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Dieses Buch bietet einen ersten Blick auf Leo XIV. und sein Papstamt. Es zeigt die bisherigen Stationen seines Lebens und ordnet viele seiner Aussagen ein. Auf diesen Aussagen und den thematischen Zusammenhängen liegt der Schwerpunkt. Berücksichtigt sind alle Ansprachen von der Wahl bis zur Amtseinführung sowie frühere Stellungnahmen oder Interviews. Was bedeuten „Für euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ“ oder sein erster Gruß „Der Friede sei mit euch“? Die Betrachtung in die Tiefe umfasst die Bedeutung seiner Namenswahl und seines Wahlspruchs bis hin zur Frage, wie die Kirche im 3. Jahrtausend missionarisch unterwegs sein soll, um authentisch Zeugnis zu geben. Petrus ist nicht Chef, sondern Hirte. Dieses Verständnis definiert auch das Verhältnis des einen zu den vielen Hirten und ihre Zuordnung zur Herde, zu deren Heil sie bestellt sind, völlig neu. Leo XIV. betrachtet sich selbst als einfachen Diener – ein vielversprechender Ansatz, auf den man gespannt sein darf.
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Seitenzahl: 91
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Schumacher, Thomas
Pneuma Verlag
2025-05-24
Leo XIV.: Leben – Aussagen – Kontexte
Inhalt
Einleitung
„Der Friede sei mit euch allen“
Mitte der Osterbotschaft sowie des Christus-Glaubens
Osterbotschaft für alle Jünger zu allen Zeiten
Schalom – Frieden
Die Gabe des Heiligen Geistes
Miteinander auf dem Weg in der Gegenwart des Herrn
Frieden auf Erden
Der Frieden beginnt bei jedem von uns
Zur Namenswahl „Leo“: nomen est omen
Kephas – Petrus – Fels
Der Name Leo und das römische Papsttum
Leo XIV. mit Bezug auf Leo XIII.
Wahlspruch „in illo uno unum – in jenem Einen eins“
Das eine Volk Gottes
In Christus ist die Verheißung erfüllt
Der eine Leib und die vielen Glieder
Zeichen und Werkzeug der Einheit
Ein Hirt und eine Herde
„Der Herr ist mein Hirte“
„Ich selbst werde meine Schafe weiden“
„Ich bin der gute Hirte“
„Petrus ist nicht Chef, sondern Hirte“
„Für euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ“
Miteinander als pilgerndes Gottesvolk auf dem Weg
Alle haben den einen Geist empfangen
Verschiebungen: Vom Leib Christi zu Christus dem Haupt
Spannungsverhältnis in der Spätantike
Augustinus: Für euch Bischof, mit euch Christ
Miteinander und füreinander
Kirche in Person: Diener als Bischof von Rom und Papst
Katholisch: Verschränkung von Gesamtkirche und Teilkirchen
Der Bischof von Rom und die übrigen Bischöfe
Neue Perspektiven: Primat als Dienst
Synodale Kirche
Der missionarische Weg der Kirche: Gesandt zu allen Völkern
Kirche in Bewegung
Sauerteig in die Welt hinein
Neuevangelisierung
Robert Francis Prevost: Stationen eines Lebensweges
Aufgewachsen in einer katholischen Lebenswelt
Ordenseintritt und Ausbildung
Dienst im Orden und als Missionar
Bischof und Kardinal
Anmerkungen
Title Page
Cover
Table of Contents
Thomas Schumacher
Leo XIV.
Thomas Schumacher
gnd/115769390
ISNI 0000000119827460
Leo XIV.
Leben – Aussagen – Kontexte
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Titelbild: erstellt mit DALL·E (OpenAI), nachbearbeitet
Alle Rechte vorbehalten – All rights reserved Hergestellt in der Europäischen Union – Printed in EU © Pneuma Verlag – München 2025 Hohenwaldeckstr. 43 81541 München [email protected] ISBN 978-3-942013-65-9 (print) ISBN 978-3-942013-66-6 (epub)
www.pneuma-verlag.de
Einleitung 10
1. „Der Friede sei mit euch allen“ 11
Mitte der Osterbotschaft sowie des Christus-Glaubens 11
Osterbotschaft für alle Jünger zu allen Zeiten 12
Schalom – Frieden 13
Die Gabe des Heiligen Geistes 14
Miteinander auf dem Weg in der Gegenwart des Herrn 15
Frieden auf Erden 16
Der Frieden beginnt bei jedem von uns 18
2. Zur Namenswahl „Leo“: nomen est omen 20
Kephas – Petrus – Fels 20
Der Name Leo und das römische Papsttum 22
Leo XIV. mit Bezug auf Leo XIII. 24
3. Wahlspruch „in illo uno unum – in jenem Einen eins“ 29
Das eine Volk Gottes 30
In Christus ist die Verheißung erfüllt 31
Der eine Leib und die vielen Glieder 32
Zeichen und Werkzeug der Einheit 33
4. Ein Hirt und eine Herde 36
„Der Herr ist mein Hirte“ 36
„Ich selbst werde meine Schafe weiden“ 37
„Ich bin der gute Hirte“ 39
„Petrus ist nicht Chef, sondern Hirte“ 41
5. „Für euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ“ 43
Miteinander als pilgerndes Gottesvolk auf dem Weg 43
Alle haben den einen Geist empfangen 44
Verschiebungen: Vom Leib Christi zu Christus dem Haupt 45
Spannungsverhältnis in der Spätantike 46
Augustinus: Für euch Bischof, mit euch Christ 48
Miteinander und füreinander 49
6. Kirche in Person: Diener als Bischof von Rom und Papst 52
Katholisch: Verschränkung von Gesamtkirche und Teilkirchen 53
Der Bischof von Rom und die übrigen Bischöfe 55
Neue Perspektiven: Primat als Dienst 58
Synodale Kirche 61
7. Der missionarische Weg der Kirche: Gesandt zu allen Völkern 65
Kirche in Bewegung 66
Sauerteig in die Welt hinein 67
Neuevangelisierung 69
8. Robert Francis Prevost: Stationen eines Lebensweges 72
Aufgewachsen in einer katholischen Lebenswelt 72
Ordenseintritt und Ausbildung 73
Dienst im Orden und als Missionar 74
Bischof und Kardinal 76
Anmerkungen 78
„Dies, Brüder und Schwestern, wünsche ich mir als unser erstes großes Anliegen: eine geeinte Kirche, ein Zeichen der Einheit und Communio* zu sein, die zum Sauerteig für eine versöhnte Welt wird.“
Papst Leo XIV. in seiner Homilie bei seiner Amtseinführung am 18. Mai 2025
* lat. Communio; griech. Koinonia; dt. Gemeinschaft, d.h. Gemeinschaft des Herzens; Gemeinschaft der Liebe:
Jene Koinonia-Gemeinschaft miteinander, die in unserer Koinonia-Gemeinschaft mit Gott gründet
orig. auf Italienisch: „Questo, fratelli e sorelle, vorrei che fosse il nostro primo grande desiderio: una Chiesa unita, segno di unità e di comunione, che diventi fermento per un mondo riconciliato.“
Dieses Buch bietet einen ersten Blick auf Leo XIV. und sein Papstamt. Es zeigt die bisherigen Stationen seines Lebens und ordnet viele seiner Aussagen ein. Auf diesen Aussagen und den thematischen Zusammenhängen liegt der Schwerpunkt.
Diese sowie Aspekte seines neuen Amtes werden in ihren Kontexten erörtert und reflektiert. So fügt sich eins zum anderen und ergibt einen Überblick zum neuen Papst und dem Petrus-Amt im dritten Jahrtausend.
Die thematische Reflexion reicht u.a. von seinem ersten Gruß „Der Friede sei mit euch“ über die Bedeutung seiner Namenswahl und seines Wahlspruchs bis hin zur Frage, wie die Kirche unterwegs sein soll, um die Ausrichtung am Guten Hirten und die Wahrheit des Amtes, dass die Hirten zutiefst einfache Diener sind oder sein sollen, mit Leben zu erfüllen.
Petrus ist nicht Chef, sondern Hirte. Dieses Verständnis definiert auch das Verhältnis des einen zu den vielen Hirten und deren Zuordnung zur Herde, zu deren Heil sie bestellt sind, völlig neu.
Neue Perspektiven eröffnen ein Verständnis für den päpstlichen Primat in einer Kirche „in Bewegung“, die zu dem einen Ziel berufen ist, als Sauerteig in die Welt hinein die Frohe Botschaft des Evangeliums zu verkünden.
Möge das Buch eine erste Zusammenschau auf Papst Leo XIV. und sein Amt eröffnen!
Am Tag seiner Amtseinführung, dem 18. Mai 2025
Thomas Schumacher
Kapitel 1
„Der Friede sei mit euch allen! Liebe Brüder und Schwestern, dies ist der erste Gruß des auferstandenen Christus.“1 Mit diesen Worten trat Papst Leo XIV. am Abend des 8. Mai 2025 direkt nach seiner Wahl vor alle Welt. Es sind die ersten Worte des neuen Papstes auf der Loggia des Petersdoms, auf der sich der Neugewählte traditionell der Stadt und dem Erdkreis zeigt und ihnen den ersten Segen „Urbi et orbi“ erteilt.
Es sind nicht irgendwelche Worte, auch kein frommer Wunsch nach Frieden in der heutigen Welt, mit denen Papst Leo XIV. sein öffentliches Auftreten und sein Pontifikat beginnt. Dies sind die Worte, mit denen gemäß Johannes-Evangelium der auferweckte Jesus Christus am Abend des Ostertages sich vor seinen Jüngern sehen lässt, die sich hinter verschlossenen Türen verschanzt hatten, und sich ihnen kundtut als der, der österlich am Leben ist. Es handelt sich um die Mitte der Osterbotschaft sowie des Christus-Glaubens. Relevanter und zentraler hätte Leo XIV. sein Pontifikat wohl nicht beginnen können.
Der Abschnitt Joh 20,19-23 bildet tatsächlich die Mitte der Osterverkündigung in Joh 20, die eingerahmt wird von zwei Erzählungen über die Selbstbekundungen des Auferstandenen angesichts von einzelnen Personen: Nämlich 1. an Maria von Magdala (20,1-18) als der ersten Zeugin, die auf Jesu Weisung hin („Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen“) den Jüngern verkündet „Ich habe den Herrn gesehen“ (Joh 20,17-18) und die dadurch zur „Apostolin der Apostel“ wird.2 Diese Bezeichnung wird sinngemäß Hippolyt zugeschrieben (bzw. einem Pseudo-Hippolyt aus dem 4. Jhd.), der in einer Homilie zum Osterfest „In sanctum Pascha“ die Rolle von Maria von Magdala bei der Verkündigung der Osterbotschaft würdigt: „Damit auch die Frauen Apostel Christi werden“. Augustinus aber ist es, bei dem diese Bezeichnung belegt ist: „ipsa facta est apostola apostolorum“ (sermo 75,5). Dem Osterzeugnis der Maria von Magdala ist es wohl zu verdanken, dass die Jünger, die sich bei Jesu Verhaftung zerstreut hatten (Joh 16,32; 18,8), nunmehr wieder versammelt sind.
2. Die zweite Einzelbegegnung zeigt den Jünger Thomas (20,26-29), der aufgrund seiner persönlichen Begegnung mit dem österlich erhöhten Herrn zum Glauben kommt und so selbst zum Zeugen wird. Die Schilderung von Einzelbegegnungen mit Jesus ist ein charakteristisches Merkmal im Johannes-Evangelium, auf dass sich die Leser des Evangeliums mit den Personen und Situationen identifizieren können und so wie diese zum Glauben kommen.
Joh 20,19-23 beruht offenbar auf einem älteren Erzählstück, das dem Evangelisten als Vorlage dient (parr. Lk 24,36). Es ist eingerahmt von diesen beiden auserzählten Einzelbegegnungen und bildet die Mitte der Osterbotschaft in Joh 20. Das Textstück korrespondiert mit den Abschiedsreden: „Ich komme wieder zu euch“ – „Ihr aber seht mich, weil ich lebe“ – „An jenem Tag werdet ihr erkennen“ (Joh 14,18-20).
Diese Osterbotschaft gilt den Jüngern insgesamt. Es ist nicht von Aposteln oder den Zwölf die Rede, wie dies überhaupt nur sehr selten bei Johannes der Fall ist. Die Osterbotschaft ist an die Gemeinschaft der Jünger insgesamt gerichtet als die Leser des Johannes-Evangeliums, d.h. präsentisch an die Kirche als ganze. Diese Osterbotschaft richtet sich an alle Glieder der Kirche bis heute; sie hat Gültigkeit für die Kirche als ganze wie für jeden Einzelnen.
Wenn Papst Leo XIV. diese Mitte der johanneischen Osterbotschaft als seine ersten Worte an die Welt wählt, dann verheutigt er diese Osterbotschaft ins Jetzt seiner Hörer im Jahr 2025, für die er als Hirte nunmehr Zeuge dieser Osterbotschaft in Person sein wird. Zeugnis für den Auferstandenen abzulegen, macht das Wesen des Apostels aus (vgl. 1 Kor 9,1) und steht als dessen konstitutive Mitte im Zentrum des Apostel- und Petrusdienstes.
Das Wort des auferstandenen Jesus Christus in Joh 20,19 ist die österliche, eschatologische, endgültige Zusage des Schalom. Schalom meint weit mehr als einen irdischen Frieden, der oftmals nur die Abwesenheit von Krieg besagt. Schalom meint einen Zustand des Heils in absoluter Fülle, in dem Wohlergehen, Glück und Positivität in umfassender Weise ausgeprägt sind, die größer und besser nicht gedacht werden können – für Menschen, für alle Lebewesen und die gesamte Schöpfung.