Lassiter Sammelband 1811 - Jack Slade - E-Book

Lassiter Sammelband 1811 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Seit über 30 Jahren reitet Lassiter schon als Agent der "Brigade Sieben" durch den amerikanischen Westen und mit über 2000 Folgen, mehr als 200 Taschenbüchern, zeitweilig drei Auflagen parallel und einer Gesamtauflage von über 200 Millionen Exemplaren gilt Lassiter damit heute nicht nur als DER erotische Western, sondern auch als eine der erfolgreichsten Western-Serien überhaupt.

Dieser Sammelband enthält die Folgen 2314, 2315 und 2316.

Sitzen Sie auf und erleben Sie die ebenso spannenden wie erotischen Abenteuer um Lassiter, den härtesten Mann seiner Zeit!

2314: Verraten und verkauft
Noch eine halbe Wegstunde bis zum Fort. Das Flusstal zog sich hin. Nebel lag über dem schmalen Fluss und dem sumpfigen Boden. Die Hufe der schweren Armee-Wallache sanken tief ein. Colonel Terence Redford sah den roten Schimmer der Morgensonne auf den Fichtenwipfeln in der Bergschneise am Ende des Tales glänzen. Keine hundert Schritte breit war das Tal an dieser Stelle. Redford fluchte leise.
"Ein Reiter", meldete sein Captain und deutete nach links in den Wald. "Einer von uns."
Redford sah die blaue Uniform des Reiters und hatte sofort ein schlechtes Gefühl. Ein Bote aus dem Fort.
Kaum in Rufweite, fing er auch schon an zu schreien: "Das Fort brennt! Die Sioux haben das Fort angegriffen!" Redford dachte an seine Frau Louise, und der Schrecken durchzuckte ihn wie eine Stichflamme.

2315: Bete, wenn dich Loca hetzt!
Schweißperlen rannen ihr übers Gesicht und hinterließen helle Spuren in der Staubschicht auf ihrer Haut. Einen halben Tagesritt durch die brütende Sonne New Mexicos hatte Benita Delgado hinter sich, doch die Anstrengungen waren nicht vergeblich gewesen.
Aus zu Schlitzen verengten Lidern starrte sie auf das verlassene Farmgebäude, das eine Pfeilschusslänge entfernt einsam in der kargen Landschaft stand. Böse Erinnerungen stiegen in der Frau auf, doch sie wischte sie beiseite, ehe sie von ihr Besitz ergreifen konnten.
Nichts durfte Benita von ihrer Mission abhalten - denn ihr Auftraggeber war der Tod!

2316: Auf verlorenem Posten
Über dem Black Falls Creek lag gleißendes Sonnenlicht, als die Navajo-Krieger um ihren Anführer Niyol die letzten Hügelkuppen überwanden. Sie sprangen von ihren Pferden und warfen sich hinter einem Erdwall zu Boden. Sie trugen eine Handvoll Gewehre und erbeutete Colts bei sich.
"Bewahrt Ruhe, Brüder", mahnte Niyol seine Leute zur Besonnenheit. Er war ein stattlicher Mann mit breitem Kreuz und einem jungenhaften Antlitz. "Unser Angriff kommt für die Feinde aus heiterem Himmel."
Die Nealey Ranch schimmerte in der Mittagsglut. Die Indianer hatten sich darauf verständigt, beim höchsten Stand der Sonne zuzuschlagen. Die Bleichgesichter auf der Ranch hatten keine Gnade verdient. Ihr Schicksal war besiegelt ...

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln Covermotiv: Boada/Norma ISBN 978-3-7325-9146-6

Jack Slade

Lassiter Sammelband 1811 - Western

Inhalt

Jack SladeLassiter - Folge 2314Noch eine halbe Wegstunde bis zum Fort. Das Flusstal zog sich hin. Nebel lag über dem schmalen Fluss und dem sumpfigen Boden. Die Hufe der schweren Armee-Wallache sanken tief ein. Colonel Terence Redford sah den roten Schimmer der Morgensonne auf den Fichtenwipfeln in der Bergschneise am Ende des Tales glänzen. Keine hundert Schritte breit war das Tal an dieser Stelle. Redford fluchte leise. "Ein Reiter", meldete sein Captain und deutete nach links in den Wald. "Einer von uns." Redford sah die blaue Uniform des Reiters und hatte sofort ein schlechtes Gefühl. Ein Bote aus dem Fort. Kaum in Rufweite, fing er auch schon an zu schreien: "Das Fort brennt! Die Sioux haben das Fort angegriffen!" Redford dachte an seine Frau Louise, und der Schrecken durchzuckte ihn wie eine Stichflamme.Jetzt lesen
Lassiter - Folge 2315Schweißperlen rannen ihr übers Gesicht und hinterließen helle Spuren in der Staubschicht auf ihrer Haut. Einen halben Tagesritt durch die brütende Sonne New Mexicos hatte Benita Delgado hinter sich, doch die Anstrengungen waren nicht vergeblich gewesen. Aus zu Schlitzen verengten Lidern starrte sie auf das verlassene Farmgebäude, das eine Pfeilschusslänge entfernt einsam in der kargen Landschaft stand. Böse Erinnerungen stiegen in der Frau auf, doch sie wischte sie beiseite, ehe sie von ihr Besitz ergreifen konnten. Nichts durfte Benita von ihrer Mission abhalten - denn ihr Auftraggeber war der Tod!Jetzt lesen
Lassiter - Folge 2316Über dem Black Falls Creek lag gleißendes Sonnenlicht, als die Navajo-Krieger um ihren Anführer Niyol die letzte Hügelkuppen überwanden. Sie sprangen von ihren Pferden und warfen sich hinter einem Erdwall zu Boden. Sie trugen eine Handvoll Gewehre und erbeutete Colts bei sich. "Bewahrt Ruhe, Brüder", mahnte Niyol seine Leute zur Besonnenheit. Er war ein stattlicher Mann mit breitem Kreuz und einem jungenhaften Antlitz. "Unser Angriff kommt für die Feinde aus heiterem Himmel." Die Nealey Ranch schimmerte in der Mittagsglut. Die Indianer hatten sich darauf verständigt, beim höchsten Stand der Sonne zuzuschlagen. Die Bleichgesichter auf der Ranch hatten keine Gnade verdient. Ihr Schicksal war besiegelt ...Jetzt lesen

Inhalt

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Impressum

Verraten und verkauft

Vorschau

Verraten und verkauft

Noch eine halbe Wegstunde bis zum Fort. Das Flusstal zog sich hin. Nebel lag über dem schmalen Fluss und dem sumpfigen Boden. Die Hufe der schweren Armee-Wallache sanken tief ein. Colonel Terence Redford sah den roten Schimmer der Morgensonne auf den Fichtenwipfeln in der Bergschneise am Ende des Tales glänzen. Keine hundert Schritte breit war das Tal an dieser Stelle. Redford fluchte leise.

»Ein Reiter«, meldete sein Captain und deutete nach links in den Wald. »Einer von uns.«

Redford sah die blaue Uniform des Reiters und hatte sofort ein schlechtes Gefühl. Ein Bote aus dem Fort.

Kaum in Rufweite, fing er auch schon an zu schreien: »Das Fort brennt! Die Sioux haben das Fort angegriffen!« Redford dachte an seine Frau Louise, und der Schrecken durchzuckte ihn wie eine Stichflamme.

»Black Oak und sein Sohn Red Hawk!« Der Reiter, ein Corporal, riss an den Zügeln seines Pferdes und stoppte es neben Redfords Tier. »Sie haben den Angriff selbst angeführt!« Leichenblass war der Mann. »Das Fort ist verloren!«

»Wie konnte das geschehen?« Redford erschrak vor seiner eigenen brüchigen Stimme.

»Sie haben im Morgengrauen angegriffen. Plötzlich flogen Brandpfeile und brennende Holzstapel loderten vor Tor und Palisade auf, Sir! Wir hatten von Anfang an keine Chance.«

Redfords Gedanken überschlugen sich – eine Kriegslist! Die Indianer hatten ihn mit vier Schwadronen vom Fort weggelockt. Nur eine halbe Schwadron war zurückgeblieben. »Verluste?« Die Angst um Louise schnürte ihm die Kehle zu.

»Tote und Verletzte, Sir. Wie viele, kann ich nicht sagen.« Der Corporal senkte den Blick. »Zu viele, fürchte ich. Und nicht wenige sind in Gefangenschaft geraten.«

»Der Fähnrich soll zum Sturm blasen«, wandte Redford sich an seinen Captain. Dann riss er den Säbel aus der Scheide, drehte sich um und schrie: »In gestrecktem Galopp durch das Tal und zurück zum Fort!«

Hufschlag erhob sich, der Klang des Horns hallte vom Waldhang wider. Knapp dreihundert Kavalleristen trieben ihre Pferde an und preschten das Flusstal hinauf. Terence Redford dachte an seine Frau Louise und an sonst gar nichts.

Sein Captain ritt neben ihm, sein Lieutenant, der Corporal und der Fähnrich mit der Regimentsstandarte vor ihm. Zwei Steinwürfe entfernt, am Eingang des Tals, lichtete sich der Nebel, die Morgensonne brach durch.

Redford beugte sich tiefer über die Mähne seines Wallachs. Neben sich sah er, wie der Captain sich bekreuzigte. Er stammte aus Boston, war katholisch, und seine Lippen bewegten sich stumm. Er betete.

»O Gott, Louise.« Redford betete nicht, murmelte nur den Namen seiner Frau. »Louise, Louise …«

Auf einmal sah er, wie vor ihm sich die Lanze mit dem Regimentswimpel nach hinten neigte und dem Fähnrich aus der Hand glitt. Er riss an den Zügeln, neben dem Tier des Fähnrichs bäumte sein Pferd sich auf.

Der Fähnrich machte ein ungläubiges Gesicht und starrte auf den gefiederten Pfeil in seiner Brust. Dann kippte er vom Pferd. »Die Sioux greifen an!« Wie ein Echo flog der Ruf durch die Schwadronen.

»Die Zweite Schwadron zu mir an die Spitze!«, brüllte Redford. »Dritte Schwadron Flanken sichern, Erste Schwadron Nachhut verstärken!«

Die Befehle flogen von Mund zu Mund. Wieder tönte das Horn. Hinter sich hörte Redford Metall über Metall scheuern. Die Kavalleristen zogen ihre Säbel. Er spähte nach vorn zum schmalen Eingang des Tales.

Umrisse von Reitern schälten sich aus dem grauen Morgenlicht. Indianer, dreißig oder mehr. Black Oaks Krieger. Auf zwei Linien von etwa hundert Schritten rückten sie vor. Vollkommen reglos saßen sie auf ihren Pferden. Wie Raubtiere kamen sie Redford vor, wie Wölfe, die ihrer Beute sicher waren.

Kein einziger Pfeil flog mehr. Gut eine Minute lang standen sich die Kavallerieschwadronen und die Indianerreihen stumm gegenüber. Um sich herum sah Redford lauter bleiche Gesichter. Er blickte hinter sich. Viel zu langsam formierten seine Männer die Kampfstellungen an den Flanken. »Die Flanken sichern!«, schrie der Captain. »Schneller!«

Jeden Moment würde Black Oak die Nachhut und die Flanken angreifen. Redford blieb keine Wahl außer dem Weg nach vorn: »Erste Schwadron zur Attacke!«

Mit ausgestrecktem Säbel setzte Redford sich an die Spitze seiner Kavalleristen. Der Captain und der Lieutenant hielten sich neben ihm. Die beiden Offiziere schrien Befehle nach hinten, organisierten den Feuerschutz für die Attacke.

Keine Zeit, nachzudenken, keine Zeit mehr für die Angst um Louise – Redford klemmte den Säbel zwischen die Zähne und zog seinen Colt. Der feuchte Boden spritzte unter den Hufen der Wallache auf. In gestrecktem Galopp hielten er und seine Kavalleristen auf die immer noch abwartenden Indianer zu.

»Hurra!«, brüllten die Soldaten rechts und links von Redford.

»Gewehr hoch und Feuer!«, brüllte sein Captain. Er selbst schoss aus seinem Armeecolt auf die indianischen Reiter.

In diesem Moment kam Bewegung in die Indianer. Ihre Kette teilte sich genau in der Mitte. Die eine Hälfte wich nach links aus, die andere nach rechts. Redford stieß einen Fluch aus – egal welche Gruppe er attackierte, die andere würde ihm in den Rücken fallen.

Er ließ anhalten und sah sich nach den anderen beiden Schwadronen um. Plötzlich erhob sich vielstimmiges Geheul. Schüsse peitschten durch das Tal. Der Waldrand am Fuß beider Berghänge schien in Bewegung zu geraten. Dutzende von Indianerrotten brachen aus dem Wald und griffen die Flanken der Kavalleriekolonne an.

Und gleichzeitig sah Redford hinter den Schwadronen eine Angriffswelle vom Ausgang des Tales heranpreschen. Es kam, wie er es befürchtet hatte: Von allen Seiten griffen Black Oaks Sioux an.

Die etwa sechzig Reiter, die sich vor ihnen geteilt hatten, hatten einen scharfen Bogen geschlagen und galoppierten nun in zwei Angriffskeilen auf Redfords Angriffsspitze zu.

Redford befahl der ersten Schwadron, sich zu teilen. Der Captain führte dreißig Kavalleristen der indianischen Reiterschar entgegen, die vom Eingang des Tales heran galoppierte. Redford und der Lieutenant führten etwas mehr als dreißig Soldaten gegen den zweiten Angriffskeil der Sioux. Die Indianer schossen nun ebenfalls aus Gewehren.

Eine weitere Rotte Black Oaks von mindestens vierzig Indianern preschte von aus dem Wald heran. Gewehrschüsse näherten sich, Kugeln zischten über Redford Kopf, rechts und links von ihm rissen seine Kavalleristen die Arme hoch und stürzten vom Pferd.

»Absitzen! Verteidigungsformation!« Sie sprangen vom Pferd. Acht Soldaten gingen in die Knie und rissen die Gewehrkolben an die Schultern. Neun stellten sich hinter ihnen auf und legten ihre Winchesterbüchsen an. Drei lagen bereits tot oder verwundet im feuchten Gras.

Redford biss die Zähne zusammen. »Ruhig bleiben, Männer!«, rief er. »Ganz ruhig. Wartet, bis sie nah genug heran sind, wartet auf meinen Feuerbefehl.«

Die Indianer preschten heran. Viele schossen aus Gewehren, einige schwangen Streitäxte, andere trugen Speere und Lederschilde. Die Silhouette roter Falken war auf den Schilden abgebildet – das Totemtier von Black Oaks Sohn.

Redford konnte ihre Gesichter erkennen – schwarzrot gefärbt. Er sah die Silhouette des Falken auf ihren nackten Brustkörben, er sah Adlerfeder und Skalps an ihrer gekrümmten Standarte. Und er erkannte die drahtige Gestalt des jungen Häuptlingssohnes Red Hawk.

Ein Eiszapfen bohrte durch seine Brust: Sie hatten keine Chance gegen die Sioux! Nun nahmen sie Rache für Redfords Überfall auf ihre Jagdlager einen Monat zuvor. Und er trug die Verantwortung, denn er hatte sich vom Fort weglocken lassen.

»Kämpft um eure Haut!«, schrie Colonel Terence Redford. »Feuer!« Die Gewehre krachten, und ein halbes Dutzend Indianer stürzen von den Pferden. Der dritte Feuerstoß dezimierte die Angriffswelle um fast die Hälfte. Aber auch weitere sieben von Redfords Männern lagen reglos oder stöhnend im Gras.

Und dann waren die Angreifer über ihnen. Sie kämpften mit brennendem Hass. Die Männer um Redford gingen einer nach dem anderen von Speeren und Äxten getroffen zu Boden. Zu viert mussten sie sich schließlich mit Gewehrkolben, Säbeln und Fäusten einer dreifachen Übermacht erwehren.

Vom Eingang des Tales und aus dem Waldhang wogten neue Angriffswellen heran. Nach allen Seiten flohen die Kavalleristen. Von einer organisierten Verteidigung konnte keine Rede mehr sein. Flussufer und Tal waren mit Leibern in blauen Uniformen übersät.

»Vorbei, Redford, verloren.« Redford zischte und murmelte. »Lieber Gott, beschütze Louise …« Etwas traf ihn hart im Nacken. Dunkelheit hüllte sein Hirn ein und zerrte sein Bewusstsein ins Nichts.

***

Die Louisiana Queen lief mit neun Stunden und zehn Minuten Verspätung in Kansas City ein. Der Mann von der Brigade Sieben stand unter zahllosen Menschen an der Reling, während der Schaufelraddampfer sich der Anlegestelle entgegen schob.

Die Leute winkten, riefen irgendwelche Namen oder kämpften um einen Platz möglichst nahe an der Landungsbrücke. Lassiter sah in fremde Gesichter ebenfalls winkender und irgendwelche Namen rufender Menschen am Missouri-Ufer.

Endlich flogen die ersten Taue von Bord, und dann krachte der Rumpf des Schaufelraddampfers gegen den Anlegesteg. Matrosen öffneten das Relinggatter und schoben die Landungsbrücke auf die Planken hinüber – die ersten Passagiere gingen von Bord. Lassiter kannte keinen unter den Dutzenden, die am Ufer warteten.

Am frühen Morgen war er in St. Louis an Bord der Louisiana Queen gegangen, jetzt dämmerte es bereits. Drei Schiffe hatten den Missouri blockiert – ein havarierter Schaufelraddampfer, der quer stand, weil ein alter Alligator ihm das Backbordschaufelrad zerstört hatte und zwei Frachtschiffe, die ihn ins Schlepptau neben wollten.

Seine Winchester auf dem Rücken, seine prall gepackte Mochilla über der Schulter, sein Decken- und Kleiderbündel unter dem Arm ließ Lassiter sich von der Menge von Bord und auf den Landungssteg treiben. Über die Köpfe der Wartenden hinweg spähte er zu den vielen Kutschen, die am Eingang des Hafengeländes warteten.

Einen offenen Zweispänner, braun, mit zwei Rappen hatte ihm das Telegramm aus Washington angekündigt; gestern Morgen hatte es ihm der Pferdejunge an den Frühstückstisch gebracht. Den Kutscher beschrieb es als »weiblich« und ebenfalls »schwarz«.

Lassiter tauchte in die Menge der Wartenden ein. Um ihn herum wurden Hände geschüttelt, Schultern geklopft, fielen Menschen sich in die Arme. Er drängte sich durch die Menge, bekam endlich einigermaßen freie Sicht auf Kutschen und Gespanne.

Und dann entdeckte er das Gefährt – braun, zwei Rappen, eine schwarze Frau auf dem Bock. In einen langen Wildledermantel gehüllt, stand sie breitbeinig auf dem Trittbrett und spähte herüber zur Menge am Kai.

Mit großen Schritten steuerte er die Kutsche an. »Lassiter.« Er tippte sich an die Hutkrempe. »Schätze, Sie warten auf mich.«

»Steig auf, schnell!« Die schwarze Frau wedelte mit der Rechten und setzte sich, griff nach den Zügeln. »Senator Grey wartet nicht gern! Schnell, schnell.«

Lassiter hievte sein Gepäck in den Fußraum und kletterte zu ihr auf den Kutschbock. »Dann wollen wir den guten Senator mal nicht länger warten lassen.« Auch der Name »Grey« hatte im Telegramm aus Washington gestanden.

Ihr erstaunter Blick traf Lassiter von der Seite, offenbar hätte sie ihn lieber hinter sich auf der Sitzbank gesehen. Ein schönes Gesicht, dachte Lassiter und blickte in ihre großen braunen Augen.

»Ho!« Sie trieb die Rappen an. Die Kutsche nahm Fahrt auf und rollte aus dem Hafengelände in die Stadt hinein.

»Lassiter«, sagte der Mann von der Brigade Sieben, »einfach nur Lassiter. Und mit wem habe ich das Vergnügen?«

»Jane«, sagte sie kühl, »einfach nur Jane.«

»Kommt nicht oft vor, dass ich eine Lady auf einem Kutschbock zu sehen kriege. Bist du das Mädchen für alles bei diesem … wie hieß er gleich? Senator Grey?«

»Soweit kommt’s noch! Ich bin Rosalynns Gouvernante.«

»O ja. Verstehe. Hätte ich eigentlich selbst drauf kommen können.« Lassiter musterte die energische Frau von der Seite. Sie gefiel ihm immer besser. »Und wer ist Rosalynn?«

»Das soll dir der Senator selbst erklären.«

Vielmehr redete sie nicht während der Kutschfahrt in den westlichen Außenbezirk der Stadt. Jedenfalls nicht mit Lassiter. Mit den Pferden schon. »Ho, ho!«, »Bewegt euch!«, »Schlafen könnt ihr im Stall«, und solches Zeug.

Die Peitsche knallte, die Kutsche schaukelte mächtig, die Hausfassaden der Mainstreet von Kansas City flogen vorbei. Steinhäuser lösten die Holzhäuser ab, und dann hielt die Kutsche vor einem zweistöckigen herrschaftlichen Haus, das ein großes, parkähnliches Grundstück umgab.

Der Mann von der Brigade sieben war vom Bock gesprungen, bevor die schwarze Jane Zügel und Peitsche abgelegt hatte. Jetzt stand er vor dem Wagen und streckte ihr die Hand entgegen. »Darf ich dir von der Kutsche helfen?«

Sie runzelte die Stirn. »Spinnst du?« Ihr Blick flog zwischen Lassiter und seiner Hand hin und her. »Sehe ich aus, als würde ich ohne deine Hilfe in den Dreck stürzen?«

»Ganz im Gegenteil, Jane. Doch ich bekomme selten die Gelegenheit, die Hand einer so schönen Frau zu halten.« Lassiter lächelte sein charmantestes Lächeln.

»Du bist ein verdammter Lügner, Lassiter.« Ihre mürrische Miene glättete sich zu einem weichen Lächeln. »Na gut, von mir aus.« Sie griff nach seiner Hand und ließ sich von ihm herunterhelfen.

Als sie dicht beieinander vor der Kutsche standen, sah sie ihm in die Augen. »Gefällst mir irgendwie, Lassiter. Aber jetzt haben wir keine Zeit für ein Schwätzchen – der Senator wartet.« Abrupt drehte sie sich um und lief ihm voraus zur Freitreppe.

Er ging hinter ihr her. »Und finden wir noch Zeit für ein Schwätzchen?« Trotz des weiten Mantels sah er die Konturen ihres schwingenden Hinterns unter der schmalen Taille.

»Liegt an dir.« Über die Schulter blickte sie zurück – und grinste irgendwie schelmisch. »Bring erst einmal das Schwätzchen mit dem Senator hinter dich. Danach kannst du mich ja noch mal fragen.«

Dann ging es zur Treppe hinauf und ins Obergeschoss des prächtigen Hauses. Senator Grey empfing ihn im Kaminzimmer. Die Begrüßung fiel knapp und kühl aus.

»Mein Dampfer legt in zwei Stunden ab, Mr. Lassiter, und Sie sind spät dran.« Er räusperte sich. »Ich muss mich also kurzfassen. Es geht um Senator Garfields Tochter. Um Rosalynn.«

»Senator Garfield?« Ungefragt nahm Lassiter am Kamin Platz. Obwohl es Spätsommer war, prasselte darin ein Feuer. Vergeblich hielt Lassiter nach Kaffee oder Whisky Ausschau.

»James A. Garfield, genau. Der Senator, der sich in den Kopf gesetzt hat, der nächste Präsident unseres Landes zu werden. Doch diese Dinge darf ich wohl als bekannt voraussetzen.« Er zog die Brauen hoch, musterte Lassiter mit einem arroganten Gesichtsausdruck.

»Selbstverständlich, Sir.« Lassiter hatte den Namen Garfield nie zuvor gehört. »Haben Sie zufällig etwas zu trinken im Haus? Ich habe eine lange Reise hinter mir.«

»Verzeihen Sie.« Er seufzte lauter als nötig. »Ich muss mal wieder an viel zu viele Dinge auf einmal denken. Ein Glas Wasser?«

»Gern, Sir. Aber nur, wenn es einen doppelten Whisky und einen Kaffee dazu gibt.« Lassiter grinste ihm ins Gesicht. »Falls es Ihnen nicht zu viel Mühe macht.«

Grey atmete tief durch und wandte sich dann an Jane. »Wären Sie so freundlich, Jane, und würden Sie den Koch bitten, einen Kaffee aufzubrühen. Und dem Diener sagen sie doch bitte, er möge Soda und Whisky heraufbringen, ja? Danke.«

Er sprach mit gezuckerter Stimme. Lassiter beschloss, ihn nicht zu mögen. Immerhin sah es ganz so aus, als hätte Jane ihn schon ein wenig erzogen, denn mit ihr sprach er geradezu höflich.

Sie wandte sich zur Tür, verließ das Kaminzimmer jedoch nicht, ohne Lassiter noch einen gut gelaunten Blick zuzuwerfen.

»Mister Garfields Tochter also.« Lassiter musterte den Senator. Der war hager, mittelgroß, trug Backen- und Schnurrbart und hatte kurze, graue Locken. »Ich bin ganz Ohr, Sir.«

»Die Brigade Sieben will, dass Sie Rosalynn Garfield nach Portland bringen.«

»Ist sie in Gefahr?«

»Sie ahnen es, nicht wahr, Mr. Lassiter?« Grey seufzte schon wieder ziemlich theatralisch. »Senator Garfield hat Morddrohungen erhalten. Seine Frau, seine Tochter, er selbst – die ganze Familie ist in Gefahr. Ein geplantes Attentat auf die Kutsche des Senators konnten wir gerade noch rechtzeitig verhindern.«

»Wer ist ’wir’?«, fragte Lassiter; dabei wusste er genau, wer gemeint war.

»Die Brigade Sieben.« Grey räusperte sich. »Es ging ja bereits durch die Presse, dass Miss Garfield in Portland heiraten wird. Den Sohn des Senators von Oregon.«

»Und ich soll sie zu ihrer Hochzeit eskortieren?« Lassiter lachte.

»Sparen Sie sich Ihre Witze, Mr. Lassiter.« Greys Gestalt straffte sich. »Die Sache ist ernst. Todernst gewissermaßen. Wir müssen davon ausgehen, dass gewisse Kreise Druck auf Senator Garfield ausüben. Tödlichen Druck, um es präzise zu formulieren. Ich sagte Ihnen doch, dass seine ganze Familie in Gefahr ist.«

»Also gut«, Lassiter fand sich mit seinem Schicksal ab. »Mein Auftrag lautet also: Steig mit Rosalynn Garfield auf ein Schiff nach Portland und sei für ein paar Wochen ihr Leibwächter und ihre Brautjungfer. Richtig?«

»Ich finde, Ihre Scherze sind wirklich unabgebracht, Mister …« Grey unterbrach sich, denn Jane kam zurück, brachte Kaffee und Whisky. Das Wasser hatte sie wohl vergessen. Lassiter löffelte sich Zucker in die braune, dampfende Brühe und rührte sie um.

»Ihr Auftrag lautet: Bringen sie Rosalynn Garfield sicher nach Portland.« Der Senator schlug einen geschäftsmäßigen Ton an. »Und zwar auf dem Landweg.«

»Nicht mit dem Schiff?« Überrascht hob Lassiter den Blick.

»Nein. Miss Garfield wird schnell seekrank.«

»Na gut. Dann also mit dem Zug und der Postkutsche.« Der Mann von der Brigade Sieben schlürfte seinen Kaffee.

»Weder noch. Miss Garfield hat Angst vor Zugfahrten. Und zusammengepfercht mit acht anderen Fahrgästen stundenlang in einer Postkutsche durchgeschüttelt zu werden, hält sie für einen Albtraum.«

»Wie bitte?« Lassiter hätte sich beinahe verschluckt. »Sie will die Prärie und die Rocky Mountains im Sattel überqueren?«

»Keineswegs, Mister Lassiter. Miss Garfield kann nicht reiten.«

Lassiter starrte ihn ungläubig an. »Und wie soll ich die junge Lady nach Portland schaffen, wenn sie weder mit dem Schiff, noch mit dem Zug fahren, noch reiten kann?«

»Aus der Brigade Sieben hört man, dass Sie nie um eine Idee verlegen seien, Mr. Lassiter. Lassen Sie sich also etwas einfallen.«

***

Redford fragte sich, ob es immer so ruhig war im Lager der Indianer. Er hörte keinen Gesang, kein Gelächter, kein lautes Palaver. Die Frauen tuschelten nur, die Kinder schlichen leise umher, die Sioux-Krieger riefen sich weder Grüße und Scherze zu, wie er es in anderen Lagern der Rothäute erlebt hatte.

Drei Jahre lang war Terence Redford durch die Prärie und die Rocky Mountains geritten und hatte nach seiner Frau Louise gesucht. Gestern hatte er endlich das Sommerlager jener Männer gefunden, die für ihre Verschleppung verantwortlich waren: Black Oak und seinen Sohn Red Hawk.

Viele Kinder und Alte standen oder hockten in den Schatten der Tipis um den fast kreisrunden Platz in der Mitte des Lagers. Von dort aus beobachteten sie den Mann beim Totempfahl. Der Schamane trug ein Büffelgehörn auf dem Kopf und ein Büffelfell über den Schultern. Er tanzte um den Totempfahl herum. Schon seit Stunden.

Manchmal wirbelte er ein paar Mal um sich selbst, riss dann die Arme hoch und stieß klagende Rufe himmelwärts, wo die sengende Mittagssonne zwischen spärlichen Wolken flimmerte.

Jedes Mal ging dann ein Rucken durch die Kinderschar. Die Squaws sahen von ihrer Arbeit auf und lauschten, die Männer erhoben sich und sahen gespannt hinüber zu dem alten Medizinmann.

Meistens aber umkreiste der Schamane einfach nur den Totempfahl. Dabei bewegten sich die schmalen Lippen in seinem dunklen, lederartigen Gesicht. Hin und wieder konnte Redford sein brummendes Gemurmel hören.

Einmal warf sich der Schamane flach auf den Boden, bedeckte sich vollständig mit dem zotteligen Büffelfell und rührte sich minutenlang nicht mehr. Keinen Laut gab er mehr von sich. »Eingeschlafen«, sagte Redford. »Muss total erschöpft sein.«

»Nein«, raunte ihm der bullige Krieger zu, den sie ihm als Dolmetscher und Bewacher zur Seite gegeben hatten. »Er spricht mit den Geistern der Erde.«

»Was du nicht sagst.« Redford ahnte, worüber der Büffelbursche mit den verdammten Geistern sprach: über den Preis, den er, Redford, für seine Frau bezahlen sollte. Er war auf alles vorbereitet: Zwei Kisten mit je fünf Gewehren hingen auf seinem zweiten Pferd; und im Futter seines Mantels steckten 5000 Dollar.

Die Unterhändler der Army hatten nach Meinung der Presse und der Armeeleitung gute Arbeit geleistet nach dem kurzen aber heftigen Kampf in den Black Mountains: Sämtliche Gefangene waren ausgetauscht, der Friede wiederhergestellt.

Gute Arbeit? Redford war anderer Meinung: Louise hatten die Sioux nicht herausgerückt. Die Army hatte sie für tot erklärt. Er aber wusste es besser: Ein Pelzhändler hatte in einem Winterlager der Indianer eine blonde auffällig schöne Frau gesehen. Das konnte nur Louise gewesen sein.

Redford saß hinter den Squaws im Schatten des Häuptlings-Tipis. Das stand am Rand des Versammlungsplatzes im Zentrum des Lagers. Keine vierzig Schritte gegenüber dem Totempfahl und des Büffelfelltipis, in dem der Schamane hauste.

Der lag noch immer völlig reglos wie ein Fellbündel im niedergetretenen Gras vor seinem verdammten Marterpfahl. Was zum Henker heckten sie aus, der Schamane und seine verdammten Geister?

Louise war wohl auf. Gott sei Dank! Sie hatten sich sehen dürfen, hatten eine ganze Stunde miteinander gesprochen. Die Rothäute hatten sie nicht angerührt. Ihr Glück! Redford fieberte dem Augenblick entgegen, in dem er sie auf den Sattel des Pferdes heben konnte, das er für sie gekauft hatte.

Black Oak hatte sein Lager inzwischen an den Mittellauf des Snake River verlegt. Redford wollte es endlich hinter sich lassen, und weiter nichts. Und danach nie wieder einem Sioux in die Augen sehen müssen, danach für immer glücklich werden mit Louise!

Endlich erhob sich der Schamane, warf eine Handvoll Erde und Gras in die Luft und blieb mit ausgestreckten Armen stehen. Die Augen unter dem Büffelschädel waren geschlossen, die Lippen bewegten sich lautlos.

Seit dem Sonnenaufgang dauerte die Beschwörungszeremonie nun schon an. Seit fast acht Stunden. Und die ganze Zeit hatte der Dolmetscher Redford nicht mehr aus den Augen gelassen. Pferde und Waffen hatten die Rothäute ihm abgenommen.

Der Schamane stieß einen langgezogenen Ruf aus. Redford zuckte zusammen. Hungrige Kojoten, nachts zwischen den Grashügeln der Prärie, schrien ähnlich schauderlich.

Neben ihm klatschte Zeltstoff auf Zeltstoff. Er blickte auf: Häuptling Black Oak hatte den Eingang seines Tipis aufgeschlagen. Schweigend stand er in der Öffnung des Häuptlings-Tipis und beobachtete den Schamanen.

Die hochgewachsene und kräftige Gestalt des Häuptlings war in einen verblichenen Offiziersmantel der US-Kavallerie gehüllt. Wahrscheinlich Beute aus jener verheerenden Schlacht. Eine Kette aus Pumakrallen zierte seine nackte Brust.

Nur mit einem Jagdmesser bewaffnet, habe der Häuptling sich ihrem ehemaligen Besitzer der Krallen gestellt. Das jedenfalls erzählte der Dolmetscher, ein Halbblut übrigens. Und das Fell des Pumas diene ihm seit jenem glorreichen Kampf als Schlafdecke.

Redford wünschte, das Biest hätte den Häuptling der Sioux gefressen damals.

Black Oak trug keinen Kopfschmuck. Dichtes, zu zwei Zöpfen geflochtenes Grauhaar umrahmte sein zerfurchtes Gesicht. Wie der Schnabel eines Adlers sprang die große Nase über die zusammengepressten Lippen des breiten Mundes. Eine steile Falte stand zwischen seinen Brauen.

Weil der Schamane schweigend und wie erstarrt vor dem Totempfahl verharrte, ging der Häuptling zu ihm. Redford beobachtete, wie sie miteinander sprachen. Ein zweiter, jüngerer Siouxkrieger gesellte sich zu ihnen: Red Hawk, Kriegshäuptling der Sioux und Black Oaks Sohn.

Irgendwann drehte der Schamane sich um und trottete zu seinem Unterschlupf. Er schlurfte und hinkte, als hätte er zwei Tage lang im Wald gearbeitet. Redford beobachtete, wie er sich zwischen die Büffelfelle seines Zelteingangs bückte und dahinter verschwand.

Der Häuptling und sein Sohn berieten sich. Redford spürte sein Herz in der Kehle klopfen. Nach und nach gesellten sich immer mehr Krieger und Squaws zu ihm und den Frauen vor dem Häuptlings-Tipi. Sie bildeten eine Gasse, um Black Oak und Red Hawk Platz zu machen. Alle lauschten gespannt.

»Der große Geist gebietet uns, dein Weib freizulassen«, übersetzte der Dolmetscher die Worte des Häuptlings. Das war Musik in Redfords Ohren. Er hätte den Mistkerl küssen mögen. »Allerdings noch nicht gleich«, fuhr der Dolmetscher fort.

Terence Redford sank das Herz bis in den Stiefelschaft. »Wann dann, verdammt noch mal!?«

Der Dolmetscher übersetzte, Black Oak antwortete. »Sobald du den Preis für sie bezahlt hast.«

»In Ordnung. Ich biete dir achthundert Dollar.« Black Oak schüttelte den Kopf. »Tausend Dollar.« Wieder nur ein Kopfschütteln. »Tausend Dollar und zehn Gewehre.«

Der Dolmetscher übersetzte Black Oaks Antwort. »Die zehn Gewehre und die tausend Dollar bleiben hier. Als Pfand. Und um dein Weib mit Essen und Kleidung zu versorgen. Als Preis für die Freiheit deines Weibes taugen Geld und Waffen nicht.«

»Verfluchte Rothäute!« Redford brauste auf. »Was taugt dann, verdammt noch mal?«

Ein Raunen ging durch die Menge der Sioux. Auch der Häuptling wurde laut. »Denke an die Schlacht«, übersetzte der Dolmetscher. »Denke an die vielen Krieger, die du und deine Blauröcke getötet haben. Denke an das Lager, das du mit deinen Blauröcken überfallen hast.«

»Was wollt ihr verdammten Rothäute von mir?« Redford schrie. »Was soll ich zahlen für Louise?«

»Den Preis, den der Große Geist verlangt«, übersetzte der Dolmetscher. »Je schneller du mit dem Preis zurück bist, desto schneller ist dein Weib frei. Bist du jedoch nach dem nächsten Winter nicht mit dem Preis zurück, wird Louise die Squaw meines Sohnes Red Hawk. Höre also gut zu.«

***

»Warum tust du das?« Lassiter lehnte neben dem Fenster und sah Jane dabei zu, wie sie Betten bezog, Staub wischte und den Spiegel des Waschtisches putzte. »Beschäftigt ein teures Hotel wie dieses hier keine Zimmermädchen?«

»Sicher. Doch die kennen Rosalynn nicht, wissen nicht, was sie gernhat und braucht.« Sie rückte die Blumen auf dem Waschtisch vor den Spiegel und betrachtete ihr Spiegelbild.

Jane hatte einen kräftig gebauten Körper mit herrlichen Rundungen. Lassiter genoss ihren Anblick. »Und weißt du, was sie gernhat?« Sie nickte. »Bist du schon lange ihre …, ihre Gouvernante?«

»Seit dem Tod ihrer Mutter. Da war sie acht.«

»Und wie alt sie jetzt?«

»Zwanzig.« Sie beobachtete ihn im Spiegel und grinste. »Damals war ich zwanzig. Jetzt weißt du, wie alt ich heute bin – falls du rechnen kannst.«

»Und wozu braucht die junge Miss Garfield ein Doppelzimmer?«

»Du ahnst ja nicht, wie viel Gepäck sie mitbringen wird!« Jane lachte laut. Ein raues, tiefes und ehrliches Lachen war das. Das gefiel Lassiter. Und wie ihr üppiger Busen dabei auf und ab tanzte, gefiel ihm erst recht.

»Und bevor sie sich morgens anzieht oder mittags und abends umzieht, breitet sie ein halbes Dutzend Kleider auf dem Bett aus.« Jane drehte sich um, stemmte die Hände in die Hüften. »Eine wie sie braucht einfach viel Platz.«

»Verstehe.« Lassiter betrachtete ihren schlanken Hals, ihre sehnigen Fäuste, ihren schönen, großen Mund. Lust regte sich in seinen Lenden.

»Was schaust du mich so an, Lassiter?« Jane legte den Kopf schief und musterte ihn prüfend.

»Schau ich dich an?« Er wandte sich um und blickte zum Fenster hinaus. Planwagen rollten in einer langen Kolonne über die Mainstreet. Jane erwartete die junge Lady noch vor dem Abend. Doch mit einem von Ochsen gezogenen Planwagen würde sie gewiss nicht nach Kansas City reisen.

Lassiter war gespannt auf die Frau, die sich den Weg von Baton Rouge herauf nach Kansas City lieber in einer dieser modernen europäischen Kutschen chauffieren ließ, statt einfach auf einen Dampfer zu steigen. Er machte sich auf das Schlimmste gefasst.

Als er sich wieder nach Jane umdrehte, stand sie auf einmal dicht vor ihm. »Du beobachtest mich«, sagte sie. »Schon die ganze Zeit. Glaubst du, ich merke das nicht? Was willst du?«

Lassiter nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und küsste sie. Sie ließ es sich nicht nur gefallen, sondern ging auf das Spiel seiner Zunge ein. Ihre Lippen waren herrlich weich. Er hoffte, dass Lady Garfield noch möglichst lange auf sich warten ließ.

Lassiter warf seinen Hut aufs Bett, wollte Jane näher an sich ziehen, doch die löste sich von seinen Lippen und ohrfeigte ihn. »Ich will gefragt werden, bevor man mich küsst. Ist das klar?«

»Oh! Habe ich vergessen zu fragen?« Lassiter grinste. »Das tut mir leid. Sonst bin ich nicht so unhöflich.«

»Das will ich hoffen.« Sie schob ihn zur Seite und blickte zum Fenster hinaus. »Es kommt noch nicht, mein Rosietäubchen.« Die letzten Planwagen des Trecks rollten auf der Mainstreet vorüber. Lassiter sah, dass Janes Busen sich schneller hob und senkte, als noch vor dem Kuss. Hatte der sie erregt? Er schöpfte wieder Hoffnung.

Jane seufzte, wandte sich um und legte Lassiter die Arme um den Nacken. »Los. Küss mich schon.«

***

Mit geschlossenen Augen hockte er im Stuhl des Barbers und hatte den Kopf in den Nacken gelegt. Hinter ihm, auf den Stühlen für die Wartenden, raschelten Zeitungen. Jemand spielte auf einer Maultrommel. Der Barber schabte ihm Schaum und Barthaar von der Kehle.

Plötzlich verstummte die Maultrommel und einer der Wartenden sagte: »Ein Siedlertreck.«

Terence Redford schlug die Augen auf und verdrehte die Augäpfel, um durchs große Fenster auf die Mainstreet schauen zu können: Dort zogen Ochsengespanne einen Planwagen nach dem anderen vorbei. Dazwischen ritten Männer und Frauen auf Pferden und Maultieren.

Der Treck aus Kentucky, auf den er seit Wochen wartete. Endlich.

Terence Redford schloss die Augen wieder. Sein Herz schlug schneller, sein Mund wurde trocken. Er ließ sich seine plötzliche Nervosität nicht anmerken, dachte an Louise. Das beruhigte ihn ein wenig. Jetzt kam alles darauf an, keinen Fehler zu machen.

Die Sioux hatten ihm Gewehre und Geld abgenommen. Dafür verlangte Redford eine Stunde für den Abschied von Louise. Black Oak wollte sie ihm gewähren, doch Red Hawk hatte ihm nur zehn Minuten zugestanden.

Louise hatte die schlechten Neuigkeiten mit Fassung getragen. Hatte nicht geschrien, war nicht zusammengebrochen, hatte nicht einmal geheult – was für eine tapfere Frau! Redford hatte ihr geschworen, Black Oaks Preis zu bezahlen und sie nach Hause zu holen.

Geduldig wartete er, bis der Barber ihn rasiert und abgetrocknet hatte. Danach bezahlte er, gab reichlich Trinkgeld und langte seinen Hut von der Garderobe. »Einen guten Tag noch, Gentlemen.« Sprach’s und verließ den Laden.

Draußen, auf dem Sidewalk zündete er sich einen Zigarillo an. Redford war ein hochgewachsener Mann mit breiten Schultern und dunklem Haar. Graue Strähnen zeigten sich seit einiger Zeit darin – der Kummer wegen Louise hinterließ Spuren.

Er spähte den Planwagen hinterher. Die Kolonnenspitze bog auf die Koppeln an der Bahnstation ein, wo sich im Herbst das Vieh aus dem Süden sammelte und verladen wurde. Terence Redford machte sich auf den Weg zum Office des Townmarshals.

Er trug einen langen Mantel aus schwarzem Wildleder, eine rote Samtweste über weißem Hemd und einen grauen Stetson. An seinem Waffengurt hingen zwei Holster, aus jedem ragte der Kolben eines Smith & Wesson, Kaliber.44. Den hatte ihm die US-Kavallerie vermacht.

Das Office des Townmarshals kam in Sicht; Redford ging langsamer. Der Marshal hockte in einem Schaukelstuhl neben der Tür. Er blickte ebenfalls dem Treck hinterher.

Wahrscheinlich hatten sich die Leute per Telegramm bei Marshal und Bürgermeister angemeldet. Doch Redford rechnete damit, dass die Treckführer auch persönlich im Office vorbeischauen würden. Er jedenfalls würde das tun, wenn er für einen Treck verantwortlich oder Scout eines Trecks wäre.

Er grüßte den Marshal und studierte die Steckbriefe, die an einem Brett zwischen Officetür und Fenster genagelt waren. Jedenfalls tat er so. Zwei Reiter trieben ihre Pferde von der Bahnstation her die Mainstreet herunter. Vor dem Office rissen sie an den Zügeln, stiegen aus den Sätteln und banden die Tiere fest.

»Amos Hunter«, sagte der ältere der beiden, tippte sich an die Krempe seiner Melone und kam zum Marshal herauf. »Ich bin der Sprecher des Trecks, der eben hier vorbei gerollt ist.«

»Smith.« Der Marshal, ein großer, bulliger Kerl stand auf. »Tom Smith. Willkommen in Kansas City, Sir.«

»Danke, Marshal.« Der Sprecher des Siedlertrecks deutete auf den zweiten Mann, einen langhaarigen Burschen in fransiger Lederkluft. »Das ist Hank Truman, unser Scout.«

Terence Redford taxierte den Scout, während die Männer einander begrüßten. Er mochte Ende zwanzig sein, wirkte drahtig und wortkarg. Eine Zigarette hing in seinem Mundwinkel. Redford fand, dass er schlecht roch.

»Wir sind knapp hundertzwanzig Leute auf dreiunddreißig Wagen.« Der namens Hunter beantwortete die Fragen des Marshals. »Zwei Familien aus Louisiana wollen noch hier in Kansas City zu uns stoßen. Danach geht es nach Westen. In spätestens vier Tagen schätze ich.«

Terence Redford grüßte die Männer und ging weiter. Er wusste nun, wen er ansprechen musste, wenn er seine Dienste anbieten wollte. Vor allem kannte er das Gesicht des Scouts. Noch vier Tage Zeit.

Auf der Mainstreet überholten ihn der Sprecher der Siedler und der Scout. Während Amos Hunter zur Bahnstation weiter ritt, machte der Scout vor dem Missouri Hotel Halt. Er band sein Pferd fest und trat in den Saloon des Hotels.

Ein schöner Zufall, fand Redford. Er selbst wohnte im Missouri Hotel.

Als er eintrat, sah er den Scout an einem Tisch unweit der Theke sitzen. Der Salooner stellte ihm Bier hin und fragte ihn, was er essen wollte.

Terence Redford ging ins angrenzende Spielzimmer; dessen beide Türflügel waren geöffnet. »Kann man noch einsteigen bei euch?«, fragte er die drei Pokerspieler am Tisch. Die nickten, und Redford wählte einen Stuhl, von dem aus er gute Sicht auf den Scout hatte.

Hank Truman hieß er also. Ziemlich junger Kerl. Wirkte irgendwie nicht besonders entspannt. Das Bier kippte er in drei Zügen hinunter und orderte neues. Ständig schielte er zum Spieltisch herüber.

Redford hatte seinen Tod beschlossen. Doch er musste ihn beobachten, bevor er zuschlug. Sorgfältig beobachten. Er durfte keinen Fehler machen. Das war er Louise schuldig. Wer sollte sie retten, wenn er starb?

***

Sie schob ihn vom Fenster weg, drückte sich an ihn. Ihr Kuss wurde leidenschaftlicher. Für eine Frau, die ihn eben noch geohrfeigt hatte, kam sie Lassiter geradezu liebeshungrig vor. Sie zog ihm die Jacke aus und öffnete die Schnalle seines Waffengurtes. Sein Remington polterte zu Boden.

Er zerwühlte ihr dichtes schwarzes Haar, küsste ihren herrlichen Hals. Jane schob ihn zum Polstersessel neben dem Bett, ließ sich hineinfallen und zog ihn mit hinunter. Lassiter löste sich aus ihrer Umarmung, ging vor dem Sessel in die Knie und zog ihr die Stiefel aus.

Sie trug keine Strümpfe. Er hob den Kleidersaum, küsste die dunkelbraune Haut ihrer Waden. Wie Samt fühlte die sich an. Lassiter schob ihr den Kleidersaum bis über die Oberschenkel hinauf, küsste und streichelte ihre Schenkel.

Mit ihrem Fuß drückte Jane gegen seine Brust, massierte seinen Bauch, glitt schließlich in seinen Schritt und rieb dagegen. So schnell ging das und so unerwartet, dass Lassiter nach Luft schnappte. Er spreizte ihre Schenkel ein wenig und küsste deren Innenseiten.

Sie griff ihm ins Haar, klemmte seinen Kopf zwischen ihren Schenkeln ein und seufzte. Das klang sehr zufrieden.

Lassiter griff tiefer unter ihr Kleid, fand den Schlüpferbund und streifte ihn über ihre Hüfte. Jane hob das Gesäß, damit er ihr den Schlüpfer ausziehen konnte.

Jane strich sich mit den Händen über die Wölbungen ihrer Brüste. »Hier«, flüsterte sie. »Hast du sie vorhin nicht verschlungen mit deinen Blicken? Das hat ihnen Appetit gemacht. Jetzt warten sie auf dich.«

Lassiter glaubte zu träumen. Niemals hätte er geglaubt, die resolute Jane so schnell erobern zu können. Er öffnete ihr Kleid. Der Gedanke, ob es vielleicht umgekehrt gewesen war und sie ihn erobert hatte, schoss ihm durch den Kopf. Gleichgültig.

Er entblößte ihre Schlüsselbeine, ihre Schultern und die dunkle Pracht ihres Busenansatzes. Lassiters Lippen und Zunge eroberten ihre schwarze Haut Inch für Inch.

»Ich merk schon, ich gefalle dir«, flüsterte Jane mit kichernder Stimme. Sie zog die nackten Beine auf den Sessel, klemmte Lassiters Oberkörper zwischen die Knie. »Macht nichts, du gefällst mir auch, weißer Mann. Ich hab dich gesehen und wollte dich.«

»Ich hatte eher den Eindruck, es war dir lästig, dass ich zu dir auf den Kutschbock gestiegen bin.« Er streifte die Jacke ab und zog die Weste aus. Sie half ihm aus den Stiefeln.

»Eine echte Frau versteht es, ihre Gefühle zu verbergen. Hilf mir aus dem Kleid.« Lassiter zog es ihr über den Kopf. Jane richtete sich auf, drehte sich ein wenig, sodass er an die Haken und Ösen ihres Mieders gelangte. Lassiter schob ihr schwarzes Haar nach vorn, küsste ihren Nacken und biss zärtlich hinein, während er die Verschlüsse löste.

Sie streifte das Mieder ab und drehte sich um. Vollkommen nackt saß sie nun vor ihm. Stolz und Freude lagen in ihrem Lächeln, als sie ihm die Pracht ihrer Brüste präsentierte.

Lassiter versank im Anblick des üppigen Busens. Sein Mund wurde ganz trocken, sein Herz schlug schneller und in der Hose schwoll ihm sein bestes Stück. »Du bist verdammt schön, Jane.«

»Das will ich meinen, Cowboy.« Sie verschränkte die Arme über ihrem Kopf, drehte sich nach rechts und links. »So ganz ausgepackt gefallen sie dir noch besser, habe ich recht?«

Er griff unter ihre schweren Brüste und hob sie an. »Da hast du vollkommen recht.« Ihre Brüste waren prall und die Höfe ihrer Warzen waren groß und rosig.

Lassiter beugte sich über sie und küsste und leckte sie, bis sie ganz hart wurden.

Jane kicherte, klemmte seinen Oberkörper zwischen ihren Knien ein und drückte seinen Kopf an ihren Prachtbusen. »Das ist schön, Mann! Das ist richtig schön.«

»Ich will dich.« Lassiter sog ihren Duft ein, hielt ihre Schenkel fest und merkte, wie Jane ihr Becken kreisen ließ. Eine Hitzewelle schoss ihm durch den Körper. »Ich will dich stoßen, bis du schreist.«

»Tu’s doch, tu’s endlich!«

Das Verlangen überwältigte Lassiter. Er ließ alle Selbstbeherrschung fahren, wühlte sein Gesicht zwischen ihre Brüste, griff zwischen ihre Beine und streichelte ihre feuchte Scham.

Ihre schwarzen Schenkel öffneten sich. »O ja, Mann, das ist schön«, hauchte sie. »Jetzt stoß mich endlich, stoß mich ganz fest.«

Jedes ihrer Worte war Öl in das Feuer seiner Begierde. Er riss sich die Hose auf, kniete vor dem Sessel und griff mit der Rechten unter Janes nackten Hintern. Mit der Linken befreite er seinen Pint aus der Enge des Hosenstoffes.

Janes Mund stand weit offen, ihre Lippen waren feucht, ein dunkler Schleier zog durch ihren Blick. Sie verschränkte die Beine hinter seinem Kreuz und stieß in ihre weit offene Liebeshöhle vor. Sie seufzte genüsslich und stemmte sich ihm entgegen.

Sie kam schon nach wenigen Stößen, bäumte sich auf, hielt den Schrei mit beiden Händen im Mund fest und rutschte über die Sesselkante, sodass Lassiter aus ihr glitt. »Mehr«, stöhnte sie, »ich will mehr, du wilder Kerl.«

Lassiter ließ sie los und schälte sich aus Hosen und restlicher Wäsche. Sein Blut schien zu sieden, seine Lenden brannten, alles in ihm schrie nach Erlösung. Er packte ihre Knöchel, zog die nackte Frau ein Stück weg vom Sessel und auf einen dicken Teppich.

Zwischen ihren Schenkeln kniend, hielt er sie an den Hüften fest, zog ihr Becken an sich und drang erneut in sie ein. Jane legte ihre Unterschenkel auf seine Schultern, umklammerte seinen Nacken, stieß ihm ihren hungrigen Schoß entgegen.

Seine Hände glitten über ihre Schenkel, tasteten nach den Wölbungen ihrer Hüften oder fassten nach ihren hin- und herschaukelnden Brüsten.

»Schön«, keuchte sie. »So schön.« Jede seiner Bewegung quittierte sie mit Seufzen und Stöhnen. Und immer wieder bäumte sie sich auf und presste die Hände gegen den weit aufgerissenen Mund, um ihre Lustschreie festzuhalten.

Lassiter begriff, dass sie mehrmals kam. Und endlich explodierte auch er. Er stöhnte, als hätte ein Fausthieb ihn erwischt, hielt ihre Hüften fest und verströmte sich in ihrem Schoß.

Jane nahm ihre Beine von seinen Schultern. Lassiter zog sie hoch und trug sie zum Sessel. Lange saßen sie dort, atmeten schwer, hielten einander fest. Bis Jane einschlief.

Irgendwann musste der Schlaf auch Lassiter überwältigt haben, denn als er die Augen öffnete, war ihm, als hätte das Licht vor dem Fenster sich verändert. Und unten auf der Mainstreet wieherten Pferde und tönten laute Stimmen.

Behutsam schob er sich unter Janes nacktem Körper hervor, stand auf und ging zum Fenster. Das Abendlicht warf die langen Schatten der Häuser und Menschen auf die Straße. Zwei große Luxuskutschen standen vor dem Hotel. Männer luden Koffer aus. Aus einer der Kutschen stieg eine junge Frau in elegantem, rotem Kleid und mit langem kastanienbraunem Haar.

Rosalynn Garfield – das musste sie sein.

Lassiter wandte sich um, betrachtete die schwarze Nackte im Sessel. Jane schlief noch. Wie schön sie war. Neues Verlangen regte sich in ihm. Er ging zu ihr, drehte sie auf den Bauch und zog sie aus dem Sessel, sodass sie kniend und mit dem Gesicht auf der Sitzfläche lag.

»Ist sie da?«, fragte sie.

»Wer?« Er betrachtete ihre Hüften, ihren herrlichen Hintern, ihre festen schwarzen Schenkel.

»Du weißt genau, von wem ich spreche, du Schuft.« Sie richtete sich auf, wollte aufstehen und zum Fenster gehen. »Sie ist angekommen, habe ich recht?«

Lassiter hielt sie bei den Hüften fest, beugte sich über sie, küsste ihren Rücken und ihre Gesäßbacken.

Schon tasteten seine Fingerspitzen nach der Spalte ihres Schoßes. Er öffnete ihre Liebeslippen und drängte sich in sie hinein. Sie ließ es geschehen und seufzte lustvoll.

Es war himmlisch! »Ich bin wieder da«, sagte er, hielt ihre Hüften fest und bewegte sich fordernder. »Komm her«, stöhnte er. »Komm.«

Schneller und schneller stieß er sie, ihr Becken kreiste und passte sich dem Rhythmus seiner Stöße an, ihr Gesäß drängte sich gegen seine Lenden. »So habe ich es am liebsten«, flüsterte sie, »so komme ich am schnellsten.«

Als sie die Hände vor den Mund presste und sich aufbäumen wollte, hielt er sie an der Taille fest und stieß sie wilder und schneller – bis es ihm selbst heiß zwischen Haarwurzeln und Zehenspitzen hin und her schoss.

***

Terence Redford beobachtete den Scout zwei Tage lang, dann war er so weit.

Pianoklänge perlten durch den Schankraum. Gedämpftes Stimmengewirr von den Tischen erfüllte den Raum. Der Abend war noch jung. Ein Mädchen lehnte neben dem Pianisten gegen das Klavier und lächelte Redford zu. Er wandte den Blick ab und dachte an Louise.

Von der Theke des Missouri Hotel Saloons aus sah er Truman wieder am Spieltisch sitzen. Mit denselben Männern wie gestern. Sogar beim Pokern trug er seine lächerliche Fransenjacke. Ein Messer steckte in seinem Waffengurt, ein.44er von Colt in seinem Holster. Terence Redford war ziemlich sicher, dass der langhaarige Bursche seine Waffen zu gebrauchen wusste.

Der Mann verbrachte Stunden im Spielzimmer. Gestern hatte Redford mit ihm gespielt – der Mann pokerte gut, gewann oft. Das verblüffte Redford, denn Truman – der Scout – kippte jede Menge Bier in sich hinein. Und schien trotzdem einen klaren Kopf zu behalten. Jedenfalls pokerte er fehlerlos.

Terence Redford sah ihn aufstehen und zur Theke kommen. Endlich. Truman kam ungefähr nach jeder fünften Runde an die Theke, um ein Bier zu ordern. Seine kräftigen Beine steckten in abgewetzten braunen Wildlederhosen. Das Mädchen neben dem Pianisten lächelte ihn an. Er zwinkerte ihr zu.

»Das Nächste geht auf meine Rechnung«, sagte Redford.

»Danke, Sir. Nehme ich glatt an.« Zum ersten Mal sah Redford den Mann grinsen. »Was verschafft mir das Vergnügen?«

»Gefällst mir«, antwortete Redford, »und wie ich höre, willst du die Siedler am Bahnhof nach Oregon lotsen. Da wird’s dann ein paar Wochen lang kein Bier mehr geben.«

»Das kannst du laut sagen!« Der Scout stieß ein bitteres Lachen aus. »Ich bin Hank.« Der Salooner stellte ihm sein Bier hin und sie stießen an.

»Nenn mich Terry.« Sie tranken einen Schluck. Danach beugte Redford sich zu Truman und sagte leise. »Gibt’s denn wenigstens ein paar leckere Ladys unter den Siedlern?«

»Schon.« Truman schob sich näher an ihn heran. »Aber die meisten sind ziemlich fromm.« Redford zog die vorbereiteten Spielkarten aus der Innentasche und versenkte sie in Trumans Jackentasche. »Lassen dich nicht ran. Eine allerdings …« Er schnalzte mit der Zunge. »… sie heißt Tracy …« Flüsternd erzählte er von seiner Eroberung.

Redford lachte und schlug ihm auf die Schulter. Truman griff nach seinem Bier und machte Anstalten zum Pokertisch zurückzukehren. »Kann man noch einsteigen bei euch?«, fragte Redford. »Was meinst du, Hank?«

»Klar, Terry. Komm mit.«

Terence Redford folgte ihm ins Spielzimmer. Einige der Männer kannte er bereits vom Vortag. Er begrüßte sie, warf seinen Einsatz in den Pot und ließ sich Karten geben.

Ein paar Runden lang geschah nichts Aufregendes. Redford konnte warten, hatte Zeit – und ein Gespür für den richtigen Augenblick.

Er verlor ein paar Mal. Nicht viel, kaum zwei Dollar. Irgendwann hielt er dann drei Könige, eine Sieben und eine Zehn in der Hand. Redford hatte schon mit schlechteren Blättern gewonnen.

Er blickte in die Runde, mimte den Gleichgültigen. Die meisten seiner fünf Mitspieler taten ebenfalls gelangweilt, in Wirklichkeit jedoch belauerte einer den anderen.

»Hundertfünfzig Dollar«, sagte Truman plötzlich. Der langhaarige Kerl in der ledernen Fransenjacke schob die Summe allen Ernstes in den Pot, zwei Münztürme und ein paar Scheine. Ein Verrückter!

Die anderen starrten in ihre Blätter. Redford merkte genau, wie ihnen der Atem stockte. Plötzlich war es ihm, als braute sich über dem Spieltisch ein Gewitter zusammen.

»Weg.« Ein Gentleman in dunklem Frack, ein Tabakhändler aus Mississippi, knallte seine Karten auf den Tisch. Er hatte schon gestern viele Stunden am Spieltisch verbracht, daher kannte Redford seinen Namen: William Hastings.

Ein Mittdreißiger mit vernarbtem Gesicht und abgewetzter Armeejacke neben ihm fluchte und ließ sein Blatt ebenfalls fallen. Er hieß Jack Pearl und arbeitete für die Union Pacific Railroad, hatte man Redford erzählt.

Ein graubärtiger Flussschiffer namens Jim Twainschoss feindselige Blicke nach dem Langhaarigen in den Lederfransen ab, während er seine Karten auf den Stapel warf.

Hank Truman registrierte das alles ohne sichtbare Regung. Inzwischen wusste jeder in Kansas City, dass er ein Scout war, der fromme Siedler aus Kentucky durch die Prärie und die Rocky Mountains nach Oregon führen wollte.

Drei Spieler waren ausgestiegen, ein aalglatter Jungfuchs tat noch, als würde er die Chancen seines Blattes abschätzen. Auch Redford stierte in seine Karten. Und Truman wartete geduldig.

Stoff raschelte. Redford hob den Blick – das Mädchen stand jetzt direkt neben Truman. Der zwinkerte zu ihr hinauf. Ihr Lächeln hatte etwas Naives, Mädchenhaftes. Aus dem Augenwinkel beobachtete Redford den Jungfuchs neben sich.

»Ich gehe mit«, sagte der zu seiner Verblüffung. Und tatsächlich schob er die hundertfünfzig Dollar in den Pot. Ein Profi? Gestern hatte Terence Redford diesen aalglatten Kerl nicht im Spielzimmer gesehen. Er konnte ihn schwer einschätzen.

Er hatte pomadiges, akkurat frisiertes Haar, gezwirbelte Schnurrbartspitzen und trug ein Seidenhemd unter seinem hellgrauen Frack. Sah ziemlich teuer aus. Er wirkte schmächtig und klein, und selbst der Schnurrbart konnte sein Kindergesicht nicht erwachsener machen.

Redford war zu lange in der Army gewesen, um einen Mann wegen seines Äußeren zu unterschätzen.

Das Kindergesicht schob einen weiteren Münzturm in den Pot. »Und noch einmal hundert.« Der Flussschiffer sog scharf die Luft durch die Nase ein, der Tabakhändler schüttelte den Kopf und sogar die die Mundwinkel des Scouts zuckten jetzt. Das Mädchen legte ihm die Hand auf die Schulter.

Alle Augen hingen nun an Redford. Der langhaarige Truman grinste ihn schief an. »Was ist mit dir, Terry?«, sagte er. Er wirkte selbstsicher. Ob er bluffte? »Sag schon – steigst du aus, oder gehst du mit? Dann schieb zweihundertfünfzig in die Mitte.«

Redford vergaß seine drei Könige für einen Moment und betrachtete das Mädchen neben dem Scout. Es war blond wie Louise und trug einen gelben Federbusch im Haar und ein grünes Kleid mit gelbem Rüschensaum. Ein Kleid, das sie wohl kaum für den Kirchgang anziehen würde, denn es enthüllte mehr Haut, als es bedeckte. Kaum anzunehmen, dass es die Männer damit abschrecken wollte.

Eine Hure also. Redford atmete tief durch. Er hatte keine Frau angerührt, seit er Louise verloren hatte. Die hier mochte zehn Jahre jünger als Louise sein, war aber nicht halb so schön. Er schob sein Blatt zusammen und sagte: »Ich steig aus.«

Der Bursche in der Armeejacke bekam auf einmal einen merkwürdig steifen Rücken, der Flussschiffer schüttelte den Kopf und der Tabakhändler aus Mississippi hielt es nicht länger auf seinem Platz aus – er sprang auf und begann neben dem Tisch auf und ab zu laufen.