Learn to be a Bad Boy - Susanna Schober - E-Book

Learn to be a Bad Boy E-Book

Susanna Schober

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Beschreibung

In seiner Schule gilt Jonas Wolf als Nerd. Mit seiner großen Brille, den weiten Klamotten, seinen kinnlangen Haaren und den guten Noten gibt er den perfekten Streber ab. Dennoch kann er sich nicht der Anziehungskraft einer Schulkameradin entziehen, die ihm schon so viele Monate durch ihre bloße Anwesenheit den Kopf verdreht. Leider hat Veronika aber so überhaupt kein Interesse und gibt ihm einen fiesen Korb, als er es doch wagt, sie anzusprechen. Einzig Magda, das neue Mädchen in Jonas Klasse, bekommt das Spektakel mit und setzt es sich in den Kopf, aus Jonas nicht irgendeinen Bad Boy zu machen, sondern DEN Bad Boy schlechthin. Allerdings hätte sie nicht mit dem Erfolg gerechnet, den sie damit hat ...

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Copyright © 2021 Susanna Schober

Alle Rechte vorbehalten.

[email protected]

Frohsinnstraße 27,

8200, Gleisdorf

 

Cover: Susanna Schober

Quelle: Canva, Shutterstock

Korrektorat/Lektorat:

Anett Mitzschke

INHALT

 

EINS

ZWEI

DREI

VIER

FÜNF

SECHS

SIEBEN

ACHT

NEUN

ZEHN

ELF

ZWÖLF

DREIZEHN

VIERZEHN

FÜNFZEHN

SECHZEHN

SIEBZEHN

ACHTZEHN

NEUNZEHN

ZWANZIG

EINUNDZWANZIG

ZWEIUNDZWANZIG

DREIUNDZWANZIG

VIERUNDZWANZIG

FÜNFUNDZWANZIG

EPILOG

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Leseprobe

 

 

EINS

 

„Sprich sie doch an, wenn sie dir so gut gefällt, Mann!“, rät mir mein bester Freund Felix an diesem Morgen, als er mich dabei beobachtet, wie ich sie beobachte.

Hastig schüttele ich den Kopf. „Sieh sie dir doch an! Sie hätte niemals Interesse an jemanden wie mir.“

Felix zieht die Augenbrauen zusammen. „Du unterschätzt deinen Charme absolut, mein Freund!“, versucht er mich zu ermutigen.

Dazu sollte ich erwähnen, dass mein bester Kumpel Felix schwul ist und kein Geheimnis daraus macht, dass er mich gut findet.

Genervt verdrehe ich die Augen. „Von welchem Charme sprichst du? Meinst du den, Mädchen zu Tode zu langweilen, wenn ich anfange, über World of Warcraft zu sprechen, oder eher, dass mit dem Harry Potter Fan?“

Sofort prustet er schamlos los, während er den Kopf schüttelt. „Du bist unverbesserlich!“, sagt er, klopft mir auf die Schulter und geht an mir vorbei in das Klassenzimmer.

Einmal drehe ich mich noch um und sehe der Schönheit hinterher, in welche ich seit etwa fünfhundertsiebenundsechzig Tagen verschossen bin. Sie hat bis heute keine Notiz von mir genommen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, oder?

 

Im Klassenzimmer angekommen, lasse ich mich auf meinen Platz fallen. Ich sitze alleine, damit mich niemand Ablenken kann. Meine schulische Laufbahn ist mir sehr wichtig und ich habe mir selbst das Ziel gesetzt, Klassenbester zu werden. Momentan sieht es da echt gut aus. Nicht gerade die beste Methode, um Mädchen zu beeindrucken, ich weiß, aber, wenn ich später noch immer allein zu Hause herum hocke, will ich wenigstens einen guten Job haben.

 

„Guten Morgen“, begrüßt uns unser Lehrer Herr Kranich und betritt den Raum gefolgt von einem Mädchen, welches ich nicht kenne.

„Ich möchte euch Magda vorstellen. Sie ist neu hier und ich erwarte von euch, dass ihr sie gut aufnehmt.“ Der Lehrer sieht sich um. „Setz dich bitte neben Jonas, bei ihm ist noch ein Platz frei!“

Seufzend atme ich nach seinen Worten durch. Das Mädchen – Magda, sieht sich um und ich hebe die Hand, um ihr zu zeigen, wen der Lehrer meinte. So viel also zu meiner ‚keine Ablenkung‘ Sache.

Magda setzt sich in Bewegung, bleibt schließlich neben dem Tisch stehen und rührt sich nicht mehr, weshalb ich sie nun verwirrt ansehe.

Mit einem halben Lächeln auf den Lippen deutet sie auf meine Tasche, welche auf ihrem Stuhl steht. „Sorry“, flüstere ich und stelle das Ding - in welcher sich mein Laptop befindet, auf den Boden. Sie setzt sich und sieht mich erneut kurz an, anschließend dreht sie sich nach vorne. Verstohlen mustere ich sie von der Seite, um nicht so auffällig zu starren, wie es manche aus meiner Klasse gerade tun.

Sie ist hübsch, ziemlich hübsch sogar. Blonde Haare, blaue Augen, schlank, eine süße Stupsnase, schöne Lippen und ein reines Gesicht. Ihre Kleidung ist locker und legere, sie will niemanden beeindrucken, zumindest vermittelt dies ihr Outfit, welches aus einem normalen engen Shirt und einer hellblauen Jeans besteht.

„Könntest du es lassen, mich anzustarren?“, meint sie plötzlich.

Schnell drehe ich mich nach vorne und nicke ertappt. Oh Mann. Das läuft ja direkt wieder ganz prima. Erneut seufze ich und würde mir am liebsten gegen die Stirn schlagen.

„Alles ok?“, fragt meine neue Sitznachbarin, weswegen ich bloß nicke, sie aber kein weiteres Mal ansehe. Sie muss sich wie ein Affe im Zoo fühlen, wenn sie alle anstarren. Ich meine, ich würde mich auch unwohl fühlen, wenn zwanzig Köpfe in meine Richtung glubschen würden.

Endlich beginnt der Lehrer seinen Unterricht. Er erzählt und erzählt. Einiges über Literatur und bestimmte Romanfiguren, welche wir in diesem Jahr noch durchnehmen werden. Ich höre so konzentriert wie nur möglich zu.

 

Als die Stunde vorbei ist, läutet die Schulglocke und wir alle stehen auf und verlassen das Klassenzimmer.

Kaum draußen ist Felix neben mir. „Heiß die Neue, hm?“, säuselt er und wackelt mit den Augenbrauen, weshalb ich die Augen bloß verdrehe, aber nichts sage. Mein Kumpel denkt immer, nur weil ich ein Hetero-Kerl bin, müsste ich jede Frau mit zwei Brüsten und einer Vagina zum Anbeten finden. Er scheint tatsächlich so ziemlich jeden Kerl gut zu finden. Banause!

„Sprichst du jetzt deine Auserwählte an, oder soll ich?“, meint er plötzlich, reißt mich aus meinen Gedanken und deutet in die Richtung, in welcher Veronika - das Mädchen meiner Träume, ihren Spind hat.

Natürlich schüttele ich den Kopf.

„Gut“, kommt es prompt von ihm, daraufhin setzt er sich in Bewegung. Genau in diesem Moment kommt Veronika um die Ecke. Sofort schnappe ich nach Luft und halte Felix zurück.

„OK, ich tue es!“, sage ich deshalb schnell, bevor er mich noch mehr blamiert, als ich es je selbst könnte.

Ein Grinsen bildet sich in seinem Verräter Gesicht. „Dann los“, spornt er mich weiter an.

Die aufkommende Übelkeit hinunterschluckend, nicke ich meinem Freund zu. Mein Magen rebelliert und meine Hände werden feucht, dennoch gehe ich weiter auf sie zu, bis ich bei ihr angekommen bin. Vor ihr bleibe ich stehen, weshalb sie sich halb an mich wendet und mit hochgezogenen Augenbrauen ansieht.

„Ja?“, spricht sie, weil ich noch immer kein Wort herausgebracht habe.

„Hi Veronika“, erwidere ich so leise, dass sie es kaum verstehen kann.

Ihre Reaktion darauf, ist mich abwertend und leicht genervt anzusehen, aber das ignoriere ich jetzt einfach mal.

„Ich wollte fragen, ob du …“, wieder durchatmend schließe ich kurz die Augen, bevor ich mit wild klopfendem Herz weiterspreche. „Würdest du mit mir ausgehen?“, presse ich schließlich hervor und spüre bereits jetzt, dass mein Kopf hochrot angelaufen ist.

Veronika kneift die Lippen zusammen. „Wie bitte?“, fragt sie nach, als hätte sie mich nicht verstanden.

„Ob du ...“, beginne ich wieder, aber sie schüttelt den Kopf.

„Ich habe dich schon verstanden - Nerd. Du glaubst aber nicht wirklich, ich würde je mit jemanden wie dir ...“ Sie deutet auf mich und lässt den Finger in der Luft auf und ab schweben, um nach oben und unten über meine Gestalt zu deuten. „Ausgehen? Hast du schon mal in den Spiegel geschaut? Das ist lächerlich!“, beendet sie meine Pein und treibt mir damit noch mehr, noch viel mehr Röte ins Gesicht.

Ohne noch etwas zu sagen, weil ich sowieso schon quasi im Erdboden versunken bin, drehe ich auf dem Absatz um und renne davon. Vorbei an Felix und raus aus der Schule.

Genau deshalb spreche ich keine Mädchen an. Und genau deshalb, hatte ich auch noch nie eine Freundin. Ich bin einfach nicht ihr Typ, mit meinen braunen Haaren, den blauen Augen und der Brille auf der Nase. Außerdem bin ich zu groß und zu dünn. Ich weiß nicht mehr, wie oft mich jemand ‚Lauch‘ gerufen hat, statt meinen Namen zu verwenden. Außerdem habe ich ein sogenanntes Babyface. Niemand glaubt mir je, ich sei siebzehn, beinahe achtzehn. Alle halten mich für vierzehn. Es ist zum Haare raufen!

Ich verstecke mich den restlichen Schultag, so gut es geht, und werde wie üblich von niemanden angesprochen. Magda - meine Sitznachbarin, wirft mir zwar zwischenzeitlich mitleidige Blicke zu, weil sie anscheinend mitbekommen hat, was geschehen ist, aber auch die überstehe ich. Kaum ist die letzte Stunde vorbei, mache ich mich eilig davon, um ja niemandem mehr über den Weg zu laufen.

 

Abends liege ich genervt von mir selbst in meinem Bett und bemitleide mich. Wie soll ich den nächsten Tag nur überstehen? Veronika hat bestimmt jedem erzählt, wie sehr ich mich blamiert habe. Als würde es nicht reichen, der lauchige Schulnerd zu sein, bin ich ab sofort auch noch der Trottel, der vom hübschesten Mädchen der Schule eine mega Abfuhr bekommen hat. Alle werden sich über mich lustig machen.

Seufzend drehe ich mich auf den Bauch und schließe die Augen. Ändern kann ich es jetzt sowieso nicht mehr, aber ich werde Felix die Ohren langziehen! Hätte er mich nicht erpresst, hätte ich Veronika niemals angesprochen. Dann wäre jetzt alles in Ordnung. Na ja, eben so in Ordnung, wie es in meinem Leben sein kann.

 

Am nächsten Morgen will ich gerade das Schulgebäude betreten, als eine Hand sich um mein Handgelenk schließt. Ruckartig drehe ich den Kopf und entdecke Magda. Sofort lässt sie meine Hand los, sieht mich aber weiterhin an.

„Hi Jonas“, sagt sie endlich und in einer niedlichen Tonart, sodass ich die Augenbrauen hebe. Will sie mich jetzt gleich hier verarschen? Mich auslachen? Mir sagen, wie peinlich mein gestriger Auftritt war und, dass ich mich schämen sollte?

„Hi Magda“, kommt es etwas misstrauisch aus meinem Mund.

„Ich wollte kurz mit dir reden, hast du Zeit?“, fragt sie liebenswürdig, weshalb ich sie verwirrt ansehe, jedoch trotzdem nicke. Was kann ein Mädchen wie sie von mir wollen? Nachhilfe? Oder hat sie irgendetwas Gemeines vorbereitet? Wieso habe ich zugestimmt?

Ich folge ihr ein Stück über den Hof, wo sie sich auf die Rückenlehne einer Parkbank setzt und mich durchdringend ansieht. „Ich habe mir etwas überlegt“, sagt sie und legt den Kopf schief, während ich nicht verstehe, worauf sie hinauswill.

„Aha?“, gebe ich deshalb bloß zurück, scharre mit dem Fuß über den steinigen Boden und kneife die Lippen zusammen, was sie anscheinend zum Lachen bringt. Sofort spüre ich, wie ich langsam rot werde, und entkrampfe meine Lippen wieder.

„Ich habe gestern mitbekommen, dass du dieses Mädchen angesprochen hast und sie dich hat abblitzen lassen“, erklärt sie nun, weshalb ich verlegen auf den Boden starre und nichts sage.

„Weißt du, du siehst gar nicht so übel aus. Du weißt nur anscheinend nicht, wie man deine …“ Sie wippt mit dem Kopf hin und her, als würde sie überlegen, was sie sagen will. „Schokoladenseite nach außen kehrt“, beendet sie den Satz und ich hebe die Augenbrauen. Hat sie gerade gesagt, ich sehe nicht so übel aus? Sie verarscht mich also doch!

„Magda, was genau willst du mir sagen?“, bringe ich hervor, weil es ja jetzt sowieso schon egal ist und sie mich wütend macht. War ja klar, dass sie mich nur veräppeln will.

Das Mädchen mir gegenüber grinst breit. „Ich habe beschlossen, dich aufzupolieren. Ich fand es gestern so fies, wie diese dumme Kuh dich behandelt hat!“, schimpft sie, hüpft auf die Beine und steht prompt direkt vor mir. „Sie hat es gar nicht verdient, dass du sie magst. Aber sie soll wenigstens sehen, was ihr entgeht, oder?“, spricht sie weiter und ich sehe sie verständnislos an. „Ich werde aus dir den heißesten Bad Boy der Schule machen!“, prophezeit sie und wackelt mit den Augenbrauen.

„Wie bitte?“, kommt es aus meinem Mund und sie lacht erneut.

„Jetzt guck doch nicht so! Komm schon, du hast irgendwie Potenzial. Und ich erkenne einen süßen Boy, wenn er vor mir steht!“, neckt sie mich.

Forschend lasse ich meine Augen über ihren Körper wandern, anschließend mustere ich ihr Gesicht. „Du verarschst mich doch, oder?“, frage ich skeptisch. Sie kann das nicht ernst meinen. Wieso sollte sie?

Magda schüttelt den Kopf. „Nope. Ich möchte dir helfen“, gibt sie gelassen von sich, stellt sich vor mich auf die Bank und legt dann die Hände auf meine Schultern, was mich erneut dazu bringt, sie mir genau anzusehen und Hitze in mir aufsteigen lässt. Sie ist mir jetzt so nahe, ihre Hände sind warm. Ich kann mich nicht erinnern, wann mich ein Mädchen, mal abgesehen von Verwandten, je so angefasst hat, mir so nahe war. Meine Ohren beginnen zu glühen.

„Also, was sagst du?“, hakt sie nach. Unsicher sehe ich hoch in ihr Gesicht - sie steht ja auf der Parkbank.

„Sag ja!“, fordert sie mich auf und drückt leicht meine Schultern, was mich die Lippen wieder zusammenkneifen lässt. Soll ich das wirklich machen? Was habe ich schon zu verlieren? Wenn sie es nicht ernst meint, bin ich eben mal wieder in irgendeine Falle getappt. Wäre ja nicht das erste Mal.

Resigniert und verwirrt nicke ich langsam, weshalb sie mich anstrahlt, als hätte ich ihr gerade einige tausend Euro versprochen.

„Cool! Also Project X, wir starten heute Nachmittag. Wir treffen uns nach der Schule hier und gehen dann erst mal in die Stadt!“, verkündet sie bestimmend.

„Wozu?“, frage ich nach und sie lacht schallend.

„Na, damit wir dich aufpolieren können! Du hast doch Kohle, oder?“, trällert sie vergnügt und erneut fühle ich mich verarscht. Außerdem verstehe ich sowieso nur Chinesisch, also nicke ich wieder nur.

„Perfekt. Dann also bis später!“, ruft sie glücklich aus, hüpft von der Parkbank, schlägt mir auf den Hintern und verschwindet schließlich in Richtung Schulgebäude. Komplett verdattert sehe ich ihr lange hinterher. Was zum Teufel ist gerade eben passiert? Wer ist dieses Mädchen und wieso sollte sie mir helfen wollen, mein Image aufzupolieren? Normalerweise sind Mädchen doch auch immer nur ätzend zu mir. Sogar Felix ist beliebter. Aber was habe ich schon zu verlieren?

 

 

ZWEI

 

Die Stunden in der Schule ziehen sich heute wie alter, bereits stundenlang gekauter, Kaugummi. Aber als es endlich vier ist, verlasse ich hastiger als je zuvor das Gebäude. Die Aussicht, ein Mädchen zu treffen, mit ihr alleine in die Stadt zu gehen, gefällt mir besser, als ich je zugeben würde.

Ich habe Felix von meiner ‚Begegnung‘ mit Magda erzählt und er war schwer begeistert. Aber er hat mich auch dazu gebracht, ein wenig nachzudenken. Was ist ihre Motivation dafür, mir zu helfen? Das muss ich sie unbedingt fragen, bevor ich mich mit ihr auf den Weg in die Stadt mache. Vielleicht hat sie mich ja doch einfach nur verarscht. Wer weiß das schon? Aber ich werde es ja gleich herausfinden!

Mit schnellen Schritten gehe auf die Parkbank zu und sehe sie schon von weitem dort stehen. Nervös atme ich tief durch.

 

„Hi“, sage ich mit dünner Stimme und sie dreht sich zu mir um.

Lächelnd sieht sie mich mit schief gelegtem Kopf an. „Gut, du bist gekommen!“, lässt sie begeistert hören und grinst dabei breit.

Wie schon vorhin, kann ich wieder nur nicken, was sie aber zur Kenntnis nimmt, und sogleich losgehen will.

„Magda?“, sage ich deshalb schnell, weshalb sie stehen bleibt und sich wieder zu mir umdreht.

„Warum tust du das? Was springt für dich dabei raus?“, fordere ich zu erfahren. Schließlich könnte es durchaus sein, dass sie dabei irgendwelche Hintergedanken hat, die ich schließlich ausbaden muss. Mein Gegenüber kneift kurz die Lippen zusammen, hinterher geht sie zurück zur Parkbank, setzt sich darauf und bedeutet mir, mich neben sie zu setzen.

Kurz bleibe ich unschlüssig stehen, dann traue ich mich doch und setze mich zu ihr.

Einen Moment sieht sie mich an, anschließend blickt sie auf ihre Hände. „Ich war mal so ein Mädchen wie die, die du gestern angesprochen hast“, erklärt sie leise und wirkt dabei verletzlich. Blinzelnd drehe ich den Kopf zu ihr, ziehe die Augenbrauen hoch und warte, bis sie weiterspricht.

„Ich habe andere ausgelacht, sie gemobbt, schlecht behandelt. Einfach so und es hat mir Spaß gemacht, verstehst du?“ Kurz sieht sie zu mir. Die Frage war wohl rhetorisch gemeint. „Dann irgendwann, war ich selbst verliebt. Und was hat der Kerl gemacht? Genau dasselbe, was ich mit den anderen gemacht habe. Er fand mich so scheiße, weil er wusste, wie ich Menschen behandle. Und dies hat mir zu denken gegeben. Daraufhin habe ich mich geändert. Es ist nicht von heute auf morgen gegangen. Es hat ziemlich lange gebraucht. Und jetzt, wo wir hierhergezogen sind, habe ich die Chance, alles wieder gut zu machen“, flüstert sie beinahe, richtet sich auf und sieht mich an. „Ich dachte mir, wenn ich dir helfe, fühle ich mich vielleicht auch nicht mehr so... unnütz und schuldig“, lässt sie mich wissen und lächelt mich schwach an.

„Okay“, höre ich mich sagen. Damit kann ich tatsächlich leben. Wenn sie so ihr schlechtes Gewissen befriedigen möchte, meinetwegen. Natürlich bin ich skeptisch, was ihren Plan anbelangt. Wie soll sie denn bitte aus mir einen Bad Boy machen? Das ist beinahe lächerlich. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

Meine Sitznachbarin steht auf und hält mir die Hand hin. „Na dann los!“, sagt sie plötzlich wieder gut gelaunt, als wäre gerade nichts passiert.

Ich starre sie einen Moment lang perplex an, atme tief durch, nehme zögerlich ihre Hand und lasse mir von ihr ein wenig hochhelfen. Kaum stehe ich, gehen wir auch schon los. Allerdings hält sie weiterhin meine Hand, was mein Herz tatsächlich schneller schlagen lässt. Absolut peinlich.

„Was willst du eigentlich machen?“, frage ich sie verunsichert. Magda lacht nur, beschleunigt ihre Schritte und zieht mich hinter sich her, bis wir bei einem Auto ankommen, welches wohl ihres ist. Etwas zögerlich steige ich auf der Beifahrerseite ein und warte, bis sie ebenfalls sitzt.

Kaum hat sie das Auto gestartet, ertönen die Sounds von Twenty One Pilots, welche mich zum Grinsen bringen. Schnell beschließe ich, sie zu mögen. Wer diese Musik hört, kann nicht ganz verkehrt sein.

 

Als wir in der Stadt ankommen, stehen wir vor ihrem Auto und sie sieht sich um, bis sich plötzlich ein teuflisches Grinsen in ihrem Gesicht ausbreitet.

„Also, wir fangen damit an, deine Haare schneiden zu lassen!“, entscheidet sie, schnappt erneut nach meiner Hand und bevor ich protestieren kann, hat sie mich in einen Laden gezogen. Dort erklärt sie der Frisörin wild gestikulierend, was sie sich vorstellt. Angespannt höre ich zu und versuche zu verstehen, was sie da mit mir machen will. Eigentlich mag ich meine Haare nämlich so, wie sie sind. Aber darauf geht sie überhaupt nicht ein, als ich es ihr leise zuflüstere, sodass die Frisörin nichts davon mitbekommt. Meine Begleitung verfrachtet mich auf einen Stuhl und dann geht es auch schon los.

Nach einer gefühlten Ewigkeit grinst die Frisörin bis über beide Ohren und ist sichtlich zufrieden mit ihrem Werk. Und auch ich muss zugeben, es sieht echt gut aus. Vor dem Frisörbesuch waren meine Haare schon ein bisschen länger. Ein Stück noch und ich hätte mir einen kleinen Zopf binden können. Jetzt sind sie an den Seiten komplett kurz und ich meine - GANZ - kurz. Bis beinahe zu den Ohren sind sie vielleicht ein - zwei Millimeter, dann wird es ein bisschen mehr, vielleicht zwei - drei. Der Verlauf sieht gut aus. Am Haupt hat die Friseurin sie ein wenig länger gelassen und zurück gegelt. Sie erklärt mir gerade, wie ich sie stylen kann. Mal nach hinten, dann zur Seite und mal ganz ohne Gel. Ich nicke und tue so, als würde ich wissen, wovon sie spricht. Als dies endlich erledigt ist, stellt sie sich plötzlich direkt vor mich, beugt sich herunter und beginnt, meine Augenbrauen zu zupfen. Es tut verdammt weh, weswegen ich das Gesicht verziehe und vor mich hin jammere.

Magda an meiner Seite, lacht laut. „Du benimmst dich wie eine Memme. Daran müssen wir unbedingt arbeiten!“, flüstert sie mir im Anschluss ins Ohr und ich bekomme eine Gänsehaut. Scheiß Hormone! Schließlich tätschelt sie mir beruhigend die Schulter und ich verdrehe die Augen gequält.

Als auch dies endlich vorbei ist, stehe ich auf und bezahle meine neue Frisur und die schmerzhafte Behandlung meiner Augenbrauen. Die Friseurin meint, ich sollte unbedingt alle zwei bis drei Wochen kommen, um sie nachschneiden zu lassen. Das werde ich bestimmt nicht machen, so einen Aufwand tue ich mir doch nicht einmal im Monat an! Dennoch nicke ich und werde sogleich von Magda aus dem Salon gezogen.

Kaum draußen sieht sie sich erneut nach allen Seiten um. „Weiter gehts!“, meint sie, packt mich am Handgelenk und zieht mich schon wieder mit sich. Drei Gassen weiter - dank ihres Handy-Navis - finden wir einen Optiker. Kurzentschlossen zieht sie mich in den Laden und erklärt dem Fachmann, was sie will. Er nimmt mir meine Brille ab und misst die Werte. Anschließend erklärt er, er bräuchte etwa eine Stunde, um die Kontaktlinsen anfertigen zu können. Magda nickt begeistert und schon sind wir wieder aus dem Laden raus. Ohne meine Brille.

„Äh, Magda, ich sehe ohne meine Brille echt nicht gut“, gestehe ich ihr murmelnd, aber sie hat mich verstanden. Sogleich nimmt sie meine Hand und verschränkt unsere Finger ineinander, was bei mir eine Hitze hochsteigen lässt, welche meine Ohren bestimmt wieder mal zum Glühen bringt. Natürlich bleibt ihr meine Aufregung wegen ihren Berührungen nicht verborgen, weshalb sie leise kichert und mich, ohne etwas zu sagen, weiterführt. Als Nächstes landen wir in einigen Kleiderläden. Sie sucht mir Sachen raus, von denen sie meint, sie würden mir passen und schickt mich zu den Umkleidekabinen. Schnell stellt sie allerdings fest, dass ich nicht übertrieben habe, als ich meinte, ich sehe ohne meine Brille nicht gut.

Meine Umstylerin begleitet mich bis zu den Kabinen und schiebt mich in eine hinein. „Sag, wenn du fertig bist!“, meint sie und ich tue, was sie sagt. Wenig später komme ich heraus und sie pfeift. „Heiß!“, ertönt ihre Stimme und ich sehe, wie sie zustimmend nickt. Zwar ein wenig verschwommen, aber ihr scheint die Kleidung zu gefallen.

„Dreh dich mal!“, bittet sie und ich ziehe die Augenbrauen zusammen.

„Lieber nicht“, nuschele ich leise und sie kommt auf mich zu, um mich zu umrunden.

„Gut!“, trällert sie wieder.

Das erste Outfit besteht aus einer schwarzen Skinny Jeans mit Löchern, einem schwarzen Shirt und einer Lederjacke. Wie das aus mir einen Playboy machen soll, weiß ich noch nicht, aber sie wird schon wissen, was sie tut.

Anschließend schickt sie mich wieder zurück in die Umkleidekabine. Das zweite Outfit gefällt ihr weniger. Eine blaue Jeans und ein weißes Hemd. Sie schüttelt den Kopf und schon muss ich mich wieder umziehen.

---ENDE DER LESEPROBE---