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Mit ihrem bereits siebten Werk schafft Hilla Beils-Müller es erneut, ihre Gedanken und Gefühle in einer gewohnt leichten, aber dennoch tiefgründigen Art und Weise zu vermitteln. Durch die eingeflochtenen Kurzgeschichten und die selbstgemalten Bilder ergänzt die vielfältig begabte Schriftstellerin den Reigen der eigenen Wahrnehmung. Ihre lebendigen Texte erwärmen die Herzen. Hilla Beils-Müller wünscht sich innig, viele Lesefreunde zu begeistern, sie mit Worten zu erreichen, die eigens für sie geschrieben sind. Seite um Seite, Stück um Stück, auf Augenhöhe, nimmt sie jeden mit in ein mentales Leseglück. Ganz in diesem Sinne lautet ihr Gedicht „Querbeet“: Ob Anekdoten, Gedichte, Kindermärchen oder Kurzgeschichten, mein Querbeet zieht hinaus in die Welt. Dieses Querbeet ist für alle geschrieben, die Freude suchen und Erholung finden.
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Seitenzahl: 68
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Hilla Beils-Müller
Lebenskreis
AUGUST VON GOETHE LITERATURVERLAG
FRANKFURT A.M. • LONDON • NEW YORK
Die neue Literatur, die – in Erinnerung an die Zusammenarbeit Heinrich Heines und Annette von Droste-Hülshoffs mit der Herausgeberin Elise von Hohenhausen – ein Wagnis ist, steht im Mittelpunkt der Verlagsarbeit.Das Lektorat nimmt daher Manuskripte an, um deren Einsendung das gebildete Publikum gebeten wird.
©2021 FRANKFURTER LITERATURVERLAG
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Medien- und Buchverlage
DR. VON HÄNSEL-HOHENHAUSEN
seit 1987
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ISBN 978-3-8372-2459-7
Für meine Familie
und meine Lesefreunde.
Lebenskreis
Ich bin stolz auf meine Mutter,
sagt die Tochter und meint mich.
Das Gemälde wäre der Hammer,
es sähe aus wie eine Kammer.
Ist jedoch dein Lebenskreis,
interpretiert sie, er zeige
Liebe und Gelassenheit,
verstecke sich vor dem Wind,
wäre leichtfüßig wie ein Kind.
Das Ziel Gutes macht Sinn.
Kopfüber. Mittendrin.
Kleine Hände. Große Gefühle
Glücklich
Wer nicht weiß, was es heißt,
ständig schwach schachmatt
zu sein, der weiß auch nicht,
wie wichtig es ist, einen guten
Beschützer und Lebensretter
an seiner Seite zu haben.
Und dafür schenke ich ihm
von Herzen ein offizielles
schriftliches Dankeschön:
„Wir beide sind so glücklich,
feinfühlend und verlässlich.
Wir lieben unseren Alltag,
wohlwissend Quäntchen
Glück wohnt nebenan.“
Mein siebtes Hilla-Buch
enthält Kostbarkeiten genug:
Amüsante Kurzgeschichten,
Kindermärchen und Gedichte,
Schattenkind Annemarie.
Schreiben bleibt mein
wertvollstes Hobby.
Schreiben nimmt
mich wie ich bin.
Schattenkind
Annemarie
Ereignis-Blüten
Ereignis-Blüten auf Papier
geschrieben, vermitteln stolz:
Wenn nicht jetzt, wann sonst?
Kopfüber. Mittendrin.
Kleine Hände. Große Gefühle
und Schattenkind Annemarie,
die sehr gerne schreibt,
herzlich lacht und spricht
von ihren Ereignis-Blüten,
die erfreuen und berühren.
Sie lagern in der Erinnerung,
begleiten sie überall hin.
Gedanken schlafen nicht,
das weiß Annemarie längst.
Sie legt ihre Blüten offen hin.
Dazu gehören Glücksgefühle
am Ende einer Krankheit.
Nach der OP ist sie geheilt
und von aller Angst befreit.
Ereignis-Blüten gibt es viele.
Sie halten munter und gelten
als kleine Lebens-Wunder.
Genügsames Viel
Ein genügsames Viel
schenkte Glücksgefühl.
Acht Jahre nach dem Krieg
nach der Trümmer-Aufbauzeit
ward Annemarie geboren und
lernte mit der vorgegebenen
Bescheidenheit zu leben
genau zu unterscheiden
zwischen unnötig und
lebensnotwendig.
Sie glaubte fest an
die friedliche Welt
an das kleine Etwas
für wenig Taschengeld.
Schreiben lernen kostete nichts.
Im Kopf rechnen ebenfalls nichts.
Die damals kraftlosen Menschen
die den Krieg überlebten sahen
still den Wohlstand entstehen.
Autos, Medien, Elektrogeräte
die Wirtschaft blühte auf.
Der Lohn der Arbeit war
klein und Angespartes
reichte nicht weit.
Folglich blieben
die Schränke leer
man improvisierte
heiter weiter und ließ
sich von nichts beirren.
Eine Tafel Schokolade
beispielsweise ergab
für jeden in der Familie
ein aufgeteiltes Etwas, das
fein im Mund zerschmolz.
Glücklich sahen wir uns an.
Heute in der Gegenwart
genießt die Annemarie
ihr Schriftsteller sein.
Sie textet mit Mut.
„Das Leben selbst
schreibt ein Buch“
gemütlich daheim in
ihrer Schreibkanzlei.
Heimatstadt Mayen
Wertschätzung möchte
gezielt komplimentieren:
Die Heimatstadt Mayen
darf jubilieren, schwärmen
von der Burg am Markt,
von den Toren der Stadt
und den engen Gassen
entlang dem Nette-Bach.
Ebenso bewundernswert
ist der jährliche Lukasmarkt,
die Burgfestspiele sowie
der Adventmarkt, wenn der
Lichterglanz in der Stadt
Festtagsstimmung macht.
Pathetisch man verspricht:
Ich vergesse Mayen nicht.
In dieser meiner Heimatstadt,
in der ich aufgewachsen bin,
stand die Wiege des Werdens
und die Prägung des SEINS.
Annemarie
Tagebuch
Von den drei Schwestern war Annemarie die Jüngste der fröhlich gelaunten Rasselbande. Die Eltern liebten sie sehr und bemerkten früh, dass Annemarie viel schwächer war als die beiden anderen Mädchen im Umgang mit den Anforderungen des alltäglichen Lebens. Deshalb bat die Mutter die zwei um Rücksicht und Verständnis für das kränkliche Verhalten von Annemarie.
Genau dieses vermochten die Schwestern nicht hören und bauten eine unsichtbare graue Mauer um Annemarie, die unendlich traurig wurde und kaum noch lachen konnte. Sie fühlte sich allein. Warum spielten die Schwestern plötzlich nicht mehr mit ihr? Wieso tuschelten sie unentwegt hinter ihrem Rücken? Dieses Verschmähen schmerzte so arg wie ein aufgelegter Stein auf ein krankes Herz und zartes Gemüt.
Wie gern wäre sie mit ihnen gelaufen und auf kleine Bäume geklettert. Annemarie weinte bitterlich und redete mit den Eltern darüber.
Kurze Zeit später, nach dem Besuch beim Kinderarzt, bei dem ein Herzklappenfehler entdeckt worden war, kam für Annemarie die Erlösung. Sie erlebte die Veränderung ihrer Schwestern, die nie mehr die Schwächen als Ausreden oder Tüttel-Verhalten bewerteten. Deren Einsicht schenkte Annemarie Liebe und Licht. Sie lachte wie vorher, bastelte mit Frohsinn und Spaß kunterbunte Dekorationen für ihr Kinderzimmer. Trotz der guten Laune fühlte sich Annemarie mehr und mehr kräftemäßig wie schachmatt.
Sie ließ es niemanden merken, liebte die Sonne, die Wärme, das Licht. Still bewegt bewunderte sie die Ausdauer und Stärke der Schwestern.
Annemarie schrieb vieles in ihr Tagebuch, um das sie heute alle beneiden. So oft drückt sie es beherzt an ihre Brust, denn schwarz auf weiß stehen die Gedanken aus der Kindheit auf Papier.
Kaufhaus
Noch heute erzählt Annemarie aus ihrem bescheidenen Leben. Sie war acht Jahre nach dem Krieg geboren und sicherlich kein verwöhntes Kind in jener von Armut geprägten Zeit.
Das kleine Etwas an Aufmerksamkeiten teilte sie selbstverständlich mit ihren älteren Schwestern, die ihrerseits auch sie bedachten, wenn es kleine Geschenke zu verteilen gab. Nie verblieb vom Wenigen viel, nur Husten und Schnupfen verteilten sich reichlich.
Einmal, so erinnerte sich Annemarie, fuhr die Familie in die nahegelegene Stadt Koblenz, um Wintersachen einzukaufen.
Gutgelaunt malte sie sich in Gedanken hübsche rote Schuhe, einen königsblauen Anorak, sowie ein buntes Nachthemdchen und Unterwäsche aus.
Heute durfte sie alles bestaunen und glückliche Stunden erleben. Annemarie jubelte in ihrem Herzen.
Die Fahrt verlief mit wenigen Gesprächen. Auch die Schwestern schienen halbwegs versunken zu sein in ihren Wünschen und Träumen, vorbei an den Habseligkeiten jener bescheidenen Zeit.
Leider passierte eine kleine Misere im großen Kaufhaus dieser Stadt. Die Familie schaute sich um in dem riesigen Sortiment der Angebote, die so erstaunlich preiswert angepriesen lockten, dass alle stehen blieben, nur Annemarie nicht.
Sie ging weiter und schaute unentwegt nach dem königsblauen Anorak aus ihren Gedanken, flanierte fröhlich umher, bewegte sich zwei Rolltreppen hoch und vergaß für viele Minuten ihre Familie.
Plötzlich blieb sie stehen. Oh je, bis zur Möbelabteilung war sie vorgedrungen. Annemarie verspürte Angst, drehte sich um und lief zurück, schaute nach rechts und links. Eine große Not überkam ihr banges Herz. Wo befanden sich die Eltern und Schwestern? Gezielt ging sie auf eine Kassiererin zu und erzählte ihr das Missgeschick.
Die Dame lächelte freundlich, nahm ein Mikrofon zur Hand und sprach: „Hier an der Kasse sieben wartet das Mädchen Annemarie auf ihre Familie! Ich wiederhole: Hier an der Kasse sieben wartet das Mädchen Annemarie auf ihre Familie!“
Wie unbeschreiblich glücklich fühlte sich Annemarie in den Armen der Mutter und niemand äußerte Kritik. Die Erfahrung des Selbstständig-Werdens war Lehre genug für Annemarie und bedurfte keiner schadenfrohen Bemerkung.
Noch an diesem Nachmittag kaufte sie mit Unterstützung der Schwestern den heißersehnten königsblauen Anorak, der diese Geschichte unvergessen machte und dankbar im Herzen bewahrte.
Schalom und Annemarie
Eine wahre Geschichte