Lesereise Westirland - Nicole Quint - E-Book

Lesereise Westirland E-Book

Nicole Quint

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Beschreibung

Wo die Einsamkeit groß und das Donnern des Atlantiks nah ist, wo es mehr Feen als Bäume gibt und noch immer kehliges Keltisch gesprochen wird, dort schlägt das wilde Herz des irischen Westens. Unterwegs auf dem Wild Atlantic Way, einer der längsten Küstenstraßen der Welt, ist Nicole Quint dem Versprechen von Weltferne und lebendigen Traditionen gefolgt. Gefunden hat sie John Lennons irische Insel, den schweigsamsten Walsichter der Welt, ein Friedhofskamel und Antworten auf viele Fragen, die sie sich gar nicht gestellt hatte. Jetzt aber weiß sie, wie man für einen matrosentauglichen Magen trainiert und weshalb es sich lohnt, dem irischen Hang zur Nostalgie auf den Grund des Guinnessglases zu gehen.

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Nicole Quint lebt meist auf Reisen und manchmal in Berlin. Alles Unterwegssein ist deshalb auch immer ein Stück Heimatsuche. In Indien fand sie zu ihrem Beruf als Reisereporterin. Einige Jahre stand ihr Schreibtisch in Griechenland und ein Zweitbett in Irland. Zur grünen Insel würde sie gern für immer Ja sagen, doch bis es mit dem eigenen Cottage am Atlantik so weit ist, sammelt sie so oft es geht so viele irische Geschichten wie möglich.Im Picus Verlag erschien ihre Lesereise Peloponnes.www.quint-und-quer.de

Nicole Quint

Lesereise Westirland

Halbzeit auf dem Weg zur Ewigkeit

Picus Verlag Wien

Allen, die so begabt für Stille sind wie du, Thomas.

Copyright © 2020 Picus Verlag Ges.m.b.H., Wien

Alle Rechte vorbehalten

Grafische Gestaltung: Dorothea Löcker, Wien

Umschlagabbildung:

© T. Schneider/bildbaendiger.de

ISBN 978-3-7117-1103-8

eISBN 978-3-7117-5422-6

Informationen über das aktuelle Programm des Picus Verlags und Veranstaltungen unter www.picus.at

Inhalt

Wilder Weg

Vorwort

IM NORDWESTEN

Liebe auf den ersten Guss

Up here it’s different

Lasst die Feen raus!

Wenn Google nicht mehr weiterweiß

Mein irisches Tamagotchi

Die zauberhafte Welt unaussprechlicher Worte

Mr Whale Spotter

Geteiltes Glück

Yeats und das Dromedar von Drumcliff

Schon gestern war Globalisierung

IM WESTEN

Halbzeit auf dem Weg zur Ewigkeit

Kuhweidenkloster und Kunstfehler

Stilles Örtchen

Beste Chancen auf Weltferne

Poor Boy’s Shoes

Im Theater des Lebens

Sehnsucht nach Corragaunnagalliaghdoo

Bis dass die Insel euch scheidet

Wo Wandern Erinnern heißt

Nichts für fröhliche Tourismusprospekte

Die Teilzeitinsel

Wenn das Meer den Weg freigibt

In Rätselhaft

Fluchen lernen mit Máirtín

IM SÜDWESTEN

Fröhliche Hoden und Feenmusik

An Mythen kein Mangel

Ein Stück vom Himmel

Heimsuchung aus Hollywood

Das Festland vergessen

Insulaner auf Zeit

A Foggy Affair

Aussichtslos glücklich

Irren ist irisch

Der Nostalgie auf den Grund des Guinnessglases gehen

Adam und Eve am Ende

Slán go fóill! – Auf Wiedersehen!

Wilder Weg

Vorwort

Einen Ozean lässt man nicht warten, außer es gibt dafür wirklich gute Gründe.

In Irland hören die guten Gründe manchmal auf Namen wie Nelly, Nuala, Grace, Isadora und Nutmeg und warten zweimal am Tag aufs Melken. Da kann sich das Meer alles Blaue vom Himmel herunterlügen und von Aquamarin bis Tintenblau schillern, der Stall muss trotzdem gereinigt, die Milch verkäst und der Weidezaun repariert werden. Farmerschicksal! Wenn ich Irlands Atlantikküste wenigstens aus der Ferne sehen wollte, stieg ich auf die höchste Erhebung des Ziegenhofs. Von dort reicht der Blick weit über die pastellgrünen Hügel West Corks bis hinunter zur Bucht des kleinen Fischerorts Baltimore. Ich sah nur einen winzig kleinen Ausschnitt der atlantischen Westküste, der aber war groß genug, um Herzen zu fangen – auch meines. An meiner starken Verbundenheit mit dieser Ecke des Landes hat sich auch nichts geändert, nachdem die Ziegen ihre Euter wieder in andere Hände gelegt hatten und ich es nach vielen Reisen entlang des Ozeans bis zum Malin Head, dem nördlichsten Zipfel Irlands, geschafft hatte.

Als ich meine Küstentouren begann, vagabundierten all die Straßen und Sträßchen, Kurven und Kehren noch inkognito den Atlantik entlang. 2014 gab ihnen das Tourismusamt Fáilte Ireland dann einen Namen, mit dem man zaubern kann – Wild Atlantic Way. Drei Wörter, die aus rund zweitausendfünfhundert asphaltierten Küstenkilometern plötzlich eine Einheit machen, die von der Halbinsel Inishowen im nördlichsten County Donegal bis in die kleine Stadt Kinsale im Süden Irlands führt. Den Weg weisen Verkehrstafeln mit zackenförmigen weißen Wellenlinien auf blauem Grund, und besonders spektakuläre Aussichtsstellen auf der Route werden durch auffällige Metall-Logos aus rostfarbenem Stahl angezeigt. Anfänglich spotteten viele Iren noch über die Wiederentdeckung der donkey old roads und beklagten die hohen Kosten für die Beschilderung des Weges. Inzwischen ist jedoch klar, dass der Wild Atlantic Way ein großer Erfolg ist. Selbst weit abgelegene Orte in den Counties Donegal und Mayo spielen nun nicht mehr auf der B-Seite des Irlandtourismus. Der Atlantikweg bringt Arbeitsplätze und Gewinne. Die Landschaft ist dabei das größte Kapital, und weil nicht verloren gehen soll, was die Menschen überhaupt erst in den Westen lockt, profitieren auch Umwelt- und Naturschutz von der großen Beliebtheit der Küstenroute. Mit steigenden Touristenzahlen wächst allerdings auch die Angst vor der Kommerzialisierung des Schönen. Dann droht die Gefahr, dass Wohnmobile und SUVs die Straßen verstopfen, Walbeobachtungstouren zum Spektakel und Kulturattraktionen zur bloßen Kulisse für Selfie-Enthusiasten werden. Das lässt sich verhindern, durch eine Art des Reisens, die den Wild Atlantic Way nicht als Fließband der touristischen Produktion begreift.

Auch deshalb ist dieses Buch kein Roadtrip-Reiseführer geworden. Es gilt nicht, die maximale Anzahl von Sehenswürdigkeiten abzufahren oder denkwürdige Erlebnisse zu sammeln wie Trophäen. Es geht um die Lust am Unterwegssein auf einer der längsten Küstenstraßen der Welt, die entgegen allen sonstigen Trends nur der Weg und nicht das Ziel ist. Die Route ist abgesteckt, doch wo gehalten, welche Ausfahrt genommen und welcher angebliche Höhepunkt gemieden wird, um stattdessen eine großartige Nebensächlichkeit zu finden, das bestimmt jeder selbst. Sicher ist nur eines: Am Ende einer Entdeckungsreise wird es Irlands Westen zweimal geben – den sichtbaren aus Küstenstraßen, Klippen, Inseln und Meer und den unsichtbaren aus eigenen Erinnerungen und aus den Mythen, Legenden und Geschichten, die einem die Iren vom Leben am Rande des Ozeans erzählt haben werden.

IM NORDWESTEN

Liebe auf den ersten Guss

Up here it’s different

Sonntagsgottesdienst oder Montagsbingo – viel mehr bleibt einem nicht, um der Einsamkeit zu entkommen. Ist das nicht großartig? Es gibt viele abgelegene Orte in Irland. Nirgends sonst aber ist der Grad der Verlassenheit höher als im Norden Donegals. Dass Menschen dort eher nicht in Massen anzutreffen sind, hat sich auch unter Meeresbewohnern herumgesprochen. Auf einem Felsen, keine zehn Meter von einem Ufer der Fanad-Halbinsel entfernt, üben einige Robben während ihrer täglichen Yogastunde den halbmondförmigen Sonnengruß. Gebogen wie Croissants liegen sie da, völlig gelassen und blicken nur kurz auf, als das lauter werdende Knirschen der Kiesel unter meinen Schuhen ihnen mein Näherkommen signalisiert. Gleich darauf wieder Entwarnung und die Entspannung geht weiter. Schlechte Erfahrungen scheinen sie mit der Spezies Mensch noch nicht gemacht zu haben. Ich darf in der Nähe bleiben und ihnen durch das Fernglas auf die sonnenbeschienenen Glatzen schauen. Ein wohliges Robbenbrummen, Wellenplätschern und das Sirren von Seeschwalben im Formationsflug – mehr ist in der nächsten Stunde nicht zu hören.

Auf Dauer kann so ein schallgedämpftes Glück ein wenig menschenscheu, ganz sicher aber egoistisch machen. Wer teilt schon gern, wenn er gewohnt ist, ein exklusives Rendezvous mit Robben haben zu können, wenn er ungestört zu den Megalithgräbern im Ards Forest Park wandern oder mitten im Sommer ganz allein in einer der schönsten Sandbuchten des Landes müßiggehen kann? Niemand sonst ist da, nicht einmal die übliche Möwenmafia lässt sich blicken, nur ein paar Austernfischer hinterlassen tapsend Anwesenheitsnotizen im Sand. Der Segen des Alleinseins. Wie viele Seufzer des Vergnügens in Donegal wohl schon vom Wind fortgetragen wurden? Und wie viele Flüche, wenn plötzlich doch eine Horde Kinder lärmend durch die Dünen des Sheskinmore Nature Reserve trollt? Diese kleinen akustischen Stinker, die schlagartig verstummen, weil sie den Otter entdeckt haben, der nun auf Goldmedaillenkurs durch den kleinen See flitzt. Als die Kinder vor Begeisterung über viele metallicblaue Libellen erneut zu krähen beginnen, bin ich bereits hinter der nächsten Düne verschwunden und es umgibt mich wieder sonntägliche Stille.

Sheskinmore ist Teil einer großen Küstenlagune samt Marschland, Sumpfregionen und Stränden und gehört zu Irlands wichtigsten Naturschutzgebieten. Das Gras hat den Sand hier so fest im Griff, dass keine Düne mehr auf Wanderschaft gehen kann. Stattdessen haben sie sich ein dickes Fell aus Wildblumen wachsen lassen. Im Frühling schicken Orchideen ihr farbenfrohes Flimmern aus, im Herbst zieht Schafgarbe eine goldgelbe Decke über das Land. Dachse, Füchse, Frösche und Kiebitze sind im Sheskinmore-Reservat zu Hause, und auch mit Rostbinde, Landkärtchen und Waldbrettspiel kann man hier Bekanntschaft machen, quasi im Vorbeiflattern. Unter all den Schmetterlingsarten in Sheskinmore trägt aber der schmuddelige Skipper, im Deutschen Kronwicken-Dickkopf genannt, wohl den lustigsten Namen. Mit ausgebreiteten Flügeln liegt dieser unscheinbar graubraune Falter gern an den trockeneren Hängen, wo in direkter Nachbarschaft auch Eidechsen ein Sonnenbad nehmen.

Ein leichter Wind streichelt über das Gras, als ich den Dünenweg zum Ballinreavy-Strand hinabsteige und mich Augenblicke später fühle wie das Walross und der Zimmermann im Nonsens-Gedicht von Lewis Carroll: The Walrus and the Carpenter/ Were walking close at hand;/ They wept like anything to see/ Such quantities of sand. Unter einem hohen hellen Himmel ist nur noch Sand, Sand, Sand in Sicht. Life is a beach. Das Leben ist ein Strand, und der liegt so glatt geföhnt da, als wäre heute Schöpfungstag Nummer eins und ich der erste Mensch, der probeweise seine Spuren hinterlassen darf. So müsste die Welt immer sein. Ein Gedanke, den ich in Donegal mehrmals täglich habe. Warum sagt einem das eigentlich niemand vorher, wie sensationell es hier oben ist?

Vermutlich weil viele Iren das selbst lange vergessen hatten. Als Wissenschaftler vor einigen Jahren in einem Dogenpalast des 17. Jahrhunderts eine sehr detailgenaue Wandkarte entdeckten, auf der sogar einige kleine Gemeinden Donegals eingezeichnet waren, unkte man dort in den pubs: »Stellt euch vor, in Venedig kannte man uns schon vor vierhundert Jahren, in Dublin erst seit vorgestern.« Der Hauptgrund für diese Vernachlässigung ist mit einem Blick auf die Landkarte sofort zu erkennen. Geografisch ist Donegal fast vollständig vom Rest der Republik abgeschnitten. Nur ein dünner Küstenstreifen verbindet die Grafschaft noch mit dem Süden, seit es 1921 zur Teilung der Insel kam und neue Grenzen gezogen wurden. Südirland wurde bald danach zum unabhängigen Freistaat, die historische Provinz Ulster im Norden blieb jedoch Teil des Vereinigten Königreichs. Auf Donegal, das ursprünglich ebenfalls zu Ulster gehört hatte, verzichtete man. Es war schlicht zu katholisch für die Schaffung eines nordirischen Staates, in dem eine protestantische Bevölkerung dominieren sollte. Die geografische Isolation von der Republik ist ein Grund, warum Donegal sich kulturell, sozial und wirtschaftlich nach Osten, in Richtung Nordirland orientiert. Deshalb ist vieles dort bis heute pures Ulster geblieben und klingt auch so. Der typische Singsang lang gezogener Vokale ist im shopping centre in Letterkenny und an der Tankstelle von Portsalon ebenso zu hören wie im »The Squealing Pig«, dem pub des quietschenden Schweins in der Stadt Muff. Muff liegt unmittelbar an der Grenze zu Nordirland und ist der Startpunkt für den Wild Atlantic Way. Der liefert übrigens ein weiteres Indiz dafür, dass Donegal tatsächlich lange Zeit vergessen oder zumindest arg vernachlässigt wurde. Ursprünglich sollte die Grafschaft gar nicht in den Atlantikweg einbezogen werden und die Route nur zwischen Cork und Sligo verlaufen. Weil die Marketingmenschen vom Tourismusamt letztlich weiser entschieden haben als manch irischer Politiker, mäandert die Küstenstraße nun doch durch Donegal und führt zu neununddreißig landschaftlichen Höhepunkten, den sogenannten Discovery Points. In Muff merkt Mary in ihrer Imbissstube »The Fishy Muff« nichts von einem Touristenboom. »Für Donegal hat es sich aber ganz sicher gelohnt«, meint sie. »Vorher wurden die südlich gelegenen Grafschaften bevorzugt, allen voran Cork, Kerry und Clare mit den Cliffs of Moher. Jetzt wissen die Leute auch von Donegals vielen Sandstränden und den sensationellen Klippen von Slieve League, und alle im Land kriegen ihren gerechten Anteil ab.« Ein bisschen mehr Aufmerksamkeit ist Donegal wirklich zu wünschen.

So viele historische Umbrüche, so viel Kummer über die jahrzehntelange Vernachlässigung und nun auch noch die Angst vor den unberechenbaren Folgen, die der Brexit, Großbritanniens Austritt aus der EU, haben könnte – Donegal hat Liebeserklärungen dringender nötig als everybody’s darlings Cork und Kerry. Man muss nur erst einmal von dieser Liebe ergriffen werden. Wer aber lässt sich schon auf eine Romanze mit jemandem ein, der den Ruf hat, durch und durch nass zu machen? Vielen ist die Grafschaft im Norden der Republik Irland nur aus dem Wetterbericht bekannt. Wenn der Atlantik angefeuert von Stürmen der Stärke zwölf gegen die Küste prallt, nennen die Meteorologen immer denselben Namen: Malin Head – der nördlichste Zipfel Donegals auf der Halbinsel Inishowen. Ein von allen Wettern geprüfter Ort. Hier toben sich die berüchtigten Islandtiefs als Erstes aus und liefern ihre ungeheure Regenfracht ab, und hier brechen auch die gewaltigen Stürme herein, denen sich auf mehreren Tausend Kilometern offener See kein Hindernis entgegengestellt hat und die das Meer zum Stoff für Albträume machen. Manannán ist wütend, heißt es dann.

Manannán mac Lir, der keltische Gott des Meeres, soll in den Wassern vor Donegals Küste hausen. Wenn sein Geist bei besonders heftigem Unwetter freigesetzt wird, macht auch der Wild Atlantic Way seinem Namen alle Ehre. Eine höllisch schwarze Wolkenwand hat die Sonne aus dem Verkehr gezogen. Streifen gegabelter Blitze erhellen den Himmel in elektrischem Blau, gefolgt von dröhnenden Donnerschlägen. Atlantikwellen prügeln gegen die Küste, wütende Winde fegen über das Dach und ein Trommelregen lässt die Fenster vibrieren. Es plätschert, strömt, gießt, rauscht und gurgelt. Der Klang des Wassers wird zum Grundton des Lebens und ganz Donegal schnauft. Doch Durchhalten ist jetzt die Devise. Irland bei Sommerwetter kann jeder. So wie sich der wahre Charakter eines Menschen in Krisensituationen am ehrlichsten zeigt, wird sich auch erst im Dauerregen erweisen, ob aus meinem Sonnenscheinflirt mit Donegal eine echte Liebesgeschichte werden kann. Außerdem gilt: If you make it here, you’ll make it anywhere in Ireland. Schlimmere Wetterschrecken holt man sich im irischen Süden bestimmt nicht ab. Wie lang die Probezeit für die eigene Wind- und Wasserfestigkeit in Donegal ausfällt, ist allerdings ungewiss. Sie kann ein paar Stunden oder einige Tag andauern, und manchmal – wenn sie oben vergessen haben, den Stöpsel aus der himmlischen Badewanne zu ziehen und sie einfach immer weiter überläuft – währt die Sintflut auch mehrere Wochen. Die gesammelten Werke von James Joyce, Prousts siebenbändiges Romanwerk »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« und eine vollständige Enzyklopädie irischer Geschichte im Bücherregal des Ferien-Cottages sind ein sicheres Zeichen dafür, dass einem das Wetter manchmal einen längeren Hausarrest erteilt. Sonntagsmesse und Montagsbingo fallen dann auch ins Wasser – und großartig ist die Einsamkeit, wenn sie endlich wieder endet.

Lasst die Feen raus!

Wenn Google nicht mehr weiterweiß

»Thank you for visiting Amazing Grace Country«, steht auf einem Schild hinter Buncrana. Nichts zu danken, mir war gar nicht bewusst, dass ich da durchgefahren bin. Im nächsten Moment vergesse ich es auch gleich wieder. Vor mir liegt ein Tag, der noch nicht so recht weiß, was aus ihm werden soll. Der Radiometeorologe hält sich ebenfalls alle Möglichkeiten offen und tippt für heute mal wieder auf beides – sonnige Abschnitte und vereinzelt Schauer.