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Mecklenburger Bucht – schon allein der Name funktioniert wie ein Dosenöffner, mit dem sich die Büchse der Erwartungen aufmachen lässt. Darin: Bilder von graublauem Ostseewasser und leuchtenden Bernsteintropfen, von Backsteinkirchen und Leuchttürmen, Strandkörben, Fischbrötchen und Kiefernwäldern, die bis an den Strand hinunterreichen. Die Küstenlandschaft vom Klützer Winkel über Wismar, Rostock und Kühlungsborn bis zur Halbinsel Fischland-Darß-Zingst nimmt es locker mit den touristischen Schmachtfetzen Rügen und Usedom auf. Wetten? Auf die Auswahl kommt es an! Dann zeigen sich die wahren Highlights unter den touristischen Klassikern, die Besonderheiten zwischen dem Gewöhnlichen, sozusagen die stattlichen Kapitänsmützen unter den alten Hüten. Wer also die Ostseeküste durch die Plattdeutsch-Brille entdecken, seine Höhenangst wahlweise im Hafenkran oder an den Steilklippen testen, zum Yedi-Ritter werden und dabei immer die Adler im Auge behalten möchte, dem wird dieses Buch ein idealer Wegbegleiter sein. Hartlich willkamen in Mäkelborg-Vörpommern!
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Seitenzahl: 154
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Nicole Quint
Mecklenburger Bucht
MIT WISMAR, KÜHLUNGSBORN UND ROSTOCK
50
MIKROABENTEUER
ZUM ENTDECKEN UND GENIESSEN
IMPRESSUM
Mecklenburger Bucht – Mit Wismar, Kühlungsborn und Rostock
50 MIKROABENTEUER ZUM ENTDECKEN UND GENIEßEN
Nicole Quint
© 2025 360° medien
Nachtigallenweg 1 I 40822 Mettmann
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Redaktion und Lektorat: 360° medien
Satz und Layout: Elke Gräfe
Gedruckt und gebunden:
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Bildnachweis: siehe Seite 256Sicherheitshinweis: siehe Seite 256
ISBN: 978-3-96855-712-0
Hergestellt in Deutschland
360grad-medien.de
Nicole Quint
Mecklenburger Bucht
MIT WISMAR, KÜHLUNGSBORN UND ROSTOCK
50
MIKROABENTEUER
ZUM ENTDECKEN UND GENIESSEN
Haben Sie schon einmal einen unbekannten Ort betreten, einen Wald, eine Blumenwiese oder eine Stelle an einem Ufer, und plötzlich und unerwartet das Gefühl gehabt, zu Hause zu sein? Eine Heimkehr in die Fremde. Eine Erinnerung ohne Logik. Irrational und mysteriös. Manchmal steckt eine Art Secondhand-Heimweh dahinter. Es speist sich aus dem Erinnerungsreservoir der Eltern oder Großeltern, die einst an diesem Ort lebten und immer wieder von ihm erzählten, bis er auch im Gedächtnis der nachfolgenden Generationen fest verankert war.
Meine familiären Wurzeln reichen nicht bis nach Mecklenburg-Vorpommern, aber als ich das erste Mal dort oben an der Ostseeküste stand, überfiel mich genau jenes unerklärliche Wiedererkennen. Wellen, Wind und Austernfischer verübten gemeinschaftlich ein Attentat auf mein staunendes Herz. Der diensthabende Himmelszeltverleiher hatte an diesem Tag einen besonders klaren, besonders blauen Baldachin über das Meer gespannt, und noch bevor ich Schuhe und Socken ausgezogen, die Hosenbeine hochgekrempelt und die Füße in den weichen Sand gesteckt hatte, war klar, dass gerade meine lebenslange Liebesbeziehung mit der Ostsee begann. Die Sehnsucht nach dem Meer hockt seitdem in meinem Herzen, und die Landschaft, von der sie erzählt, ist mittlerweile zu meinem Zuhause geworden. Ich habe an der Mecklenburger Bucht Heimat gefunden und das Gefühl, endlich angekommen zu sein.
Vom Glück, hier zu leben, möchte ich Ihnen erzählen und zur Einstimmung auf eine Reise an die Mecklenburger Bucht 50 Plätze und Aktivitäten vorstellen, die mal an Steilküsten, idyllische Schilfbuchten und Strände führen, mal in kleine Dörfer, Sumpf- und Küstenwälder, die noch still und abgelegen genug sind, um unsere Tagträume zu schützen. Oft sind es Orte, wo es nach Kiefern, Moos und Räucherfisch duftet, wo man unter einer flirrenden Sonne über den Deichweg radeln und weit über traumversunkene Boddenlandschaften schauen kann, wo sich die schönsten Sonnenaufgänge, Bernstein und Erinnerungen sammeln lassen und wo man Menschen begegnet, denen die alljährliche Rückkehr der Kraniche ein echtes Fest ist.
Neugierig geworden? Falls ja, dann freuen Sie sich auf die unbekannten Seiten der alten Hafenstädte Wismar und Rostock, auf Küstenkünstler und den Geschmack des Nordens, auf prähistorische Stätten, perfekte Wanderwege und auf die Bekanntschaft mit Bernsteinschnecken, Waldeidechsen, Robben und Seeadlern.
Aber Achtung! An der Mecklenburger Bucht wird das Fundament einer Sehnsucht gelegt, die auf Lebenszeit bei einem bleibt. Wird sie nicht oft genug gestillt, kann sie quengeln wie ungeduldige Kinder. Manchmal schleicht sich diese Sehnsucht in den Souffleurkasten des Lebens und bringt einen mitten in der Abteilungsleitersitzung, an der Ampel oder der Supermarktkasse völlig aus dem Konzept, wenn sie „Ostsee, Ostsee“ flüstert. Meist aber ist sie einfach nur die Hand im Rücken, die gen Norden schiebt, weil sie weiß, was gut für einen ist: eine lange Auszeit an der Mecklenburger Küste. Probieren Sie es aus!
Nicole Quint
WILLKOMMEN AN DER MECKLENBURGER BUCHT!
TOP TEN DER SEHENSWÜRDIGKEITEN
KURIOSES UND BESONDERHEITEN
DASSOW UND KLÜTZER WINKEL
1.Die Weite suchen: Naturstrand Rosenhagen
2.Froschstühle und Himmelspferde: Sprachreise durch den Klützer Winkel
3.Meister Yoda in Mecklenburg: „Outpost One“ in Dassow
4.Jahreszeit für Fortgeschrittene: Brooker Wald und Kolonnenweg
5.Am Strand der Schätze: Boltenhagens Steilküste
6.Volle Pulle: Buddelschiffmuseum in Boltenhagen
7.Die Drachenflieger: Kitesurfen an der Wohlenberger Wiek
8.De Utkiek: Aussichtsbank in Zierow
WISMAR
9.Baumstarker Start: Lindengarten Wismar
10.Wahre Zeichen: Wismars Kirchen
11.Ein Schluck vom Glück: Kaffee- und Spezialitätengeschäft „Liebreiz“
12.Vägar till det förflutna: Wismars Schwedenweg und Schwedenfest
13.Schaurig schön: Filmkulisse und Fledermausheimat
14.Der träumende Holländer: Hafentour und Segeltörn
15.Mit Schilf und Charme: Wendorf und Hoben
16.Stadtrandschönheiten: Köppernitz und Bürgerpark
17.Gestatten, dass ich liegen bleibe? West- und Ostfriedhof
18.Und täglich grüßt der Graureiher: Teichgebiet Wismar-Kluß
19.Dickes Ding: Betonschiff Redentin
INSEL POEL UND SALZHAFF
20.Eine wie keine: Insel Poel und Vogelschutzinsel Langenwerder
21.Einmal Heimat, bitte! Inselmuseum in Kirchdorf
22.Ein Wintermärchen am Salzhaff: Boiensdorfer Werder
REGIOPOLREGION ROSTOCK
23.Schwere Zeiten: Reriks Großsteingräber
24.Bezaubernd baufällig: Villa Baltic, Kühlungsborn
25.Klärchen kommt: Kühlungsborn
26.15 Meter Geschichte: Ostsee-Grenzturm, Kühlungsborn-Ost
27.Zwischen Liebe und Zorn: Ostrockmuseum Kröpelin
28.Vom Badekarren zum Bikini: Stadt- und Bädermuseum Bad Doberan
29.Irgendwie anders: Nienhäger Holz
30.Ahoi Rostock! E-Boot-Tour auf der Unterwarnow
31.An allen Ecken und Wänden: Kunstspaziergang durch Rostock
32.Traut euch! Hellingkran, Stadthafen Rostock
33.Wald trifft Wasser. Rostocker Heide
34.Herrlich harzig: Deutsches Bernsteinmuseum, Ribnitz-Damgarten
FISCHLAND-DARß-ZINGST
35.Leinwand als Rückspiegel: der Kunstpfad in Ahrenshoop
36.Ganz nach Ganeshas Geschmack: Restaurant „Curry Junction“, Ahrenshoop
37.Kein schöner Land: Darßer Ort
38.Starke Stürme, großer Glaube: Seemannskirche und Friedhof in Prerow
39.Pforten-Paparazzi: Darßer Türen
40.Ja, wo fliegen sie denn? Fischland-Darß-Zingst
41.Unter Urzeitwesen: Osterwald
42.Sprechen Sie Kranisch? Aussichtsplattform, Zingster Deich
AUSFLÜGE ABSEITS DER KÜSTE
43.Eine Prise Vorpommern: Salzmanufaktur Trinwillershagen
44.Was vom Gestern übrig blieb: Schlösser, Gutshöfe und Herrenhäuser
45.Im Kino der Nacht: Astronomischer Lehrpfad „De Sternkieker“, Mecklenburger ParkLand
46.Der Nussschalen-Heiland: Norddeutsches Krippenmuseum, Güstrow
47.Auf gutem Weg: von Wismar nach Bad Kleinen
48.Tiefgründiger Grenzgänger: Biosphärenreservat Schaalsee
49.Mecklenburger Meisterstück: UNESCO-Welterbe Schwerin
50.Bliwwt allens bi’n Ollen? Fritz-Reuter-Bühne, Schwerin
DAS KLEINE WÖRTERBUCH
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BILDNACHWEIS
Das Gewölbe über der Frischen Grube, Wismar
Hinweise: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.
WILLKOMMEN AN DER MECKLENBURGER BUCHT!
Fritz-Reuter-Büste, Boltenhagen
„As uns’ Herrgott dei Welt erschaffen deed, fung hei bi Meckelnborg an. Up disse Ort is uns’ Meckelnborg worden, un schön ist’t in’n Ganzen worden.“ So wie der niederdeutsche Schriftsteller Fritz Reuter den Schöpfungsakt in seiner „Urgeschichte von Meckelnborg“ beschrieb, waren die ersten Menschen also waschechte Mecklenburger und lebten im Garten Eden an der Ostsee. Unser tägliches Fischbrötchen gib uns heute, dazu einen hohen Himmel, einen weiten Horizont und wilde Landschaften, die wir uns mit Fuchs und Hase, Fischottern und Fledermäusen, Rotbauchunken, Ringelnattern, Bernsteinschnecken, Kranichen und Seeadlern teilen. Wenn eines der am dünnsten besiedelten Bundesländer auch noch genügend Ausbildungs- und Arbeitsplätze bieten würde, könnten Adams und Evas Nachfahren heute noch von paradiesischen Zuständen ihrer Heimat schwärmen. Völlig verzückt sind stattdessen vor allem Millionen Urlauber, die alljährlich an die Mecklenburger Küste reisen. Graublaues Ostseewasser, Strände und Backsteinkirchen schenken ihnen den Gegenzauber zu Feinstaub, Parkplatzwüsten und Betonburgen deutscher Großstädte.
Mögen die touristischen Schmachtfetzen des Landes auch Rügen und Usedom heißen, im Mittelpunkt dieses Buches steht ganz allein die Mecklenburger Bucht, und zwar jener Teil, der von der Traveförde an der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein bis hoch hinauf an die Nordspitze der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst reicht. Wie eine prallgefüllte Lostrommel voller Hauptgewinne, so etwa darf man sich die Gegend rund um die Bucht vorstellen. Wo man auch hinkommt, bei der Menge an landschaftlichen und kulturellen Kostbarkeiten zieht man immer einen Volltreffer: die Steilküste von Boltenhagen, die UNESCO-Welterbestadt Wismar mit der nahen Insel Poel, das Spitzentrio unter den Seebädern – Kühlungsborn, Heiligendamm und Warnemünde, die alte Hansestadt Rostock, die den größten Küstenwald Deutschlands vor der Haustür hat, und die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, eine Art Anti-Sylt, vollkommen frei vom Schickimicki eines Erste-Klasse-Tourismus. Vor Urzeiten waren es einmal drei einzelne Inseln, die nach einer katastrophalen Sturmflut im Jahr 1872 durch die Versandung des Prerower Stroms endgültig zu einem Eiland verschmolzen. Heute gehört es teils zu Mecklenburg, teils zu Vorpommern. Am Darßer Ort, wo sich die Landzunge wie ein Bumerang gen Osten biegt, endet offiziell die Mecklenburger Bucht und der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft beginnt. Die Dünen, Moore, Windwatte und Salzgrasflächen auf Fischland-Darß-Zingst gelten bei durchreisenden Zugvögeln, allen voran Kranichen und Wildgänsen, als Rast-Hotspots. Im Darßer Urwald röhren die Hirsche, und etwas Schöneres als das sanfte Leuchten des Ostseehimmels über dem wilden Weststrand gibt es kaum.
Marktplatz in Wismar
Regenpfeifer und Austernfischer flitzen dort am Wassersaum entlang, vorbei an einigen FKKlern, die dem Nacktbaden als einem Akt der Freiheit frönen wie einst im Garten Eden und später auch in der DDR. Von der ist, anders als von Steinzeitmenschen, Slawenfürsten, Schwedenkönigen und Hansekaufleuten, die beachtliche Bauwerke hinterlassen haben, inzwischen nur noch erstaunlich wenig zu sehen. Vor Hotelzimmern, die aussehen, als hätten Stasi und KGB ein Wörtchen bei der Zimmereinrichtung mitreden dürfen, muss man sich also nicht fürchten. Roch der Osten auch einige Jahre nach dem Mauerfall noch nach Kernseife, Mottenkugel und Kohl, hat er seitdem ordentlich aufgeholt. Gespeist wird gern in alten Gutshäusern, Getreidespeichern oder Schlössern, gewohnt übrigens auch, wobei vor allem Urlaub in Hausbooten, ehemaligen Wassertürmen oder Hafenkränen das gängige Hotel-, Campingplatz und Ferienhausangebot um besonders schöne und ausgefallene Schlafmöglichkeiten bereichern.
Waldmoor im Darßwald
Ein wenig DDR-Flair weht den Gast hie und da noch auf den Speisekarten an, dann aber aus purer Ostalgie. Die in einigen Reiseführern als Klassiker gepriesene Grützwurst, auch unter dem Namen „Tote Oma“ bekannt, kommt allerdings nur noch selten auf den Teller. Das ominöses Gericht könnte auch das Ergebnis eines Reaktorunfalls mit Hamsterbabys sein, weshalb ein fabelhaftes Fischbrötchen dem warmen Wurstbrei dann doch unbedingt vorzuziehen ist.
Holländermühle Stove
Dat lött sik äten! Das lässt sich essen!, heißt es dann anerkennend auf Plattdeutsch. Zu den glorreichen Zeiten der Hanse war sie noch Hochsprache im ganzen Ostseeraum, später meist nur noch im Privaten zu hören. Doch ganz nach dem Motto „Kannst keen Platt, fehlt di wat!“ findet ein beachtliches Revival statt mit eigenen Theateraufführungen, Radio- und Fernsehprogrammen. Artikel 16 der Landesverfassung verpflichtet Mecklenburg-Vorpommern die Regionalsprache zu schützen und zu fördern, und 2023 absolvierten die ersten Schüler hier sogar ihre Abiturprüfungen im Fach Niederdeutsch. Plattdüütsch, ist eben nicht nur die Übersetzung von Meer, Möwen und Fischbrötchen in Rhetorik, sondern ein echtes Stück Heimat. Un dat is doch'n fien Sak!
DER SEHENSWÜRDIGKEITEN AN DER MECKLENBURGER BUCHT
1Schloss Bothmer: Mecklenburg-Vorpommerns größte und bedeutendste barocke Schlossanlage empfängt ihre Besucher am südlichen Ortsrand von Klütz. Dass Reichsgraf Hans Casper von Bothmer lange als Diplomat in Den Haag und London tätig war und sich von der dortigen Architektur inspirieren ließ, sieht man seiner 1732 vollendeten Residenz an. Besonders beeindrucken die nach englischem Vorbild geschaffene Parkanlage und die berühmte Festonallee. Die Linden dieses rund 270 Meter langen Baumspaliers wurden so kunstvoll gestutzt und geschnitten, dass man meint, sie hielten sich gegenseitig an den knorrigen Händen. schlossbothmer-mv.de
2Welt-Erbe-Haus in Wismar: In diesem mittelalterlichen Giebelhaus können die Wände tatsächlich sprechen. Sie beschreiben ihren Besuchern, wie es dort Mitte des 14. Jahrhunderts zuging und informieren mithilfe moderner Ausstellungstechnik über all die Besonderheiten, deretwegen die Hansestadt Wismar 2002 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen wurde. Als besonders redselig erweisen sich die Mauern, die Anfang der 1820er-Jahre mit edlen Papierdrucken aus Paris geschmückt wurden. Einfach auf einer Bank in diesem Tapetenzimmer Platz nehmen und sich von der seltenen Wandverkleidung eine bilderreiche Geschichte aus der griechischen Mythologie erzählen lassen.wismar.de/Tourismus/UNESCO-Welterbe/Welt-Erbe-Haus
3Halbinsel Wustrow:Betreten verboten! Seit über 90 Jahren ist die idyllisch zwischen Salzhaff und Ostsee gelegene Halbinsel Wustrow schon gesperrt. Erst Militärstadt und Kaderschmiede der Nationalsozialisten, später der größte Standort der sowjetischen Armee an der Ostseeküste. Heute ein seltsam anziehender Lost Place, den sich Uhus, Eidechsen, Glockenblumen und Meerkohl zurückerobert haben. Nur im Rahmen geführter Touren darf dieses munitionsverseuchte Naturidyll betreten werden. Per Pedes oder mit der Pferdekutsche geht es über verwilderte Wege zu den Ruinen von Kasernen, Offiziers-, Geschäfts- und Krankenhäusern. Lauter morsche Stätten einer Vergangenheit, die verfällt, aber fortwährend mahnt. insel-wustrow.de, rerik.de
4Das Bad Doberaner Münster: Als Baustoff für Häuser und Kirchen wurde gebrannter Ziegel zum architektonischen Markenzeichen des Nordens. Die „Europäische Route der Backsteingotik“, die mehrere hundert besonders sehenswerte Bauwerke vereint, muss in Mecklenburg-Vorpommern daher freilich auch zu dem bedeutendsten mittelalterlichen Bauwerk des Landes führen, dem Münster von Bad Doberan. Die 1368 geweihte Kirche des Zisterzienserklosters repräsentiert Baukunst in höchster Vollendung. Weil sie von Weltkriegsbomben und Bilderstürmen weitgehend verschont blieb, birgt ihr Inneres die wohl reichste mittelalterliche Ausstattung in ganz Europa. muenster-doberan.de
5Mecklenburgische Bäderbahn Molli: Molli lautet der Spitzname der musealen Schönheit, die nie aufs Abstellgleis geriet. Anders als viele Nostalgie-Eisenbahnen wird der älteste Schmalspurzug der Ostseeküste nicht nur zu seltenen Wochenendfahrten eingesetzt, sondern schnauft noch immer im Regelbetrieb, und das seit 1886. Mit knapp 40 km/h bringt der Molli seine Fahrgäste mehrmals am Tag mitten durch die Hauptgeschäftsstraße von Bad Doberan über Heiligendamm bis nach Kühlungsborn. Je eine von fünf Dampflokomotiven zieht die Waggons dann über die 15,4 Kilometer lange Strecke. Glänzender Lack und weiße Dampfwolken, dazu ein Sound aus Rattern und Zischen – bei so viel Eisenbahnromantik ist es kein Wunder, dass dem Molli mehrere musikalische Liebeserklärungen und ein eigenes Museum am Bahnhof in Kühlungsborn West gewidmet wurden. molli-bahn.de
6Deutschlands ältestes Seebad – Heiligendamm: Während die Franzosen Revolution betrieben, gingen die Deutschen baden, allen voran Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg. Er stieg 1793 mitsamt seiner Kammerdiener in die Ostseefluten, um Deutschlands erstes Seebad in Heiligendamm einzuweihen. Wer heute die viel gerühmte „Weiße Stadt am Meer“ besucht, dem versprechen goldene Lettern am klassizistischen Kurhaus noch immer: Heic te laetitia invitat post balnea sanum. – Freude erwartet dich hier, entsteigst du gesundet dem Bade. bad-doberan-heiligendamm.de
7Teepott und Leuchtturm in Warnemünde: Eine gewagte Dachkonstruktion aus geschwungenen Betonschalen von DDR-Stararchitekt Ulrich Müther und ein 31 Meter hohes Ausrufungszeichen, beide besser bekannt als „Teepott“ und Leuchtturm, bilden ein unverkennbares Duo, das zum Wahrzeichen der Warnemünder Promenade wurde. Besucher können das 1897 erbaute Seezeichen erklimmen, um einen herrlichen Blick auf Warnemündes Hafen und den kurvigen Baukunstnachbarn zu genießen, der weit über die Grenzen Deutschlands als exzellentes Beispiel für Hyparschalenbauwerke bekannt ist.rostock.de/warnemuende.html, warnemuende-leuchtturm.de
8Rhododendronpark in Graal-Müritz: Einmal nicht in der Ostsee, sondern in einem Meer aus weißen, gelben, purpurvioletten und rosaroten Blüten baden? Botanisch leicht entflammbare Romantiker geraten vor allem im Mai und Juni angesichts eines prächtigen Waldes aus Rhododendren und Azaleen ins Schwelgen, wenn 2500 verschwenderisch blühende Stauden den Park in Graal-Müritz mit Düften und Farben füllen. graal-mueritz.de/rhododendronpark
9Darßer Weststrand: Der schönste aller Naturstrände in Mecklenburg-Vorpommern soll er sein, manche meinen, der Darßer Weststrand stelle sogar sämtliche Pulversand-Konkurrenz der Welt in den Schatten. Sicher ist, dass die 14 Kilometer lange Strandschönheit, die sich von Ahrenshoop bis hoch zum Darßer Ort räkelt, erobert werden will. Ausschließlich zu Fuß, per Rad oder Pferdekutsche erreichbar, frei von allem üblichen Strandmobiliar wie Sonnenschirme, Imbissbuden und Eisverkäufer, ahnt man in der Abgeschiedenheit des Weststrandes, wie die Welt am ersten Schöpfungstag ausgesehen haben könnte. fischland-darss-zingst.de
10Seebrücke in Prerow: Kurz bevor dieses spektakuläre Bauwerk anfängt, endet die Mecklenburger Bucht an der Nordspitze der Halbinsel Darß. Weil ihr aber nur knapp fünf Kilometer bis dorthin fehlen, darf die längste Seebrücke im gesamten Ostseeraum den zehnten Platz in diesem Ranking belegen. Brücke kann man diese 720 Meter lange Konstruktion, die 2024 in Prerow eröffnet wurde, eigentlich gar nicht nennen. Die Bezeichnung „Meeresstraße“ trifft es besser. „Ostseetherapeut“ passt auch wunderbar, denn ganz vorn, auf der Aussichtsplattform, kann man auf gehörigen Abstand zum Alltag gehen und eine völlig neue Perspektive auf die Dinge gewinnen. ostseebad-prerow.de/de/geschichte-tradition/maritime-baukultur/seebruecke.html
AN DER MECKLENBURGER BUCHT
Wer weiß, wo die Kirchenschnecke wohnt? Können putzige Keramikhunde sündige Geheimnis haben? Wie wurden aus armen Schneidern weltberühmte Schriftsteller, und was macht Frank Zappa in Bad Doberan? Die Antworten darauf offenbaren einige der außergewöhnlichsten Seiten Mecklenburg-Vorpommerns.
1881 eröffnete der innovative Kaufmann Rudolph Karstadt in Wismar, Krämerstraße/Ecke Lübsche Straße das erste Geschäft seiner späteren Warenhauskette und etablierte damit eine gänzlich neue Geschäftspolitik. Anschreiben lassen konnten Karstadt-Kunden nicht mehr. Barzahlung war angesagt, die aber zu garantiert günstigen Festpreisen. Der Kaufhauskonzern geriet seitdem bereits mehrfach in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Viele Filialen mussten schließen, doch Karstadts Wismarer Keimzelle, ein repräsentativer Jugendstilbau mit markanter Sandsteinfassade und großen Schaufenstern, hat noch immer geöffnet.
Ein Keramikhund kommt selten allein. Paarweise hocken sie stets am Fenster, zwei kitschige Kuppler. Englische Prostituierte sollen sie als Souvenirs an ihre Seemannskundschaft verkauft haben, um auf diese Weise ihr Gewerbe zu tarnen, lautet eine Variante der Geschichte. Die andere behauptet, dass die Ehefrauen, denen solch possierliche Hunde geschenkt wurden, es mit der Treue ebenfalls nicht so genau nahmen. Während ihre Männer monatelang auf See waren, ließen die Strohwitwen ihre Fensterbankhunde nach draußen schauen als Signal an ihre Liebhaber, die von einer sturmfreien Bude ausgehen konnten. Guckten die Hunden wieder brav in die Stube, war der Gatte heimgekehrt. Alles bloß Gerüchte. Häufige Trennungen führen nicht zwangsläufig zu lasterhaftem Leben. Dank dieser Klarstellung sieht man die unschuldigen Deko-Vierbeiner vor allem auf dem Darß wieder öfter auf den Simsen sitzen.
Wäre Siegmund Mann, Spross einer Schneiderfamilie aus Grabow, 1711 nicht in die Hansestadt Rostock gezogen, hätte sein Enkel Johann Siegmund Mann der Ältere 64 Jahre später sein Glück wohl auch nicht in Lübeck suchen und so zum Urgroßvater der Schriftsteller Heinrich und Thomas Mann werden können. Im Buddenbrook-Roman werden die Mecklenburger Wurzeln der Manns zwar erwähnt, dass sich in Rostock noch heute ihre Spuren finden lassen, ist aber kaum bekannt. So wurde das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Stammhaus der Familie am Neuen Markt 3 in den 1950er-Jahren nach historischen Entwürfen wieder aufgebaut. Dieses Gebäude ist neben dem Wappen und einigen Mitgliedern der Familie auch auf den Buntglasfenstern zu sehen, die über der Begräbniskapelle der Manns in St. Marien leuchten.
Eine adlige Dame orderte im Jahr 1882 beim Rostocker Hofkorbmacher Wilhelm Bartelmann ein Sitzmöbel, das ihr im Freien Schutz vor zu viel Wind und Sonne bieten sollte. Sie bekam einen aus Weidengeflecht gefertigten Strandstuhl, der Prototyp jener leicht klobigen Küstenmöbel, die längst zum Inbegriff von Badeferien an Nord- und Ostsee wurden. Thomas Mann liebte dieses „eigentümlich bergende Sitzgehäuse“, Theodor Fontane nannte ihn „Korbhütte“, und Angela Merkel nahm beim Weltwirtschaftsgipfel in Heiligendamm 2007 in einer XXL-Version eines Strandkorbes mit acht weiteren Staats- und Regierungschefs Platz.