Lassiter Sammelband 1813 - Jack Slade - E-Book

Lassiter Sammelband 1813 E-Book

Jack Slade

0,0
4,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Seit über 30 Jahren reitet Lassiter schon als Agent der "Brigade Sieben" durch den amerikanischen Westen und mit über 2000 Folgen, mehr als 200 Taschenbüchern, zeitweilig drei Auflagen parallel und einer Gesamtauflage von über 200 Millionen Exemplaren gilt Lassiter damit heute nicht nur als DER erotische Western, sondern auch als eine der erfolgreichsten Western-Serien überhaupt.

Dieser Sammelband enthält die Folgen 2320, 2321 und 2322.

Sitzen Sie auf und erleben Sie die ebenso spannenden wie erotischen Abenteuer um Lassiter, den härtesten Mann seiner Zeit!

2320: Brennende Weiden
Der Bretterverschlag an der Südweide der Stonefork Ranch war neun Fuß hoch und sechzehn Fuß lang. Seit Jahr und Tag war der Verschlag mit alten Strohballen zugestopft, die wie Zunder in Flammen aufgehen würden. Die Rancher im Calabasas Valley würden glauben, dass sich die Ballen durch die Mittagshitze entzündet hatte.
"Komm schon!", raunte der Mann im lehmbraunen Staubmantel und winkte seinem Gefährten. "Stell das Pulver dort drüben ab!" Der andere Berittene stieg aus dem Sattel und schleppte eine Ledertasche herüber. Als er sie im Schatten der Bretterwand abgestellt hatte, trat der andere Mann hinzu und rollte die Lunte aus. "Höchstens eine Viertelstunde", schätzte er die Länge der Zündschnur. "Stecken wir sie an und verschwinden!"

2321: Der Ripper von Memphis
Betsy Malone zog sich den Slip über die ausladenden Hüften, und ihre kirschrot geschminkten Lippen kräuselten sich zu einem verruchten Lächeln. Sie klimperte mit den langen Wimpern, als der ältere Mann eine Handvoll Dollarscheine auf das Bett fallen ließ. "Das ist wirklich großzügig von dir, Burt", gurrte sie, und der Grauhaarige grinste breit.
"Du hast es dir mehr als verdient, Schätzchen", brummte er, bevor er sich zur Tür wandte. "Man sieht sich."
"Jederzeit!", rief sie ihm nach, doch ihr Lächeln erstarb, sobald sich die Tür hinter dem Mann geschlossen hatte. Sie warf sich eine Stola über den nackten Oberkörper und griff nach der glimmenden Zigarette im Aschenbecher, bevor sie auf den Balkon hinaustrat. "Blöder Mistkerl", murmelte sie und rieb sich das schmerzende Hinterteil, während sie hinunter auf die belebte nächtliche Gasse im Hafenviertel von Memphis blickte.
"Betsy, Betsy", flüsterte jemand hinter ihr, und die Dirne erstarrte. "Spricht man so über seine Kunden?"

2322: Lassiter und der Bastard
Der Priester erhob sich und wies Lassiter den Stuhl am Kopfende des Betts zu. "Er ist nun bereit", sagte der Geistliche und folgte den Familienangehörigen, die das Zimmer verließen. Das Schließgeräusch der Tür klang überlaut, als Lassiter mit dem Colonel allein war. Dessen Augen leuchteten ein letztes Mal auf, nachdem er unendlich lange gebraucht hatte, bis er den Mann der Brigade Sieben an seinem Bett erkannte.
"Mein Freund!", versuchte der Sterbende freudig auszurufen, doch seine Stimme war nur noch ein schwacher Hauch und sein Blick verlor sich im Nichts.
Lassiter beugte sich über das Gesicht des Colonels, das tief ins Kissen gesunken und erschreckend bleich war. "Ich bin hier", sagte er mit belegter Stimme.
"Höre meinen letzten Wunsch", wisperte der Todgeweihte. "Töte einen Mann für mich."

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 406

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln Covermotiv: Boada/Norma ISBN 978-3-7325-9148-0

Jack Slade

Lassiter Sammelband 1813 - Western

Inhalt

Jack SladeLassiter - Folge 2320Der Bretterverschlag an der Südweide der Stonefork Ranch war neun Fuß hoch und sechzehn Fuß lang. Seit Jahr und Tag war der Verschlag mit alten Strohballen zugestopft, die wie Zunder in Flammen aufgehen würden. Die Rancher im Calabasas Valley würden glauben, dass sich die Ballen durch die Mittagshitze entzündet hatte. "Komm schon!", raunte der Mann im lehmbraunen Staubmantel und winkte seinem Gefährten. "Stell das Pulver dort drüben ab!" Der andere Berittene stieg aus dem Sattel und schleppte eine Ledertasche herüber. Als er sie im Schatten der Bretterwand abgestellt hatte, trat der andere Mann hinzu und rollte die Lunte aus. "Höchstens eine Viertelstunde", schätzte er die Länge der Zündschnur. "Stecken wir sie an und verschwinden!"Jetzt lesen
Lassiter - Folge 2321Betsy Malone zog sich den Slip über die ausladenden Hüften, und ihre kirschrot geschminkten Lippen kräuselten sich zu einem verruchten Lächeln. Sie klimperte mit den langen Wimpern, als der ältere Mann eine Handvoll Dollarscheine auf das Bett fallen ließ. "Das ist wirklich großzügig von dir, Burt", gurrte sie, und der Grauhaarige grinste breit. "Du hast es dir mehr als verdient, Schätzchen", brummte er, bevor er sich zur Tür wandte. "Man sieht sich." "Jederzeit!", rief sie ihm nach, doch ihr Lächeln erstarb, sobald sich die Tür hinter dem Mann geschlossen hatte. Sie warf sich eine Stola über den nackten Oberkörper und griff nach der glimmenden Zigarette im Aschenbecher, bevor sie auf den Balkon hinaustrat. "Blöder Mistkerl", murmelte sie und rieb sich das schmerzende Hinterteil, während sie hinunter auf die belebte nächtliche Gasse im Hafenviertel von Memphis blickte. "Betsy, Betsy", flüsterte jemand hinter ihr, und die Dirne erstarrte. "Spricht man so über seine Kunden?"Jetzt lesen
Lassiter - Folge 2322Der Priester erhob sich und wies Lassiter den Stuhl am Kopfende des Betts zu. "Er ist nun bereit", sagte der Geistliche und folgte den Familienangehörigen, die das Zimmer verließen. Das Schließgeräusch der Tür klang überlaut, als Lassiter mit dem Colonel allein war. Dessen Augen leuchteten ein letztes Mal auf, nachdem er unendlich lange gebraucht hatte, bis er den Mann der Brigade Sieben an seinem Bett erkannte. "Mein Freund!", versuchte der Sterbende freudig auszurufen, doch seine Stimme war nur noch ein schwacher Hauch und sein Blick verlor sich im Nichts. Lassiter beugte sich über das Gesicht des Colonels, das tief ins Kissen gesunken und erschreckend bleich war. "Ich bin hier", sagte er mit belegter Stimme. "Höre meinen letzten Wunsch", wisperte der Todgeweihte. "Töte einen Mann für mich."Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Brennende Weiden

Vorschau

Brennende Weiden

Der Bretterverschlag an der Südweide der Stonefork Ranch war neun Fuß hoch und sechzehn Fuß lang. Seit Jahr und Tag war der Verschlag mit alten Strohballen zugestopft, die wie Zunder in Flammen aufgehen würden. Die Rancher im Calabasas Valley würden glauben, dass sich die Ballen durch die Mittagshitze entzündet hatten.

»Komm schon!«, raunte der Mann im lehmbraunen Staubmantel und winkte seinem Gefährten. »Stell das Pulver dort drüben ab!« Der andere Berittene stieg aus dem Sattel und schleppte eine Ledertasche herüber. Als er sie im Schatten der Bretterwand abgestellt hatte, trat der andere Mann hinzu und rollte die Lunte aus. »Höchstens eine Viertelstunde«, schätzte er die Länge der Zündschnur. »Stecken wir sie an und verschwinden!«

Calabasas Valley, April 1865

Die Einheit von Captain William Patterson war in der vergangenen Nacht gerade einmal vier Meilen vorangekommen und hatte für den Abstieg die Route über die Rhyolite Ridge gewählt. Die Soldaten halfen sich gegenseitig einen steinigen Geröllhang hinunter und machten keinen Hehl daraus, dass ihr Captain sie in die Bredouille gebracht hatte.

»Verdammt, Captain Patterson!«, rief ein älterer Unionssoldat. Er hatte eine Büchse geschultert und grinste über beide Ohren. »Sobald wir dieses verfluchte Tal hinter uns haben, setzt es ’ne Runde! Es kann doch nicht angehen, dass wir in den letzten Tagen dieses Höllenkrieges noch über den Jordan gehen!«

Die Kunde von den Truppen unter General Ulysses S. Grant, die Richmond eingeschlossen und eine Belagerung begonnen hatten, war selbst bis zu Patterson in die Silver Peak Range vorgedrungen. Die Tage der aufgeriebenen Südstaatenarmee waren gezählt, und bald würde – ging man nach der Vernunft – einer der Generäle im Süden seine Kapitulation erklären. Nach einer guten halben Million Toten würde der Frieden nach Amerika zurückkehren.

»Reiß das Maul nicht so weit auf!«, rief ein Sergeant aus der Menge der Soldaten. »Du weißt so gut wie wir alle, dass dieses gottverdammte Gold für die Mexikaner gedacht war! Der Captain kann nichts dafür, dass wir’s jetzt vergraben müssen!«

Obgleich sich Patterson im Inneren dagegen sträubte, wusste er doch, dass der Sergeant recht hatte. Sie waren mit einer Wagenladung Goldbarren aus Kalifornien aufgebrochen und würden es nun auf halbem Wege in der Silver Peak Range verscharren müssen. Die entsprechende Order war aus dem Kriegsministerium gekommen. Ein halber Monat voller Entbehrungen und Gefahren hatte damit seinen Sinn verloren.

»Hört auf zu streiten!«, rief Patterson und befahl mit einem Handzeichen Ruhe. Er ließ den Blick über das Calabasas Valley gleiten, dessen idyllischer Friede darüber hinwegtäuschte, dass die Männer in einer höchst heiklen Mission unterwegs waren. »Sergeant, Sie übernehmen die Führung für das Gespann! Der Rest sichert den Hang! Noch sind wir nicht an der Stonefork Ranch!«

Das Oberkommando in Washington hatte Patterson die strikte Order überbringen lassen, dass das Gold nahe der Scheune der Stonefork Ranch zu vergraben war. Die Ranch stand auf Regierungsland und war schon seit Jahren verlassen. Der Befehl sah zudem vor, dass nicht mehr als vier Männer im Regiment von dem Versteck wussten.

Patterson hatte drei seiner treuesten Untergebenen ausgewählt.

Den Anfang machte Captain John Forsyth, ein schlanker Brite mit lockerem Mundwerk, der mit Patterson bereits einige Schlachten gegen die Südstaatler gefochten hatte. Die beiden Soldaten verband eine innige Freundschaft, die seit dem Tod von Forsyth Frau Mary noch tiefer geworden war. Vor einigen Tagen hatte Forsyth Patterson anvertraut, dass er eher freiwillig in den Tod ging, als Marys Grab mit einer »frischen Leidenschaft« zu beschmutzen, wie er sich seinem Kommandanten gegenüber ausgedrückt hatte.

Der Zweite im Bunde war Sergeant Robert Elkenshire, ebenfalls gebürtiger Brite und nicht auf den Mund gefallen. Patterson und er kannten sich von den Pokerstammtischen, die man in Fort Laramie abgehalten und die nicht selten jemand mit leeren Taschen verlassen hatte. Elkenshire war gerade heraus, konnte jedoch ein anvertrautes Geheimnis bewahren, als ginge es um das Erbe seiner Mutter.

Der letzte Mann in Pattersons Riege war ein junger Rekrut namens Dave Jenkins, der zu seinem Kommandanten wie zu einem Vater aufsah. Der Junge und Patterson waren sich in San Francisco begegnet, als Jenkins sich soeben für den Militärdienst eingeschrieben hatte. Mit seiner aufrechten Art und dem glänzenden Ehrgeiz war er binnen weniger Jahre zu Pattersons rechter Hand geworden, was die Belange des Feldlagers und der Truppenversorgung anging.

Wenige Stunden später standen die drei Genannten vor Patterson.

Sie hatten nicht die blasseste Ahnung, aus welchem Grund sie der Kommandant gerufen hatte, und insbesondere Forsyth schien die Unwissenheit ganz und gar nicht zu schätzen. Er verlagerte das Gewicht ständig von einem Fuß auf den anderen und stemmte ungeduldig die Arme in die Seiten.

»Unruhig, Captain?«, fragte Patterson und setzte ein schmales Lächeln auf. Er blinzelte in die Abenddämmerung, die wie ein rötliches Tuch über den Berggipfeln der Silver Peak Range hing. »Sie müssen sich noch etwas in Geduld üben.«

»Nicht eben leicht, Sir«, erwiderte Forsyth und blickte zu seinem Landsmann Elkenshire. Die beiden Männer – so wusste Patterson – kamen nicht allzu gut miteinander aus. »Wie geht’s Ihnen damit, Sergeant?«

Elkenshire verzog keine Miene und schob sich die Uniformmütze aus der faltigen Stirn. Er war den ganzen Tag im hinteren Drittel des Zugs geritten und machte einen erschöpften Eindruck. »Ich lasse mich nicht von Mutmaßungen leiten, Captain Forsyth. Auf diese Weise kommt man unbeschwerter durchs Leben.«

Der jüngere Dave Jenkins, der links von Elkenshire und Forsyth stand, gab ein höfliches Lachen von sich. Er enthielt sich jeglichen Kommentars, wodurch sich Pattersons Sympathien für ihn vermehrten.

»Nach Einbruch der Dunkelheit«, begann der Kommandant in gedämpftem Ton, »werde ich die Einheit anweisen, insgesamt vier Gruben auf dem Gelände der Ranch auszuheben. Jeder von uns wird eine der Grabungen bewachen. Keiner der beteiligten Soldaten darf von den anderen Gruben erfahren.«

»Vier Gruben?«, stutzte Forsyth. »Die Goldkisten passen ohne Schwierigkeiten in eine Grube.«

Elkenshire hob die Brauen und wandte sich mit spöttischer Miene ab. Er schien längst zu ahnen, worauf Patterson mit seinen Erläuterungen hinauswollte.

»Was habe ich gesagt, Sergeant?«, verwahrte sich Forsyth und schüttelte den Kopf. »Sie glauben wohl, Sie hätten die Weisheit für sich gepachtet, Sergeant Elkenshire!«

Patterson hob beschwichtigend die Arme. »Keinen Streit, meine Herren! Ich wiederhole lediglich die Order, die ich vom Oberkommando in Washington bekommen habe.«

»Schon gut!«, brummte Forsyth und beruhigte sich. »Fahren Sie fort, Kommandant.«

Die Männer scharten sich wieder dichter um Patterson, der seine Rede mit ruhiger Stimme fortsetzte. »Vier Gruben und vier Männer. Ich werde in der Nacht entscheiden, wohin das Gold gebracht wird.« Er sah seine Untergebenen nacheinander an. »Sie und ich allein werden diese Aufgabe übernehmen.«

Forsyth und Elkenshire nickten, dann schloss sich ihnen auch der junge Jenkins an.

»Außer uns kennt niemand dieses Versteck«, schärfte Patterson seinen Leuten ein. »Es muss ein Geheimnis bleiben.«

***

Deep Springs, zwanzig Jahre später

Die schwellenden Brüste der Dorfschullehrerin Lilly Bowders hätten an diesem Morgen Lassiters einzige Sorge sein können, wäre nicht das Telegramm aus Washington in seiner Jackentasche gewesen. Er hatte die Nachricht am Vorabend von einem Boten überbracht bekommen, der atemlos ins Furberry Inn gestürzt und sich nach einem Mister Lessister erkundigt hatte. Die Lehrerin war so liebenswürdig gewesen, die Handschrift des Postmeisters zu entziffern und das Schreiben seinem rechtmäßigen Besitzer zukommen zu lassen.

Diese Gefälligkeit bezahlte sie nun mit pulsierender Lust.

»O Lassiter!«, hauchte Lilly und schloss die mit schwarzem Kajal umrandeten Lider. Sie krallte die Hände in Lassiters Rücken und umschlang mit den Beinen seine Lenden. »Du bringst mich noch um den Verstand!«

Sie hatten es gerade noch in die Besenkammer unter der Treppe des Hotels geschafft, ehe Lilly dem Mann der Brigade Sieben die Kleider vom Leib gezerrt und sich mit gespreizten Beinen auf die Kiste von Shum’s Cleaning Supplies gelegt hatte. Die Lehrerin mit den roten Locken hatte Lassiter begierig angefunkelt und ihm mitgeteilt, dass er das Furberry Inn nicht ohne einen Tribut verlassen würde.

»Halt still!«, stöhnte Lassiter und hielt die Beine der schönen Rothaarigen mit beiden Händen gepackt. Er hatte seit einer guten Woche keine Schäferstündchen genossen und war entschlossen, seiner schönen Gespielin zu geben, wonach sie mit ihrem ganzen Körper verlangte.

Und was für ein Körper das war!

Die wohlgeformten Brüste glichen zwei marmornen Halbkugeln, die selbst Michelangelo nicht schöner hätte aus dem Stein schlagen können. Sie besaßen selbst in der Hitze der Erregung noch solche Anmut, dass Lassiter den Blick nicht abwenden konnte. Jedes Zucken der harten Knospen, die unter Lassiters Stöße erbebten, ließ ihm mehr Hitze in den Unterleib schießen.

»Nicht aufhören!«, keuchte Lilly und öffnete die hellblauen Augen. »Du darfst nicht … nachlassen, hörst du?«

Wieder musste Lassiter an das Telegramm in seiner Jackentasche und den damit verbundenen Auftrag denken. Er vertrieb die störenden Überlegungen, indem er Lilly auf den Bauch warf und sich von hinten zwischen ihre Schenkel drängte. Die Lehrerin ließ sich jeden seiner festen Griffe gefallen und schrie wollüstig auf. Sie hielt sich mit beiden Händen an der Lagerkiste fest und warf ihren Lockenschopf von einer Seite zur anderen. »Noch ein paar Sekunden! Mir kommt’s gleich!«

Das Flehen der Rothaarigen ging in wohliges Wimmern über, als Lassiter zu einer neuerlichen Serie harter Stöße ansetzte. Er gab seiner Geliebten einen zärtlichen Klaps auf die Hinterbacken, worauf Lilly zusammenfuhr und keuchend mit ihm zum Höhepunkt kam. Sie sank mit dem Oberkörper auf die Kiste hinunter und stöhnte leise vor sich hin.

»Mr. Christian dürfte uns gehört haben«, sagte Lassiter mit einem Grinsen. Er spielte auf den gestrengen Rezeptionisten des Furberry Inn an, der Damenbesuche für die Zeit seines Aufenthalts strengstens untersagt hatte. »Wenigstens sind wir nicht in meinem Zimmer.«

»Mir kann Mr. Christian gestohlen bleiben«, meinte Lilly und ordnete ihre Röcke. Sie schüttelte die kupferroten Locken und machte ein ernstes Gesicht. »Musst du nicht zu Mr. Oldman? Er ist sicher längst zurück.«

Das Telegramm hatte einen Notar namens Richard Oldman als Mittelsmann benannt, der die Einzelheiten zu Lassiters Auftrag kannte. Er hatte sein Büro in der Chippawah Street. Lilly hatte Lassiter angeboten, ihn zu begleiten, doch er hatte abgelehnt.

»Noch einen Drink, bevor ich gehe?«, fragte Lassiter und zog sich die Stiefel wieder an.

Die Augen der hübschen Lehrerin leuchteten auf. »Meinetwegen gern, Mr. Lassiter.«

***

Ein winziger Eckbau mit heruntergekommener Bretterfassade beherbergte das Büro von Richard Oldman, auf dessen Eigentümerschaft lediglich ein rostiges Aushängeschild hinwies. Die Fenster waren vom grauen Staub der angrenzenden Main Street bedeckt, an der Tür hing eine verbeulte Glocke mit einem faserigen Strick daran. Die Glocke gab einen hellen Missklang von sich, als Lassiter an dem Seil zog.

»Mr. Oldman?«, begrüßte Lassiter den Mann, der wenig später auf der Schwelle stand. Er trug einen grauen Gehrock mit einer Weste darunter. »Mein Name ist Lassiter. Ich möchte mit Ihnen sprechen.«

Der Notar musterte ihn von Kopf bis Fuß und bat ihn mit einer knappen Geste herein. Als sie den langen Flur der Kanzlei hinunterschritten, heiterte sich seine Stimmung merklich auf. »Sehen Sie, ich bin ein sparsamer Zeitgenosse, Mr. Lassiter. Ich wohne in einem alten Haus, mache für meine Arbeit nur die nötigsten Aufwendungen.«

Das Notariat von Oldman lag am Ende des Ganges in einer höchstens fünfzehn Fuß langen Kammer. Ein schwerer Eichenholztisch bestimmte den Raum, an den Wänden reihten sich mehrere mächtige Schränke aneinander. Auf dem Schreibtisch stand ein buckelnder Bronco aus Bronze, wie er in Rancherhäusern beliebt war.

»Sie müssen sich für nichts rechtfertigen, Mr. Oldman«, erwiderte Lassiter und nahm auf dem Stuhl Platz, dem ihm der Notar anbot. »Ich bin nur wegen des Auftrags gekommen.«

»Richtig, richtig!«, sagte Oldman und goss Lassiter einen Bourbon ein. Er verstaute die Flasche wieder in einem der Schränke und ging um seinen Schreibtisch herum. »Das Telegramm kam vor einigen Tagen. Ich muss Ihnen gestehen, dass ich ebenso überrascht davon war.«

»Überrascht, Sir?«, fragte Lassiter und nahm das Bourbonglas entgegen. Nach dem Schäferstündchen mit Lilly konnte er einen kräftigen Drink gebrauchen. »Was stört Sie daran?«

Auf das listige Gesicht des Notars sprang ein Lächeln. »Mich stört überhaupt nichts, Mr. Lassiter. Ich bin nur erstaunt darüber, dass sich die Brigade Sieben für die Wildnis nördlich von Deep Springs interessiert.«

»Ich bin gespannt darauf, was Sie für mich haben.« Lassiter trank einen Schluck Bourbon und kostete das wohlige Brennen in der Kehle aus. »Um wen geht es?«

»Um die Rancher vom Calabasas Valley«, erklärte Oldman und nahm ein braunes Kuvert aus der Schublade. Er schob die Unterlagen über den Tisch und fuhr fort. »Das Tal liegt in der Silver Peak Range nordöstlich von Deep Spring. Sie werden dort eine Siedlung von fünfzehn Ranches vorfinden. Die Männer und Frauen dort oben sind zäh und unbeugsam.«

Ohne auf Oldmans Zustimmung zu warten, riss Lassiter das Kuvert auf. Er holte eine Landkarte und einen Packen Dokumente daraus hervor. Eines der Schreiben war eine gefälschte Geburtsurkunde, die ihn als Bürger von Missouri auswies. »Jackson Parker? Unter diesem Namen soll ich mich vorstellen?«

»Die Brigade Sieben fand, dass Sie mit Lassiter zu auffällig wären«, meinte Oldman und nickte. »Sie werden die Stonefork Ranch übernehmen, die seit einigen Jahren leer steht. Sie befindet sich immer noch auf Regierungsland.«

Unter der gefälschten Geburtsurkunde kam ein ebenso falscher Pachtvertrag zum Vorschein. Er war auf den nämlichen Jackson Parker ausgeschrieben und übertrug ihm die Landrechte an der Stonefork Ranch für die nächsten fünfzig Jahre. Als jährlicher Pachtzins war eine Gebühr von fünfzig Dollar vorgesehen.

»Was hat es mit der Stonefork Ranch auf sich?«, fragte Lassiter und stöberte in den anderen Papieren. Er fand eine Zuchterlaubnis und einige gefälschte Belege über Rinderverkäufe darin. »Aus welchem Grund ist sie Regierungseigentum?«

Zwei dünne Fältchen bildeten sich auf der Stirn des Notars. »Vor zwanzig Jahren ist auf der Ranch ein Mann mit Namen William Patterson gestorben. Er war Kommandant einer Einheit Unionssoldaten, die eine Wagenladung Gold nach Mexiko bringen sollten. Mit dem Goldschatz wollte man Verbündete bestechen.«

Lassiter legte das Kuvert und die Papiere auf den Tisch zurück. »Was ist geschehen?«

»Das Kriegsende kam Captain Patterson dazwischen«, setzte der Notar seine Rede fort. »Patterson bekam den Befehl, das Gold auf der Stonefork Ranch zu vergraben. Der genaue Ort ist in seine Degenklinge eingraviert worden. Die Klinge ist jedoch seit über zehn Jahren verschollen. Die Brigade Sieben vermutet, dass einer der Männer im Calabasas Valley im Besitz dieses Degens ist.«

»Einer der Rancher?«, unterbrach Lassiter Oldman zweifelnd. »Wäre dem so, hätte er den Schatz längst gehoben.«

»Die Dinge liegen komplizierter«, erwiderte Oldman und machte einen tiefen Atemzug. Er griff nach dem Bourbonglas und drehte es versonnen in der Hand. »Captain Patterson ist durch diese Klinge gestorben, als die Gravur noch nicht vollständig war. Wer auch immer den Degen nun besitzt, er weiß nur, dass sich das Gold irgendwo auf dem Land der Stonefork Ranch befindet.« Er presste die Lippen zusammen. »Irgendwo auf hunderttausend Morgen Land.«

»Sprichwörtlich die Nadel im Heuhaufen«, bemerkte Lassiter und nahm die Dokumente aus Washington an sich. »Ich reite noch an diesem Nachmittag.«

»Ich wünsche Ihnen von Herzen Erfolg«, sagte Oldman und nickte.

***

Der alte Kavalleriedegen an der Wand in der Wohnstube von Jack Humphrey leuchtete im Schein des Kaminfeuers, als bestünde er selbst aus Dutzenden kleiner Flammen. Er war mit zwei stählernen Haken befestigt, die Humphrey selbst geschmiedet und in das harte Holz geschlagen hatte. Von allen Waffen, die der fünfzigjährige Rancher besaß, war ihm der Degen die wertvollste.

»Fünfhundert Morgen«, sagte Humphrey zu den beiden anderen Anwesenden im Raum. Es waren der Rancher Stephen Morris und seine Tochter Sally. »Keinen verdammten Streifen Land mehr.«

So weit Humphrey sich zurück entsinnen konnte, hatte der Degen irgendwo in diesem Haus an der Wand gehangen. Er hatte ihn zuerst im »Salon« vorgefunden, einem vorgelagerten Raum im Südflügel des Ranchhauses, in dem ein staubiger Diwan, eine Bar und ein verstimmtes Klavier gestanden hatten. Die Cobbstone Ranch hatte nicht zuletzt ihres kärglichen Mobiliars wegen zu einem Spottpreis den Besitzer gewechselt.

Die wahre Geschichte des Degens hatte Humphrey erst später erfahren.

Der Kerl hatte Jackins oder Jenkins geheißen und war eines Tages aus heiterem Himmel im Calabasas Valley erschienen. Die Rancher im Tal hatten ihm augenblicklich misstraut, aber er hatte als Cowboy auf Humphreys Ranch keine schlechte Figur abgegeben. Als Humphrey ihn einmal in den »Salon« einlud, fing Jackins oder Jenkins von selbst an, über den Degen zu reden.

»Sechzig Morgen«, sagte Morris hinter Humphreys Rücken. Er hatte eine wohltönende Stimme, die immer ein wenig erschöpft klang. »Dir geht es immerhin um meine Tochter.«

Nach wie vor wandte Humphrey den Blick nicht von dem Degen an der Wand ab. Er besann sich auf die kurzen Anekdoten, die Jackins oder Jenkins zu der Waffe erzählt hatte, und rief sie sich nacheinander ins Gedächtnis. Einer der Berichte hatte Humphrey stets in besonderem Maße interessiert. Er hatte vom Besitzer des Degens gehandelt, einem Captain William Patterson, der im Bürgerkrieg für die Union gedient hatte. Von Patterson sollte die Gravur auf der Degenklinge stammen.

»Fünfzig Morgen, Steve«, wiederholte Humphrey in gelangweiltem Tonfall. Er wusste aus Erfahrung, dass er Morris damit am ehesten weichkochte. »Fünfzig Morgen und die Wasserrechte oben an der Imperial. Die verdammte Brühe musst du dir mit keinem teilen.«

Angeblich – so hatte es ihm Jackins oder Jenkins versichert – verwies die Gravur auf eine Wagenladung vergrabenes Gold, das irgendwo auf dem Gebiet der alten Stonefork Ranch liegen sollte. Die Ranch gehörte der Regierung und lag seit Jahren verlassen. Sie hatten sich mit ein paar Männern dort umgeschaut, jedoch nichts gefunden, dass eine Ähnlichkeit mit der Gravur hatte. Das verfluchte Gold war in der Erde so behütet wie in Abrahams Schoß.

»Dreckiger Geizhals!«, knurrte Morris hinter ihm und machte einen Schritt auf den Schreibtisch zu. »Dreh dich gefälligst zu mir um, wenn wir verhandeln! Ist ja, als würde ich mit deinem Nacken reden!«

Humphrey tat Morris den Gefallen und wandte sich zu ihm und seiner Tochter um. Es erstaunte den Rancher nicht weiter, dass Morris ihn mit einem brennenden und Sally mit einem geringschätzigen Blick ansahen. Die Rancherstochter mit den schwarzen Locken und den bezaubernden Grübchen hatte nie etwas von ihm gehalten. Sie hatte sämtliche Avancen Humphreys samt und sonders abgewehrt.

»Zufrieden?«, fragte der Rancher und lächelte. »Du weißt besser als ich, dass ich dich schätze und achte, Steve. Du musst mein Angebot bloß annehmen.«

Der andere Rinderzüchter blickte zu seiner Tochter, die entrüstet den Kopf zur Seite drehte. Humphrey wusste, dass Steve mit Sally überkreuz lag, und es war ihm ein Vergnügen, bei diesem Streit Öl ins Feuer zu gießen. Die Schulden von Morris taten ihr Übriges.

»Sally, ich …«

Weiter kam Morris nicht mit seinen Worten. Er wich vor seiner Tochter zurück, die ihm mit vor Zorn bebenden Lippen widersprach. »Vater, du kannst mich nicht verkaufen wie einen Jährling! Ich werde diesen … diesen Kojoten von einem Menschen nicht heiraten!« Sie deutete mit einer Hand zu Humphrey. »Mr. Humphrey ist schuld daran, dass uns kaum ein Dollar zum Leben bleibt. Ich mache dieses schmutzige Spiel nicht mehr mit.«

»Sally«, flehte Morris und rang die Hände vor dem Körper. »Du verstehst nichts von diesen Angelegenheiten. Du verstehst nicht, dass uns die fünfzigtausend Dollar das Genick brechen könnten. Wir stehen höchstens einen Zollbreit entfernt von dem Tag, an dem wir alles verlieren.«

Genüsslich ließ Humphrey die Fingerknöchel knacken. »Fünfzigtausendvierhundertundvier Dollar, Sally, die fünfzig Cent erlasse ich euch. Die Papiere lügen nicht. Die Ranch fällt an mich, wenn dein Vater meine Bedingungen nicht annimmt.«

»Zur Hölle mit deinen Bedingungen!«, schäumte Sally und stürmte auf Humphreys Tisch zu. »Ich heirate keinen Dreckskerl, der meine Familie mit einem Fingerzeig in den Ruin stürzen könnte. Nicht für eine Million deiner verfluchten Dollars!«

Vor Humphreys innerem Auge zogen die Bilder aus friedlicheren Tagen vorüber, als er durch das Calabasas Valley geritten und Sally auf einer der Weiden begegnet war. Sie hatte einen Hut ihres Vaters getragen und das Heu vom Fuhrwerk geworfen. Unter ihrem Rocksaum hatten die zarten Fesseln ihrer Beine geblitzt.

»Hörst du mir zu, Humphrey?«, riss Sallys schriller werdende Stimme den Rancher aus seinen Gedanken. Er lächelte voll Gleichmut und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

»Selbstverständlich höre ich dir zu, Sally«, gab Humphrey nach kurzem Schweigen zurück. »Aber ich vernehme nichts von dir, was meinen Entschluss ins Wanken bringt. Ich gebe euch fünfzigtausend Morgen von meinem Land und die Wasserrechte am Imperial. Die Weiden und das Wasser werden eure Herde über den Winter bringen.«

»Zum Lohn willst du meine Ehre«, zischte Sally höhnisch. Sie band sich das schwarze Haar zu einem Zopf zusammen. »Ich soll einen verdammten Greis heiraten, um meinem Vater jene Schulden zu erleichtern, die du ihm erst eingeredet hast.« Sie blieb reglos stehen. »Ihr müsst euch ein anderes dummes Frauenzimmer für euren Kuhhandel suchen.«

Im gleichen Augenblick sprang die Tür von Humphreys Arbeitszimmer auf. Die schmächtige Gestalt von Jules Rowland hastete über die Schwelle und sammelte sich einen Augenblick. Rowland war Humphreys rechte Hand und hatte sich trotz seiner begrenzten Geistesgaben zum Vormann der Ranch hochgearbeitet.

»Was ist, Jules? Du siehst aus, als hättest du ’nen verdammten Geist gesehen.«

»Draußen an der Südweide, Sir!«, keuchte Rowland und wischte sich den Schweiß aus dem hageren Gesicht. »Ein Fremder aus Deep Springs ist vorhin dort herumgeritten. Er meinte zu uns, dass er der neue Besitzer der Stonefork Ranch sei.«

Die Nachricht traf Humphrey wie ein Kinnhaken. Er lehnte sich nach vorn über den Tisch. »Was sagst du da?«

***

Die Südweide der Cobbstone Ranch erstreckte sich über eine weite Talebene und erklomm in westlicher Richtung die unteren Ausläufer der Rhyolite Ridge. Durch das trockene Büffelgras fegte der Wind und führte Lassiter einmal mehr vor Augen, dass in diesem Landstrich eine Handvoll Rancher nur durch harte Arbeit überleben konnte. Er hatte die verstreuten Häuser der Ranches schon von den Hängen des Red Mountain aus gesehen, an dessen westlicher Flanke er durch ausgedehnte Pinienwälder und karge Talverschneidungen geritten war.

Nun starrte der Mann der Brigade auf die beiden Reiter, die sich ihm von der Cobbstone Ranch aus näherten.

Die Männer fegten in fliegendem Galopp durch das Gras, woraus Lassiter schloss, dass er als Fremder in dieser Gegend durchaus für Aufsehen sorgen würde. Er war zuerst von einigen Rindertreibern erspäht worden, die unter dem Red Mountain eine Herde zusammengetrieben hatten. Die Stonefork Ranch befand sich gute vier Meilen nordwestlich der Weide.

Ohne die Berittenen aus dem Auge zu lassen, griff Lassiter in die rechte Jackentasche. Er hatte den falschen Pachtvertrag eingesteckt, den Oldman ihm zusammen mit den anderen Dokumenten übergeben hatte. Das Schriftstück würde ihm nützliche Dienste erwiesen, vorausgesetzt, dass ihm die Männer Glauben schenkten.

Der .38er Remington-Revolver in seinem Holster beruhigte Lassiter dennoch. Er legte die Jacke darüber und schärfte sich selbst ein, dass er ihn nur im äußersten Notfall ziehen würde.

Eine Viertelstunde darauf waren die Männer in Rufweite.

Sie hielten gute zehn Yards vor Lassiter an und richteten sich in ihren Sätteln auf. Der Ältere von beiden trug ein Halstuch und eine aschgraue Baumwolljacke, der jüngere Reiter nur ein Hemd mit einem bronzefarbenen Bolotie. Die Holstergurte mit den Revolvern darin lagen locker um ihre Hüften.

»Howdy, Fremder!«, grüßte der ältere Rancher und grinste frostig. Er hatte ein feistes Gesicht und mochte um die Fünfzig sein. »Was führt dich auf mein Land? Wie ich hörte, hast du etwas mit der Stonefork Ranch zu schaffen?«

»Ganz recht«, entgegnete Lassiter und lächelte seinerseits. »Jackson Parker heiß’ ich. Habe ’nen Pachtvertrag für die Stonefork Ranch.«

Der Ältere hob erstaunt die Brauen. »Dir hat einer diese alte Buchbude aufgehalst?« Er lachte und ritt dichter an Lassiter heran. »Ich bin Jack Humphrey. Ist mir ’ne Freude, dich im Calabasas Valley willkommen zu heißen.«

Der Rancher streckte Lassiter die Hand entgegen und wartete geduldig darauf, dass sein Gegenüber einschlug. Als Lassiter unbeweglich im Sattel sitzen blieb, runzelte er die Stirn. »Ist schon recht, Parker. Ich traue auch keinem, der aus dem Nichts im Tal auftaucht.« Er kniff die Augen zusammen. »Woher soll ich wissen, ob du tatsächlich der gottverdammte Pächter auf dem Stonefork-Land bist?«

Die Männer belauerten einander und hielten die Pferde mit einem festen Zügelruck auf Abstand. Nachdem einige Zeit verstrichen war, zog Lassiter den gefälschten Pachtvertrag aus der Jacke. Er faltete ihn auseinander und reichte ihn an Humphrey weiter.

Argwöhnisch nahm der Rancher das Dokument zur Hand und studierte es. Er wendete es, betrachtete die Unterschrift und das Wachssiegel darunter. Als er sich vergewissert hatte, dass alles mit rechten Dingen zuging, gab er Lassiter das Papier zurück. »Scheint alles seine Ordnung zu besitzen. Ich trau’ dir trotzdem nicht, Parker.« Er hob den Arm und wies auf das umliegende Land. »Ich habe die Obhut über fünfzehn Familien.«

Der Mann der Brigade Sieben ließ den Vertrag wieder in der Jackentasche verschwinden und setzte eine zufriedene Miene auf. Er würde Humphrey eine Weile in Sicherheit wiegen müssen, ehe er das Vertrauen des Ranchers erlangen würde. »Ich will nur die Ranch bewirtschaften. Ich brauche ein paar Männer und Rinder.«

»Die Rinder bekommst du von mir«, brummte Humphrey und ritt um Lassiter herum. Er zog die Stirn in Falten, als böte ihm Lassiters Erscheinungsbild allein Grund zum Zweifeln. »Über die Männer müssen wir reden. Ich kann dir Jules fürs Erste mitgeben.«

Der andere Reiter nickte Lassiter zu und fasste nervös die Zügel nach. Er schwitzte und schien unter Anspannung zu stehen. »J-Jules Rowland, Mr. Lassiter. Ich bin Mr. Humphreys Vormann.«

»Zwei Wochen wäre er entbehrlich«, sekundierte Humphrey und grinste erneut. »Die Herden machen zurzeit nicht viel Mühe. Ich helfe dir gern beim Einstand.«

Eine Spur Lüge durchzog Humphreys Worte, wie dünnes Eis über einem See, das unter dem ersten Tritt einbrach. Die Augen des Ranchers waren kalt und berechnend.

»Ich nehme Mr. Rowland gern mit auf die Stonefork Ranch«, willigte Lassiter ein. »Er bekommt acht Dollar die Woche, ein paar Pferde und eine Schlafkammer.«

»Immerhin lässt du dich nicht lumpen«, meinte Humphrey anerkennend. Er lehnte sich im Sattel zurück, bis das Leder knarrte. »Du siehst mir aus, als hättest du ’ne Menge auf dem Kerbholz. Würde gern erfahren, was du vorher gemacht hast.«

Durch das Büffelgras um sie herum ging eine Windböe und bog die Halme fast bis zum Boden. Über dem Silver Peak zog ein Unwetter auf, das noch vor der Nacht Regen bringen würde.

»Frachtgeschäft«, behauptete Lassiter kurz angebunden. Er hielt sich an die Legende, die man in Washington für ihn gestrickt hatte. Das Kuvert hatte sogar einen alten Frachtbrief der Wells Fargo enthalten. »Ich bin für Wells Fargo und die Transcontinental Freight Line gefahren. Die Eisenbahn hat die Geschäfte übernommen.«

Humphrey nickte mit plötzlichem Ernst. »Ja, das alte Lied … Unsereins ergeht es nicht anders. In ein paar Jahren wird sich’s nicht mehr lohnen, die Rinder irgendwo in die Wildnis zu treiben. Das Vieh aus Kansas kommt gleich auf die Waggons. Die Schlachthäuser in Chicago ertrinken in Rinderblut.«

»Die Wells Fargo hat mich von einem Tag auf den anderen hinausgeworfen«, spann Lassiter seiner Lüge weiter. »Ich musste ein paar Dollars verdienen.«

Die Männer schwiegen eine Weile und hingen jeweils ihren Gedanken nach. Humphrey hieb mit der Faust auf das Sattelhorn und ergriff zuerst wieder das Wort. »Scheinst mir ein anständiger Kerl zu sein, Parker. Ich schlage vor, dass du mit uns Poker spielst.« Er sah zu Rowland und wieder zu Lassiter zurück. »Jules und ich spielen am Abend in der Scheune von Lee Hoodman. Du musst mit der Nase drauf stoßen. Die Scheune sieht aus wie ein gottverdammter Backofen.«

Das dröhnende Gelächter des Ranchers und seines Vormannes schwoll an und verebbte sogleich wieder. Lassiter nahm die Einladung mit einem Nicken an. »Poker ist ’ne gute Art, meine Nachbarn kennenzulernen. Ich werde vorbeischauen, Jack.«

»Gut«, sagte Humphrey ohne jede Regung. »Wir erwarten dich um neun Uhr.«

***

Der Karrenweg hinauf zur Stonefork Ranch war von Gräsern und dürren Sträuchern gesäumt und erklomm in einer ausgedehnten Biegung einen vorgelagerten Hügel der Rhyolite Ridge. Der mächtige Gebirgszug musste den Soldaten unter dem Kommando von Captain William Patterson einige Strapazen abverlangt haben, ehe die Einheit hinunter zur Ranch gelangt war. Das Kuvert der Brigade Sieben hatte einen kargen Bericht enthalten, in dem einige von Pattersons Männer ihre Erfahrungen geschildert hatten.

»Dieses Jahr kommen die Stürme früh«, ließ sich Jules Rowland vernehmen. Der Vormann von Jack Humphrey ritt ein Stück hinter Lassiter und hatte seit ihrer Verabschiedung von dem Rancher keinen Ton gesprochen. »Er wird Ihnen auf der Ranch zu schaffen machen.«

»Du kannst mich Jackson nennen«, erwiderte Lassiter und wandte sich zu Rowland um. Der hemdsärmelige Vormann saß zusammengesunken im Sattel. »Ich kann mit falschen Höflichkeiten nichts anfangen.«

Jules überlegte einige Momente lang und nickte. Er schien ein ängstlicher Mensch zu sein, einer von jener Sorte, bei der man von der ersten Begegnung an zweifelte, dass er imstande war, sich auch nur die Schuhe allein zu schnüren. Rowland sprach hastig und zusammenhanglos, bewegte sich fahrig und ungeschickt und konnte – sofern Lassiter sich nicht gänzlich täuschte – eher schlecht als recht mit Pferden umgehen. Auf dem Posten des Vormannes war Jules jedenfalls nicht gut aufgehoben.

»Wie lange arbeitest du schon für Humphrey?«, erkundigte sich Lassiter, als es zur Ranch noch eine halbe Meile des Wegs war. »Er scheint dich zu schätzen.«

Das Pferd sprang Rowland zur Seite weg, als er angaloppieren und zu Lassiter aufschließen wollte. Er parierte das Tier durch und brachte es mit einigen Sporentritten zur Räson. »Fünf Jahre, Sir … Jackson … Ich bin seit meinem achtzehnten Geburtstag auf der Cobbstone Ranch.«

Der Mann der Brigade Sieben musste sich eingestehen, dass er die naive Art von Rowland mochte. Sein Instinkt sagte ihm, dass in der Brust dieses bedauernswerten Tollpatsches ein gutes Herz schlug. »Fünf Jahre? Er muss dir gutes Geld zahlen, wenn du so mit dir umspringen lässt.«

Der Vormann richtete sich entrüstet im Sattel auf. »Für mich ist es eine Ehre, auf der Lohnliste von Jack Humphrey zu stehen. Er ist der mächtigste Mann im Tal. Was er sagt, ist Gesetz im Calabasas Valley.« Er legte den Kopf schief und setzte eine tadelnde Miene auf. »Man darf ihn nicht schmähen, wenn man mit ihm auskommen will.«

Ein amüsiertes Lächeln schob sich auf Lassiters Gesicht. »Ich schmähe ihn keineswegs. Ich mag nur keine Ungerechtigkeiten, Jules.«

Sie hatten die Hügelkuppe erreicht, von der aus sich der Blick zu den beiden verbliebenen Gebäuden der Stonefork Ranch hin weitete. Außer der Scheune und dem Ranchhaus ragten nur die verkohlten Reste einer Grundmauer aus dem Gras, die einmal zum Bunkhouse gehört haben mussten. Die Scheune stand im rechten Winkel zur Ranch und war von hohen Wacholdersträuchern umgeben.

»Manche im Tal meinen, dass es hier draußen spukt«, sagte Rowland halblaut und rang unbehaglich die Hände. »Sie glauben, dass es der Geist des alten Patterson sei. Er treibt sich noch auf der Ranch herum.«

Der Mann der Brigade Sieben schwang das Bein aus dem Sattel und stieg ab. Er ging einige Schritte auf die Ranch zu, deren Bretterfassade von Wind und Wetter blankgewaschen war. Der letzte Anstrich auf dem Holz war bis auf wenige Fetzen abgeblättert. »Captain William Patterson? Was wissen Sie über ihn?«

»Jeder im Tal kennt die traurige Geschichte von Captain Patterson«, erwiderte Rowland und stieg ebenfalls von seinem Pferd. Er kraulte das Tier hinter den Ohren und schlug ihm die Zügel über den Kopf. »Seine Männer und er kamen im April 1865 ins Calabasas Valley. Der Krieg gegen die Südstaaten war fast vorbei. Er rastete auf der Ranch, aber eines Morgens war er tot.«

»Tot?« Lassiter hatte beschlossen, dass er Rowland zunächst erzählen ließ, bevor er ihm verriet, was er selbst über Patterson wusste. »Er ist auf der Ranch gestorben?«

»Sprechen Sie leise!«, flüsterte Rowland und schaute sich nach allen Seiten um. »Es heißt, dass Patterson alles hört und sieht, was sich auf der Stonefork Ranch zuträgt. Du darfst den alten Knaben nicht verärgern.«

»Immerhin lässt du das Sir weg«, scherzte Lassiter und lief vor dem Ranchhaus auf und ab. Er sah an der hölzernen Dachrinne hinauf, die auf halber Höhe auseinandergebrochen und von einem Strauch überwuchert worden war. Er würde nur ein paar Wochen auf der Stonefork Ranch verbringen, doch für Humphrey und die anderen Rancher musste es aussehen, als ginge es um eine beträchtlich längere Zeit. »Wir richten zuerst das Dach und die Regentraufen her. Der Sturm wird uns sonst das ganze Haus unter Wasser setzen.«

Der Vormann der Cobbstone Ranch legte die Hand über die Augen und schaute zum Silver Peak hinüber. Die Gewitterwolken hatten sich um den Gipfel zusammengezogen, würden jedoch im Laufe des Abends das Calabasas Valley erreichen.

»Was ist los, Jules?«, rief Lassiter und riss die marode Wasserrinne von der Wand. Er riss sich die Hand blutig und hielt einen Augenblick lang inne. »Willst du Wurzeln schlagen?«

Durch Rowlands schmächtigen Körper ging ein unwillkürliches Zucken. Er wandte sich zu Lassiter um und kratzte sich am Kopf. »Ich sollte es dir nicht sagen, Jackson. Ich sollte dir nichts davon sagen, dass Patterson auf der Ranch zu Tode gekommen ist.«

Von Lassiters Hand rann dickflüssiges Blut und tropfte aufs Gras hinunter. »Mach dir keine Gedanken darum. Ich hab’s schon gewusst. Ein paar Leute unten in Deep Springs haben mir’s erzählt.« Er wischte sich die Hand an der Hose trocken. »Solches Gerede ist nichts als Aberglaube.«

»Die Leute im Tal denken anders darüber«, widersprach Rowland und riss die restliche Dachrinne von der Bretterwand. Er warf sie unter den Strauch und sah zu Lassiter. »Sie werden sagen, dass du Patterson aufscheuchst. Du solltest sie dir nicht zu Feinden machen. Es sind gute Menschen.«

»Ich bringe niemandem im Calabasas Valley gegen mich auf«, versicherte Lassiter und machte sich am Rest der Dachrinne zu schaffen. »Ich will Rinder züchten und diese verdammte Ranch in Schuss bringen.«

Rowland ging ihm zur Hand und nickte beflissen. »Wollte nichts anderes sagen, Jackson. Sie sollten Humphreys Einladung folgen. Er traut einem Mann erst, wenn er ihn am Pokertisch erlebt hat.«

Der Riss an Lassiters Hand begann erneut zu bluten, so stark mit einem Mal, dass der Mann der Brigade Sieben entnervt aufseufzte. »Solange wir das Dach vor der Dämmerung schaffen, reite ich gern mit zu dieser Scheune. Die Ranch soll nicht ersaufen über Nacht.«

Der Vormann spuckte in die Hände und rieb sie ineinander. »Wird nicht vorkommen, Boss!«

***

Die violettfarbenen Unwetterwolken waren wie ein grollender Koloss die Hänge des Silver Peak hinabgekrochen und hatten sich über dem Calabasas Valley zu voller Größe aufgetürmt. Sie glichen den schwarzen Rauchschwaden einer gewaltigen Dampflokomotive, die irgendwo im Inneren des Berges ihren Dienst verrichtete und die Bewohner des Tales mit beißendem Qualm zu belästigen trachtete. Die beiden Reiter von der Stonefork Ranch hatten es gerade rechtzeitig in die Scheune von Lee Hoodman geschafft, als schwerer Regen auf das Holzdach prasselte.

»Schau sich einer diese Glückspilze an!«, rief Jack Humphrey erfreut aus und breitete die Arme aus. Er saß mit drei anderen Ranchern am Tisch. »Du musst ’nen verdammten Pakt mit Fortuna haben, wenn du bei dem Wetter trocken von der Stonefork Ranch herüberkommst.« Er verzog den Mund zu einem verkniffenen Grinsen. »Freut mich zu sehen, dass du meiner Einladung gefolgt bist!«

Schweigend zog Lassiter den Mantel aus Ölzeug aus, den er vorsorglich übergeworfen hatte, und hängte ihn an einem Haken an der Scheunenwand auf. Er schaute sich einen Augenblick lang in der Scheune um, die von den Männern offenbar schon länger als eine Art Saloon genutzt wurde. Der Pokertisch stand unter der Seilwinde, mit dem Hoodman im Herbst das Heu auf den Speicher zog. Das Regal neben dem Tisch war mit Spirituosen, Gläsern und leeren Flaschen gefüllt.

»Sei herzlich willkommen!«, brummte der Mann neben Humphrey. Er war ebenso beleibt wie sein Nachbar, hatte jedoch das gelassenere Gesicht. »Ich bin Lee Hoodman. Mir gehört alles, was du in der Scheune siehst.«

»Zumindest sagt er das jetzt!«, schaltete sich der Rancher gegenüber von Hoodman ein. Er war von hohem Wuchs und trug seinen Biberfellhut selbst am Tisch. »Warten wir erst einmal ab, wie er sich diese Nacht schlägt! In der letzten Woche habe ich ihm eines seiner verfluchten Schafe abgeluchst!« Der Rancher lachte krächzend. »Das Vieh hat ’nen guten Sonntagsbraten abgegeben!«

»Charlie Baker«, stellte Humphrey den Rancher mit einem Wink vor. »Er ist der Besitzer der BB-Ranch und hat früher für die Eisenbahn geschuftet. Du findest kein größeres Großmaul und keinen besseren Rancher im Tal.«

»Ist mir ’ne Ehre!«, grüßte Baker und lüftete für einen Augenblick den Hut. Er winkte Lassiter und Rowland an den Tisch. »Kommt her und nehmt endlich Platz!«

Nachdem Rowland und Lassiter einen kurzen Blick miteinander gewechselt hatten, folgten sie Baker Einladung. Sie setzten sich neben den vierten Mann am Tisch, der sie aufmerksam und interessiert musterte.

»Stephen Morris«, stellte sich der Rancher vor und lächelte unsicher. Er hatte eine auffallend angenehm klingende Stimme. »Wie hat sich die Stonefork gehalten? Ich bin eine Ewigkeit nicht mehr oben gewesen.«

Die anderen Mitspieler richteten ihre Blicke auf Lassiter, der rasch begriff, dass den Männern um mehr als nur die Ranch ging. Sie wollten wissen, ob er dem alten Patterson begegnet war. »Die Ranch ist in besserer Verfassung, als ich vermutet hatte. Ein paar Wochen Arbeit, und ich habe das Nötigste in Ordnung.«

Morris nickte und presste die Lippen zusammen, dann sah er zu Humphrey. Der Boss der Cobbstone Ranch warf ihm das Päckchen Karten zu, das in einer abgegriffenen Zigarrenpackung steckte. »Red keine Opern und teil aus! Jackson wird uns schon erzählen, was er uns sagen will.« Er starrte zu Lassiter. »So ist es doch, nicht wahr?«

Der Regen trommelte nun mit ganzer Kraft auf das Scheunendach nieder und verschlang einen Teil von Humphreys Worten. Als die hämmernden Schläge nachließen, hatte Morris bereits die erste Runde Karten gegeben.

»Noch gibt es nicht viel zu sagen«, gab Lassiter zur Antwort und beobachtete die anderen Männer am Tisch. Sie hielten die Köpfe gesenkt, als wollten sie sich nicht in das Gespräch zwischen ihm und Humphrey einmischen. »Jules und ich haben die Wasserrinnen in Ordnung gebracht und ein paar Schindeln auf dem Dach ausgewechselt. Wir schlafen diese Nacht im Trockenen.«

Humphrey feixte und fächerte die Karten in der Hand auf. Er steckte zwei von ihnen um und hob die buschigen Brauen. »Uns treibt die Frage um, ob sie den alten Patterson gesehen haben. Ich kann’s förmlich spüren, dass es darum jedem am Tisch geht.« Er stieß Baker neben sich an. »Sag’ ich die Wahrheit, Charlie?«

»Dummer Aberglaube«, brummte Baker und schob sich den Hut aus der Stirn. Er schien mit dem Blatt, das Morris ihm gegeben hatte, äußerst unzufrieden zu sein. »Patterson ist ein Schauermärchen, mit dem wir unsere Kinder erschrecken, Parker. Sie sollten nichts darauf geben.«

»Einige von uns haben ihn gesehen«, warf Patterson ein und nahm die eigenen Karten auf die Hand. Er hielt sie dicht am Körper, sodass Lassiter nichts erspähen konnte. »Er ist kein Märchen. Ich habe ihn gesehen. Sie müssen sich in acht nehmen, Parker.«

Auf Humphreys Seite des Tisches ertönte ein dröhnendes Lachen. »Nun hör’ mit diesem Weibergewäsch auf, Steve! Was soll unser armer Neuankömmling von uns denken? Dass ’ne Horde Schwachköpfe am Silver Peak haust?« Er zählte einige Dollarscheine ab und schob sie in die Mitte des Tisches zu den anderen Einsätzen. »Ich erhöhe auf zehn.«

Die auffälligste Gestalt am Tisch war jedoch – so ging es Lassiter durch den Sinn – der schweigsame Lee Hoodman. Er hatte ohne ein Wort seine Karten zur Hand genommen, sie zu einem Fächer aufgeschoben und binnen kürzester Zeit seinen Einsatz gemacht. Er war der Einzige unter den Männern, der nicht ständig zu Rowland und Lassiter hinübersah.

»Was denkst du, Lee?«, fragte der Mann der Brigade Sieben und holte Hoodman damit aus seiner Schweigsamkeit. »Muss ich vor Patterson Furcht haben?«

Ohne zu zögern, schlug Humphrey mit der Faust auf den Tisch. Er schloss seinen Kartenfächer und legte ihn ab. »Du reißt die Schnauze ziemlich weit auf, Parker! Du weißt nichts über das Calabasas Valley und seine Gesetze.« Er deutete mit dem Kinn zu Hoodman. »Fall keinem von uns auf die Nerven, verstanden?«

»Jack!«, zischte Baker von der Seite. »Du redest in ’nem Ton, der unseres Gastes nicht würdig ist. Er hat Lee bloß eine Frage gestellt.«

Der mächtige Schädel Humphreys schnellte zu Baker herum. »Willst du mir über den Mund fahren, Charlie? Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich diese schlechte Angewohnheit nicht mag!« Er verschärfte den Ton. »Halt dein verdammtes Maul oder ich vergesse mich!«

Der Tisch versank in düsterem Schweigen, in dem nur noch der donnernde Regen auf dem Dach zu hören war.

***

Einige Stunden darauf klang der Regen ebenso plötzlich ab, wie er begonnen hatte. Die Männer rings um den Pokertisch hoben in kurzem Abstand voneinander die Köpfe und lauschten, doch keiner von ihnen vernahm mehr als ein sachtes Rauschen in der Luft. Sie hatten meistenteils schweigend gespielt, und inzwischen stapelte sich das Gros der Dollarscheine auf Lassiters Tischseite.

»Beim Poker scheinst du ein glückliches Händchen zu besitzen«, stellte Humphrey mürrisch fest. Er ließ sich zwei frische Karten geben und steckte sie ohne eine Regung zu den übrigen auf seiner Hand. »Wer so draufgängerisch spielt, muss ein Höllenhund von Rancher sein.«

Die drei Könige auf Lassiters Hand ließen den Schluss zu, dass der Mann der Brigade Sieben auch diese Runde für sich entscheiden würde. Er zog einen Herzbuben aus dem Fächer und schob ihn über den Tisch. »Eine neue, bitte.«

Lee Hoodman gab ihm eine frische Karte und wandte sich Lassiters Nebenmann zu. Die Karte war eine Pik-Dame. Humphrey behielt die Spielkarte argwöhnisch im Auge, als Lassiter sie zu sich ins Blatt nahm.

»Ich habe viel bei der Wells Fargo gepokert«, gab Lassiter kund und kniff den Mund zusammen. »Als die Eisenbahn kam, gab es eine Menge einsamer Nächte, in denen wir nichts zu tun hatten. Die meisten Expressreiter und -kutscher spielten zu dieser Zeit.«

»Offenbar mit Fortunas Segen«, murrte Humphrey weiter und schmetterte sein Blatt auf den Tisch. »Drei Buben, die Herren. Ich wäre äußerst erstaunt, wenn einer wieder meinen Drilling schlägt.«

Auch die anderen Rancher deckten ihre Blätter auf. Vor Hoodman lagen drei Sieben, Morris hatte zwei Vieren und zwei Zehnen gesammelt, Baker kam lediglich auf zwei Asse, Rowland passte. Die Männer sahen zu Lassiter, der seine Karten noch immer in der Hand hielt.

»Jackson?«, fragte Hoodman und deutete auf den Tisch. »Zeig uns, was du hast!«

Nach kurzem Innehalten legte Lassiter die Karten ab. Als Humphrey sah, dass er ein weiteres Mal geschlagen war, hieb er erneut mit der Faust auf den Tisch. Er sprang auf, rieb sich mit der Hand durchs Gesicht und lief in der Scheune auf und ab. Hoodman und Baker warfen Lassiter einen strengen Blick zu.

»Du reizt ihn aufs Blut«, flüsterte Baker und sammelte die Karten ein. »Er wird eine solche Blamage nicht dulden.«

Noch bevor der Mann der Brigade Sieben sich rechtfertigen konnte, kehrte Humphrey zum Tisch zurück. Sein aufgeschwemmtes Gesicht war wutverzerrt. Er deutete mit dem Arm auf Lassiter und blieb hinter seinem Stuhl stehen. »Was treibst du für ein Spiel mit mir? Du musst ein verdammter Taschenspieler sein. Kein Kerl hat einen solchen Lenz, dass er zehn Partien hintereinander gewinnt!«

Unterdessen erhob sich Baker langsam und packte Humphrey bei der Schulter. Er rückte sich den Hut gerade und sprach beherrscht auf den Rancher ein. »Jack, er tut nichts Unrechtes. Ich habe ihn beobachtet. Es gibt keinen Grund, ihn anzugehen. Er hatte verfluchtes Glück, aber nicht mehr, hörst du?«

Das Oberhaupt der Cobbstone-Ranch ließ sich in seinem Zorn nicht besänftigen. Er lief puterrot an und starrte Baker in die Augen. »Auf welcher Seite stehst du, Charlie? Du weißt nichts über den Kerl. Er könnte Dreck am Stecken haben, verdammt noch einmal!«

»Er könnte auch nur ein Rancher sein«, hielt Baker dagegen. »Ich seh’ keinen Grund, dass du ihn -«

Ein mörderischer Faustschlag von Humphrey brachte Baker zum Schweigen. Die Gerade traf den Rancher am Kinn, riss ihm den Hut vom Kopf und brachte ihn zum Taumeln. Als Baker rücklings gegen einen Pfosten des Heuspeichers knallte, stöhnte er vor Schmerz auf.

Wutentbrannt baute sich Humphrey vor dem Geschundenen auf und rammte ihm die Faust in die Magengrube.

Keiner der Rancher am Tisch rührte sich.

Obwohl Lassiter das glühende Bedürfnis hatte, Humphrey die feigen Faustschläge heimzuzahlen, beschloss auch er, sich zunächst nicht einzumischen. Er musste an seinen Auftrag denken, an die mahnenden Worte von Oldman, der ihm vor dem Abritt geraten hatte, sich zunächst ein Bild von den Männern im Calabasas Valley zu machen. Eine voreilige Tat würde mehr Türen versperren als aufschließen.

Inzwischen schlug Humphrey ein viertes oder fünftes Mal auf Baker ein.

Der andere Rancher war an dem Stützbalken zu Boden gesunken und hielt sich den schmerzenden Magen. Er hustete und spuckte kläglich vor sich hin und winselte Humphrey zum Schluss um Gnade an. »Verdammt, Jack … Es war … es war nicht so gemeint!«

»Wie hast du’s dann gemeint?«, versetzte Humphrey kühl und ging vor Baker in die Hocke. Er packte sein Gegenüber am Kinn und quetschte es mit den Fingern zusammen. »Wem ich auf den Zahn fühle und wem nicht, das geht dich ’nen verdammten Kehricht an, verstanden? Du weißt ebenso gut wie ich, dass im Calabasas Valley nur einer das Kommando hat.«

»Ist schon in Ordnung, Jack!«, krächzte Baker und spie etwas Blut. Er hatte sich im Kampf die Lippe aufgeschlagen. »Ich wollte nur … Frieden stiften.«

Durch Bakers weinerliche Worte geriet Humphrey noch stärker in Rage und schlug zu. Er erwischte Baker unterhalb des Kinns, wodurch diesem die Luft wegblieb.

»Jack …!«, rief Morris und sprang auf. »Du prügelst ihn halb tot!«

»Er hat’s verdient, Steve!«, polterte Humphrey zurück und packte Baker beim Kragen. Er schleifte ihn am Stützbalken nach oben, spuckte ihm verächtlich ins Gesicht und ließ ihn wieder fallen. »Ihr alle wisst, was ich mit Leuten mache, die mir nicht gehorchen! Dieses Tal ist mein Werk! Ihr schuldet mir gottverdammten Gehorsam!«

Die Männer am Tisch starrten auf den blutenden Baker, der auf allen Vieren davonkroch und sich mit dem Ärmel seines Hemds das Blut von den Lippen wischte. Er drehte sich zu Humphrey um, der ihm mit geballten Fäusten zuschaute.

»Was ist, Charlie?«, knurrte Humphrey und ließ die Halswirbel knacken. »Ich hab’ kein Wort von dir gehört, dass es dir leidtut! Sag’s mir, komm schon!«

Baker raffte sich auf und hielt sich an einem Leiterwagen fest. Er kam auf die Beine und senkte schamvoll das Haupt. »Ich bereue meine Worte, Jack. Ich bitte dich um Verzeihung.«