Leben - Anno Dazumal - E-Book
SONDERANGEBOT

Leben E-Book

Anno Dazumal

0,0
0,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 0,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Philosophisch angehauchte Suche nach Idealen, Introspektion, nicht nur lustig, sondern auch nachdenklich stimmend, aber immer mit einem Augenzwinkern. Das Menschsein im Spiegel des Universums, surreal. Die Stimme im Kopf andauernd mit dabei, hilft sie bei der Sinnsuche, oder macht sie nur verrückt? Wer kennt die Fragen auf die Antworten?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 105

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Anno Dazumal

Leben

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Leben

Nachworte

Impressum neobooks

Leben

„Es gibt kein Zurück mehr. Ich muß jetzt endlich und endgültig damit beginnen, mein Leben in die Hand zu nehmen. Viel zu lange habe ich mich treiben lassen und die Verantwortung weitergeschoben“, dachte sich Fabrice. Er war 35 Jahre alt und hatte schon viele Dinge ausprobiert. Aber er hatte nie gewußt, wonach er eigentlich suchte. Klar, er hatte viel gelernt und jede Menge Erfahrungen gesammelt, doch letzten Endes hatte das nur dazu geführt, daß er wußte, was er nicht wollte. Ihm war zwar inzwischen klar, woher das alles kam, aber genau betrachtet half ihm das auch nicht viel weiter. Zu hohe Ansprüche, die er hatte, hervorgerufen durch eine Kindheit, in der man, aber insbesondere Frau, ihn zu sehr verwöhnt hatte. Fast alles hatte seine Mutter ihm abgenommen, sogar die Drogen, die er hin und wieder mit nach Hause gebracht hatte. Die Folge davon war gewesen, daß Fabrice zu den verwöhntesten und unselbständigsten Menschen auf der ganzen Welt gehörte und diese Erkenntnis schockte ihn doch gewaltig. Was konnte er eigentlich? Blöd daherreden, dumme Kommentare abgeben, Unsinn schreiben, das war es aber dann auch schon gewesen. Ziemlich mager, das Ganze. Bisher war er immer nur davongelaufen, immer auf der Flucht vor Verantwortung, Pflichterfüllung und einem geregelten Leben. Ohne es zu wissen, hatte er die Menschen um sich herum ausgenutzt und zwar nicht nur so, daß sie es nicht merkten, sondern sogar so, daß sie ihn dafür liebten. Fabrice hatte sich sein Leben lang für einen kleinen König gehalten und seine Umgebung so manipuliert, daß jene ihm gerne diente ohne es zu merken, denn er war immer der Hilfsbedürftige gewesen, der bemitleidet wurde. „Daß die Menschen niemals begreifen wollen und werden, daß die Bettler im Grunde genauso oder noch schlimmere Könige als die Könige selbst sind. Sie lassen sich fürs Nichtstun bezahlen, sie geben sich devot und unterwürfig und suggerieren den Leuten, daß jene Macht über sie hätten, dabei ist es genau umgekehrt. Die Bettler üben Macht aus, denn sie erzeugen durch ihre Existenz und ihren armseligen Anblick Gewissensbisse und nutzen jene schamlos aus“, kam Fabrice in den Sinn. Zweifellos ziemlich neoliberal angehauchte Gedanken für einen Linken, der auch schon längst nicht mehr wußte, wohin er eigentlich gehörte. Aber was war, wenn er Recht hatte? Im Grunde machte es keinen Unterschied ob man vor Passanten oder seinem Chef buckelte, die Welt hielt ihren Atem niemals an, sondern furzte und rülpste unentwegt weiter. Erdbeben und Vulkane heißen wahrscheinlich die Fachausdrücke dafür. „Ich muß mich endlich selbst finden. Aber wo fange ich an zu suchen? Vielleicht sollte ich mir zunächst einige Ziele setzen. Ein normaler, vernünftig denkender Mensch würde sich realistische, erreichbare Ziele setzen, aber ich mit meinem Anspruchsdenken brauche natürlich höhere Ziele, die unerreichbar sind. Deswegen werde ich mich jetzt auf die Suche nach Freiheit, Liebe und Glück machen“, beschloß Fabrice und beendete abrupt sein 35jähriges Vorleben, das nichts weiter als ein Prolog gewesen war.

Natürlich waren die 35 Jahre nicht umsonst oder gar verschenkte Zeit gewesen, das wäre eine unwahre Behauptung. Aber Selbstbewußtsein bedeutet sich seiner selbst bewußt zu sein und damit fing Fabrice zu jener Zeit gerade an. Er war in seinem früheren Leben ein zurückhaltender, angepaßter und höflicher Mensch gewesen, einer, den man leicht und gerne übersieht, ein Niemand. Daran hatte er sich recht schnell gewöhnt gehabt und sich auch mit jener Tatsache arrangiert. Das Leben des Fabrice war ein farbloses Sammelsurium der Ereignislosigkeit gewesen, er hatte durch Andere und deren Erzählungen gelebt. Da Fabrice unglaublich schnell überfordert und extrem wenig belastbar war, hatte man ihn schnell abgeschrieben. Genau das hatte er auch erreichen wollen, doch nun hatte er das Windschattensurfen endgültig satt. So merkwürdig wie er selbst waren auch seine Freundschaften gewesen. Fabrice hatte sich nie wirklich um andere Menschen bemüht, er hatte sie nur dazu mißbraucht, ihn abzulenken und zu unterhalten. Er war ein Ignorant gewesen und das wußte er auch. Im Grunde war er weder überlebens- noch freundschaftsfähig, von beziehungsfähig ganz zu schweigen. Ein Mann ohne Eigenschaften, der sein hohles Inneres mit den Erzählungen und Erlebnissen von Anderen füllte. Zweifellos hatte Fabrice zu den Schmarotzern und Parasiten gezählt, komischerweise gaben die Opfer gerne und freuten sich sogar darüber, daß Fabrice sie besuchte. Ein absurdes Theater hatte sein abruptes Ende gefunden, jedoch war es wohl kaum möglich, von einem Tag auf den anderen umzuschalten und ein besserer oder vielleicht zunächst mal nur ein Mensch zu werden. Schon seit Jahren hatte Fabrice seine eigene Persönlichkeit vermißt und vergeblich gesucht, er hatte seine Mitmenschen immer nur gespiegelt und ihnen nach dem Mund geredet. Seine eigene Meinung hatte er, sofern vorhanden, verschwiegen. Verliebt hatte er sich in Frauen, ohne zu wissen, ob er tatsächlich etwas von ihnen wollte. In das Bild, das er sich von ihnen gemacht hatte, hatte er sich verliebt, alles andere hatte ihn nie wirklich interessiert. Ohne Zweifel hatte Fabrice zu den großartigsten Laienschauspielern Frankreichs gehört, die Straße war seine Bühne gewesen und im Grunde kannte er nicht mal selbst sein eigenes Gesicht. Er hatte nicht auffallen sowie gefallen wollen, er war beliebig und die Leute mochten ihn, denn er war ein angenehmer Zeitgenosse, der immer Verständnis zeigte und nie wütend wurde. Fabrice hatte herausgefunden wie er sein mußte um akzeptiert zu werden und so hatte er sich immerzu den Erwartungshaltungen der Anderen angepaßt. Schien er auch noch so gesellig zu sein, so war er tief in seinem Inneren der einsamste Mensch auf der ganzen Welt, denn er hatte keine Seele. Und das war etwas, das ihm wirklich zu schaffen machte. Geist und Körper funktionierten und existierten, aber von einer Seele hatte er noch nie etwas mitbekommen. Fabrice war ein kalter, gleichgültiger Mensch geworden, der um sich selbst herum eine Schutzmauer errichtet hatte. Er mißtraute den Leuten, denn sie waren anders als er, sie hatten eine Seele. Blöd an der ganzen Sache war, daß Fabrice seine Seele nicht mal dem Teufel verkauft gehabt hatte, so daß er wenigstens etwas dafür bekommen hätte. Fabrice war ohne Seele zur Welt gekommen und er würde sie auch ohne Seele wieder verlassen, wenn er nicht zufällig eine finden würde. Ich selbst hatte großes Mitleid mit Fabrice und hätte ihm gerne weitergeholfen, zum Beispiel zu einem Seelenverkäufer geschickt. Aber dann hatte ich festgestellt, daß ich selbst keine Seele mehr hatte, denn sie lag verschüttet unter den Trümmern meiner Existenz. So wußte ich, daß nur ich dieses Epos schreiben konnte.