Lassiter Sammelband 1818 - Jack Slade - E-Book

Lassiter Sammelband 1818 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Seit über 30 Jahren reitet Lassiter schon als Agent der "Brigade Sieben" durch den amerikanischen Westen und mit über 2000 Folgen, mehr als 200 Taschenbüchern, zeitweilig drei Auflagen parallel und einer Gesamtauflage von über 200 Millionen Exemplaren gilt Lassiter damit heute nicht nur als DER erotische Western, sondern auch als eine der erfolgreichsten Western-Serien überhaupt.

Dieser Sammelband enthält die Folgen 2335, 2336 und 2337.

Sitzen Sie auf und erleben Sie die ebenso spannenden wie erotischen Abenteuer um Lassiter, den härtesten Mann seiner Zeit!

2335: Die Tochter des Skalpjägers
Die Krieger tauchten aus dem Dunst der Morgendämmerung, der über der Prärie lag, auf wie Gespenster in einem Fiebertraum. Sie näherten sich den Palisaden des Forts bis auf einen Steinwurf, und ihre bemalten Gesichter sprachen eine eindeutige Sprache. Doch es war der reglose, blutüberströmte Körper des weißen Mannes, von zwei Komantschen unter den Schultern gepackt wie ein erlegtes Tier, der die Frau neben Colonel Milton Penn erbleichen ließ.
"Kennen Sie den Mann etwa, Miss Shoemaker?", fragte der Colonel leise und sah sie beunruhigt von der Seite an.
Ihre Lippen zitterten, und sie musste sich an der Brüstung abstützen, bevor sie antworten konnte. "Das ist... das war mein Vater."

2336: Am seidenen Faden
Das glühende Abendrot über der Monument Mesa war zu einem bläulichen Silberschimmer geschrumpft, als sich Richard Baines nach getaner Arbeit die Pfeife ansteckte. Der Besitzer der Junction Stables hatte die meisten Pferde allein gefüttert, weil sein Nichtsnutz von einem Stallknecht schon bei Anbruch der Dämmerung zu betrunken dafür gewesen war.
Baines seufzte und schüttelte den Kopf. Die guten Zeiten in Grand Junction waren vorüber, und wenn ein alter Haudegen wie er nicht aufpasste, würde man ihn aufs Abstellgleis schieben. Der Tod schonte niemanden. Schon gar nicht einen, der Woche für Woche den Buckel krumm machte. Noch ahnte Baines nicht, dass er damit recht behalten würde...

2337: Stoppt Lassiter um jeden Preis!
Der Tod lag in der Luft. Kurt Higgins konnte ihn förmlich riechen. Trotzdem machte er mit seiner Arbeit weiter und rammte seine Axt kraftvoll in den Stamm eines Hickory-Baums. Es gab noch eine Menge an Wald zu roden, und Higgins sah keinen Sinn darin, die Männer im Holzfällercamp unnötig zu beunruhigen.
Nach einer Weile jedoch hielt er inne. Sein Gefühl einer drohenden Gefahr hatte sich derart verstärkt, dass er es nicht mehr ignorieren konnte. Er legte seine Axt beiseite, verengte die Augen und blickte über die Ebene aus Baumstümpfen hinweg.
Schlagartig griff eisiges Entsetzen nach seinem Herzen...

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Seitenzahl: 427

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Impressum

BASTEI LÜBBE AG Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Für die Originalausgaben: Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln Covermotiv: © Boada/Norma ISBN 978-3-7325-9153-4 www.bastei.de www.luebbe.de www.lesejury.de

Jack Slade

Lassiter Sammelband 1818 - Western

Inhalt

Jack SladeLassiter - Folge 2335Die Krieger tauchten aus dem Dunst der Morgendämmerung, der über der Prärie lag, auf wie Gespenster in einem Fiebertraum. Sie näherten sich den Palisaden des Forts bis auf einen Steinwurf, und ihre bemalten Gesichter sprachen eine eindeutige Sprache. Doch es war der reglose, blutüberströmte Körper des weißen Mannes, von zwei Komantschen unter den Schultern gepackt wie ein erlegtes Tier, der die Frau neben Colonel Milton Penn erbleichen ließ. "Kennen Sie den Mann etwa, Miss Shoemaker?", fragte der Colonel leise und sah sie beunruhigt von der Seite an. Ihre Lippen zitterten, und sie musste sich an der Brüstung abstützen, bevor sie antworten konnte. "Das ist... das war mein Vater."Jetzt lesen
Lassiter - Folge 2336Das glühende Abendrot über der Monument Mesa war zu einem bläulichen Silberschimmer geschrumpft, als sich Richard Baines nach getaner Arbeit die Pfeife ansteckte. Der Besitzer der Junction Stables hatte die meisten Pferde allein gefüttert, weil sein Nichtsnutz von einem Stallknecht schon bei Anbruch der Dämmerung zu betrunken dafür gewesen war. Baines seufzte und schüttelte den Kopf. Die guten Zeiten in Grand Junction waren vorüber, und wenn ein alter Haudegen wie er nicht aufpasste, würde man ihn aufs Abstellgleis schieben. Der Tod schonte niemanden. Schon gar nicht einen, der Woche für Woche den Buckel krumm machte. Noch ahnte Baines nicht, dass er damit recht behalten würde...Jetzt lesen
Lassiter - Folge 2337Der Tod lag in der Luft. Kurt Higgins konnte ihn förmlich riechen. Trotzdem machte er mit seiner Arbeit weiter und rammte seine Axt kraftvoll in den Stamm eines Hickory-Baums. Es gab noch eine Menge an Wald zu roden, und Higgins sah keinen Sinn darin, die Männer im Holzfällercamp unnötig zu beunruhigen. Nach einer Weile jedoch hielt er inne. Sein Gefühl einer drohenden Gefahr hatte sich derart verstärkt, dass er es nicht mehr ignorieren konnte. Er legte seine Axt beiseite, verengte die Augen und blickte über die Ebene aus Baumstümpfen hinweg. Schlagartig griff eisiges Entsetzen nach seinem Herzen...Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Die Tochter des Skalpjägers

Vorschau

Die Tochter des Skalpjägers

Die Krieger tauchten aus dem Dunst der Morgendämmerung, der über der Prärie lag, auf wie Gespenster in einem Fiebertraum. Sie näherten sich den Palisaden des Forts bis auf einen Steinwurf, und ihre bemalten Gesichter sprachen eine eindeutige Sprache. Doch es war der reglose, blutüberströmte Körper des weißen Mannes, von zwei Komantschen unter den Schultern gepackt wie ein erlegtes Tier, der die Frau neben Colonel Milton Penn erbleichen ließ.

»Kennen Sie den Mann etwa, Miss Shoemaker?«, fragte der Colonel leise und sah sie beunruhigt von der Seite an.

Ihre Lippen zitterten, und sie musste sich an der Brüstung abstützen, bevor sie antworten konnte. »Das ist … das war mein Vater.«

Colonel Penn nickte einem seiner Männer zu. »Bringen Sie Miss Shoemaker bitte nach unten, Davis.«

Widerstandslos und wie in Trance ließ sich Frieda Shoemaker die steilen Stufen hinunterführen, und Milton Penns wettergegerbte Gesichtszüge verzogen sich zu einer grimmigen Miene, während seine eisblauen Augen dabei zusahen, wie die Indianer den Körper des Farmers langsam in das reiffeuchte Gras vor dem Tor sinken ließen.

»Wir sind bereit zum Feuern, Sir«, stieß Corporal Dennis Fisher zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er und drei weitere Uniformierte standen neben ihm auf dem Turm und hatten ihre Gewehre auf die Indianer angelegt.

»Halten Sie ihren Abzugsfinger still, Fisher«, raunte der Colonel, ohne den Kopf zu wenden. »Da, wo diese Männer herkommen, gibt es noch mehr von Ihnen. Und ich habe keine Lust, nur ein paar Tage, bevor wir Fort Rykard aufgeben wollen, einen ausgewachsenen Krieg vom Zaun zu brechen.«

»Bei allem Respekt, Sir«, entgegnete der Corporal neben ihm und presste die Lippen unter dem Schnauzbart zusammen. »Aber ich habe den Eindruck, dass die Indsmen da unten Ihnen diese Entscheidung bereits abgenommen haben.«

Wie zur Bestätigung hob einer der Komantschen, ein stämmiger Krieger mit einem halben Dutzend Adlerfedern im schwarz glänzenden, schulterlangen Haar, seinen Tomahawk in den Himmel und stieß ein markerschütterndes Geheul aus. Er schwenkte das Kriegsbeil hin und her, und Penn sah das Blut auf der Klinge, das im fahlen Licht der aufgehenden Sonne matt glänzte.

»Sir? Ich habe den Bastard genau im Visier«, ließ sich Fisher neben ihm vernehmen. Die Stimme des Soldaten vibrierte vor Erregung.

Penn zögerte einen Moment. Dann legte er die Hand auf den Lauf von Fishers Karabiner. »Nein.«

Der Anführer der Indianer schien ihn eindringlich zu mustern, und Penn erwiderte den Blick des Kriegers ohne eine Regung. Nur wenige Sekunden verstrichen, dann wandten die Indianer sich um und waren kurz darauf im Dunst über der Ebene verschwunden.

»Tausend Teufel!« Fisher sah zum Colonel auf, und sein Gesicht war von hilfloser Wut verzerrt. Er erhob sich und trat dabei einen Schritt vor, sodass er Penn mit seinem hervorspringenden Bauch fast berührte. »Sir, diese dreckigen Rothäute haben uns gerade einen Farmer vor das Tor gelegt wie eine Katze ihre Beute. Und Sie lassen die Hurensöhne einfach so ziehen?«

Milton Penn enthielt sich einer Antwort und deutete stattdessen hinunter auf den leblosen Körper, der vom kniehohen Gras fast vollständig verborgen wurde. »Schaffen Sie den Leichnam herein, Soldat«, knurrte er und stieg ohne ein weiteres Wort die Treppe hinunter.

Fisher sah ihm nach, und ein Hauch von Verachtung zog über sein Gesicht. Dann wandte er sich zu den anderen Soldaten um und schüttelte ungläubig den Kopf. »Also los, Männer. Ihr habt den Colonel gehört.«

Penn schritt über den Exerzierplatz des Forts an zwei Fuhrwerken vorbei, die mannshoch mit Koffern und Kisten der wenigen im Fort verbliebenen Menschen beladen waren. Er begegnete dabei zahlreichen fragenden Blicken, verlor aber kein Wort der Erklärung an die Soldaten und Zivilisten, während er an den Stallungen vorbei auf das zweistöckige Gebäude zuging, in dem sich sein Büro befand.

Der Grund dafür war einfach. Er hatte keine.

Fort Rykard, dessen Kommando er vor einem halben Jahr übernommen hatte, war ein einsamer Außenposten nur ein paar Meilen vor der Grenze zu Mexiko, der sich nach dem Friedensvertrag mit den Stämmen der Komantschen, der Mescalero-Apatschen und ein paar anderen Stämmen, den der Präsident nach langen Verhandlungen im vergangenen Frühjahr unterzeichnet hatte, überflüssig geworden war. Sämtliche Häuptlinge der ansässigen Indianervölker hatten dem Abkommen zugestimmt, und in Washington war man deshalb davon ausgegangen, dass das Fort nicht mehr gebraucht wurde.

Penn war daher für die Abwicklung des Stützpunktes abkommandiert worden; ein Verwaltungsjob, der nicht als Belohnung gedacht gewesen war, sondern als Demütigung. Man hatte ihm, dem hochdekorierten Bürgerkriegsveteranen, damit zu verstehen geben wollen, dass eigensinnige Soldaten wie er, die in den Indianerkriegen nie mit Kritik an der Generalität gespart hatten, damit an ihrer eigenen Karriereleiter gesägt hatten.

Ihn hierher ans Ende der Welt zu versetzen, war die elegante Art seiner Vorgesetzten gewesen, Penn, der hinter vorgehaltener Hand immer verächtlich als »Mama der Rothäute« tituliert wurde, zu zeigen, was man von ihm hielt.

Dabei hatte er es in den Kämpfen gegen die Ureinwohner weder an Härte noch an Tapferkeit fehlen lassen. In der verlustreichen Schlacht gegen die Sioux am Little Big Horn war er ganz vorn an der Front gewesen und schwer verletzt worden. Das hatte ihm eine Tapferkeitsmedaille und eine tückische Verletzung am rechten Bein eingetragen, die seinen Schritten immer noch ein wenig an Geschwindigkeit nahm.

Doch Little Big Horn war auch der Zeitpunkt gewesen, der ihn zum Umdenken gebracht hatte. Denn inmitten des Gefechts war ihm der Grund für die Tapferkeit der Sioux aufgegangen, die sich unbeugsam und todesmutig den weißen Männern mit all ihren Feuerwaffen und ihrer strategischen Überlegenheit entgegengestellt und der US-Armee damit eine blutige Niederlage beigebracht hatten.

Er hatte allmählich verstanden, dass diese Indianer um ihre nackte Existenz kämpften. Der weiße Mann hatte sie soweit zurückgetrieben, dass sie buchstäblich mit dem Rücken zur Wand standen und ihnen kaum Luft zum Atmen blieb. Tal für Tal, Ebene für Ebene hatten sie abtreten müssen an die Eindringlinge, die rücksichtslos den Kontinent in Besitz nahmen und dabei keinen Gedanken verschwendeten an die Menschen, die seit Jahrhunderten auf diesem Grund lebten und ihn Heimat nannten.

Die Siedler hatten die Büffel zu Tausenden getötet, sodass es hier unten in Texas nun nur noch vereinzelte Herden gab, die stetig kleiner wurden. Die Eisenbahngesellschaften hatten oben im Norden von Texas mit ihren Stahlrossen, wie die Indianer die Lokomotiven nannten, die einsame Prärie durchschnitten, Wälder gerodet oder gefällt und die Wasserquellen in Besitz genommen, bis kaum noch etwas übrig blieb für die Völker, die seit Anbeginn der Zeit hier im Einklang mit der Natur gelebt hatten.

Als die Bundesregierung im vergangenen Jahr ein Einsehen hatte und den Stämmen des Südens ein Angebot machte, gab es nicht viel, was der Weiße Mann den Indianern noch übrig ließ, damit sie die Waffen niederlegten. Doch auch die Komantschen, Kiowa und Mescalero-Apatschen waren nach all den Jahren kriegsmüde und gaben sich schweren Herzens geschlagen.

Bis zu diesem Morgen.

Penn ging mit schweren Schritten die Stufen zum Hauptgebäude empor und stieß die Tür zu seinem Büro auf.

Sein Adjutant Lou Barlow hob überrascht den Kopf und sah ihm entgegen. Der junge, breitschultrige Mann mit den widerspenstigen blonden Locken erhob sich hastig und salutierte.

Colonel Penn ignorierte den militärischen Gruß und ließ sich schwer auf den Stuhl hinter seinem Schreibtisch fallen. Sein Blick ging ins Leere, während er seinen Hut abnahm und ihn auf die Platte des Tisches fallen ließ. Er fuhr sich durch die Haare, die zunehmend grauer und dünner wurden. Kurz ging ihm der Gedanke durch den Kopf, dass seine früh verstorbene Frau Martha ihn nun, nach all den Jahren, vielleicht nicht mehr wiedererkennen würde.

Der Blick von Barlow war beunruhigt, doch er behielt Haltung, bis ein zerstreutes Winken seines Vorgesetzten ihm erlaubte, sich zu entspannen.

»Die Bestandslisten sind vollständig, Sir«, begann sein Adjutant sofort mit der Berichterstattung. »Ich habe mich gestern Abend noch um die Untersuchung der Pferde gekümmert und freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass alle Tiere in bestem Zustand sind. Wir sind daher voll im Plan und können innerhalb der nächsten zwei Tage das Fort verlassen. Sir.«

Der Colonel hob den Kopf und warf seinem Untergebenen einen rätselhaften Blick zu, bevor er langsam den Kopf schüttelte. »Das glaube ich nicht, Corporal.«

Er deutete mit einer müden Bewegung in Richtung der Fenster, und Barlow trat ein paar Schritte vor, um auf den Platz hinausblicken zu können.

Das große Haupttor war geöffnet worden, und zwei Soldaten schleppten einen leblosen Zivilisten unter den Wachtürmen hindurch in das Fort, während ein halbes Dutzend Uniformierter mit erhobenen Gewehren und wachsamen Blicken am Eingang stand.

Barlow stand der Mund offen, als die Soldaten den Toten über den Platz in Richtung des Lazaretts trugen. Hinter ihnen beeilten sich die Kameraden, das Tor wieder zu schließen, während sich auf dem Platz Soldaten und Zivilisten zu erregten Gesprächen zusammenfanden.

»Was ist passiert?« Barlows entgeisterte Miene bewog seinen Vorgesetzten lediglich dazu, ratlos mit den Achseln zu zucken.

»Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, es wird How-Chahka gewesen sein, der Sohn des alten Atta-Chee«, antwortete Penn schließlich resigniert und griff nach einer halb aufgerauchten Zigarre, die vor ihm im Aschenbecher lag. Er steckte sich den Stummel zwischen die Lippen, zog ein Schwefelholz hervor und fuhr damit an der Tischkante entlang. Es zischte leise, bevor die Flamme aufloderte und er sie an den Stumpen halten konnte.

Penn inhalierte den Tabakqualm und stieß ihn bedächtig wieder aus. Der Rauch zog in trägen Schwaden durch das Büro.

Barlows Blick war ebenso verblüfft wie ungläubig. »Warum sollten sie so etwas tun, Sir? Atta-Chee hat den Vertrag mit eigener Hand unterschrieben, und das ist gerade mal drei Monate her.«

Der junge Mann schüttelte ratlos den Kopf, bevor er unruhig auf den Platz hinaus starrte und dabei versuchte, die Informationen zu verarbeiten.

Er war selbst Teil der Eskorte gewesen, die die Abgeordneten aus Washington zur Vertragsunterzeichnung begleitet hatte. Er hatte die Komantschen daher persönlich erlebt und konnte sich keinen Reim darauf machen, weshalb sie nun den Vertrag brechen sollten.

»Suchen Sie sich das schnellste Pferd, das wir haben, Barlow«, ließ sich der Colonel hinter ihm vernehmen. »Und dann reiten Sie nach Norden. Wir werden Hilfe brauchen.«

Barlow fuhr herum und sah Penn eindringlich ins Gesicht. »Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass die Komantschen uns angreifen werden, Sir! Es muss sich um ein Missverständnis handeln …«

»Ein Mann wurde getötet, Corporal!«, fiel ihm sein Gegenüber ins Wort. »Und es handelt sich dabei um den Vater von Frieda Shoemaker!«

Alle Farbe wich für einen Moment aus dem Gesicht von Lou Barlow. Die hübsche junge Frau, die seit einem halben Jahr das Lazarett von Fort Rykard leitete, hatte es ihm von Anfang an angetan.

»Oh, mein Gott«, murmelte er. »Weiß Sie bereits davon?«

Der Colonel nickte. »Leider war sie oben auf dem Turm, als die Indianer mit ihrem Vater auftauchten.« Sein Blick verschleierte sich für einen Moment, als er nachzudenken schien. »Als hätte sie es geahnt«, murmelte er einen Moment später.

Dann wurde sein Blick wieder klar und entschlossen. »Verlieren Sie keine Zeit, Corporal! Sie wissen, dass wir mit den wenigen Männern, die uns noch verblieben sind, einem Angriff der Koman3tschen nicht lange werden standhalten können. Wir brauchen Unterstützung, und das so schnell wie möglich.«

Der Colonel sprang auf und ging auf ihn zu. »Sie sind mein bester Mann, Barlow. Ich weiß, dass Sie die Indianer genau so respektieren, wie ich das tue, und vermutlich wären Sie deshalb hier wichtiger, als ich es zu diesem Zeitpunkt abschätzen kann. Doch mit einer Handvoll Soldaten ist jede Gegenwehr auf lange Sicht zum Scheitern verurteilt. Deshalb müssen Sie Verstärkung holen, so lange uns noch die Zeit dafür bleibt. Also, gehen Sie – gehen Sie!«

Corporal Barlow nickte, tippte sich salutierend an die Stirn und machte ohne ein weiteres Wort kehrt.

Kaum zehn Minuten später öffnete sich das kleine Versorgungstor gen Norden, hinter dem sich das flache Bett des Pecos River zwischen dürren Sträuchern und Kakteen die Hänge hinauf schlängelte.

Barlow lenkte seinen Palomino zwischen den Torflügeln hindurch und blinzelte in die Sonne. Sein Blick fiel über die Hügel, die sich links und rechts vor ihm erstreckten. Nirgendwo war eine Menschenseele zu entdecken.

»Beeil dich besser, Lou«, hörte er eine Stimme hinter sich und drehte sich um.

Norry Davis stand vor dem Tor, hielt seine Winchester in der Hand und sah sich nervös um. Er grinste, doch seine Miene drückte mühsam verborgene Verzweiflung aus. Anscheinend hatte sich die Kriegserklärung der Komantschen bereits herumgesprochen.

Barlow nickte ihm zu, dann stieß er dem Pferd die Hacken in die Flanken und galoppierte davon.

***

»Hallo Fremder.«

Ihr strahlendes Lächeln war schwer zu ignorieren, deshalb hob der hochgewachsene Besucher unmerklich die Mundwinkel, bevor er seine Satteltaschen zu Boden fallen ließ und sich an den Tresen lehnte.

»Einen doppelten Whiskey«, knurrte er leise zwischen zwei makellosen Zahnreihen hindurch und zog sich einen der Barhocker heran.

Kati schürzte die vollen Lippen und ließ ihren Gast nur kurz aus den Augen, während sie nach der Flasche unter dem Tresen griff.

»Wie wär’s mit ein bisschen Musik, Robby«, rief sie einem Sombrero zu, der unter dem Fenster zur Mainstreet lag.

»Wir haben Besuch, Compadre.«

Sie zwinkerte dem Fremden zu, der aussah, als wäre er vor kurzem durch einen Sandsturm geritten. Sein Mantel und sein Hut waren fast so weiß wie das Brautkleid, das sie sich in jungen Jahren einmal gewünscht hatte, und obwohl er sein Gesicht gesenkt hielt, konnte der Besucher nicht verbergen, dass ihm der Staub der Wüste wohl bis unter die Augenlider gedrungen sein mochte.

Robby erhob sich träge und warf ihr einen kurzen Blick unter seinem riesigen Sombrero hinweg zu. Er gähnte herzhaft und streckte die Hand nach der Gitarre aus, die neben ihm an der Wand lehnte.

Ein paar schiefe Töne erklangen, während er das Instrument zu stimmen versuchte. Dann schlug er in die Saiten und stimmte ein trauriges Lied an.

»Das wäre wirklich nicht nötig gewesen«, brummte der Fremde und griente, als Kati ihm seinen Drink vor die Nase stellte.

Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß, seine Stimme zieht einem die Schuhe aus. Aber er vertreibt die Fliegen, deshalb nehme ich es in Kauf.«

Der Fremde lachte leise und leerte sein Glas in einem Zug.

»Noch einen?«

»Warum nicht?«

Sie schenkte nach und bemerkte, wie ihr erster Gast des Tages sie taxierte. »Und, Hombre? Was führt sie nach Last Hope?«, fragte sie. »Es kommt nicht allzu oft vor, dass sich ein unbekanntes Gesicht in meine Bodega verirrt.«

»Bin auf dem Weg nach Mexiko«, brummte er und steckte sich einen Zigarillo zwischen die Lippen. Sie gab ihm Feuer und er bedankte sich mit einem kurzen Nicken. »Wäre es möglich, bei Ihnen etwas zwischen die Zähne zu bekommen, Ma’am? Ich habe einen langen Ritt hinter mir und sterbe vor Hunger.«

»Ich habe noch etwas Hackbraten da und könnte Ihnen ein paar Bratkartoffeln dazu in die Pfanne hauen. Dauert nur zehn Minuten.«

»Klingt großartig, Ma’am …«

»Ich heiße Kati. Vom ›Ma’am-Alter‹ bin ich noch eine Weile entfernt, hoffe ich.«

Seine Lippen kräuselten sich zu einem kleinen Lächeln. »Natürlich, Kati. Ich heiße Lassiter.«

»Dann entschuldigen Sie mich, Lassiter.«

Seine Blicke folgten ihr, als sie sich umwandte und einen zerschlissenen Vorhang beiseiteschob, um in die Küche zu gehen. Angesichts ihrer wohl proportionierten Kehrseite unter dem knielangen Rock aus bunt gefärbter Baumwolle hob er beeindruckt die Augenbrauen.

Während emsige Geräusche aus der Küche drangen und Robby mit mehr Inbrunst als Talent seine Ballade sang, sah Lassiter durch das halbblinde Fenster der Bodega hinaus auf die verwaiste Mainstreet, die ihren Namen eigentlich nicht verdiente, da es sich um die einzige Straße des verschlafenen Kaffs handelte. Präriehexen taumelten im kräftigen Westwind über die menschenleere Staubpiste vor dem Sidewalk, und ein räudiger Straßenköter schleppte sich apathisch in den Schatten unter einen Murphywagen mit hochgestellter Deichsel, der gegenüber neben dem Drugstore abgestellt worden war.

Vor vier Tagen hatte er San Antonio mit einem neuen Auftrag der Brigade Sieben verlassen, der ihn nach Laredo führen würde. Doch er hatte es nicht besonders eilig.

Jenseits des Rio Grande wurde er von einem geltungssüchtigen mexikanischen Bordellbetreiber erwartet, den er nach Houston geleiten sollte. Pablo Marquez behauptete, ein paar interessante Details über Schmugglerbanden zu kennen und hatte sich als Zeuge angeboten. Natürlich wollte er sein Wissen nicht umsonst preisgeben und forderte neben Immunität auch ein stattliches Honorar.

Die Brigade Sieben hielt den Burschen für einen Lügner und Aufschneider, wollte sich aber nicht dem Vorwurf aussetzen, eventuell wertvolle Informationen leichtfertig ausgeschlagen zu haben. Deshalb stellte sich Lassiter auf eine lange und nervtötende Reise mit einem schmierigen und übergewichtigen Companero ein, der sich für wichtiger hielt, als er vermutlich war. Der Job würde so wohl langweilig wie zeitraubend werden, doch nach seiner letzten Mission, die ihn mal wieder fast den Kopf gekostet hätte, war diese Aussicht nicht so übel, wie sie klang.

Kati brachte ihm sein Essen, und er machte sich mit gesundem Appetit über den Teller her. Robby hatte währenddessen die Lust an der Musik verloren, und niemand erhob einen Einwand, als er die Gitarre zurückstellte und sich mit einem kurzen Nicken verabschiedete.

»Liegt es an ihm oder ist hier immer so wenig los?«, fragte Lassiter kauend.

Kati winkte ab. »Warten Sie es nur ab, Mister. Es ist noch zu früh, aber wenn der Abend kommt, geht es hier im Allgemeinen ziemlich hoch her.«

Lassiter hatte an einem der Tische vor dem Fenster Platz genommen, und die junge Frau setzte sich zu ihm. Sie beugte sich etwas vor und gewährte ihm dadurch einen großzügigen Einblick in ihren tiefen Ausschnitt. Er wischte sich den Mund ab und schob den leeren Teller von sich.

»Noch Nachschlag?«, fragte sie und drehte spielerisch eine ihrer langen schwarzen Locken zwischen den Fingern.

Lassiter hob die Hände. »Danke. Es war köstlich, aber fürs Erste mehr als genug.«

Sie musterte ihn unter halb gesenkten Augenlidern und setzte ein bezauberndes Lächeln auf. »Wie wäre es dann mit einem Nachtisch?«

Lassiter erwiderte ihren Blick und hob eine Augenbraue. »Wie darf ich das verstehen?«

»Ich hoffe, du bist nicht so blöd, wie die Frage klingt, Großer«, entgegnete sie.

Er deutete auf die Theke. »Musst du denn hier nicht die Stellung halten?«

Sie lachte leise. »Sam Burrows, dem die Kaschemme gehört, ist für zwei Tage weg, Vorräte einkaufen. Also kann ich tun und lassen, was ich will. Außerdem kommt bei der Hitze ohnehin niemand. Bis die Stammgäste aus ihren Löchern kriechen, haben wir noch reichlich Zeit.«

Sie streckte ihren Zeigefinger aus und zielte damit auf ihn. »Aber denke nicht zu lange darüber nach, wenn du meine Gefühle nicht verletzen willst.«

Lassiter hob ergeben die Hände. »Das möchte ich natürlich auf gar keinen Fall.«

***

Hinter der Küche befand sich eine kleine, gemütlich eingerichtete Kammer. Das Bett an der rückwärtigen Wand war schmal und ungemacht, aber es wirkte auf Lassiter ungemein einladend.

Kati legte ihm ohne weitere Umschweife die Arme um den Hals und küsste ihn. Auffordernd stieß ihre Zunge in seinen Mund, und sie drängte sich an ihn.

Er umarmte sie und seine Hände wanderten ihren Rücken hinab, bis sie sich kraftvoll um ihre Pobacken schlossen. Als er das feste Fleisch unter dem dünnen Stoff streichelte, spürte er, wie sich der Stoff seiner Hose spannte. Auch Kati entging es nicht, und sie presste sich noch enger an ihn.

Lassiter hob sie ein Stück empor und trug sie zum Bett. Als sie rücklings auf die Tagesdecke sank, glitten ihre Blicke begehrlich über seine muskulöse Gestalt. Er warf seinen Stetson zielsicher auf die Kommode links von sich und stieg aus den Stiefeln. Dann zog er den Staubmantel und das Hemd aus. Kati beobachtete die Prozedur mit geöffneten Lippen, und ihr Blick fiel auf die mächtige Ausbuchtung in seinem Schritt. Nachdem er den Revolvergurt gelöst und fortgelegt hatte, beugte sie sich vor und öffnete seine Hose.

Hart und pulsierend sprang ihr seine Erregung entgegen, und sie stieß ein ersticktes Keuchen aus. Er legte sich zu ihr und machte sich mit fliegenden Fingern an den Knöpfen ihrer Bluse zu schaffen, während ihre rechte Hand den Schaft umfasste und ihn langsam zu massieren begann.

Er streifte ihr den Stoff ab und enthüllte zwei perfekt geformte, feste Brüste, die er sofort mit Küssen bedeckte. Während er an ihren Knospen saugte und sie damit dazu brachte, sich spitz und hart aufzurichten, spreizte sie die Beine und schob mit der linken Hand ihren Rock nach oben.

Darunter war sie nackt.

Beherzt umfasste sie seine Schulter und drückte ihn mit dem Rücken auf die Decke, dann setzte sie sich mit einer flinken Bewegung auf ihn, griff zwischen ihren Schenkel hinunter und führte ihn in sich ein. Langsam glitt er tief in ihre feuchte Höhle, und sie stöhnte auf vor Wonne.

Ihr voller, bronzefarbener Busen wippte über ihm auf und ab, als sie ihn zu reiten begann, und Lassiters Puls begann sich zu beschleunigen. Er liebkoste die weichen, geschmeidigen Rundungen der jungen Frau mit rastlosen, forschenden Händen, während sie ihr Becken kreisen ließ und dabei keuchend den Kopf in den Nacken warf wie ein scheuendes Pferd.

Die Hitze der Leidenschaft brach über sie herein wie ein Feuersturm. Schnell fanden sie zu einem gemeinsamen Rhythmus, der sich langsam steigerte, und ihre Körper verschmolzen in einem wilden Tanz der Ekstase.

Kati stützte sich auf seiner Brust ab und krallte ihre Finger in das krause Haar, während sie ihren Hintern hob und senkte. Die Lider flatterten über ihren geschlossenen Augen, und das lange schwarze Haar tanzte in der stickigen Luft der kleinen Kammer um ihren Kopf herum. Sie bog den Rücken durch, dann fiel sie plötzlich auf ihn nieder und nahm sein Gesicht in beide Hände, bevor sie ihn wieder leidenschaftlich zu küssen begann.

Eng umschlungen drehten sie sich, sodass Lassiter nun auf ihr zu liegen kam und die Führung übernahm. Sie stieß spitze Schreie der Lust aus, während er alle Register in der Kunst der Liebe zog und dabei Saiten in ihr zum Klingen brachte, von denen sie bis zu diesem Tag nicht einmal gewusst hatte.

Ihre schweißbedeckten Körper bewegten sich derart harmonisch auf- und ineinander, als würden sie einem einzigen Geist gehorchen und ein gemeinsames, wie rasend schlagendes Herz teilen.

Katis ekstatische Schreie wurden lauter und ertönten in immer kürzeren Abständen. Lassiter spürte, dass auch er wie von einer Flutwelle getragen wurde, und ließ nun alle Zügel fahren. Heftig und immer schneller stieß er in sie hinein, trieb sie beide hinauf auf den Gipfel, bis sie endlich zusammen hinabstürzten und die Lust in ihnen sich in einer gewaltigen Explosion entlud.

Lassiter, beide Hände neben ihren Schultern in der Decke verkrallt, bog seinen Rücken durch und spürte, wie sich Katis Muskeln dort unten wie eine Faust um ihn zusammenzogen, als er sich heiß in sie ergoss. Ein gutturales Knurren entrang sich seiner Brust, und für einen langen Moment herrschte atemlose Stille zwischen ihnen, bevor er ermattet auf ihrem Busen niedersank.

Er spürte ihr heftig schlagendes Herz an seiner Schläfe wie den Hufschlag eines fliehenden Pferdes und strich ihr sanft über die feuchten langen Haare.

»Jesus Maria«, keuchte sie atemlos. »Das war … das war unglaublich!«

Sie streichelte ihm über den Rücken und er spürte vage die Nachbeben ihrer Erregung in ihrem Schoß, während sich eine wohltuende Trägheit in ihm ausbreitete.

Sanft entzog er sich ihr, was sie mit einem leicht unwilligen Seufzer kommentierte.

Er rollte sich neben ihr auf den Rücken und faltete die Hände hinter dem Nacken, während sich Kati das Haar aus dem geröteten Gesicht strich und ihn dabei schmunzelnd von der Seite betrachtete. »Wo lernt man denn so was, Großer?«, murmelte sie, und ihr Atem ging dabei immer noch schnell.

»Ich habe ein bisschen Erfahrung gesammelt in den Jahren«, gab er bescheiden zurück, und sie lachte kehlig.

»Du zögerst nicht lange, wenn du etwas willst – oder, Süße?«

Kati legte sich mit einem wohligen Seufzer wieder auf den Rücken und sah zur Decke hinauf. Eine Spinne hatte in den Dachbalken ihr Netz gebaut und wartete regungslos auf Beute. »Es gibt hier zu wenige Gelegenheiten, um zögerlich zu sein, Lassiter. Wenn ich darauf hoffen würde, dass mir jemand den Hof macht, würde ich vertrocknen wie eine Frühlingsblume in der Steppe.«

»Hallo? Hey, Kati – wo zur Hölle steckst du?«

Lassiter drehte den Kopf und blinzelte der jungen Frau zu. »Sagtest du nicht, tagsüber sei nichts los?«

Sie rollte mit den Augen und erhob sich. »Nur, wenn man gerade Besseres zu tun hat.«

»Kati, verdammt! Schläfst du am helllichten Tag, oder starrst du dein hübsches Näschen im Spiegel an? Ich habe Durst!«

Sie sprang auf und langte nach ihrer Bluse. »Schon gut, Riley. Ich bin gleich da!«

Sie zog sich das Hemd über und schloss ohne Eile die Knöpfe über ihren Brüsten, bevor sie einen kurzen Blick in den Spiegel neben der Tür warf und unentschlossen mit den Fingern durch das zerwühlte Haar fuhr, ohne den Zustand ihrer Frisur damit erkennbar zu verbessern. Dabei traf ihr Blick im Spiegel auf Lassiter, der ihr mit erhobenen Augenbrauen zuzwinkerte.

»Riley, der alte Schwerenöter«, raunte sie. »Wahrscheinlich ist der Flachmann, den er immer in der Tasche an seinem Hintern trägt, irgendwie ausgetrocknet.«

»Der Kunde ist König«, bemerkte Lassiter. »Lass dich also nicht aufhalten.«

***

Die Sonne brannte gnadenlos von einem Himmel herab, dessen blasses Indigo an die Farbe oft gewaschener Denimhosen erinnerte. Der glühende Feuerball am Himmel schien sein Hirn unter dem Armee-Hut zum Kochen bringen zu wollen, doch er war überzeugt davon, dass die Komantschen noch weniger Erbarmen mit ihm haben würden, wenn er auf sie treffen sollte.

Er hatte eine Menge Geschichten von Veteranen darüber gehört, wie die Indianervölker des Südens mit weißen Gefangenen verfuhren, und dagegen würde sich die höllische Hitze wie ein Aufenthalt in einem Sanatorium ausnehmen.

Deshalb hatte Lou Barlow seinen Hengst nicht in scharfem Galopp durch die Prärie getrieben wie ein Flüchtling in Todesangst, sondern war zügig, aber wachsam gen Norden geritten und dabei immer darauf bedacht gewesen, unübersichtliche Abschnitte seines Weges mit dem Fernglas nach möglichen Gegnern abzusuchen.

Das Gelände bot wenig Möglichkeiten für einen Hinterhalt, doch ihm war bewusst, dass die Indianer sich hier weitaus besser auskannten als er und er deshalb auf der Hut sein musste. Denn wenn er nicht durchkam, um Verstärkung für Fort Rykard zu holen, war der Stützpunkt dem Untergang geweiht.

Als er die Kuppe eines sanft ansteigenden Hügels erreichte, zügelte er den Palomino und ließ seinen Blick über die Ebene schweifen.

Eine Viertelmeile östlich von ihm erstreckte sich ein kleines Wäldchen aus Zedern neben dem Pecos River, der an dieser Stelle kaum mehr als ein braunes Rinnsal war. Die Trockenperiode hatte vor ein paar Wochen begonnen und sorgte dafür, dass das spärliche Grün der Hügellandschaft aus Sträuchern, Büschen, Kakteen und Gras sich immer mehr verflüchtigte und die Prärie nun fast schon den Anschein einer Wüste erweckte. Das Leben schien sich unter der erbarmungslosen Hitze zurückzuziehen.

Doch eine kaum wahrnehmbare Bewegung im Unterholz des Wäldchens machte dieses Bild zunichte.

Barlow griff nach dem Fernglas, das am Sattelholm hing, und führte es vor seine Augen. Kurz darauf unterdrückte er einen Fluch.

Drei oder vier Gestalten mit langem schwarzen Haar und bemalten Gesichtern duckten sich hinter dem Buschwerk. Als er das Glas schärfer stellte, bemerkte er die Mustangs im Wald hinter den Männern und sah stoische Entschlossenheit in ihren grimmigen Mienen.

Er ließ das Glas sinken und stieß scharf die Luft aus. Überrascht war er nicht.

Denn die Indsmen wussten so gut wie er, dass die einzige Chance, um Verstärkung zur Rettung des Forts zu finden, im Norden lag. Die nächste Stadt, Last Hope, war nur noch knapp zwanzig Meilen entfernt und verfügte immerhin über eine Telegrafenverbindung. Im Süden und Westen wartete nur meilenweite Einöde, und östlich vom Stützpunkt befanden sich die Indianergebiete.

Wenn die Komantschen ihm nun hier auflauerten, gab es keinen Zweifel mehr daran, dass sie das Kriegsbeil wieder ausgegraben hatten. Und dazu entschlossen waren, jeden zu töten, der versuchte, ihren Plan, Fort Rykard zu isolieren, zu durchkreuzen.

Barlow zog den Winchester-Karabiner aus dem Scabbard. Das Modell war brandneu, und das Magazin enthielt fünfzehn tödliche Zentralfeuerpatronen im Großkaliber 44.

»Wenn ihr Krieg wollt, dann könnt ihr ihn haben«, murmelte er mit grimmiger Miene und unterzog das Gewehr einer kurzen Überprüfung, indem er den Repetierbügel zurücklegte und kurz darauf wieder einrasten ließ.

Er beugte sich vor und flüsterte seinem Pferd ein paar kurze Laute in die aufgestellten Ohren. Der Hengst schnaubte und schüttelte seine rotbraune Mähne. Das Tier hatte verstanden.

Barlow packte seine Winchester fest mit beiden Händen. Dann stieß er dem Pferd die Hacken in die Flanken, und der Hengst sprang los, als hätte man seinen Schweif in Brand gesetzt.

Der Palomino galoppierte den Hügel hinab und stimmte die rasenden Bewegungen seiner Hufe dabei so perfekt aufeinander ab, dass Barlow auf dem Rücken des Pferdes freihändig und ohne Hilfe der Zügel fast so ruhig im Sattel saß wie in einem Schaukelstuhl.

Reiter und Pferd schienen auf das Wäldchen zuzufliegen, und die Distanz zu seinen Gegnern schrumpfte mit jedem Augenblick um eine Pferdelänge.

Die Krieger in dem Zedernwäldchen schienen von dem Angreifer gehörig überrascht zu sein. Offenbar hatten sie nicht damit gerechnet, dass der Soldat, anstatt zu fliehen, nun direkt auf sie zustürmte. Sie sprangen auf, und zwei von ihnen rannten mit schnellen Schritten zu ihren Pferden.

Als Barlow auf knapp hundert Yards herangekommen war, riss er den Karabiner an die Schulter. Eine leichte Berührung mit dem Stiefel an der rechten Flanke seines Hengstes brachte das Tier dazu, die Geschwindigkeit zu verringern.

Auf der Akademie hatte man ihm immer wieder gesagt, man solle erst dann feuern, wenn man das Weiße in den Augen seiner Gegner erkennen konnte.

In diesem Moment beschloss er, diesen Rat in den Wind zu schlagen. Als das Gesicht eines der Krieger über dem Korn des Laufes auftauchte, zog er den Abzug durch.

Der Schuss krachte, und das Gesicht verschwand in einer blutroten Explosion vor seinen Augen. Er riss sein Gewehr herum und betätigte den Repetierhebel, während er einmal, zweimal, dreimal feuerte.

Der Komantsche, der aus den Büschen hervorgesprungen war und seine Büchse auf ihn angelegt hatte, wurde von den Kugeln zurückgeschleudert und riss die Arme hoch, bevor er leblos im Gras landete.

Nun hatte der Palomino das Wäldchen erreicht und kam zum Stehen, ohne das Barlow ihm etwas befehlen musste. Er legte auf die beiden Krieger an, die auf den Rücken ihrer Pferde saßen, und bemerkte, dass sie keine Feuerwaffen in ihren Händen trugen.

Einer der beiden hielt einen Tomahawk in der rechten Faust, der andere war im Begriff, einen Pfeil auf seinen Bogen zu legen.

Ihre Mienen waren von wildem Hass verzerrt, und sie trieben ihre Mustangs voran durch das Gehölz ihm entgegen.

»Nein!«, rief Barlow. Er lud seinen Karabiner durch und schwenkte drohend den Lauf. »Keine Bewegung, sonst töte ich euch!«

Die Komantschen sahen ihm aus steinernen Mienen entgegen, doch sie stoppten die Pferde.

Für einige Augenblicke herrschte atemloses Schweigen. Dann ertönte ein Stöhnen zwischen Barlow und den Kriegern, und die blutverschmierte Faust des Indianers, den die Kugeln des Corporals vor ein paar Augenblicken niedergestreckt hatten, reckte sich aus dem Gras empor.

Ein unverständlicher Laut kam aus der Kehle des Sterbenden, und die Mienen der Krieger auf den Mustangs veränderten sich.

Der Komantsche mit dem Beil stieß seinem Pferd die Hacken in die Seiten, sodass es mit einem gewaltigen Sprung über die Büsche flog und Barlow direkt in die aufgerissenen Augen des jungen Kriegers schaute. Der Tomahawk flog durch die Luft auf ihn zu und drehte sich wie ein Feuerrad, bevor er mit einem dumpfen Laut genau zwischen den Augen des Palominos landete.

Barlow zog instinktiv den Abzug der Winchester durch, bevor sein Hengst unter ihm zusammenbrach. Es fühlte sich an, als würde man einen Teppich unter seinen Stiefeln wegziehen, als er kopfüber in das dürre Gras stürzte und der Lauf des Karabiners, den er mit eisernen Fäusten umklammert hielt, ihm dabei einen Zahn ausschlug.

Er schüttelte benommen den Kopf, doch ein metallischer Geschmack von Blut in seinem Mund brachte ihn rasch zur Besinnung. Er rollte sich zur Seite, packte die Winchester und kam wieder auf die Beine.

Als er den Kopf hob, blies ihm zunächst der heiße Atem des Mustangs direkt ins Gesicht und brachte ihn zum Blinzeln.

Barlow richtete sich mühsam auf und blickte dem Komantschen in die Augen, der über ihm auf dem Rücken des Pferdes saß. Der Krieger hatte einen Pfeil auf der Sehne des gespannten Bogens, und dessen Spitze zielte auf sein Herz.

»Du bist tot, Bleichgesicht«, zischte der Indianer, und in seinen blau und rot bemalten Zügen war keine Spur von Mitleid zu erkennen.

»Wenn ich sterbe, dann nicht allein«, knurrte Barlow. Er ließ sich zur Seite fallen und feuerte.

Einen Sekundenbruchteil später fuhr ein siedend heißer Schmerz durch seine Schulter, und er landete hart auf dem Rücken. Das weiche Gras unter ihm war die letzte Empfindung, bevor er das Bewusstsein verlor.

***

»Diese dreckigen Rothäute!« Der junge Bursche ballte die Fäuste, und sein Gesicht war rot angelaufen, weil er alles tat, um die Tränen zurückzuhalten. Seine feuchten, flackernden Augen fuhren im Raum herum und trafen auf blasse, schweigende Mienen.

In der Mitte des niedrigen Zimmers, in dem sonst die Kranken und Verletzten empfangen wurden, hatte man Herbert Shoemaker aufgebahrt. Der Raum wirkte so leer und verlassen wie der Krankensaal, der sich dahinter befand. Es gab kaum noch Mobiliar, sodass man den Toten auf dem Schreibtisch hatte niederlegen müssen.

»Jetzt siehst du, wozu sie fähig sind«, knurrte der Mann mit dem Schnurrbart, der vor der Leiche stand, und warf Frieda dabei einen vorwurfsvollen Blick zu.

Sie zog das weiße Leinentuch über den Toten, und ihre Mundwinkel zuckten, als sie bemerkte, wie sich der weiße Stoff an mehreren Stellen rasch mit Blut vollsog.

»Er hätte mit euch kommen können, Hardy«, brachte sie leise hervor und merkte, wie rau ihre Stimme klang.

»Ach ja? Und seine Farm verlassen?« Der jüngere der beiden Männer stieß eine Reihe von Lauten aus, die zwischen Wimmern und Lachen lagen. »Unser Vater ist ein Pionier! Der streicht nicht einfach die Segel und macht sich davon, so wie du.«

Frieda Shoemaker schnaubte, ihre Miene war bitter. »Nein, natürlich nicht. Jetzt sehen wir, was ihm das gebracht hat.«

Der junge Mann ging ein paar Schritte auf sie zu. Er hob seine Faust und zischte: »Du wagst es, so über unseren Vater zu reden! Ich werde dir …«

»Halt dich zurück, Will!«, rief ihm der andere über den Leichnam hinweg zu, und sein Bruder erstarrte mitten in der Bewegung. Langsam ließ er die Hand sinken, und die Blicke der beiden trafen sich.

»Sie ist immer noch unsere Schwester, und du stehst hier neben unserem alten Herrn. Er ist tot, verdammt! Also reiß dich gefälligst zusammen.«

Hardys durchdringender Blick ließ seinen jüngeren Bruder langsam die Luft ausstoßen.

»Okay, es tut mir leid«, knurrte er, wobei sein unsteter Blick auf die halb geöffnete Tür des Krankensaals fiel, hinter der sich ein paar dunkle Gestalten unruhig auf ihren Tragen hin und her warfen und dabei leise stöhnten.

Er senkte die Stimme. »Aber du weißt genau, was ich meine, Hardy.« Er sah seine Schwester halb von der Seite an und verzog dabei verächtlich die Lippen.

Frieda lächelte schief und hob die Augenbrauen.

Es klopfte höflich an der Tür, bevor sie geöffnet wurde und Colonel Penn den Raum betrat. Er warf einen Blick in die Runde, bevor er sich an die blonde Frau wandte, die ihm am nächsten stand.

»Miss Shoemaker …« Ein kurzes Nicken in Richtung der beiden Männer, »… ich verstehe Ihren Schmerz, aber ist das hier wirklich der geeignete Ort, um Ihren Vater …«

»Entschuldigen Sie, Sir, wir werden den Toten natürlich sofort nach hinten in den Krankensaal bringen«, unterbrach sie ihn und senkte schuldbewusst den Blick. »Ich wollte nur …«

»Der Tote ist unser Vater!«, heulte Wilhelm Shoemaker. »Und diese Dreckschweine haben ihn nicht nur einfach umgebracht. Sie haben ihn verstümmelt!«

Er stieß seine Schwester beiseite und rannte am Colonel vorbei durch die Tür hinaus.

Penn drehte sich kurz um und sah dem jungen Burschen nach, dann wandte er sich wieder Frieda zu und sah ihr fragend ins Gesicht.

»Soll das heißen, Ihr Vater …?«

»Ja, Sir. Er ist skalpiert worden«, antwortete sie steif und warf ihrem Bruder dabei einen kalten Blick über den Tisch hinweg zu, den Penn nicht einordnen konnte.

Hardys kantige Miene zeigte weniger Regungen als ein Felsbrocken. Er hob nur die Hände und brachte kein Wort über die Lippen.

Der Colonel strich für einen Moment mitfühlend über die Schulter der jungen Frau, dann fixierte er den Mann auf der anderen Seite des Tisches. »Ich möchte Ihnen beiden mein Beileid aussprechen«, sagte er.

Frieda nickte. »Wenn ich mich jetzt um die Patienten kümmern könnte, Sir? Mr. Johnson und der kleine Jonas haben hohes Fieber. Ich weiß nicht, worunter sie leiden, außerdem haben wir fast keine Medikamente mehr, aber ich werde sehen, was ich für sie tun kann.«

»Tun Sie, was Sie können, Ma’am. Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet.«

Der Colonel wandte sich Friedas Bruder zu. »Aber an Sie hätte ich auch ein paar Fragen, Mr. Shoemaker.«

Hardys Augen verengten sich. »Und die wären? Wenn es darum geht, wer meinen Vater auf dem Gewissen hat – die Schuldigen haben Sie doch wohl mit eigenen Augen gesehen, oder nicht?«

Er schnaubte verächtlich und verschränkte die Arme vor der Brust, doch sein linkes Auge zuckte dabei verräterisch.

»Daran gibt es wohl keinen Zweifel«, gab Penn zu, ohne sein Gegenüber aus dem Blick zu entlassen. »Aber ich wüsste gern, warum die Komantschen das getan haben. Vielleicht haben Sie ja eine Erklärung dafür.«

Hardy gluckste. »Diese Tiere brauchen keinen Grund, um einen Weißen umzulegen. Aber Leute wie Sie suchen immer nach Gründen! Dabei macht ihr einen entscheidenden Fehler!«

Er beugte sich vor und stützte sich mit seinen geballten Fäusten auf der Tischplatte ab. Frieda, die bereits an der Tür zum Krankensaal stand, wich dem stechenden Blick ihres Bruders aus und schluckte, als sie sah, wie ein feines Rinnsal dunklen, zähflüssigen Blutes unter dem Laken am Tisch herunterlief wie ein mahnender Zeigefinger ihres toten Vaters.

»Sie halten die Roten für Menschen! Für Wesen mit Gefühlen und Moral, mit denen man reden kann. Das ist alles ausgemachter Schwachsinn. Haben Sie einmal einem Berglöwen gegenübergestanden? Würden Sie dann versuchen, mit einer solchen Bestie über Frieden zu verhandeln?«

Hardys linkes Auge zwinkerte in immer schnellerem Takt, und seine Finger auf dem Tisch trommelten jetzt einen Rhythmus dazu.

Penn starrte den Mann mit dem flackernden Blick noch eine Weile lang an, dann hob er die Hand.

»Also gut, Mr. Shoemaker. Dies ist vielleicht weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort, um ein sinnvolles Gespräch zu führen. Halten Sie sich aber bitte zu meiner Verfügung.«

»Wo könnte ich schon hin?«, knurrte Hardy und setzte ein verächtliches Lächeln auf. Mit einem kurzen Seitenblick in Richtung seiner Schwester, der glühende Kohle zum Vereisen gebracht hätte, stapfte er aus dem Raum.

Frieda schloss erschöpft die Augen und fuhr sich über das Gesicht. Sie lehnte sich an den Türrahmen, und ihre schönen Züge waren verkrampft.

»Ich muss mich für meine Brüder entschuldigen, Sir«, murmelte sie geistesabwesend und strich sich ihr blondes Haar aus der Stirn. »Sie sind einfach …«

»Sie sind einfach vor zwei Tagen hier aufgekreuzt«, fiel ihr Penn ins Wort und ließ sich auf einem Schemel nieder, der neben einem fast leeren Medikamentenschrank, einem Feldbett und dem mächtigen Tisch in der Mitte das letzte Inventar des Raumes bildete.

Er starrte zu Boden, während Friedas Blicke zwischen der offenen Tür und ihm hin und her wanderten. »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte sie mit stockender Stimme, während in ihrem Rücken die Kranken fordernd ihre Stimmen erhoben.

»Ma’am, ich habe Durst«, ließ sich der kleine Jonas vernehmen, und sie wandte sich um. »Ich komme gleich, Schätzchen«, rief sie in den Saal und schenkte dem bleichgesichtigen Bündel unter der dünnen Decke ein kurzes Lächeln.

»Ihre beiden Brüder hatten kaum Gepäck dabei, Miss Shoemaker. Sie sagten, Sie wollten ihrer Schwester auf dem Weg nur einen kurzen Besuch abstatten und dann weiter nach Norden, Vorräte einkaufen. Aber seit Sie vor einem halben Jahr hier aufgetaucht sind, war dies das erste Mal, dass sich jemand von Ihrer Familie hier hat blicken lassen. Mir kam das gleich etwas seltsam vor, zumal die beiden Jungs einen etwas … nun ja … beunruhigten Eindruck machten.«

Er hob den Blick und musterte sie. »Sie haben nie ein Wort darüber verloren, warum Sie die Farm Ihrer Eltern verließen. Und ich habe auch nicht gefragt, weil wir eine Krankenschwester dringend brauchten. Aber jetzt …«

Frieda blickte in die forschenden Augen des Colonels.

»Jetzt brauchen Sie mich dringender denn je, Mister Penn«, antwortete sie leise. »Deshalb entschuldigen Sie mich bitte. Ich muss mich um meine Patienten kümmern.«

***

Kati hatte nicht zu viel versprochen.

Der Schankraum der Bodega füllte sich mit jedem Zoll, mit dem die Sonne vor dem Fensterrahmen tiefer sank und die Temperaturen angenehmer wurden. Aus leisem Gemurmel wurde allmählich ein lautes, von zunehmendem Gelächter durchbrochenes Stimmengewirr, das aus dem Schankraum in die kleine Kammer herüberdrang.

Als Lassiter schließlich in seine Klamotten stieg und diskret durch den Hintereingang der Küche auf den Hof trat, da er die Wirtin nicht irgendwelchen doppeldeutigen Witzen aussetzen wollte, blinzelte er einer Sonne entgegen, die sich müde dem Horizont entgegen neigte.

Er warf sich die Satteltasche über die Schulter und marschierte an einem Hühnerschlag vorbei auf die Mainstreet. Der Wallach hob zur Begrüßung kurz den Kopf, und Lassiter strich ihm beruhigend über die Mähne, während er die Zügel vom Holm löste.

Er glitt in den Sattel und wendete das Pferd. Den Mietstall hatte er bereits bei seiner Ankunft bemerkt, und er lag nur zweihundert Yards entfernt.

Ein grauhaariger Oldtimer hockte vor dem Tor auf einem Holztrog und blinzelte ihm entgegen. Der Bart des alten Mannes hing ihm bis über den Gürtel hinunter und war so dicht, dass sich darin Vögel ein Nest hätten bauen können.

Lassiter tippte sich an den Hut. »Howdy. Ich würde mein Pferd gern bei Ihnen unterstellen. Könnte Futter und ein wenig Pflege vertragen.«

Der Alte erhob sich langsam und zwinkerte. Seine Hand fuhr zum Rücken, und er seufzte leise, bevor er Lassiter streng in die Augen sah. »Das glaube ich Ihnen aufs Wort, Mister«, krächzte er.

Lassiter stieg aus dem Sattel und reichte dem Alten die Zügel, die dieser entschlossen entgegennahm. Mit der anderen Hand tätschelte er dem Wallach den Kopf und führte ihn in den Stall, ohne dessen Reiter eines weiteren Blickes zu würdigen.

Lassiter blieb einen Moment auf der Straße stehen, ehe er dem Oldtimer kopfschüttelnd in den Stall folgte.

Der Alte sprach leise murmelnd auf das Tier ein, während er es zu einer Tränke führte und nach einem Futtersack griff, der an einem Haken neben den Maissäcken hing.

»Macht zwei Dollar, Mister«, ließ er sich vernehmen, und Lassiter hob überrascht die Augenbrauen.

»Sorry, Grandpa, aber dafür kann ich mir fast ein halbes neues Pferd kaufen«, knurrte er.

Der Alte sah kurz auf, während er den Futtersack mit frischem Korn füllte. »Ach ja? Und was willst du mit einem halben Pferd anfangen, Fremder? Das würde vermutlich weder stehen noch laufen können, wenn ich mich nicht irre.«

Lassiter zuckte die Achseln. »Du bekommst einen halben Dollar, keinen Cent mehr.«

Ein kurzes Kopfnicken. »Geht vermutlich in Ordnung. Habe auch nicht mehr erwartet von jemandem wie dir.«

»Aha. Und was meinst du damit?«

Schmales Grinsen, liebevolles Klopfen auf die Seite des Wallachs. Dann ein Blick aus verengten Augen.

»Jemand, der sein Pferd in der Sonne stehen lässt, während er sich den Wanst vollschlägt und dann eine Runde vögelt, kann kein guter Mensch sein.«

Der Alte spuckte vor ihm auf den staubigen Stallboden und funkelte ihn an. »Das meine ich damit.«

Lassiter runzelte die Stirn, dann schob er sich bedächtig den Stetson in den Nacken. Er wandte sich um, ging ein paar Schritte auf die Straße hinaus und sah dem Staub dabei zu, wie er gen Osten flog.

Es dauerte eine Weile, bevor er sich eine Antwort auf den berechtigten Vorwurf des Oldtimers ausgedacht hatte.

Doch die Hufgeräusche, die im selben Moment an seine Ohren drangen, machten sein Plädoyer zunichte. Er sah sich um und musste blinzeln, weil der Wüstenwind ihm bösartig den Dreck in die Augen blies, doch inmitten der Sandwehen tauchte ein Pferd unten auf der Straße auf.

Die Böe erstarb, und Lassiter rieb sich die Augen. Das Bild wurde klarer. Das Pferd trabte erschöpft über die breite Piste auf ihn zu, und hinter dem Hals des Tieres glaubte er, einen Reiter zu erkennen.

»Ein halber Dollar ist noch nicht einmal ansatzweise ausreichend, um diesen armen Burschen wieder auf die Beine zu bringen, Mister. Ich würde mal sagen …«

Die Stimme neben Lassiter erstarb, als der Oldtimer aus dem Stall getreten war und Lassiters Blick folgte.

»Ein Mustang«, sagte der Alte leise und riss entgeistert die Augen auf.

Einen Steinwurf vor ihnen blieb das Tier plötzlich stehen, und die Gestalt auf seinem Rücken fiel kraftlos in den Staub der Straße.

Lassiter rannte los und bremste nur einen Moment später seine Schritte, als er registrierte, wie das Indianerpferd vor ihm zu scheuen begann. Er hob die Hände und ging vorsichtig auf den am Boden liegenden Mann zu, während der Alte hinter ihm beruhigende Laute ausstieß, die den Mustang dazu bewogen, sich mit unruhigen Schritten seitwärts zu bewegen.

Der Reiter am Boden trug eine Militäruniform und war am Ende seiner Kräfte. In seiner Schulter steckte der Schaft eines Indianerpfeils, und Lassiter ahnte in diesem Moment, dass er seine Pläne würde ändern müssen.

***

»Wir dürfen keine Zeit verlieren!«

Lou Barlows Gesicht war von Schmerzen verzerrt, doch seine Augen leuchteten entschlossen.

»Nur die Ruhe, mein Junge«, brummte der Doc und drückte den Soldaten entschieden auf das Bett nieder. »Sie haben eine Menge Blut verloren.«

Die Männer, die sich im Behandlungsraum des Arztes versammelt hatten, schauten sich schweigend an, bevor Sheriff Dude Dobson das Wort ergriff.

»Was ist denn bloß passiert, Lou?«, fragte er den Corporal und setzte dabei eine beunruhigte Miene auf. »Doc Phillis hat dir einen Pfeil aus dem Arm gezogen, und das sieht mir ehrlich gesagt nach keinen guten Nachrichten aus.«

»Nein«, stöhnte Lou Barlow und warf dem Sternträger ein humorloses Grinsen zu. »Du wirst es mir nicht glauben, aber unsere roten Freunde haben beschlossen, jetzt nicht mehr unsere Freunde zu sein.«

Er hatte den Sheriff in Fort Union kennengelernt, als sie dort gemeinsam ihre Grundausbildung absolvierten. Doch Dobson hatte schnell gemerkt, dass ihm die Uniform nicht passte, und war wenig später zurückgekehrt nach Last Hope, um sich als Cowboy zu verdingen. Zwei Jahre später war ein Sheriff aus ihm geworden. Als Barlow vor ein paar Monaten nach Fort Rykard versetzt worden war, liefen sie sich wieder über den Weg, und die Freude war groß gewesen.

Größer als an diesem Tag.

»Was soll das heißen, Lou?« Der Sheriff hob die Arme und schüttelte ungläubig den Kopf. »Die Indsmen haben einen Vertrag unterschrieben. Eure Leute sind letzte Woche mit Sack und Pack durch die Stadt gen Norden gezogen, und ich dachte eigentlich, ihr fegt da unten nur noch ein wenig aus, bevor der Laden dichtgemacht wird.«

»Das dachten wir auch, Kumpel«, knurrte Barlow. »Aber es muss irgendetwas vorgefallen sein. Jetzt bleibt jedenfalls keine Zeit mehr für lange Reden.« Er stützte sich auf den Unterarmen ab und verzog dabei das Gesicht. »Ich muss sofort ein Telegramm zum nächsten Stützpunkt absetzen, nach Fort Apache. Wir brauchen die Kavallerie. Doch es wird vermutlich einige Tage dauern, bis sie hier eintrifft. Deshalb hoffe ich, dass mich ein paar Männer zurück zum Fort begleiten, mit Munition und Medikamenten.«

Dobson rieb sich die Stirn und bedachte seinen Freund mit einem skeptischen Blick. »Bist du sicher, dass es dir gut geht, Hombre?«

Barlows Blick wirkte unstet, doch er nickte. »Wir befinden uns wieder im Krieg, Dude.«

Der Mann, der neben der Tür an der Wand lehnte, musterte den Corporal eine Weile, bevor er das Wort ergriff.

»Seit wann braucht ein Fort Hilfe von Zivilisten, Sir?«, fragte er gleichmütig. »Haben Sie die Komantschen nicht im Griff gehabt und so lange drangsalieren können, bis sie diesen Vertrag unterschrieben haben, der einer bedingungslosen Kapitulation gleichkommt?«

Barlows Augen verengten sich unter der schweißbedeckten Stirn, während er zwischen dem Fremden und Sheriff Dobson hin und her sah. »Wer ist dieser Klugscheißer, Dude?«, stieß er hervor.

Dobson zuckte die Achseln. »Der Kerl hat dich aus dem Dreck gezogen und hierher geschleppt, bevor er bei mir aufgekreuzt ist. Er sagt, er heißt Lassiter.«

»Okay, Lassiter«, knurrte Barlow und bemühte sich um eine feste Stimme, obwohl die Welt vor seinen Augen aussah, als würde er durch den Boden einer Flasche blicken. »Ich erkläre es Ihnen in einfachen Worten: Der Stützpunkt, von dem ich komme, ist im Grunde genommen bereits aufgegeben worden. In der vergangenen Woche sind die meisten meiner Kameraden mit dem größten Teil unserer Bewaffnung und Ausrüstung abgezogen. Im Fort befinden sich noch fünfzehn Soldaten, außerdem etwa zwanzig Zivilisten aus der Umgebung. Es gab ein paar Krankheitsfälle auf den Farmen, und da wir über ein Lazarett verfügen, sind die Leute zu uns gekommen, um sich behandeln zu lassen.«

»Und jetzt gehen plötzlich die Komantschen auf euch los?« Doc Phillis rieb sich ungläubig über den kahlen Schädel. »Was reitet die Rothäute denn plötzlich? Müssen wir jetzt etwa auch damit rechnen, dass sie über unsere Stadt herfallen?«