Leon und Ma-at - Christian Amling - E-Book

Leon und Ma-at E-Book

Christian Amling

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Beschreibung

Christian Amling (Jahrgang 1953) wurde bekannt als geistiger Schöpfer des Quedlinburger Privatdetektivs Irenäus Moll. Auch die vorliegende Handlung trägt sich in der 1100-jährigen Welterbestadt Quedlinburg am Nordrand des Harzes zu. Der Aussteiger Leon Kausalsky bewohnt ein einsames Grundstück in den nahen Wäldern. Eines Tages findet er dort ein gestrandetes UFO. Natürlich meldet er das nicht den Behörden, sondern nimmt das Flugobjekt mit nach Hause, wo er schnell in Kontakt zu den drei Insassen kommt. Besonders die weibliche Reptiloide Ma-at hat es ihm angetan. Gemeinsam begeben sie sich auf eine gefahrvolle Mission nach Neuseeland, Syrien, den Libanon, bis Ba-albek. Doch auch mehrere andere auf UFO-Landungen spezialisierte Dienststellen, von der SETI-Forscherin Valentina bis zum Bundeswehrgeneral Stahlwade, haben das Ereignis registriert und machen sich auf die Jagd. Neben der spannenden Handlung untersucht der Autor die moderne UFO-Forschung und stellt die zugehörige Literatur und Philosophie der letzten 150 Jahre vor. Insbesondere wird der antike Götterglaube mit einbezogen. Dabei trifft der unbedarfte Leser auf viele sehr wissenswerte Absonderlichkeiten.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

Kapitel XIV

Kapitel XV

Kapitel XVI

Kapitel XVII

Kapitel XVIII

Kapitel XIX

Kapitel XX

Kapitel XXI

Kapitel XXII

Kapitel XXIII

Kapitel XXIV

Kapitel XXV

Kapitel XXVI

Kapitel XXVII

Kapitel XXVIII

Kapitel XXIX

Kapitel XXX

Kapitel XXXI

Kapitel XXXII

Kapitel XXXIII

Kapitel XXXIV

Kapitel XXXV

Kapitel XXXVI

Kapitel XXXVII

Kapitel XXXVIII

Kapitel XXXIX

Kapitel XL

Kapitel XLI

Kapitel XLII

Kapitel XLIII

Kapitel XLIV

Kapitel XLV

Kapitel XLVI

Kapitel XLVII

Kapitel XLVIII

Kapitel XLIX

Kapitel L

Kapitel LI

Kapitel LII

Kapitel LIII

Kapitel LIV

Kapitel LV

Kapitel LVI

Kapitel LVII

Kapitel LVIII

Kapitel LIX

Kapitel LX

VORWORT

„Wir verstehen nur so viel von unserer Welt, wie wir bereits von ihr wissen. Daraus leiten wir fatalerweise zu jeder Zeit den Schluss ab, dass unser Wissen über diese Welt wahr ist. Einen Ausweg aus dieser Sackgasse des Denkens kann uns nur die Fantasie zeigen.“

Diesen Spruch möchte ich der Inhaltsübersicht von „Leon und Ma-at – Der Kontakt“ als Motto voranstellen, denn viele menschliche Gedanken werden zu einer Zeit als Fantasiegebilde abgetan, als Spinnerei verpönt oder als Ketzerei verfolgt und zu anderer Zeit für der Weisheit letzter Schluss ausgegeben. Diese Erkenntnis gilt sowohl vorwärts, als auch rückwärts innerhalb der Geschichte der Menschheit und kann somit als Antithese zur Theorie der stetigen Aufwärtsbewegung vom „Niederen zum „Höheren“ begriffen werden.

Die Handlung des Romans gründet sich auf mehrere Stränge der Erkenntnis, die in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung gewonnen haben, trotzdem aber weiterhin in der Welt der Wissenschaft und Philosophie um ihre Etablierung kämpfen. Da diese Theorien durchgängig die vorliegende abenteuerlich-phantastische Geschichte durchziehen, halte ich es für unerlässlich, einige ihrer Grundzüge als Quellen zu erwähnen.

Den Anstoß zur intensiveren Beschäftigung mit diesem Themenkreis erhielt ich 1999 nach der Lektüre des Buches „Das verlorene Atlantis“ von Martin Freksa. Der Tübinger Philologe schließt u.a. an eine Reihe von Veröffentlichungen an, deren Entstehung sich bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zurückverfolgen lässt, beginnend mit R. A. Schwaller de Lubicz („Le Temple de l`Homme“), über John Anthony West („Die Schlange am Firmament“) bis hin zu Graham Hancock („Spur der Götter“ und „Spiegel des Himmels“). Diese Quellen seien hier nur stellvertretend aufgeführt für eine ganze Anzahl von Schriften, die für einen Komplex die frühe Menschheitsgeschichte betreffende Fragen eine rationale Antwort suchen.

Die Kernthesen von Schwaller de Lubicz und West sagen aus, dass das Wissen der alten Ägypter auf sehr vielen Gebieten der Wissenschaft einen Stand erreicht hatte, den die Schularchäologie und -ägyptologie nicht anerkennt. Die Komplexität des Denksystems wirft sehr viele für uns noch unlösbare Fragen auf und praktisch erscheint vollkommen ungelöst, wie die ägyptischen Monumentalbauten ingenieurtechnisch errichtet werden konnten. Auch wenn es viele einfach und plausibel anmutende Lösungsvarianten von Ägyptologen und anderen naturwissenschaftlichen Laien gibt, existiert bis heute nicht eine vernünftige bauphysikalische Erklärung!

Graham Hancock und seine Partnerin Santha Faiia gehen einen Schritt weiter. Sie beziehen in diesen Kontext alle Monumentalbauten der frühen Menschheitsgeschichte in Zeit und Raum in ein System ein.

Insgesamt spekulieren alle drei Autorengruppen über eine frühzeitliche Urzivilisation, deren Erbe insbesondere die Ägypter, aber auch andere Hochkulturen angetreten haben. Hancock nennt diese Zivilisation nacheiszeitlich und sucht ihre Überreste auf den Schelfen der Ozeane, die einstmals Küstenregionen waren und nach dem Abschmelzen der glazialen Eismassen um 100 bis 200 Meter überflutet wurden.

Martin Freksa kombiniert diese Erkenntnisse mit dem Atlantis-Problem und stellt in seinem Buch nachfolgende Theorie auf.

Vor 5000 bis 10000 Jahren existierte im Atlantischen Ozean ein ausgedehnter Archipel – Atlantis – dessen Bewohner eine Kulturstufe erreicht hatten, die mit unserer heutigen Zivilisation mindestens vergleichbar ist. Hinweise darauf gibt es nicht nur im berühmten Platon-Bericht, sondern auch in den Überlieferungen der Indianer, Sumerer, der Odyssee, der Bibel u.a..

Dieser hochentwickelte Machtkomplex breitete sein Wissen über die Welt aus und etablierte sich insbesondere in Ägypten, Indien und Südamerika. Die bekanntesten Personen aus dieser Zeit sind wohl Isis, Osiris, Seth und Thot sowie der Sohn Horus. Sie wurden als Götter angesehen, waren aber in der Lage, sich mit den Menschen zu paaren und taten es auch.

Vor etwa 5100 Jahren (nach Freksa) kam es zu einem Krieg zwischen den Atlantern (Göttern) und den Menschen, so wie es bei Platon beschrieben ist (...als der Anteil des göttlichen Blutes in den Menschen immer geringer wurde,...). Wie in den altindischen Veden beschrieben, kam es dabei durch den Halbgott Krishna zum Einsatz der Sudarshan-Waffe, mit der der Inder auf vielen Darstellungen zu sehen ist, übrigens analog zu Zeus (Zeit-Rad und Blitz).

Die Effektivität dieser Waffe war offensichtlich so hoch, dass es zu einem Riss in der mittelatlantischen Erdkruste kam. Atlantis versank und ein Super-Tsunami umkreiste den Erdball und löschte fast jegliche Zivilisation aus. Nur wenige Ausgebildete überlebten (Noah bzw. Utnapischtim) und begründeten zusammen mit ihren Nachfahren neue Zivilisationszentren. (Eine gute dazu passende Zeitskala, die völlig unabhängig von der vorliegenden Problematik verfasst wurde, in Sahrhage, „Indus-Archäologie“, Spektrum der Wissenschaft, Juni 2001, S. 30, oder Nissen, „Die Bedeutung der Geschichte des Alten Orients“, Das Altertum, 2002, Band 47, Heft 3, S. 189).

Der ägyptische Priester Manetho (2. Jhd. v. d. Z.) gab eine Zeitskala an, die mit Zep Tepi, der Ersten Zeit beginnt, dem Goldenen Zeitalter der die Kultur bringenden Götter Isis und Osiris.

Das Zweite Zeitalter wurde von den Chemsu Hor, den Horus-Dienern, dominiert. Das waren Mischlinge, die das Wissen der Götter in einer „Akademie“ verbreiteten.

Dann erfolgte die große Zäsur – die Sintflut.

Das Dritte Zeitalter (ab ca. 5000 vor Jetzt) beinhaltet die Menschheitsgeschichte, so wie wir sie kennen. Es beginnt mit der Neolithischen Revolution und dauert bis heute an!

Bereits Hancock betrachtet die Horus-Diener, von denen einige offenbar die Sintflut überlebt haben, als mögliche Initiatoren der Erbschaft der Atlanter, also des Aufbaus der nachsintflutlichen Hochkulturen.

Im August 2001 wanderte ich zusammen mit Martin Freksa drei Tage lang rund um Tübingen entlang des Neckars und diskutierte mit ihm u.a. die Schwachstellen seiner Theorie, allerdings unter der Grundannahme, dass ihr Kern wahr ist. Dabei prallten die Ansichten des Philologen und des Physikers aufeinander.

Das Problem ließ sich auf zwei Fragen reduzieren:

Warum gibt es keine signifikanten Artefakte der atlantischen Kultur?

Wer waren die Götter?

Das Anliegen des vorliegenden Buches könnte also auch so formuliert werden: Angenommen, die soeben getroffenen Aussagen kommen der Realität nahe, dann ließe sich aus der logischen Weiterentwicklung dieses Stoffes eine treffliche Mixtur aus wissenschaftlichen Hypothesen und fantastischer Handlung weben, Erkenntnis und Fiktion sollen zusammenfließen. In diesem Sinne kann der Text vordergründig als romanhafte Story gelesen werden und hintergründig als Erklärungsversuch einer möglichen Geschichte hinter der Geschichte der Menschheit.

Und so werden diese Fragen im vorliegenden Roman von den Protagonisten beantwortet.

Der Physiker und Aussteiger Leon Kausalsky bewohnt ein einsames Haus im Wald. Dort findet er eines Tages ein UFO und beschließt, die Behörden nicht zu informieren. Bald gelingt ihm der Kontakt zu den drei menschenähnlichen Insassen. Es stellt sich heraus, dass diese zwar von einem fernen System kommen, aber ursprünglich von der Erde stammen.

Die Götter der Vorzeit waren keine Menschen, wie ja bekanntlich auch die meisten Mythologien behaupten, aber sie waren auch keine Außerirdischen. Die Entfaltung des Lebens auf unserem Planeten hat nicht nur einmal zu einer mit der unseren vergleichbaren Intelligenz geführt. Lange vor den Säugetieren und damit vor den Affen gab es einen Tierstamm, der wesentlich mehr Zeit zur Anpassung hatte.

Das Erdmittelalter wurde von Reptilien dominiert, deren Vielfalt die Wissenschaft erst in den letzten Jahren herauszuarbeiten beginnt. Praktisch an alle irdischen Biotope angepasst (Luft, Wasser, Eis, Wüste, Dschungel...), waren sie mit einem sehr leistungsfähigen Energiesystem ausgestattet (Warmblüter, Haare, Federn usw.), das sie zu Wesen werden ließ, die sich stark von den plumpen Viechern unterschieden, die unsere Schulbücher bevölkern.

Damit war es nur eine Frage der Zeit, und davon gab es in dieser Ära genug, bis die Reptilien auch die Nische des Geistes besetzten. Es entstand die Zivilisation der Reptiloiden, die irgendwann einen hohen Stand der Kultur erreichte. Allerdings wurde dieses Zeitalter durch einen Kataklysmus in Gestalt eines schweren Meteoriten-Treffers beendet, (wie wir heute zu wissen glauben).

Die Reptiloiden-Kultur erlosch auf der Erde. Eine geringe Anzahl von ihnen verließ jedoch unseren Planeten und suchte sich eine neue Heimat in unserer Galaxis, den Planeten Azlan. Bei der Überwindung dieser Distanzen mit annähernder Lichtgeschwindigkeit und der Terraformung neuer Heimatwelten, vergingen in ihrem System nach Albert Einstein vergleichsweise geringe Zeiträume, auf der Erde jedoch ca. 60 Millionen Jahre (Zeitdilatation, Spezielle Relativitätstheorie).

Doch vor Jahrtausenden kehrte eine Gruppe von ihnen zurück und brachte der urzeitlichen Menschheit ihre Erkenntnis. Die Schlange im Paradies war ein Reptiloid, ebenso die nordische Mitgaard, die heilige Kobra der Pharaonen oder Quetzalcoatl, die Gefiederte Schlange, die den Indianern die Kultur brachte.

Isis, Osiris und ihr Sohn Horus, die Götter der Ersten Zeit, waren Reptiloide. Die Diener des Horus verbreiten bis heute ihr Wissen unter den Menschen. Jedoch starb ihre Linie nach und nach aus, bis auf ein Individuum. Vermutlich.

Und das lebt in Neuseeland. Es ist der bekannte Anthropologe Anton Ionescu, der nichts von seinem Sonderstatus weiß. Der etwas kauzige Waldbewohner Leon und die attraktive Reptiloide Ma-at, Tochter des Mondgottes Thot, reisen deshalb nach Neuseeland. Dort agieren sie auf der Suche nach ihrem letzten Horus-Diener in Auckland, Baylys Beach und anderswo.

Als sie ihn schließlich finden, lernen sie auch seine exotische Schwester Akuni kennen, die als Künstlerin in Whangarei lebt.

Es existieren Theorien darüber, dass die Vertreter der Urzivilisation ihr Wissen in geheimen Depots auf der Erde zurückließen, die allerdings erst dann geöffnet werden können, wenn die Menschen ihren Inhalt auch begreifen. Ein besonders exponierter Kandidat für ein derartiges Depot ist die in letzter Zeit infolge des unendlichen Nahost-Konfliktes etwas in Vergessenheit geratene Terrasse von Baalbek.

Für das Studium des Ruinenkomplexes am Fuße des Antilibanon war für meine Recherche am hilfreichsten und ausführlichsten ein Werk aus dem Nachlass meines Großvaters: Ebers und Guthe „Palästina“, Teil 2, herausg. 1882. In ihm werden in damals noch üblicher minutiöser Handwerklichkeit die Daten der Terrasse und der sekundären Monumentalanlage Heliopolis beschrieben.

Unter Zeitdruck, von edlen Damen verführt und von Verrat bedroht, erreichen unsere Helden über die syrische Hauptstadt Damaskus den Libanon. In allerletzter Sekunde öffnen sie das Depot. Was sie darin erwartet, weiß nur Ma-at, allerdings war sie zum letzten Mal vor über 5000 Jahren hier...

Die eifersüchtigen Wächter dieser riesigen unterirdischen Anlage gehören einer anderen hominiden Entwicklungslinie an als der Homo sapiens. Trotz deren heftigen Misstrauens gelingt es Ma-at und ihren Gefährten, die in einem Sarkophag schlafende Reptiloide Isis zu reaktivieren. Schnellstens fliehen sie mit ihr aus dem Depot von Baalbek.

Verlassen wir nun einstweilen diesen Strang der Handlung. Während sich Ma-at und ihre Gefährten durch die sonnigen Buchten der Tasman-See, das uralte Damaskus und die verschneiten Höhen des Antilibanon bis in die Bekaa-Ebene mit den Ruinen von Baalbek durcharbeiten, bleiben die beiden Reptiloiden Tu-kim und Thooor, der vor undenklichen Zeiten auch Donar genannt wurde, mit ihrem gestrandeten UFO auf Leons Waldgrundstück zurück.

Dort müssen sie bald feststellen, dass ihre Landung nicht unbemerkt blieb. Clara, Leons cholerische Geliebte, die mit ihm ihren Ehemann Klaus, der Oberarzt im Krankenhaus ist, betrügt, entdeckt das UFO als erste durch einen Zufall.

Wesentlich kritischer verhält es sich jedoch mit der Crew des alten Archivars Wilhelm, die sich aus hochkarätigen Alien-Jägern zusammensetzt. Seine Mitarbeiterin Valentina stammt aus dem Ural und war in den letzten Jahren der Sowjetunion an Forschungen zum SETI-Programm, der Suche nach extraterrestrischer Intelligenz, beteiligt.

Intensive Informationen zur SETI-Problematik erhält man in dem Werk von Harald Zaun (mit einem Vorwort von Prof. Harald Lesch): „SETI Die wissenschaftliche Suche nach außerirdischen Zivilisationen – Chancen Perspektiven Risiken“ bei Telepolis 2010.

Valentina arbeitet für eine dubiose Loge des Wissens in Hamburg und sitzt zusammen mit ihrem Astrophysiker-Kollegen Peter in einem stillgelegten Armeegelände des Bundesvermögensamtes im Ostharz.

Sie haben das UFO registriert, ebenso wie eine Spezialeinheit der Bundeswehr unter General Stahlwade, (den es wirklich gab). Es ist nur eine kurze Frage der Zeit, bis Valentina und der General vor Leons Hoftor stehen. Das wäre allerdings für die beiden Reptiloiden noch reparabel, unangenehm ist nur, dass der alte Wilhelm nun die Asuras informiert...

Drohende Wolken ballen sich über Thooor und Valentina zusammen, die gemeinsam versuchen, das Energiesystem des UFOs wieder zu aktivieren. Hierbei wird auch (relativ) ausführlich die energetische Infrastruktur der Reptiloiden-Zivilisation erklärt, die nicht wie unsere menschliche auf Feuer, Elektromagnetismus und Metallbearbeitung aufbaut, sondern auf der Nutzung der Gravitationsenergie des Doppelplanetensystems Erde – Mond und dem Grundwerkstoff Stein.

Hierbei beziehe ich mich einerseits auf existierende Effekte, die aus der (einfachen) Newton`schen Gravitationstheorie, angereichert mit etwas Vektorrechnung, folgern und andererseits auf Wissen aus meiner langjährigen Partnerschaft mit einer Keramikerin.

Der in diesem Strang der Handlung verwendete Erkenntnisweg gründet sich auf einiger moderner Literatur zum Problemkreis Verschwörungstheorien, Ufologie und Mystologie.

Zuerst sei hier das Buch „Machtwechsel auf der Erde“ des Schweizer Mönchs Armin Risi genannt, der in einem beklemmenden Rundumschlag die Zusammenarbeit zwischen den Geheimbünden, die die eigentliche Politik auf unserem Planeten machen, und unterschiedlichen nicht menschlichen Kräften, die über uraltes Wissen verfügen, beschreibt.

Übernommen wurde von mir der Begriffskomplex Untertan, Obertan, Hintertan und der altindische Begriff Asura, der für Dämonen verwendet wird, die die Menschen verblenden, bei Risi für bösartige nicht menschliche Entitäten. Ausdrücklich nicht übernommen wurde die Theorie des Bösen.

Stellvertretend für die ausufernde ufologische Literatur, beziehe ich mich in der vorliegenden Handlung ausschließlich auf den Franzosen Jacques Vallée, früher beim US-Verteidigungsministerium zuständig für Computernetzwerke und meiner Meinung bester UFO-Analytiker.

In seinen Büchern „Dimensionen“, „Enthüllungen“, „Konfrontationen“ vertritt er zusammengefasst die Ansicht: „Die UFOs sind reale physikalische Objekte. Dennoch sind sie nicht zwangsläufig die Raumschiffe außerirdischer Wesen. Um es ganz offen zu sagen, die Theorie der Außerirdischen ist nicht ausgefallen genug, um die Fakten zu erklären. Ich wäre enttäuscht, wenn die UFOs nicht mehr wären als bloß Besucher von anderen Planeten. Wir haben es hier mit einer noch unerforschten Ebene des Bewusstseins zu tun, die unabhängig von uns Menschen, aber in enger Verbindung zur Erde existiert und die ganz eigene Beziehungen zu kosmischen Kräften unterhält.“

Gibt es vielleicht tatsächlich die von mir in die Handlung eingeführte Mehrfachnutzung der Raum-Zeit, durch die die altindischen Asuras eine ambivalente Symbiose mit der Menschheit seit vielen Jahrtausenden eingehen, und nach Vallée in Gestalt von Dämonen, Feen, Jungfrauenerscheinungen und Kleinen Grünen Männchen unser jeweiliges Weltbild formen? Gibt es gar eine Zusammenarbeit zwischen Menschen und Asuras?

Der alte Hintertan Wilhelm rief sie jedenfalls herbei und sie kamen und waren nicht gut auf die Reptiloiden-Götter zu sprechen. Das hermetische Denkgebäude des Hermes Trismegistos, des dreifachen Hermes, bzw. des altägyptischen Mondgottes Thot, Vater der Göttin des Gleichgewichts Ma-at, ist ihnen zutiefst zuwider.

Warum dieses alte Wissen, das die Mystik und die Manipulationstechniken der Menschen gleichermaßen umfasst, der Kirche und den anderen Mächtigen dieser Welt ein Dorn im Auge ist, wird in „Verschlusssache Magie“ von Baigent und Leigh ausführlich abgehandelt.

Jedenfalls werden Valentina und ihr Alien so lange gejagt, bis sie einen geoenergetischen Hilferuf aussenden. Dummerweise wird durch diesen Impuls im Umkreis von vielen Kilometern jeder etwas sensiblere Elektronikbaustein zerstört. Das ruft nicht nur die bewaffneten Organe der Region, sondern auch das Anti-Terrorismus-Team der US-Army mit Paolo Diaz und seiner sexy Kollegin Liza auf die Bildfläche.

Doch so clever der Halbindianer und seine Mannschaft auch sein mögen, weder sie, noch die Reptiloiden haben eine Chance gegen die interdimensionalen Kampftechniken der asuranischen Fürstin, des Killers Mr. Hunter und des mysteriösen Folienzeltes. Clara, die nur noch an die Paarung mit dem Gott Pluto denkt, sitzt zwischen allen Stühlen.

Nach vielen unglaublichen, nervtötenden, amourösen und witzigen Abenteuern, in deren Verlauf sich einige männliche und weibliche Wesen heftig für einander zu interessieren beginnen, finden wider Erwarten beide Handlungsstränge doch noch zusammen. Letzten Endes könnte es zu einem Punktsieg der Reptiloiden und ihrer menschlichen und diversen sonstigen Mitstreiter kommen.

Wenn da nicht das Diadem des Chronos wäre ...

Paolo Diaz kommt zu spät mit seinem Spruch: Waffen bringen den Tod, insbesondere ihrem Träger.

Als sich Ma-at, Isis und ihre Freunde vor der Terrasse von Baalbek mit den Insassen des UFOs, das dort gerade noch rechtzeitig gelandet ist, eine freudige Begrüßungsszene liefern, geschieht das Unfassbare. Wie aus dem Nichts taucht der asuranische Killer Mr. Hunter auf und zerfetzt die Reptiloiden-Göttin Isis mit einer Panzerfaust. Augenblicklich tritt das Diadem des Chronos in Funktion. Vergeblich hatte Ma-at ihrer Artgenossin Isis vom Anlegen dieser gefährlichen Passivwaffe abgeraten. Nun schleudert das Diadem alle in seinem Umkreis befindlichen Lebewesen, um sie vor dem Untergang zu retten, zurück in ihre Vergangenheit.

Leon und seine Hündin Samsara erwachen in der Nähe ihres Waldhauses, allein und ohne Erinnerung. Eine seltsame Lethargie hat den Aussteiger befallen und erst als ihn in einer nassen Winternacht die kleine Hominide Hakari, der er im Depot begegnet war, aufsucht, kehrt die Erinnerung zurück.

Hier kommen alle wichtigen Raum-Zeit-Theorien des 20.Jahrhunderts ins Spiel, angefangen bei Albert Einsteins Relativitätstheorie über J.W. Dunne, Archibald Wheeler, Kip Thorne bis Stephen Hawkins u.a.

Genau an dieser Stelle ist der Roman zu Ende.

Doch wo / wann befinden sich Ma-at, Thooor, Tu-kim und ihr Raumschiff?

Warum wandern Valentina und Clara in Leons Träumen durch eine Eiswüste?

Wie erging es Anton und Akuni, die sich im letzten Moment in die Terrasse zurück flüchteten?

Wird Senitza, die Frau des Polizeichefs von Damaskus, wirklich einen neuen Horusdiener zur Welt bringen?

Wo halten sich der alte Archivar Wilhelm, die Terrorismusexperten Paolo Diaz und Liza und der betrogene Ehemann von Clara auf?

Und werden sich die Asuras auch weiterhin in die Geschicke von Menschen und Reptiloiden einmischen?

Dies alles wird der interessierte Leser im zweiten Teil von „Leon und Ma-at – Der Kontakt“ erfahren, der bereits ebenfalls als vollendete Niederschrift vorliegt.

I

Leon stand am Waldrand und schaute hinüber zu den Bergen. Es war windig und der Himmel war grau. Ab und zu fielen Regentropfen. Das war kein besonders angenehmer Frühlingstag. Außerdem hatte er sich etwas zu leicht angezogen, barfuß in Sandalen, nur mit Hemd und Jeans bekleidet. Fröstelnd beschloss er umzukehren und rief nach seinem Jagdhund, der in der Ferne seine Kreise zog.

Eigentlich war heute eher ein Tag, den man im Hause verbringen sollte. In einer halben Stunde würde er sein Grundstück erreichen, den Salon neu anheizen und seine Studien fortsetzen. Die kleine Schrift über das Wesen der Zeit nahm langsam Form an und während er sie verfasste, erschlossen sich ihm immer neue philosophische und physikalische Zusammenhänge zu diesem Phänomen des Seins, das noch mit vielen Tabus belegt war.

Seine braunweiße Hündin Samsara hatte ihn inzwischen überholt und lief vor ihm auf dem Pfad, der zu den kleinen Teichen führte. Leon folgte ihr durch die Weißdornsträucher und niedrigen Kiefern, die noch nicht richtig aus der Winterruhe erwacht waren. Jetzt sah er, wie das Tier stehen blieb und mit schiefgelegtem Kopf in die Büsche witterte.

Als Leon sie einholte, fiel sein Blick automatisch in die gleiche Richtung und ein eigentümliches Gefühl beschlich ihn. Er sah dort einen Gegenstand liegen, hinter den Büschen und etwas versunken in den trockenen Stauden des letzten Jahres. Das Teil reflektierte leicht glänzend das trübe Tageslicht.

Es war im Osten nicht außergewöhnlich, dass die Menschen ihren Müll in die Natur warfen und dies hier sah aus wie ein metallic lackiertes Autoblech.

Leon verspürte einen jähen Zwang, sich dieses Ding anzusehen und während Samsara ausgesprochen respektvoll Distanz hielt, bahnte er sich den Weg durch die braunen Zweige.

Schon nach wenigen Sekunden merkte er, dass er sich einem sehr seltsamen Gebilde näherte und als er die Umrisse durch die letzten Äste klarer erkennen konnte, war ihm, als tauche er kurzzeitig in eine Welt aus Watte.

Es konnte einfach nicht sein und doch gab es darüber Schränke füllende Literatur auf der Welt.

Und da seine Instinkte ihn nicht warnten, stolperte er bis an das Teil heran. Vor ihm lag etwas, und dieser Gedanke war in ihm sonnenklar, das aussah wie eine kleine Fliegende Untertasse.

Ein fast schmerzhafter Hormonschub brandete in seinem Körper empor und Leon fühlte das heftige Zittern seiner Beine. Er verspürte keine Angst, sondern nur einen übermäßigen Gefühlsschwall, so wie er einen bei einer völlig unverhofften und außergewöhnlichen Begegnung ereilt. Aber das ging vorüber und er dachte, da er nun einmal daneben stand, sollte er auch genauer hinsehen.

Leon sah sich selbst gern als Aussteiger, der seine eigentliche Profession als Physiker schon vor vielen Jahren an den Nagel gehängt hatte. Er gehörte in seinem heimatlichen Landstrich sicherlich zu den sehr gut informierten Menschen, die eine Menge von all den Dingen wussten, die das Weltall, seine mutmaßlichen Bewohner, ihre und unsere Raumflugtechniken und alles, was damit in Zusammenhang steht, betreffen. Oft und ausdauernd konnte er im Freundeskreis über diese Themen diskutieren. Natürlich wusste er auch, dass er und alle anderen das Problem rein anthropozentrisch sahen, aus der Sicht eines frechen kleinen Affen auf einem unendlich kleinen Staubkorn in einem unbegreiflichen Universum. Und das war es ja gerade, warum man ihn etwas schief ansah, denn es war nicht gut, die prinzipielle Beschränktheit des kleinen Affenhirns zu hinterfragen. Irgendwie schien er wohl den Geruch an sich zu tragen, genau diese Blasphemie zu begehen.

Nun, im Gegensatz zu aller grauen Theorie war diese Situation hier ein wirklich sehr grenzwertiges Ereignis und als er sich endlich wieder einigermaßen im Griff hatte, war sein erster Gedanke: Ich darf nichts vergessen von dem, was ich hier sehe. Mein Geist muss klar bleiben. Es war kein Wetterballon und auch kein Kinderspielzeug und schon gar kein Stück Automüll, was da lautlos und kalt vor ihm lag.

Es konnte nur ein UFO sein, oder was... Es hatte die Form einer Linse mit einem Durchmesser von etwa anderthalb Metern, etwas mathematischer ausgedrückt, eines um die kurze Halbachse rotierenden Ellipsoiden. Es besaß die Farbe einer Forelle – grünlich, bläulich, grau, schillernd, es reflektierte das Licht in kleinen farbigen Schlieren. Trotzdem war die Oberfläche nicht glatt, sondern leicht schuppig, wie eine sehr alte Borke mit feiner Struktur. Der Körper war rein geometrisch und besaß nicht die geringsten unnatürlich erscheinenden Oberflächenmerkmale, keine Fenster, Türen, Füße, Antennen oder Aufschriften – nichts, was auf eine außerirdische Herkunft schließen ließ, nur grau schillernde Haut der Regenbogenforelle.

Diese Linse hatte sich ein wenig in den Erdboden gegraben und lag ansonsten leicht schief, aber unversehrt vor Leon und Samsara im Gestrüpp.

„Oh, Mann“, knurrte Leon und versuchte, seine Gedanken zu sortieren, obwohl ihm das in diesem Moment nicht wirklich gelang.

Das Ding könnte ihm gefährlich werden, durch Strahlungen, die es emittierte, oder indem es ihn direkt angriff. Immerhin stellte er wahrscheinlich gerade den ersten Kontakt zu den Insassen her, falls es denn welche gab. Sie könnten ihn töten, betäuben, mitnehmen in die Ödnis ihres Universums.

Doch es regte sich nichts. Es begann nur leicht zu regnen. Vielleicht war es doch kein mysteriöses Flugobjekt. Vorsichtig bückte er sich und setzte alles auf eine Karte. Ein schöner Tod ...

Als er die Oberfläche berührte, geschah nichts. Sie war kühl und fühlte sich etwas samtig an, nicht sehr metallisch, aber auch nicht sonderlich weich – eben samtig, spröde, rau. Leon strich darüber und irgendwie verging seine Angst. Er fasste mit beiden Händen unter die Linse und versuchte, sie ein wenig anzuheben. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass er sie bewegen konnte. Sie war zwar nicht federleicht, aber durchaus handhabbar. Behutsam zog er noch etwas und beförderte das Teil in eine etwas waagerechtere Position. Wieder geschah nichts.

Er blickte sich um. Seine Hündin wuselte unbeeindruckt durch die Pflanzenwelt und es regnete ein wenig stärker. Leon trat ein paar Schritte zurück, er fühlte sich gut, die Linse schien keinen unmittelbaren Einfluss auf ihn auszuüben. Natürlich war es möglich, dass er bereits ohne es gemerkt zu haben, verstrahlt, infiziert oder umgeformt worden war. Aber eigentlich war es dieses Risiko wert und Leon war in diesem Falle Fatalist. Den Kontakt zu etwas völlig Fremden, zu einer Welt und zu Wesen, von deren Existenz Legionen von Schriftstellern und ihren Fans träumten, den stellte er vielleicht gerade her – das war schon mehr als Wahnsinn...

Es konnte ihm nichts Dümmeres passieren, als dass ausgerechnet jetzt irgendein Naturfreund des Weges käme und sein UFO sähe. Sein UFO, dachte Leon und merkte, dass er sich schon seit geraumer Zeit unterbewusst darüber im Klaren war, dass er auf gar keinen Fall irgendwelche Behörden informieren würde, denen traute er absolut gar nichts zu, keine Fantasie und kein Verständnis. Eigentlich gab es für ihn nur zwei Möglichkeiten: Entweder er blieb hier und wartete auf irgendeine Aktivität des UFOs, einschließlich seines Abflugs auf Nimmerwiedersehen, oder er nahm es mit nach Hause.

Zum Tragen war es zwar zu schwer, aber man könnte es abholen und vielleicht gelänge es, das UFO auf seinen Anhänger zu bugsieren und dann...

Er musste sich beeilen. Die schillernde Linse lag immer noch reglos da und Leon begann, Zweige und trockenes Gras zusammen zu suchen. Er entwickelte eine hektische Betriebsamkeit und in wenigen Minuten hatte er das UFO abgedeckt, so dass man es kaum noch im Gebüsch bemerkte. Dass das mutmaßliche Weltraumgefährt auch dies mit sich geschehen ließ und dass Hündin Samsara unbeeindruckt in der Nähe auf der Suche nach Mäusen war, machte ihn angenehm zuversichtlich und er begann, an die Harmlosigkeit seines Fundstücks zu glauben.

Er warf einen letzten Blick zurück auf die Umrisse und war sich fast sicher, dass das Ding bei seiner Rückkehr längst ins All entflogen sein und er zu den vielen Unglücklichen gehören würde, denen niemand eine Begegnung der dritten Art glaubt. Andererseits spürte er den starken Zwang, das Sternengefährt in Sicherheit zu bringen, und so – sei's drum.

Er eilte seinem Waldhaus entgegen. Im Ostblock hatten sich Schriftsteller und Wissenschaftler einigermaßen intensiv mit extraterrestrischem Leben auseinandergesetzt, beispielsweise hatten sie einen wesentlichen Beitrag bei der Teilnahme am SETI-Programm geleistet. Heute denkt kaum noch jemand daran, dass die Suche nach extraterrestrischer Intelligenz besonders intensiv von den Russen vorangetrieben wurde. Offiziell ging man von der These aus, dass Außerirdische, die die Raumfahrt beherrschen, a priori ein so hohes ethisches Niveau haben müssen, dass ein Kontakt mit ihnen immer positiven Charakter tragen würde, denn wir als Erdenbürger sind sozusagen ihre Kinder im Geiste.

Im Westen hatte man das ziemlich anders gesehen. Hier waren die Aliens zumeist feindliche Wesen; ohnehin gottlos, versuchten sie, unsere Welt für sich zu vereinnahmen. Richtiggehende Schübe pro extraterrestrischer Abartigkeit induzierte schon in der Mitte des 20. Jahrhunderts die Hörspielfassung von H. G. Wells' Roman „Krieg Der Welten“, die in den USA eine Panik auslöste.

Die Krönung war dann der „Independence Day“-Klamauk aus Hollywood, der das Nachkriegsthema um AREA 51 endgültig in die finstersten Bereiche archetypischen Schreckens rückte.

Leon erreichte das Grundstück und ihm war durchaus bewusst, dass seine östliche Prägung ihm die freundschaftliche Seite des Problems nahe sein ließ. Trotzdem, einen Moment durchatmen, dachte er, während er die Haustür aufschloss. Solch einen Fund zu machen, war eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. In der Geschichte der Menschheit soll es zwar Tausende von Kontakten gegeben haben, aber nicht ein einziger davon war so glaubhaft dokumentiert, dass es für einen endgültigen Nachweis gereicht hätte, nicht ein einziges Artefakt bezeugte die Existenz der anderen.

Glaubte man der Fachliteratur, so hatte es in den 50er Jahren UFO-Paraden über Washington gegeben, die ersten Menschen auf dem Mond wurden von Aliens geradezu begrüßt, von den unzählbaren trivialen irdischen Begegnungen ganz zu schweigen. Aber eigentlich, so behaupteten diejenigen Kritiker, die sich selbst für überaus rational hielten, waren das alles nur bizarre Wolkenformationen, Halluzinationen und Wichtigtuereien. Warum landete auch niemals so ein Fluggerät auf dem nächsten Marktplatz...? Höchstwahrscheinlich wäre jedoch selbst das bestritten worden, vielleicht wollten die Menschen gar keinen Kontakt.

Der allerneueste Trend in der sogenannten seriösen Literatur ging denn auch in die Richtung nachzuweisen, dass das Weltall so lebensfeindlich strukturiert sei, dass es im Prinzip gar keine Intelligenz hervorbringen könne, ein paar Einzeller vielleicht. Höhere Lebensformen sind im Rest des Universums mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit nicht anzutreffen.

All dies war Leon bekannt und er hatte die Erfahrung gemacht, dass er, wenn er darüber sprach, bei den meisten Menschen Gefühle hervorrief, die sich von wohligem Gruseln bis offener Ablehnung bewegten und die ihm jedenfalls nicht weiterhelfen konnten.

Während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, hatte er bereits seinen schon etwas betagten Lada Combi aus dem Verschlag gefahren und hängte den Anhänger an. Sollte er jemanden informieren?

Vielleicht Clara? Nein, die war sowieso gerade auf Tour. Er würde es allein machen. Seine Euphorie war ihm bewusst, auch die merkwürdige Abwesenheit von Angst. Normalerweise hätte er Angst vor dem absolut Unbekannten haben müssen. Du musst jetzt aufpassen, dass dir keine Saite reißt, dachte er. Man konnte leicht in einen Zustand zwischen Wahn und Wirklichkeit fallen bei derartigen Erlebnissen.

Dachte er und gab Gas, lenkte den Lada vom Gehöft und fuhr in Richtung UFO.

Nach wenigen Minuten war er in unmittelbarer Nähe der bewussten Stelle angekommen.

Er sprang aus dem Auto und ging zu der flachen Senke, in der er jetzt die größte Enttäuschung seines Lebens erwartete. Doch dann sah er alles so angeordnet, wie er es verlassen hatte. Es war inzwischen später Freitagnachmittag und es fiel noch immer ein leichter Regen, der langsam begann, die Landschaft zu durchtränken. Zum Glück schien dieses Wetter auch die Jogger und lästigen Spaziergänger abzuhalten. Bis jetzt war er noch allein, doch nun begann die schwierigste Phase des Unternehmens.

Leon hatte eine scharfe Handsäge mitgebracht und begann hastig einige Sträucher unmittelbar über dem Boden abzusägen. Er würde es nicht schaffen, bis dicht an das UFO heran zu fahren. Der Boden war zu abschüssig. Zwar fuhr er das ganze Jahr über mit Winterreifen, die ihm ständig auf Wald- und Feldwegen gute Dienste leisteten, aber hier fest zu hängen, wäre das Schlimmste gewesen, was ihm passieren konnte.

Er hängte den Anhänger ab und fuhr den Lada rückwärts so nahe wie möglich in das klitschnasse Gras hinein.

Dann nahm er das starke Tau, das er immer im Wagen liegen hatte, und ging zum UFO. Nun musste es sein. Wie knüpft man ein Seil an eine Linse?

Diesmal fühlte sich die Oberfläche des UFOs wie ein Stein an, wie ein samtiger Stein, leicht rau, dunkel und feucht vom Regen.

Leon hob den unheimlichen Körper noch einmal an, sein Gewicht musste etwas unter 100 Kilogramm betragen. Nach allerlei Verrenkungen gelang es ihm, das Seil mit ein paar Schlaufen am UFO zu befestigen. Seine nicht geringe Übung beim Abseilen von Baumstämmen und anderen schweren Lasten kam ihm dabei zustatten. Dann legte er das doppelte Seil über die Anhängerkupplung des Ladas, der in einigen Metern Abstand wartete.

Nun sammle dich, dachte er nach dem Einsteigen, nichts darf jetzt schief gehen. Langsam ließ er den Lada kommen, die Reifen drehten auf dem nassen Boden durch, er blickte in den Rückspiegel, und siehe: Tatsächlich zog er seine Last langsam aus der Senke. Er durfte jetzt nicht anhalten und hoffentlich verfing sich das Seil nicht in einem der abgesägten Weißdornstubben. Doch dann hatte er es geschafft und zog das UFO bis an die Fahrspur heran.

Beeilung!

Schnell löste er das Seil, hängte den Anhänger wieder an und begann mit dem letzten schwierigen Akt. Er legte die Bretter, die er mitgebracht hatte, an die Hängerpritsche und begann, das UFO drehend auf die schrägen Hölzer zu wälzen. Eigentlich hätte er das allein nicht schaffen können.

Beim Arbeiten zuckte ihm der Gedanke durchs Gehirn, was wohl momentan im UFO geschähe – mit den Insassen und der Technik.

Aber falls es sie überhaupt gab, verhielten sie sich vollkommen ruhig.

Bestimmt wurde jetzt sein Inneres literweise mit Kampfhormonen überschwemmt. Der Schweiß lief ihm übers Gesicht und er fühlte seine Glieder fahrig zittern. Und dann hatte er es tatsächlich geschafft, er hatte die Linse auf den Anhänger bugsiert. Dort lag sie schief auf, denn sie war breiter als die Ladefläche. Keuchend holte Leon seine große graue Decke aus dem Auto und knüpfte sie mit dem Seil um den schwarzen Körper, um ihn für neugierige Blicke unsichtbar zu machen. Dann endlich lenkte er den Lada in vorsichtigem Tempo heimwärts.

Unterwegs begegnete ihm zum Glück niemand. Leon beschloss, das UFO in seinem Auto-Hangar unterzubringen. Eigentlich war das nur eine geräumige selbst gebaute Wellblechhütte, die in einer Bodennische zwischen großen alten Kiefern stand.

Dort war es dann auch vergleichsweise einfach, die Linse auf zwei starke Hartholzvierkante zu wälzen. Er stellte dabei fest, dass die Oberfläche des UFOs doch Strukturen besaß, deren Existenz ihm bis jetzt entgangen war. Auf der Unterseite befanden sich sechs Sechsecke. Sie waren etwa handtellergroß und hoben sich als verwitterte Umrisse von der Oberfläche ab. Es war schwer, etwas zu erkennen, denn er musste sich sehr verrenken, um überhaupt einen Blick auf die Unterseite werfen zu können.

Ansonsten lag das Teil, dessen nicht natürlicher Charakter durch die Entdeckung dieser Sechsecke noch verstärkt wurde, jetzt horizontal ausgerichtet und leicht schimmernd in seiner Garage, ohne die geringste Regung. In diesem Augenblick, Leon richtete gerade sein müdes Rückgrat auf und hoffte, dass es die Plackerei heil überstanden hatte, begann die Jagdhündin Samsara heftig bellend zum Eingangstor zu rennen. Er wusste, dass sie dieses Verhalten immer nur dann an den Tag legte, wenn sich ein Fremdling dem Grundstück näherte.

II

Dieser Freitag war am frühen Morgen bereits gelaufen, das wurde ihr während des Tages immer deutlicher. Valentina war schon leicht in Rage gewesen, weil sie diese Fahrt heute überhaupt noch einmal hatte antreten müssen.

Ihr dunkelgrünes BMW-Cabrio bretterte mit knapp Zweihundertfünfzig zwischen Hamburg und Hannover auf der dritten Spur. Gerade jetzt musste fünfhundert Meter vor ihr irgendeine bescheuerte Westtussi unbedingt mit ihrem Einkaufsauto an zwei sich überholenden Sattelschleppern vorbeischleichen. Nur ihr gutes Reaktionsvermögen und die extrem breiten Hochleistungsreifen ihres Wagens schafften es gemeinsam, in zehn Sekunden um 150 Stundenkilometer langsamer zu werden. Immerhin war der Adrenalinstoß erheblich und Valentina stinksauer.

Ursprünglich hatte sie sich vor einigen Tagen darüber gefreut, den Harz schon am Donnerstag verlassen zu können. In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag wollte der alte Hintertan sie zum Rapport bei sich haben. Diese Nachtsitzungen zu zweit waren zwar immer etwas aufregend, aber andererseits meinte sie zu spüren, dass der coole Wilhelm sie ganz gut leiden konnte. Stets drei Tage vorher und scheinbar ohne jedes Schema bestellte er sie für eine Nacht nach Hamburg. Dann musste sie jedes Mal zu Fuß von ihrer Wohnung zu dieser abseitigen Villa wandern und wurde dort von ihm allein erwartet.

Sie saßen dann inmitten der altertümlichen Einrichtung, es gab gute Speisen und edle Getränke, und Wilhelm wollte von ihr alles über ihre Beobachtungen wissen.

Darüber gab es in der Regel nicht viel zu berichten und sie machte sich schon Sorgen um ihre Existenzberechtigung. Aber der alte Hintertan gab sich gleichbleibend cool und forderte sie mit unentwegter Freundlichkeit nach dem Rapport zum Genießen auf. Hin und wieder musste er sich zwar einschränken und angewidert an einem Salat knabbern, während sie in fleischlichen Köstlichkeiten schwelgte. Das war regelmäßig dann, wenn ihn ein Gichtanfall plagte und er versuchte, seine Fußschmerzen zu verbergen. Auch an den alkoholischen Getränken nippte er an diesen Tagen nur verstohlen. Über diese Schwäche wurde natürlich niemals gesprochen und überhaupt hatte der alte Hintertan so allerlei Schrullen. Zum Beispiel wusste Valentina nicht, wie er mit Nachnamen hieß. Man sprach ihn an mit „Wilhelm, Sie“. War er vielleicht der Kaiser? Valentina grinste innerlich, wenn sie an so etwas dachte.

Jedenfalls unterhielten sie sich ausschließlich über sie, Valentina, und meistens über ihre Heimat, den Ural.

Oft sprachen sie einen Großteil der Zeit über ihre Wanderungen im Gebirge oder ihre Fahrten mit der legendären Transsib zum Aralsee oder ans Kaspimeer. Aber im Verlaufe der Nacht und wenn sie mit dem Essen fertig waren und den sehr guten Champagner süffelten, wollte Wilhelm in der Regel noch etwas über ihre Arbeit in Magnitogorsk wissen.

Valentina stammte aus einer kleinen Stadt im Grenzgebirge zwischen Europa und Asien und hatte an der Lomonossow-Universität in Moskau Biologie studiert. Professor Repin, ihr alter Mentor, hatte in ihr vermutlich außerordentliche Fähigkeiten entdeckt und sie nach der Promotion ohne Diskussion an das Institut für Biophysik in Magnitogorsk geschickt. Es war damals nicht üblich, allzu viele Fragen zu stellen und sie war sehr zufrieden gewesen, als sie sich in der Abteilung für extraterrestrische Biologie wiederfand. Das Kollektiv hatte nur aus zehn Mitarbeitern bestanden, wurde aber finanziell sehr gut bedacht. Es war spezialisiert auf die Forschung an biotischen Systemen unter irdischen Extrembedingungen und über den Empfang nicht natürlicher kosmischer Signale. Zu diesem Zeitpunkt waren das SETI-Programm, das OZMA-Projekt oder die Green Bank-Gleichung bereits bei vielen Menschen in Vergessenheit geraten, nicht aber bei den Forschern, die meinten, dass die Existenz außerirdischen Lebens höchst wahrscheinlich ist. Der Tunguska-Meteorit hatte bereits zu Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts mannigfaltige Spekulationen über den Absturz eines außerirdischen Raumschiffs ausgelöst. Diese These wurde später unterstützt durch den Roswell-Zwischenfall in New Mexiko in den USA, bei dem der Regierung der Vereinigten Staaten ein abgestürztes UFO in die Hände gefallen sein soll. Über derartige Dinge gab es in ihrem Umkreis zwar angeregte Diskussionen, aber der Schwerpunkt der Arbeit in ihrem Institut lag bei der Entstehung von Leben unter Bedingungen fernab des irdischen Gleichgewichts. Außerdem untersuchten Theoretiker die Möglichkeit der Signalübertragung über extrem große Distanzen. Bestand die Möglichkeit, das Einsteinsche Postulat der Lichtgeschwindigkeit als maximale Obergrenze der Signalübertragung zu überlisten? Wenn nicht, gab es dann Signale von fernen Zivilisationen, die uns erreichen und wie könnten diese aufgefangen werden? Selten gab es Kontakt zu einer anderen Forschergruppe, die sich mit PSI-Phänomenen befasste, der Nachrichtenübertragung durch Telepathie oder Psychokinese.

Aber als zum Ende des vergangenen Jahrhunderts die Sowjetunion zusammenbrach und Jelzin sein unsägliches Reich führte, lösten sich zuerst die Arbeitsgruppe und bald danach das ganze Institut in Nichts auf.

Valentina war damals noch sehr jung und schlug sich in der Nähe ihrer Heimatstadt als Biologielehrerin, Taxifahrerin und Kellnerin durchs Leben.

Doch eines Tages, das war vor über zwei Jahren gewesen, erhielt sie ein Telegramm vom alten Repin aus Moskau: „Wenn Sie wieder leben wollen, dann melden Sie sich in Hamburg.“

In der letzten Nacht hatte Wilhelm ihr die Tür geöffnet, sie mit seinen grauen Stahlaugen angelächelt und gesagt: „Es tut mir leid, Valentina, dass wir heute nicht miteinander speisen können. Peter hat etwas entdeckt. Sie müssen morgen frühzeitig in den Harz fahren.“

„Aber, was...“, hatte sie vor Schreck gestammelt.

„Das werden Sie sehen. Fahren Sie. Ich erwarte Sie in 24 Stunden wieder hier. Viel Glück.“

Und er hatte ihr freundlich zugewinkt und ihr die Tür vor der Nase zugemacht, der alte Hintertan.

Wes Brot ich ess', des Lied ich sing, hatte sie mürrisch gedacht und war die zehn Kilometer zu ihrer Wohnung zurückgewandert, eine Bahn durfte sie nicht benutzen.

Inzwischen war Valentinas Cabrio vor dem rostigen Werktor zum Stehen gekommen. Der alte DDR-Schacht lag seit 10 Jahren verlassen im Ostharz, das Gelände gehörte dem Bundesvermögensamt und war durch Zäune abgegrenzt und von Schildern umgeben, auf denen auf Zuwiderhandlungen strengste Strafen angedroht waren. Die auf gute Hörigkeit geprägten Untertanen in der Umgebung hatten noch nie versucht, das ehemalige Militärgelände zu betreten.

Valentina war müde. Sie blickte in den Rückspiegel und sah ihre etwas asiatischen Gesichtszüge, ihre hohen Wangenknochen, ihre leichte Lidfalte, ihre tiefschwarzen Schlitzaugen und ihre üppigen Lippen. Die blauschwarzen Haare waren zu einem Knoten im Nacken gebunden; ihre Mutter war eben aus der Tunguska. Sie seufzte und stieg aus.

Das Werktor musste sie allein öffnen. Sie watete durch die letzten Schneereste, die hier oben noch nicht abgetaut waren. Wie immer im Harz trug sie rustikale Schuhe, ihre alten schwarzen Hosen und die russische Felljacke, die nicht russisch war. Nur ihre auberginefarbene Seidenbluse wollte nicht so recht ins Ensemble passen.

Als sie vor dem Grubengebäude ankam, erwartete sie Peter schon vor der Stahltür, die ins Innere führte. Er sah aus wie immer, in seinem Bergsteiger-Look, seinem rotschwarzweiß gewürfelten Hemd, der Jack Wolfskin – Hose und seinen braunen Wanderschuhen. Mit den kurzen blonden Haaren und seinen strahlend blauen Augen konnte man ihn für einen echten Harzgermanen halten, besonders, wenn er wie jetzt etwas breitbeinig dastand und seine braungebrannten muskulösen Arme in ihre Richtung streckte.

„Hi!“ sagte er strahlend. In Wirklichkeit kam er gar nicht aus dieser Gegend, sondern irgendwoher vom Rhein.

Er hatte in Garching Astrophy-sik studiert und teilte sich diese Arbeitsstelle mit ihr schon seit geraumer Zeit.

„Strastwuidje“, antwortete sie leicht gereizt und schüttelte seine blondbehaarte Pranke.

„Hey, was ist los?“ lachte Peter und öffnete ihr die Stahltür. „Freue dich lieber, ich habe vielleicht endlich etwas gefunden. Hat Wilhelm dir nichts gesagt?“

„Nichts“, antwortete sie und zog ihre nichtrussische Felljacke aus. Sie konnte Peter gut leiden und war sich ziemlich klar darüber, dass er ganz schön in sie verknallt war. „Machst du mir einen Kaffee?“

„Mit Schuss?“ grinste Peter.

„Okay, aber nur ein Schuss. Ich muss heute Abend wieder zurück in Hamburg sein.“

Peter brühte ihr einen Kaffee und stellte ihr ein recht großes Glas mächtig teuren Whiskeys daneben.

„Den brauche ich jetzt“, sagte Valentina. „Und was gibt es Außergewöhnliches zu berichten?“

„Gestern Abend ist hier etwas vorbeigeflogen, fast über uns. Ein fliegender Stein.“

„Ein fliegender Stein?“ Valentina hustete und reckte ihre zierliche Gestalt nach vorn. Den Begriff „Fliegender Stein“ benutzte Wilhelm, wenn er ihnen erklärte, auf was sie ihre Aufmerksamkeit zu richten hätten. Dabei kam er nie genau mit den Details heraus und das wurmte Valentina und Peter schon lange. Er wies sie nur an, auf Flugobjekte zu achten, deren Spektrum eine Metallkonfiguration anzeigt, die irdischen Gesteinsarten ähneln.

Im Gegensatz zu Metallen und ihren Legierungen bestehen Gesteine aus Gemischen von Metall- und Nichtmetalloxiden, oft mit Wasser verbunden.

Genau zu diesem Zweck saßen sie beide hier allein im Harz unter einem Superdetektor und sollten auf Objekte achten, die über sie hinwegflogen. Der sensible Radius ihrer Anlage betrug allerdings weit über 1000 Kilometer. Bis jetzt hatten sie unzählige Objekte am Himmel registriert, aber davon waren alle ohne Ausnahme bereits von ihrer Rechnertechnik aussortiert worden, denn sie waren nur metallisch. Für dieses Warten bekamen sie einen Haufen Kohle und mussten mächtig schweigsam gegenüber Dritten sein. Bis gestern war allerdings überhaupt noch nie etwas Aufregendes passiert.

„Am besten wird sein, du schaust dir jetzt die Spektren an“, sagte Peter und schenkte sich selbst auch einen teuren Whiskey ein.

„Der Detektor hat etwas registriert, dass – nun ja – aus Stein sein könnte und hinter dem Harz zu Boden gegangen sein muss.“

„Ein Meteorit“, raunzte Valentina.

„Oh, no! Diese Frage hättest du dir sparen können. Das Spektrum zeigt eine unbekannte Zusammensetzung von Oxiden an, so wie sie von Wilhelm vorausgesagt wurde. Eigentlich sind sich unsere Rechner nicht ganz einig – aber die Sache war es mir wert, Alarm zu schlagen. Dazu kamen die Flugbahndaten. Das Teil war nicht sehr groß. Es flog relativ langsam über den Harz, in vielleicht 5000 Metern Höhe und ging dann im Norden steil ab. Es kann nicht weit von hier gelandet sein.“

„Gelandet?“ stieß Valentina hervor.

„Nun ja. Prost!“ Er hob sein Whiskey-Glas. „Seine Flugbahn war nicht meteorisch, auf keinen Fall und es ging in absoluter Bodennähe aus dem Bild, um nie wieder aufzutauchen. Also meine ich, ist es am Boden geblieben.“

Valentina braute sich noch eine Tasse Kaffee: „Zeig mir die Ausdrucke!“

Sie wusste, dass Peter ein sehr guter Wissenschaftler war, ansonsten wäre er nicht hier.

„Er ist gleich hinter der Gebirgskante heruntergekommen“, sagte Valentina nach einem kurzen Blick auf die Kurven.

„Irgendwo bei Quedlinburg“, meinte Peter und blickte mit lustigen Augen zu ihr herüber.

„Wo?“ sie kippte noch etwas Whiskey in ihren Kaffee.

„Bei dieser mittelalterlichen Stadt, die genau nördlich von uns liegt.“

„Aha. Und hat irgendjemand etwas gefunden? Gab es irgendwelchen Trouble?“ fragte sie.

„Im Radio kam jedenfalls nichts. Was es auch immer war, es zeigte keine sichtbare Spur, keinen Ionisationsschweif oder so.

Es war auch sehr klein. Und wenn es nicht gerade mitten in die Bebauung gefallen ist, hat es wahrscheinlich niemand mitbekommen.“

„Na, prima“, knurrte Valentina, „und was machen wir nun?“

„Also, ich weiß nicht, wie wichtig das unserem Hintertan ist“, antwortete Peter und zündete sich eine Zigarette an. „Aber wenn du heute Nacht wieder bei ihm sein sollst, kannst du ihn ja erstens um Instruktionen bitten, und zweitens auf dem Wege nach Hamburg selber ein wenig nach dem Ding suchen. Hat er die überhaupt jemals gesagt, was wir hier eigentlich ausfindig machen sollen?“

„Hat er nicht. Aber ich ahne dunkel, dass es sich um außerirdische Aktivitäten handelt.“

„Na gut, was wir schon immer vermutet haben“, sagte Peter lakonisch. In der Tat hatten sie sich schon oftmals über den Zweck ihrer dubiosen Arbeit unterhalten. Peter war, was die Außerirdischen betraf, sehr skeptisch, während Valentina durchaus für möglich hielt, dass die ETs sie eines Tages heimsuchen würden.

Nur was der alte Hintertan damit zu tun hatte, war ihnen bis zum heutigen Tage ein Buch mit sieben Siegeln geblieben.

„Weißt du was?“ sagte sie gähnend. „Ich lege mich jetzt kurz aufs Sofa.“

„Du nimmst die Sache wohl nicht ernst?“

„Doch, aber ich bin die ganze Nacht über nur gewandert.“

Peter sah zu, wie sich Valentina auf dem Sofa einrichtete. Sie warf ihre Felljacke in die Zimmerecke und wickelte die bunte Wolldecke um ihren schmalen und prallen Hintern. Dann ließ sie sich auf das Sofa fallen und stöhnte: „Gute Nacht.“ Peter lehnte sich im Sessel zurück und begann zu warten.

„Hey, wach auf!“ Valentina rüttelte Peter am Arm. Seine Zigarettenkippe hatte einen braunen Fleck auf sein Holzfällerhemd gebrannt. Verwirrt rappelte er sich aus seiner ungemütlichen Schlafhaltung im Sessel aufwärts.

„Hast du noch etwas gefunden?“ fragte sie und gab ihm sein Lächeln von vorhin mit einiger Verspätung zurück. „Ich muss jetzt nämlich fahren.“

„Ich habe dir doch schon alles gesagt. Das Objekt ist circa 3o Kilometer nördlich von hier aus unserem Blickfeld verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Vielleicht befindet es sich bei dieser Stadt, vielleicht auch nicht.“

„Rauchen wir noch eine“, sagte Valentina versöhnlich. „Dann muss ich los. Wir sind ganz schöne Penner.“

Eine halbe Stunde später gingen sie durch den Schneematsch über den Hof des alten Militärkomplexes. Es regnete in Strömen. Peter schob ihr das verrostete Tor auf und gab ihr einen Klaps auf die nichtrussische Felljacke, als sie in ihr BMW Cabrio stieg.

„Komm bald wieder“, sagte er linkisch.

„Gib mir noch eine Kippe“, antwortete sie und fummelte an ihrem Zündschloss.

„Hier! Und Tschüss!“

Er warf ihr die angefangene Schachtel in den Schoß und sie hakte ihr Cabrio zurück.

Als sie die letzten Serpentinen des Harzes passierte, kreisten ihre Gedanken immer noch um diesen fliegenden Stein. Warum war sie jetzt eigentlich hier gewesen. Sie hatte fast nichts Neues erfahren und was sollte sie Wilhelm sagen.

Ihre Blase drückte vom vielen Kaffee. Die Botschaft war alles, na gut, nichts durfte am Telefon gesagt werden.

Das war zwar auch so eine Merkwürdigkeit, aber sie konnte es sich zumindest vorstellen, allerorts abgehört zu werden. Falls es denn so etwas Wichtiges zu hören gab. Sie musste dringend irgendwo pinkeln. Die Gegend war die richtige, hier musste das Teil niedergegangen sein, bei Quedlinburg. Jetzt am Freitagabend war der Verkehr unangenehm heftig. Es regnete immer noch.

Würde Wilhelm von ihr erwarten, hier mit der Suche zu beginnen? Der Gedanke erschien ihr ziemlich absurd. Außerdem musste sie jetzt bald ein Plätzchen zum Pinkeln finden. Sie bog auf eine Nebenstrecke ab.

Wenige Minuten später tauchte vor ihr das Ortseingangsschild der mittelalterlichen Stadt auf. Verdammter Mist, dachte sie, und zog nach links auf eine breite Waldeinfahrt. Sie fuhr eine Betonplattenstraße hinauf, die durch den Wald führte. Gleich kann ich pinkeln.

Als sie dies gedacht hatte, tauchte vor ihr in einer scharfen Linkskurve ein großer Schatten auf. Valentina riss das Lenkrad nach rechts. Ein silbergrauer Opel Omega schoss bergab messerscharf an ihrem Wagen vorbei. Während sie den zweiten Adrenalinstoß an diesem Tage erlitt, hörte sie ein hässliches Schaben. Ihr BMW Cabrio hatte eine kleine Eiche am Wegesrand gestreift. Voller Wut fuhr sie immer weiter in den Wald hinein und vergaß für wenige Minuten sogar ihre volle Blase.

Valentina konnte gerade noch abbremsen, als der Waldweg abrupt zu Ende war. Ihre Wut war verraucht, eigentlich war ja nichts passiert. Sie stieg aus in den dämmrigen Regen und ging um ihr Auto. Rechts hatte sie einen kurzen Schmarren – nun ja, sie war aus Sibirien, da kümmerten einen derartige Lappalien nicht weiter. Sie hockte sich unter die nächste Kiefer und ließ endlich diesen ganzen Kaffee heraus.

Dann streckte sie sich und ließ sich etwas beregnen.

Sie blickte hinüber zu den Bergen. Ihr Wagen stand auf einer ziemlich zerfahrenen Stelle im nassen Gras. Etwas gelassener ging sie auf ihn zu und – Scheiße – stolperte sie so heftig über irgendetwas, dass sie beinahe der Länge nach in den Schlamm gefallen wäre.

Heute war wirklich nicht ihr Tag...

Sie schaute sich um und sah, dass irgendwer ein paar alte Bretter auf dem Weg hatte liegenlassen. In denen hatte sich ihr Fuß verfangen.

Schnell stieg sie in ihren warmen BMW und fuhr durch den Wald zurück.

Erst als sie mit Zweihundertfünfzig auf der dritten Spur zwischen Hannover und Hamburg bretterte und dabei Peters letzte Zigarette rauchte, fühlte sie sich wieder einigermaßen wohl.

Es wurde gerade dunkel.

Jetzt fehlt mir nur noch Wilhelm, dachte sie.

III

Der Kongress für Naturheilkunde war schon am Freitagmittag zu Ende gewesen. Clara hatte einen Tag Zeit, denn sie hatte zu Hause ein wenig gelogen und allen gesagt, die Tagung würde bis Sonnabend stattfinden.

Jetzt fuhr sie in ihrem silbergrauen Opel Omega von Süden her auf den Harz zu und war richtig zufrieden mit sich. Sie stellte die Schlagermusik noch etwas lauter und entzündete sich eine Marlboro.

In der letzten Nacht hatte sie in ihrem Hotelzimmer so richtig schön mit einem Kollegen gevögelt. Er war zwar ein ausgemachter Frauenheld, aber es hatte ihr sehr gefallen, dass er so gepflegt und duftend gewesen war. Außerdem hatte er sie vorher sehr gut ausgeführt und anschließend mächtig gekonnt gebumst.

Heute musste er leider gleich zu seiner Familie zurückkehren, so dass sie sich nicht noch einen Tag mit ihm abgeben konnte.

Ein ganz klein wenig schlechtes Gewissen hatte sie ja, nicht wegen Klaus, ihrem Ehemann, der seit er im neuen Ossi-Klinikum die Oberarztstelle bekommen hatte, nur noch am Arbeiten war, sondern wegen Leon, den sie sehr gern hatte. Nur liebte sie ihn zu wenig, obwohl sie schon geraume Zeit mit ihm fremdging.

Sie hatte vor, ihre freie Nacht mit Leon zu verbringen. Zwar wusste sie, dass ihre euphorische Vorfreude auf ihn jedes Mal getrübt wurde, wenn er dann vor ihr stand mit seinen alten Klamotten und seinen Zottelhaaren und seinem Gestank nach Wald und Hund. Wenn er dann noch beim Küssen eine Alkfahne hatte, war sie oft total abgetörnt.

Aber intellektuell war er ihr einziger Lichtblick in dieser tristen Provinzstadt, wohin es sie verschlagen hatte. Wenn Leon gut drauf war, konnte sie stundenlang dem Feuerwerk seiner Ideen zuhören, wenn nicht, dann seinen egozentrischen Nörgeleien. Und das ärgerte sie zunehmend, deshalb hatte sie sich auch letzte Nacht bumsen lassen. Ohne Reue!

Vielleicht sollte ich diesen Dödel vorher anrufen, sonst geht er heute Abend noch mit irgendwem saufen. Sie bremste und fuhr in einen Feldweg. Dort wählte sie Leons Nummer auf ihrem Handy.

Es war jetzt Freitagnachmittag. Er hob nicht ab. Das fing ja gut an.

Als Clara den Südharz erreichte, fing es an zu regnen. Sie brauchte zum Durchqueren des kleinen Gebirges eine knappe Stunde und fuhr gleich auf einer Nebenstraße bis zu Leons Wald. Sie fuhr die lange Auffahrt hinauf und hielt kurz darauf vor seinem Hoftor.

Sie stieg aus in den mittleren Landregen. Ihre langen dunkelbraunen Haare wurden nass.

Ihr Gesicht wirkte meist etwas herb und verschlossen und wurde von ihren strahlend blauen Augen dominiert. Sie angelte die edle schwarze Jacke aus dem Auto hervor und zog sie über das weiße T-Shirt, das in ihrer ganz neuen schwarzen Nappalederhose steckte, die wiederum leger auf ihre glänzend schwarzen Schuhchen fiel.

Das Hoftor stand offen und als erstes kam ihr diese stinkende Hündin bellend und klitschnass entgegengerannt. Die liebte er ja mehr als sie. Clara wich ihr mit einem sportlichen Schwung ihrer üppigen Hüfte aus. Seit ihrer Kindheit machte es sie verrückt, dass sie ihren Hintern viel zu dick fand und ihre Beine zu plump. Geschickt kaschierte sie diese scheinbaren Mängel und regte sich maßlos über Leons blöden Kommentar dazu auf: Du darfst nicht so viel Zucker fressen.

„Aus!“ schrie sie das Vieh an, denn sie hatte keine Lust, schon in der ersten Sekunde mit Dreck bekleistert zu werden.

Jetzt kam Leon über das Gelände gehastet. Wie sah der denn aus? Sie blieb abrupt stehen. Leon bremste vor ihr ab und Clara sah auf den ersten Blick, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Ihr Geliebter war klitschnass, aus seinen Jesuslatschen quoll der schwarze Schlamm zwischen den Zehen hervor. Seine Hände und Arme waren bis zu den Ellenbogen pottdreckig. Aber erst sein Gesicht. Die langen dunkelblonden Haare fielen ihm in tropfenden Strähnen über sein beschmiertes Gesicht, überall rann Regenwasser. Seine blauen Augen blickten sie sehr wirr an, so als hätte sie ihn bei etwas ertappt.

„Ich denke, du kommst erst morgen?“ stieß er hervor.

Eigentlich hatte sie sich ihm an den Hals schmeißen wollen, denn sie hatte auf der Fahrt immer mehr Sehnsucht nach ihm bekommen. Aber jetzt zuckte sie zurück: „Eine wirklich nette Begrüßung! Jetzt bin ich eben schon heute da.“

„Es geht heute nicht, Klärchen“, stammelte er und machte mit den Armen eine Entschuldigung heischende Gebärde in ihre Richtung. „Ich habe etwas sehr wichtiges zu tun.“

„Was hast du zu tun? Ich habe mich auf dich gefreut“, stieß sie hervor und ihre Augen begannen zornig zu funkeln.

„Das erzähle ich dir später. Es geht heute nicht. Ich liebe dich, wirklich. Aber heute musst du mich allein lassen. Es muss sein!“

„Ist das dein letztes Wort?“ presste Clara heraus. Sie hätte es wissen müssen.

„Ja, ich melde mich. Sehr bald.“

„Dann leck` mich!“ schrie sie und zeigte ihm den emporgereckten Mittelfinger der rechten Hand. Wer enttäuscht ist, dachte sie wütend vor sich hin, ist frei von Täuschung. Wie schön.

„Gern, so bald wie möglich“, grinste er.

„Arschloch!“ Clara drehte sich um und wollte vom Grundstück laufen.

„Verpiss dich!“ hörte sie ihn leise von hinten murmeln. Die blanke Wut stieg ihr ins Gesicht und ihr Jähzorn entfaltete sich prächtig. Diesem Arsch werde ich in die Eier treten.

Sie wirbelte herum und holte zu einem sehr heftigen Tritt aus. Doch Leon kannte diese Attacke schon. Geschickt wehrte er ihren Fuß ab und gab ihr mit seinem harten, spitzen Knie einen fürchterlich schmerzhaften Hundekuss auf ihren prallen Schenkel.

Sie schrie auf vor Schmerz und lief humpelnd zu ihrem Omega. Die Tränen liefen ihr herunter und sie schluchzte: „Du elendes Macho-Schwein!“

Sie warf sich in ihr Auto und ließ den Motor an. Beim Zurückhaken warf sie noch einen Blick in den Rückspiegel, aber Leon war schon aus dem Blickfeld verschwunden.

Wütend bretterte sie durch die Schlaglöcher des Waldweges und als sie die Plattenstraße, die abwärts führte, erreichte, gab sie so richtig Gas. In der scharfen Rechtskurve konnte sie den Omega gerade noch zur Seite reißen. Wie aus dem Nichts aufgetaucht, pfiff ein dunkelgrüner BMW haarscharf an ihr vorbei. Durch den Regen sah Clara für einen Moment das Gesicht einer fremdartigen schwarzhaarigen Frau, aus dem sie ein Paar sehr dunkle Augen erschreckt ansahen.

„Aha, deshalb!“ stieß Clara hervor und wäre dem ersten Impuls folgend am liebsten umgekehrt. Aber es gab hier keine Wendemöglichkeit und als sie unten an der Straße ankam, dachte sie nur: der Wichser, und bog ab in Richtung Quedlinburg.

Hier würde sie erstmal in ihre kleine Naturheilpraxis fahren und ausgiebig duschen und dann war Klausi dran.

IV

Das war's also, dachte Leon wehmütig, als er die Haustür öffnete. Clara war ihm eine gute Gefährtin geworden, aber letzten Endes hatte doch das Ost-West-Problem zwischen ihnen gestanden und dieses ganze bürgerliche Getue und ihre freiheitliche Vögelei und der Waschzwang und lassen wir es!

Er ließ sich auf einen der Holzstühle in seiner alten Landküche sinken, machte eine Flasche Bier auf und goss den Inhalt in ein großes Glas. Das hatte er jetzt dringend nötig.

Gerade als er genießerisch den ersten Schluck tat, schreckte ihn ein mörderisches Geschrei, das von draußen hereinschallte. Er sah, wie sein Kater aus der Garage gerast kam, die Ohren an den Hinterkopf gepresst und alle Haare am Körper so weit aufgerichtet, dass er wie eine lebende Ofenbürste aussah.

Mürrisch stellte Leon das Glas auf den Tisch zurück und ging vorsichtig zu dem Wellblechschuppen. Das UFO konnte er noch nicht sehen. Jetzt nicht mehr ganz so fatalistisch, spähte er in die Garagenöffnung, aber das Ding stand noch immer auf seinen Vierkanthölzern. Er gab sich einen inneren Stoß und ging näher heran. Die Linse sah jetzt sehr dunkel aus. Aber inzwischen war es auch Abend geworden und es würde bald finster sein. Er trat bis an das UFO heran und dachte, tue etwas, gib ein Zeichen, zeig`, ob noch Leben in dir ist.

Aber das UFO tat nichts.

Leon ging zurück und fuhr den Lada so vor die Garage, dass man die Linse nicht mehr sah. Dann ging er in die Küche zurück und trank endlich den zweiten Schluck Bier. Er war innerlich sehr aufgewühlt und die Gedanken rasten durch seinen Kopf. Zusammen mit Samsara ging er in den Salon, wo er sich aufs Sofa legte, um nachzudenken.

Leon war sicher, dass fast jeder Bürger sofort Meldung erstatten würde, wenn er einen derartigen Fund gemacht hätte. Damit wäre er bei den Behörden wahrscheinlich zuerst auf Ungläubigkeit gestoßen, aber irgendwann wäre garantiert die Polizei zur Stelle gewesen und dann die Armee oder andere Organe. Man wäre ratlos gewesen, hätte das Gebiet abgesperrt und den Finder einfach nach Hause geschickt. Vielleicht hätte er das zweifelhafte Glück gehabt, dass die Presse über ihn hergefallen wäre, im schlimmsten Falle hätte man ihn einfach abserviert, vielleicht sogar unter irgendeinem medizinischen Vorwand.

Nein, Leon glaubte nicht, dass diese Gedanken übertrieben paranoid waren. Die Menschen wähnten sich zwar so aufgeklärt wie nie zuvor, aber ihre ständig wachsende Furcht vor dem Fremden wurde in Wirklichkeit ständig unberechenbarer. Das Wechselspiel zwischen der Angstmache der Medien und dem Schüren des Sicherheitsanspruchs der Menschen durch Industrie und Politik bildeten eine sich immer schneller drehende Spirale.

Unter diesem Blickwinkel konnte ein Kontakt zu fremden Wesen leicht zu einem Desaster führen. Je nachdem wie irgendwelche nach dem Zufallsprinzip hinzugezogenen Spezialisten die mutmaßliche Gefahr einschätzten, konnte man sie entweder einfach in der Versenkung verschwinden lassen oder ihren massiven Zorn hervorrufen. Im dümmsten Falle würden sie einfach wieder wegfliegen, ohne dass überhaupt ein Kontakt stattgefunden hatte.

So dachte Leon und öffnete die dritte Flasche Bier. Das Beste wird es sein, wenn ich mich einfach auf mein Unterbewusstsein verlasse. Dort werden sich die Eindrücke jetzt zu neuen Ideen zusammensetzen und morgen weiß ich vielleicht schon mehr.

Er neigte sehr zu einem derartigen Herangehen an die Dinge. Hier in seinem Waldhaus, wo ihn oft tagelang niemand besuchte, hatte er eine ganz eigene Art der Weltsicht entwickelt. Er war keineswegs ein Eremit, immerhin war er schon mehrmals in den Stadtrat gewählt worden, vielleicht eben wegen seiner andersartigen Beurteilung der Dinge. Diese Arbeit war auch sein Hauptkommunikationsstrang zu den anderen Menschen, denn Leon ging zu keiner Arbeitsstelle, sondern lebte sehr spartanisch von einer kleinen Erbschaft, seinem Job im Rat und den gelegentlichen Erlösen aus Vorträgen und kleinen Abhandlungen, wie die über das Wesen der Zeit, an der er gerade arbeitete. Im Übrigen zitierte er gern die alte chinesische Weisheit: Wenn Arbeit eine schöne Sache wäre, hätten sie die Reichen nicht den Armen überlassen...

Es war schon lange dunkel, als er sich erhob und seine Hündin noch einmal auf den Hof hinausließ. Sie benahm sich vollkommen normal und auch sein Kater, was auch immer ihn vorhin erschreckt haben mochte, lag zusammengerollt in der Küche.

Leon schaute in Richtung Garage, doch auch dort lag alles in völliger Ruhe und Dunkelheit. Heute nicht mehr, beschloss er und ging mit Samsara ins Haus zurück. Dort hielt er es für vernünftig, sich in dieser Nacht nicht zu entkleiden, sondern in voller Montur auf dem Sofa zu schlafen. Nicht auszudenken, wie lästig es wäre, wenn er mitten in der Nacht, nur mit seinem Nacht-Shirt bekleidet, plötzlich den Außerirdischen gegenüberstünde oder schlimmer noch einem Sonderkommando der NATO oder...