Lassiter Sammelband 1847 - Jack Slade - E-Book

Lassiter Sammelband 1847 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Seit über 30 Jahren reitet Lassiter schon als Agent der "Brigade Sieben" durch den amerikanischen Westen und mit über 2000 Folgen, mehr als 200 Taschenbüchern, zeitweilig drei Auflagen parallel und einer Gesamtauflage von über 200 Millionen Exemplaren gilt Lassiter damit heute nicht nur als DER erotische Western, sondern auch als eine der erfolgreichsten Western-Serien überhaupt.

Dieser Sammelband enthält die Folgen 2422, 2423 und 2424.
Sitzen Sie auf und erleben Sie die ebenso spannenden wie erotischen Abenteuer um Lassiter, den härtesten Mann seiner Zeit!

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Seitenzahl: 404

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Jack Slade
Lassiter Sammelband 1847

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben

Für die Originalausgaben:

Copyright © 2018 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2023 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Covermotiv: © Norma/Boada

ISBN: 978-3-7517-2997-0

www.bastei.de

www.sinclair.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Lassiter 2422

Manuel Torres blickte mit zusammengekniffenen Augen auf den hell erleuchteten Eingang von Marvin's Saloon. Gleich würde der Mann ins Freie treten, auf den er es abgesehen hatte: der texanische Gringo Dough Richards! Torres legte seine rechte Hand auf sein Holster. Er spürte die Kerben im Griff des Revolvers. Aus dem Inneren des Lokals drang Stimmengewirr. Ein Pianist quälte die Tasten eines schlecht gestimmten Klaviers. Grell erklang das kreischende Lachen einer Puta. Torres stand im Schatten einer Veranda, auf der anderen Seite der Straße. Gebannt starrte er auf die brusthohe Pendeltür. Wo bleibst du, Gringo? Torres kämpfte mit seiner Ungeduld. Die Zeit schleppte sich träge dahin. Da erschien die hochgewachsene Gestalt des Texaners im Türrahmen. Endlich!

Lassiter 2423

Der letzte Schuss hallte noch von den Bergen wider, als Desmond Kane die langläufige Browning sinken ließ. Ein schmaler Rauchfaden stieg aus der Mündung in den Abendhimmel. "Verflucht noch mal, was für ein Treffer!", rief der Mann links von ihm aus und klatschte begeistert in die Hände. "Genau zwischen die Schulterblätter!" "Höchstens drei Sekunden, dann wäre er außer Sicht gewesen. Das war wirklich knapp", knurrte der Mann auf Kanes anderer Seite. "Dann hättet ihr ihm folgen müssen", gab Kane ungerührt zurück. "Ihr wisst, dass wir niemanden davonkommen lassen." Er deutete auf die Leichen, die rund um die drei Reiter im kniehohen Gras lagen. "Tragt die Bastarde zusammen und zündet sie an. Als Warnung für die anderen Hurensöhne da draußen, die darüber nachdenken, sich mit mir anzulegen."

Lassiter 2424

Schweißnasse blonde Strähnen fielen Ken Lomax in die Stirn. Angespannt und mit geballten Fäusten, an denen frisches Blut klebte, schaute er hinab auf den Lipan-Apachen. Der Mann lag mit verquollenen Augen und angeschwollenem Gesicht am Boden und war kaum mehr zu einer Regung fähig. "Das passiert, wenn man mein Angebot ausschlägt", keuchte Lomax, kniete sich neben den Indianer und wischte seine Hände an dessen Kleidung ab. "Ich bin aber zuversichtlich, dass dir doch noch Vernunft beizubringen ist." Sein Blick wanderte hinüber zu Csángó, seinem schweigsamen Vollstrecker. Für den Fall, dass er sich irrte, würde Csángó vollenden, was Lomax begonnen hatte.

Lassiter Sammelband 1847

Cover

Titel

Impressum

Zusammenfassung

Inhalt

Lassiter 2422

Lassiter und der Gringo-Jäger

Lassiter 2423

Kein Weg hinaus aus Laramie

Lassiter 2424

Von Desperados umzingelt

Guide

Start Reading

Contents

Lassiter und der Gringo-Jäger

Manuel Torres blickte mit zusammengekniffenen Augen auf den hell erleuchteten Eingang von Marvin’s Saloon. Gleich würde der Mann ins Freie treten, auf den er es abgesehen hatte: der texanische Gringo Dough Richards!

Torres legte seine rechte Hand auf sein Holster. Er spürte die Kerben im Griff des Revolvers.

Aus dem Inneren des Lokals drang Stimmengewirr. Ein Pianist quälte die Tasten eines schlecht gestimmten Klaviers. Grell erklang das kreischende Lachen einer Puta.

Torres stand im Schatten einer Veranda, auf der anderen Seite der Straße. Gebannt starrte er auf die brusthohe Pendeltür. Wo bleibst du, Gringo? Torres kämpfte mit seiner Ungeduld. Die Zeit schleppte sich träge dahin.

Da erschien die hochgewachsene Gestalt des Texaners im Türrahmen. Endlich!

Torres zog blank, spannte den Schlaghahn und schoss aus der Hüfte. Mit einem Feuerstoß knallte die Kugel aus dem Lauf des Fünfundvierzigers.

Richards geriet ins Straucheln, als das Stück Metall in seine Brust einschlug. Mit einem Aufschrei griff er Halt suchend nach dem vorderen Flügel der Schwingtür.

Doch seine Hand grabschte ins Leere.

Er stolperte über seine eigenen Beine und landete auf den Knien. Hart stieß er mit der Stirn gegen den Türpfosten.

Torres genoss den Anblick, der sich ihm bot. Stirb, Gringo! In schneller Folge gab er drei weitere Schüsse auf Dough Richards ab.

Alle trafen.

Der Texaner fiel auf den Bauch und blieb liegen, ohne sich zu rühren.

Im Saloon erhob sich Geschrei. Der Knall der Schüsse hatte alle alarmiert. Schritte trampelten, Stühle schurrten, Gläser fielen zu Boden; die Puta schrie, als hätte sie den Teufel unter dem Rock.

Adios, Muchachos! Torres steckte seinen Colt weg. Flink sprang er über das seitliche Geländer ins Dunkel. Als die ersten Männer aus dem Saloon stürzten, schwebte nur noch eine Wolke stinkender Pulverrauch über der Straße.

Der Texaner Dough Richards lag sterbend auf den Bohlen.

Von seinem Mörder nirgends keine Spur. Es war, als hätte ihn der Erdboden verschluckt.

John Watson schob sacht die Tür der kleinen Stube auf, in dem das Ladenmädchen wohnte, das in seinem Gemischtwarengeschäft als Aushilfe angestellt war.

Es war kurz nach Mitternacht. In Macy Landaus Kammer war es dunkel wie in einem Fuchsbau. Nur ein schmaler Lichtstreifen fiel vom Korridor in die Stube.

Der schwache Duft eines Veilchenparfüms stieg dem Mann in die Nase.

Doch er schnupperte noch einen anderen Geruch: den unvergleichlich köstlichen Duft einer jungen Frau.

Für einige Sekunden schloss Watson genussvoll die Augen. Er spürte, wie sein Herz ein paar Takte schneller schlug.

»Mr. Watson?« Das Mädchen war wach geworden. Sie setzte sich auf. »Ist etwas passiert, Sir?«

»Pst!« Er legte den Finger auf die Lippen. Leise schloss er die Tür. Im Dunkeln sah er nicht die Hand vor Augen. »Mach die Kerze an«, raunte er.

»Mr. Watson, was hat das zu bedeuten?«

Er tat einen Schritt auf ihr Bett zu. Dabei stolperte er über einen ihrer Schuhe. Der Schuh hatte einen metallenen Absatz und klapperte, als er umfiel.

Watson lauschte, ob sich irgendwo etwas rührte. Außer ihm und dem Hausmädchen befand sich noch eine dritte Person im Haus: seine Ehefrau Elisabeth. Er hatte ihr ein starkes Schlafmittel in das Glas Rotwein geschüttet, das sie jeden Abend vor dem Zubettgehen trank. Jetzt lag sie, nur wenige Schritte entfernt, betäubt im Ehebett ihrer gemeinsamen Schlafstube und schlummerte tief.

Im Haus blieb alles still.

Ein Streichholz wurde angerissen.

Macy stülpte eine Glasröhre über das Kerzenlicht. »Mr. Watson?« Sie zog die Decke bis unter ihr Kinn. Aus ängstlichen Augen starrte sie ihn an.

Watson setzte sich vorsichtig auf die Bettkante. Die körperliche Nähe der rothaarigen Evastochter erregte ihn. Er hob eine Hand, strich dem Mädchen eine herabbaumelnde Korkenzieherlocke aus dem Gesicht und blickte ihr fest in die Augen.

»Du bist sehr hübsch«, sagte er. »Weißt du das?«

Sie schluckte schwer. »Mrs. Watson wird mich aus dem Haus jagen, wenn sie erfährt, dass ich nachts Besuch empfange.«

»Beruhige dich, Kleines. Mrs. Watson wird nichts von meinem Besuch erfahren. Das verspreche ich dir.« Er tätschelte die zarte Wange des Mädchens, wobei ihm ein wohliger Schauder durchlief. »Wie weich sich deine Haut anfühlt.«

Macy knabberte verlegen an ihrer Unterlippe.

Er sah, wie sich ihre üppigen Brüste unter dem Betttuch hoben und senkten. Für ein Mädchen mit ansonsten fast knabenhafter Gestalt waren die Wonneproppen ziemlich groß ausgefallen. Doch Watson gefiel das über alle Maßen. Es reizte seine Fantasie. Die Vorstellung, die Prachtstücke der jungen Frau in den Händen zu halten, bescherte ihm eine heftige Erektion.

Er stöhnte leise.

»Ist Ihnen nicht wohl, Sir?«, hauchte Macy.

»Ganz im Gegenteil.« Er neigte den Kopf, um sie zu küssen.

Macy wich ihm aus. »Mr. Watson, mein Gott. Was tun Sie da?«

Er griff nach dem Betttuch, das sie vor ihren Oberkörper hielt. Sie hielt es fest, als ob ihr Leben davon abhinge.

»Sie sollten jetzt gehen, Sir«, murmelte sie.

»Nicht, bevor ich dich geküsst habe.« Er beugte sich vor, bis seine Lippen ihren Mund erreichten.

»Mr. Watson.« Sie wandte den Kopf ab, und seine gespitzten Lippen landeten auf ihrer Wange.

»Pst! Nicht so laut.« Er leckte an ihrer Oberlippe, dann sagte er: »Du willst doch nicht, dass Mrs. Watson wach wird, oder?«

»Um Himmels willen, nein, Sir.«

»Na bitte.« Er streifte einen Träger ihres rosafarbenen Nachthemdes über ihre Schulter. Als er den zweiten Träger wegschob, kniff Macy die Augen zusammen und zog die Stirn in Falten. Mit Nachdruck zog er die Zudecke tiefer, mit der das Mädchen ihre frauliche Brust verhüllte.

Diesmal leistete sie keine Gegenwehr.

Watson betrachtete das prall gefüllte Nachthemd. Wenn man genau hinsah, konnte man die Umrisse der Brustwarzen erkennen. Durch den Stoff hindurch berührte er die linke. Mit Daumen und Zeigefinger umkreiste er den Nippel.

Macy ließ es geschehen. Aus geweiteten Augen sah sie zu, wie er sie abwechselnd in die Brustspitzen zwickte.

Nach einer Weile sagte sie: »Sir, wir können doch nicht …«

»Ich habe mich in dich verliebt«, unterbrach Watson sie. »Seit dem Tag, an dem du in mein Geschäft kamst und um eine Anstellung batest, verzehre ich mich nach dir. Nachts komme ich nicht in den Schlaf, weil ich ständig an dich denken muss. Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?«

»Liebe auf den ersten Blick?«

Er nickte. »Amors Pfeil hat mich mitten ins Herz getroffen.« Zur Bekräftigung seiner Worte klopfte er sich an die Brust.

Im Schein des matten Lichts sah Watson, dass das Mädchen errötete. Sekundenlang sprach niemand ein Wort. Draußen, auf der Straße, klapperten Hufschläge. Ein Nachtschwärmer preschte die Mainstreet entlang. Rasch verebbte das Geräusch wieder.

Watson schob das Nachthemd tiefer. Er tat es ganz langsam, bis die ansehnliche Brustpartie völlig entblößt war.

Tod und Teufel! Der Anblick des bebenden Fleisches jagte ihm einen heißen Schauder durch den Leib.

»Macy«, keuchte er. »Erhöre mich. Ich halte es nicht mehr aus.«

»Mr. Watson, Sir …« Sie verstummte.

»Bitte schicke mich nicht fort.«

Das Mädchen schwieg eine Zeitlang. Doch dann ging ein Ruck durch ihren Körper. Sie schlug die Bettdecke zurück und rutschte zur Seite.

»Jetzt haben wir ein kleines Geheimnis«, flüsterte sie.

Watsons Herz wummerte wie eine Brandglocke. Womöglich erlebte er gerade die schönsten Momente seines Lebens. Sein sehnlichster Wunsch war eben wahr geworden.

Hastig öffnete er seinen Gürtel, streifte die Hose von den Beinen und legte sich neben das Mädchen ins Bett.

Macy schien ihre anfängliche Scheu verloren zu haben. Sie raffte das untere Teil ihres Hemdes höher.

Watson war außer sich vor Glück. Er schwelgte in dem Anblick des brandrot behaarten Schoßes seiner Gespielin.

Nach einer Weile streckte er eine Hand danach aus.

Macy legte den Kopf zur Seite und dehnte bereitwillig die Beine.

Er wusste genau, wo Frauen am empfindlichsten waren. Sacht rieb an der Knospe unterhalb des Venushügels.

Schon nach wenigen Sekunden keuchte das Mädchen, als hätte es gerade einen Sprint zurückgelegt. Ihr Hintern hob und senkte sich, wobei sie die kleinen Hände zu Fäusten ballte und Watson anstarrte, als sei er der Heilige Geist.

»Sir«, stöhnte sie, »mein Gott, Sir.«

Er nahm die Hand weg und beugte sich über ihren Schoß. Das Schamhaar kitzelte ihn an der Nase, während er mit der Zunge auf Erkundung ging.

Macy hob die Beine senkrecht in die Luft, sodass ihr Körper einen rechten Winkel bildete.

Watson staunte, wie gelenkig sie war; kein Vergleich zu seiner prüden Ehefrau, die bei der Liebe wie ein Holzklotz im Bett lag. Obwohl er schon fast zehn Jahre mit ihr verheiratet war, hatte er sie noch nie ohne Kleider gesehen. Im Schlafzimmer stand eine mobile Spanische Wand, hinter die sie sich verbarg, wenn sie sich an- oder ausziehen wollte. Körperlicher Kontakt fand nur bei völliger Dunkelheit statt, und zwar einzig und allein in der langweiligen Missionarsstellung. Elisabeth hatte ihn noch nie geritten, geschweige denn, ihm erlaubt, sie von hinten oder im Stehen zu nehmen. Selbst in der Hochzeitsnacht hatte sie ihn mit scharfen Worten in die Schranken gewiesen.

Das alles ging Watson durch den Sinn, während er mit dem Kopf zwischen den Beinen des Mädchens steckte. Die Laute, die seine Gespielin ausstieß, während er sie genüsslich liebkoste, klangen wie süße Sphärenmusik in seinen Ohren.

Watson wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als er sich schließlich aufrichtete.

Macy nahm sein Gesicht in die Hände und spielte mit der Zunge an seinen feuchten Lippen.

»Oh, Mr. Watson«, hauchte sie.

Unvermittelt fühlte er ihre Hand an seinem erstarrten Glied. Während sie an seinem Schaft rieb, knetete er ihr nachgiebiges Brustfleisch.

Hin und wieder beugte er den Kopf, um an den Spitzen zu saugen.

»Ja, o ja!« Macy beobachtete jede seiner Aktivitäten mit größtem Interesse. Ihre Wagen waren inzwischen so rot geworden, als hätte man sie mit roter Tinte begossen.

Watson kam sich vor wie im siebenten Himmel. Es war eine verdammt gute Idee gewesen, Elisabeth zu betäuben und in die Kammer des Ladenmädchens zu schleichen.

Jetzt war er sicher: Er durchlebte tatsächlich gerade die mit Abstand schönste Liebesnacht seines Lebens. Nie zuvor hatte er so starke Gefühle empfunden.

Er wälzte sich auf den Rücken. »Komm auf mich rauf, Macy«, sagte er.

Das Mädchen tat, wie ihr geheißen, und setzte sich auf seine Leibesmitte. Dann wippte sie in die Hocke, wobei sie sich mit der einen Hand auf sein Brustbein stützte. Mit der anderen Hand brachte sie seinen steil aufragenden Rammsporn in den richtigen Winkel.

Watson legte die Hände um ihre Taille.

Von sichtlicher Wolllust getrieben, fädelte Macy ein. Dabei ließ sie den Mann nicht eine Sekunde aus den Augen. Wie gebannt starrte sie ihn an, während sich sein Pfahl in sie bohrte.

Macy bewegte sich auf und nieder, zuerst ganz langsam, dann immer schneller.

Watson stöhnte leise. Im Nu hatten sie den richtigen Takt gefunden. Immer wieder klatschten ihre Körper gegeneinander. Macy seufzte vor Lust. Sie empfand bei allem genauso viel Vergnügen wie er. Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände.

Und wie sie ihn anstarrte! Als wäre er ein Gott für sie.

Watson griff an ihre pendelnden Brüste.

»Fester, fester«, murmelte das Mädchen.

Watson drückte das weiche Fleisch, dass es zwischen seinen Fingern hervor quoll.

»Ja, so ist es gut.« Macy forcierte noch einmal das Tempo. Das Bett, auf dem sie lagen, knarrte in einem fort. Doch Watson hörte nicht hin.

Die nächste halbe Stunde kam es ihm so vor, als träumte er den süßesten Traum seines Lebens.

Das erste Mal entlud er sich auf Macys Busen. Während er kam, beugte das Mädchen sich vor und küsste ihn wie zur Belohnung zärtlich auf die Stirn.

Als der Höhepunkt verebbte, sank er erschöpft auf das Laken.

Macy wälzte sich neben ihn. »Oh, Mr. Watson«, sagte sie und seufzte. »Es war so wundervoll.«

»Ja, das war es«, antwortete er. Elisabeth hätte das nie zu mir gesagt, dachte er.

Ohne ein Wort lagen sie nebeneinander, jeder hing seinen Gedanken nach. Watson hatte eine Hand auf den Schoß des Mädchens gelegt. Hin und wieder bewegte er die Finger. Macy seufzte dann leise.

Watson war noch nie so glücklich gewesen. Am liebsten hätte er das Liebesnest nie wieder verlassen.

Nach einiger Zeit griff das Mädchen nach seinem erschlafften Glied. Er wandte den Kopf und sah sie an.

»Bleiben Sie ruhig liegen, Sir«, sagte sie. »Ich mache das schon.«

Nach diesen Worten stemmte sie sich auf einen Ellbogen. Sie schnippte eine störende Korkenzieherlocke zur Seite und beugte sich über seinen Schoß.

Watson sah zu, wie sie seinen erschlafften Pint in die hohle Hand nahm und behutsam daran rieb. Bald zeigte die Zärtlichkeit Wirkung.

Seine Männlichkeit erstarkte.

Macy befeuchtete mit der Zunge ihre Lippen, dann nahm sie seinen bläulichen Pilzkopf in den Mund. Schmatzende Geräusche drangen an seine Ohren. Einmal, als ihr die Stange in den Rachen geriet, keuchte sie schwer. Tränen traten ihr in die Augen. Doch nach kurzer Unterbrechung setzte sie ihr Spiel fort.

Watson stöhnte leise. Das muss das Paradies sein, ging es ihm durch den Kopf. Ja, das ist das Paradies.

Mit sichtlichem Genuss brachte Macy seinen Sporn wieder auf Vordermann. Mit jedem Atemzug wurde der Schaft hart und härter. Schließlich hob Macy den Kopf und lächelte zufrieden.

»Geschafft«, sagte sie.

»Ach, Macy«, schnaufte er.

»Es heißt, viele Männer mögen es gern von hinten«, sagte sie mit süßer Stimme.

Watson nickte. »Dreh dich um«, raunte er.

Die Bettfedern quietschten, als das Mädchen ihm ihr Hinterteil zukehrte. Watson war zutiefst beeindruckt. Es war der schönste Hintern, den er je zu Gesicht bekommen hatte. Selbst die herausgeputzten Pin-up-Girls aus den Magazinen, die er sich heimlich im Laden anschaute, konnten da nicht mithalten.

Langsam spreizte Macy die Beine. Mit zwei Fingern dehnte sie ihre Fältchen zwischen den Schenkeln, während sie mit dem Daumen an ihrem Lustknopf rieb.

»Sir«, stöhnte sie, »Sir, lassen Sie mich nicht warten.«

Watsons Herz schlug schneller. »Ich werde mich schwer hüten«, sagte er und ging in Stellung.

Die Hände auf Macys Hüften gelegt, bewegte er sich rhythmisch vor und zurück. Schon nach kurzer Zeit fing Macy an zu zittern, und Watson wurde klar, dass sie gerade kam. Es sollte in dieser Nacht nicht ihr letzter Höhepunkt bleiben.

Im Osten ging gerade die Sonne auf, als John Watson die Kammer des Ladenmädchens verließ.

Was für eine Nacht! Er fühlte sich wie ein ausgewrungener Lappen.

Als er die Tür zu seiner eigenen Schlafstube öffnete und seine Frau im Bett liegen sah, schoss ihm ein verwegener Gedanke in den Kopf.

So kann es nicht weiter gehen, sagte er sich. Meine Ehe ist ein Alptraum. Ich will Macy, und zwar für immer. Aber ich bin kein Mormone. Wie in Gottes Namen schaffe ich mir Elisabeth vom Hals?

Er beschloss, sein Problem mit Archie Bell zu besprechen. Archie war sein Freund und der einzige Mensch zwischen New York und Kalifornien, mit dem man über alles reden konnte.

Vielleicht wusste Archie sogar einen Ausweg aus dem Dilemma.

Watson kroch in sein Bett, deckte sich zu und kreuzte die Hände unter seinem Kopf. Den Blick gegen die Decke gerichtet, grübelte er lange. Als er endlich die Augen schloss, erschien die verführerische Gestalt des Ladenmädchens in seinem Geist.

Er stieß einen langen Seufzer aus, dann wälzte er sich auf die Seite und schlief ein.

John Watson bestellte zwei Kaffee und trug sie zu dem Tisch, an dem sein Freund Archie Bell bereits auf ihn wartete.

Das kleine Lokal lag in einer Quergasse der Mainstreet, nur einen Steinwurf von der Bahnstation entfernt. Im Gastraum gab es fünf Tische mit je vier Stühlen. Charlie Dobbs, der Wirt, hantierte hinter der Theke an der Wanduhr, die dauernd stehen blieb. Der Geruch von Kaffee und Tabakrauch lag in der Luft.

Es war noch früh am Morgen. Watson hatte Macy für den Frühdienst in seinem Geschäft eingeteilt. Elisabeth, seine Frau, war mit dem Einspänner zu ihrer Schwester Victoria ins nahe gelegene Santa Fé gefahren.

Watson wusste, dass Archie jeden Morgen in Charlie Dobbs’ Kaffeestube saß. Archie Bell verdiente sein Geld in Chessie’s Funhouse, einem hochkarätigen Freudenhaus im Westen der aufblühenden Stadt im Norden von New Mexico. Archie sorgte dafür, dass keiner der Freier während des Bordellbesuchs über die Stränge schlug.

Er war ein Bulle von einem Mann: über sechs Fuß groß, mit breiten Schultern, muskulösen Armen und Händen wie Schaufeln. Manche sagten, er könne einen ausgewachsenen Bullen an den Hörnern auf die Knie zwingen. Watson hielt das für nicht übertrieben. Mit eigenen Augen hatte er gesehen, wie Archie ein Hufeisen verbogen hatte.

Er kannte Archie schon als Kind. Beide waren in Hannibal, einer Kleinstadt am Mississippi, zusammen in die Schule gegangen. Später hatten sie sich über etliche Jahre aus den Augen verloren. Archie verschlug es nach Texas, während Watson es nach New Mexico zog. Jetzt wohnten sie beide in Quintana, im Santa Fé County.

Watson setzte den Kaffee ab. Er rückte sich einen Stuhl zurecht, warf seinen Hut auf die Fensterbank und holte tief Luft.

Archie Bell grinste. »Du siehst mitgenommen aus. Hattest du eine anstrengende Nacht?«

»Kann man wohl sagen«, verkündete Watson. »Anstrengend, aber schön. Die schönste Nacht meines Lebens.«

»Doch nicht mit Elisabeth, oder?«

Watson seufzte schwer. »Nein, nicht mit Elisabeth, und genau da liegt der Hund begraben.«

Archie nahm seine Tasse, pustete und sagte: »Hast du eine neue Freundin?«

Zwei Männer betraten das Lokal und setzten sich an den Nebentisch. Es waren Mexikaner, mit erdbraunen Ponchos und maisgelben Sombrerohüten. Sie begannen ein Gespräch auf Spanisch. Charlie brachte ihnen Kaffee.

»Und was für eine«, schwärmte Watson nach kurzem Zögern. »Gestern Nacht hat sie mich erhört. Ich kann nicht mehr leben ohne sie.«

»Und deine Frau? Weiß sie von deiner Affäre?«

»Noch nicht, aber sicher findet sie es bald heraus.« Watson fingerte am Henkel seiner Tasse. »Ich stecke in der Klemme, Archie. Was soll ich bloß tun? Ich will endlich mein Leben zurück. Zehn Jahre Ehe mit Elisabeth sind mehr als genug.«

»Dann mach reinen Tisch«, riet der Freund.

»Gar nicht so einfach.« Watson nippte an dem Kaffee, verbrannte sich die Zunge und zog eine Grimasse. »Verdammt, ist das Zeug heiß.« Er seufzte wieder. »Ich muss Elisabeth los werden«, sagte er dann. »Egal, wie. Ich ertrage ihren Anblick nicht länger. Zehn Jahre sind mehr als genug. Man wird ja schließlich nicht jünger. Hast du einen Tipp für mich?«

»Scheidung«, sagte Archie spontan.

Watson hob abwehrend die Hände. »Unmöglich. Wir haben uns am Altar ein Versprechen gegeben. Das gilt bis zum Tod. Im Übrigen hat Elisabeth das Geld mit in die Ehe gebracht. Das Kapital für den Laden stammt zu neunzig Prozent aus ihrer Mitgift.«

»Böse Falle«, meinte Archie, »wenn du sie verlässt, zieht sie den Stöpsel aus der Wanne, und du sitzt im Trockenen.«

»Du sagst es.« Watson nippte an seinem Kaffee. »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Was würdest du an meiner Stelle unternehmen?«

Archie zündete sich eine Zigarette an. »Mit ihr reden, vielleicht erzielt ihr einen Kompromiss, und sie gibt dich frei.«

»Elisabeth? Mich freigeben« Watson lachte bitter. »Eher marschiert ein Gürteltier zur Sonntagsmesse in die Kirche.«

»Wer ist diese Frau eigentlich, die dir den Kopf verdreht hat?«, fragte Archie Bell.

»Macy, mein Ladenmädchen«, sagte Watson leise.

»Die kenne ich«, meinte Archie und dehnte seinen Brustkorb, »ein hübsches Ding, alles, was recht ist. Aber ein bisschen jung für dich, oder?«

Watson winkte ab. »Und wenn, wir lieben uns, und das hat sie gestern Nacht mit Nachdruck unter Beweis gestellt.«

Archie nickte versonnen. »Wo die Liebe hinfällt.« Er hob den Kopf. »Du könntest versuchen, dich weiterhin mit Macy zu treffen, ohne dass deine bessere Hälfte etwas davon erfährt.«

Watson schüttelte den Kopf. »Elisabeth ist nicht auf den Kopf gefallen. Sie wird es herauskriegen. Früher oder später wird es zum Eklat kommen. Am Ende könnte ich mit leeren Händen dastehen. Was würdest du an meiner Stelle tun, Archie?«

»Schwer zu sagen.« Er nippte an seinem Getränk. »Ich bin ledig und kann tun und lassen, was mir beliebt. Über solche Dinge habe ich noch nie nachgedacht. Es gab keinen Grund dafür. Hm, am besten, du lässt die Finger von deiner Geliebten.«

Falsche Antwort, dachte Watson. Das Gespräch entwickelte sich anders, als er sich vorgestellt hatte. Allein der Gedanke, in Zukunft auf Macys Zärtlichkeiten verzichten zu müssen, bereitete ihm Unbehagen.

Er wechselte das Thema. »Und wie läuft es bei dir so? Sind die Freier friedlich? Oder musst du ihnen häufig mal auf die Zehen treten?«

Bevor Archie Antwort gab, bemerkte Watson, dass einer der Mexikaner vom Nebentisch ihm einen verstohlenen Blick zuwarf.

Watson achtete nicht weiter darauf. Der Mann hatte sich schon wieder weggedreht. Watson hörte Archie zu.

Archie schilderte, wie er letzte Woche eines der Freudenmädchen vor einem wild gewordenen Cowboy retten musste, der die Ärmste mit einem Lasso ans Bett festgebunden hatte, um sie mit einer erhitzten Messerklinge zu bränden.

Watson hörte dem ausgeschmückten Bericht nur mit halbem Ohr zu. Seine Gedanken eilten immer wieder zu Macy Landau, in die er sich unsterblich verliebt hatte.

Von Archie hatte er keine Hilfe zu erwarten.

Als Watson seinen Kaffee ausgetrunken hatte, stand er auf und verabschiedete sich von seinem Freund. Draußen, auf dem Vorplatz der Kaffeestube, verharrte er noch einen Moment.

Selbstvergessen spähte er die Mainstreet entlang.

Da trat einer der Mexikaner aus dem Lokal. Er blieb neben Watson stehen und zündete sich einen Zigarillo mit Mundstück an.

Ein schwerer Murphywagen, von vier braunen Kaltblütern gezogen, rumpelte vorüber. Der Mann, der die Zügel hielt, stapfte neben dem Fahrzeug her und knallte mit der Bullpeitsche.

Watson sah dem mit Bauholz beladenen Gefährt versonnen hinterher.

Auf einmal nahm der Mexikaner seinen Zigarillo aus dem Mund. Er blickte sich nach allen Seiten um, als müsse er sich überzeugen, dass es keine Zaungäste in Hörweite gab. Weit und breit war keiner zu sehen. Der Mexikaner wandte er sich an Watson und sagte: »Holla, ich kann Ihnen helfen, Señor.«

Watson starrte ihn ungläubig an.

»Wir müssen reden«, fuhr der Ponchomann fort. Er zeigte mit dem Daumen über seine Schulter. »In fünf Minuten, Ramos Corral.«

Bevor Watson antworten konnte, wandte sich der Mexikaner ab und schritt gemächlich in die Richtung, in die er eben gezeigt hatte.

Lassiter träumte wieder einmal diesen verrückten Haremstraum.

Darin war er ein mächtiger Herrscher, lebte im Orient und besaß einen Harem mit etlichen wunderschönen Frauen. Alle befanden sich im Innenhof seines Palastes, verteilt um ein rechteckiges, aus rosaroten Kacheln erbautes Schwimmbassin. Die Evastöchter trugen durchsichtige Gewänder und bewegten sich grazil und ungezwungen wie weidende Wildpferde. Die Hübscheste von ihnen verbeugte sich tief vor Lassiter und erkundigte sich, ob sie oder ihre Gefährtinnen ihm einen Wunsch erfüllen könnten. Die Mädchen brannten darauf, ihm zu Willen zu sein. Lassiter blickte in die Runde und sah aller Blicke auf sich gerichtet. Er wollte sein Begehr gerade in Worte fassen, da ertönte irgendwo ein Kanonenschuss.

Die süße Männerfantasie zerplatzte wie eine Seifenblase.

Lassiter schreckte aus dem Schlaf. Er kam sich vor wie ein Fisch, der am Angelhaken zappelnd, aus seinem natürlichen Element gezogen wurde.

Jemand klopfte heftig an die Tür.

»All devils! Wer stört da, mitten in der Nacht?«, grunzte er unwillig.

»Ich bin’s, Dave«, kam es zurück.

Lassiter fuhr sich mit einer Hand gähnend über das Gesicht. Dann sprang er aus dem Bett, fuhr sich über das zerzauste Haar und schlüpfte in seine Hose.

Barfuß tappte er zur Tür.

In der halbdunklen Diele stand Dave Jones, sein Kontaktmann aus New Mexico. Dave war ein schlaksiger, blassgesichtiger Mann mit dünnem Schnurrbart und kurz geschnittenem, schwarzem Haar. Er erinnerte Lassiter an ein Bildnis des Schriftstellers Edgar Allan Poe, das er einmal in der Stadtbücherei von Omaha gesehen hatte. Dave war Mitinhaber von Mitchell, Reed & Jones, einer Rechtsanwaltskanzlei im Norden von Santa Fé. Niemand von seinen Kollegen und Mandanten ahnte, dass dieser unscheinbar wirkende Mann für die Geheimorganisation aus Washington arbeitete.

Er blickte spähend nach rechts und links, dann huschte er ins Zimmer.

Lassiter wohnte in einem komfortablen Apartment im Belvedere Hotel, unweit der legendären Kirche San Miguel Chapel. Seine Order lautete, in Santa Fé so lange zu warten, bis ihn die Zentrale der Brigade Sieben mit einer neuen Mission betraute.

Vermutlich war es nun soweit, und Dave Jones überbrachte den Marschbefehl.

Im Haus war es noch still. Die Gäste lagen noch in den Betten. Doch aus dem Erdgeschoss drang bereits der appetitliche Duft von gebackenem Brot und frisch gerösteten Kaffeebohnen.

Lassiter schloss die Tür hinter seinem Gast. »Was liegt an, Dave?«, fragte er dann. »Nachricht aus der Zentrale?«

»Ganz recht.« Dave Jones trat ans Fenster und lugte durch einen Spalt in der Gardine auf die Straße. »Die Jungs aus dem Headquarter sind in hellster Aufregung. Letzte Woche wurde ein Mitglied der Brigade Sieben auf offener Straße erschossen. Der Mann hieß Dough Richards.«

Lassiter dachte nach. Ganz dunkel erinnerte er sich daran, dass er Dough Richards einmal begegnet war. Das war Jahre her, bei einem Fandango in einer Kleinstadt im Arizona-Territorium. Er hatte Richards als freundlichen und hilfsbereiten Kameraden in Erinnerung, den Zielen der Brigade Sieben treu ergeben. Der Tod des Mannes ließ ihn nicht kalt.

»Wo ist der Mord passiert?«, fragte er betreten.

»Quintana, ein kleiner Ort an der Bahnlinie, knapp fünfzig Meilen von hier.«

Lassiter nickte stumm. Ja, er hatte von dem Mord in Quintana in der Zeitung gelesen. Doch der vollständige Name des Toten war nicht abgedruckt worden.

»Der Mörder ist flüchtig«, fuhr Dave Jones fort. »Aber dank eines aufmerksamen Beobachters wissen wir, um wen es sich handelt.«

Lassiter spitzte die Ohren.

»Der Kerl heißt Manuel Torres, stammt aus der Sierra Madre und wird in bestimmten Kreisen auch Gringo-Jäger genannt.«

»Meine Güte, Gringo-Jäger? Was in aller Welt hat das zu bedeuten? Dass dieser Torres auf der Jagd nach Nichtmexikanern ist?«

»So genau steht das noch nicht fest.« Dave atmete tief durch. »Es gibt nur spärliche Informationen über diesen Torres. Niemand weiß etwas Genaues. Vielleicht ist er ein religiöser Fanatiker, ein Yankee-Hasser, vielleicht befindet er sich auf einem persönlichen Rachefeldzug. Seine Motive sind unbekannt. Wie auch immer, deine Aufgabe besteht darin, Richards’ Mörder zu finden und unschädlich zu machen.«

»Unschädlich?« Lassiter machte die Augen schmal. »Wie unschädlich?«

»Das Zuchthaus von Fort Yuma wäre wohl der geeignetste Ort für seinen künftigen Verbleib«, antwortete Jones nach kurzer Pause.

Da war sich Lassiter nicht so sicher. »Wenn die Mitgefangenen erfahren, dass der berüchtigte Gringo-Jäger unter ihnen weilt, wird er nicht lange unbehelligt bleiben. Hinter Gittern herrschen verdammt harte Sitten. Nicht umsonst hat das Zuchthaus seinen eigenen Friedhof.«

»Daran hätte Torres vorher denken müssen.«

Lassiter fläzte sich auf die Tischkante. »Okay, gibt es irgendwelche Anhaltspunkte über seinen gegenwärtigen Aufenthalt? Ich meine, Quintana liegt an der Bahnstrecke. Nach dem Mord könnte er in den Zug gesprungen und auf Nimmerwiedersehen aus New Mexico geflohen sein.«

Dave schüttelte den Kopf. »Nein, das ist unwahrscheinlich. Er glaubt, unerkannt geblieben zu sein. Warum sollte er die Stadt verlassen?«

»Weil ein Zeuge ihn identifiziert hat.«

»Davon weiß er nichts. Der Mann, der ihn beobachtet hat, ist nicht gerade als Schwätzer bekannt.«

»Wer ist es?«

»Ein Gambler namens Halliburton.« Dave dämpfte seine Stimme. »Er hat gute Gründe, seine Beobachtung für sich zu behalten. Deshalb hat er auch dem Sheriff und den Zeitungsleuten nichts verraten.«

»Kann man ihm trauen?«

Dave nickte. »Ich kenne ihn nicht persönlich, aber ich kenne den Mann, dem er die Information anvertraut hat. Und der ist über alle Zweifel erhaben.«

Lassiters Gefühle waren gemischt. Er ahnte, worauf die Sache hinauslief. Wahrscheinlich würde sich der Gringo-Jäger vehement gegen seine Gefangennahme wehren. Schließlich hatte er nichts zu verlieren. Es würde zum unvermeidlichen Kampf kommen, bei dem es nur einen Sieger geben konnte.

Sein Blick fiel auf seinen Revolvergürtel, der über der Stuhllehne hing. Es war wie verhext. Wieder einmal würde der Remington das letzte Wort sprechen.

Er seufzte schwer.

»Alles in Ordnung, Lassiter?« Dave bedachte ihn mit einem besorgten Blick.

»Ja, alles bestens.« Lassiter verdrängte seine Gewissensbisse. Er hob die Nase, wandte sich zur Tür und schnupperte. »Mhm, wie das duftet! Köstlich! Ich sterbe vor Hunger. Dave, was hältst du von einem kräftigen Frühstück?«

»Eine ganze Menge.«

Lassiter zog sich fertig an, dann stiegen die beiden Männer in das Restaurant hinunter.

Es war früh am Morgen, als John Watson in seinen Laden trat.

Zuerst zündete er die Petroleumlampe an, die neben der Registrierkasse stand. Dann setzte er sich auf den Hocker vor dem Regal mit den Haushaltswaren. Gedankenverloren starrte er auf den Kleiderständer, an dem einige Jacken und Mäntel hingen.

Den größten Teil der Nacht hatte er wach gelegen und gegrübelt. Das Gespräch mit dem Mexikaner hatte ihn zutiefst aufgewühlt. Der Mann hatte seinen Disput mit Archie Bell in der Kaffeestube belauscht. Am Ramos Corral hatte der Greaser ihm einen unerhörten Vorschlag unterbreitet. Bei Zahlung einer Summe von fünfhundert Dollar würde er das Problem Elisabeth ein für alle Mal aus der Welt schaffen.

Watson hatte es vor Schreck die Sprache verschlagen.

Der Mexikaner hatte geduldig gewartet, bis er sich von der Überraschung erholt hatte. Dann wiederholte er sein Angebot.

Watson war hin- und hergerissen. Er wusste nicht, ob er dem Fremden vertrauen konnte. Andererseits hielt er die Begegnung für einen Wink des Schicksals, einen Glücksfall, dass plötzlich jemand zur Stelle war, der ihm den Weg zu einer Zukunft mit Macy freimachen konnte.

»Ich brauche Bedenkzeit«, hatte er gemurmelt, als er seine Stimme wieder gefunden hatte.

Sie verabredeten sich für den nächsten Tag.

Watson seufzte. Heute Abend würde er Farbe bekennen müssen. Noch stand seine Entscheidung nicht fest. Wenn er den Mexikaner auf Elisabeth losließ, bedeutete das unweigerlich ihr Todesurteil. Das war hart. Schließlich war Elisabeth seine Ehefrau. Aber mit Elisabeth gab es für ihn keine Zukunft mit Macy.

Ein Teufelskreis.

Dazu gab es gleich noch ein Problem. Er hatte keine Ahnung, woher er auf die Schnelle die verlangten fünfhundert Dollar nehmen sollte. Zwar besaß er ein Geschäftskonto bei der örtlichen Filiale der Bank, doch ohne Elisabeths Zustimmung würde er nicht eine Penny abheben können. Diese Klausel hatte Elisabeth in den Vertrag schreiben lassen.

Er zerbiss einen Fluch.

In der oberen Etage regte sich etwas, Schritte wurden laut.

Watson hob den Kopf und blickte gegen die Decke. Elisabeth war wach geworden und ging umher. Sie würde bemerken, dass er sich nicht in der Wohnung befand und gleich in den Laden kommen.

Er stand auf und sah sich nach einer Beschäftigung um.

Vor dem Regal neben der Wanduhr standen einige Kisten, die gestern Abend geliefert worden waren. In Holzwolle verpacktes Geschirr von einem Großhändler aus Pennsylvania.

Watson holte sich das Stemmeisen aus dem Werkzeugkasten, um die vernagelten Deckel aufzuhebeln.

Gerade hatte er die erste Kiste geöffnet, da erschien Elisabeth. Sie hatte ihr rotbraunes Haar mit Klammern aufgesteckt und ihr schmales Gesicht mit dieser fettigen Salbe eingeschmiert, die ihr dieser zwielichtige Doc Wilbur aus der Morgan Street verschrieb.

Watson verabscheute diesen Quacksalber aus tiefster Seele, doch seine Frau hielt den Kerl für ein Geschenk Gottes. Jede Woche rannte sie zu ihm in die Praxis.

Elisabeth stemmte die Hände in die Hüften. »Was kramst du um diese Zeit im Laden herum? Die Ware kann doch Macy auspacken, wenn sie nachher kommt.«

»Ich konnte nicht schlafen, da wollte ich mich nützlich machen«, sagte er lasch.

»Durch dein Geklappere bin ich wach geworden«, tadelte ihn Elisabeth. »Du weißt genau, wie dringend ich meinen Schlaf brauche. Doc Wilbur hat mich ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht. Jede Nacht mindestens acht Stunden, am besten, zehn.«

Watson hob einen Suppentopf mit Blumenmuster aus der Holzwolle und stellte ihn in das oberste Fach des Wandregals.

»Nicht dorthin«, nörgelte Elisabeth. »Die großen Geschirrteile gehören nach unten, in Bodennähe. Wie oft soll ich dir das noch sagen?!«

Watson gehorchte, sank in die Hocke und schob den Topf ins untere Fach.

»Na bitte, geht doch.« Elisabeth schnippte sich ein Haar von der Wange. »Meinetwegen räume die Kiste noch leer, dann stell sie auf den Hof, neben die Regentonne. Die übrigen lässt du für Macy stehen. Für ihr Geld kann sie ruhig etwas tun.«

Watson lag ein Widerwort auf der Zunge, doch er schluckte es hinunter. Er wechselte das Thema. »Wie hat dir eigentlich der Wein gestern Abend geschmeckt?«, fragte er.

»Furchtbar.« Sie zog eine Grimasse. »Als hätte ich mit Essig gegurgelt. Meine Zunge fühlt sich noch immer ganz pelzig an.«

»Das ist seltsam«, fand er. »Die meisten Kunden lieben die Sorte. Sheriff Giles hat gleich eine ganze Kiste davon gekauft.«

Elisabeth wischte seine Worte mit einer Handbewegung fort. »Ich möchte den Herd anheizen«, sagte sie. »Und in der Küche liegt nicht ein Scheit Brennholz. Wie oft habe ich dir gesagt, dass du abends einen Vorrat Holz ins Haus holen sollst. Wo hast du bloß deine Ohren?«

Watson schaltete auf Durchgang. Er schnallte seinen Gürtel ein Loch enger und tappte zur Tür.

»Was ist damit?« Elisabeth wies auf die leere Kiste. »Willst du sie hier stehen lassen?«

Er ging zurück, nahm sie auf und wandte sich zum Gehen.

»Moment noch.« Elisabeth zog ihn am Ärmel.

Er bemühte sich um eine freundliche Miene. »Was gibt es noch?«

»Es geht um vorgestern Nacht«, sagte sie. »Wo bist du gewesen?«

Watsons Herz klopfte schneller. »Wo ich gewesen bin? Na, im Bett.«

»Lüg mich nicht an.« Sie hob die Stimme. »Du bist aufgestanden und weg gegangen.«

»Ich musste auf den Abtritt.«

»Kein Wort glaub ich dir.« Der Griff, mit dem sie seinen Hemdzipfel hielt, wurde fester. »Für wie dumm hältst du mich eigentlich?«

Er gab keine Antwort. Ein Wortgefecht mit Elisabeth hatte er noch nie zu seinen Gunsten entschieden. So ein Disput war das Letzte, was er heute Morgen brauchte. Vermutlich hatte sie Lunte gerochen, weil ihre Schwester Victoria sie aufgehetzt hatte. Victoria war schon immer gehen ihre Ehe gewesen.

»Antworte!«, herrschte Elisabeth ihn an.

»Ich bin aufgestanden, weil ich aufs Abort musste«, erklärte er mit Unschuldsmiene. »Beim nächsten Mal wecke ich dich und frage um Erlaubnis.«

Sie funkelte ihn an. »Werde nicht frech. Ich warne dich. Wenn du mich hintergehst, gibt es ein Unglück. Meine Geduld hat Grenzen.«

Er hob seinen Arm, den sie noch immer festhielt. »Lass los. Ich muss die Kiste auf den Hof stellen.«

Sekundenlang sprach niemand ein Wort. Watsons Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Ihm schlug das Herz bis zum Hals. Am liebsten hätte er seiner Frau den Suppentopf an den Kopf geworfen.

Elisabeth brach das Schweigen. »Ich spüre, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist mit dir«, sagte sie gepresst. »Von Tag zu Tag kommst du mir sonderbarer vor. Warum redest du nicht mit mir?«

»Mach ich doch«, sagte er lasch.

Mit einem Ruck befreite er sich aus ihrem Griff, bückte sich nach dem leeren Drahtkorb, stellte ihn auf die Kiste und verließ das Geschäft.

Draußen, vor der Tür, schnappte er nach Luft.

Während er Holzscheite in den Korb sammelte, überlegte er fieberhaft, woher er die fünfhundert Dollar für den Mexikaner nehmen sollte.

Denn seine Entscheidung war gefallen: Er hatte keine Lust mehr, sich von Elisabeth maßregeln zu lassen. Sie musste verschwinden, und zwar auf Nimmerwiedersehen. Dann war der Weg frei für ein glückliches Leben mit Macy Landau.

Als Watson das Brennholz zur Küche trug, fiel ihm ein, woher er das Geld bekommen konnte.

Er würde Archie Bell anpumpen.

In Chessie’s Funhouse verdiente der nicht schlecht. Fünfhundert Dollar würde Archie bestimmt verschmerzen können. Schließlich war es ein Notfall.

Wozu hat man schließlich Freunde?, dachte Watson.

»Wie? Was? Fünfhundert Dollar?« Archie Bell hob die Brauen. »Wozu brauchst du so viel Geld?«

Sie standen im spärlich erhellten Foyer des Bordells, in dem Archie für Ruhe und Ordnung sorgte. Es war Nachmittag. Die ersten Freier hatten sich eingestellt. In einer Nische unter der Treppe, die zum oberen Stockwerk führte, knutschte Pencroft, der spitzbärtige Apotheker, mit einer zierlichen Brünetten, die zwischendurch immer wieder ein Schlückchen Champagner trank. Ein Stück weiter saßen zwei junge Frauen mit hochgeschnürten Brüsten am Tisch und warteten darauf, dass man sie ansprach. Die Blonde malte sich die Lippen an, die Dunkle zupfte sich mit einer Pinzette die Augenbrauen.

»Fünfhundert? Wozu, John?«, fragte Archie.

Watson hatte sich bereits eine Geschichte zurechtgelegt. Auf keinen Fall konnte er Archie erzählen, dass er das Geld brauchte, um einen gedungenen Mörder zu bezahlen.

»Ich will Elisabeth verlassen«, behauptete er. »Das Haus mit dem Laden gehört ihr, wie du weißt. Deshalb brauche ich etwas Kapital, um woanders ein neues Leben zu beginnen.«

»Du willst wegen Macy deine Frau verlassen?« Archie rieb seinen Stiernacken. »Tod und Teufel! Hast du dir das auch gut überlegt?«

»O ja, das hab ich.«

»Bist du dir völlig sicher?« Archie sah ihn forschend an. »Kennst du das Sprichwort ‚Liebe macht blind’? Schmetterlinge im Bauch verwandeln sich irgendwann zu Motten.«

»Ich liebe Macy«, gab Watson zurück. »Und sie liebt mich. Daran gibt es nichts zu deuteln.«

»Hast du mit Elisabeth darüber gesprochen?«

»Noch nicht.«

»Und wann willst du es tun?«

»Sobald ich das Geld für den Neuanfang zusammenhabe«, sagte Watson.

»Das gefällt mir nicht«, meinte Archie.

Die Blonde, die sich die Lippen angemalt hatte, packte ihr Schminkzeug weg, erhob sich und stöckelte zu den Männern herüber.

»Ich habe Durst, Mr. John«, sagte sie zu Watson. »Gib mir einen aus.«

Er grinste schief. »Ein anderes Mal, Sweety. Heute passt es mir nicht.«

»Was ist bloß mit euch Kerlen los?!« Das Mädchen rollte mit den Augen, warf den Kopf in den Nacken und schob ab.

»Archie«, sagte Watson drängend. »Du bist meine letzte Rettung. Leihe mir das Geld. Ich zahle es zurück, sobald ich auf eigenen Beinen stehe.«

»Fünfhundert Bucks sind kein Pappenstiel«, erwiderte der Rausschmeißer. »Nichts für ungut, John. Aber ich traue dem Frieden nicht. Kannst du mir irgendeine Sicherheit anbieten?«

»Ein Pfand, meinst du?«

Archie Bell nickte. »Wenn dein Plan in die Hose geht, stehe ich im Regen.«

Watson überlegte fieberhaft. Was konnte er dem Freund als Pfand anbieten? Im Grunde gehörte fast alles Elisabeth: das Haus, das Inventar, das Ersparte auf der Bank.

Nach einiger Zeit fiel ihm der Schmuck ein, den seine Frau in der Schatulle im Vertiko deponiert hatte. Darunter befanden sich einige überaus wertvolle Stücke: Perlenketten, Goldringe mit Edelsteinen, Broschen, Armbänder und Goldmünzen.

Allerdings gab es eine Schwierigkeit. Nie im Leben würde sich Elisabeth von den Kostbarkeiten trennen. Doch im Falle ihres Ablebens würde ihm als Erben alles in den Schoß fallen.

Leider war es noch nicht soweit. Vor den Erfolg hatten die Götter den Schweiß gesetzt. Er brauchte einen Kredit, aber Archie stellte sich quer.

Er zog ein langes Gesicht.

»Also nichts«, brummte Archie.

Die Tür sprang auf, und ein großer Mann mit einem Vollbart wankte in das Foyer. Er trug einen offenen Staubmantel, und an seinen Stiefeln klebten Dreck und Pferdemist. Auf seinem linken Jochbein zog sich eine säbelförmige Narbe entlang.

Die Blonde mit den frisch angemalten Lippen stieß einen spitzen Schrei aus. »Das ist der Kerl, der mir letzte Woche das blaue Auge verpasst hat«, rief sie aus.

Das war ein Fall für Archie Bell. Mit drei, vier Schritten war er bei dem Neuankömmling. Ehe der Vollbart begriff, wie ihm geschah, schlug ihm Archie die Faust unters Kinn.

Der Schlag war so hart, dass der Mann sofort k.o. ging. Er schlug mit dem Kopf rücklings gegen einen Pfeiler und sackte zusammen wie ein Ballon, aus dem die Luft entwich.

Archie packte den Freier am Kragen, schleifte ihn zur Tür und warf ihn auf die Straße.

Die Blonde klatschte begeistert in die Hände. »Du bist der Größte, Archie!«, jubelte sie.

Archie Bell rieb seinen lädierten Handknöchel. »Beim nächsten Mal guckst du dir den Kerl genauer an, den du mit in deine Bude nimmst. Comprende?«

»Schon klar, Archie.« Das Mädchen nickte beflissen. »Bin eben manchmal einen Tick zu gutmütig.« Sie setzte sich wieder an den Tisch, brachte ihren Kosmetikkram zum Vorschein und fing an, sich die Fingernägel zu lackieren.

Watson überlegte, ob er noch einmal probieren sollte, Archie um Schützenhilfe zu bitten. Doch er verwarf den Gedanken und wandte sich zum Gehen.

»Am besten, du verträgst dich mit Elisabeth«, rief Archie ihm hinterher.

Er hat nichts kapiert, dachte Watson.

Grimmig warf er die Tür hinter sich zu.

Der Bummelzug, der Lassiter nach Quintana brachte, kam am Bahnsteig des Ortes zum Stehen.

Außer Lassiter stieg nur noch ein alter Mann aus, der wie ein Seemann einen prallen Segeltuchsack bei sich trug. Der Greis mochte gut siebzig Jahre zählen. Doch für sein Alter war er noch ganz gut bei Sache. Nahezu mühelos hievte er sich sein Gepäck auf die Schulter und nahm Kurs auf die Mainstreet.

Lassiter gesellte sich zu ihm. »Können Sie mir eine gute Unterkunft in Quintana empfehlen?«, fragte er.

Der Mann wandte den Kopf und taxierte ihn aus seinen rot geäderten Augen. Lassiter trug eine grobe Baumwollhose mit Nieten, ein weißes Oberhemd und eine Weste aus ungegerbtem Rindsleder.

»Neben dem Saal von Chessie’s Funhouse gibt es eine solide, kleine Pension mit Fremdenzimmern«, sagte der Alte. »Der Service ist ausgezeichnet, aber er hat auch seinen Preis.«

»Chessie’s Funhouse?« Lassiter grinste. »Hört sich an, als wäre es ein Bordell.«

Der Alte nickte. »Es hört sich nicht nur so an. Es ist ein Bordell. Ihnen macht es doch nichts aus, im Amüsierbezirk zu logieren, oder?«

»Nicht die Bohne, ich reise ja nicht in Damenbegleitung.«

»Ein weiser Einfall.« Der Alte tippte sich an seinen Hutrand. »Nick Norris, mein werter Name.«

»Lassiter.«

Sie schüttelten sich die Hände.

Ein Stück gingen sie zusammen und plauderten über dies und jenes, doch hinter einem Häuserblock bog Norris in eine Quergasse ab. Er war in die Stadt gekommen, um seine Tochter Gretchen zu besuchen. Sie betrieb eine kleine Schneiderei im Süden der Stadt und wollte nächste Woche heiraten.

Lassiter stapfte an Chessie’s Funhouse vorüber und erreichte die beschriebene Pension. Lipman House stand über dem Eingang.

Die Haustür stand weit offen. Aus dem Inneren drang der Geruch von Karbol und Bohnerwachs. Lassiter trat ein. Der Vorraum war mit dunklem Holz getäfelt. Eine Frau in den Vierzigern war damit beschäftigt, die Dielenbretter zu bohnern. Als sie den Neuangekommenen erblickte, stemmte sie sich vom Boden auf, fegte sich eine herabfallende Korkenzieherlocke aus dem Gesicht und zupfte an ihrem fleckigen Kittel.

»Ich möchte ein Zimmer«, sagte der Mann von der Brigade Sieben. »Es ist doch noch eines zu haben, oder?«

»Selbstverständlich.« Die Frau lächelte. »Ich bin Mrs. Lipman. Kommen Sie bitte an die Theke!«

Er trat an das Empfangspult. Nachdem er sich in das Anmeldebuch eingetragen hatte, zückte er seine Geldbörse. »Vorschuss?«

Mrs. Lipman schüttelte den Kopf. »Bei uns zahlt der Gast erst, wenn er abreist. Kommen Sie, ich zeige Ihnen das Zimmer.« Nach diesen Worten führte die Wirtin ihn die Treppe hinauf auf den oberen Flur, auf dem er vier Türen erkannte, zwei links, zwei rechts.

»Mit Blick zur Straße?«, fragte Mrs. Lipman.

Er rieb an seiner Nase. »Draußen ist abends wohl eine Menge los, was?«

»Kunststück, nebenan liegt das Funhouse, da ist jeden Tag ordentlich Leben in der Bude. Aber wenn Sie es beschaulich haben wollen, gebe ich Ihnen eines der Zimmer zum Hof.«

»Gebongt.« Er grinste.

Mrs. Lipman schloss die erste Tür links auf. »Ich weiß nicht, ob es Sie interessiert, aber heute Abend gibt’s nebenan eine Show der Extraklasse.«

»In Chessie’s Funhouse?«

»Ja, es gibt da einen großen Saal, der für Veranstaltungen benutzt wird. Die berühmte Tänzerin Stella Cox tritt auf.« Mrs. Lipman zwinkerte ihm mit Verschwörermiene zu. »Rechtzeitiges Erscheinen sichert die besten Plätze.«

»Danke für den Tipp. Wann geht’s denn los?«

»Um neun.«

Lassiter trat über die gebohnerte Schwelle. Das Zimmer war klein, aber sauber und aufgeräumt. Vor dem Fenster hing eine hübsche, selbst gehäkelte Gardine. Davor stand ein Bett mit metallenen Pfosten und einem Paradekissen, auf dem mit rotem Garn ein Vers aus der Bibel gestickt war.

»Wenn Sie noch etwas brauchen, ich bin unten«, sagte Mrs. Lipman.

»Danke, Ma’am.«

Mit einem Lächeln verließ sie das Zimmer.

Lassiter schaute sich um. Über dem Bett hing eine Konsole, auf der einige dicke Romane standen: Walter Scott, Charles Dickens, Thackeray und Fielding. Neben den Klassikern aus Old England ein Stapel mit abgegriffenen Dime novels aus amerikanischen Verlagen: »Jesse James im Tal der Toten«, »Schüsse unterm Galgen«, und »Das Massaker in der Whiskeyschlucht«. Am Rand des Regals baumelte ein Traumfänger aus bunten Bindfäden und Vogelfedern. Auf dem Tisch stand eine blank polierte Petroleumlampe mit einem Goldrandschirm. Daneben lag eine Schachtel mit schwedischen Zündhölzern. Aus einem Krug goss Lassiter Wasser in die Schüssel und unterzog sich einer kurzen Katzenwäsche. Nach einer gründlichen Rasur schlüpfte er in seinen guten, dunklen Anzug, den er für festliche Anlässe mitgenommen hatte.

Der Auftritt von Stella Cox war so ein Anlass.

Nachdem er sich in Schale geworfen hatte, sah er noch einmal prüfend in den Spiegel. Alles bestens. Er rückte seinen Stetson gerade und ging.

Den Auftritt von Stella Cox durfte er nicht verpassen. Bei solchen Veranstaltungen kamen eine Menge interessante Leute zusammen, garantiert war auch der Gambler Halliburton mit von der Partie.

An der Eingangstür des Funhouse empfing ihn eine knapp zwanzigjährige Brünette mit knallroten Lippen, künstlichen Wimpern und der aufreizenden Figur eines Stundenglases. Sie kassierte das Eintrittsgeld. Als er bezahlt hatte, führte sie ihn durch eine seitliche Flügeltür in den rückwärtigen Saal des Gebäudes.

Es war zum Bersten voll, obwohl es bis zu Auftritt der Tänzerin noch fast eine Stunde dauerte.

Das Mädchen zwinkerte ihm zu. »Bis es losgeht, könnte ich dafür sorgen, dass Ihnen jemand die Zeit vertreibt«, sagte sie.

Lassiter betrachtete ihr hübsches Busenschaufenster. »Gut gemeint, Miss. Bestimmt komme ich bald auf Ihr Angebot zurück.«

»Fragen Sie nach Lissy«, sagte sie.

»Okay, Lissy.«

Das Mädchen widmete sich den nächsten Neuankömmlingen.

Im Saal herrschte drückende Hitze. Dicke Tabakschwaden waberten unter der Decke entlang. Auf der Bühne stand ein dicker Mann im engen, schwarzen Anzug und fingerte an einem Scheinwerfer, wie er auf Lokomotiven zu finden war. Im Hintergrund war eine farbenprächtige Kulisse aus Pappmachè aufgebaut: eine Oase mit Armleuchter-Kakteen und Agaven, dazu ein dunkelblauer Himmel, auf dem aufgeklebte Sterne funkelten.

Von der Tänzerin war nichts zu sehen.

An der Theke ließ Lassiter sich einen Whiskey geben. Während er an dem Glas nippte, warf er einen prüfenden Blick in die Runde.

Der Mann, der neben ihm Bier trank, sagte: »Bin hundert Meilen geritten, um Stella Cox zu sehen.«

Lassiter sah ihn an. Der Mann war in den mittleren Jahren, hatte ein Durchschnittsgesicht und trug einen steingrauen Gehrock sowie eine gestreifte Weste. Seine Krawatte war erstklassig gebunden. Auf seinem linken Revers prangte ein daumennagelgroßes Abzeichen, das einen stilisierten Adler darstellte.

»Haben Sie Stella schon mal tanzen sehen?«, fragte er Lassiter.

»Nein, leider nicht.«