Lassiter Sammelband 1833 - Jack Slade - E-Book

Lassiter Sammelband 1833 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Seit über 30 Jahren reitet Lassiter schon als Agent der "Brigade Sieben" durch den amerikanischen Westen und mit über 2000 Folgen, mehr als 200 Taschenbüchern, zeitweilig drei Auflagen parallel und einer Gesamtauflage von über 200 Millionen Exemplaren gilt Lassiter damit heute nicht nur als DER erotische Western, sondern auch als eine der erfolgreichsten Western-Serien überhaupt.

Dieser Sammelband enthält die Folgen 2380, 2381 und 2382.
Sitzen Sie auf und erleben Sie die ebenso spannenden wie erotischen Abenteuer um Lassiter, den härtesten Mann seiner Zeit!

2380: Blutpfad der Apachen
Dicht an dicht schoben sich die Wagen des Siedlertrecks über die Plains. Vor Kurzem erst hatten die Familien die texanische Grenze überquert, hatten Wind und Wetter getrotzt, um am Wolf Creek eine neue Heimat zu finden. Nun hatten sie ihr Ziel fast erreicht. "Du bist so still", wandte sich Betsy Harden an ihren Verlobten, der neben ihr auf dem Kutschbock saß. "Freust du dich denn nicht?"

2381: Verschüttet am Josiah Peak
Über den Kargletscher unterhalb des mächtigen Josiah Peak fegte ein frostiger Nachtwind. Er trieb Schneegestöber und Eiskristalle vor sich her, die sich in den Bärten zweier Männer fingen, die ihm schon seit einer Stunde unbeirrt trotzten. Sie starrten zur Hütte von Alfred Spellman hinüber. Der Handelspostenbesitzer hatte das Licht gelöscht und schritt nun mit einer Petroleumleuchte in der Hand hinter den Fenstern umher.

2382: Jagd auf eine Namenlose
Darryl Brave rannte. Auf bloßen Füßen, ohne sich umzusehen. Ignorierte die Schmerzen, die seine malträtierten Sohlen an das Hirn sandten. Die Augen starr auf die Hügelkuppe vor sich gerichtet. Darauf die verlassene Postkutschenstation, in der sein Pferd stand. Dreihundert Yards. Keuchend sprintete er über die Wiese und klammerte sich verzweifelt an eine leere Hoffnung.

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Seitenzahl: 409

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Impressum

BASTEI LÜBBE AG Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Für die Originalausgaben: Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2022 by Bastei Lübbe AG, Köln Covermotiv: © Del Nido/Norma ISBN 978-3-7517-2610-8 www.bastei.de www.luebbe.de www.lesejury.de

Jack Slade

Lassiter Sammelband 1833

Inhalt

Jack SladeLassiter 2380 - WesternDicht an dicht schoben sich die Wagen des Siedlertrecks über die Plains. Vor Kurzem erst hatten die Familien die texanische Grenze überquert, hatten Wind und Wetter getrotzt, um am Wolf Creek eine neue Heimat zu finden. Nun hatten sie ihr Ziel fast erreicht. "Du bist so still", wandte sich Betsy Harden an ihren Verlobten, der neben ihr auf dem Kutschbock saß. "Freust du dich denn nicht?" Eddy Caine blickte weiterhin starr geradeaus und drehte nur leicht den Kopf zur Seite, als würde er nach Geräuschen lauschen, die nur er hörte. "Du weißt, weshalb wir wirklich hier sind", murmelte er vor sich hin. "Für uns fängt das Abenteuer erst an." Trotz der Hitze lief Betty ein Schauer über den Rücken. Und nicht zum ersten Mal zweifelte sie daran, ob es richtig gewesen war, sich auf dieses Wagnis einzulassen.Jetzt lesen
Lassiter 2381 - WesternÜber den Kargletscher unterhalb des mächtigen Josiah Peak fegte ein frostiger Nachtwind. Er trieb Schneegestöber und Eiskristalle vor sich her, die sich in den Bärten zweier Männer fingen, die ihm schon seit einer Stunde unbeirrt trotzten. Sie starrten zur Hütte von Alfred Spellman hinüber. Der Handelspostenbesitzer hatte das Licht gelöscht und schritt nun mit einer Petroleumleuchte in der Hand hinter den Fenstern umher. Er ahnte von den mörderischen Befehlen nichts, denen seine ungebetenen Gäste draußen im Schnee folgten. "Du schnappst dir Conrad!", sagte der Ältere und wischte sich den gefrorenen Rotz von der Nase. "Ich kümmere mich um den Alten." Der andere Bewaffnete nickte und blinzelte wegen des Schneesturms. Die Nacht war so eisig wie ihre Herzen.Jetzt lesen
Lassiter 2382 - WesternDarryl Brave rannte. Auf bloßen Füßen, ohne sich umzusehen. Ignorierte die Schmerzen, die seine malträtierten Sohlen an das Hirn sandten. Die Augen starr auf die Hügelkuppe vor sich gerichtet. Darauf die verlassene Postkutschenstation, in der sein Pferd stand. Dreihundert Yards. Keuchend sprintete er über die Wiese und klammerte sich verzweifelt an eine leere Hoffnung. Doch als er den Hügel schon fast erreicht hatte, hörte er hinter sich die Hufgeräusche, wurde langsamer und hob die Arme, um schließlich stehenzubleiben. "Du hast gesagt, du gibst mir eine Chance!", stieß er schwer atmend hervor, ohne sich umzudrehen. Brave hörte ein metallisches Geräusch - das Einrasten eines Repetierhebels. Dann eine Stimme, so kalt und unheilvoll wie der Mond im Januar. "Das war gelogen."Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Blutpfad der Apachen

Vorschau

Blutpfad der Apachen

Dicht an dicht schoben sich die Wagen des Siedlertrecks über die Plains. Vor kurzem erst hatten die Familien die texanische Grenze überquert, hatten Wind und Wetter getrotzt, um am Wolf Creek eine neue Heimat zu finden. Nun hatten sie ihr Ziel fast erreicht.

»Du bist so still«, wandte sich Betsy Harden an ihren Verlobten, der neben ihr auf dem Kutschbock saß. »Freust du dich denn nicht?«

Eddy Caine blickte weiterhin starr geradeaus und drehte nur leicht den Kopf zur Seite, als würde er nach Geräuschen lauschen, die nur er hörte. »Du weißt, weshalb wir wirklich hier sind«, murmelte er vor sich hin. »Für uns fängt das Abenteuer erst an.«

Trotz der Hitze lief Betsy ein Schauer über den Rücken. Und nicht zum ersten Mal zweifelte sie daran, ob es richtig gewesen war, sich auf dieses Wagnis einzulassen.

Unwillkürlich warf sie einen Blick hinter die Sitzbank auf den unscheinbaren Leinenbeutel, in dem sich nicht nur einige Wäschestücke befanden, sondern auch jener Gegenstand, der sie und ihren Verlobten bewogen hatte, sich dem Siedlertreck anzuschließen. Betsy Harden holte mit der Rechten aus und legte schützend die Handfläche auf den Beutel.

Kaum berührte sie den Stoff, schrak sie zusammen. Ihre Fingerspitzen zuckten zurück, als hätte sie sich daran verbrannt. Es waren die donnernden Echos krachender Revolver und Rifles, die sie bis ins Mark erschütterten. Und auch das dumpfe Rauschen, das sie zuvor wahrgenommen hatte, entsprang nicht dem Steppenwind, sondern den trommelnden Hufen heranjagender Pferde.

»Ich wusste, dass es Ärger geben würde!«, entfuhr es Eddy Caine. »Verdammt! Ausgerechnet jetzt muss es uns erwischen!« Fluchend riss er an den Zügeln der Zugpferde, als der Wagen vor ihm plötzlich zum Stillstand kam.

»Vielleicht sind es nur ein paar Cowboys, die sich einen Spaß erlauben«, meinte Betsy und schaute über ihre Schulter. Viel sehen konnte sie nicht. Einige der Planwagen hinter ihnen waren ausgeschert und versperrten ihr die Sicht. Der Treckführer gellte den Männern und Frauen zu, eine Blockade zu errichten und das Feuer zu eröffnen.

Caine zog seinen Peacemaker und sprang vom Bock. Die Angreifer waren noch ein gutes Stück entfernt, aber ihre Kugeln flogen zielsicher heran, durchschlugen die Planen der Wagen und hackten in das Holz der Fuhrwerke. »Wenn das ein Scherz sein soll, kann ich nicht darüber lachen«, raunte er aufgebracht. »Das sind verfluchte Banditen! Sie werden uns alles nehmen, was wir besitzen!« Er kniete sich neben das vordere Speichenrad und legte seinen Revolver an. Wahllos schoss er in die dunkle Phalanx aus Reitern, die höchstens noch dreihundert Yards entfernt war.

»Baut eine Schützenreihe auf!«, schrie der Treckführer. »Stellt euch doch nicht an, als könntet ihr nicht bis drei zählen!«

Unwillkürlich verzog Eddy Caine seine Mundwinkel zu einem bitteren Lächeln. Der Mann hatte nicht ganz unrecht. Die Siedler mochten mit einem Pflug und einem Ochsenkarren umgehen können, aber mit der treffsicheren Handhabung ihrer Gewehre waren sie anscheinend hoffnungslos überfordert. Ziellos jagten sie die Kugeln aus den Magazinen ihrer Rifles, wenn sie denn überhaupt zum Feuern kamen. Einige scheiterten bereits beim Nachladen der Munition.

»Komm wieder auf den Wagen, Edward!«, rief Betsy. »Du bringst dich nur unnötig in Gefahr!« Wie die meisten Frauen nannte sie ihn bei seinem Geburtsnamen, wenn sie sich durchsetzen wollte.

Caine zögerte, als er zwei Männer schreiend zusammenbrechen sah, während die Angreifer unaufhaltsam näherkamen. Sie waren erfahren im Umgang mit ihren Waffen, verschwendeten keine Patrone und würden alles niederschießen, was sich ihnen in den Weg stellte. Auch Gary Henderson, der Treckführer, schien das Dilemma zu erkennen.

»Feuer einstellen!«, brüllte er kehlig und senkte seine Henry Rifle. »Steckt die Waffen weg und ergebt euch!«

»Was … was werden diese Kerle uns antun?«, flüsterte Betsy Harden ihrem Verlobten zu.

Eddy Caine zuckte die Achseln, steckte seinen Revolver ins Holster und stemmte einen Fuß gegen das Steigbrett des Wagens. »Wenn wir Glück haben, nehmen sie uns nur unser Hab und Gut«, presste er hervor. »Wenn wir Pech haben, auch unser Leben …«

Betsy fröstelte und beobachtete die ausschwärmenden Reiter. Sie umrundeten die Blockade aus drei Planwagen, hielten die Siedler weiterhin in Schach und schufen eine breite Gasse, durch die ein einzelner Mann ritt. Zwanzig Yards vor dem Treck zügelte er seinen Rappen, ließ seinen Colt mit einer kunstvollen Drehung im Holster verschwinden und beugte sich mit verschränkten Armen über sein Sattelhorn.

Caine machte gegenüber Betsy eine beschwichtigende Geste und eilte zu den vorderen Wagen. Er wollte keinesfalls versäumen, was der Fremde zu sagen hatte.

»Mein Name ist Carter Byrne«, sagte der Mann. »Ihr werdet mich nicht kennen, aber nach dem Feuergefecht dürften keine Zweifel mehr an meinen Absichten bestehen.«

Schnaufend schob sich Henderson voran, stampfte an Caine vorüber und baute sich vor Byrne auf. »Ich führe diesen Treck!«, brummte er. »Nehmen Sie sich, was Sie wollen. Wir werden keinen Widerstand leisten.«

Byrne zeigte ein schmieriges Lächeln. Er wirkte noch recht jung, bestenfalls um die Mitte dreißig. Doch die Verschlagenheit stand ihm ins Gesicht geschrieben, wie die Lebenserfahrung eines Greises sich an seinen Runzeln ablesen ließ. »Man trifft nur wenige vernünftige Männer in meinem Gewerbe«, spöttelte Byrne. »Fast schon bedauerlich. Ich hatte mich auf ein Gemetzel eingerichtet.« Grinsend richtete er sich im Sattel auf und ließ seinen Blick schweifen. Dann nickte er und sagte: »Also schön, Ladys und Gentlemen! Packt eure Wertsachen zusammen und legt sie vor den Wagen auf den Boden. Ich will Dollars und Schmuck sehen. Und falls der eine oder andere ein besonders hübsches Erbstück mit sich führt, sollte er sich auch davon trennen, denn ich werde es ohnehin finden.«

»Sie bekommen alles, was wir haben«, versicherte Gary Henderson. »Niemand wird Ihnen Schwierigkeiten bereiten.«

Gemächlich stieg Carter Byrne vom Rücken seines Pferdes, klopfte sich den Staub von seiner schwarzen Jacke und grinste noch eine Spur breiter. »Das will ich hoffen. Heldentaten kann ich auf den Tod nicht ausstehen.« Bezeichnend klopfte er auf den Griff seines Revolvers. »Und mein Witwenmacher auch nicht.«

Eine knappe Viertelstunde verging, in der sich Kassetten, Beutel und Taschen anhäuften. Mehrere von Byrnes Leuten untersuchten den Inhalt, schmissen Unbrauchbares fort und packten die Wertgegenstände in einen Jutesack. Mit brennendem Blick hatte Eddy Caine zugeschaut, sich abgewandt und war zu seinem Wagen zurückgeeilt. Aufgeregt erklomm er den Kutschbock und langte nach dem Leinenbeutel. »Wir müssen ihn verstecken!«, zischte er Betsy zu. »Er darf diesen Halunken auf keinen Fall in die Finger geraten!«

Seine Verlobte erschrak! Doch nicht wegen seinen eindringlichen Worten, sondern wegen dem durchdringenden Ratschen eines Repetierbügels. Sie fuhr auf dem Kutschbock herum und starrte unmittelbar in die Mündung einer Winchester.

»Was immer ihr vor dem Boss versteckt – ich will es sehen!«, knurrte ein bärtiger Kerl, der urplötzlich neben dem Wagen aufgetaucht war.

Eddy Caine ballte in verzweifeltem Zorn seine Fäuste. »Ihr habt doch schon alles, was ihr wolltet!«, stieß er aus. »Was du verlangst, ist unmöglich!«

Der Bärtige verzog keine Miene. »Ich bekomme dein Zeug sowieso! Du kannst dir aussuchen, ob ich dazu erst über deine Leiche gehen muss!« Er schwenkte seine Rifle von Betsy auf Caine und drückte seinen Abzugsfinger leicht durch.

»Gib ihm den Beutel!«, entfuhr es der jungen Frau. »Vielleicht jagen wir nur einem Phantom nach! Ich will nicht wegen einer vagen Hoffnung sterben, Eddy!«

Es war Caine anzusehen, dass er mit sich rang. Seine Kiefer mahlten, und er verkrallte seine Finger in dem Stoffbeutel, als wollte er seinen Inhalt zerquetschen. »Es ist keine vage Hoffnung«, zischte er seiner Verlobten zu, »aber die Aussicht auf ein unbeschwertes Leben …« Schlagartig entspannten sich seine Züge. Ein unergründliches Lächeln hellte seine Miene auf. Entschlossen packte er den Beutel, hob ihn hoch und hielt ihn dem Reiter entgegen.

»Bist ein schlauer Bursche«, sagte der Bandit. »Und jetzt wirf den Sack auf den Boden!«

Eddy Caine folgte dem Befehl und sah im selben Moment den Anführer der Horde herantraben. Kurz verständigte er sich mit seinem Kumpan, stieg vom Pferd und sammelte den Leinenbeutel auf. Rasch fand er darin, was Caine wie seinen Augapfel gehütet hatte.

»Eine Karte«, murmelte Carter Byrne und rollte das Papier auf. Seine Augen huschten darüber, doch es war offensichtlich, welches Geheimnis sie barg. Finster richtete sich sein Blick auf Caine. »Was bedeutet der Eintrag ›Sanctuary‹?«, wollte er wissen.

Der Angesprochene lächelte schmallippig. »Es handelt sich wohl um ein Heiligtum«, erklärte Eddy Caine. »So habe ich es aufgefasst.«

»Von wem hast du die Karte?«

»Von einem greisen Indianer aus Iowa.«

Byrne nickte. »Ich hab schon davon gehört, dass die Vorfahren der Rothäute Gold gehortet haben«, meinte er nachdenklich. »Auf der Karte ist eine Stadt eingezeichnet, aber es gibt keinen Hinweis darauf, wo sie sich befindet.«

»Er ist in meinem Kopf«, erwiderte Caine. »Und dort wird er auch bleiben.« Lässig stützte er sich auf die Lehne der Sitzbank und grinste frech. »Aus mir bekommt ihr nichts heraus.«

Byrne gab ihm ein Grinsen zurück, doch es lag keine Freundlichkeit darin. »Vielleicht lockt uns diese Karte ja auch nur auf eine falsche Fährte«, teilte er mit, »vielleicht aber auch nicht. Ich habe nichts zu verlieren, du schon.« Hinterhältig schaute er Betsy Harden an. »Ist sie deine Frau?«

»Nein …«, brachte Caine zögerlich hervor und ahnte mit einem Mal, was der Halunke beabsichtigte. »Sie ist … meine Verlobte.« Sein Leben hätte er für diese Karte gegeben, aber er wusste, dass man ihm nichts tun würde. Diese Strolche würden ihn dort packen, wo sie ihm mehr Schmerzen zufügen konnten als mit bloßen Schlägen.

»Eine wirklich schöne Frau«, raunte Carter Byrne. »Aber sie wird nie mehr so schön sein, wie sie ist, wenn du weiter dein Maul hältst.« Mit weiteren Drohungen hielt sich der Banditenboss nicht auf. Eine stumme Geste bedeutete seinem Handlanger, auf der Stelle zur Tat zu schreiten.

»Fass sie nicht an!«, schrie Caine und wollte sich auf den Bärtigen stürzen. Doch bereits einen Lidschlag darauf krachte eine Faust wie aus Gusseisen gegen sein Kinn und schleuderte ihn vom Kutschbock in den Staub. Den blitzenden Funken vor seinen Augen folgte tiefste Finsternis.

***

Sand, Felsen und unbarmherzige Hitze – Texas zeigte sich nicht zimperlich, einem Mann alles abzuverlangen, um in der Wildnis zu überleben. Fast schon wehmütig dachte Lassiter an eine seiner letzten Missionen zurück, die ihn in die verschneiten Berge Nebraskas geführt hatte. Ein wenig der winterlichen Kälte hätte ihm in diesen Augenblicken gutgetan.

Begonnen hatte der neue Auftrag des Brigade-Agenten in Amarillo, der größten Stadt des texanischen Panhandles. Dort waren ihm die Unterlagen aus Washington übergeben worden. Und schon beim ersten Überfliegen der Dokumente hatte Lassiter festgestellt, dass ihm eine Aufgabe übertragen worden war, die die meisten Gesetzeshüter überfordert hätte. Es bedurfte eines Spezialisten, um die Banditenmeute, die im Norden des Bundesstaates ihr Unwesen trieb, unschädlich zu machen.

Wo sich das Nest dieser Brut befand, ließ sich lediglich schätzen. In den Weiten der Prärie gab es nicht wenige Totenstädte, die ein idealer Unterschlupf für jene waren, die das Licht der Öffentlichkeit scheuten. Anhand der gemeldeten Überfälle aber konnte Lassiter seinen Suchradius eingrenzen. Er war überzeugt, nicht länger als eine Woche zu benötigen, um die Horde aufzuspüren. Wie es danach weiterging, würde er vor Ort entscheiden.

Etwa dreißig Meilen östlich von Amarillo tauchte das erste Wüstenkaff auf. Das unbeholfen zusammengenagelte Ortsschild wies es als Kingsmill aus. Die Lettern waren in groben Strichen aufgetragen, die Farbe stellenweise abgebröckelt. Und so wie das Schild wirkte auf den ersten Blick auch das gesamte Städtchen. Ein windschiefes Haus reihte sich an das nächste. Der Staub und Sand der Straße lag wie eine Pulverschicht auf den Boardwalks und schien niemanden zu stören. An der präriewärts gerichteten Hauswand des ersten Gebäudes hatten Tumbleweeds ihre Wurzeln geschlagen. Im Herbst würden sie brechen, austrocknen und vom Wind in die Grassteppen geweht werden. Für einen Reiter stellten sie eine nicht unbeträchtliche Gefahr dar, da die scharfkantigen Blätter der Steppenläufer die Beine seines Pferdes verletzen konnten.

Mit diesen Gedanken überquerte Lassiter die Stadtgrenze und trabte auf seinem Grauschimmel gemächlich voran. Viel zu sehen gab es nicht. Die Stadt wirkte wie ausgestorben. Zumindest bis zu jenem Augenblick, als die Tür eines Saloons geöffnet wurde. In herrischer Pose, die Hände in seinen Taschen, trat ein Kerl mit weißem Stetson, silbergrauem Haar und buschigem Schnauzbart ins Freie, lehnte sich an den Hitchrack und fixierte Lassiter mit eisernem Blick. Nach und nach kamen drei weitere Männer aus dem Saloon und bauten sich neben dem Grauhaarigen auf. Auch sie ließen Lassiter nicht aus den Augen.

»Schöner Tag zum Ausreiten«, meinte plötzlich einer und grinste.

Auf Höhe der vierköpfigen Gruppe hielt Lassiter sein Pferd an. »Wie jeder Tag im Süden«, meinte er. »Ich bin auf der Suche nach einer Unterkunft. Können Sie mir eine empfehlen?«

Jetzt war es der Grauhaarige, der seine Stimme erhob. »Reiten Sie weiter nach Hoover. Es sind bloß zehn Meilen.« Er verzog seine Lippen zu einem abfälligen Lächeln, während die Umstehenden laut lachten.

»Was spricht dagegen, mir in Kingsmill eine Bleibe zu suchen?«, erkundigte sich Lassiter.

»Ich!«, sagte der Schnauzbärtige und bekam augenblicklich Unterstützung von seinen Kumpanen.

»Zeig ihm, wo’s langgeht, Silverman!«, krähte einer der Umstehenden.

»Du bist hier unerwünscht!«, meldete sich ein Zweiter zu Wort. »Zieh Leine, bevor es dir schlecht ergeht!«

Lassiter schürzte seine Lippen, ließ die Provokation jedoch an sich abgleiten. »Ich werde nicht lange bleiben«, teilte er mit. »Ein, zwei Tage werden wir wohl miteinander auskommen, denke ich.«

Der Kerl namens Silverman zog seine Hände aus den Taschen und kam näher. Wenige Yards vor Lassiter blieb er stehen und verschränkte seine Arme vor der Brust. »Haben Sie Probleme mit den Ohren? Wenn ja, sollte ich vielleicht eine deutlichere Sprache sprechen, Mister …«

»Gibt es in dieser Stadt ein Gesetz, das Fremden den Aufenthalt verbietet?« Lassiters Blick wandte sich nicht eine Sekunde von Silverman ab. Situationen wie diese waren ihm nicht neu. Und er wusste, worauf sie hinausliefen.

»In dieser Stadt gibt es kein Gesetz«, antwortete der Grauhaarige, »außer dem, das ich vertrete. Und glauben Sie mir, dass ich genau weiß, wie ich es durchsetzen kann.«

»Davon bin ich überzeugt«, ließ Lassiter den Mann wissen. Flüchtig sah er hinüber zu Silvermans Spießgesellen, die aber keine Anstalten machten, einen Angriff zu starten.

Grüßend tippte der Brigade-Agent an die Krempe seines Stetsons und setzte seinen Weg fort. Im einsetzenden Getuschel schnappte er noch den Namen »Byrne« auf, war aber rasch außer Hörweite, sodass ihm der Rest der Unterhaltung entging.

Am Ende der einzigen Straße von Kingsmill fand er schließlich, wonach er suchte. Im Fenster eines zweistöckigen Hauses sah er den Hinweis »Room for Rent«, zügelte sein Pferd und stieg aus dem Sattel. Über drei knarrende Stufen ging er zur Veranda hoch, drückte die Tür auf und wurde vom hellen Klingen einer Türglocke empfangen.

Neben einem wurmstichigen Tresen hockte ein Mann mittleren Alters, der sein spärliches Haar quer über den Kopf gekämmt hatte und leidlich interessiert zu seinem Gast aufblickte. Er murmelte etwas vor sich hin, das Lassiter nicht verstand, legte seine Zeitung beiseite und stand auf. »Was kann ich für Sie tun, Mister?«, fragte er und gähnte.

»Sie haben ein Zimmer zu vermieten«, sagte Lassiter. »Ich würde es gern nehmen.«

In den Augen des Clerks blitzte es auf. »Endlich kommt mal ein bisschen Geld in die Kasse«, freute er sich und wirkte mit einem Mal wie ausgewechselt. »Es kommt nicht oft vor, dass ich Gäste habe.« Er hielt inne und seufzte. »Eigentlich kommt es gar nicht mehr vor, seit …« Der Mann mit dem schütteren Haar unterbrach sich, als wäre er dabei gewesen, etwas auszuplaudern, das nur ihn anging.

Neugierig fragte Lassiter nach. »Seit was geschehen ist?«

Statt eine Antwort zu geben, tat der Clerk so, als hätte er die Frage überhört. »Wo sind meine Manieren? Ich heiße Leroy. Seien Sie herzlich willkommen! – Haben Sie außer einem Zimmer noch weitere Wünsche?«

»Hafer für mein Pferd und einen Unterstellplatz.«

»Sollen Sie bekommen«, meinte Leroy dienstbeflissen. »Hinter dem Haus gibt es einen kleinen Stall. Das Futter besorge ich Ihnen.«

Auf Nachfrage nannte er den Preis für das Zimmer, rannte im Anschluss zu einer gewundenen Treppe und winkte Lassiter, ihm zu folgen. »Drei Räume habe ich zur Auswahl«, erklärte Leroy. »Sie können sich das beste Zimmer aussuchen.«

Langsam erklomm Lassiter die Stufen, die beim jedem Schritt durch Ächzen und Knarren den Eindruck vermittelten, als könnten sie unter seinem Gewicht einbrechen. Auf dem schmalen Flur im ersten Stock nahm er gleich das Zimmer zu seiner Linken. Beim Öffnen der Tür schlug ihm abgestandene Luft entgegen, sodass er zum Fenster ging und es aufzog.

»Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?«, erkundigte sich Leroy ein wenig besorgt.

»Das Zimmer ist okay«, erwiderte Lassiter und drehte sich um. »Es gibt ein Bett und eine Waschkommode. Mehr brauche ich nicht.« Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: »Ich hoffe, Sie bekommen keinen Ärger wegen mir. Einige Bewohner reagieren nicht unbedingt freundlich auf Fremde.«

Leroy stutzte und weitete seine Augen. Dann sagte er: »Offenbar haben Sie schon Bekanntschaft mit Luke Silverman gemacht. In Abwesenheit von Carter Byrne regelt er die Geschäfte in dieser Stadt.« Freimütig sprach er nun aus, was er zuvor für sich behalten hatte. »Seit dieses Lumpenpack Kingsmill für sich beansprucht, sind die meisten Anwohner fortgezogen. Auch ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, mich abzusetzen, wollte aber meine Gastwirtschaft nicht zurücklassen. Es ist der einzige Besitz, den ich habe.«

»Verständlich«, brummte Lassiter und horchte auf, als lautes Hufgetrappel von der Straße erschallte.

»Das werden Byrne und seine Schießer sein«, raunte Leroy. »Wer weiß, welches arme Schwein ihnen diesmal zum Opfer gefallen ist. In dieser Einöde können diese verdammten Mistkerle tun und lassen, was sie wollen.«

Freudlos lächelte Lassiter. »Und sie haben sich ein nettes Fleckchen ausgesucht, um nach ihren Raubzügen unterzutauchen.« Für den Mann der Brigade Sieben stand so gut wie fest, dass Byrne und Silverman zu der Bande gehörten, die die Aufmerksamkeit Washingtons auf sich gelenkt hatte. Es war ein glücklicher Zufall, dass er gleich am ersten Ort seiner Suche fündig geworden war.

»Wenn sonst weiter nichts ist«, sagte Leroy, »kümmere ich mich jetzt um ihr Pferd.«

»Einen Moment noch«, hielt der große Mann den Clerk zurück, »da wäre noch eine Sache, die Sie für mich tun könnten …« Unverblümt sagte er, was er wollte.

Leroy grinste und verschwand.

***

Schweißgebadet wachte Eddy Caine auf und fuhr in die Höhe. Für einen Moment glaubte er, sich auf der Pritsche seines Planwagens zu befinden, doch der Eindruck schwand ebenso schnell, wie er entstanden war. Der Geruch von fauligem Stroh stieg ihm in die Nase. Er befand sich in einem fensterlosen Raum mit Mauern aus Lehm. Der einzige Ausgang war vergittert.

Trotz der Schmerzen in seinem Kiefer galt seine einzige Sorge seiner Verlobten. »Betsy!«, schrie Caine, schwang sich von seinem Strohbett und machte einen Satz zur Tür. »Um Gottes willen! So antworte doch!« Verzweifelt rüttelte er an dem massiven Holzgitter. »Ihr verfluchten Hundesöhne! Was habt ihr mit ihr gemacht?« In hilflosem Zorn trat er gegen das Gatter, stellte seine Bemühungen aber schnell wieder ein. Die Tür war zur rechten Hand mit Hanfstricken an Stahlschellen befestigt, zur linken mit einem Vorhängeschloss gesichert.

Die Minuten, bis jemand kam, dehnten sich zur Ewigkeit. Schließlich aber war es sogar Byrne selbst, der nach dem Rechten sah. »Sie weilen wieder unter den Lebenden«, meinte der Banditenboss fast schon heiter. »Larry hat wohl ein wenig zu fest auf Sie eingedroschen, was mich zu einer Planänderung veranlasst hat. Sie sind jetzt Gast in meiner Niederlassung.«

Caine umklammerte die Gitterstäbe, als wollte er sie zermalmen. »Wo ist Betsy? Ich will mit ihr reden! Gnade Ihnen Gott, wenn Sie ihr ein Leid angetan haben!«

Beschwichtigend winkte Carter Byrne ab. »Warum sollte ich das tun? Ich kann Ihre Verlobte nur als Druckmittel verwenden, wenn Sie bei Bewusstsein sind, Eddy.« Fragend schaute der Bandit seinen Gefangenen an. »Ich darf Sie doch Eddy nennen, ja?«

»Hören Sie mit dem Süßholzraspeln auf!«, fauchte Caine. »Krümmen Sie Betsy ein Haar, werden Sie den Schatz niemals finden, das schwöre ich Ihnen!«

Unschlüssig wiegte Byrne seinen Kopf. »Ich könnte Betsy vor Ihren Augen foltern. Und ich könnte Sie zwingen, dabei zuzusehen. Der Schmerz eines geliebten Menschen wird zum eigenen Schmerz. Aber«, schränkte der Mann ein, »scheint es mir dennoch effektiver zu sein, Sie auf die Probe zu stellen, Eddy. Glauben Sie mir, ich habe harte Burschen gesehen, die hätten ihre Kinder vierteilen lassen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Als es ihnen dann selbst ans Fell ging, wurden sie äußerst gesprächig. Genützt hat es Ihnen allerdings wenig. Die Verletzungen durch die Folter waren einfach zu schwerwiegend …«

Aufgewühlt fletschte Eddy Caine die Zähne. »Mich schüchtern Sie nicht ein! Sie denken, mit Gewalt alles erreichen zu können, aber da haben Sie sich geschnitten!«

»Abwarten!« Knackend knetete Byrne seine Finger. »Ich habe ein Raubein in meiner Mannschaft, das bisher noch jeden zum Sprechen gebracht hat. Ja, die meisten seiner Opfer haben ihn förmlich angefleht, endlich reden zu dürfen. Doch ich sage Ihnen eins, Eddy: Wenn Silverman so richtig in Fahrt gekommen ist, kennt er kein Aufhören. Sie sollten also rechtzeitig die Bremse ziehen.« Mit festem Gang entfernte sich Carter Byrne, um nur zwei Minuten darauf in Begleitung eines finster dreinblickenden Kerls zurückzukommen.

»Ist er das?«, fragte der Grauhaarige, dessen Gesicht einer zerfurchten Berglandschaft glich.

»Das ist Eddy«, versetzte Byrne gelassen. »Er möchte dich näher kennenlernen, Luke.«

Dicht trat Silverman an die Gitterstäbe heran. »Soll mir ein Vergnügen sein«, knurrte er. Ansatzlos packte er Caines rechtes Handgelenk und drückte zu, bis der Gefangene wimmernd in die Knie ging. Dann zog er Caines Arm hervor, drehte ihn zur Seite und hieb mit seiner Faust gegen das Armgelenk.

Ein gellender Schrei entrang sich Eddy Caines Kehle. Kurzzeitig wurde ihm schwarz vor Augen. Er konnte sich nicht erinnern, jemals solche Schmerzen verspürt zu haben.

»Nur ein Vorgeschmack«, erklärte Luke Silverman. »So nett werde ich nie wieder zu dir sein, Junge.«

Byrne stellte sich neben seinen Gefährten und schaute Caine eindringlich an. »Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, mir mehr über den Standort dieses Heiligtums zu verraten, wenn Sie halbwegs unbeschadet davonkommen wollen. Silverman wird sich nicht damit begnügen, Ihnen ein paar Knochen zu brechen. Benutzen Sie Ihren Verstand, und erzählen Sie mir, was ich hören will.«

Caine stützte sich an der Wand ab und blinzelte die weißen und schwarzen Flecken vor seinen Augen weg. Schlaff und unbeweglich hing sein rechter Arm herab. »Sie … Sie haben doch genug Leute«, röchelte er. »Warum schicken Sie sie nicht raus und suchen die eingezeichnete Stadt? Wenn Sie Glück haben, befindet sie sich sogar in Texas. Vielleicht aber auch irgendwo in Mexiko oder noch weiter südlich. Ein paar Jahre sollten Sie sich Zeit nehmen.«

»Dem Witzbold werden die dummen Sprüche noch vergehen«, brummte Silverman und klopfte Byrne kameradschaftlich auf die Schulter. »Ich kümmere mich darum.«

Der Banditenboss zeigte sich alarmiert. »Übertreib’s nicht, Luke!«, zischte er. »Tot nützt uns der Kerl nichts. Der Letzte, den du in der Mangel hattest, ist an Herzstillstand gestorben.«

Silverman grinste gemein, holte einen Schlüssel aus seiner Westentasche hervor und öffnete das Vorhängeschloss der Lehmzelle. »Wenn du mir den Burschen überlässt, übernehme ich keine Garantie für seine Unversehrtheit. In den meisten Fällen bist du damit gut gefahren, Carter.«

Tief atmete Caine ein und aus. Er wusste, dass er eine Menge einstecken konnte, war aber noch nie an einen Kerl wie Silverman geraten. Der Grauhaarige mit dem buschigen eisgrauen Oberlippenbart war stark wie ein Ochse und flößte ihm schon vom bloßen Ansehen her Angst ein. Er würde sein Möglichstes tun, die ihm bevorstehenden Qualen zu ertragen, doch eine Sicherheit, dass er stark genug sein würde, gab es nicht.

Hatte es überhaupt einen Sinn, Widerstand zu leisten? War ihm sein Leben so wenig wert, dass er es für einen Traum aufs Spiel setzte? Letztlich gab es für ihn dabei nichts zu gewinnen. Wenn er starb, war der Schatz für ihn auf ewig verloren. Wenn er plauderte, bestand wenigstens die Chance, dass Betsy und er freikamen.

»Bereit, Junge?«, fragte Silverman und zwängte sich durch die Türöffnung.

Nicht einen Laut gab Caine von sich, als er sich abführen ließ. Seine innere Anspannung wich einer gewissen Heiterkeit. Die dummen Gesichter der Gangster wollte er sich jedenfalls nicht entgehen lassen, wenn diese feststellten, dass seine Lippen versiegelt blieben.

»Ich höre, was du denkst«, raunte Silverman ihm zu, »aber dieser Schatz ist mir scheißegal. Mir reicht es, wenn du wie ein abgestochenes Schwein quiekst.«

Die Ankündigung traf Caine wie ein Peitschenhieb, doch er nahm sich vor, nicht einzuknicken. Noch war sein Stolz größer als seine Furcht. Dass diese gegenwärtig unbegründet war, zeigte sich bereits wenige Sekunden darauf.

»Warte noch, Luke!«, schnitt Carter Byrnes Stimme durch den Flur. »Ich hab’s mir anders überlegt.«

Irritiert verhielt Silverman mitten im Schritt. »Was soll das heißen?«

Byrne packte Caine bei der Schulter, schob ihn vor sich her und stieß ihn zurück in seine Zelle. An Silverman gewandt meinte er: »Du hast mir doch eben erst von einem Fremden erzählt, der sich in Kingsmill einquartiert hat.«

»Er ist bei Leroy«, bestätigte der Grauhaarige. »Hat sich nicht viel aus unseren Drohungen gemacht.«

Grübelnd kratzte sich Byrne am Kinn. »Hast du eine Ahnung, wer der Kerl ist?«, fragte er. »Kann er uns gefährlich werden?«

»Seinen Denkzettel bekommt er noch«, versicherte Silverman.

»Hör zu, Luke! Ich mache keine Witze! Einen Bundesbeamten will ich nicht in meiner Nähe haben!«

Geringschätzig verzog Silverman seine Mundwinkel. »Selbst wenn, werden ich und die Jungs mit ihm fertig.«

»Du hast mich nicht verstanden!«, stieß Byrne aus. »Ich will, dass du die Angelegenheit jetzt klärst! Möglich, dass der Typ bloß auf der Durchreise ist, möglich aber auch, dass er nur auf eine Gelegenheit wartet, um eine Truppe Rangers oder Sternträger heranzuholen. Dieses Risiko kann ich nicht eingehen. Kapierst du das?«

Ein Schatten schien sich über Silvermans Miene zu legen. »Schon gut. Ich erledige das. Lass den Colt stecken, Boss.«

Eddy Caine hatte jedes Wort der Unterhaltung mitbekommen. Eine leise Hoffnung stieg in ihm auf, dass es dort draußen jemanden gab, der ihn und Betsy befreien könnte. Mit neuem Mut sah er zu, wie Byrne seine Zelle abschloss und wortlos davonging.

Betsy, dachte Caine, wir kommen hier raus. Ich verspreche es dir.

***

Lassiter hatte seinen Patronengurt über einen Bettpfosten gehängt, seine Beine auf der Matratze ausgestreckt und den Rücken an das Kopfende des Bettes gelehnt. Zwischen den Fingern hielt er seinen Remington und überprüfte Trommel und Lauf auf Pulverreste. Es war nicht so, dass die Waffe eine Reinigung benötigt hätte, aber der Brigade-Agent wollte sich die Zeit vertreiben, bis Leroy ihm brachte, wonach er verlangt hatte.

Kaum hörte Lassiter das verhaltene Klopfen an seiner Zimmertür, steckte er den Revolver ins Holster und rief: »Kommen Sie rein!«

Die Tür ging auf – und herein kam ein schüchtern dreinblickendes Girl. Es lächelte zaghaft und richtete verlegen sein Haar. Einmal noch warf die blutjunge Frau einen Blick zurück auf den Flur, dann ließ sie die Tür ins Schloss gleiten.

»Mister Lassiter?«, fragte sie scheu, als müsste sie sich vergewissern, im richtigen Zimmer gelandet zu sein.

Lassiter schmunzelte. »Und mit wem habe ich das Vergnügen?«

»Ich bin Alana«, sagte die Blondine. »Bleiben Sie länger in der Stadt?«

»Haben Sie vor, mich noch öfter zu besuchen?«, stellte Lassiter eine Gegenfrage.

»Nein, Mister.« Sie druckste ein wenig herum. »Also, vielleicht schon. Nun ja, es ist so, dass ich noch bei meinen Eltern lebe. Die dürfen auf keinen Fall wissen, dass ich bei Ihnen war. Prahlen Sie bitte nicht damit herum, dass Sie mich …«

»Dass ich Sie …?«, hakte Lassiter nach.

Gereizt zuckte Alana die Achseln. »Na, was wohl? Sie wissen doch genau, weshalb ich bei Ihnen bin!«

Fast schon bedauerte Lassiter, Leroy mit seinem Anliegen betraut zu haben. Das Gör mochte gerade einmal über zwanzig sein, zickte herum wie eine Diva und war vermutlich noch recht unerfahren. Andererseits war die Auswahl an Huren in Kingsmill sicher nicht sonderlich groß. Man musste nehmen, was da war.

»Soll … soll ich mich jetzt ausziehen?«, erkundigte sich Alana scheu.

Lassiter nickte. »Das wäre ein guter Anfang.«

Umständlich schälte sich das blonde Girl aus seiner Kleidung, bis es nackt neben dem Bett stand. Ein prachtvoller Anblick war sie allemal. Sie hatte eine Figur wie aus einem Bilderbuch, feste Brüste mit zierlichen Warzen und ein strammes Gesäß. Ob der Augenschmaus jedoch hielt, was er versprach, würde sich noch zeigen müssen.

Alana setzte sich auf die Bettkante, schaute Lassiter ins Gesicht, dann auf die Ausbeulung in seiner Hose. »Ist er … ist er eigentlich sehr groß?«, wollte sie wissen und senkte verschämt ihren Kopf.

»Er«, betonte Lassiter, »ist kein Zwerg. Haben Sie ein Problem damit?« In Gedanken wünschte er sich bereits, die Sache wäre schon gelaufen. Ein spritziges Liebesabenteuer stellte er sich anders vor. Rechte Freude wollte bei ihm nicht aufkommen, was sich auch an der schrumpfenden Wölbung zwischen seinen Beinen bemerkbar machte.

Zwei Sekunden später aber stellte er fest, dass der äußere Anschein nicht selten trügerisch war.

»Willst du mich auf den Arm nehmen?«, rief Alana freudig aus und strahlte über beide Wangen. »Ich liebe große Lümmel!« Im Nu waren ihre Finger in Lassiters Schritt und knöpften seine Hose auf. Kundig förderte sie das Objekt ihrer Begierde ins Freie und machte sich sogleich darüber her.

Halleluja!, durchzuckte es Lassiter. Das Prachtweib hat seine Berufung gefunden! Die Landpomeranze war nicht wiederzuerkennen und entpuppte sich als wahrer Wirbelwind in den Federn. Denn kaum hatte sie ihr Lippen- und Zungenspiel beendet, schlängelte sie sich über Lassiter und bedeckte seinen Hals sowie sein Gesicht mit feuchten Küssen. Aufreizend bewegte sie dabei ihr Hinterteil und strich immer wieder mit ihrer Scham über den harten Pint, bis er sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet hatte.

»Schieb ihn mir rein!«, hauchte Alana zwischen ihren Küssen. »Ich will dich tief in mir spüren.«

Lassiter ließ sich nicht lange bitten. Seine Erregung konnte er ohnehin kaum noch zügeln. Seine Handflächen legten sich um ihre Pobacken, kneteten und spreizten sie. Dann drang er aufstöhnend in die junge Blondine ein.

Wollüstig begann Alana zu keuchen, nahm eine sitzende Position ein und stützte sich auf Lassiters Brust ab. Erst zaghaft, dann schneller werdend wippte sie auf und ab. Ihr Gesäß versetzte sie in leichte Drehung, um den pochenden Lustspeer mit jeder Faser ihres bebenden Körpers zu spüren. Steil ragten ihre Knospen auf, und Lassiter nahm seine Hände von Alanas Hintern, um sich eingehend ihren Brüsten zu widmen.

»Ja, das ist gut!«, stöhnte Alana. »Hör nicht auf!«

In seinen Handflächen fühlte Lassiter das zarte warme Fleisch und die zierlichen Nippel, die hart wie Ebenholz waren. Unter seinen sanften, massierenden Berührungen steigerte sich Alanas Ekstase zunehmend. Nur noch abgehackte Laute drangen über ihre Lippen. Sie hatte die Augen geschlossen, den Kopf in den Nacken gelegt und glitt mit den Händen an ihrem nackten Körper entlang, bis sie sich um ihren Po schlossen und dort weitermachten, wo Lassiter aufgehört hatte.

Stoß um Stoß katapultierte der die junge Dirne in einen Rausch hinein, der sie jegliche Hemmungen vergessen ließ. Sie jauchzte und stieß spitze Schreie aus. Dabei ritt sie Lassiters Kolben mit einer Wildheit, als hinge ihr Leben davon ab.

Ohne sich von Alana zu lösen, drehte er das Girl auf die Seite und presste ihren Leib an sich. Sie legte ein Bein über seine Schenkel, um ihn noch tiefer in sich eindringen zu lassen, suchte seine Lippen und saugte sich mit ihrem Mund daran fest. Lassiter öffnete sich ihr, erwiderte ihr lüsternes Zungenspiel und spürte den brodelnden Vulkan zwischen seinen Beinen, der kurz vor der Eruption stand.

Aber auch Alanas Höhepunkt stand kurz bevor. Lassiter spürte es an den Zuckungen ihres Unterleibs und den Muskeln, die sich um seinen Schaft spannten.

»Fester! Fester!«, drängte die Blondine, erhöhte den Takt ihrer Stöße und krallte ihre Nägel in Lassiters Schultern.

Der gemeinsame Orgasmus wollte die Liebenden in einem Taumel der Verzückung wie Treibgut davonspülen. Machtvoll ergoss sich Lassiter, während Alana laute Schreie ausstieß. Gleich darauf vergrub sie ihren Kopf an Lassiters Hals, biss zärtlich zu und nahm die Wogen seiner Leidenschaft Schub um Schub in sich auf.

Irgendwann legte sich das Beben ihres verschwitzten Körpers. Nur an Alanas immer noch beschleunigtem Atem ließ sich weiterhin ihre Erregung feststellen. Sanft streichelte sie Lassiters Gesicht und flüsterte: »So heftig bin ich lange nicht mehr gekommen. Wann bist du bereit für Runde zwei?«

Verwundert hob Lassiter eine Braue. »Musst du nicht zurück zu deinen Eltern?«

Alana winkte ab. »Denen erzähle ich sowieso, dass ich zum Putzen bei Leroy war.« Ein spitzbübisches Lächeln huschte um ihre Mundwinkel. »Und heute war es besonders schmutzig …«

So gerne Lassiter die Zügellosigkeit der Dirne ein weiteres Mal genossen hätte, durfte er seinen Auftrag nicht aus den Augen verlieren. Byrne und Silverman waren zweifelsohne die Anführer jener Bande, die er ausschalten sollte. Und wie der Zufall es wollte, schienen sie ihren Unterschlupf lediglich ein paar Häuser entfernt zu haben.

Eine Taktik, wie er seinen Auftrag erfolgreich ausführen sollte, hatte sich der Mann der Brigade Sieben noch nicht zurechtgelegt. Für den Anfang jedoch würde es reichen, einen gezielten Nadelstich auszuführen, ehe er ins Wespennest griff. Dazu wollte er in den Saloon hinübergehen, um sich einen Überblick von Byrnes Mannschaftsstärke zu verschaffen. Vielleicht konnte er sogar unter einem Vorwand bei ihm anheuern und die Bande von innen zerschlagen.

»Ich komme auf dein Angebot zurück«, sagte er zu Alana, »aber ich habe ein paar Dinge zu erledigen, die ich nicht aufschieben kann …« Er wollte noch einige Worte hinzufügen, erstarrte aber plötzlich.

»Was ist los?«, fragte das Girl.

Lassiter legte einen Zeigefinger auf seine Lippen. »Schritte«, sagte er gedämpft. »Auf dem Flur.«

Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, da wurde die Tür scheppernd aufgetreten. Und noch bevor Lassiter nach seinem Remington greifen konnte, stürmten vier Gestalten ins Zimmer und stürzten sich auf ihn.

***

Unnütze Zeit ließ Carter Byrne nicht verstreichen. Kaum war Silverman mit einer Handvoll Schlägern aus dem Haus, rief er Larry Ferguson zu sich. Der Mann war für seine eisenharten Fäuste bekannt und momentan die bessere Wahl, Eddy Caine unter Druck zu setzen.

»Knöpf dir unseren Gefangenen vor«, wies Byrne seinen Untergebenen an. »Knock ihn aber nicht gleich aus. Ich will, dass du ihn erst mal richtig weichklopfst.« Er reichte Larry den Zellenschlüssel und marschierte über den Innenhof zum Hauptgebäude. In seinem Arbeitszimmer wusste er Betsy Harden, die von zwei Männern bewacht wurde. Sie stand am Fenster, schaute hinaus und drehte sich behäbig um, als Byrne den Raum betrat.

»Aha«, machte sie spöttisch. »Der Chef kommt persönlich zur Visite.«

»Sparen Sie sich das schnippische Gequatschte!«, blaffte Carter Byrne. »Ihre Situation ist bei weitem nicht so rosig, wie Sie wohl annehmen. Bloß weil ich Sie nicht in eine Zelle verfrachtet habe, heißt das nicht, dass ich Ihnen nicht Ihren hübschen Hals umdrehen werde!«

Scharf sog Betsy die Luft ein. »Wollen Sie etwa von mir erfahren, was Sie aus Eddy nicht herausprügeln konnten?« Stolz reckte sie ihr Kinn vor.

»Die Befragung hat gerade erst begonnen, Miss.« Byrne schlenderte zu seinem Schreibtisch, öffnete die oberste Schublade und holte die Karte hervor. Er breitete sie auf dem Tisch aus und beschwerte die Ecken mit Büchern, damit sie sich nicht einrollte. »Aber vielleicht ist es gar keine schlechte Idee, wenn ich Sie ein bisschen ausquetsche. Sie könnten Ihrem Verlobten eine Menge Schmerzen ersparen.«

Hämisch lachte Betsy Harden auf. »Leider weiß ich genauso wenig wie Sie. Eddy hat mir den Standort der Stadt niemals verraten. Und ich habe wohl vergessen, ihn danach zu fragen …«

»Schwachsinn!«, fauchte Byrne. »Ich fordere Sie zum letzten Mal auf, mir die Wahrheit zu sagen! Schauen Sie sich die Karte an. Es wäre wirklich besser für Sie, wenn sie Ihnen auf die Sprünge hilft.«

Vom Fenster aus warf Betsy Harden einen Blick auf das Papier, schüttelte aber sofort den Kopf. »Sie sehen doch selbst, dass bloß der Grundriss einer Stadt eingezeichnet ist. Ich weiß beim besten Willen nicht, was Sie aus mir herauskitzeln wollen.«

»Also schön«, sagte Carter Byrne und zog seinen Revolver. »Sie lassen mir keine Wahl.«

Die junge Frau schnappte nach Luft. »Sind Sie verrückt geworden? Wenn Sie mich erschießen, wird Ihnen Eddy erst recht nichts verraten.«

Ein heimtückisches Grinsen schlich sich auf Byrnes Züge. »Wer hat denn etwas von Erschießen gesagt, meine Teuerste?« Er senkte seine Waffe und zielte auf Betsys linkes Bein. »Erst ist die eine Kniescheibe dran, dann die andere. Aber ich kann Ihnen versichern, dass es nicht zum zweiten Schuss kommen wird. Sie werden singen wie ein Vögelchen, wenn Sie aus der Ohnmacht erwachen, die Ihnen die Schmerzen bescheren werden.«

»Halt!«, entfuhr es der Frau. »Haben Sie noch nie darüber nachgedacht, dass es sich um einen Schwindel handeln könnte?« Sie machte einen Satz auf die Karte zu und schlug mit ihrer flachen Hand darauf. »Ich glaube fast selbst nicht daran, dass es dort einen Schatz zu bergen gibt. Einzig Eddy ist unumstößlich davon überzeugt, in diesen Ruinen sein Glück zu finden. Aber er ist auch ein Träumer! Und wenn er sich einmal an einer Sache festgebissen hat, lässt er sie nicht mehr los, egal wie abwegig sie ist.«

Irritiert zog Carter Byrne seine Brauen zusammen. »Ruinen?«, fragte er. »Sie meinen, diese Stadt existiert gar nicht mehr?«

Betsy Harden seufzte. »Hören Sie, Eddy und ich sind zu der Karte gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Dieser alte Indianer, von dem wir sie haben, sprach nur gebrochen unsere Sprache. Es kann sein, dass ich mich verhört oder etwas hinzugedichtet habe. Das Meiste von dem, was ich weiß, hat der sterbende Mann Eddy ohnehin ins Ohr geflüstert. Ich habe kaum etwas verstanden außer den Worten, die Eddy laut wiederholt hat. Er sprach von unterirdischen Ruinen, einer Stadt, die in den Fels gebaut worden war. Aber das ist viele Jahrhunderte her.«

»Ich komme darauf zurück«, meinte Byrne und schob seinen Revolver ins Holster. »Fürs Erste glaube ich Ihnen. – Fürs Erste, Lady! Aber fühlen Sie sich nicht zu sicher. Ich werde auf Sie zurückkommen, falls Eddy …«

Es klopfte an die Tür. Gleich im Anschluss flog sie auf. Es war Larry, der eintrat, und auf seinem Gesicht zeigte sich ein triumphierendes Grinsen. »Erledigt, Boss! Der Kerl würde seine Mutter eigenhändig in eine Schlangengrube werfen, ehe er sich noch einmal die Visage zu Brei schlagen lässt.«

»Gut gemacht, Larry«, lobte Byrne und ließ sich berichten, was Caine gesagt hatte. Dann kratzte er sich an der Stirn und schüttelte lachend seinen Kopf. »Südlich vom Canadian River, sagst du? Die Stelle, die du beschrieben hast, ist keine fünfunddreißig Meilen von hier.« Er sah hinüber zu Betsy Harden, die ihre Fäuste geballt und angstvoll gegen ihren Mund gepresst hatte. »Sieht so aus, kleine Lady, als könnten wir uns selbst ein Bild davon machen, ob wir tatsächlich nur einem Hirngespinst nachjagen.«

»Ich will zu Eddy!«, stieß Betsy aus. »Ihr elenden Mistkerle! Warum kennt ihr keine andere Sprache als die der Gewalt?« Sie stürzte los und wollte aus dem Zimmer rennen, wurde jedoch von Larry aufgehalten.

»Lass Sie gehen«, sagte Carter Byrne. »Sie soll mit ihrem Verlobten verschwinden. Ich habe für die beiden keine Verwendung mehr.« Und Betsy rief er zu: »Immer der Nase nach über den Hof, dann kannst du Eddys Zelle nicht verfehlen.«

Sie lief los. Und als ihre Schritte allmählich verhallten, winkte Byrne seinen Komplizen heran. »Ich brauche vier Männer, die sich in der Gegend beim Fluss mal umsehen. Nimm aber keine Vollidioten. Ich brauche mindestens zwei mit ein bisschen Grips in der Birne. Und sie sollen sich bis an die Zähne bewaffnen. Man kann ja nie wissen, wer sich so bei diesem Heiligtum herumtreibt.«

»Kerle mit Grips?«, erkundigte sich Larry. »Wen denn?«

»Herrgott!«, regte sich Byrne auf. »Irgendwen, dem man nicht durch die Augen in die hohle Rübe gucken kann!« Rüde packte er seinen Kumpan bei den Schultern und stieß ihn zur Tür vor. »Mach schon! In fünfzehn Minuten sollen die Leute bei mir antreten!« Nur oberflächlich verstimmt, nahm Byrne die Karte erneut in Augenschein. Der vermeintliche Schatz war mit einem einfachen Kreuz und einer Beschriftung gekennzeichnet. Vermutlich hatte Eddy Caine die Eintragung vorgenommen, da sie in Englisch verfasst war.

Byrne versuchte, sich jede Linie einzuprägen, um den Weg durch die Ruinen rein nach seinem Gedächtnis finden zu können. Sollte der Schatz ihm wirklich unermesslichen Reichtum bescheren, würde er eine Möglichkeit finden, seine Männer auszutricksen und sie um ihren Anteil zu bringen. Danach würde er irgendwo in Mexiko untertauchen und sein Leben in vollen Zügen genießen.

Seine Gedankengänge wurden unterbrochen, als er seinen Namen rufen hörte.

»Carter!«, bellte Silverman vom Hof her. »Verdammt noch mal, wo steckst du?«

»In meinem Arbeitszimmer! Wo denn sonst?«, gab er lautstark zurück.

Schritte polterten die Treppe hoch. Schnaufend kam der grauhaarige Schnauzbartträger in der Tür zum Stehen.

»Was soll denn der Aufruhr?«, wollte Byrne wissen. »Lass uns feiern! Ich habe gute Neuigkeiten!«

»Ich weniger«, sagte Luke Silverman tonlos. Mit ausdrucksloser Miene schaute er seinen Boss an. »Wir haben ein Problem …«

***

Lassiter trat aus und traf die Magengrube des ersten Angreifers. Sein Stiefelabsatz bohrte sich in den Leib und ließ den Mann ächzend zusammenklappen. Einmal wirbelte er auf dem Bett um seine Achse, schoss seine geballte Rechte ab und schmetterte sie dem nächsten ungebetenen Gast gegen das Kinn.

Schreiend rollte sich Alana vom Bett und ließ sich zu Boden fallen, während Lassiter unter heranschnellenden Körper begraben wurde. Stahlharte Fäuste wurden ihm in die Rippen und mitten ins Gesicht gerammt. Lassiter riss reflexhaft ein Knie hoch und versenkte es in den ›Kronjuwelen‹ eines Schlägers, der sich jaulend krümmte und auf die Dielen knallte. Den Vierten packte er an der Gurgel, umschloss sie mit seinen Fingern wie eine Eisenzwinge und schlug mit der rechten Faust zu. Stöhnend wurde der Kerl zur Seite geschleudert und kippte über das Fußende des Bettes.

Aber da waren bereits die beiden anderen heran, die Lassiter zuerst abgewehrt hatte. Einer stieß mit seinem Bein zu, als wäre es ein Speer, und erwischte den Brigade-Agenten an der Hüfte. Der Zweite wollte nach einem Bein langen, um Lassiter vom Bett zu zerren, lief aber mitten hinein in eine eiserne Rückhand, die ihm den Kiefer ausrenkte. Gleichzeitig setzte Lassiter bei dem einzig noch Stehenden eine Beinschere an, bevor dieser erneut zutreten konnte, hebelte ihn in die Höhe und schleuderte den kreischenden Kerl über das Bett hinweg in Richtung Fenster. Kopfüber schlug der Mann auf, knallte mit dem Rücken gegen die Wand und durchstieß mit den Füßen die Fensterscheibe.

»Jau!«, rief Alana freudig aus. »Zeig’s diesen Bastarden!« Nackt, wie sie war, sprang sie auf die Füße, machte einen Satz auf den kriechenden Kerl am Fußende des Bettes zu, und ließ ihre Ferse auf seinen Kopf herabsausen. Unter dem Knirschen seiner brechenden Nase küsste er den Boden und rührte sich nicht mehr.

Drei waren noch übrig, zwei davon schwer angeschlagen. Wuchtig stieß sich Lassiter von der Matratze ab und rammte dem Angreifer mit dem zerschmetterten Kiefer seine Schulter vor die Brust. Beide flogen sie gegen die Wand, doch Lassiter hatte seine Attacke unter Kontrolle, riss den linken Ellbogen hoch und hieb krachend auf das Schlüsselbein seines Gegners. Der ging aufschreiend in die Knie und fing sich zusätzlich noch einen derben Faustschlag unters Kinn ein. Augenblicklich erschlaffte der Mann in Lassiters Armen, aber die Gefahr für den Brigade-Agenten strebte einem neuen Höhepunkt zu.

Lediglich aus den Augenwinkeln sah Lassiter durch die offene Tür eine huschende Bewegung auf dem Flur, zerrte den Bewusstlosen in die Höhe und hörte im selben Moment das Donnern eines Revolvers. Dreimal kurz hintereinander wurde aus dem Korridor geschossen, doch die Kugeln trafen nicht Lassiter, sondern bohrten sich in den Rücken des Mannes, den er in seinen Armen hielt.

Rücklings katapultierte sich Lassiter mit seinem lebenden Schutzschild hinüber zum Bett, zog seinen Remington aus dem Gurt, der immer noch an dem Pfosten baumelte, und erwiderte das Feuer. Seinen Kugelfang schleuderte er von sich, machte einen Hechtsprung zur Seite und kam frontal vor der Tür auf den Dielen auf.

»Silverman!«, schrie er. »Du hinterhältiges Stück Dreck!«

Der Colt des Mannes mit den eisgrauen Haaren und Lassiters Remington krachten zur selben Zeit. Auf Lassiters Kopfhöhe spritzten Holzsplitter auf, während seine Bleigeschosse hinter dem eilends beiseite springenden Silverman in die Flurwand hackten.

»Lassiter!«, gellte plötzlich Alanas Stimme.

Der Brigade-Mann lag rücklings am Boden, legte seinen Kopf in den Nacken und erkannte den Kerl, der um ein Haar aus dem Fenster geflogen wäre. Mit der Linken hielt er Alanas Handgelenk umklammert, mit der Rechten seinen Revolver.

Lassiter reagierte mit der eiskalten Präzision, die ihm in Kampfsituationen zu eigen war. Er riss seine Schusshand über seinen Kopf hinweg und feuerte die letzte Patrone ab, die er noch in der Trommel hatte. Sein Gegner erstarrte in der Bewegung, ließ Alana los und seinen Revolver fallen. Aus ungläubig geweiteten Augen stierte er Lassiter an, krampfte die Finger um seine blutende Brustwunde, schwankte und fand gerade noch festen Halt, bevor er umkippen konnte.

»Du mieser Frauenquäler!«, spie Alana ihm entgegen, warf sich mit ausgestreckten Armen vor und stieß den Mann durch das zerborstene Fenster. Polternd kugelte er über das Vordach des Gebäudes und landete mit einem dumpfen Aufschlag im Straßenstaub.

Inzwischen war Lassiter wieder auf den Beinen, hechtete in den Flur und hielt nach Silverman Ausschau. Der arglistige Heckenschütze aber war nicht mehr zu sehen. Er ging zurück ins Zimmer, vergewisserte sich, dass seine Gegner allesamt außer Gefecht waren, und hob Alana gegenüber tadelnd einen Zeigefinger. »Zieh dir was über, sonst komme ich noch auf dumme Gedanken.«

Die nackte Blondine grinste schelmisch. »Sagte der Mann mit der offenen Hose.«

»Na sowas«, meinte Lassiter und verstaute sein bestes Stück. »Was dir so alles auffällt …«

»Hast du wieder Lust?«, fragte Alana. »Mich hat die Action richtig heißgemacht.«

Amüsiert verzog Lassiter die Mundwinkel. »Du bist unersättlich, was?«

»Na ja, es kommt nicht oft vor, dass man ein solches Prachtexemplar erwischt«, gab das blonde Früchtchen zu. »Wenn man so hungrige Schenkel hat wie ich, ist Kingsmill nicht gerade ein Eldorado.«

Lassiter knöpfte seine Hose zu, ging zum Bett und legte seinen Patronengurt an. »Wir verschieben es auf später«, sagte er. »Ich hoffe, du kannst dich so lange zurückhalten.«

»Wir werden sehen.« Alana sammelte ihre Kleidungsstücke ein und zog sich in einer Weise an, die aufregender war, als wenn manch andere ihre Hüllen fallen ließ. Beim Hinausgehen winkte sie mit klimpernden Fingern und warf Lassiter noch eine Kusshand zu.

»Warte noch!«, rief der Brigade-Agent ihr nach. »Du willst doch sicher noch ein paar Dollar von mir haben.«

Alana schaute ihn an, als hätte er eine Gotteslästerung begangen. »Was denkst du von mir? Ich bin doch keine Hure!« Sie lächelte breit. »Für Dinge, die mir Spaß machen, nehme ich doch kein Geld. Und außerdem müsste ich dir etwas zahlen, aber ich bin leider blank.« Sie zuckte mit den Schultern und stiefelte davon.

Fast unmittelbar darauf erschien Leroy. »Dem Himmel sei Dank!«, platzte es aus ihm heraus. »Ihnen ist nichts geschehen!«