, keinen unnützen Ballast mitzuschleppen. Er hatte schließlich gut reden und musste sich für die Überfälle nicht herausputzen.

»Woran denkst du?«, fragte sie ihren Partner. Leicht zitternd zog sie die Decke über ihrem Oberkörper zusammen.

»Die Ausbeute in Whipple war mies«, knurrte er. »Es wird immer schwieriger, an Bares zu kommen.«

»Ich weiß …« Versonnen beobachtete Emily das Spiel der Flammen. Mit einem Mal überkam sie Melancholie, und sie dachte zurück an das Leben, das sie vor vielen Monaten aufgegeben hatte. Doch das Gefühl währte nur wenige Augenblicke. »Vielleicht sind wir zu bescheiden. Wer überfällt schon Postkutschen? Auf den großen Eisenbahnlinien wird wesentlich mehr Geld transportiert, ganz zu schweigen von den Piepen, die in den Tresoren der Banken lagern.«

Strider nahm seinen Zigarillo in den Mundwinkel und schaute Emily aus verkniffenen Augen an. »Du redest ’ne Menge dummes Zeug. Die Bahntransporte werden scharf bewacht, ebenso die Banken. Über unsere zwei Colts lachen die nur.«

»Aber letztlich ist das Risiko bei den Postkutschenüberfällen größer«, hielt Emily dagegen. »Wir müssten zwanzig und mehr Transporte ausrauben, um auf eine Summe zu kommen, die annähernd dem Inhalt eines Banktresors entspricht. Außerdem weißt du nie, ob in so einer Kutsche nicht irgendein Held ist, der plötzlich durchdreht, weil wir ihm seine goldene Taschenuhr klauen wollen.«

»Und bei einer Bank ist das anders?« Zweifelnd schaute Strider seine Komplizin an.

Emily Quinn war um eine Antwort nicht verlegen. »In einer Bank gehen laufend Leute ein und aus. Je größer sie ist, desto mehr Publikum gibt es. Wir mischen uns darunter, nehmen ein paar Geiseln und spazieren unbehelligt mit vollen Taschen wieder raus.«

Missmutig schob Strider seinen Zigarillo von einem Mundwinkel zum anderen. »Du bist ganz schön durchtrieben, Kleine. Mag sein, dass es funktioniert. Trotzdem will ich es nicht darauf ankommen lassen. Bei einem großen Coup geht immer etwas schief, und vielleicht wären wir gezwungen, jemanden zu töten …«

»Ich will auch niemanden umbringen!«, beteuerte Emily. Alte Erinnerungen wurden wach. »Dieses eine Mal … mein Gott! Warum hat der Junge bloß seinen Revolver gezogen?«

»Die Frage ist nicht, warum er gezogen hat, sondern warum es ausgerechnet der Sohn von Barney J. Moss sein musste. Als hätte unser Steckbrief nicht gereicht, hat der Bastard eine Belohnung von fünftausend Dollar ausgesetzt. Möchte nicht wissen, wie viel Schmeißfliegen uns jetzt am Hacken kleben.«

»Das ist es doch, was ich meine, Nick! Jeder Überfall auf eine Postkutsche vergrößert das Risiko, geschnappt zu werden – und das für schäbige Peanuts. Ein Bankraub aber verschafft uns mehr Geld, als wir bis zum Lebensende ausgeben können. Danach holen wir den Kleinkram aus unserem Versteck und verschwinden für immer aus Arizona.«

»Das sollten wir eventuell jetzt schon tun«, meinte Strider und spuckte einige Tabakkrümel aus. »Wir könnten nach Utah oder New Mexico ausweichen. Ganz ohne Kleingeld kommen wir aber auch da nicht hin.«

»Was schlägst du vor?« Immer noch fror Emily, obwohl sie dicht ans Feuer gerückt war. Sie rückte dicht an Strider heran und kuschelte sich an ihn.

»Ich war am Nachmittag in der Stadt«, meinte er. »Morgen geht eine Kutsche von Prescott über Glen Oaks nach Stanton. Mit ein wenig Glück treiben wir ein paar Scheine auf.«

Eng schmiegte sich Emily an Strider, wobei ihre linke Hand unter seine Felljacke glitt und über seine Brust streichelte. Ihre Lippen näherten sich seinem Hals, saugten sich daran fest und küssten ihn zärtlich. Trotz der nächtlichen Kälte strömten Hitzewallungen durch ihren Körper. Das Abenteuer, das sie weitab von ihrem biederen Hausfrauendasein gesucht und gefunden hatte, aber auch die romantische Stimmung am Lagerfeuer waren dafür verantwortlich, dass Emily Quinn nichts mehr ersehnte, als sich der kraftvollen Leidenschaft ihres Gefährten und Liebhabers hinzugeben. Dieser Mann gab ihr alles, wonach sie verlangte, viel mehr als das, wozu Jason imstande gewesen wäre.

»Reden wir morgen darüber«, flüsterte sie ihm zu, streifte die Decke von ihren Schultern und ließ sie achtlos zu Boden fallen. Dann kniete sie sich neben Strider hin und knöpfte ihre Bluse auf. Orangeroter Schein fiel auf ihre nackten Brüste. Emily ergriff eine Hand ihres Komplizen, führte sie zu ihrem Bauch und schob sie langsam höher. Kaum berührten seine Finger ihre zarten Knospen, stöhnte sie wohlig auf. Am ganzen Leib spürte sie ein Kribbeln, das seine größte Ausprägung zwischen ihren Schenkeln fand.

Strider spie seinen Zigarillo ins Feuer und vergrub sein Gesicht zwischen Emilys Brüsten. Unvermittelt fuhr er auf, packte ihren feuerroten Haarschopf und zerrte ihren Kopf in den Nacken.

»Ja!«, jauchzte die junge Frau. »Du weißt genau, wie ich es mag!« Lachend beugte sie sich seinem Griff. Striders Hüften befanden jetzt sich auf Emilys Kopfhöhe, sodass sie beherzt nach der Ausbeulung in seiner Hose packte. Geschickt befreite sie das Objekt ihrer Begierde aus seiner Beengung und öffnete den Mund, um es zu verschlingen.

Unterdrückt stöhnend gab sich Nick Strider dem Liebesspiel seiner Gefährtin hin. Minutenlang genoss er ihre Zungenfertigkeit, bis er es für an der Zeit hielt, sich ihrer Befriedigung zu widmen. Er half ihr beim Entkleiden und bewunderte ihren makellosen nackten Körper im Glanz des Lagerfeuers. Emily liebte es, sich zur Schau zu stellen und hatte sich selbst bereits gefragt, ob ihre herausfordernde Zügellosigkeit ein Ergebnis ihres vormals gesitteten und strengen Regeln unterworfenen Daseins war. Sie lebte aus, was man ihr vorenthalten hatte – und sie genoss es, ein unartiges Mädchen zu sein.

Willig ließ sie sich von Strider auf ihre Decke betten und konnte es kaum erwarten, seinen harten Speer tief in sich zu spüren. In wollüstiger Erwartung schloss sie ihre Augen und spreizte die Beine. Doch es war nicht Striders eindringende Männlichkeit, die Emily zu einem Schrei veranlasste. Entsetzt rollte sie sich über den Boden und sprang in die Höhe. Keuchend betrachtete sie ihre Decke, die Feuer gefangen und ihren Arm versengt hatte. Strider riss sie aus den Flammen, die gierig nach dem Stoff leckten, und trat die züngelnden Lohen aus.

»Teufel auch!«, stieß Emily hervor. »Ich hätte beinahe kein Haar mehr am Kopf gehabt!«

»Girls mit rußschwarzen Haarstümpfen sind nicht so mein Ding«, erwiderte Nick Strider lapidar. »Aber von der Decke wäre noch genug übrig gewesen, um die Borsten zu verbergen.«

»Schuft!« Emily Quinn holte zu einer Ohrfeige aus, musste dann aber selbst lachen.

»Machen wir weiter, Babe?«, erkundigte sich Strider hoffnungsvoll.

»Mir ist die Lust vergangen. Und dir offenbar auch.« Belustigt deutete Emily auf seine offene Hose. »Gönnen wir dem kleinen Mann den Schlaf der Gerechten.« Rasch suchte sie ihre Kleidungsstücke zusammen und schlüpfte hinein. Nachdem die Wogen der Sinnlichkeit sich geglättet hatten, machte sich die Kälte wieder deutlich bemerkbar.

Strider nickte notgedrungen. »Also schön, hauen wir uns hin. Morgen steigt unsere Abschiedsparty für Arizona …«

»Hast du für mich eine Passage bezahlt?«, wollte Emily wissen.

»Dieses Mal nicht«, verneinte Nick Strider. »Zwischen den Fahrgästen bist du mir nicht sicher genug aufgehoben. Und ich habe keine Lust mehr, mich wie ein Strauchdieb heranzupirschen und mir unter Umständen eine Kugel einzufangen.« Er zeigte den seltenen Anflug eines Grinsens. »Für unseren letzten Coup in Arizona schwebt mir eine andere Herangehensweise vor …«

Emily Quinn stutzte. »Mach’s nicht so spannend! Gib mir wenigstens einen Hinweis.«

»Foley’s General Store.« Ohne ein weiteres Wort kroch er unter seine Schlafdecke und rollte sich darin ein.

***

Im gemäßigten Trab hatte Lassiter kaum mehr als eine halbe Stunde bis Whipple benötigt. Ihm war bewusst, dass es schwierig werden würde, der Spur des Stagecoach-Duos zu folgen, da ihm der genaue Ort des Überfalls nicht bekannt war. Zumindest aber hatte ihm der Pinkerton-Detektiv einen vagen Anhaltspunkt gegeben. Nüchtern betrachtet wäre es sinnvoll gewesen, sich zu verbünden, aber Barnes hatte keinen Hehl daraus gemacht, die Angelegenheit auf seine Weise regeln zu wollen. Früher oder später würden sie sich ohnehin wieder über den Weg laufen, da war sich Lassiter sicher. Eine freundschaftliche Begegnung würde es allerdings nicht werden.

Vor dem Sheriff’s Office zügelte Lassiter seinen Grauschimmel. Ihm war der Steckbrief der Gesuchten aufgefallen, und er besah ihn sich aus der Nähe. Die Zeichnungen der Gesichter waren grob angefertigt und ließen kaum Rückschlüsse auf das wahre Aussehen der Flüchtigen zu. Anscheinend waren sie anhand unterschiedlicher Zeugenaussagen angefertigt worden. Lassiter wusste aus eigener Erfahrung nur zu gut, wie widersprüchlich die Beobachtungen von Augenzeugen sein konnten. Und obwohl ein Mord auf das Konto der Postkutschenräuber ging, war lediglich eine Prämie von fünfhundert Dollar angesetzt worden. Kein Wunder, dass der Rancher Barney J. Moss die Summe verzehnfacht hatte, um die Mörder seines Sohnes schnellstmöglich an den Galgen zu bringen.

Lauter Hufschlag erregte plötzlich Lassiters Aufmerksamkeit. Drei Reiter mit einem Packpferd näherten sich dem Büro des Sheriffs. Quer über dem Sattel des mitgeführten Tieres lagen zwei reglose Gestalten.

Lassiter begutachtete die drei Männer mit gemischten Gefühlen. Es waren abgehalfterte Erscheinungen, denen die Niedertracht ins Gesicht geschrieben stand. Ihr Alter war schwer einzuschätzen, ganz im Gegensatz zu ihrer Gesinnung. Eine düstere Ahnung beschlich Lassiter, aus welchem Grund das Trio den Sheriff aufsuchte.

»Brauchst gar nicht so zu gaffen!«, schnauzte einer der Kerle Lassiter an, der immer noch vor dem Steckbrief stand. »Die fünfhundert Dollar kannst du vergessen!« Er deutete mit dem Daumen über seine Schulter auf das Packpferd. »Meine Kumpel und ich haben den Zaster nämlich schon verplant.«

»Ihr habt das Stagecoach-Duo?«, fragte Lassiter, dessen Befürchtungen sich zu bewahrheiten schienen.

»Darauf kannst du wetten, Mister!« Das Lachen des Mannes entblößte Zähne, von denen die meisten schon so manchem Faustschlag standgehalten haben mussten. Die Lücken in seinem Gebiss zeigten jedoch, dass es Ausnahmen gab.

»Wieso seid ihr so sicher, das richtige Pärchen erledigt zu haben?«

Die Frage schien dem heruntergekommenen Kerl ganz und gar nicht zu gefallen. Seine Miene verdunkelte sich; seine Mundwinkel senkten sich in verhaltenem Zorn. »Das geht dich einen feuchten Dreck an! Wir haben die beiden abgeknallt und wollen unsere Belohnung!« Er gab seinen Begleitern ein Zeichen, die Leichen abzuladen.

Ehe Lassiter die Männer zur Rede stellen konnte, wurde die Tür des Sheriff’s Office aufgerissen. Ein gebückt gehendes Altertümchen erschien im Eingang, kaum fähig, sich auf den Beinen zu halten, ohne sich am Türrahmen abzustützen.

»Was soll denn der Lärm?«, krächzte er. »Was ist denn hier für ein Aufruhr?«

»Diese Männer haben angeblich das Stagecoach-Duo eingefangen«, erklärte Lassiter. »Ich für meinen Teil halte sie für Betrüger!«

Augenblicklich versteinerten die drei Männer. Gefährlich langsam drehte sich ihr Anführer Lassiter zu. »Hab ich was an den Ohren, oder hast du uns gerade Betrüger genannt?« Seine zwei Kumpane warfen die Toten in den Staub der Straße und stellten sich neben ihrem Sprecher auf. Drohend schwebten ihre Hände über den Holstern.

»Sie gehen besser rein«, wandte sich Lassiter an den Sheriff, legte ihm eine Hand auf die Schulter und dirigierte ihn ins Innere des Büros.

»Verflucht, lassen Sie mich los!«, krakeelte der Alte, der Lassiters eisernem Griff wenig entgegenzusetzen hatte. »In meiner Stadt treffe immer noch ich die Entscheidungen!«

»Wie Sie wollen …« Lassiter nahm seine Hand zurück. Jede Sekunde rechnete er mit einer bleihaltigen Auseinandersetzung. Und obwohl die drei Galgenstricke ihre drohende Haltung beibehielten, zögerten sie noch, auf Lassiters Anschuldigung mit Waffengewalt zu reagieren.

Der greise Sheriff schleppte sich hinüber zu den Leichen und nahm ihre Gesichter in Augenschein. Vor sich hin murmelnd warf er einen Blick auf den Steckbrief und sah dann wieder die Toten an.

»Heilige Mutter Gottes!«, stieß er heiser aus. »Die haben so viel Ähnlichkeit mit den Gesuchten wie ein Grizzly mit einem Kojoten!«

»Als wenn ein blinder Maulwurf wie du einen Unterschied erkennen könnte!«, maulte der Anführer des Trios.

Der Sheriff straffte sich, so weit es ihm möglich war. »Ich mag nicht mehr gut zu Fuß sein, aber meine Augen sind so scharf wie die eines Adlers!«

»Du wirst trotzdem zahlen, Amigo! Nennen wir es eine kleine Aufwandsentschädigung.«

»Ihr habt den Mann gehört!«, ging Lassiter dazwischen. »Euch droht eine Anklage wegen Täuschung der Justiz und vorsätzlichen Mordes!«

Mehr brauchte Lassiter nicht zu sagen. Wie auf einen stummen Befehl hin rissen die drei Kerle ihre Revolver aus den Holstern. Sie waren schnell, aber Lassiter, der die Reaktion vorausgesehen hatte, war schneller. Dreimal kurz hintereinander brüllte sein Remington auf. Zwei seiner Gegner brachen bereits getroffen zusammen, noch bevor sie den Abzug gespannt hatten. Der Dritte gab in jenem Sekundenbruchteil einen Schuss ab, da Lassiters Kugel seine Brust durchschlug. Er verriss die Waffe und starb, noch ehe er dumpf auf den Boden schlug.

Hustend vertrieb der Sheriff die Pulverschwaden, die ihm ins Gesicht wehten. »Die Anklage können wir uns wohl sparen«, ächzte er, umrundete schwerfällig die Erschossenen und wankte seinem Office entgegen. Am Treppenabsatz blieb er stehen und sah Lassiter aus wachen Augen an. »Den Colt haben Sie anscheinend nicht nur zur Zierde an der Hüfte baumeln.«

»Nicht nur«, entgegnete Lassiter knapp. »Ich fürchte allerdings, es werden noch mehr Ratten aus ihren Löchern kriechen. Der angeschlagene Steckbrief ist nahezu unbrauchbar. Beten Sie, dass nicht noch mehr unbescholtene Bürger Opfer von skrupellosen Prämienjägern werden.«

»Ich hab die verdammten Dinger nicht gemalt!«, wehrte sich der Alte.

»Sie trifft keine Schuld, Sheriff. Dennoch müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen, zumal Barney Moss das Kopfgeld drastisch aufgestockt hat. Davon scheinen diese drei Halunken aber nichts mitbekommen zu haben.«

»Der alte Barney sitzt gemütlich auf seiner Ranch in Kirkland Junction und lässt andere die Drecksarbeit für sich machen!«, schimpfte der gebrechliche Gesetzeshüter. »Soll der sich doch mit dem Abschaum rumärgern! Ich will meine Ruhe haben!«

Lassiter schmunzelte. »Hast sie dir verdient, Alter.« Zum Gruß tippte er mit zwei Fingern an seinen Stetson und schwang sich auf seinen Grauschimmel. Rasch ließ er die Stadtgrenze hinter sich und erreichte das offene Land. Kaum eine Meile hatte er zurückgelegt, als er auf Spuren des Postkutschenüberfalls stieß. Der Boden war im weiten Umkreis sandig und aufgelockert. Deutlich waren die Fahrrinnen der Kutschenräder und die Stapfen eines Vierergespanns zu erkennen; rundherum gab es zahllose Stiefelabdrücke. Schneller als erwartet fand er die Fährte jenes Pferdes, auf dem das Stagecoach-Duo zweifellos die Flucht ergriffen hatte. Sie führte zurück nach Prescott.