Lassiter Sammelband 1821 - Jack Slade - E-Book

Lassiter Sammelband 1821 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Seit über 30 Jahren reitet Lassiter schon als Agent der "Brigade Sieben" durch den amerikanischen Westen und mit über 2000 Folgen, mehr als 200 Taschenbüchern, zeitweilig drei Auflagen parallel und einer Gesamtauflage von über 200 Millionen Exemplaren gilt Lassiter damit heute nicht nur als DER erotische Western, sondern auch als eine der erfolgreichsten Western-Serien überhaupt.

Dieser Sammelband enthält die Folgen 2344, 2345 und 2346.

Sitzen Sie auf und erleben Sie die ebenso spannenden wie erotischen Abenteuer um Lassiter, den härtesten Mann seiner Zeit!

2344: Lassiters Spiel mit dem Feuer
Der Killer Bill Wynott stieg von seinem Pferd, rückte seinen Gürtel zurecht und spähte über die Hauptstraße von Albuquerque. Die Häuserblocks zu beiden Seiten der Mainstreet lagen in der prallen Sonne. Wie ein großer Baldachin spannte sich der wolkenlose Himmel über New Mexico. High noon. Die Bohlensteige vor den Häusern gähnten vor Leere. Jeder, der es sich leisten konnte, hielt Siesta. Irgendwo auf dem Stallhof eines Grundstücks bellte ein Hund.

2345: Nur ein Sheriff aus Dakota
Das Frühjahr lockte mit milden Temperaturen am Tag und kaum mehr Frost in der Nacht. Dennoch brachte der Transport der Golddollars schwerste Strapazen für die Soldaten des Kavalleriezuges aus Fort Stevenson mit sich. Gut dreihundertfünfzig Meilen musste der Tross bis zum Department-Hauptquartier Omaha hinter sich bringen und dabei Wind und Wetter trotzen. Gewitterstürme und Hagelschauer waren keine Seltenheit.

2346: Lassiters schärfste Waffe
Der Pinkerton-Detektiv John Gibbons verspürte Todesangst. Er starrte voller Entsetzen auf den einäugigen Mann, der eben in sein Zimmer getreten war. Der Eindringling hatte einen Revolver auf ihn gerichtet. "Was zum Henker ...?" Gibbons versagte die Stimme. Der Mann schloss die Tür hinter sich. Es klickte laut, als er den Schlaghahn des Sechsschüssers spannte. Gibbons schlug das Herz bis zum Hals. Er dachte an seinen Colt, der unter dem Kopfkissen lag. Es war zu spät, um nach ihm zu greifen.

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Seitenzahl: 403

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Impressum

BASTEI LÜBBE AG Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Für die Originalausgaben: Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln Covermotiv: © Boada/Norma ISBN 978-3-7517-0899-9 www.bastei.de www.luebbe.de www.lesejury.de

Jack Slade

Lassiter Sammelband 1821 - Western

Inhalt

Jack SladeLassiter - Folge 2344Der Killer Bill Wynott stieg von seinem Pferd, rückte seinen Gürtel zurecht und spähte über die Hauptstraße von Albuquerque. Die Häuserblocks zu beiden Seiten der Mainstreet lagen in der prallen Sonne. Wie ein großer Baldachin spannte sich der wolkenlose Himmel über New Mexico. High noon. Die Bohlensteige vor den Häusern gähnten vor Leere. Jeder, der es sich leisten konnte, hielt Siesta. Irgendwo auf dem Stallhof eines Grundstücks bellte ein Hund. Hühner gackerten. Der Geruch von frischem Mist stieg Wynott in die Nase. Er leinte sein Pferd an den Zügelholm. Langsam ging er ein paar Schritte. Als er die nächste Quergasse erreichte, sah er, wie eine Frau mit gefärbtem Rotschopf hinter einem Zaun hervorkam. Sie trug einen langen dunklen Rock, doch ihr knappes Oberteil gab den Blick frei auf ihren üppigen Busen. Wynott rief sie an: "He, Ma'am! Moment mal! Ich muss Sie etwas fragen!"Jetzt lesen
Lassiter - Folge 2345Das Frühjahr lockte mit milden Temperaturen am Tag und kaum mehr Frost in der Nacht. Dennoch brachte der Transport der Golddollars schwerste Strapazen für die Soldaten des Kavalleriezuges aus Fort Stevenson mit sich. Gut dreihundertfünfzig Meilen musste der Tross bis zum Department-Hauptquartier Omaha hinter sich bringen und dabei Wind und Wetter trotzen. Gewitterstürme und Hagelschauer waren keine Seltenheit. Hin und wieder bauten sich Tornados auf, die mit ihrer vernichtenden Gewalt die weiten Ebenen Dakotas heimsuchten. Lieutenant Dan Wallace warf einen skeptischen Blick hinauf zum Himmel. Aus vereinzelten Wolkenschleiern waren dunkel dräuende Gebilde entstanden, die sich wie Vorboten kommenden Unheils zusammengezogen hatten. Doch der Offizier wusste, dass die eigentliche Gefahr aus einer völlig anderen Richtung kam...Jetzt lesen
Lassiter - Folge 2346Der Pinkerton-Detektiv John Gibbons verspürte Todesangst. Er starrte voller Entsetzen auf den einäugigen Mann, der eben in sein Zimmer getreten war. Der Eindringling hatte einen Revolver auf ihn gerichtet. "Was zum Henker ...?" Gibbons versagte die Stimme. Der Mann schloss die Tür hinter sich. Es klickte laut, als er den Schlaghahn des Sechsschüssers spannte. Gibbons schlug das Herz bis zum Hals. Er dachte an seinen Colt, der unter dem Kopfkissen lag. Es war zu spät, um nach ihm zu greifen. In dem Auge des ungebetenen Besuchers funkelte tödliche Entschlossenheit. "Um Himmels willen, tun Sie's nicht!", keuchte Gibbons. "Du kennst mein Geheimnis", sagte der Einäugige und schoss.Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Lassiters Spiel mit dem Feuer

Vorschau

Lassiters Spiel mit dem Feuer

Der Killer Bill Wynott stieg von seinem Pferd, rückte seinen Gürtel zurecht und spähte über die Hauptstraße von Albuquerque. Die Häuserblocks zu beiden Seiten lagen in der prallen Sonne. Wie ein großer Baldachin spannte sich der wolkenlose Himmel über New Mexico. High noon. Die Bohlensteige vor den Häusern gähnten vor Leere. Jeder, der es sich leisten konnte, hielt Siesta. Irgendwo auf dem Stallhof eines Grundstücks bellte ein Hund. Hühner gackerten. Der Geruch von frischem Mist stieg Wynott in die Nase. Er leinte sein Pferd an den Zügelholm. Langsam ging er ein paar Schritte. Als er die nächste Quergasse erreichte, sah er, wie eine Frau mit gefärbtem Rotschopf hinter einem Zaun hervorkam. Sie trug einen langen dunklen Rock, doch ihr knappes Oberteil gab den Blick frei auf ihren üppigen Busen. Wynott rief sie an: »He, Ma’am! Moment mal! Ich muss Sie etwas fragen!«

Die Frau blieb stehen und bedachte ihn mit einem misstrauischen Blick. »Was wollen Sie?«

Ihre Stimme klang rau wie ein Reibeisen. Wynott musterte sie lüstern. Die Rotblonde war ganz nach seinem Geschmack. Sie erinnerte ihn an die verruchte Lady, die ihn als Jüngling in die Geheimnisse der Liebe eingeweiht hatte. »Ich suche einen Mann«, sagte er. »Sein Name ist Matt Stewart.«

»Kenne ich nicht«, raunte die Frau. Sie raffte ihre geschlitzten Röcke und wollte gehen.

Wynott vertrat ihr den Weg. »Er hat eine Narbe unter dem linken Auge. Ziemlich auffällig. Sieht aus wie ein gezackter Blitz. Man sagte mir, Stewart sei in der Stadt. Aber ich weiß nicht, wo ich ihn suchen soll. Es gibt eine Menge Absteigen in Albuquerque.«

»Ein Typ mit einer Narbe?« Die Frau schüttelte den Kopf, ohne nachzudenken. »Keine Ahnung. Ist mir nicht begegnet.« Sie tat einen Schritt zur Seite.

Nicht mit mir, meine Süße! Wynott griff nach ihrem Arm. »Vielleicht kennen Sie jemanden, der mir weiterhelfen kann. Ich muss den Mann dringend sprechen.«

Die Frau kniff die Augen zusammen. Ihr Busen bebte und drohte das Dekolletee zu sprengen. »Nehmen Sie Ihre Hand weg, Mister«, knurrte sie.

Wynott wurde ärgerlich. Er spürte, dass die Rothaarige ihn belog. Vermutlich kannte sie Stewart und wusste, wo er sich aufhielt. Doch aus einem unerfindlichen Grund wollte sie es ihm nicht sagen.

Er packte sie fester. »Machen Sie kein Theater. Matt Stewart, wo finde ich ihn?«

»Lassen Sie mich los oder ich schreie!« Sie stampfte zornig mit dem Fuß auf.

Wynott grinste schief. »Mein Gott, ich will bloß wissen, wo ich Matt Stewart finde«, erklärte er.

Die Frau hob ihre freie Hand, um ihm eine Ohrfeige zu geben. Wynott hatte aufgepasst und packte die Hand, ehe sie zuschlagen konnte.

»Wer nicht hören will, muss fühlen«, sagte die Frau und schrie.

»Hysterische Ziege!« Wynott stieß sie unsanft zurück.

Die Rotblonde strauchelte. Sie fand Halt am Pfosten des Zauns. Zu Wynotts Verblüffung steckte sie zwei Finger in den Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus.

Im nächsten Moment kamen zwei junge Männer in Ponchos und Sombreros hinter dem Zaun hervor. Beide hatten lange schwarze Haare und ungepflegte Schnauzbärte. An ihren Stiefeln klebte vertrockneter Pferdemist. Der Größere von ihnen hielt den Knauf einer Peitsche in der Hand. Unter dem Poncho des Kleineren lugte der Lauf eines Revolvers hervor.

Angriffslustig bauten sich die Männer neben der Rotblonden auf. »Was ist los, Isabel?«, fragte der Kleinere.

Wutentbrannt zeigte sie mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf Wynott. »Der Kerl da«, keuchte sie, »hat mich geschlagen.«

Die Gesichter der Männer versteinerten. Der Größere hob drohend die Peitsche. Der Kleinere schob seine Hand unter den Poncho.

»Bringt ihm Marnieren bei!«, hetzte die Frau.

Wynott wappnete sich für den Fight. Die zwei Greenhorns hatten nicht die blasseste Ahnung, mit wem sie es zu tun hatten. Gleich würde er diesen Großmäulern eine Vorführung seines Könnens geben.

Schon stürzten die Ponchos auf ihn los.

Der Größere ließ affektiert die Peitschenschnüre durch die Luft kreisen. Sein Kumpan zückte einen altmodischen Peacemaker Colt.

Wynott fackelte nicht lange und hämmerte dem Peitschenmann die Faust unter das Kinn. Jäh klappten die zwei Zahnreihen aufeinander. Der Mann biss sich auf die Zunge und taumelte zurück. Wynott setzte nach und trat ihm in den Bauch. Sein Gegner stürzte zu Boden und krümmte sich wie ein Wurm in heißer Asche.

Der zweite Angreifer fuchtelte mit seinem Sechsschüsser herum. Wynott erwischte ihn mit einem Tritt zwischen die Beine. Der Getroffene brüllte wie ein gebrändetes Kalb, ließ den Peacemaker fallen und ging zu Boden.

Aus dem Augenwinkel sah Wynott, wie die Frau dem großen Ponchomann die Peitsche aus der Hand riss. Als sie ausholte, wich er aus und stellte ihr ein Bein.

Isabel stürzte auf den Mann, der sich auf die Zunge gebissen hatte.

Wynott bückte sich und packte ihn am Hals. »Ich will eine Auskunft von dir, Muchacho«, raunte er.

Der Mann mit der blutenden Zunge röchelte etwas, das wie eine Zustimmung klang.

»Ich suche einen Mann namens Matt Stewart«, sagte Wynott.

»El Paso Hotel«, lautete die gelispelte Antwort.

Wynott ließ den Mann los. Er rieb seine schmerzende Faust. Als er in Albuquerque eingeritten war, hatte er das El Paso Hotel gesichtet. Es lag nur knapp fünfhundert Yards von hier entfernt.

Er holte sein Pferd und ritt ohne Eile die Mainstreet entlang.

***

Als es klopfte, sah Lassiter von dem Schreiben auf, das er gerade verfasste. Er legte die Feder neben das Papier, stand auf, trat an die Tür seines Hotelzimmers und öffnete.

Maria Mendez, die Tänzerin aus der Romero Bar, stand auf dem Flur.

Lassiter blickte sie erstaunt an. Maria hatte ihr Haar färben lassen. Von den kastanienroten Locken, die er so anziehend fand, war nichts mehr zu sehen. Maria hatte sich über Nacht in eine Blondine verwandelt.

Sie stemmte die Hände auf die Hüften und kniff ein Auge zu. »Und? Gefalle ich dir?«

Er berührte ihr Haar, als könne er die Verwandlung nicht glauben. »Warum die neue Farbe?«, fragte er. »Wer hat dir diesen Floh ins Ohr gesetzt?«

Maria nahm sein Gesicht in die Hände und küsste ihn sanft. »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«

»Natürlich gefällst du mir, ob rot oder blond. Du bleibst ja die Alte.«

»So alt bin ich nun auch wieder nicht«, murrte sie und ging an ihm vorbei ins Zimmer.

Rasch schloss er die Tür. Dann eilte er an ihr vorbei und drehte das Blatt Papier um, damit sie nicht erkennen konnte, was er geschrieben hatte. Es handelte sich nämlich um einen Bericht für die Zentrale der Brigade Sieben in Washington. Höchste Geheimhaltungsstufe! In dem Protokoll ging es um seine letzte Mission in San Pedro, bei der er um ein Haar ermordet worden wäre. Hinter der Sache steckte ein unbekannter Drahtzieher, der ihm mehrere Berufsmörder auf den Hals gehetzt hatte. Bis auf eine Ausnahme waren die Todesboten jedoch selbst in der Hölle gelandet. Der Mann, der fliehen konnte, hieß Bill Wynott. Lassiter wollte ihn ausfindig machen. Er hasste unerledigte Fälle. Zudem war dieser Wynott der Einzige, der Verbindungen mit dem geheimnisvollen Auftraggeber unterhielt.

Maria räusperte sich und drückte ihr Rückgrat durch.

Der Anblick ihrer prall gefüllten Bluse katapultierte den Mann von der Brigade Sieben in die Gegenwart zurück. Er sah der künstlich Erblondeten tief in die Augen und sagte: »Es ist schön, dass du mich besuchst, Maria, aber im Moment passt es nicht so ganz. Ich schreibe gerade einen Brief. Er muss noch heute zur Post.«

Sie machte den Hals lang. »Du wirst mir doch nicht etwa untreu, Lassiter?« Vor einigen Tagen hatte er die Tänzerin in der Romero Bar kennen gelernt und prompt eine Affäre mit ihr begonnen.

»Keine Sorge. Es ist etwas Dienstliches«, erwiderte er. »Am besten, wir treffen uns in einer Stunde unten im Foyer.«

Maria drückte an ihrer neuen Frisur herum. »Nun, ich bin nicht nur gekommen, um dir meine Haare zu präsentieren. Es gibt da etwas, das du wissen solltest.«

»Erzähl’s mir.«

Sie seufzte tief, bevor sie zu sprechen anfing. »Romero, mein Chef, hat sich ein zweites Etablissement zugelegt. In Albuquerque. Ende dieser Woche wird der Laden eröffnet. Romero will, dass ich dort tanze.«

Lassiter horchte auf. Seine Geliebte Maria Mendez wollte San Pedro verlassen. Das musste er erst einmal verdauen. Er schlang seine Arme um ihre Taille, zog sie an sich und sah sie an. »Wann musst du los?«

»Morgen, bei Tagesanbruch.«

»Schon morgen?« Die Aussicht, schon in wenigen Stunden seine heißblütige Gespielin zu verlieren, versetzte ihm einen Stich ins Herz. »Fährst du allein, oder begleitet dich jemand.«

»Jackie und Trish, zwei Tanzmädchen aus der Bar, sind mit von der Partie.«

»Wer kommt noch mit?«

»Keiner, nur der Mann, der den Wagen lenkt.«

Lassiter schüttelte den Kopf. »Ich fasse es nicht. Romero lässt euch ohne männlichen Begleitschutz reisen?«

Maria entwand sich seinem Griff. »Wir drei sind erwachsene Frauen und keine hilflosen Zierpüppchen.« Sie griff in eine Tasche ihres Rockes und zog eine zweischüssige Derringer-Pistole hervor. »Wer uns zu nahe kommt, den mache ich zum Eunuchen!

Lassiter gefiel das nicht. Drei junge Frauen allein auf dem Weg von San Pedro nach Albuquerque. Ein gefundenes Fressen für die zweibeinigen Aasgeier, die unterwegs auf Beute lauerten. Was dachte sich dieser Romero?

Er seufzte schwer.

Maria tätschelte seine Wange. »Oh, wie lieb von dir. Du hast Angst um mich, oder?«

»Zugegeben.« Er nickte und sandte einen flüchtigen Blick auf seinen angefangenen Bericht. Wenn er sich beeilte, würde er den Text in einer halben Stunde fertig haben. Danach könnte er sich ganz und gar der schönen Maria widmen. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Schön, wenn sie ihm noch einmal ihren spektakulären Nackttanz vorführte.

Schon bei der Vorstellung an dieses Labsal glühten ihm die Ohren.

Maria kicherte plötzlich. »Wetten, dass ich weiß, was du eben gedacht hast?«

»Nanu? Bist du unter die Hellseher gegangen?«

Mit der einen Hüfte touchierte sie seine Lenden und die harte Stelle in der Mitte. »Wow!«, sagte sie.

Lassiter atmete tief durch. Jetzt wusste sie, wie es um ihn bestellt war.

Doch dann wandte sich Maria Mendez zur Tür. Die Klinke in der Hand, sandte sie ihm einen schmachtenden Blick.

»Mach nicht so lange«, sagte sie und bewegte ihre Schultern. »Ich warte im Foyer auf dich.«

***

Lassiter beendete den Bericht an die Zentrale. Er faltete das Papier, schob es in das bereitgelegte Kuvert und versiegelte es. Dann begab er sich ins Foyer und beauftragte den Portier, den Brief unverzüglich zur Post zu bringen.

Maria saß auf dem Polstersofa gegenüber der Rezeption und blätterte in einer Zeitschrift.

Lassiter ging zu ihr. »Lust auf einen Ausritt?«, erkundigte er sich.

Sie legte das Heft neben sich. »Gern. Aber ich müsste vorher auf einen Sprung zu Jackie und Trish.«

»Deine beiden Reisegefährtinnen?«

»Du sagst es.« Maria stand auf und strich ihren Rock glatt. »Ich hab versprochen, den beiden beim Packen zu helfen. Du weißt ja, wie die junger Hühner so sind. Sie haben nur Flausen im Kopf.«

»Wie lange bleibt ihr in Albuquerque?«, hakte Lassiter nach.

»Eine Woche, so viel ich weiß, aber wenn Romero es verlangt, bleiben wir länger.«

Lassiter nickte in Gedanken.

Maria trat an den Spiegel, der auf Augenhöhe in die Marmorsäule neben dem Empfangspult eingelassen war. Sie beäugte sich prüfend von allen Seiten. Schließlich reichte sie Lassiter kokett ihren rechten Arm.

Sie traten vor die Tür.

»Wo wohnen die zwei Grazien?«, fragte Lassiter. »Jackie und Trish, meine ich.«

»Carson Street, gleich neben dem Slocum Corral.«

Es war Nachmittag geworden. Die glühende Hitze hatte sich verflüchtigt. Weiße Wolken schwammen am Himmel. Von Norden wehte ein angenehm frischer Wind. Die Leute hatten ihre Mittagsruhe beendet und bevölkerten nun wieder die Straßen und Bürgersteige.

Bis zur Carson Street war es nur ein Katzensprung. Im Slocum Corral soffen zwei ungesattelte Pferde aus der Tränke. Ein Mann mit einer Schubkarre schüttete gehäckseltes Stroh auf den Fressplatz. Als Lassiter mit Maria Mendez vorbeiging, schwenkte er grüßend seinen Hut.

Das Haus, in dem die Mädchen wohnten, bestand aus grob zugehauenen Adobesteinen und einem Schrägdach, das mit Teerpappe belegt war. An der gemauerten Esse hing ein alter Steckbrief, der vor entflohenen Sträflingen aus Fort Yuma warnte.

Sie hatten den Eingang erreicht.

Die Vordertür war nicht verriegelt. Ohne zu klopfen, schob Maria sie auf. Irgendwo im Innern des Gebäudes stöhnte jemand, als hätte er sich eine schwere Verwundung zugezogen.

Maria stutzte und blieb lauschend stehen.

Auch Lassiter spitzte seine Ohren. Nach einigen Sekunden legte er schmunzelnd einen Arm um ihre Hüften. »Von wegen Sachen packen«, meinte er. »Deine Schützlinge scheinen mit ganz anderen Dingen beschäftigt zu sein.«

Maria ballte die eine Hand zur Faust und schüttelte sie. »Diese kleinen Hürchen! Kaum dreht man ihnen den Rücken zu, holen sie sich einen Kerl ins Bett.«

Sie hob die Hand, um die Zwischentür zu öffnen.

»Warte.« Lassiter hielt sie davon ab. »Es wäre nicht fair, sie jetzt zu stören.«

Maria sah ihn an.

»Magst du es, wenn du dabei gestört wirst?« Er grinste vielsagend.

In diesem Augenblick erklang ein lauter Lustschrei aus dem Nebenraum. Kaum war er verklungen, meldete sich eine zweite Stimme. Beides Mädchenstimmen.

Marias Gesicht verfärbte sich. »Jetzt reicht’s mir aber!« Sie stieß die Tür auf.

Lassiter spähte über ihre Schulter in die Stube. Zwei Mädchen von knapp zwanzig Jahren wälzten sich auf einem zerwühlten Bett und schmusten miteinander. Beide waren so gut wie nackt. Ein Mädchen mit braunem Lockenschopf lag auf dem Rücken, die schlanken Beine zu einem offenen Dreieck gespreizt. Ihre hellblonde Gespielin hockte über ihr und streichelte sie zärtlich. Sie waren so vertieft, dass sie nicht merkten, dass sie nicht mehr allein waren.

»Jackie! Trish!« Maria stampfte mit einem Fuß auf. »Was ist in euch gefahren? Seid ihr von allen guten Geistern verlassen?«

Die Mädchen erschraken und sprangen auf.

Die Hellblonde presste ihre Knie zusammen und lächelte verlegen. Das andere Girl wischte sich mit dem Handrücken über ihre feuchten Lippen und schnaufte schwer.

»Los! Zieht euch was an!«, kommandierte Maria.

»Hättest wenigstens anklopfen können«, maulte die Blonde.

»Halt die Klappe, Jackie!« Maria blickte sich sichtlich erbost um. »Ich bin extra gekommen, um euch beim Packen zu helfen, und ihr? Nichts habt ihr vorbereitet. Stattdessen wälzt ihr euch auf der Matratze wie zwei rollige Katzen. Verdammt! Reißt euch zusammen!«

»He, wie redest du mit uns?«, murrte Trish. Sie war ein bildhübsches Mädchen mit Puppengesicht, meerblauen Augen und aufgeworfenen Schmolllippen. »Was soll denn der Gentleman von uns denken?« Mit spitzen Fingern griff sie nach der rot karierten Hemdbluse, die über einem Stuhl hing.

Lassiter sagte nichts. Er schaute nur.

Wie auf Kommando stellten sich die Mädchen in Positur. Sie drückten das Rückgrat durch, hoben das Kinn und strahlten Lassiter an, als wäre er eine göttliche Erscheinung.

»Lasst den Unsinn!«, fauchte Maria. »Zieht euch an! Na macht schon!«

Die blonde Jackie drehte sich um die eigene Achse. Mitten in der Bewegung pflückte sie einen ihrer Strümpfe vom Bett, wobei sie laut »Olé!« rief.

Maria baute sich vor Lassiter auf. Burschikos schob sie ihn hinaus. »Du solltest jetzt nicht hier sein«, sagte sie. »Schluss der Vorstellung. Am besten, du wartest so lange vor der Tür.«

»Schade.« Lassiter drehte sich um.

Doch Trish war schneller. Sie stellte sich vor ihn, breitete die Arme aus und sagte, an Maria gewandt: »Willst du uns nicht mit deinem Freund bekannt machen? Jackie und ich würden ihn gern näher kennen lernen.«

Jackie, die gerade ihren Schlüpfer anzog, hielt inne und nickte begeistert.

Mit grimmiger Miene trat Maria einen Schritt vor. »Geh beiseite, Trish! Sonst passiert ein Unglück.«

Das Mädchen mit den Locken zog eine Grimasse, räumte aber das Feld. »Sehen wir uns in Albuquerque?«, fragte sie, als Lassiter an ihr vorbeiging.

»Könnte dir so passen«, giftete Maria. »Und jetzt fangt an, eure Sachen zu packen. Denkt an festes Schuhwerk und warme Decken. Die Nächte am Rio Grande sind kalt. Ich sehe nachher noch einmal vorbei. Und wehe euch, ihr seid nicht fertig!«

Vor dem Haus stieß Maria einen leisen Fluch aus. »Ich frage mich, wie ich es mit den beiden eine ganze Woche lang aushalten soll. Die kleinen Luder haben es faustdick hinter den Ohren. Sie brauchen eine strenge Erziehung. Aber ich bin doch nicht ihre Nanny.«

Lassiter wollte eben antworten, da kam ein Junge um die Ecke gerannt. Er war schätzungsweise vierzehn und trug ein Cowboyhemd und eine Kniehose aus Leder, dazu Schnürstiefel mit kleinen Sporen. Er jagte am Corral entlang und blieb schwer atmend vor Lassiter stehen.

Ehe sich der Mann von der Brigade Sieben versah, drückte ihm der Schnellläufer einen zerknüllten Zettel in die Hand.

Ohne ein Wort der Erklärung rannte der Bote weiter. Im Nu war er hinter der Wegkrümmung verschwunden.

Neugierig faltete Lassiter das Papier auseinander.

Maria reckte den Hals, um etwas zu erhaschen, doch Lassiter wandte sich ab, als er den Inhalt des Zettels überflog.

Es standen nur drei Worte darauf:

BILL WYNOTT, ALBUQUERQUE

Lassiter steckte die Botschaft in die Hosentasche.

»Was sollte das eben bedeuten?«, fragte Maria. »Was wollte der Bengel von dir?«

Bill Wynott, Albuquerque. Lassiter atmete tief durch. Die Botschaft kam wie gerufen. Dank des kleinen Informanten hatte er endlich eine Spur. Vermutlich hatte sein Kontaktmann ihm den Jungen geschickt. Immer wieder erstaunlich, wie gut das Nachrichtennetz der Brigade Sieben funktionierte, selbst im Grenzland des ungezähmten New-Mexico-Territoriums.

Maria stieß ihn an. »Ist es wenigstens eine gute Nachricht?«, fragte sie.

»Das will ich meinen«, gab Lassiter zurück. Er zerknüllte den Zettel in der Hosentasche. »Wir werden gemeinsam nach Albuquerque fahren.«

»Was?«

»Wir fahren zu viert nach Albuquerque«, sagte er.

Maria starrte ihn ungläubig an. »Du nimmst mich auf den Arm, oder?«

»Nein, Ma’am. Ich komme mit.«

Mit einem Freudenschrei fiel Maria ihm um den Hals. Während sie sein Gesicht mit Küssen bedeckte, erblickte Lassiter die blonde Jackie hinter der Fensterscheibe. Das Mädchen hatte die Lippen gespitzt und zwinkerte ihm verschwörerisch zu. Neben ihr erschien Trish, die sich lasziv mit der Zunge über ihre Oberlippe strich.

Tod und Teufel, schoss es ihm durch den Kopf. Da hab ich mir ja eine feine Reisegesellschaft ausgesucht. Wenn das mal gut geht …

***

In der Halle des El Paso Hotels roch es nach einem aufdringlichen Veilchen-Parfüm.

Bill Wynott rümpfte die Nase, als er eintrat.

Er sah sich um und erblickte einen Hotelboy, der sein Käppi schief auf einem Ohr trug. »He, du da, ich will zu Matt Stewart. Der wohnt doch hier, oder?«

Der Junge trug ein Tablett mit leeren Gläsern. Zwei Schritte vor Wynott blieb er stehen. »Ja, einen Mister Stewart gibt es bei uns. Aber er ist nicht im Haus.«

»Dann sag mir, wo er hingegangen ist.«

»Das weiß ich nicht, Sir.«

Gieriger Lümmel! Wynott griff in seine Hosentasche und brachte ein Fünfcentstück zutage. »Der Fünfer gehört dir, wenn es dir einfällt.«

Der Hotelboy spähte sich wichtigtuerisch nach allen Seiten um. Dann reckte er seinen Hals. »Er wollte zu Lady Bella gehen«, sagte er im Flüsterton.

»Lady Bella?« Wynott hob eine Achsel. »Nie gehört. Wer ist das? Eine Adlige aus Übersee?«

Der Boy grinste schief. »Nein, Sir. Sie führt ein Bordell im Howard House.«

Eine Puffmutter. Wynott holte tief Luft. »Ist das Howard House weit von hier?«

Der Junge richtete seinen Blick auf das Geldstück. »Nein, Sir. Es ist gleich um die Ecke, dann die Straße runter bis zur Demarkationslinie.«

Wynott nickte. »Draußen steht mein Pferd, ein erdbrauner Wallach. Kümmere dich um ihn. Kraftfutter, Wasser, eine Bürstenmassage und eine Box mit frischem Stroh. Kriegst du das hin?«

»Bei jedem Wetter.« Der Junge schob seine nach oben gekehrte Hand vor.

Als die Münze darauf fiel, schlossen sich die Finger zur Faust.

Der Hotelboy brachte die Gläser weg. Danach folgte er Bill Wynott auf den Vorplatz des Hotels. Er band den Wallach vom Holm und führte ihn zum Stall.

Der Killer rückte seinen Revolvergürtel zurecht, blickte sich prüfend um und ging in die beschriebene Richtung.

Kaum hatte er die Demarkationslinie überschritten, sichtete er über der Vordertür eines zweistöckigen Steinhauses ein mit Großbuchstaben bemaltes Schild aus funkelndem Messing:

HOWARD HOUSE.

Am Eingang klebte ein Stück Papier mit dem Hinweis, sich nach Eintritt sofort bei einem Hausangestellten zu melden.

Wynott schob die Tür auf und trat über die zerkratzte Schwelle. Sofort eilten zwei leicht beschürzte Mädchen auf ihn zu. Beide trugen hautenge Trikots und rosafarbene Mützen, auf denen Lady Bella stand.

»Ich muss Matt Stewart sprechen«, sagte Wynott. »Kennt ihr den?«

Die Mädchen kicherten, als hätte er einen Witz gerissen. »Mr. Stewart steckt in einer wichtigen Angelegenheit«, sagte die Größere.

»Er hat eine Besprechung mit der Chefin«, ergänzte ihre Kollegin.

Wynott sah hin und her.

»Ich bin Nelly«, erklärte die Große. Auf ihrem Trikot zeichneten sich zwei faustgroße Rundungen ab. »Und das da ist Sugar Bee.«

Wynott tippte sich an den Hutrand. »Ihr könnt mich Bill nennen.« Er blickte von einer zur anderen. »Wann, glaubt ihr, ist die … ähm, Besprechung beendet.«

Beide zuckten mit den Schultern. »Lady Bella hat Mr. Stewart in persönliche Obhut genommen«, meinte Nelly und rollte mit den Augen. »Das kann dauern. Aber ich mache Ihnen einen Vorschlag, Bill. Gönnen Sie sich ein wenig Ruhe und nehmen Sie einen Drink.«

»Wir haben einen vorzüglichen Champagner im Sortiment«, lockte Sugar Bee.

Mit gemischten Gefühlen musterte er die zwei Grazien. Sugar Bee war eine pummlige Brünette mit einem großen Hintern und einem üppigen Balkon. Wenn man genau hinschaute, konnte man erkennen, dass ihre Brustspitzen durch den Stoff ihres Oberteils stachen. Vermutlich war das Trikot das einzige Kleidungsstück, das sie trug.

»Ich trinke keinen Champagner«, erklärte Wynott.

»Wie wär’s mit einem Bourbon?«, fragte Nelly.

»Kein Bedarf.« Wynott wusste, dass die Getränke in einem Bordell unverschämt teuer waren. Er hatte keine Lust, sein Geld aus dem Fenster zu werfen. Im Moment war er knapp bei Kasse. Auch nach Sex war ihm nicht zumute. Er wollte Matt Stewart sprechen. Matt schuldete ihm noch die zweite Rate für den Auftragsmord in San Pedro. Allerdings war der Coup nicht erledigt worden. Bei dem Fight in der Romano Bar hatte der Saukerl Lassiter die Oberhand behalten. Mark Lane, Wynotts Partner, war dabei getötet worden. Inzwischen würde Matt Stewart von dem San Pedro-Debakel wissen. Schlechte Nachrichten sprachen sich schnell herum. Stewart war der Einzige, der den eigentlichen Auftraggeber für den Mord an Lassiter persönlich kannte. Wynott zerbiss einen Fluch. Was, wenn Stewart sich weigerte, das Geld herauszurücken?

Der Gedanke daran machte ihm zu schaffen.

Da ging eine Seitentür auf, und ein grauhaariger Mann um die Fünfzig trat in den Vorraum. Er trug einen dunkelgrauen Gehrock und eine schlecht gebundene Krawatte. Missmutig blinzelte er ins dämmrige Licht.

Nelly eilte zu ihm. Sie fragte, ob sie etwas für ihn tun konnte.

Der Freier winkte wegwerfend ab. Dann erblickte er Wynott und stutzte, für den Bruchteil einer Sekunde. Ohne die Miene zu verziehen, steuerte er auf den Ausgang zu.

Wynott beschlich ein ungutes Gefühl. Offenbar kannte der Mann ihn von irgendwo her. Ob in Albuquerque schon Steckbriefe von ihm hingen?

Er legte Sugar Bee die Hand auf die Schulter. »Ich muss los! Kannst du Matt Stewart ausrichten, dass ich hier gewesen bin?«

»Na klar.« Sie nickte. »Von wem soll ich ihn grüßen?«

»Bill. Sag ihm, Bill wäre hier gewesen. Dann weiß er schon Bescheid.«

»Soll ich ihm etwas ausrichten.«

»Nicht nötig. Ich melde mich später.«

»Okay, Mr. Bill.« Die Pummlige strich sich über ihre breiten Hüften. »Aber beim nächsten Mal kommen Sie nicht so leicht davon. Dann trinken wir einen zusammen.«

»Ganz bestimmt.« Er wandte sich um, drehte sich jedoch noch einmal um, weil er etwas wissen wollte. »Der Gent eben, weiß einer von euch, wer das ist?«

Die Mädchen kicherten belustigt.

Wynott schnitt eine Grimasse. »Ich weiß nicht, was es da zu lachen gibt«, murrte er. »Also! Kennt ihr den Mann oder nicht?«

»Wir kennen ihn«, sagte Nelly.

»Es ist Deputy Schulz«, ergänzte Sugar Bee. »Der zweite Hilfssheriff des Polizeichefs.«

Starker Tobak. Plötzlich brannte Wynott brannte der Boden unter den Füßen. Er machte, dass er aus dem Haus kam. Inzwischen war er fest davon überzeugt, dass der Sternträger ihn erkannt hatte.

Vermutlich hing im Sheriff’s Office von Albuquerque ein Steckbrief mit einem gezeichneten Bild von ihm. Bei seiner letzten Aktion in der Romero Bar hatte es ja genügend Zeugen gegeben, die ihn beschreiben konnten.

Bei diesem Gedanken ballte er die Fäuste.

Wynott nahm sich vor, vorsichtig zu sein. Sehr, sehr vorsichtig. Albuquerque war ein heißes Pflaster. Er schaute sich nach allen Seiten um.

Nichts Verdächtiges. Keiner der Passanten nahm von ihm Notiz. Aber das konnte sich im Nu ändern, sobald ihn jemand erkannte.

Er zog seinen Hut in die Stirn. Mit gezwungener Gemächlichkeit stapfte er über die von Hufeisen zerpflügte Straße. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein Liquor Shop mit einer Terrasse vor dem Eingangsbereich. Auf der Plattform standen zwei Einbeintische und ein halbes Dutzend Hocker ohne Lehne. Die Tür zum Laden war geöffnet. Der Geruch von altem Rauch und süßem Likör strömte heraus.

Wynott sah sich nach einem geeigneten Sitzplatz um. Er entschied sich für den Tisch, der von dem massiven, hinteren Stützpfeiler halb verdeckt war. Von hier aus konnte er die Vordertür des Howard House beobachten, ohne selbst gesehen zu werden. Irgendwann musste der Hurenbock Matt Stewart ja herauskommen.

Er rückte sich einen Hocker zurecht und setzte sich hin. Als niemand kam, um zu fragen, was er bestellen wolle, klopfte er mit den Knöcheln hart auf die Tischplatte.

Nach einer Weile schlurfte eine alte Frau in einem schwarzen Taftkleid aus dem Geschäft. Auf ihrem grauen Haar thronte eine mit Spitze verzierte Witwenhaube. Als sie an seinen Tisch trat, funkelten ihre kleinen, rot geäderten Augen plötzlich auf.

»Ich nehm einen Whiskey«, sagte er.

Die Frau gab keine Antwort. Sie ging an den Rand der Terrasse und spähte die Straße entlang, als hielte sie nach jemand Ausschau.

Wynott kam das Spanisch vor.

Da trat die Alte wieder an seinen Tisch. »Wissen Sie, an wen Sie mich erinnern?«, fragte sie rauhalsig.

Wynott hob die Achseln. Sein ungutes Gefühl wurde stärker.

Die Frau senkte die Stimme. »Sie sehen genau so aus wie der Mann auf dem Steckbrief, der an der Town Hall ausgehängt ist. William Wynott, genannt Bill.«

Wynott saß wie angegossen.

Die Frau fuhr fort: »Wäre ich an Ihrer Stelle, Mister, dann würde ich schleunigst aus der Stadt verschwinden.«

Die Warnung traf Wynott wie eine Kugel ins Herz. Die Frau hatte es auf den Punkt gebracht. Er war in Lebensgefahr. Wenn die alte Vettel ihn erkannte, würden ihn auch andere erkennen. Der Steckbrief hing öffentlich aus. Also musste er verschwinden, sonst gab es ein böses Erwachen.

Ohne ein Wort erhob er sich.

Die Frau sah ihn an, aus zusammengekniffenen Augen, mit ausdrucksloser Miene.

Als er wegging, spürte er ihre Blicke in seinem Rücken. Unwillkürlich legte er einen Schritt zu. Er hoffte, dass die Frau ihn nicht ans Messer lieferte.

Mit eiligen Schritten ging er den Weg zurück, den er eben gekommen war.

Schon kam das El Paso Hotel in Sicht.

Er ging langsamer. Ohne Eile bewegte er sich am Eingang vorbei, überquerte den Hinterhof und trat in das Stallgebäude. Ein Pferdeknecht in kniehohen Stiefeln war gerade dabei, Wynotts Rotbraunen zu striegeln.

»Du kannst aufhören«, sagte der Killer und warf ihm eine Münze zu.

Der Bursche fing das Geld und trat zur Seite.

Wynott warf seinem Wallach den Sattel über und befestigte die Gurte. Der Stalljunge ging ihm dabei zur Hand. Niemand sprach ein Wort. Als Wynott das Pferd aus dem Stall führte, erblickte er den grauhaarigen Mann, dem er vorhin im Howard House begegnet war:

Deputy Schulz.

Der Kerl griff gerade nach seiner Waffe.

***

Maria Mendez schloss seufzend die Augen, als sie Lassiters warme, liebkosende Hand unter ihrer Bluse fühlte.

Es freute sie, dass er gleich zur Sache kam. Dass ihm ihr Körper gefiel, versetzte sie in Hochstimmung. Wäre ich eine Katze, würde ich jetzt schnurren, dachte sie amüsiert.

Sie standen auf einem der Hügel, nördlich der Stadt. Ringsum wucherte blickdichtes Dornengestrüpp. Ihre Pferde waren an eine Krüppelkiefer angebunden und rupften an dem spärlichen Grün, das aus dem sandigen Boden spross. Die Sonne verbarg sich hinter einer Abteilung Wolken, die wie riesige Wattebäusche aussahen. Irgendwo hinter dem Buschwerk krächzten Krähen. Weiter weg ertönte das klagende Jaulen eines einsamen Coyoten.

Maria stöhnte auf.

Eben war Lassiters Hand eine Etage tiefer gerutscht. Über ihren Bauch glitt sie auf ihren Venushügel. Sie spürte, wie der Mann mit Daumen und Zeigefinger an ihrem krausen Schamhaar zupfte.

Mechanisch stellte sie die Beine breiter. »Wenn du willst, ziehe ich mich aus«, flüsterte sie.

»Warte noch«, sagte er.

Ihr war alles recht. Hauptsache, er war bei ihr. Sie nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste zärtlich seine Wangen, seine Nase und sein Kinn. Als ihre Zunge an seinen Lippen spielte, war auch seine Zunge zur Stelle.

Ein langer Kuss voller Leidenschaft. Im Stillen verglich Maria Lassiter mit den anderen Männern, mit denen sie bisher intim gewesen war. Seine Vorgänger schnitten sehr schlecht ab. Es war, als wenn man eine Rose mit Unkraut verglich.

Schon spürte sie tastende Finger an ihrer Öffnung. Fast spielerisch zupften sie an ihren schlüpfrigen Fältchen. Im Nu stand ihr Lustknopf voll in Blüte. Es dauerte nur ein paar Sekunden, und sie musste den Zungenkuss abbrechen, weil ihr die Luft zum Atmen fehlte.

Es war, als wenn ein Feuersturm durch ihren Körper raste. »O mein Gott«, stöhnte sie.

Da sie wusste, dass der Anblick Männern gefiel, öffnete sie die Bluse, hob nacheinander ihre großen Fleischkugeln aus dem Mieder und saugte die eine Warze in den Mund.

Lassiters Augen weiteten sich.

Treffer, dachte Maria.

Nach einiger Zeit nahm er ihre andere Brust und biss sanft hinein. Maria blähte die Nüstern. Sie spürte, wie die Lippen des Mannes ihre linke Brustwarze umschloss und in die Länge zog. Der Vorgang dauerte eine Weile. Hin und wieder ertönte ein schmatzendes Geräusch, sobald Lassiter sich festgesaugt hatte.

Ein Hauch von Glückseligkeit durchströmte die Frau. Nie zuvor hatte ein Mann solche starken Empfindungen in ihr wachgerufen.

Sie ließ eine Hand nach unten wandern. Schon ertastete sie die Schnalle seines Gürtels. Sie öffnete das Schloss und spürte, wie die Hose tiefer rutschte.

Die Beule auf seiner Unterhose regte ihre Fantasie an. Auf einmal überkam sie eine seltsame Vision. Sie erblickte ihre zwei Kolleginnen Trish und Jackie, beide im Evaskostüm. Sie schoben die Pendeltüren eines Saloons auf und stolzierten mit wackelnden Hüften zum Schanktisch, an dem Lassiter stand und ein Bier trank. Als er die zwei Mädchen sah, wischte er sich den Schaum von den Lippen und winkte sie zu sich. Trish kniete sich vor ihn und hob herausfordernd ihre Brüste. Jackie kletterte auf den Tresen und brachte ihren Schoß in die Nähe seines Mundes.

Ein schmatzendes Geräusch ließ Maria zusammenfahren.

Sie riss die Augen auf und blickte in das vor Lust gerötete Antlitz ihres Liebhabers. Noch immer knabberte er an ihren wippenden Brustspitzen.

Plötzlich überkam sie der brennende Wunsch, seinen harten Schaft in den Mund zu nehmen. Genau wie Trish in ihrem Tagtraum fiel sie auf die Knie. Hastig streifte sie Lassiters Unterhose bis auf seine Knöchel hinunter.

Sie starrte auf den harten Rammsporn, der sich ihr entgegen reckte. Allein sein Anblick sorgte dafür, dass ihr Herzschlag sich beschleunigte.

Voller Entzücken begann sie, an dem Schaft zu reiben. Lassiter stieß einen grunzenden Laut aus. Wild entschlossen stülpte sie ihre Lippen über die Spitze. Lassiter stand ganz still, während sie ihren Kopf auf und ab bewegte.

Nach einer Weile strich er ihr sanft über das Blondhaar. »Nimm ihn zwischen deine Boobies«, sagte er.

Sie gab dem Pint einen Kuss, dann zwängte sie ihn in ihre enge Brustfurche. Gefühlvoll krümmte und streckte sie ihren Oberkörper. Immer wieder lugte das pilzköpfige Ende zwischen dem wippenden Brustfleisch hervor. Von Begierde getrieben, fing sie wieder an, daran zu lutschen.

Lassiter ließ die Prozedur eine ganze Weile über sich ergehen. Schließlich ging er in die Hocke, sodass er auf gleicher Höhe mit ihr war. Er schob den Rock von ihren Hüften, wog noch einmal ihre schweren Halbkugeln, dann gab er ihr einen leichten Schubs gegen die Schulter.

Maria setzte sich auf den Hintern. Gras kitzelte sie an den Pobacken, doch es kümmerte sie nicht. Sie spreizte die Beine und hoffte, dass Lassiter das Gleiche für sie tat, was sie mit ihm getan hatte.

Er enttäuschte sie nicht.

Auf dem Rücken liegend, beobachtete sie, wie sich sein Kopf zwischen ihren Beinen bewegte. Ein Kribbeln, wie sie es noch nie gespürt hatte, durchrieselte sie.

Sie konnte nicht verhindern, dass ihr ein lauter Schrei entschlüpfte. Sie erschrak und hob den Kopf.

Lassiter ging gerade in Stellung. Er brachte seinen Schaft über ihren Schoß. Wie in Trance sah sie zu, wie er zwischen ihren Schenkeln verschwand, wieder vorkam und erneut in ihren Körper eintauchte.

»O Himmel!«, keuchte sie.

Nach dem eher sanften Vorspiel stieß Lassiter jetzt härter und schneller zu.

Maria biss auf ihre Unterlippe, um nicht wieder zu schreien. Doch als Lassiter sie an ihrer empfindlichsten Stelle rieb, war es vorbei mit ihren guten Vorsätzen.

Sie schrie, dass es ihr in den Ohren gellte.

Wellen der Lust durchzuckten ihren Körper. Sie bebte wie in Fieberkrämpfen. Immer wieder bäumte sie sich auf, als wolle sie mit dem Mann, der auf ihr lag, bis in alle Ewigkeit verschmelzen.

»Lassiter! Mein Gott, Lassiter …« Sie umklammerte seine Hinterbacken und rief immer wieder seinen Namen.

Als sie zum Höhepunkt kam, schien die Zeit stillzustehen. Sie keuchte atemlos.

Erst nach und nach gewann sie die Kontrolle über ihre Sinne zurück.

Lassiter hatte sich auf seine Hände gestützt. Im gleichbleibenden Rhythmus bedachte er sie mit wuchtigen Stößen.

Maria spürte, dass auch er gleich so weit war. Und tatsächlich dauerte nicht einmal eine Minute, da verzog Lassiter das Gesicht zur Grimasse und entlud sich in sie.

Dann sank er erschöpft neben sie ins Gras. Er hatte sich mächtig verausgabt, doch schon nach kurzer Zeit atmete er ruhiger.

Sie schmiegte sich an seine Wange und stieß einen langen Seufzer aus.

Lassiter strich ihr über das Haar. »Du bist wunderschön«, sagte er. »Blond steht dir wirklich gut.«

Seine Worte erwärmten ihr Herz. Was für ein großartiger Mann! Sie schloss die Augen und genoss die Zweisamkeit in vollen Zügen.

Nach einiger Zeit hob sie den Kopf. Sie schaute ihn durchdringend an.

Er erwiderte ihren Blick.

In seinen Augen war etwas Rätselhaftes, das sie auf fast magische Weise in seinen Bann zog. Sie beugte sich vor, um nach seinem Glied zu greifen. Nach dem heißen Liebesakt fühlte es sich schlaff und verschrumpelt an.

Eine innere Stimme sagte ihr, dass das nur vorübergehend so sein würde.

In Maria glomm noch ein Funken Wollust. Sie rieb die Innenseiten ihrer Schenkel gegeneinander. Sofort wurde ihr Lustgefühl größer. Am liebsten hätte sie das Liebesspiel noch einmal wiederholt, hier und jetzt.

Doch dann, ganz unvermittelt, verflog die knisternde Atmosphäre der Erotik. Anschwellendes Hufgetrappel drang an ihre Ohren. Eine wohlbekannte Stimme erscholl: »Maria! Wo steckst du? Holla, Maria!«

Lassiter stemmte sich auf einen Ellbogen. »Jackie«, sagte er lakonisch.

Maria nickte düster. »Und wo sie ist, ist Trish auch nicht weit.«

Sie rappelten sich aus dem Gras und schlüpften schnell in ihre Kleider. Während Lassiter seinen Gürtel schloss, stopfte Maria ihre Brüste ins Mieder zurück.

Nur mit Mühe zügelte sie ihre Wut.

Die anhänglichen Girls hatten sie um ein weiteres Vergnügen betrogen. Tod und Teufel! Sollte die Brut in der Hölle schmoren!

Die Hufschläge waren schon ganz nahe.

»Maria!«, rief die aufdringliche Stimme Jackies. »Wo zu Kuckuck hast du dich verkrochen?«

Maria räusperte sich. »Ich bin hier!«, rief sie mit brüchiger Stimme.

Dann stapfte sie zu den Dornenbüschen, die ihr Liebesnest umgaben. Mit einem leise gemurmelten Fluch bog sie die Zweige auseinander.

Die Mädchen ritten auf zwei Ponys, die dem Besitzer der Romero Bar gehörten. Als sie Maria Mendez erblickten, kicherten sie belustigt. »Ich hoffe, wir stören nicht«, sagte Trish.

Maria rang um Fassung. »Was zum Geier wollt ihr hier?«, fauchte sie.

»Dir Bescheid sagen, dass wir mit dem Packen fertig sind«, antwortete Jackie.

»Wenn du magst, kannst du dir unsere Reisesäcke nochmal vorknöpfen«, bot Trish an.

In diesem Augenblick erschien Lassiter. Er fuhr sich mit gespreizten Fingern durch sein halblanges Haar, setzte seinen Stetsonhut auf und lächelte verschmitzt.

Die zwei Mädchen verschlangen ihn mit unverhohlen gierigen Blicken.

Maria Mendez hätte sie am liebsten erwürgt.

***

Die rechte Hand des Deputys erreichte den Griff seines Revolvers.

Wynott reagierte im Stil eines erfahrenen Gunfighters. Blitzartig ließ er die Zügel los und hämmerte dem Graukopf die rechte Faust ins Gesicht.

Der Hilfssheriff kam aus dem Takt und taumelte zurück. Wynott setzte nach und schlug erneut zu. Doch er hütete sich davor, nach seiner Schusswaffe zu greifen. Er wollte den Sternträger nicht ernsthaft verletzen und schon gar nicht umbringen.

Sheriffmord am helllichten Tag! Glatter Selbstmord! Die Bewohner von Albuquerque würden Amok laufen. Wenn man ihn drankriegte, würde er in weniger als einer Stunde als Leiche am Galgen baumeln.

Wynott bewahrte kühles Blut. Es gelang ihm, dem halb betäubten Deputy den halb gezückten Revolver aus der Hand zu reißen. Schulz war in die Knie gegangen und japste nach Luft. Ein Boxhieb in die Magengrube war nicht jedermanns Sache.

Wynott schleuderte den Colt über die angrenzende Mauer. Er sprang auf seinen Rotbraunen und sprengte vom Hof.

Als er die Straße erreichte, zog er die Zügel straff. Das Pferd stieg wiehernd auf die Hinterhand. Ein mit Bauholz beladener Murphywagen rumpelte im Schneckentempo über die Mainstreet.

Wynott dauerte das zu lange. Er lenkte sein Pferd über den hölzernen Bürgersteig. »He! Platz da! Leute! Macht Platz, sage ich!«

Die Menschen sprangen beiseite. Einige drückten sich in Hauseingänge und Nischen. Ein Mann in Kavallerie-Uniform hechtete sich auf die Veranda eines Drugstores. Ein anderer Passant klammerte sich verängstigt an den Holzpfeiler vor dem Gemischtwarenladen.

»Tempo! Tempo!« Wynott drückte dem Pferd die Sporen in die Flanken.

Der Rotbraune jagte wiehernd über den Sidewalk.

Wynott warf einen Blick über seine Schulter. Von dem Deputy war nichts zu sehen. Offenbar hatte sich der Mann noch nicht von dem Niederschlag erholt.

Endlich war die Straße frei. Wynott riss den Rotbraunen nach rechts, rüttelte die Zügel. »Hüh! Lauf, was du kannst, mein Freund!«

Im Höllentempo galoppierte der Wallach die Mainstreet hinunter. Die Hufe wirbelten Staubwolken auf. Sand klatschte den Leuten ins Gesicht.

Wynotts vorgestreckter Oberkörper berührte fast den Hals des Pferdes. Wie ein Banner flatterte sein rotes Halstuch hinter ihm her. Seine Hände umklammerten die Zügel.

Die schnellen Beine des Rotbraunen wirbelten über den Untergrund.

Die Leute hoben sich Tücher vor Mund und Nase, um sich vor den Sandfontänen zu schützen. Sie schimpften und schüttelten drohend die Fäuste.

Wynott ignorierte den Protest. Er blickte nach vorn. Bis zum Ende der Hauptstraße war es noch ein gutes Stück. Albuquerque war im Laufe der Zeit zu einer ansehnlichen Boomtown geworden. Die Häuser zu beiden Seiten der Straße glitten im Schnelldurchgang an ihm vorbei.

Spontan bog er in die Quergasse hinter einer Eckkneipe ab.

Hier ging es bedeutend ruhiger zu als auf der Mainstreet. Außer einem betrunkenen Cowboy, der an einem Fahnenmast lehnte und dummes Zeug lallte, war kein Mensch zu sehen.

Wynott zwang sein Pferd zum Halten. Er warf einen Blick zur Einmündung der Hauptstraße. Niemand zeigte sich. Wie es aussah, wurde er nicht verfolgt. Deputy Schulz schien nicht gerade der Schnellste zu sein.

Erst jetzt dachte Wynott darüber nach, was er jetzt tun sollte. Wohl oder übel musste er in der Stadt oder wenigstens in deren Nähe bleiben. Matt Stewart wohnte hier.

Und wo Matt Stewart war, war das Geld.

Wynott ritt gemächlich weiter. Er passierte einen schmalen Seitenweg, dessen Ränder mit blühenden Sträuchern gesäumt waren.

Nach kurzem Überlegen lenkte er sein Pferd in die Gasse.

Linker Hand kam eine schäbige, alte Blockhütte in Sicht. Neben der Haustür, die sperrangelweit offenstand, erblickte Wynott ein Holzfass mit mehreren Einschusslöchern.

Er hielt inne und lauschte angespannt. Das Haus schien unbewohnt. Kein Geräusch drang aus dem Innern. Er überlegte, ob er die Hütte als vorläufigen Unterschlupf nutzen sollte. Hier würde wohl keiner nach ihm suchen. Sobald es dunkel geworden war, würde er Matt Stewart aufsuchen und das ausstehende Blutgeld verlangen.

Er ritt näher, federte aus dem Sattel und band sein Pferd lose an den Baum.

Dann wandte er sich der Holzruine zu.

Auf Verdacht zog er seinen Colt. Er wollte keine böse Überraschung erleben. Die Sache mit Deputy Schulz war ihm eine Warnung.

Er trat auf die wurmstichige Schwelle, die sein Gewicht mit einem hässlichen Knarzton quittierte. Im Haus herrschte traniges Halbdunkel. Fenster oder Luken gab es nicht. Das Licht fiel durch die geöffnete Tür.

Es dauerte eine Weile, bis sich Wynotts Augen an die Düsternis gewöhnt hatten. Die Hütte bestand nur aus einem einzigen Raum. Ein umgeworfener Tisch lag in der Mitte. Über einem Schemel Marke Eigenbau hing ein Stück Lumpen, das wohl mal ein Cowboyhemd gewesen war. Der Boden war mit Unrat übersät: zerrissene alte Zeitungen, verrostete Konservendosen, Mäusekot, Holzscheite, zerbrochenes Geschirr, verschimmelte Brotreste und jede Menge Staub und Dreck.

Im hintersten Winkel entdeckte Wynott einen aufgeschlitzten Strohsack, vermutlich das Lager eines Vagabunden oder Desperados. Über der Liegestatt hing schief ein gerahmtes Bild an der Wand. Es zeigte die klapprige Gestalt eines weißhaarigen Jägers, der einen Indianerskalp in die Höhe hielt.

Wynott rümpfte die Nase. Der säuerlich-faulige Geruch, der in der Luft lag, war Ekel erregend. Schon der Gedanke, einige Zeit in diesem widerwärtigen Elendsquartier verbringen zu müssen, verursachte ihm Magengrollen.

Doch er hatte keine große Wahl. Sein Gesicht zierte einen gottverdammten Steckbrief. Hunderte Menschen gingen täglich daran vorbei. Sein Schicksal war besiegelt, sobald ihn einer erkannte und Alarm schlug.

Wynott war hin- und hergerissen. Da musste er unvermittelt an Bing Olsen, den Schweden, denken. Vor ein paar Jahren hatte er mit dem blonden Wikinger und Mark Lane ein Ding in Ellsworth gedreht: einen Überfall auf eine Filiale der Ramsey & Lewis Bank. Dort gab es einen Tresorraum, in dem die Rinderbarone das Lohngeld für die Treck-Cowboys deponiert hatten, die Tausende von Longhorn-Rindern aus Texas zu den Bahnstationen getrieben hatten. Er, Mark Lane und Olsen waren gerade dabei, einen der Stahlschränke auszuräumen, als die aufgescheuchten Bewohner die Vordertür von außen zusperrten und das Bankgebäude umzingelten. Während er, Wynott, mit Mark Lane durch die Hintertür entkommen konnte, wurde der Schwede von den Leuten geschnappt. Der Mob schäumte vor Wut. Sie rissen dem armen Teufel die Klamotten vom Leib und walkten ihn kräftig durch. Dann schleiften sie den Halbtoten zu einer Pappel, an der sie ihn aufhängten. Olsen war ein Hüne von über zweihundert Pfund gewesen. Kaum baumelte sein Riesenleib am improvisierten Galgen, da wurde ihm der Kopf vom Körper gerissen. Man steckte den Kopf zur Abschreckung auf einen angespitzten Pfosten, gegenüber dem General Store.

Brrr! Wynott verscheuchte die unangenehme Erinnerung. Er hatte von Olsens unrühmlichen Abgang in der Zeitung gelesen. Die Nachricht prangte mit fetter Überschrift auf der ersten Seite. Die Leute lasen solche gruseligen Storys gern. Sie brachten etwas Farbe in ihren eintönigen Alltag.

Wynott ließ den Colt sinken. Auf einmal fand er den Gestank in der Hütte gar nicht mehr so schlimm. Für eine Weile würde es schon gehen. In drei, vier Stunden war die Sonne untergegangen. Nachts waren alle Katzen grau. Wenn er ein paar kleine Veränderungen an seinem Äußeren vornahm, würde ihn schon keiner erkennen.

Auf Schleichwegen würde er zu Matt Stewart ins El Paso Hotel pirschen und das Geld kassieren. Sobald die Bucks in seiner Brieftasche knisterten, würde er New Mexico verlassen und nie hierher zurückkehren. Amerika war ein weites Land. Für einen Profi seines Kalibers gab es überall etwas zu tun.

Er grinste selbstgefällig.

Plötzlich hörte er, wie sein Rotbrauner vor dem Haus laut wieherte.

Wynott hielt den Atem an. Ohne einen Laut drehte er sich um. Er hob den Revolver, spannte den Schlaghahn und bog den Finger um den Abzug.

Zu seiner Verwunderung hörte er die leise Stimme einer Frau.

»Ist ja gut, mein Großer«, sagte sie. »Ich wusste doch, dass dir Äpfel schmecken.«

***

Der Washingtoner Geschäftsmann Matt Stewart trat in das Foyer des El Paso Hotels.

Das Schäferstündchen mit Lady Bella war eine Wucht gewesen. Die alte Schachtel wusste, wie man einen Mann um den Finger wickelte. Kaum zu glauben, was für ein Feuer in ihrem Leib loderte. Über eine Stunde hatten sie es getrieben. Oder waren es zwei Stunden? Stewart wusste es nicht mehr so genau. Der Beischlaf hatte ihn ein kleines Vermögen gekostet. Aber das Geld war nicht zum Fenster rausgeschmissen. Ganz im Gegenteil. Bella war auf Draht. Trotz ihrer vierzig Jahre brauchte sie den Vergleich mit den jungen Hühnern nicht zu scheuen. Der reife Liebesengel hatte ihm so zugesetzt, dass er nur noch eines im Sinn hatte: Schlaf.

Als Stewart an die Treppe kam, die zur Etage mit den Zimmern führte, erblickte er Sammy, den Hotelboy.

»Einen Moment, Sir.« Der Junge stellte das Tablett, das er auf seiner rechten Hand balancierte, auf eine Kommode. Er hob gewichtig die Augenbrauen. »Ich habe eine Nachricht für Sie, mein Herr.«

Matt Stewart, ein korpulenter Mittfünfziger im adretten, dunkelblauen Gehrock, blieb stehen. Mit gekrauster Nase sah er den Steppke an. Er konnte Sammy nicht leiden. Der vorlaute, kleine Kerl war gieriger als ein Börsenspekulant von der Wall Street. Selbst für die kleinste Gefälligkeit hielt er frech die Hand auf.

»Was gibt’s?«, grunzte Stewart.

Sammy zog ein Pokerface. »Da war jemand, der zu Ihnen wollte«, sagte er und schwieg.

»Interessiert mich nicht.« Stewart wandte sich zum Gehen. Der Bengel kann es nicht lassen, dachte er.

»Aber Sir!« Sammy hob die Stimme. »Sie sollten diesen Mann nicht unterschätzen. Ein hart gesottener Typ, das sieht man ihm an der Nasenspitze an. Nehmen Sie sich vor ihm in acht!«

»In acht nehmen?« Stewart hob eine Hand und rieb seine Narbe auf der linken Wange.

In den Augen des Jungen flirrte Angst. »Der Mann sieht wirklich Furcht erregend aus«, sagte er gepresst. »Ein Riesenkerl, lang wie eine Latte und mit Händen, die wie Schaufeln sind.«

»Wie ist sein Name?«

»Hat er mir nicht verraten.«

Stewart überlegte. Ihm kam da ein Verdacht. »Hm, wie kommst du darauf, dass er angeblich so gefährlich ist.«

»Die Leute reden«, meinte Sammy.

Langsam erwachte die Neugierde in dem Mann. »Was reden die Leute denn so?«