Lavakralle - der Friedensdrache - Lavakralle Samtpfote - E-Book

Lavakralle - der Friedensdrache E-Book

Lavakralle Samtpfote

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Beschreibung

Lavakralle Samtpfote – eine starke Katzendrachendame und Tochter des tyrannischen Drachenkönigs Nachtkrone. Als kleines, hilfloses Drachenjunges wird sie von ihm verstoßen. Voller Wut schwört sie sich Rache und nichts wird sie davon abhalten, diese gerechte Strafe zu vollstrecken. Auf ihrer Reise trifft sie neue Freunde und entdeckt eine eigenartige Spezies, den Menschen. Zusammen mit ihrem Freund Feuerfeder, einem attraktiven Drachenmännchen, stellt sie sich tödlichen Gefahren und muss schwierige Entscheidungen treffen. Gelingt es ihnen, Nachtkrone zu bezwingen? Und welche Opfer werden sie dafür bringen müssen?

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Seitenzahl: 194

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2024 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99146-379-5

ISBN e-book: 978-3-99146-380-1

Lektorat: Vivika-R. Andige

Umschlagabbildung: Lavakralle Samtpfote, erstellt via DALL-E

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Prolog

Es war eine geheimnisvolle Vollmondnacht, als es geschah. Das Ei lag im hellen Mondschein. Der Mond stand ruhig da und schien auf den Neuankömmling zu warten. Dann um Mitternacht, wie auf ein stilles Signal, zerbrach die Schale des mysteriösen Eies. Der Drache war geschlüpft. Es war kein normaler Drache. Nein, es war ein Katzendrache. Ein Tier, das niemand je gesehen hatte. Größer als ein Tiger, schneller als ein Leopard, beweglich wie eine Schlange, intelligenter als ein Mensch und tödlicher als jedes Gift. Dieser Drache hatte das Aussehen einer Katze und die Flügel eines Adlers mit Krallen in der Länge eines Küchenmessers, einen Kiefer stark genug, um Eisen zu spalten, und magische Kräfte, deren Stärke niemand erahnen konnte. Diese Spezies ist älter als die Menschen. In dieser Nacht schlüpfte ein Drache mit ganz besonderen Fähigkeiten. Doch es ahnte niemand, was er in seinem langen Leben alles meistern würde.

Kapitel 1: Der Tag der Herausforderungen

Ich sitze auf dem großen Stein über der Klippe und schaue ins Tal. Von hier aus beobachte ich eine Drachenstadt, die nicht weit von der Klippe entfernt ist. Von hier oben sieht alles so friedlich aus. Doch seit Nachtkrone die Drachen anführt, leben alle in Angst und Schrecken. Alle außer ich. Schon als Drachenjunges wurde ich von ihm verbannt. Ich bin seine Tochter, sein eigenes Fleisch und Blut! Trotzdem hat er mich verbannt, ohne Grund. Er dachte, er sei mich los, ich würde die wilde Natur nicht überleben. Falsch gedacht. Ich lebe und will wissen, warum er es getan hat. Aber eines nach dem anderen. Mein Name ist Lavakralle Samtpfote, ich bin 20 Jahre alt und lebe allein im Wald. Ich bin ein Katzendrache und für mein Alter schon sehr groß und stark. Ich stehe kurz vor meinem Abschluss in der Kriegerausbildung. Mein schwarzes Fell verdeckt all meine Narben und Wunden. Die roten Augen, scharfen Zähne und dichten roten Adlerflügel sind dafür gemacht, ein Krieger zu sein. Ich bin ein weiblicher Drache. Ich habe keine Freunde, weil ich in der Kriegerausbildung immer eine eiserne Maske trage und mir deshalb keiner vertraut. Doch heute habe ich andere Sorgen. Es ist der Tag der Herausforderungen am Berg der fliegenden Katzen. Da wird jener der Stärkste sein, der alle Kämpfe gewinnt. Ich muss mich beeilen, wenn ich nicht zu spät kommen will. Der Kampfplatz ist nur einige Minuten Flugzeit entfernt. Der Wind weht mir ins Gesicht und zerzaust mein schwarzes Fell. Ein gutes Gefühl, das Gefühl der Freiheit. Ich sehe schon von Weitem, dass alle Kampfplätze bereit gemacht wurden. Es wird Zeit. Die ganze Schule hat sich für dieses Ereignis versammelt. Das Kampfhorn ertönt laut über den Köpfen der Kriegerinnen und Krieger. Alle haben hart auf diesen Tag hingearbeitet. Nur die Besten werden in die persönliche Garde der Königsfamilie aufgenommen, das ist das Ziel der meisten jungen Katzendrachenkrieger, doch nur wenige erreichen es. Der Trainingsleiter Eulenohr steigt auf den großen Felsen, der in der Mitte der sechs Kampffelder steht. Es beginnt.

„Willkommen zur Auswahl unserer neusten Königsflügel. Sie alle haben hart trainiert, um dies nun unter Beweis zu stellen. Doch nur die Besten werden in die Königliche Armee aufgenommen und dürfen unserem König Nachtkrone dienen. Die anderen haben sich damit nur den Ruf als guter Krieger verdient. Von den 48 Drachen werden nach und nach immer zwei gegeneinander antreten. Der Gewinner kommt eine Runde weiter und der Verlierer fliegt raus. Ich garantiere Ihnen, es wird spannend, aufregend, traurig und auf jeden Fall blutig werden. Niemand wird heil oder verschont bleiben. Die Ersten, die gegeneinander antreten, sind: Braunpelz gegen Wolkenhimmel, Saphirstein gegen Weißer Tiger, Feuerfeder gegen Sonnenstrahl, Birkenpelz gegen Schneeschweif, Mauspfote gegen Leopardenzahn und Pfauenfeder gegen unser namenloses Naturtalent. Macht euch bereit.“ Ich habe meinen Namen niemandem gesagt. Alle denken, ich sei tot. Nachtkrone wäre der Erste, der erfahren würde, dass seine tot geglaubte Tochter in die Kriegerausbildung geht. Jetzt muss ich mich auf den Kampf fokussieren. Ich werde ein leichtes Spiel haben mit Pfauenfeder. Sie ist nicht gut im Kampf. Ich frage mich, ob sie überhaupt im Kampfunterricht war. Entschlossen gehe ich auf den Kampfplatz und warte geduldig auf das Signal. Alles ist still, niemand rührt sich. Nicht einmal das kleinste Geräusch ist zu hören. Die Anspannung ist riesig. Alle haben auf diesen einen Tag hintrainiert und in ein paar Herzschlägen geht es endlich los. Wir stehen uns gegenüber und werden gleich versuchen, die Schwachstelle des anderen zu finden. Ich denke, ich muss nicht lange suchen. Eulenohr steht immer noch auf dem Felsen. Er hat ein Horn in der Pfote und bläst hinein. Der Kampf beginnt. Sofort springt Pfauenfeder auf mich. Ich weiche nach rechts aus und kontere mit einem Tritt der linken Hinterpfote. Genau am Bauch erwische ich sie, Volltreffer. Sie hat keine Lust mehr und verlässt das Kampffeld, ohne mich noch einmal anzusehen. Das war einfach. Einige Minuten später sind alle Kämpfe entschieden. „Unsere Sieger sind Wolkenhimmel, Weißer Tiger, Feuerfeder, Schneeschweif, Leopardenzahn und die Namenlose. Die nächste Runde steht an. Jetzt haben all diejenigen, die schon gekämpft haben, Zeit, ihre Wunden zu pflegen und sich auf die nächsten Kämpfe vorzubereiten. Als Nächstes kämpfen: Katzenauge gegen Taubenfeder, Rattenpelz gegen Fuchsohr, Schlingpflanze gegen Flusswasser, Nachtgesicht gegen Schmetterlingsflügel, Adlerpelz gegen Regenschweif und Wüstensand gegen Lichtkralle. Lasst das Blut fließen!“ Die Sonne steigt höher und höher. Sobald die Sonne hoch am Himmel steht, geht es weiter.

„Nun wird es Zeit für die nächsten Kämpfe. Es sind nur noch 24 Drachen im Rennen und 12 von ihnen jetzt, nämlich: Falkenflügel gegen Wolkenhimmel, Weißer Tiger gegen Sonnenstern, Feuerfeder gegen Sumpfschweif, Schneeschweif gegen Luchspfote, Fleckenschweif gegen Fischflosse und Leopardenzahn gegen den namenlosen Kämpfer. Macht euch bereit.“ Gegen Leopardenzahn werde ich kein so leichtes Spiel haben. Sie ist gerissen genug, es zu schaffen, weil sie nicht so schnell locker lassen wird. Ihre Schwachstelle ist, dass sie sich nur auf den Angriff konzentriert und sich nicht verteidigt. Sie kommt auf mich zu und schaut mich an. „Heute ist der Tag. Heute werde ich dich schlagen, das weiß ich genau.“ „Wir werden sehen.“ Ich bin gelassen, auch wenn sie mir vielleicht gut zusetzen wird. Ich werde sie schlagen. Wir stehen uns wieder gegenüber und schauen uns an. Mein Plan ist: Ich verteidige mich, bis sie einen Fehler macht, den ich kontern kann. Das Horn erklingt und sie stürzt sich sofort auf mich. Sie greift von rechts an und ich weiche nach links aus. Im nächsten Augenblick holt sie zum nächsten Pfotenhieb aus. Ich drehe mich nach links weg und drücke sie mit meiner linken Seite weg. Dabei spüre ich, wie ihre Krallen meine linke Seite treffen und sie mir eine tiefe Wunde in die Seite schlägt. „Ich werde dich kriegen. Du wirst dir wünschen, du hättest mich nie …“. Sofort springe ich sie an, drücke ihre Schultern zu Boden und halte sie dort fest. Ich habe sie. Sie kann nichts mehr tun. Sie hat verloren. „Hast du was gesagt?“, frage ich amüsiert. Alle, die uns beim Kämpfen zusehen, lachen. „Du hast gewonnen. Ich gebe auf. Guter Kampf. Viel Glück noch“, wünscht mir Leopardenzahn. Sie mag zwar gerissen sein, aber sie ist keine schlechte Verliererin. Ich weiß nicht, wann ich als Nächstes kämpfen muss, also muss ich so schnell wie möglich meine Wunde versorgen lassen. Zum Glück hat Katzenminze, der Heilerdrache, mich schon gesehen und kommt direkt auf mich zu. „Was ist denn mit dir passiert? Komm mit. Ich schau mir das mal an.“ Wir gehen zusammen zu seinem Lagerplatz ein wenig abseits. Er schaut sich meine Wunde genauer an „Nicht sehr tief. Du hattest Glück. So eine Wunde kann sehr schnell gefährlich werden, wenn man die Blutung nicht stoppt. Du kannst ohne große Einschränkungen weiterkämpfen. Viel Glück, obwohl ich glaube, dass du kein Glück brauchst.“ Das gibt mir neue Kraft. Es gibt Drachen, die glauben, dass ich es schaffen kann.

„Die nächsten Kämpfe stehen an. Nur noch 12 sind übrig. Das bedeutet, es gibt keine Pausen zwischen den Kämpfen mehr. Falkenflügel wird gegen Schwertkralle, Weißer Tiger gegen Rabenflügel, Sumpfschweif gegen Vogelfeder, Weißer Schatten gegen Luchspfote, Fleckenschweif gegen Tupfenstreif und die Namenlose wird gegen Gewittersturm kämpfen.“ Gewittersturm ist normalerweise nicht einfach zu schlagen, aber er sieht nicht gut aus. Seine Schulter ist blutig und er hinkt sehr stark auf der linken Vorderpfote. Das ist ein Vorteil für mich. Wir steigen auf den Platz und schauen uns direkt in die Augen. Er und ich. Wir sind Feinde. Wir haben uns nie verstanden. Er hat mir eine schlimme Sache angehängt, die er selbst begangen hat. Jetzt habe ich endlich die Möglichkeit, mich zu rächen. Das Horn erklingt und wir stürzen uns aufeinander. Ich treffe ihn mit dem ersten Angriff am Hals. Er versucht, mir die Maske abzuschlagen, doch ich ziehe den Kopf ein. Der erwischt mich nicht. Ein Unterschied zwischen uns ist, dass er mit seiner Kraft kämpft. Ich hingegen mit Verstand und mit der Wut, die in mir ist. Ich lasse keine Sekunde locker und schlage weiter auf ihn ein. Er darf keine Zeit haben, sich zu erholen. Er holt mit der einen Pfote aus, um mich zu schlagen. Ich kann nicht mehr ausweichen. Er wird mich treffen. Doch ich werde das Beste daraus machen. Ich hole ebenfalls aus und wir schlagen gleichzeitig zu. Ich ziele auf seinen Hals, er auf meine Schulter. Seine Krallen treffen meine Schulter hart und ich spüre, wie sie tief in mein Fleisch schneiden. Doch ich zeige keine Schwäche. Ich spüre etwas Hartes mit meiner Pfote und drücke es zu Boden. Perfekt am Hals habe ich ihn getroffen. Ich halte ihn am Boden fest und warte darauf, dass er aufgibt. Doch er weigert sich, seine Niederlage anzunehmen, und wenn ich weiter auf seinem Hals stehen bleibe, dann erstickt er. Ich kann ihn nicht einfach so töten, das geht nicht! „Ich gebe auf.“ Zum Glück. Ich lasse ihn los. Er hustet stark und sieht mich an: „Na gut, du hast gewonnen, aber das nächste Mal hast du nicht so viel Glück.“ Was für ein schlechter Verlierer. Ich habe keine Zeit, mich zu ärgern, die nächsten Kämpfe stehen an. „Der Tag neigt sich dem Ende zu. Doch ein paar Kämpfe können wir heute noch verfolgen, und zwar werden sich Falkenflügel und Weißer Tiger gegenüberstehen, Vogelfeder und Luchspfote sowie Fleckenschweif und die Namenlose. Macht euch bereit“. Gegen Fleckenschweif habe ich gute Tricks auf Lager. Gegen ihn habe ich schon oft gekämpft. Er ist einfach zu besiegen, wenn man seine Schwächen kennt. Ich gehe auf den Kampfplatz und warte. Er soll den ersten Angriff starten, dann habe ich ihn schnell. Das Horn ertönt und der Kampf beginnt. Er sieht unsicher aus und zögert zu lange, um mich anzugreifen. Dann greife ich eben an. Ich ducke mich, springe auf ihn und reiße uns beide von den Pfoten. Etwas Hartes trifft meine Schultern. Wir rollen zusammen über den ganzen Platz. Er und ich kämpfen im Rollen. Plötzlich bleibt mir die Luft weg. Etwas knackt entsetzlich laut. Was war das? Ich springe von ihm weg. Er bewegt sich nicht mehr. Habe ich ihn getötet? Das wollte ich nicht! Alle halten den Atem an. Ich muss wissen, ob er tot ist. Also gehe ich auf ihn zu. „Uff!“ Erleichtert sehe ich, dass er atmet. Das war knapp. Es ist nur eine Gehirnerschütterung. Was heißt „nur“? Es ist eine Gehirnerschütterung, aber es hätte schlimmer sein können. Doch was hat so laut geknackt? „Auf die Seite. Ich muss mir das mal ansehen.“ Katzenminze geht an mir vorbei auf ihn zu und versucht, ihm auf die Beine zu helfen. Doch allein wird er es nicht schaffen. Ich habe Fleckenschweif das Bein gebrochen. Ich helfe ihm auf der einen Seite, Katzenminze auf der anderen.

Ich habe es geschafft! Ich bin im Finale. Ich kann es schaffen. „Nun kommen wir zum großen Finale. Luchspfote ist zu verletzt, um noch zu kämpfen, also heißt unser Finale Weißer Tiger gegen unseren namenlosen Favoriten.“ Oh nein! Weißer Tiger ist meine Schwester. Sie wurde nicht von unserem Vater verbannt. Im Gegenteil. Er vergöttert sie! Ich gehe auf die Kampffläche und stelle mich ihr gegenüber. „Bereit, LOS!“ Alles wird still. Die Zuschauer warten gespannt. Wie wird der Kampf ausgehen? Wer wird gewinnen? Doch niemand von uns rührt sich. Ich will nicht gegen sie kämpfen, Familie bleibt Familie. Ich versuche es auf die friedliche Art. „Ich an deiner Stelle würde sofort aufgeben. Du hast keine Erfahrung und kein Kampftalent“, sage ich so selbstsicher wie möglich. „Träum weiter!“ Sie schlägt mit der Pfote nach mir. Ich habe es nicht so schnell erwartet. „Nein! Meine Maske!“ Sie hat meine Maske getroffen, die in hohem Bogen davon fliegt und am Rand des Kampffeldes liegen bleibt. Nun verläuft alles wie in Zeitlupe. Diejenigen, die mich erkannt haben, fliehen voller Angst. Überall sind Flügel, Krallen und Fell. Schreie sind zu hören und alle kampffähigen Drachen stürzen sich gleichzeitig auf mich. Das war’s… Ich werde sterben. Gegen so viele habe ich nicht die geringste Chance. Weißer Tiger trifft mich wieder im Gesicht, am Auge, um genau zu sein. Warmes Blut läuft mir in die Augen und nimmt mir die Sicht. Ich habe schon so keine Chance, aber blind? Etwas holt mich von den Pfoten. Ich rieche Leopardenzahn. Sie muss mir in die Hüfte gesprungen sein. Ich liege am Boden, kann nichts sehen und mich nicht wehren. Das war’s. Alles war umsonst. Ich kann Nachtkrone nicht aufhalten.

Plötzlich verschwindet das Gewicht von mir. „Aufstehen, wenn du nicht sterben willst.“ Keine Ahnung, wer er ist, aber das lasse ich mir nicht zwei Mal sagen. Ich stehe auf. Er berührt mich mit dem Schwanz, um mich zu führen. Er und ich fliegen los, wir fliegen so schnell wie möglich. „Zum Wald, in den werden sie uns nicht folgen. Du kennst dich dort aus, oder?“ „Ja, das ist seit Jahren mein Zuhause.“ Ich bin verwirrt. Warum hilft mir jemand? „Ich erkläre es dir später. Flieg einfach hinter mir her. Ich bringe dich in Sicherheit.“ Wir fliegen eine lange Zeit. Wer auch immer er ist, er redet mit mir und spricht mir Mut zu. Ich kenne diese Stimme, aber ich rieche nur Blut. Wer ist er? Wir landen auf einer Lichtung. Ich wasche mir das Blut aus den Augen und schaue schnell zu meinem Retter. Es ist Feuerfeder. Warum hat er mich gerettet? „Ich muss dir etwas gestehen.“ Er sieht mich zögernd an. „Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt.“ Das habe ich jetzt nicht erwartet. Ich habe einen Verehrer. „Du machst wohl Witze. Obwohl, wenn es nicht so wäre, dann hättest du mich nicht gerettet. Danke dir und …“ Was soll ich zu ihm sagen? Ich weiß nicht, wie man mit einem spricht, der in einen verliebt ist. Mich hat noch nie jemand richtig geliebt. „Ich glaube, wir können gute Freunde werden.“ Er sieht mich hoffnungsvoll an. Ich glaube, ich habe einen Freund. Das klingt irgendwie komisch. „Ich muss meinen Vater aufhalten. Er zerstört unser aller Leben, wenn er so weitermacht. Bist du dabei?“ „Für dich würde ich alles machen.“ „Dann los!“

Kapitel 2: Wieder auf der Flucht, nur in anderen Welten

Seit unserer Flucht aus der Stadt ist ein Tag vergangen, doch es kommt mir vor, als würde es jetzt erst geschehen. Immer und immer wieder muss ich an die schockierten Gesichter denken. Ich habe Jahre in dieser Schule verbracht, mir das Vertrauen von vielen erkämpft, und jetzt kann ich nie mehr zurück, meine Tarnung ist weg und noch schlimmer: Jetzt wissen alle, dass ich noch lebe. Mein Vater wird bestimmt nach mir suchen. Wenn er mich mit Feuerfeder findet, was dann? Ich habe keine Wahl mehr. Ich muss ihn besiegen, sonst werde ich nicht mehr lange leben. Doch eine junge Kriegerin ohne große Erfahrung kann keinen erwachsenen Drachen besiegen, vor allem nicht, wenn jener eine Armee von Kriegern hinter sich hat. „Ist alles gut bei dir? Du siehst so hoffnungslos aus.“ Ich schaue ihm tief in die Augen. „Wir können nichts tun, meine Tarnung ist weg, er ist hinter uns her und wir haben keine Versteckmöglichkeit. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Noch nie war ein Tag so hell und doch kann ich nichts sehen. Ich weiß nicht, wohin ich schauen soll. Alles, was ich sehe, ist zu grell, um es erkennen zu können.“ Wir fliegen schweigend weiter; er scheint mich aufmuntern zu wollen, hat aber offensichtlich Angst, etwas Falsches zu sagen, und schweigt. Es muss doch irgendetwas geben, das wir machen können, irgendein kleiner Boden, auf dem man bauen kann. Wir fliegen durch die Nacht, Seite an Seite. „Die Hoffnung ist noch nicht verloren. Der Drache, der uns retten wird, ist nicht weit weg. Du musst ihn nicht suchen, er wird dich finden. Ich habe lange gerätselt, was es bedeutet, ich glaube, ich weiß es endlich. Du bist der Drache, der uns alle retten wird“, sagt er nach einer Weile. Er bemerkt meinen fragenden Blick und antwortet schnell. „Ich bin einmal, als ich mir nicht sicher war, zum Seelenreich geflogen und habe meinen Großvater um Hilfe gebeten, das war alles, was er mir gesagt hat.“ Was soll ich darauf antworten? Ich weiß nicht einmal, wo ich hingehen soll oder kann.

Wir fliegen schon eine ganze Weile. Was ist das für ein Geruch? Das ist die Grenzmarkierung. Wir sind im Kreis geflogen! Will er mich in eine Falle bringen? Will er mich Nachtkrone ausliefern? Hat er das alles nur gespielt? Nein, ich muss mich geirrt haben, da war nichts. „Glaubst du das wirklich? Ich bin mir nicht sicher, ich bin nur ein Drache, der jahrelang im Wald gelebt hat und sich vor einem Drachen versteckt, der zufälligerweise der König und der böse Vater gleichzeitig ist. Ich kann nicht … Bemerkst du nicht, dass alles, was ich tue, meinen Tod bedeuten könnte? Ich mache das nicht aus Spaß.“ Das ist doch lächerlich, er glaubt, dass alles nur ein Spiel ist. Ein gutes Spiel: Wer verliert, der stirbt. Nein, das ist nicht möglich. Ich kenne diesen Geruch nur zu gut: Das ist der Geruch der Königsflügel und er fliegt genau darauf zu. Er will mich ausliefern. Ich habe mich nicht einmal gewehrt. Bin ich auf etwas reingefallen, das mir jetzt das Leben kostet? Sofort halte ich an und drehe um. Ich habe ihm vertraut. Warum war ich nur so dumm? Ich fliege, so schnell ich kann. Er ist der langsamere Flieger von uns beiden, er kann mir also nicht folgen. Ich war so dumm, einem Drachen zu vertrauen, der nicht einmal die wahre Geschichte kennt. Wie betäubt fliege ich davon, ohne noch einmal zurückzublicken. Er hat mich betrogen und ich habe nichts gemerkt, das darf mir nicht noch einmal passieren. Ein Gewitter beginnt, doch ich nehme es nicht einmal wahr. Blitze zucken neben mir im Himmel, doch es ist mir egal. Mir ist es sogar egal, wenn ich von einem getroffen werde. Wie habe ich so ein Leben verdient, ich habe nichts getan und doch werde ich bestraft. Der Regen tritt ein. Normalerweise fliege ich nicht bei Regen, doch ich spüre ihn kaum. Das Einzige, was ich in mir spüre, ist die Trauer und Wut. Was ist der Sinn meines Lebens? Ich weiß nicht, wohin ich fliege, ich weiß nicht, was ich tue, und ich bin allein, kraftlos und innerlich gebrochen.

Ich sehe ein Licht am Horizont: Die Sonne geht auf. Der Sturm ist inzwischen weit hinter mir. Dort ist etwas, ein Stein. Was ist das? Es sieht aus wie eine Art Höhle, aber sie geht gerade nach unten. In der Mitte liegt ein großer Stein, in dem etwas funkelt. Ich muss vorsichtig sein. Langsam fliege ich näher und schaue es mir an. Zielgenau lande ich neben dem Stein. Etwas ist in der Mitte dieses Steines, doch was? „Etwas, das dir gehören soll.“ Es ist wie eine Stimme, die mir ins Ohr flüstert. Ich habe diesen Ort noch nie gesehen und trotzdem fühle ich mich sicher und so, als würde ich diesen Stein seit Jahren jeden Tag sehen. Auf der Steinkugel ist der Abdruck einer Pfote. Er ist gleich groß wie meiner. Ein Zufall? „Du weißt, was du machen musst.“ Die Stimme ist sanft und klingt wie die meiner Mutter. „Solange du lebst, wird es immer Hoffnung geben. Du musst nur finden, was du suchst.“ Das hat sie damit gemeint. Ich lege meine Pfote auf den Abdruck und der Stein zerbricht in tausend kleine Stücke. In der Mitte schwebt ein Kristall. Er ist rot und sieht fast gleich aus wie der auf meiner Stirn. Er schwebt auf mich zu und hängt sich mit einer Halskette um meinen Hals. Ich habe neue Hoffnung, mit diesem Kristall kann ich so vieles machen, das weiß ich. Was das ist, muss ich noch herausfinden, doch das hat Zeit. „Halte mich ins Licht der aufgehenden Sonne.“ Ich mache, was mir der Kristall sagt, und halte ihn ins Licht. Etwas Unbeschreibliches geschieht: Das Sonnenlicht bündelt sich und eine Art Portal öffnet sich darin.

Kapitel 3: Neue Hoffnung, neue Feinde