Lesereise Triest - Susanne Schaber - E-Book

Lesereise Triest E-Book

Susanne Schaber

0,0

Beschreibung

Triest und die Poesie von Wind, Wasser und Stein. Wenn die Bora mit voller Kraft über den Karst und die Dächer der Stadt bis zum Meer jagt, elektrisiert sie den Geist und wird zum kreativen Turbo für die Menschen, die an der Schnittstelle der romanischen, germanischen und slawischen Kultur leben. Von hier aus eroberte man die Ozeane und stieg zur polyglotten Handelsmetropole auf. Höhenflüge, wie man sie bis heute spürt, da sich Triest gen Zukunft orientiert. Susanne Schaber erkundet den alten Hafen mit seinen zeitgenössischen Kunstprojekten, den Charme der Kaffeehäuser und die Vielfalt der Architektur. Sie folgt den Spuren von Italo Svevo, James Joyce oder Claudio Magris und erinnert an Franco Basaglia und dessen Konzept der modernen Psychiatrie. Ein feinnerviges Buch über Triest und seine weltläufige Magie.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 125

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Susanne Schaber wurde in Innsbruck geboren und ist mit dem Blick über die Berge und Grenzen aufgewachsen. Sie lebt heute als Literaturkritikerin und Reiseschriftstellerin in Wien. Bei Picus erschienen zuletzt ihre Lesereisen über die Pyrenäen, Island, Korsika und Venedig.

Susanne Schaber

Lesereise Triest

Poesie von Wind, Wasser und Stein

Picus Verlag Wien

Für Ursula und Rainer – kein Berg zu hoch

Copyright © 2021 Picus Verlag Ges.m.b.H., Wien

Alle Rechte vorbehalten

Grafische Gestaltung: Dorothea Löcker, Wien

Umschlagabbildung:

© mehdi33300/Shutterstock

ISBN 978-3-7117-1108-3

eISBN 978-3-7117-5456-1

Informationen über das aktuelle Programm des Picus Verlags und Veranstaltungen unter

www.picus.at

Inhalt

Es braust, brüllt, donnert und dröhnt

Windenergie pur: Die Bora ist der Atem der Stadt

Vorwärts!

Triest, der Lloyd und der Hafen: Echos und Erinnerungen

Die Löcher im Netz

D’Annunzio, der Duce und Rauch über San Sabba

Die Therapie heißt Freiheit

Nieder mit den Mauern: Die offene Psychiatrie

Man isst nicht auf leeren Magen

Triest ist unersättlich und die Küche weltläufig-kühn

Aus der Engel Ordnungen

Rilke, Schloss Duino und die Eingebungen von oben

Io + gatto

Von Katzenfrauen, Pionierinnen und Freigeistern

Triest hängt am Koffein

Das San Marco, die Bücher und der caffè: Eine Liebesgeschichte

Hier ist Geröll und Tod

Poesie des Steins: Der Karst

Ein Sekretär geht auf Reisen

Miramare oder: Höhenflüge eines Kaisers

Caro Signor Schmitz! Dear Mister Joyce!

Literarische Odysseen: Zwei verlorene Söhne kehren heim

Stürmische See

Leinen los: Wegmarken in die Zukunft

Es braust, brüllt, donnert und dröhnt

Windenergie pur: Die Bora ist der Atem der Stadt

Die Bora klettertauf die Mauern, schreit,ins Fenster: Wer?Das Fenster erhelltdie Finsternis.

SREČKO KOSOVEL

Eigentlich kann es einen Ort wie diesen nicht geben. Weil sich nicht festhalten lässt, was flüchtig ist. Und doch: Er existiert. Zumindest in Triest. Präziser gesagt: in der Via Belpoggio 9, nur ein paar Schritte vom Bacino Sacchetta entfernt, wo die Segelboote im Wasser schaukeln. Eine ruhige Gegend, in der die Tage langsam dahinziehen. In den Bars sitzen Pensionisten. Zum caffè gibt es die Nachrichten aus Il Piccolo und den neuesten Tratsch aus der Nachbarschaft. Ein paar trattorie, Läden mit Fischereibedarf, der Bäcker, die Apotheke. Fast schon dörflich, jeder kennt jeden. Und mittendrin die Via Belpoggio. Auf Nummer 9 ein etwas heruntergekommenes vierstöckiges Haus. Der Putz bröckelt, Feuchtigkeit sitzt in den Mauern. Hier soll er sein, der ominöse Nicht-Ort, jener Platz, den sich die Fantasie erschaffen hat.

Besuch nur nach Verabredung. Und dann biegt Rino Lombardi um die Ecke. Ein quirliger Mann, groß, schlank, hellwache Augen hinter den Brillen, die Hände ständig in Bewegung. Er schließt auf, eine Tür, dann eine zweite. Zugang zu einem Tresor? Signor Lombardi strahlt: sein Reich, gut geschützt und gegen feindliche Angriffe verteidigt. Knappe fünfundfünfzig Quadratmeter groß, früher einmal ein Lager für Papier. Und inzwischen ein Museum für die Bora und die Winde aus aller Welt. Sein Magazzino dei Venti sei ein Paradoxon, lacht er. »Wind braucht Raum, er ist nichts, was man einfängt. Also ist das meiste, das ich präsentiere, gar nicht sichtbar.« Unsichtbar und doch da. »Das kleinste Museum weit und breit – und vielleicht das wichtigste. Weil man bei mir mehr erfährt über unsere Lebensweise und Identität.«

Triest, die Stadt der Winde. Auf dem Molo Audace, wo dereinst die Passagier- und Handelsschiffe anlegten, stemmt sich ein Poller aus Bronze gegen den Sturm. Eine rosa dei venti erzählt von Scirocco, Maestrale, Libeccio und Grecale. Und mittendrin ein frecher Cherub, mit aufgeblähten Wangen: die Bora, die mächtigste von ihnen. Bündelt sich im Nordosten und rast mit bis zu zweihundertfünfzig Stundenkilometern von den Anhöhen des Karsts auf das Meer zu, mit einem Heulen, Pfeifen und Brausen, einem Brüllen, Dröhnen und Donnern.

Ohne Bora kein Triest, heißt es, sie sei die Musik der Stadt, ihre Seele: gefürchtet, geliebt und gehasst. Die Melodie gegen Langeweile und Gleichklang, der Frischekick, wenn Melancholie und Schwermut über den Häusern hängen. Ein Geschenk der Götter, verpackt in eine anrührende Liebesgeschichte. Eines Tages, so die Legende, brach Aiolos, der Herr der Winde, mit seinen Kindern zu einem Spaziergang auf. Unter ihnen seine Tochter Bora, ein kapriziöses, eigensinniges Wesen. Auf einem Plateau, das steil zum Meer abfiel, entfernte sie sich von der Gruppe, um mit den Wolken zu spielen, und fand sich unversehens in einer Höhle wieder. Dort begegnete sie Tergesteo, einem der Argonauten, frisch zurückgekehrt von den Abenteuern rund um das Goldene Vlies.

Die Liebe traf die zwei wie ein Feuer. Eine Woche lang vergnügten sich die beiden in der Einsamkeit der Höhle, das schiere Glück. Bis Vater Aiolos seine abtrünnige Tochter in den Armen des Fremdlings aufspürte. Und weil er die Verbindung missbilligte, geriet er in Wut und schleuderte den jungen Mann so heftig gegen die Felsen, dass dieser starb. Der weinenden Bora aber befahl er, schleunigst nach Hause zu laufen. Doch die war so erzürnt über den Mord durch die Hand ihres Vaters, dass sie sich seinen Anordnungen widersetzte: Sie würde ihrem Liebsten die Treue halten und sich nicht mehr vom Fleck rühren, beschloss sie unter lautem Wehklagen. Jede ihrer Tränen wurde zu einem Stein. Bis das gesamte Plateau mit Felsbrocken bedeckt war: der Karst. Während sich Blutstropfen aus dem Körper des Toten in Sumach verwandelten, eine tiefrote Pflanze, die bis heute in der steinernen Wüste glüht. Das Meer erbarmte sich schließlich des geschundenen Leichnams und bedeckte ihn mit Algen, Muscheln und Seesternen, sodass sich ein Hügel bildete, auf dem Triest entstand: Tergeste. Während Bora bis heute im Hinterland weiterlebt. Wenn sie glücklich ist und sich von den Armen ihres toten Geliebten umfangen fühlt, schickt sie leichte Brisen aus, wenn sie aber wehklagt und schreit, wird es stürmisch und kalt.

So könnte es gewesen sein, so könnte die Bora geboren worden sein. Die Meteorologen lächeln nachsichtig. Sie wissen es besser. Die Bora ist ein Fallwind aus der Familie der katabatischen Winde. Sie frischt auf, sobald polare Kaltluft gen Süden wandert und dort von den Bergketten eingekesselt wird. Bei entsprechendem Luftdruck drängen die kühlen Massen mit enormer Kraft über die Gebirgspässe. Für Triest ist dies die Porta di Postumia in Slowenien. In diesem Korridor wachsen die Böen zu Orkanen an. Sobald sie vor der Küste auf wärmere Gebiete treffen, entladen sie sich mit einer Wucht, »die Bäume entwurzelt, die Schiffe versinken lässt, und Rastlosigkeit in die Seelen der Menschen trägt«, wie der Dichter Srečko Kosovel schreibt. Die refoli werfen sich über die Hänge des Karsts, verkrüppeln Bäume und Büsche, reißen Ziegel von den Dächern und fegen Schafe und Ziegen über die Weiden. Um dann weiterzustürmen durch die Straßen und Gassen Triests. Mit Regen und schneidender Kälte gefriert der Boden. Eine Eisschicht überzieht Masten und Leitungen, arktisch anmutende Temperaturen lähmen die Stadt. Die Bora hat kriegerische Gefechte zum Erliegen gebracht und den Fuhrverkehr gelähmt, sie hat Tote auf dem Gewissen: wenn Menschen von umgestürzten Pfosten oder Lastwagen getötet wurden, wenn Fischer auf dem Meer gekentert und ertrunken sind, wenn Touristen im Karst von Spazierwegen abkamen, sich verirrten und erfroren.

Die Bora kann drei, sechs oder neun Tage dauern, je nachdem, ob sie Mutter, Tochter oder Großmutter ist, wie die Triestiner sagen: länger im Winter, während der Spuk im Sommer meist nach ein paar Stunden wieder vorbei ist. Schon eine Weile vorher kündigt sie sich an. Im Westen – und wieder ein Paradoxon – wird dann die Luft klarer, die Dolomiten und Karnischen Alpen rücken auf beinahe magische Weise an die Stadt heran. Eine innere Unrast beschleicht die Menschen, eine seltsame Form der Extravaganz und Überspanntheit im Alltag. Unfälle häufen sich, Reibereien, Handgreiflichkeiten und Selbstmorde. Ehe es schließlich losgeht mit dem Wind. Die Bora scura bringt Nebel und Niederschläge, die Bora chiara hingegen vertreibt Wolken und verheißt Schönwetter. Manchmal bleibt es bei einem schwächlichen Borino. Oder er wächst sich doch zu einem Borasco aus, zu einem plötzlichen Unwetter, das das Wasser aufwühlt und sich erst draußen auf dem Meer beruhigt. So es nicht bis nach Venedig weiterzieht und acqua alta auslöst.

Wer nicht von Kindesbeinen an vertraut ist mit der Eigenart des Triestiner Klimas, wird staunen – oder sich fürchten. »Gestern ging ich in einem großen Wald bei Triest spazieren. Der verdammte monotone Sommer war endlich vorbei«, schwärmte James Joyce im Herbst 1905 in einem Brief an seinen Bruder Stanislaus. »Der Regen und die sanfte Luft erinnerten an das wundervolle (ich scherze nicht!) Klima Irlands. Ich hasse diese verdammte, alberne Sonne, die aus Männern Butter macht. Ich ließ mich, fern von irgendjemandem, auf einer Bank nieder, umgeben von Bäumen. Die Bora raunte durch die Wipfel, und ich atmete den Duft der Erde.«

Was man auch anders sehen mag. »Die Bora wütet zweimal die Woche, und fünfmal herrscht ein starker Wind«, so Stendhal, der 1830 als französischer Konsul in Triest stationiert war. »Ich nenne es starker Wind, wenn man unablässig damit beschäftigt ist, seinen Hut festzuhalten, und Bora, wenn man Angst haben muss, sich den Arm zu brechen. Gestern wurde ich vier Schritte weit geschleudert. Es braucht schon Mut genug, wenn man katalanischen Räubern über den Weg läuft, aber, meine Herren, dieser Wind verdreht mir die Eingeweide.«

So ein Typ wie Stendhal sei eben ein mborezà, ein übermäßig aufgeregter Mensch, spotten die Triestiner. Während Dachziegel abstürzen, Motorroller umkippen, Müll durch die Luft wirbelt und Container durch die Straßen gondeln, beschwört und feiert man den Segen der Bora. Was sie nicht alles kann: nimmt Krankheiten mit, stärkt den Körper und Charakter und vertreibt trübe Gedanken. Die Bora sei Stimme und mächtiger Atem der Stadt, so der Schriftsteller Mauro Covacich. »Spürt ihr die saubere Luft heute? Spürt ihr dieses Kribbeln in der Nase? Habt ihr je einen so strahlenden Himmel erlebt? Einen Himmel wie lackiert? Abgesehen davon, dass man mit der Bora richtig Spaß haben kann.«

Sie elektrisiert den Geist, pure Energie, ein kreativer Turbo. Rino Lombardi kann das nur bestätigen. Ohne die Bora kein Museum, kein permanenter Auftrieb, kein Höhenflug der Fantasie. Sie sei »un po’ di morbin, un po’ di follia e tanta poesia«: Frohsinn, Verrücktheit und jede Menge Poesie. Rinos Lebenselixier. Eigentlich ist er in der Werbebranche tätig, der Broterwerb. Seine Leidenschaft aber ist das Museum. Ein Einmannbetrieb, Rino ist Direktor, Kurator und Kulturvermittler in Personalunion. Er hat klein begonnen, mit der Bora in scatola: Böen bester Qualität, in einer Dose konserviert. Die Bora da matti, die Bora der Verrückten also, wie sich das Souvenir nannte, wurde zum idealen Mitbringsel. Ein Verkaufshit – und der Erlös ein erster Baustein für Rinos Luftschloss. Ein Museum zu Ehren der Winde, davon träumte er schon ewig. Und fand 2004 ein desolates Magazin in Hafennähe. Dort sollte sein Labor entstehen.

Ein Raum wie eine Höhle, vollgestopft vom Boden bis zur Decke. Rino Lombardi setzt zu seinem Streifzug an, obwohl er sich in diesem Durcheinander kaum rühren kann. Im Chaos steckt eine Art innere Ordnung: in zwanzig – venti, wie sonst? – Stationen durch den Kosmos der Winde. Mit einer besonderen Hommage an die Bora, mit Fotos, Kunstwerken, Büchern und kuriosen Objekten. Die dicken Seile etwa, die man früher an den Mauern anbrachte und an denen sich die Spaziergänger festhielten, um nicht zu taumeln und zu fallen, wenn sie eine heftige Böe erwischte. Die schweren Eisenstücke, die man den Kindern in die Schultaschen lud, um sie vor dem Abheben zu bewahren. Alte Zeitungen, unter Pullover und Hemden gestopft als Schutz vor Frost, dazu Schuhe mit Spikes. Oder auch die aus den Stoffen der vom Wind verdrehten, kaputten Regenschirme gefertigten Taschen und Drachen. Upcycling à la Triest.

Herzstück des Museums ist das Archiv für das progetto centoventi, ein weltumspannendes Vorhaben: Hundert Winde wollte Rino sammeln und startete dafür einen Aufruf, man möge ihm Böen aus allen Erdteilen schicken. Und da steht er nun und öffnet einen Schrank, dicht gefüllt mit Fläschchen und Gurkengläsern, kleinen, sorgfältig beschrifteten Phiolen und Mini-Bouteillen. Föhn aus Salzburg, Scirocco aus Trapani, Hurrikan Ophelia aus Dublin, Taifun Hagibis aus Japan und ein Set mit sieben unterschiedlichen Winden aus Usbekistan. »Unlängst habe ich Post vom Lago d’Iseo bekommen, mit einer Dose und einem Brief: Der Poltragnino habe sich freiwillig in die Box bewegt, ohne Anwendung von Gewalt, stand darin zu lesen.« Rinos Zuträger dürfen sich »Botschafter des Windes« nennen. Über dreihundert sind es geworden, ungleich mehr, als je erwartet, Tendenz steigend. Einige seiner mit Urkunden bedachten Gesandten kennt Rino Lombardi persönlich, weil sie bei ihm in der Via Belpoggio vorgesprochen haben, mit anderen korrespondiert er via Mail, auf »Esperavento, einer Mischung aus Esperanto & Vento«, wie er grinsend erklärt. So entwickeln sich Freundschaften und Verbindungen, über Grenzen und Ozeane hinweg.

Rinos Netzwerk und sein magazzino strahlen über Triest hinaus. Inzwischen haben die Tourismusmanager das Potential der Bora erkannt. Sie promoten die Stadt als Abenteuerspielplatz: Lassen Sie im Herbst und Winter elegante Mäntel, Schuhe und Hüte zu Hause, so die Empfehlung. Besser man hat Anorak, Schal, Mütze und dicke Fäustlinge mit dabei, dazu Stiefel, wenn möglich wasserfest. Um so ausgerüstet zu sein für eine Expedition ins Auge des Sturmes. Eine Broschüre führt zu jenen Plätzen, an denen sich die Bora am intensivsten sehen, hören und fühlen lässt. Vom Molo Audace, wo man die Bucht und das Wüten des Meeres im Blick hat – poesia visiva, visuelle Poesie –, geht es zum Canal Grande, einem gefährlich dröhnenden Windkanal, und weiter bis nach Sacchetta, wo die Boote mit den Wellen kämpfen.

Ein Erfolg für Rino, die neu geweckte Aufmerksamkeit für die Bora und sein Magazzino dei Venti. Und wer weiß? Vielleicht werden seine Bitten doch noch erhört. Ein wirklich großes, seiner einzigartigen Sammlung angemessenes Museum wünscht er sich. Wahrscheinlich ist der eine oder andere Saal dann einfach leer – und gefüllt mit einem ganzen Orchester an Winden, von ihm dirigiert. Der Porto Vecchio wäre ein idealer Ort für seinen Auftritt, der alte Hafen, wo man einige der ehemaligen Industriebauten renoviert hat. Noch ist nichts beschlossen, vorerst erprobt sich Rino vor kleinerem Publikum als Maestro der Lüfte. Und als Pilot: Der winzige Teppich, den er vor uns ausbreitet, findet gerade noch Platz in seiner bescheidenen Klause.

»Setzt euch drauf, wir heben gleich ab und fliegen los. Geschlossene Grenzen? Nicht für uns. Und keine Sorge, die Windböen werden uns treiben und sicher ans Ziel bringen.«

Wo immer das dann liegen mag: Die Träume sind mit an Bord. Buon vento.

Vorwärts!

Triest, der Lloyd und der Hafen: Echos und Erinnerungen

Die Zeit […] vertieft sich und füllt sich mit Echos und Erinnerungen, die sich nach und nach zu einem Mosaik zusammenfügen; sie kommen in kleinen Strudeln aus einem unbestimmten Magma herauf, das sich lange Jahre in einem dunklen, nie ausgeloteten Grund angesammelt hat.

MARISA MADIERI, Wassergrün