Legenden des Grauens - Mike Vogler - E-Book

Legenden des Grauens E-Book

Mike Vogler

0,0

Beschreibung

Wer war die geheimnisvolle Dunkelgräfin? Hat Till Eulenspiegel wirklich gelebt und gab es einen deutschen Robin Hood? Diesen und weiteren Fragen rund um die unbekannteren Aspekte bekannter Sagen geht Mike Vogler in diesem Buch nach. Dabei gibt er Einblicke in vergessene und unheimliche Geschehnisse aus den Geschichtsbüchern Europas: vom Untergang der Insel Rungholt bis zum mysteriösen Fall des bis heute ungeklärten Unglücks am Djatlow-Pass. Der Autor stützt sich bei seinen Erzählungen auf fundierte Erkenntnisse aus historischen Quellen, die sowohl den geschichtsinteressierten Leser als auch den Liebhaber des Düsteren und Geheimnisvollen faszinieren werden.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 351

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



LEGENDEN DESGRAUENS

MIKE VOGLER

IMPRESSUM

Brandenburgisches Verlagshaus

Math. Lempertz GmbH

Hauptstr. 354

53639 Königswinter

Tel.: 02223-900036

Fax: 02223-900038

[email protected]

www.edition-lempertz.de

Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus zu vervielfältigen oder auf Datenträger aufzuzeichnen

1. Auflage – Juli 2018

© 2018 Mathias Lempertz GmbH

Printed and bound in Germany

ISBN: 978-3-96058-992-1

eISBN: 978-3-96058-324-0

Text: Mike Vogler

Umschlaggestaltung: Ralph Handmann

Lektorat: Daniella Fugmann, Laura Liebeskind

Design & Layout: Sarah Kassem

Titelbild: fotolia

Bildnachweis:

Titelseite:

© Fotolia: Dark Illusion

Rahmen und Hintergründe:

© Fotolia: flas100, hikolaj2, shoofly1, khius, hikolaj2, kamera_d

Abbildungen:

© Fotolia: Evgeny 183, mychadre77 175, acrogame 169, Erica Guilane-Nachez 21 und 173, samiramay 177, fotografci 134, Ole Jensen 141, Martina Berg 113, ArTo 122, fmu64 121, TELCOM-PHOTOGRAPHY 125, Jumbo2010 99, sergii rostetskyi 101, Morphart 95, Henry Czauderna 44 und 54, Archivist 47, Jakob Fischer 31, Jenny Thompson 13, pict rider 9

Alle weiteren Abbildungen:

© Privatbesitz des Autors

MIKE VOGLER wurde 1970 in Dresden geboren und lebt heute mit seiner Frau im Stadtteil Dresden-Klotzsche. Schon seit früher Jugend beschäftigt sich Mike Vogler mit geschichtlichen und grenzwissenschaftlichen Themen. Neben dem Heiligen Gral sind Geschichte und Mythologie unserer germanischen Vorfahren seine bevorzugten Forschungsgebiete. Ergebnisse dieser Forschung waren das Erscheinen der Bücher „Mysterium Heiliger Gral“ (2010) sowie „Hexen, Teufel und Germanen“ (2012). In der Folgezeit wandte sich der Autor verstärkt der historischen Erforschung von Mythen und Legenden zu, die in „Düstere Legenden“ (2014) beschrieben wurden. Neben seiner Arbeit als Verlagsautor veröffentlicht Mike Vogler auch Bücher in Eigenregie, ist an verschiedenen Anthologien zu den Geheimnissen der Menschheitsgeschichte beteiligt und schreibt Artikel für Fachmagazine.

Besuchen Sie den Autor auf seiner Webseite

mike-vogler.bplaced.de

INHALT

DIE TEUFEL VON LOUDUN ODER:

DER KOLLEKTIVE WAHNSINN

KARL STÜLPNER –

EIN SÄCHSISCHER ROBIN HOOD?

DIE DUNKELGRÄFIN –

DAS GEHEIMNIS VON HILDBURGHAUSEN

DAS STRAFGERICHT GOTTES II –

DER UNTERGANG VON RUNGHOLT

TILL EULENSPIEGEL

GLANZ UND ELEND DER GRÄFIN COSEL

RABBI LÖW UND DER GOLEM VON PRAG

TOD AM DJATLOW-PASS

DER GRAF VON SAINT-GERMAIN –

ZEITREISENDER ODER SCHARLATAN?

KRABAT UND DIE SCHWARZE MÜHLE

ENDNOTEN

LITERATURVERZEICHNIS

DIE TEUFEL VON LOUDUN

ODER: DER KOLLEKTIVE WAHNSINN

Am 18. August 1643 hatte sich auf dem Marktplatz der französischen Stadt Loudun eine riesige Menschenmenge versammelt. Niemand wollte die Hinrichtung von Urbain Grandier, dem katholischen Priester und verurteilten Hexenmeister, versäumen. Grandier war von einem ordentlichen Gericht für schuldig befunden worden, mit Hilfe mehrerer Dämonen die Nonnen des ortsansässigen Ursulinenklosters verführt und zu ruchlosen Schandtaten getrieben zu haben. Noch auf dem Scheiterhaufen beschwor der Delinquent seine Unschuld, doch die Henker kannten kein Erbarmen. Selbst der versprochene gnädige Tod durch vorheriges Erdrosseln wurde Grandier verweigert, er starb schreiend in den Flammen des Scheiterhaufens.

Der Verurteilung und Hinrichtung von Urbain Grandier war ein Prozess vorangegangen, welchen man nur als Farce bezeichnen kann. Dutzende Zeugen wurden vom Gericht vernommen, welche dem Angeklagten alle erdenklichen Vergehen anlasteten. Ehebruch, einhergehend mit dem Verstoß gegen den priesterlichen Zölibat, war einer der geringsten Anklagepunkte. Diese Verfehlungen wurden gleich von mehreren betrogenen Ehemännern aus der besseren Gesellschaft von Loudun vorgebracht. Mit Recht, wie angemerkt werden muss. Urbain Grandier hatte sich wiederholt auf Affären mit verheirateten Frauen eingelassen und somit gegen sein priesterliches Gelübde verstoßen. Eigentlicher Hauptbestandteil des Prozesses gegen Urbain Grandier war die seit längerem andauernde Hysteriewelle im örtlichen Ursuli-nenkloster, welche sich immer wieder in sexuellen Ausbrüchen manifestierte. Die Hysterie der Nonnen hatte derartige Ausmaße angenommen, dass die Kirchenoberen mehrere Exorzisten zu Rate zogen, um der Angelegenheit Herr zu werden. Jene Exorzisten gelangten schnell zur Ansicht, Urbain Grandier habe mit Hilfe mehrerer namentlich bekannter Dämonen Macht über die Nonnen erhalten und diese mit sexuellen Abartigkeiten gequält. Speziell die Mutter Oberin Jeanne des Anges war Opfer fortwährender Angriffe. Ihre detaillierten Aussagen zu Urbain Grandier und seinen Dämonen führten schließlich zur Verurteilung des Angeklagten.

Urbain Grandier war sicherlich kein tadelloser Geistlicher. Durch die zahllosen Affären mit verheirateten Frauen aus Loudun hatte er sich in der Stadt viele Feinde geschaffen und zudem in jungen Jahren durch eine Unachtsamkeit den Hass des allmächtigen Kardinals Richelieu auf sich gezogen. Aber die Anklage wegen Hexerei war eine schwerwiegende Anschuldigung. Doch wie kam es dazu? Wurde Urbain Grandier Opfer einer infamen Intrige oder sollte er tatsächlich mit dunklen Mächten im Bunde gewesen sein? Um diese Frage zu klären, ist es unabdingbar, sich zunächst mit der Person der bereits erwähnten Mutter Oberin des Ursulinenklosters, Jeanne des Anges, zu beschäftigen.

Die am 2. Februar 1602 in Saintonge geborene Jeanne war ein schwieriges Kind. Ihre Eltern, Louis Belcier Baron de Cozes und seine Gemahlin Charlotte, bemerkten frühzeitig den bizarren Charakter ihrer Tochter. Streitsüchtig und unbeherrscht vertrieb Jeanne regelmäßig Kindermädchen und Hauslehrer, welche den impulsiven Ausbrüchen des Kindes nichts entgegensetzen konnten. Auch gleichaltrige Kinder wollten nichts mit Jeanne zu tun haben, da sie diese aus nichtigen Gründen biss und schlug. Frauen schien das Mädchen generell nicht ausstehen zu können, Männern gegenüber zeigte sie eine Koketterie, die der einer erwachsenen Frau gleichkam. Die besorgten Eltern sahen keinen anderen Ausweg, als Jeanne im Alter von zehn Jahren der Obhut ihrer Tante anzuvertrauen, welche als Oberin dem Kloster von Saintes vorstand. Man hoffte, die Stille und Abgeschiedenheit des Klosters würde sich beruhigend auf die Psyche des Mädchens auswirken. Doch weit gefehlt, auch unter Aufsicht der Nonnen benahm sich Jeanne ungebührlich und war nicht zu bändigen. Mit kaum zwölf Jahren entdeckte das Mädchen seine Sexualität und begann ungeniert, die Lust am eigenen Körper auszuleben. Fast täglich rannten die Nonnen schreiend davon, wenn sie Jeanne bei ihren für ein Kloster ungebührlichen Handlungen überraschten. Immerhin fünf Jahre verbrachte das Mädchen in Saintes, bis sie von ihrer überforderten Tante zurück nach Hause geschickt wurde. Bei sich trug sie einen Brief, welcher Herrn und Frau de Cozes mitteilte, dass die unnatürlichen und perversen Neigungen ihrer Tochter Jeanne wohl unheilbar wären. Die Eltern waren ratlos. Psychologische Hilfe, wie wir sie heute kennen, gab es im 17. Jahrhundert noch nicht. Strafen und Ermahnungen halfen bei dem ungestümen Mädchens nichts, auch die strengen Worte des Beichtvaters über Sünde und den Zorn Gottes stießen bei Jeanne auf taube Ohren. Mitten in der Pubertät wurde das Zusammenleben mit der Tochter für die Familie Belcier zunehmend unerträglich. Täglich gab es Streit, oft lief Jeanne von zuhause weg und blieb tagelang verschwunden. Während dieser Zeit traf sie sich mit Männern, deren Alter und sozialer Status ihr völlig egal waren. Jedes Mal waren die Eltern krank vor Sorge und ließen nach dem Mädchen suchen. Wieder zu Hause wurde Jeanne dann mit Liebe und Zärtlichkeit überschüttet, was ihr Benehmen für einige Zeit erträglicher werden ließ. Ein heutiger Psychiater würde Jeanne möglicherweise ein Aufmerksamkeitsdefizit bescheinigen.

Nur wenige Monate nach der Rückkehr in das elterliche Haus äußerte Jeanne den für ihre Familie unverständlichen Wunsch, Nonne zu werden. Es gab wohl in ganz Frankreich kein Mädchen, das ungeeigneter für das oft triste Leben in einem Kloster war als Jeanne. Doch das Mädchen war plötzlich wie ausgewechselt, gab sich freundlich und liebevoll den Eltern gegenüber, sprach nur noch in sanften Worten davon, ihr künftiges Leben Gott weihen zu wollen. Jeanne hatte für sich die „Gesellschaft der heiligen Ursula“ erwählt, eine vergleichsweise junge Ordensgemeinschaft, die im Jahre 1535 von der italienischen Geistlichen Angela Merici gegründet worden war. Hauptaufgabe der Ursulinen war die Erziehung adliger Mädchen, womit die jeweilige Ordensniederlassung auch ihren Unterhalt finanzierte. Trotz starker Bedenken gab die Familie Belcier den Wünschen ihrer Tochter schließlich nach und Jeanne trat dem Ursulinenkloster in Poitiers bei. Während ihrer Zeit als Novizin legte das Mädchen ein tadelloses Benehmen an den Tag. Sie tat sich besonders bei der Pflege von kranken Nonnen hervor. So umsorgte sie hingebungsvoll eine Ordensschwester, die an einem Drüsenleiden erkrankt war und deren ganzer Körper eitrige Geschwüre aufwies. Ihre aufopferungsvolle Tätigkeit als Krankenpflegerin brachte der jungen Novizin den Beinamen Jeanne des Anges („von den Engeln“) ein, welchen sie in Zukunft mit Stolz führte. Dass Jeanne bei weitem kein Engel war, sollten die Nonnen im Kloster von Poitiers jedoch bald zu spüren bekommen.

In der Zwischenzeit hatte die Familie Belcier nichts unversucht gelassen, Jeanne zur Rückkehr ins elterliche Haus zu bewegen. In regelmäßigen Briefen und bei Besuchen beschworen die Eltern ihre Tochter, sich genau zu überlegen, ob sie das entbehrungsreiche Leben einer Nonne wirklich auf sich nehmen wollte. Doch Jeanne blieb bei ihrem Entschluss und legte am 8. September 1623 das Gelübde ab. Nur wenig später begannen die anderen Nonnen es zu bereuen, Jeanne des Anges in ihre Reihen aufgenommen zu haben. Sie vernachlässigte ihre Arbeit, die kranken Ordensschwestern waren ihr plötzlich völlig egal. Jeanne musste täglich ermahnt werden, ihre Gebete zu verrichten und die Ordenskleidung ordnungsgemäß zu tragen. Sie stritt sich mit den anderen Nonnen und zeigte wenig Respekt vor der Mutter Oberin. Diese befand sich in einer unangenehmen Situation. Um den Frieden im Kloster von Poitiers wiederherzustellen, wäre es unabdingbar gewesen, Jeanne des Anges aus dem Orden auszuschließen. Aber deren Eltern unterstützten die Einrichtung jährlich mit einer beträchtlichen Summe, auf welche das Kloster nicht verzichten konnte. Daher erschien es wie eine glückliche Fügung des Schicksals, als von der Ordenszentrale die Errichtung eines Nebenklosters in der Nachbarstadt Loudun geplant wurde. Die Mutter Oberin unterrichtete Jeanne des Anges von diesen Plänen, worauf diese begeistert darum bat, in dem neuen Kloster ihren zukünftigen Dienst an Gott verrichten zu dürfen. Schnell gelangweilt und vom strengen Alltag in Poitiers abgeschreckt, hoffte Jeanne auf Abwechslung in Loudun. Tatsächlich gehörte Jeanne des Anges dann zu den acht auserwählten Nonnen, welche das Ordenshaus in Loudun begründen sollten.

Die erste Zeit war schwer für die Nonnen. Das neue Ordenshaus war zunächst nichts weiter als ein heruntergekommenes Wohnhaus am Rande der Stadt. Nur mit dem Notwendigsten möbliert und ohne ausreichende Möglichkeiten, das Gebäude zu heizen, wussten die Nonnen kaum, wie sie den ersten Winter in ihrem neuen Ordenshaus überstehen sollten. Selbst die täglichen Mahlzeiten waren nicht gesichert, da es kaum Geld vom Mutterhaus in Poitiers gab und die Bürger von Loudun ihre Töchter nur zögerlich zur Erziehung in das neue Kloster gaben. Erstaunlicherweise war es in dieser schwierigen Zeit Jeanne des Anges, welche sich durch ihr mustergültiges Verhalten hervortat. Nichts war mehr von ihrer Aufsässigkeit und dem schlechten Benehmen gegen ihre Ordensschwestern zu spüren. Besonders gegenüber der Mutter Oberin zeigte sie sich demütig, betete regelmäßig, übernahm freiwillig die schwersten Arbeiten und teilte sogar ihre kargen Mahlzeiten mit den anderen Nonnen.

Kardinal Richelieu

Nach einem entbehrungsreichen Jahr hatten die Nonnen von Loudun die anfänglichen Schwierigkeiten überwunden und das Klosterleben verlief reibungslos.

Inzwischen befand sich eine stattliche Anzahl von jungen Mädchen zur Erziehung im Kloster, so dass der Unterhalt der Nonnen gesichert war. Kurzfristig berief die Ordenszentrale der Ursulinen die Mutter Oberin von Loudun ab, ließ ihr nur wenig Zeit, noch schnell eine Nachfolgerin zu bestimmen. In Anbetracht ihres tadellosen Verhaltens wurde Jeanne des Anges zur neuen Mutter Oberin des Klosters von Loudun bestimmt. Obwohl sie die neue Aufgabe mit Demut übernahm, schien sie ihr zunächst nicht wirklich recht zu sein. So ist es zumindest in ihren Memoiren zu lesen. In dieser für die weiteren Betrachtungen enorm wichtigen Schrift sind zudem tiefe Einblicke in Jeannes Seelenleben erhalten, die vieles von ihrem seltsamen Verhalten in ihrer Jugend, aber auch die Gründe für die Besessenheitsepidemie im Kloster von Loudun erklären.

Jeanne war sich ihres von der damaligen Norm abweichenden Charakters schon als Jugendliche bewusst. Sie glaubte schon zu dieser Zeit, dass die vermeintlichen Dämonen, welche später das Kloster von Loudun heimsuchen sollten, ihr bereits seit der Kindheit zusetzten. Auch ihre frühzeitig erwachte Sexualität, welche das Mädchen zutiefst verstörte, schien Jeanne ein Werk dieser bösen Geister zu sein. Indem sie ihr Gelübde ablegte glaubte Jeanne, den vermeintlichen Dämonen zu entgehen. Das strenge Leben hinter den Klostermauern sollte Jeannes inneres Gleichgewicht jedoch noch weiter stören. Sie war sich wohl bewusst, mehr als ungeeignet für das Klosterleben zu sein. Seit ihrer Zeit als Novizin befand sich Jeanne mit allem Sinnen und Denken fest in den Dogmen der Kirche verankert, sah sich selbst aber zunehmend als lasterhaft und unvollkommen an. Während des Noviziats glaubte Jeanne noch fest daran, mit Hilfe des Glaubens ihren inneren Dämonen entfliehen zu können. Als geweihte Nonne wurde ihr schlagartig bewusst, dass der Dienst an Gott nichts an ihren Problemen ändern konnte. Jeanne begriff, dass ihre Wesenszüge nicht mit dem Leben einer Nonne vereinbar waren. Zudem setzte ihr die geforderte sexuelle Enthaltsamkeit zu, was Jeanne wiederum für das Werk von bösen Geistern hielt. Da die Arbeit im neuen Kloster von Loudun Ablenkung von den eigenen Problemen verhieß, setzte Jeanne alles daran, zu den auserwählten Nonnen zu gehören. Ihre zeitweilige positive Wesensänderung gab Grund zur Hoffnung.

Als Mutter Oberin führte Jeanne des Anges das Ursulinenkloster von Loudun zunächst vorbildlich. Die Zahl der Ziehkinder stieg stetig, inzwischen gehörte es zum guten Ton bei der gehobenen Gesellschaft in und um Loudun, seine Töchter im Ursulinenkloster der Stadt erziehen zu lassen. Der damit einhergehende Wohlstand steigerte auch die Lebensqualität im Kloster, das nun auch für neue Nonnen attraktiv wurde. Nach nur wenigen Jahren bestand die Ordensgemeinschaft von Loudun aus siebzehn Nonnen, darunter mehrere Damen aus adeligen Kreisen. Mutter Oberin Jeanne des Anges hätte angesichts ihrer Erfolge glücklich und demütig sein sollen, was jedoch nicht der Fall schien. Mit dem wachsenden Ansehen der Klostergemeinschaft schien ihr Unmut zu steigen. Jeanne benahm sich zunehmend hochmütiger gegenüber ihren Mitschwestern, hatte an deren Arbeit stets etwas auszusetzen und keine der Nonnen war in der Lage, ihren hohen Ansprüchen zu genügen. Sie begann Intrigen einzufädeln, worauf es ständig Streit im Kloster gab. Es schien fast so, als seien ihre alten Dämonen zurückgekehrt. Zumindest schilderte es Jeanne des Anges so in ihren Aufzeichnungen. Es war wohl eher ihr ungestümer Charakter, welcher sich in der Routine des Klosterlebens wieder nach Abwechslung sehnte. Auch die Auflagen des kirchlichen Zölibats werden Jeanne immer wieder zugesetzt haben. Von Natur aus eine sinnliche Frau, wurde die Unterdrückung ihrer geschlechtlichen Triebe für sie zunehmend zur körperlichen und seelischen Belastung. In ihren Memoiren schrieb Jeanne des Anges, dass sie sich wiederholt dem Teufel hingegeben habe. Aus diesen Worten ist deutlich zu entnehmen, wie tief ihre innere Zerrissenheit gewesen sein mag. Gefangen zwischen religiösen Dogmen und körperlichen Bedürfnissen, sah Jeanne die Lust am eigenen Körper als teuflisches Werk an. Jeanne verfiel immer wieder in tiefe Niedergeschlagenheit und Melancholie. Diese Stimmungen wechselten sich mit Phasen voller Lebensfreude ab, die Jeanne als von Gott gegeben betrachtete. Nach heutigen medizinischen Kenntnissen litt Jeanne des Anges möglicherweise an einer manisch-depressiven Persönlichkeitsstörung, mit welcher sich auch die spätere Hysterie und vermeintliche Besessenheit erklären lässt.

Eine der Lieblingsbeschäftigungen der Mutter Oberin war es, sich mit Damen der höheren Gesellschaft im Sprechzimmer des Klosters zu treffen, um Neuigkeiten aus der Stadt zu erfahren. Im Halbdunkel hinter einem Gitter sitzend, sog Jeanne den neuesten Klatsch der Stadtbevölkerung förmlich in sich auf. Die Besucherinnen sprachen des Öfteren auch von einem gewissen Urbain Grandier, welcher Pfarrer der Kirche Saint-Pierre-du-Marché und gleichzeitig Chorherr der Kirche Sainte-Croix in Loudun war. Jener nahm es mit seinem priesterlichen Gelübde wohl nicht so genau, denn es kursierten immer wieder Gerüchte über seine heimlichen Liebschaften mit verheirateten Damen in der Stadt. Der zügellose Pfarrer schien zu einer fixen Idee der Mutter Oberin zu werden, beständig fragte sie ihre Besucherinnen nach Urbain Grandier aus. Obwohl sie den Mann persönlich nie getroffen oder gesehen hatte, wurde er zur regelrechten Obsession für Jeanne. Sie projizierte alle ihre unterdrückten Gefühle in diese Person.

Wer war jener Mann, der das Leben der Mutter Oberin Jeanne des Anges endgültig aus allen Fugen geraten lassen sollte?

Urbain Grandier, der später ein ganzes Kloster in Raserei versetzen sollte, wurde im Jahre 1590 in der kleinen französischen Gemeinde Bouère geboren. Ebenso wenig wie wir seinen genauen Geburtstag kennen, wissen wir über seine Kindheit und Jugendjahre. Bekannt ist, dass die Familie Grandier viele Geistliche hervorbrachte, so dass Urbain wohl schon frühzeitig den Wunsch verspürte, aktiv der Kirche zu dienen. Er absolvierte sein Theologiestudium an der Jesuitenschule „Collège de la Madeleine“ in Bordeaux. Urbain Grandier erzielte in seinem Studium hervorragende Leistungen, so dass seine Lehrer ihn nach dessen Abschluss für entsprechende Ämter in Loudun vorschlugen. Der Geistliche soll sehr gutaussehend gewesen sein. Seine schlanke, hochgewachsene Statur und das feingeschnittene Gesicht mit dem keck gezwirbelten Schnurrbart ließen bei so mancher Dame aus Loudun unkeusche Gedanken aufkommen. Urbain Grandiers Charakter wurde als vielschichtig beschrieben. So war er Freunden und seiner Kirchengemeinde gegenüber sanft und höflich, wirkte bisweilen jedoch auch stolz und hochmütig gegenüber der besseren Gesellschaft von Loudun. Er legte viel Wert auf das Ansehen seiner kirchlichen Ämter und verteidigte vehement seine persönlichen Angelegenheiten. Schon zu Beginn seiner Amtszeit in Loudun erhob Grandier immer wieder Klage gegen verschiedene Geistliche der Stadt und strengte Prozesse gegen deren vermeintliche Verfehlungen an.

So sehr Grandier auch von seiner Kirchengemeinde verehrt und geliebt wurde, in den eigenen Reihen schuf er sich schnell mächtige Feinde. Für die Frauen von Loudun schien Urbain Grandier mit seinem guten Aussehen und seinem charismatischen Auftreten fast unwiderstehlich zu sein. Es war ein offenes Geheimnis, dass er wechselnde Liebesbeziehungen mit mehreren verheirateten Frauen der Stadt unterhielt. Die gehörnten Ehemänner verfolgten Grandier mit verständlichem Zorn, welcher jedoch durch sein kirchliches Amt geschützt war. Hätte die Kirche Grandier für sein regelwidriges Verhalten zur Verantwortung gezogen, wäre er in eine andere Gemeinde versetzt worden. Seine Beliebtheit in der Pfarrgemeinde brachte der Kirche jedoch regelmäßig großzügige Spenden ein, auf welche der Klerus nicht verzichten wollte. So wurde über das für einen Priester unziemliche Gebaren hinweggesehen. Eine gemeinsame gerichtliche Klage mehrerer betrogener Ehemänner gegen Grandier blieb erfolglos, da sich die involvierten Frauen weigerten, gegen den Geistlichen auszusagen. Dieser beging den Fehler, nach dem gewonnenen Gerichtsprozess seine Widersacher auch noch zu verhöhnen und zu beleidigen. Die betrogenen Ehemänner begannen Rachepläne zu schmieden und so bildete sich eine breit angelegte Allianz gegen den verhassten Priester. Grandier besaß nur wenige wirkliche Freunde in Loudun, was ihm während der folgenden Ereignisse zum Verhängnis werden sollte.

Ein Haus in Loudun

Jeanne des Anges war über die Vorgänge in Loudun bestens unterrichtet. Die Geschichten über Urbain Grandiers zügelloses Liebesleben stießen die Mutter Oberin gleichzeitig ab und erregten sie. Gepeinigt vom Zölibat und ihren körperlichen Bedürfnissen wurde Grandier zur regelrechten Obsession für sie. Er erschien ihr wie der begehrenswerteste Mann und der leibhaftige Teufel zugleich. Sie dachte Tag und Nacht an Urbain, er fand Einzug in ihre Träume, wo sie sich ihm immer wieder hingab. Ihre Pflichten als Dienerin der Kirche traten für Jeanne in den Hintergrund, sie fühlte sich ganz als Frau, die sich nach ihrem Geliebten sehnte. Wohlgemerkt war sie Urbain Grandier bisher nie begegnet. Das wollte die Mutter Oberin schleunigst ändern. Im Juni 1631 verstarb Pfarrer Moussau, der bisher als Beichtvater der Nonnen des Ursulinenklosters fungiert hatte. Jeanne des Anges bot Urbain Grandier in einem selbstverfassten Brief die Stelle als Beichtvater an, was dieser jedoch in einem höflich formulierten Antwortschreiben ablehnte. Obwohl Grandier seine Ablehnung mit den vielfältigen Pflichten in seiner Doppelfunktion als Pfarrer und Chorherr begründete, fühlte sich Jeanne persönlich zurückgewiesen.

Die Ablehnung und die sich steigernde Fixierung auf den schier unerreichbaren Mann stürzten Jeanne des Anges in eine schwere Nervenkrise. Sie wurde immer wieder von Halluzination geplagt, in denen Urbain Grandier die Hauptrolle spielte. Jener erschien Jeanne in verführerischer Gestalt, sprach von Liebe und Begehren. Jeanne fühlte sich gleichzeitig erregt und abgestoßen von der offen zur Schau gestellten Sexualität ihrer Erscheinungen. In klaren Momenten schwor sie zwar, den Versuchungen ihres vermeintlichen Verehrers widerstehen zu können, doch ihre Körpersprache und die lustvollen Ausrufe während der Erscheinungen straften ihre Worte Lügen.

Die immer wiederkehrenden hysterischen Anfälle der Mutter Oberin sorgten im Kloster von Loudun für beträchtliche Unruhe. Die Nonnen gerieten verdoppelten ihre Gebetsstunden, fasteten und geißelten ihre Körper in der Hoffnung, so ihre Mutter Oberin von deren fortschreitender Besessenheit zu befreien. Alle diese Anstrengungen waren jedoch vergebens, die Wahnvorstellungen von Jeanne des Anges übertrugen sich vielmehr auf die anderen Nonnen. Die vermeintlichen sexuellen Ausschweifungen, denen sich die Mutter Oberin in ihrer Phantasie hingab, weckten auch in den anderen Nonnen jahrelang unterdrückte Gefühle. Das durch Zölibat und Enthaltsamkeit angestaute sexuelle Begehren entlud sich in wahren Orgien hinter den Klostermauern von Loudun. Die Nonnen liefen nackt durch das Kloster, befriedigten sich schamlos voreinander und liebkosten sich gegenseitig. Der neu berufene Beichtvater Mignon schien angesichts der Geschehnisse im Ursulinenkloster von Loudun völlig überfordert. Es scheint nicht nachvollziehbar, warum er sich angesichts der Zustände im Kloster nicht an seine Vorgesetzten oder das Mutterhaus in Poitiers wandte. Jeanne des Anges sprach während ihrer fast täglichen Beichte von den unaussprechlichen Dingen, welche Urbain Grandier ihr angeblich antat. Für Pater Mignons Verhalten gab es eine ganz einfache Erklärung: Er war ein Todfeind des vermeintlichen Verführers, welcher auf Grund seines legeren Umgangs mit dem priesterlichen Amt unbedingt aus dem Schoß der Kirche entfernt werden musste. Anstatt beruhigend auf Jeanne des Anges und die anderen Nonnen einzuwirken, befeuerte Pater Mignon deren überreizte Fantasien noch durch seine Predigten von Teufeln und Dämonen, welche im Kloster von Loudun Einzug gehalten hätten. Bald glaubten die Mutter Oberin und die anderen Nonnen, dass ihre Körper tatsächlich von „unreinen Geistern“ heimgesucht würden. Nun sah Mignon die Zeit gekommen, aktiv gegen Urbain Grandier vorzugehen. Er informierte die zuständigen kirchlichen Stellen über die Vorkommnisse in Loudun und schaltete auch die Staatsanwaltschaft ein, indem er Urbain Grandier wegen Verführung anzeigte. Die staatlichen Stellen begannen zu ermitteln und informierten Grandier darüber, dass er als Verantwortlicher für die Hysterie im Kloster galt. Jener wandte sich sofort an verschiedene geistliche Stellen, um seine Unschuld zu beteuern. Da der Klerus selbst noch keine offiziellen Untersuchungen der Vorkommnisse im Kloster angestellt hatte, wurde Grandier vertröstet und aufgefordert, sich zunächst keine Sorgen um die weltlichen Ermittlungen zu machen.

Der inzwischen involvierte Erzbischof von Bordeaux schickte seinen Leibarzt in das Ursulinenkloster von Loudun. Dieser erklärte nach eingehender Visite die vermeintliche Besessenheit der Nonnen als typisch weibliches Nervenleiden und riet von den geplanten Exorzismen ab. Der Arzt verordnete den Nonnen verschiedene nervenberuhigende Arzneien, welche tatsächlich Wirkung zeigten. Die Situation im Kloster beruhigte sich und die Angelegenheit schien ausgestanden.

Obwohl auch Jeanne des Anges nun nicht mehr von ihren sexuell motivierten Erscheinungen heimgesucht schien, hatte die Hysterie für sie schwere gesundheitliche Schäden zur Folge. Sie verfiel in tiefe Depressionen, verließ ihr Bett tagelang nicht. Dazu kamen körperliche Gebrechen, sie erbrach Blut, klagte über Schmerzen im ganzen Körper und schrie ganze Nächte wie im Wahn. Dieses Verhalten war keinesfalls dazu angetan, das gerade wieder stabilisierte Leben im Kloster aufrechtzuerhalten. Nur wenige Wochen nach dem Besuch des erzbischöflichen Leibarztes begann sich erneut eine allgemeine Hysterie im Kloster zu manifestieren. Nun klagten die Nonnen gemeinschaftlich, dass es Dämonen seien, welche sie des Nachts sexuell belästigten und in die Raserei trieben. Auch Jeanne des Anges beteuerte ihrem Beichtvater Pater Mignon aufs Neue, dass es Urbain Grandier sei, welcher sie mit Hilfe von Teufeln, die er aussandte, sexuell missbrauchte. So sei ein unreiner Geist namens Isaakaaron, der der Dämon der Unzucht sei, in ihren Körper gefahren und habe sie geschwängert. Jeanne des Anges war von der Wahnidee der dämonischen Schwangerschaft derart besessen, dass sie tatsächlich Anzeichen einer Scheinschwangerschaft zeigte. Eine hinzugezogene Hebamme konnte allerdings bestätigen, dass die Mutter Oberin natürlich nicht schwanger war. Im Kloster ging es inzwischen zu wie im Tollhaus. Die liebeskranken Nonnen liefen laut den Namen Urbain Grandiers schreiend durch die Gartenanlage und fantasierten von einem Mann, den sie noch niemals zu Gesicht bekommen hatten.

Pater Mignon sah sich am Ziel seiner Pläne, beantragte bei den zuständigen klerikalen Stellen nun ein offizielles Verfahren gegen Urbain Grandier und einen Exorzismus der gesamten Klostergemeinde von Loudun. Am 20. Dezember 1634 wurden auf Erlass des Erzbischofs von Bordeaux die Patres Surin, Rosseau, Anginot und Bachellerie in das Ursulinenkloster von Loudun geschickt, um in ihrer Funktion als Exorzisten die Dämonen zu bannen. Für Jeanne des Anges war Pater Surin persönlich zuständig. Eine denkbar ungeeignete Wahl, welche bis heute nicht nachvollziehbar ist. Surin galt zwar in Kirchenkreisen als erfahrener Exorzist, doch war seine körperliche und seelische Schwäche seinen Vorgesetzten wohl bekannt. Hinter vorgehaltener Hand wurde davon gesprochen, dass Pater Surin seit Jahren schwerste Probleme mit der Einhaltung des Zölibats hatte und dieses wiederholt gebrochen haben sollte. Seine sexuellen Entgleisungen stürzten den Geistlichen jedes Mal in einen tiefen inneren Konflikt, der sich in mo-natelangen Nervenleiden manifestierte. Pater Surins seltsames Verhalten im Umgang mit Jeanne des Anges ist also ohne Weiteres mit seinen eigenen sexuellen Obsessionen zu erklären. So ließ er Jeanne stundenlang völlig nackt in ihrer Kammer stehen, weidete sich am Anblick ihres Körpers und murmelte dabei Texte aus den Handbüchern des Exorzismus. Um den Dämon der Unkeuschheit zu vertreiben, musste sich die unglückliche Jeanne selbst geißeln. Pater Surin wurde beobachtet, wie er dabei heimlich onanierte. Gerüchten zu Folge sollen sich auch niedere Geistliche aus dem Gefolge der Exorzisten sexuell an den Nonnen vergangen haben. Durch das ungebührliche Zutun des Pater Surin befand sich Jeanne des Anges Ostern 1635 in einem Zustand von dauerhafter sexueller Hysterie. Sie fühlte sich ständig den Verlockungen der Dämonen ausgesetzt, masturbierte mehrmals täglich und steigerte sich in einen sexuellen Wahn, aus welchem, wie sie meinte, sie nur ihr vermeintlicher Liebhaber Urbain Grandier retten konnte.

Welche widerstreitenden Gefühle die Seele der jungen Frau peinigten und welcher Art die inneren Kämpfe waren, die sie ausfocht, ist für einen Außenstehenden nur schwer nachzuvollziehen. Allerdings hat Jeanne des Anges in ihren Memoiren versucht, ihre seelische Verfassung vor sich selbst und vor der Welt zumindest ansatzweise zu erklären, so gut sie es vermochte. Bezeichnenderweise tragen die Aufzeichnungen von Jeanne des Anges den Titel „Die Memoiren einer Besessenen“.

Ihr unsteter Charakter, die vom unmenschlichen Zölibat jahrelang unterdrückte Sexualität, übertriebener Glaubenseifer und nicht zuletzt die unerhörten Praktiken des Pater Surin hatten Jeanne des Anges in eine seelische wie körperliche Hysterie versetzt, welcher sie aus eigener Kraft nicht mehr entrinnen konnte. Ihre überreizten Sinne ließen sie tatsächlich glauben, dass der so verehrte Urbain Grandier einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte, um sie mit Hilfe von Dämonen zur Unkeuschheit zu verleiten. Jeanne befand sich zu Beginn der Exorzismen bereits seit mehreren Monaten in einem Zustand von fast kompletter geistiger Abwesenheit, daher war ihr kaum bewusst, welche schändlichen Dinge ihr von Seiten des Paters Surin angetan wurden. Sie hatte sich innerlich fast völlig vom Glauben an Gott abgewandt, was Jeanne ebenfalls als ein Symptom der Besessenheit betrachtete. In Wirklichkeit war sie nie wirklich religiös gewesen. Jeanne spricht in ihren Memoiren immer wieder von den körperlichen Versuchungen, denen sie durch die Dämonen ausgesetzt war. Das war jedoch nichts weiter als ihr natürliches sexuelles Verlagen, welches sie jahrelang unterdrückt hatte. Ihre schwärmerische Liebe zu Urbain Grandier, den sie persönlich ja gar nicht kannte, erschien Jeanne ebenfalls als Werk der bösen Geister, die sie in ihren Wahnvorstellungen peinigten. Die Behauptung, Grandier schliche sich des Nachts ins Kloster um ihr beizuliegen, entsprang offensichtlich nur dem verwirrten Geist der Mutter Oberin. Für Urbain Grandier bestand keine Möglichkeit, ungesehen ins Kloster der Ursulinen einzudringen, selbst wenn er dies tatsächlich vorgehabt hätte.

Jeanne erklärte in ihren Aufzeichnungen, dass sie keine Möglichkeit sah, den Versuchungen von Grandier und den Teufeln, die er befahl, zu widerstehen. Tief in ihrem Inneren lehnte sie das Klosterleben und den damit verbundenen Zölibat ab. Jeanne begann Gott zu hassen, da er nichts gegen die „Dämonen“ und deren Versuchungen unternahm. Die Abwendung von Gott schien für sie gleichzeitig der Grund, warum diese Teufel sie so oft heimsuchten. Buchstäblich ein Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen zu geben schien. Während sich die allgemeine Hysterie unter den Nonnen im Kloster von Loudun immer weiter ausbreitete, zeigte die Mutter Oberin ein Benehmen, welches tatsächlich auf eine dämonische Besessenheit hinzudeuten schien. So spuckte sie beim Heiligen Abendmahl dem Priester die verabreichte Hostie ins Gesicht und ließ ein schauerliches Lachen ertönen. Auch ihre angebliche Schwangerschaft schien Jeanne durchaus real, hatte sie doch einen Brief von Isaakaaron, dem Dämon der Unzucht, erhalten, in dem er ihr ankündigte, teuflische Kinder mit ihr zu zeugen. Ein Vergleich der Handschriften bezeugte allerdings, dass Jeanne den Brief selbst verfasst hatte.

Die sich immer wiederholenden Exorzismen und die Peinigungen durch Pater Surin wirkten sich nicht nur nervlich auf Jeanne des Anges aus, auch ihr Körper begann zu versagen. Sie bekam hohes Fieber, die hinzugezogenen Ärzte diagnostizierten eine Rippenfellentzündung, eine für die damalige Zeit lebensbedrohliche Krankheit. Obwohl der Körper der Patientin über die Maßen geschwächt war, ließen die behandelnden Ärzte Jeanne mehrmals täglich zur Ader, um die Krankheit, die sich in ihr ausgebreitet hatte, auf diese Weise zum Erliegen zu bringen. Durch die damals übliche Behandlungsmethode schwand der Lebensfunke von Jeanne des Anges immer mehr dahin. Sie glaubte sich selbst des Todes und verlangte nach den Sterbesakramenten. Nachdem ihr diese verabreicht worden waren, trat der völlige körperliche Zusammenbruch ein und die Anwesenden glaubten, dass die Mutter Oberin nun sterben werde. Jeanne stieß mehrere erstickende Seufzer aus und ihr Gesicht wurde von einer tödlichen Blässe überzogen. Mehrere Minuten vergingen, in denen die anwesenden Nonnen und Geistlichen betreten auf den sterbenden Körper Jeanne des Anges’ blickten. Auf einmal ereignete sich eine jähe Wandlung, welche einem Wunder gleichzukommen schien: Das Gesicht der Sterbenden nahm wieder Farbe an, Jeanne richtete sich aus eigener Kraft auf und verkündete mit weit aufgerissenen, strahlenden Augen, sie sei dem Heiligen Joseph begegnet, der sie zurück ins Leben geschickt habe.

Nach einigen Tagen Bettruhe und ohne die endlosen Exorzismen durch Pater Surin, schien Jeanne des Anges geistig und körperlich wiederhergestellt. Das seltsame Verhalten von Pater Surin war inzwischen auch den anderen Exorzisten aufgefallen. Besonders suspekt erschien ihnen, dass dieser die Exorzismen an Jeanne des Anges immer allein hatte ausüben wollen und die angeblich von Dämonen gequälte Nonne anschließend noch verwirrter wirkte. Dem Erzbischof von Bordeaux waren mehrfach die Gerüchte von Surins sexuellen Entgleisungen im Kloster von Loudun zu Ohren gekommen, so dass er sich genötigt sah, den Pater von seiner Mission abzuziehen. Stattdessen wurde ein Geistlicher namens Pater Resses in das Ursulinenkloster beordert.

Die Kunde von den ungewöhnlichen Vorkommnissen im Kloster von Loudun war inzwischen bis an den Königshof in Paris gedrungen. Grund dafür war der Aufenthalt des königlichen Beamten Jean Martin de Laubardemont in der Stadt. Laubardemont sollte dafür sorgen, dass die Stadtbefestigungen von Loudun abgerissen wurden. Dies wurde zu jener Zeit in allen protestantisch geprägten Städten Frankreichs auf ausdrücklichen Befehl von König Ludwig XIII. vorgenommen. So sollte verhindert werden, dass sich aufständische Hugenotten in den Städten verschanzen konnten. Urbain Grandier war Laubardemont bereits mehrmals aufgefallen, da sich jener lautstark und vehement für den Erhalt der Stadtbefestigung von Loudun ausgesprochen hatte. Der Beamte erkundigte sich bei den Stadtvätern nach Urbain Grandier und erfuhr so von der vermeintlichen Verführung der Nonnen.

Es war speziell Kardinal Richelieu, der sich für die Vorkommnisse in Loudun interessierte. Urbain Grandier war kein Unbekannter für ihn. Im Jahre 1618 wurde in Loudun ein kirchliches Konvent abgehalten, an welchem eine Vielzahl Geistlicher aus der Umgebung teilnahmen, unter anderem auch der Prior des Klosters von Coussay. Beim Beginn einer feierlichen Prozession durch Loudun stellte sich dieser Prior in die vorderste Reihe, was Urbain Grandier missfiel. Er rügte den jungen Geistlichen vor allen anwesenden Würdenträgern und verwies ihn in eine der hinteren Reihen. Als Pfarrer und Chorherr zweier Kirchen in Loudun hatte Grandier sicherlich das Recht, den ungestümen Prior zu maßregeln, doch war jener niemand geringeres als Armand-Jean du Plessis, der spätere Kardinal Richelieu. In seiner Ehre gekränkt, schwor der junge Prior, sich eines Tages an Urbain Grandier zu rächen.

Jahre später hatte der vielbeschäftigte Kardinal Richelieu den Vorfall in Loudun wohl längst vergessen, als ihm eine üble Schmähschrift gegen seine Person vorgelegt wurde. Das in ganz Frankreich verbreitete Pamphlet prangerte Richelieus Regierungsstil, seine angebliche Herrschsucht und seinen Einfluss auf den König an. Der Verfasser sparte nicht an Beleidigungen gegen den Staatsmann und seine Familie, so dass die Schrift als Majestätsverbrechen eingestuft und nach dem Verfasser gefahndet wurde. Der unglücklich gewählte Titel „Cordonnière de Loudun“ brachte die königlichen Beamten nach Loudun, wo auch Urbain Grandier ihre Aufmerksamkeit erregte. Allerdings konnte dem Geistlichen die Urheberschaft der Schmähschrift nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden, worauf die gesamten Ermittlungen zunächst im Sande verliefen. Jean Martin de Laubardemont waren die Vorwürfe gegen Grandier jedoch wohlbekannt, welche er in seinen Bericht über dessen Kritik an der geplanten Schleifung der Stadtmauern und die Vorwürfe im Zusammenhang mit den unsäglichen Zuständen im Ursulinenkloster einfließen ließ. Für Richelieu war sofort klar: Diesem aufrührerischen Grandier musste der Prozess gemacht werden. Er erwirkte beim König einen Haftbefehl und stattete seinen Schergen Laubardemont mit allen nötigen Vollmachten aus, um den vermeintlichen Fall von Besessenheit im Kloster von Loudun aufzuklären. Richelieu wies ihn vor seiner Abreise noch an, die Ermittlungen gegen Grandier in Richtung eines Hexenprozesses zu lenken. So wollte der Kardinal seine Rolle im bevorstehenden Verfahren verschleiern. Die Hexenverfolgung in Europa war zu jener Zeit auf ihrem Höhepunkt und Richelieus persönliche Motive im Falle Grandier wurden so scheinbar zur Nebensache.

Darstellung des Hexensabbats

Laubardemont reiste unverzüglich zurück nach Loudun und ließ Urbain Grandier verhaften. Jener hatte zufällig von seiner bevorstehenden Festsetzung erfahren, sah jedoch keinen Grund, sich dieser durch Flucht zu entziehen. Er war sich seiner Unschuld bewusst, was er auch noch bei seiner Verhaftung lautstark betonte. Urbain Grandier wurde zunächst in der Gefängniszelle des Schlosses von Angers untergebracht, wo er für vier Monate blieb. Laubardemont suchte in dieser Zeit in Loudun nach Beweisen für die Schuld des Angeklagten. Die Durchsuchung von Grandiers Wohnung brachte wenige Hinweise auf sein vermeintliches Tun als Hexenmeister. Unter seinen Habseligkeiten fand sich lediglich ein Exemplar der bewussten Schmähschrift, was aber noch keinen Prozess rechtfertigen konnte. Die Befragung der Ursulinen im Kloster von Loudun brachte dagegen eine Vielfalt an belastendem Material gegen Grandier. Die Mehrzahl der Nonnen berichtete von ausschweifenden Orgien, welche sie mit Grandier und seinen Dämonen in den klösterlichen Gemäuern gefeiert hätten. Allen voran Jeanne des Anges, welche den Beamten detailliert ihre sexuellen Ausschweifungen mit dem Geistlichen schilderte. Die Nonnen berichteten von einer unerklärlichen Liebe, in die sie zu Urbain Grandier gefallen seien und vom ungeheuren sexuellen Verlangen, das sich ihrer bemächtigt hatte. Dass die Nonnen Grandier in Wirklichkeit nie zu Gesicht bekommen hatten, kam nicht zur Sprache. Auch in Loudun wurden Zeugenbefragungen durchgeführt. Es waren überwiegend die von Grandier betrogenen Ehemänner und von ihm verschmähte Frauen, welche den Priester zahlreicher Verfehlungen beschuldigten. Insgesamt meldeten sich über sechzig Bewohner Louduns als Zeugen, die Urbain Grandier unter anderem der Gotteslästerei, des Bruchs des Zölibats, der Blutschande und sogar des sexuellen Verkehrs an geweihten Orten beschuldigten. Das reichte Laubardemont, um eine offizielle Anklage gegen Grandier zu führen. Für den Prozess wurde der Angeklagte wieder nach Loudun gebracht. Da die Stadt über kein Gefängnis verfügte, wurde Grandier in einem Haus seines Todfeindes Pater Mignon untergebracht. Die Dachkammer des Hauses wurde „teufelssicher“ gemacht, indem an der Tür ein starkes Schloss sowie mehrere Riegel angebracht und der Kamin als vermeintlicher „Hexenschlupf“ vergittert wurde. Diese Maßnahmen waren ein eindeutiger Hinweis, dass die Verhandlung gegen Grandier zu einem Hexenprozess werden sollte, bei dem der Ausgang schon so gut wie feststand.

Der Prozess gegen den mutmaßlichen Hexenmeister Urbain Grandier war eine einzige Farce. Die bereits erwähnten angeblichen Zeugen wiederholten vor Gericht ihre zum Teil abstrusen Anschuldigungen. Höhepunkt der Verhandlung war zweifelsohne der Auftritt von Jeanne des Anges und weiteren sechzehn Nonnen vor Gericht. Die einst so keuschen Damen erzählten ungezwungen von ihrer unstillbaren Liebe und Sehnsucht nach Urbain Grandier, von den unsagbar schändlichen Dingen, welche sie mit dem Geistlichen getan hatten. Alle Nonnen waren sich einig, dass nur teuflische Wesen sie zu solchen Dingen hatten zwingen können. Eine der Nonnen berichtete gar, dass ihr Verlangen nach Urbain Grandier so groß war, dass sie mit dem Kruzifix masturbiert habe, während sie sich Akte der Wollust mit ihm ausmalte. Dass hier der Teufel am Werk war, darin waren sich die Richter einig. Zudem lag dem Gericht ein schriftlicher Vertrag zwischen Urbain Grandier und dem Teufel vor, der zudem von allen Dämonen unterzeichnet war, welche ihr Unwesen im Kloster von Loudun trieben. Grandier bestritt, diesen Vertrag je gesehen, geschweige denn unterzeichnet zu haben. Vielmehr erklärte er, nichts mit der angeblichen Besessenheit der Nonnen des Ursulinenklosters zu tun zu haben. Er ließ zwar verlauten, dass er der Wollust gefrönt und damit sein Keuschheitsgelübde gebrochen habe, aber nie Kontakt zu den Nonnen gehabt und keinerlei Kontakt zu irgendwelchen Dämonen gepflegt habe. Diese Anschuldigungen seien von seinen weltlichen und geistlichen Feinden erfunden worden, um ihm zu schaden. Obwohl das Gericht eine Vielzahl von Zeugenaussagen zu Grandiers Untaten vorweisen konnte, fehlte letztendlich ein Geständnis des Angeklagten, um den Prozess im Sinne der Anklage abschließen zu können. Um von Grandier ein Geständnis zu erpressen, ordnete das Gericht die Folter an. Die Qualen, welche der unglückliche Angeklagte erleiden musste, waren schauderhaft. Die Folterknechte leisteten ganze Arbeit. An Grandier wurden so gut wie alle in der Folterkammer vorhandenen Marterwerkzeuge ausprobiert. Er erlitt unsägliche Qualen auf der Streckbank, im „spanischen Stiefel“ wurden seine Beine gequetscht und danach noch mit Hämmern zerschlagen, bis das Knochenmark austrat. Urbain Grandier wurde während der Misshandlungen mehrfach ohnmächtig, in lichten Momenten beschwor er jedoch immer wieder seine Unschuld. Dass er trotz der unmenschlichen Folter weiterhin seine angeblichen Untaten leugnete, sah das Gericht als Teufelswerk an. Niemand konnte solche Qualen ohne dämonische Hilfe überstehen. Obwohl Urbain Grandier kein Geständnis ablegte, stellte das Gericht seine zweifellose Schuld fest. Im Urteil hieß es, er habe einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, um die Nonnen des Ursulinenklosters zu verführen. Das war Hexerei, die mit dem Tod durch das Feuer bestraft wurde.

Selbst die Hinrichtung am 18. August 1634 wurde für den geschundenen Grandier noch zur Tortur. Da er auf Grund der Folterungen nicht mehr laufen konnte, wurde er auf einen Karren gebunden und durch die Hauptstraßen von Loudun gefahren. Alle Stadtbewohner sollten den Missetäter sehen und ihren Abscheu kundtun. Grandier wurde beschimpft, bespuckt und mit fauligem Gemüse beworfen. Auf der Richtstätte unternahm ein Geistlicher einen letzten Versuch, dem Angeklagten ein Geständnis abzuringen. Doch auch hier leugnete Grandier, mit der vermeintlichen Besessenheit der Nonnen in Verbindung zu stehen. Vielmehr wollte er dem anwesenden Volk seine Unschuld verkünden. Um das zu verhindern, schlug ihm der anwesende Geistliche mehrfach mit einem Kruzifix ins Gesicht und gab dem Henker ein Zeichen, den Scheiterhaufen zu entzünden. Grandier schrie noch, dass ihm das Gericht einen Gnadentod durch vorheriges Erdrosseln zugesichert hätte, doch der Henker lachte nur höhnisch. Schnell züngelten die Flammen an dem trockenen Holz empor und Urbain Grandier starb schreiend in den Flammen.

Man sollte nun annehmen, dass der Tod ihres angeblichen Peinigers Jeanne des Anges Frieden gebracht hätte. Dem war jedoch nicht so. Der Tod ihres vermeintlichen Liebhabers stürzte sie in eine erneute nervliche und körperliche Krise. Jeanne fantasierte wochenlang von Urbain Grandier und erzählte den anderen Nonnen von orgiastischen Liebesnächten mit dem Geliebten. Sie schlief wenig, nahm kaum noch Nahrung zu sich und masturbierte mehrmals täglich, wobei sie eine zwanghafte Zurschaustellung vor den anderen Nonnen und den noch im Kloster befindlichen Geistlichen an den Tag legte. Es folgte ein vollständiger körperlicher Zusammenbruch und Jeanne des Anges war erneut dem Tode nahe. Die hinzugezogenen Ärzte erklärten, nichts mehr für Jeanne tun zu können. Ihr wurden erneut die Sterbesakramente verabreicht. Danach blieb Jeanne in der Obhut einiger Nonnen, die am Bett kniend für ihr Seelenheil beteten. Doch erneut blieb Jeanne vom Tod verschont. Nach einigen Tagen und Nächten im Dämmerzustand schlug sie die Augen auf und berichtete von einer neuerlichen Begegnung mit dem Heiligen Joseph. Jener habe sie mit einem wundertätigen Öl bestrichen, welches ihr Leben gerettet hätte. Zum Beweis zeigte sie ihr Untergewand, auf dem fünf ölige Flecken zu sehen waren, von denen ein angenehmer Duft ausging. Voller Ehrfurcht betrachteten Nonnen und Geistliche das Gewand und nahmen wahr, dass auch vom ganzen Körper der Mutter Oberin ein lieblicher Duft ausging. Es schien den Anwesenden, als sei Jeanne des Anges von Gott berührt. Nur wussten sie nicht, dass Jeanne eine Meisterin im Herstellen von Salben und Essenzen war. Der wohlriechende Duft stammte mit Sicherheit von einer selbst hergestellten Tinktur, mit welcher Jeanne des Anges sich eingerieben hatte. Alle im Kloster glaubten jedoch an das himmlische Öl und seine wundersame Wirkung. Jeanne ging es von Tag zu Tag besser und sie verkündete, dass der Heilige Joseph sie nun endlich von den Dämonen befreit hätte.