Lebenskreis - Hilla Beils-Müller - E-Book

Lebenskreis E-Book

Hilla Beils-Müller

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Beschreibung

Mit ihrem bereits siebten Werk schafft Hilla Beils-Müller es erneut, ihre Gedanken und Gefühle in einer gewohnt leichten, aber dennoch tiefgründigen Art und Weise zu vermitteln. Durch die eingeflochtenen Kurzgeschichten und die selbstgemalten Bilder ergänzt die vielfältig be­gabte Schriftstellerin den Reigen der eigenen Wahrnehmung. Ihre lebendigen Texte erwärmen die Herzen. Hilla Beils-Müller wünscht sich innig, viele Lesefreunde zu begeistern, sie mit Worten zu erreichen, die eigens für sie geschrieben sind. Seite um Seite, Stück um Stück, auf Augenhöhe, nimmt sie jeden mit in ein mentales Leseglück. Ganz in diesem Sinne lautet ihr Gedicht „Querbeet“: Ob Anekdoten, Gedichte, Kindermärchen oder Kurzgeschichten, mein Querbeet zieht hinaus in die Welt. Dieses Querbeet ist für alle geschrieben, die Freude suchen und Erholung finden.

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Seitenzahl: 68

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Hilla Beils-Müller

Lebenskreis

AUGUST VON GOETHE LITERATURVERLAG

FRANKFURT A.M. • LONDON • NEW YORK

Die neue Literatur, die – in Erinnerung an die Zusammenarbeit Heinrich Heines und Annette von Droste-Hülshoffs mit der Herausgeberin Elise von Hohenhausen – ein Wagnis ist, steht im Mittelpunkt der Verlagsarbeit.Das Lektorat nimmt daher Manuskripte an, um deren Einsendung das gebildete Publikum gebeten wird.

©2021 FRANKFURTER LITERATURVERLAG

Ein Unternehmen der

FRANKFURTER VERLAGSGRUPPE GMBH

Mainstraße 143

D-63065 Offenbach

Tel. 069-40-894-0 ▪ Fax 069-40-894-194

E-Mail [email protected]

Medien- und Buchverlage

DR. VON HÄNSEL-HOHENHAUSEN

seit 1987

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.d-nb.de.

Websites der Verlagshäuser der

Frankfurter Verlagsgruppe:

www.frankfurter-verlagsgruppe.de

www.frankfurter-literaturverlag.de

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www.weimarer-schiller-presse.de

www.deutsche-hochschulschriften.de

www.deutsche-bibliothek-der-wissenschaften.de

www.haensel-hohenhausen.de

www.prinz-von-hohenzollern-emden.de

Dieses Werk und alle seine Teile sind urheberrechtlich geschützt.

Nachdruck, Speicherung, Sendung und Vervielfältigung in jeder Form, insbesondere Kopieren, Digitalisieren, Smoothing, Komprimierung, Konvertierung in andere Formate, Farbverfremdung sowie Bearbeitung und Übertragung des Werkes oder von Teilen desselben in andere Medien und Speicher sind ohne vorgehende schriftliche Zustimmung des Verlags unzulässig und werden auch strafrechtlich verfolgt.

ISBN 978-3-8372-2459-7

Für meine Familie

und meine Lesefreunde.

Lebenskreis

Ich bin stolz auf meine Mutter,

sagt die Tochter und meint mich.

Das Gemälde wäre der Hammer,

es sähe aus wie eine Kammer.

Ist jedoch dein Lebenskreis,

interpretiert sie, er zeige

Liebe und Gelassenheit,

verstecke sich vor dem Wind,

wäre leichtfüßig wie ein Kind.

Das Ziel Gutes macht Sinn.

Kopfüber. Mittendrin.

Kleine Hände. Große Gefühle

Glücklich

Wer nicht weiß, was es heißt,

ständig schwach schachmatt

zu sein, der weiß auch nicht,

wie wichtig es ist, einen guten

Beschützer und Lebensretter

an seiner Seite zu haben.

Und dafür schenke ich ihm

von Herzen ein offizielles

schriftliches Dankeschön:

„Wir beide sind so glücklich,

feinfühlend und verlässlich.

Wir lieben unseren Alltag,

wohlwissend Quäntchen

Glück wohnt nebenan.“

Mein siebtes Hilla-Buch

enthält Kostbarkeiten genug:

Amüsante Kurzgeschichten,

Kindermärchen und Gedichte,

Schattenkind Annemarie.

Schreiben bleibt mein

wertvollstes Hobby.

Schreiben nimmt

mich wie ich bin.

Schattenkind

Annemarie

Ereignis-Blüten

Ereignis-Blüten auf Papier

geschrieben, vermitteln stolz:

Wenn nicht jetzt, wann sonst?

Kopfüber. Mittendrin.

Kleine Hände. Große Gefühle

und Schattenkind Annemarie,

die sehr gerne schreibt,

herzlich lacht und spricht

von ihren Ereignis-Blüten,

die erfreuen und berühren.

Sie lagern in der Erinnerung,

begleiten sie überall hin.

Gedanken schlafen nicht,

das weiß Annemarie längst.

Sie legt ihre Blüten offen hin.

Dazu gehören Glücksgefühle

am Ende einer Krankheit.

Nach der OP ist sie geheilt

und von aller Angst befreit.

Ereignis-Blüten gibt es viele.

Sie halten munter und gelten

als kleine Lebens-Wunder.

Genügsames Viel

Ein genügsames Viel

schenkte Glücksgefühl.

Acht Jahre nach dem Krieg

nach der Trümmer-Aufbauzeit

ward Annemarie geboren und

lernte mit der vorgegebenen

Bescheidenheit zu leben

genau zu unterscheiden

zwischen unnötig und

lebensnotwendig.

Sie glaubte fest an

die friedliche Welt

an das kleine Etwas

für wenig Taschengeld.

Schreiben lernen kostete nichts.

Im Kopf rechnen ebenfalls nichts.

Die damals kraftlosen Menschen

die den Krieg überlebten sahen

still den Wohlstand entstehen.

Autos, Medien, Elektrogeräte

die Wirtschaft blühte auf.

Der Lohn der Arbeit war

klein und Angespartes

reichte nicht weit.

Folglich blieben

die Schränke leer

man improvisierte

heiter weiter und ließ

sich von nichts beirren. 

Eine Tafel Schokolade

beispielsweise ergab

für jeden in der Familie

ein aufgeteiltes Etwas, das

fein im Mund zerschmolz.

Glücklich sahen wir uns an.

Heute in der Gegenwart

genießt die Annemarie

ihr Schriftsteller sein.

Sie textet mit Mut. 

„Das Leben selbst

schreibt ein Buch“

gemütlich daheim in

ihrer Schreibkanzlei.

Heimatstadt Mayen

Wertschätzung möchte

gezielt komplimentieren:

Die Heimatstadt Mayen

darf jubilieren, schwärmen

von der Burg am Markt,

von den Toren der Stadt

und den engen Gassen

entlang dem Nette-Bach.

Ebenso bewundernswert

ist der jährliche Lukasmarkt,

die Burgfestspiele sowie

der Adventmarkt, wenn der

Lichterglanz in der Stadt

Festtagsstimmung macht.

Pathetisch man verspricht:

Ich vergesse Mayen nicht.

In dieser meiner Heimatstadt,

in der ich aufgewachsen bin,

stand die Wiege des Werdens

und die Prägung des SEINS.

Annemarie

Tagebuch

Von den drei Schwestern war Annemarie die Jüngste der fröhlich gelaunten Rasselbande. Die Eltern liebten sie sehr und bemerkten früh, dass Annemarie viel schwächer war als die beiden anderen Mädchen im Umgang mit den Anforderungen des alltäglichen Lebens. Deshalb bat die Mutter die zwei um Rücksicht und Verständnis für das kränkliche Verhalten von Annemarie.

Genau dieses vermochten die Schwestern nicht hören und bauten eine unsichtbare graue Mauer um Annemarie, die unendlich traurig wurde und kaum noch lachen konnte. Sie fühlte sich allein. Warum spielten die Schwestern plötzlich nicht mehr mit ihr? Wieso tuschelten sie unentwegt hinter ihrem Rücken? Dieses Verschmähen schmerzte so arg wie ein aufgelegter Stein auf ein krankes Herz und zartes Gemüt.

Wie gern wäre sie mit ihnen gelaufen und auf kleine Bäume geklettert. Annemarie weinte bitterlich und redete mit den Eltern darüber.

Kurze Zeit später, nach dem Besuch beim Kinderarzt, bei dem ein Herzklappenfehler entdeckt worden war, kam für Annemarie die Erlösung. Sie erlebte die Veränderung ihrer Schwestern, die nie mehr die Schwächen als Ausreden oder Tüttel-Verhalten bewerteten. Deren Einsicht schenkte Annemarie Liebe und Licht. Sie lachte wie vorher, bastelte mit Frohsinn und Spaß kunterbunte Dekorationen für ihr Kinderzimmer. Trotz der guten Laune fühlte sich Annemarie mehr und mehr kräftemäßig wie schachmatt.

Sie ließ es niemanden merken, liebte die Sonne, die Wärme, das Licht. Still bewegt bewunderte sie die Ausdauer und Stärke der Schwestern.

Annemarie schrieb vieles in ihr Tagebuch, um das sie heute alle beneiden. So oft drückt sie es beherzt an ihre Brust, denn schwarz auf weiß stehen die Gedanken aus der Kindheit auf Papier. 

Kaufhaus

Noch heute erzählt Annemarie aus ihrem bescheidenen Leben. Sie war acht Jahre nach dem Krieg geboren und sicherlich kein verwöhntes Kind in jener von Armut geprägten Zeit.

Das kleine Etwas an Aufmerksamkeiten teilte sie selbstverständlich mit ihren älteren Schwestern, die ihrerseits auch sie bedachten, wenn es kleine Geschenke zu verteilen gab. Nie verblieb vom Wenigen viel, nur Husten und Schnupfen verteilten sich reichlich.

Einmal, so erinnerte sich Annemarie, fuhr die Familie in die nahegelegene Stadt Koblenz, um Wintersachen einzukaufen.

Gutgelaunt malte sie sich in Gedanken hübsche rote Schuhe, einen königsblauen Anorak, sowie ein buntes Nachthemdchen und Unterwäsche aus.

Heute durfte sie alles bestaunen und glückliche Stunden erleben. Annemarie jubelte in ihrem Herzen.

Die Fahrt verlief mit wenigen Gesprächen. Auch die Schwestern schienen halbwegs versunken zu sein in ihren Wünschen und Träumen, vorbei an den Habseligkeiten jener bescheidenen Zeit.

Leider passierte eine kleine Misere im großen Kaufhaus dieser Stadt. Die Familie schaute sich um in dem riesigen Sortiment der Angebote, die so erstaunlich preiswert angepriesen lockten, dass alle stehen blieben, nur Annemarie nicht.

Sie ging weiter und schaute unentwegt nach dem königsblauen Anorak aus ihren Gedanken, flanierte fröhlich umher, bewegte sich zwei Rolltreppen hoch und vergaß für viele Minuten ihre Familie.

Plötzlich blieb sie stehen. Oh je, bis zur Möbelabteilung war sie vorgedrungen. Annemarie verspürte Angst, drehte sich um und lief zurück, schaute nach rechts und links. Eine große Not überkam ihr banges Herz. Wo befanden sich die Eltern und Schwestern? Gezielt ging sie auf eine Kassiererin zu und erzählte ihr das Missgeschick.

Die Dame lächelte freundlich, nahm ein Mikrofon zur Hand und sprach: „Hier an der Kasse sieben wartet das Mädchen Annemarie auf ihre Familie! Ich wiederhole: Hier an der Kasse sieben wartet das Mädchen Annemarie auf ihre Familie!“

Wie unbeschreiblich glücklich fühlte sich Annemarie in den Armen der Mutter und niemand äußerte Kritik. Die Erfahrung des Selbstständig-Werdens war Lehre genug für Annemarie und bedurfte keiner schadenfrohen Bemerkung.

Noch an diesem Nachmittag kaufte sie mit Unterstützung der Schwestern den heißersehnten königsblauen Anorak, der diese Geschichte unvergessen machte und dankbar im Herzen bewahrte.

Schalom und Annemarie

Eine wahre Geschichte