Lexikon Erlebnispädagogik - Andrea Zuffellato - E-Book

Lexikon Erlebnispädagogik E-Book

Andrea Zuffellato

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Beschreibung

Von Abenteuer bis Zirkularität lädt das Nachschlagewerk auf eine Studienreise durch die vielseitige Begriffswelt pädagogischer Arbeit ein. Wort für Wort erschließt sich eine Theorie, die wertvolle Brücken zwischen handlungsorientierter Lernpraxis und aktuellen systemischen Ansätzen schlägt. Die vielen Verweise laden geradezu ein, immer wieder neuen Lesespuren zu folgen und sich somit ein ums andere Mal die eigene Landkarte zu zeichnen und Theorien in ihrer Vernetzung zu erforschen. Andrea Zuffellato vom Institut planoalto und Astrid Habiba Kreszmeier von nature&healing verknüpfen erlebnispädagogisches und systemisches Vokabular mit ihrer langjährigen Praxiserfahrung und bieten mit diesem Lexikon sowohl ein Grundlagenwerk für pädagogische Professionen als auch eine kompakte Sammlung zur Inspiration für Menschen aus Beratung und Therapie. Ein Beitrag zur Wirklichkeitskonstruktion für lebendiges Lernen in Gegenwart und Zukunft. Ein hilfreicher Wegbegleiter für Praktiker/-innen, Forscher/-innen, Schreiber/-innen, Studierende und solche, die es noch werden wollen.

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LexikonErlebnispädagogik

Theorie und Praxis von Erlebnispädagogikaus systemischen Perspektiven

3. völlig überarbeitete Auflage

Andrea Zuffellato

Astrid Habiba Kreszmeier

Dieser Titel ist auch als Printausgabe erhältlichISBN978-3-96557-091-7

Sie finden uns im Internet unterwww.ziel-verlag.de

Wichtiger Hinweis des Verlags: Der Verlag hat sich bemüht, die Copyright-Inhaber aller verwendeten Zitate, Texte, Bilder, Abbildungen und Illustrationen zu ermitteln. Leider gelang dies nicht in allen Fällen. Sollten wir jemanden übergangen haben, so bitten wir die Copyright-Inhaber, sich mit uns in Verbindung zu setzen.

Inhalt und Form des vorliegenden Bandes liegen in der Verantwortung der Autoren.

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Printed in Germany

ISBN978-3-96557-092-4 (eBook)

Verlag:ZIEL – Zentrum für interdisziplinäres erfahrungsorientiertes Lernen GmbHZeuggasse 7–9, 86150 Augsburg, www.ziel-verlag.de3. völlig überarbeitete Auflage 2022

Gesamtherstellung:FRIENDS Menschen Marken Medienwww.friends.ag

©Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Gedruckt auf Recystar matt (100% Altpapier, „Blauer Engel“)

Inhaltsverzeichnis

Lexikon Erlebnispädagogik

Theorie und Praxis der Erlebnispädagogik aus systemischer Perspektive

Einleitendes von Andrea Zuffellato und Habiba Kreszmeier

Vorwort zur 3. Auflage von Hans-Peter Hufenus

Fachvokabular von A bis Z

Dank

Anhang

Literaturliste

Einleitend

Komplexität, Konstruktivismus und Phänomenologie sind drei Stichworte aus dem Vokabular der systemischen Ansätze, welche ein Jahr nach der ersten Nachricht der Verbreitung des neuen Corona-Virus aktueller sind denn je. Die Erlebnispädagogik lehrt uns einen pragmatischen Umgang mit der Unmittelbarkeit komplexer Situationen; sie bietet Hand, gedankliche Konstrukte im Tun zu überprüfen und körperlich zu spüren; und die Natur mit ihrer vielschichtigen Sprache, beschenkt uns mit «Zeichen», die uns helfen können, mit der aktuellen Situation besser zu leben.

Wer Menschen in der Natur auf ihren persönlichen Entwicklungsprozessen begleitet, kennt sich mit unvorhersehbaren Verläufen aus. Das plötzlich umschlagende Wetter, eine Tierbegegnung oder ein gruppendynamischer Konflikt können einen guten Plan rasch über den Haufen werfen. Offenheit, Wachsamkeit und Flexibilität bleiben wichtige Führungsqualitäten. In diesem Sinne bleiben die Kernkompetenzen, welche im Zentrum der Erlebnispädagogik stehen, von hoher Aktualität und Wichtigkeit – auch heute.

Wenn dieses Lexikon dazu beitragen kann, dass das Verständnis von Fachleuten für diese Zusammenhänge gestärkt wird, dass sie gute Pläne in die Tat umsetzen und dabei wachsam, offen und flexibel bleiben, dann haben wir viel erreicht und hoffentlich wird für mehr junge Menschen Pädagogik wieder zum Erlebnis.

Mittlerweile gibt es mehrere Fachbücher zur systemischen Erlebnispädagogik und es freut uns, dass dieses Lexikon einen vorreitenden Beitrag zur Zusammenführung der natur- und handlungsorientierten Ansätze der Erlebnispädagogik mit den Systemtheorien und den damit verbundenen Perspektiven und Haltungen leisten konnte. Viele Rückmeldungen von Studierenden und Lehrgangsteilnehmer*innen bestätigen den nachhaltigen Wert dieser Auseinandersetzung und so trägt das Lexikon Erlebnispädagogik nach wie vor zu einer gemeinsamen Fachsprache bei.

Im Unterschied zur ersten Auflage, gibt es in dieser Version keine drei Teile Fachvokabular, Methoden und Artikel mehr. Wir haben uns entschieden, neu alle Begriffe alphabetisch aufzuführen. Nach wir vor gibt es im Lexikon kurze Erklärungen für relevante Fachbegriffe. Etwas ausführlicher sind die Beschreibungen erlebnispädagogischer Methoden, insbesondere der spezifischen Methoden der Systemischen Erlebnispädagogik. Eine Besonderheit dieses Lexikons bilden vereinzelte längere Fachartikel zu einzelnen Begriffen wie etwa Gruppendynamik und Führung. Die Erläuterungen zu den Fachbegriffen haben wir mit einer Kombination aus fachlicher Neutralität und ressourcenorientierter Brille geschrieben.

Die ausführlicheren Artikel tragen deutlicher unsere persönliche Handschrift und spiegeln unsere Haltung. Sie sind Teil unserer eigenen Theoriebildung, wobei einzelne Artikel (Elemente, Körper und Rituale) ursprünglich dem Buch Wagnisse des Lernens von Astrid Habiba Kreszmeier und Hanspeter Hufenus entstammen.

Mit dieser überarbeiteten Version ist das Lexikon nun endlich auch e-book erhältlich. Auf diese Weise kann es der wissbegierigen Leser*in auch unterwegs gute Dienste leisten. Zudem sind die Verweise jetzt zu praktischen Verlinkungen, was die individuellen Lesespuren natürlich flüssiger macht.

Wir wünschen erhellende Erkenntnisse und neue Forschungsfragen, spannende Lesespuren und treffende Erklärungen. Vielen herzlichen Dank!

Andrea Zuffellato, Astrid Habiba Kreszmeier

St. Gallen, Februar 2022

Vorwort

Als dieses Lexikon im April 2007 erstellt wurde, zog ich mich aus dem Feld der Erlebnispädagogik, bis anhin mein berufliches Feld und methodische Faszination, mehrheitlich zurück. Nun hat es sich in letzter Zeit wieder gemeldet. Ich wurde zu Vorträgen eingeladen, alte Kontakte erwachten und die Nachricht von Werner Michl, dass e&l Habiba und mir 2020 den Preis für besondere Verdienste in der Erlebnispädagogik überreichen wollen, war dann eine dazu passende Überraschung. Dann kam Covid19 und hat wie so Vielem einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Nun wurde ich angefragt, einen Beitrag zur 3. Auflage des Lexikons zu leisten, was ich gerne annahm. So bin ich mit der 2. Auflage des Lexikons in einen dialogischen Kontakt gegangen und dabei hat es mit mir gesprochen – ja gesprochen! Schau, hat es gesagt, ich kann mit dir in Kontakt treten, so wie es der Soziologe Hartmut Rosa in seinem Buch „Resonanz“ beschrieben hat und wie ich es gerne auch im Lexikon erweitert sähe. „Resonanz“ meint nicht mehr nur ein «Widerhall», ein «Mitschwingen», ein «Anklingen». Nach Rosa ist Resonanz eine Weltenbeziehung, welche in der Natur und In den Dingen ein lebendiges, eigenständiges «unverfügbares» Gegenüber sieht, das mit uns kommuniziert und, wenn wir mit ihr in Resonanz sind, die Basis für ein“ gelingendes Leben“ bietet.

Auch das erste Wort im Lexikon „Abenteuer“ verdient vielleicht eine Revision. In Zeiten von Corona ist an vielen Orten der Alltag zum Abenteuer, ja Gefahr, Risiko und Grenzerfahrung zum Ernstfall geworden und es ist schon interessant, wie ganz Altes plötzlich in anderer Form hoch aktuell werden kann:

Menschen lieben Abenteuer. Es ist das Sammler-Jäger Gen der Sapiens, welches uns gerne durch den Wald streifen, Hütten bauen und Feuermachen lässt. Zu den Kulturtechniken der Sammler-Jäger gehörte auch die Kunst des Spurenlesens, was ich als Jugendlicher auch gerne betrieb. Als Tracker musste man nicht nur erkennen, von welchem Tier eine Spur ist, sondern auch in welche Richtung sie geht und wie alt sie ist. Die Kunst des Trackings beinhaltete aber nicht nur Spuren lesen, sondern auch die Kunst, Spuren zu hinterlassen, damit Freunde einen finden. Und ebenso interessant: die Kunst, Spuren zu verwischen, dass einem die Feinde nicht folgen können. Sind wir hier nicht an die Diskussion rund um Tracing Apps erinnert?

Als nächstes lenkt mich das Lexikon auf den Begriff «Gender». Da ist viel passiert und tut es weiterhin. In der 2. Auflage wird „Gender“ primär mit Gleichstellungsfragen assoziiert, ein Anliegen, dass seit den 50er Jahren von der damals entstandenen Frauenbewegung verfolgt wird. Dass zum Zeitpunkt des Verfassens des Lexikons der Begriff „me-too“ von Tarana Burke zum ersten Mal verwendet wurde, konnten die Autor*innen noch nicht wissen. Hätten sie geahnt, was für Dimensionen dieser annehmen wird, würden sie «#MeToo» als Begriff sicher aufnehmen, denn auch die Erlebnispädagogik muss sich damit auseinandersetzen, dass Genderfragen nicht nur Gleichstellungsfragen, sondern auch Fragen zu Missbrauch, Banalisierung von Gewalt gegen Frauen und Homosexuelle und Verdrängungen beinhalten sollten.

Was die Autor*innen damals ebenfalls nicht ahnen konnten war, dass der Begriff „Kooperation“ zehn Jahre später in aller Munde sein wird und in keinem Lernsetting mehr fehlen darf. Damals hatte er auch keinen eigenen Platz bekommen, sondern wurde in der sogenannten „Kooperationsübung“ untergebracht. Vielleicht sollte es Kooperationstraining heissen? Genaugenommen wäre „Herstellung von Kooperationsatmosphären“ passender, denn seit Joachim Bauers Publikationen wissen wir, dass Menschen von Natur aus auf Kooperation ausgelegt sind. Sie stellt sich zwischen Menschen von selbst ein, wenn wir ihnen strukturell eine Chance dazu geben, wie zum Beispiel in einer Gruppe von ca. 12 Leuten um ein Lagerfeuer, die gemeinsam ein Essen zubereiten. Vielleicht habe ich mich deshalb vertieft mit dem Urmensch-Feuer-Kochen beschäftigt und dazu einiges publiziert.

Auch der Gutteil der aktuellen ethnologischen Forschung bestätigt übrigens dieses Bild: Indigene Völker, die noch ähnlich leben (können) wie unsere Urahnen, sind kooperativ, gleichgestellt und egalitär organisiert. Das kann besonders bei den San-Populationen Afrikas, die genetisch unsere nächsten noch lebenden Sapiens sind, beobachtet werden. Sie achten sorgsam darauf, dass sich kein Gruppenmitglied über die anderen erhebt. Heldentum wird grundsätzlich abgelehnt.

Apropos Heldentum und zum Begriff „Heldenreise“: Hier wäre es allenfalls auch angebracht, reflektierend kritische Bemerkungen anzufügen. So sinnvoll das Format auch sein mag: Helden hatten und haben wir mehr als genug. Und wenn die 12 ein Mass ist, in dem sich Menschen noch lernend selbst organisieren, dann würde ich empfehlen den Begriff „Gruppengrösse“ beim Abschnitt über Gruppendynamik dazu zu nehmen.

Im Sommer begegnete ich Cornelia Schödlbauer an einer Veranstaltung in Berlin. Bei der Gelegenheit kamen wir darauf zu sprechen, dass Cornelia als Dozentin an der Outward Bound Academy unsere Art, also die Arbeitsweise der damaligen Wildnisschule, Schweiz, als „archaische Erlebnispädagogik“ bezeichnet hat. Archaisch deshalb, weil einfache Lebensbezüge unter freiem Himmel eine ureigene menschliche Wesenhaftigkeit ansprechen kann. Eine Wesenhaftigkeit die, wie es Schaik und Michel in ihrem Beststeller ‚Tagebuch der Menschheit‘ als „Erste Natur“ beschreiben und die auf Kooperation, Egalität, Gerechtigkeit und Fürsorge basiert.

Es wäre daher schön, würde der Begriff „archaisch“ in das Lexikon aufgenommen und mit dem vorhandenen „archetypisch“ abgeglichen.

Erlebnispädagogik ist keine neuzeitliche Erfindung. Sie kann ein altes Handwerk sein und unter anderem Erinnerungsarbeit: Erinnerung an unsere ureigene Wesenhaftigkeit, Erinnerung an eine einstmals lebendige und dialogische Verbundenheit mit der Natur und ihren Elementen. Wenn es darin gelingt, die Welt als lebendiges Gegenüber zu begreifen, dann kann man es auch als „natur-dialogisches Verfahren“ sehen. Ein Begriff, der vielleicht in die vierte Auflage mit aufgenommen wird ;-)

In diesem Sinne wünsche ich allen, die erlebnispädagogisch arbeiten, darüber lesen und lernen viele Freude beim Tun und Entdecken. Wer weiss, welche Begriffe sich hier in Zukunft dadurch noch ein- oder umschreiben werden? Ich bleibe neugierig.

Hans-Peter Hufenus

Februar 2022

Fachvokabular

Abenteuer

Abenteuergeschichten

Abseilen Natursportliche Mittel

Abstinente (Leitungs-)Haltung

Action and reflection

Affektiver Gehalt

Ahnengalerie

Aktionismus

Aktivationsniveau

Ambiguitätstoleranz

Andragogik

Anerkennung

Angst

Animismus

Anliegen

Anteilnahme

Archetyp

Ästhetisches Empfinden

Attraktor

Attribution

Aufmerksamkeitsfokussierung

Aufstellungsarbeit

Auftrag, Auftragsklärung

Auftragskontext

Augenbinden

Ausgleich

Ausgleichsbewegungen

Ausnahmen

Ausrichtung Gruppendynamik

Ausrüstung

Auswertung

Authentizität

Autopoiese

Axiom

Balance Gleichgewicht

Bedeutung

Begleitung

Behaviorismus

Beobachter

Beobachtung

Beobachtungslernen Modelllernen

Beratung

Bergsteigen Natursportliche Mittel

Beziehung

Bezugssystem

Biografiearbeit

Biografisch

Biosphäre

Black-Box-Theorem

Blindfolds Augenbinden

Bootcamp

Camp

Chaostheorie

City Bound

Coaching

Commitment

Compliance

Coping

Dekonstruktion

Didaktik

Didaktische Reihe

Dietriche

Disposition

Divergentes Denken

Diversität

Double-bind

Driften

Durchlässigkeit

Einfache Aufstellungen

Elementar-phänomenologisch

Elemente, Vier

Emergenz

Emotionale Intelligenz

Emotionen

Empathie

Empirisch

Empowerment

Entschleunigung

Erde Elemente

Erfahrung, Erfahrungslernen

Erfolg

Erlebnis

Erlebnispädagogik

Erlebnistherapie

Ethik

Ethischer Imperativ

Evaluation

Expedition

Explorieren

Externalisation, Externalisierung

Familienaufstellung Aufstellungsarbeit

Familiensystem

Familientherapie

Fantasiemetapher Metaphern

Feedback

Feld, Feldtheorie

Feuer Elemente

Flexibilität

Fließendes Selbst

Fließgleichgewicht

Flow

Fluss Naturräume

Fokussierung

Fragetechnik Zirkuläres Fragen

Fraktal

Frontloading

Führung

Ganzheitlichkeit

Gegenübertragung

Gender

Generalisierung

Geschmeidigkeit Gruppendynamik

Gestalttherapie

Gesundheit

Gleichgewicht

Grenzen

Grenzerfahrungen

Grundannahmen

Gruppe

Gruppendynamik

Haltung

Handicap

Handlungsorientierung

Heldenreise

Hermeneutik

Heuristik

Hochseilgarten Seilgarten

Hohe Elemente

Höhlenbefahrungen Natursportliche Mittel

Holon

Homöostase

Hub

Humanistische Psychologie

Hypnotherapie

Hypothese

Identifikation, Identifizierung

Identität Fließendes Selbst

Idiolektik

Imagination

Impuls

Impulsmetapher Metaphern

Incentives

Individualbegleitung

Individuation

Information

Informationsfluss

Initiation

Initiatives (Kooperative Abenteuerspiele und Problemlöseaufgaben)

Initiatorische Gestalt

Inspiration

Instinkt

Inszenierung

Interaktion

Interdependenz

Interesse

Intervention

Introjektion

Introspektion

Intuition

ISE

Isomorphie

Joker

Kanufahren Natursportliche Mittel

Kasuistik

Kausalität

Klassische Erlebnispädagogik

Klettern Natursportliche Mittel

Klienten

Kochen

Kohärenz

Koinzidenz

Koleitung Leitung

Kollektives Unbewusstes

Komfortzone, Komfortzonenmodell

Kommunikation

Kompetenzen

Kompetenzorientierung

Komplexität

Komplimente

Konflikt

Konnotation

Konstellation

Konstruktivismus

Kontemplation

Kontext

Kontrakt

Konzentration

Kooperationsübungen Initiatives

Körper

Körpergedächtnis

Kreativität

Kreativ-rituelle Prozessgestaltung

Kreativtechnik

Kreis

Krise

Kristallkugeltechnik

Kybernetik

Landkarten

Leadership

Leading

Leerer Raum

Leitdifferenz

Leitung

Lernen

Lernräume

Linienarbeit

Logistik

Lösung

Lösungsorientierung

Luft Elemente

Märchen

Menschenbild Haltung

Metaebene

Metakognition

Metakommunikation

Metamorphische Hier- und Jetzt-Wirklichkeit

Metaphern

Metaskills

Methoden

Mikrokosmos

Modelle der Erlebnispädagogik

Modelllernen

Moderation

Möglichkeiten, Möglichkeitssinn

Monomythos

Monorail

Morphische Resonanz, Morphogenetisches Feld

Motivation

Mountains speak for themselves Modelle der Erlebnispädagogik

Muster, Musterunterbrechung

Mythen

Mythenspiel

Nachhaltigkeit

Nächster Schritt

Narrativer Ansatz

Naturerfahrung

Natürliche Handlungsbezüge

Naturräume

Naturraumpädagogik

Naturschutz

Natursportliche Mittel

Natursportliche Prozessbegleitung

Naturtherapie

Natur- und Umweltpädagogik

Netzwerke, Netzwerktheorie

Neugier

Neuronale Plastizität

Neutralität

Nichtwissen

Niedrige Elemente

Niedrigseilgarten Seilgarten

NLP – Neurolinguistisches Programmieren

Nomadisch

Nützlichkeit

Objektgestaltung Platzgestaltung

Objektivität Neutralität

Oktopus

Ontogenese

Opportuner Moment

Ordnung Gruppendynamik

Organisationsentwicklung

Orientierung

Outdoor-Coaching

Outward Bound

Pacing

Parallelraum

Paraphrasieren

Parts Party

Passepartout Dietriche

Persönlichkeitsentwicklung

Perspektivenwechsel

Phänomene

Phänomenologisch systemisch phänomenologisch

Phasen, Phasenmodelle, Phasenübergänge

Phylogenese

Physischer Raum

planoalto

Platzgestaltung

Präsenz

Problemlöseaufgaben Initiatives

Projekt

Projektion

Projektmanagement

Protagonist

Provokative Therapie

Prozess, Prozessbegleitung

Prozessberatung Beratung

Prozessgestaltung Kreativ-rituelle Prozessgestaltung

Prozessorientierte Psychologie

Prozessorientierung

Psyche

Psychodrama

Qualitätsmanagement Projektmanagement

Quantentheorie

Querdenken divergentes Denken

Ränge

Rapport

Räume, Raumgestaltung

Realität Wirklichkeit

Reflecting Team

Reflexion

Reformpädagogik

Reframing

Repräsentanz

Repräsentative Wahrnehmung

Resilienz

Resonanz

Ressourcen

Ressourcenorientierung

Retraumatisierung

Revolution Gruppendynamik

Risiko

Rituale

Rituelle Gestaltung

Rituelle Strukturen

Roadmovie

Robustheit Gruppendynamik

Rollen

Rollenspiel

Ropes Courses Seilgarten

Rückkopplung

Salutogenese

Schlüsselqualifikation

Schlüsselwörter

Schlussintervention

Schneeschuhlaufen Natursportliche Mittel

Schulische Erlebnispädagogik

Schutz

Seele

Segeln Natursportliche Mittel

Seilgarten

Selbst Fließendes Selbst

Selbstbeauftragung

Selbsterfahrung

Selbst erfüllende Prophezeiung

Selbstkompetenzen

Selbstorganisation

Selbstreferenz

Selbstverantwortung

Selbstvertrauen

Selbstwertgefühl

Selbstwirksamkeit

Sensibilisierung

Setting

Sicherheit

Skalierungsfragen

Skulpting

Small-World-Phänomen

Solo

Somatische Marker

Sowohl als auch

Sozialer Konstruktionismus

Sozialer Kosmos

Sozialkompetenzen

Sozialtherapie

Sozialtraining Training

Speläologie Natursportliche Mittel

Spiderweb Spinnennetz

Spiegeln

Spiegelneuronen

Spinnennetz

Spotting

Sprachbegleitung

Strukturelle Koppelung

Suggestion, Suggestivfragen

Supervision

Symbol

Symbolarbeit

Synchronisation

Synchronizität

Synergie, Synergieeffekt

System

Systeme-Stellen

Systemisch

Systemisch-konstruktivistisch

Systemisch-phänomenologisch

Systemumwelt Kontext

Szenische Arbeit

Topologische Ansätze, Topologische Wende

Training

Trainingsmetapher Metaphern

Trance Flow, Hypnotherapie

Transfer

Transzendenz

Trauma

Trekking Natursportliche Mittel

Überforderung

Überlebensmodus

Übertragung

Umdeutung Reframing

Unmittelbarkeit

Unterschiede, Unterschiedsfragen

Unverfügbarkeit

Verantwortung

Verdichtung

Verhalten

Verinnerlichung Introjektion

Vernetzung Netzwerke

Verschlimmerungsfragen

Verschränkung, Quantenverschränkung

Verschreibungen

Visionssuche

Wachstum Persönlichkeitsentwicklung

Wagnis

Wahrnehmung

Waldpädagogik Natur- und Umweltpädagogik

Wasser Elemente

Weltbild Haltung

Wertschätzung Haltung

Widerstand

Wildnisaufenthalte

Wildnisschule planoalto

Wille Motivation

Wirklichkeit

Wirklichkeitssinn Möglichkeitssinn

Wirkung

Wunderfrage

Zauberwörter Schlüsselwörter

Zeit

Zeugenschaft

Ziele und Zielarbeit

Zielgruppen

Zirkuläres Fragen

Zirkularität

Zugehörigkeit Gruppendynamik

A

Abenteuer

Abenteuer beschreiben besondere, nicht alltägliche Ereignisse, Erlebnisse oder Handlungen. Sie zeichnen sich durch einen erhöhten affektiven Gehalt (Affektiver Gehalt) aus und können dabei sowohl positiv als auch negativ konnotiert (Konnotation) sein. Abenteuer werden mit Gefahren, Risiken, Grenzerfahrungen, Kühnheit und Experiment in Verbindung gebracht, sie schüren Mutmaßungen hinsichtlich Fahrlässigkeit oder Aktionismus. Gängig ist auch die Verwendung des englischen ‚adventure‘. Das enthaltene Verb ‚venture‘ (~wagen, ~riskieren) wird unter anderem auch übersetzt mit ~den Ruf riskieren, aufs Spiel setzten.

Die systemische Erlebnispädagogik ermöglicht Abenteuer im Sinne des Komfortzonenmodells, sucht aber keine Grenzerfahrungen in sportlichen Belangen. Die Kunst in der Leitung ist, das Maß der Anforderungen passend zu wählen, für den nötigen Schutz zu sorgen und dabei stets den Menschen nahe zu bleiben, damit sie Wagnisse auf vielen Ebenen eingehen können.

Abenteuergeschichten

In Form von Metaphern und archetypischen Entwicklungszyklen erschließen Abenteuer als Geschichten großes Arbeitspotenzial für die Erlebnispädagogik. (Metaphern, Heldenreise, Monomythos, Archetyp) Sie stellen Lern-, Entwicklungs- oder Wachstumsprozesse dar, die ihre Hauptpersonen reif, gesund oder erwachsen werden lassen.

Die Arbeit mit Geschichten (Die rote Zora, Tom Saywer etc.) eignet sich für Erlebnispädagogik mit Kindern besonders gut. So wird ein See zum Tummelplatz der Piraten und die anschließende Zusammenarbeit im Camp ist geprägt vom Mannschaftsgedanken der Matrosen. In der Begleitung von Jugendlichen und Erwachsenen ersetzen bildhafte Metaphern die Fantasiegeschichten, sodass die Flussfahrt mit dem Kanu zum Abenteuer mit dem Titel „Die Liebe und das Leben“ werden kann.

Pädagogisch besonders wertvoll ist es, wenn Teilnehmer/-innen zu den Hauptakteuren der Abenteuer werden, wenn sie die Reise prägen und ihre eigenen Abenteuergeschichten schreiben.

AbseilenNatursportliche Mittel

Abstinente Leitungshaltung

Der Grundannahme folgend, dass Menschen über alle nötigen Fähigkeiten und Ressourcen verfügen, ihr Leben zu gestalten und ihre Probleme zu lösen, überträgt die abstinente Leitung den Teilnehmern größtmögliche Kompetenz im pädagogischen Prozess. Sie erkennt Menschen als Experten ihres Lebens an und verfährt mit eigenen Vorstellungen darüber, was gut und richtig ist, zurückhaltend.

Vielen Menschen ist nur ein Bruchteil ihres Potenzials zugänglich, und auch davon ist ihnen nur ein Teil bewusst. Ohne Impulse von außen bleiben Menschen oft in ihren bekannten Denk- oder Wahrnehmungsmustern und versuchen, sich durch „mehr desselben“ zu helfen. Anstatt aktive Veränderungsinterventionen vorzugeben, geht die abstinente Leitung aus einer Position des „Nichtwissens“ heraus gemeinsam mit dem Teilnehmer auf Forschungsreise. (Exploration)

Die idiolektischen Axiome „zuhören statt reden“ „fragen statt Rat geben“ „respektieren statt recht haben“ und „vielleicht ein bisschen verstehen“ beschreiben die systemisch abstinente Leitungshaltung sehr passend. (Idiolektik, Axiom)

Eine abstinente Leitung lässt den Menschen Raum, sich selbst wahrzunehmen und für ihr Handeln und Sein Verantwortung zu übernehmen. Sie läuft nicht der Gruppe voraus, sagt nicht, wer was zu tun hat und läuft nicht jedem nach, der etwas versäumt. Stattdessen führt sie aus dem Hintergrund, ist wach und aufmerksam in der Wahrnehmung sowohl der Prozesse der Gruppe als auch jedes Einzelnen. Abstinent führen heißt Menschen die Verantwortung für ihr Lernen und ihre Ziele zu lassen, so wenig einzugreifen wie möglich, so viel als nötig. Abstinente Leitung erlaubt es den Menschen, Erfolge sich selbst zuzuschreiben, und stärkt damit ihr Selbstvertrauen. Oft ist das Maß der möglichen Abstinenz auch Indikator für die Passung von Auftrag, Zielen, Selbstbeauftragung der Teilnehmer und erlebnispädagogischem Setting. (Auftrag, Ziel, Zielarbeit, Setting)

Die Phasen abstinenter Begleitung werden ergänzt durch Momente höchster Präsenz, durch aktive Prozess- und Programmgestaltung, durch intensive Begleitung und Auseinandersetzung. (Intervention) Systemische Erlebnispädagogik fordert und fördert gleichsam Selbstverantwortung und die Fähigkeit, sich auf den Prozess, auf andere Menschen oder sich selbst einlassen zu können.

Abstinent und doch aktiv (beg-) leiten:

Vorhandene Ressourcen aktivieren und würdigen.

Möglichkeiten schaffen, neue Ressourcen zu entdecken.

Die Freude an Variationen aktivieren und einen Sinn für Möglichkeiten entwickeln.

Erfolge ermöglichen und die Selbstwirksamkeit stärken.

Autonomie bewundern und respektieren und sich über Unterschiede freuen.

Zu Schritten ermutigen, Wagnisse und Abenteuer ermöglichen.

Interaktion und Informationsfluss fördern.

Action and reflection

~Handlung und Reflexion

Dieser Slogan beschreibt ein Lernmodell der Erlebnispädagogik, das auch als ‚Outward Bound Plus Modell‘ bekannt ist. (Modelle der Erlebnispädagogik) Bei diesem Ansatz folgt unmittelbar auf ein Handlungssetting eine Reflexionsphase, in der Erlebnisse ausgetauscht und ausgewertet werden.

Die systemische Erlebnispädagogik setzt ‚action and reflection‘ als Programm sparsam ein. Reflexion ist wohl ein wesentlicher Teil der Arbeit, sie ist jedoch in den Prozess integriert und findet nicht in rein sprachlicher Form statt. Die Arbeit mit Metaphern, Kreativtechniken oder szenischen Techniken bietet Möglichkeiten, auf unterschiedlichen Ebenen und in den verschiedenen Prozessphasen zu reflektieren.

Affektiver Gehalt

‚Affekt‘ ~heftige Gemütsbewegung, ~Zustand einer außergewöhnlichen seelischen Angespanntheit

Erlebnisse zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Betroffenen emotional bewegen, berühren, ergreifen. Oft ist es jener affektive Gehalt, der sowohl positiv als auch negativ belegt sein kann, der aus einer Handlung oder Erfahrung ein Erlebnis macht.

Die systemische Erlebnispädagogik will Erlebnisse ermöglichen, die das Selbstvertrauen und den Handlungspielraum der Menschen erweitern. Ergebnisse aus der Hirnforschung zeigen auf, dass besonders Erfolgserlebnisse eine Zunahme an neuronalen Verbindungen auslösen. (neuronale Plastizität, Spiegelneuronen)

Der affektive Gehalt von Erlebnissen wird unter anderem durch konstruktive Gruppendynamik und durch Isomorphie zwischen der Aktivität und den persönlichen Zielen der Teilnehmer erreicht. (Transfer)

Ahnengalerie

Die Methode aus der szenischen Arbeit orientiert sich an der „Grammatik“ der therapeutischen Aufstellungsarbeit, folgt jedoch einer fixen Struktur und Choreografie. In einem Familienbild repräsentieren Menschen stellvertretend die Stammmitglieder der Familie (Eltern und Großeltern). Protagonisten haben die Möglichkeit, innere Bilder zu externalisieren und diesen somit die Möglichkeit zur Veränderung zu geben. Dadurch können neue oder erneuerte innere Bilder entstehen. Eine leitende Arbeitshypothese dieses Vorgehens ist, dass ein verändertes inneres Bild den Samen für eine Veränderung in der äußeren Welt in sich trägt.

Die Kraft einer Ahnengalerie liegt in der Reduktion. Erzählt wird die Familiengeschichte mit der Darstellung des Lebensflusses und der bio-logischen Kette. Versöhnung, Rückhalt, Ausrichtung und das Schöpfen von frischem Mut und neuer Kraft sind Ergebnisse einer gelungenen Ahnengalerie. (szenische Arbeit, Aufstellungsarbeit, Familiensystem, Externalisierung)

Aktionismus

~übertriebener Tätigkeitsdrang

Die systemische Erlebnispädagogik versteht sich als handlungsorientierte, ganzheitliche Methode (Ganzheitlichkeit), die einen Ausgleich auf den körperlichen, sozialen, emotionalen etc. Lernebenen sucht und Sprache und Handlung in geeignetem Maß integriert.

Der Wahl eines natursportlichen Mittels oder einer anderen Methode geht die Klärung des Auftrages und die Erarbeitung der Ziele voraus. Auf diese Weise werden Handlungen mit Bedeutung und Sinn angereichert und reiner Aktionismus wird vermieden.

Ein ausgeglichenes Setting bietet eine Mischung aus Handlung, Sprache, Beziehung und Kontemplation.

Aktivationsniveau

Damit wird der individuelle, als angenehm empfundene Idealzustand der inneren und äußeren Aktivität eines Menschen beschrieben. Menschen folgen dem Bedürfnis, einem angenehmen Lebensgefühl nachzugehen und versuchen ihr Maß an Aktivität dementsprechend zu dosieren. Sie suchen immer wieder ihr ideales Aktivationsniveau auf. Es gibt jedoch auch Menschen, bei denen diese natürliche Bewegung unterbrochen ist, die in Lethargie fallen und sich der deprimierenden Langeweile hingeben bzw. gezwungenermaßen hingeben müssen, oder aber sich in Aktionismus stürzen und permanent den Kicks und Thrills hinterher jagen.

Die systemische Erlebnispädagogik versucht natürliche Bewegungsflüsse zu fördern. Es gilt dabei, individuelle Punkte optimaler Anforderung zu finden, die Erfolgs- oder gar Flow-Erlebnisse ermöglichen können.

Ambiguitätstoleranz

‚Ambiguität‘ (lat.) ~Mehr- oder Doppeldeutigkeit von Wörtern, Werten, Symbolen, Sachverhalten

Ambiguitätstoleranz ist die Fähigkeit, unterschiedliche Werte oder Rollen, gegenläufige Bedürfnisse oder verschiedene Perspektiven und Meinungen nebeneinander akzeptieren zu können. Sie beschreibt das Aushalten des Lebens in einer Welt der Widersprüche. Ambiguitätstoleranz setzt das Prinzip des „Sowohl-als-auch“ an die Stelle eines „Entweder-oder-Denkens“.

Ambiguitätstoleranz ist eine wichtige Eigenschaft systemischer Führung, die ja die Menschen als Sachverständige ihres Lebens, ihrer Probleme und Lösungen und aller innerer Widersprüchlichkeiten anerkennt. Die Leitung eines Prozesses benötigt die entsprechende Flexibilität im Denken, die Offenheit und Neugier, Menschen mit ihren Realitäten zu akzeptieren.

Das Sein in der Natur fördert die Ambiguitätstoleranz. Erlebnispädagogische Unternehmungen bringen Menschen dem natürlichen Nebeneinander und Miteinander näher, lassen sie die Widersprüche und Polaritäten des Lebens hautnah erleben. Die Natur überrascht und beschenkt die Menschen mit Bildern wie dem Grashalm auf der Asphaltstrasse, dem Kreislauf von Leben und Tod, dem Feuer bei strömendem Regen oder dem Kehrwasser im Wildbach.

Das Erleben und Akzeptieren der Widersprüche in der Natur hat eine heilsame Wirkung auf den Umgang mit inneren Widersprüchlichkeiten und inneren Konflikten. Hier liegt ein kraftvolles therapeutisches Potenzial.

Andragogik

Wissenschaft und Lehre von der Theorie und der Praxis der Erwachsenenbildung.

Anerkennung

Anerkennung ist eine wichtige pädagogische Grundlage und meint die Fähigkeit, andere Menschen in ihrem Dasein und ihren Eigenarten, Handlungen, Leistungen etc. wahrzunehmen. Anerkennung bedeutet nicht zwingend Lob, Würdigung oder Geschenke. Es ist wichtiger, dass Beiträge gesehen und benannt werden, dass die wesentlichen Informationen ins System fließen und Bemühungen nicht im stillen Kämmerchen verschwinden. Fehlende Anerkennung führt zu einem Ungleichgewicht im Geben und Nehmen, zu Unzufriedenheit, zu Konflikten und Leistungsabfall. Umgekehrt führt die Kombination aus Akzeptieren des Wesens und der Anerkennung seiner Leistungen zu menschlichem Wachstum und zur Steigerung der Selbstwirksamkeit.

Angst

Unter Angst wird ein Gefühl der Bedrohung, der Beengung oder eine Stimmung der Beklemmung verstanden. In der Wortherkunft lat. ‚angor‘ ist Angst gleichbedeutend mit Würgen. Angst hat viele Formen, von der Scheu über die Prüfungsangst bis zur Massenpanik, von der Todesangst bis zu krankhaften Phobien.

Angst hängt mit Flucht- und Vermeidungsreaktionen zusammen. Sie ist ein Motor, der ernorme Kräfte besitzt, sie stellt den Körper in Alarmbereitschaft und mobilisiert die letzten Reserven.

Im pädagogischen und therapeutischen Kontext haben Ängste oft sowohl schützende als auch hindernde Komponenten, können Hindernis und Ressource sein. Die Angst davor, dem Chef die eigene Meinung zu sagen, ist möglicherweise auch die Angst vor beruflicher Veränderung und damit der Schutz des Arbeitsverhältnisses und der finanziellen Sicherheit. Die Angst vor Vorträgen oder Auftritten vor der Klasse ist auch der Schutz vor Blamage oder Ausgesetztheit.

Die Arbeit an Ängsten und die Bewusstwerdung verborgener Ängste ist ein Ziel vieler persönlichkeitsbildender Prozesse. Wenn Ängste die Kontrolle über Handlung und Denken übernehmen, fühlen sich Menschen ausgeliefert und unfrei, gar besessen. Angstbewältigung ist dann immer auch Bewusstseinsforschung und Bewusstseinserweiterung, ist Kompetenzerweiterung und Selbststärkung.

Durch Vermeidung von Angstsituationen kann an der Angst selbst nicht gearbeitet werden, sie kann nicht überwunden werden. Angstbewältigung setzt stattdessen eine aktive Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Angstauslöser und der Angst selbst voraus. Diese Annäherung kann vielerlei Gestalt haben, imaginär, konkret oder metaphorisch, direkt oder über Umwege. Erlebnispädagogik kann für eine Angstbewältigung oder einen angemessenen Umgang mit Ängsten einen großen Beitrag leisten. Durch das Überwinden der eigenen Ängste während einer Klettertour oder einer Nacht im Freien verschwinden Versagensängste gegenüber dem Vater oder Prüfungsangst zwar nicht, doch mit jeder Konfrontation und erfolgreichen Überwindung von Ängsten verändert und verringert sich die Angst vor der Angst und wächst das Gefühl von Selbstwirksamkeit und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Wer seinen Ängsten in persönlichen Herausforderungen begegnet ist und sie überwinden konnte, der wird nicht an Alltagsthemen scheitern.

Animismus

‚Anima‘ (griech. ánemos) ~Wind, Hauch, Seele

Animismus beschreibt hier ein Verständnis der Welt, welches allen Lebensformen sowie beispielsweise auch Steinen, dem Wetter, Orten und Elementen beseelte Lebendigkeit zugesteht. Das animistische Weltbild steht damit dem heute zumindest in westlichen Kulturen dominanten dualistischen Welt- und Gottesbild gegenüber. Monotheistische Religionen beschreiben Gott als von den Lebewesen und der Welt getrennte, transzendente Wesenheit oder Kraft, während im Animismus die gesamte Welt als durchströmt und beseelt betrachtet wird.

In erlebnispädagogischen Unternehmungen sprechen Menschen immer wieder von Phänomenen, die ihnen begegnen oder davon, dass die Natur zu ihnen gesprochen hat. Wer längere Zeit in der Natur verweilt, wird kaum bestreiten können, wie lebendig diese ist. Das animistische Empfinden einer miteinander lebenden Welt und die menschliche Resonanzfähigkeit (Resonanz) als Tor zur Wahrnehmung derselben, ist für viele konkret erfahrbar.

Anliegen

Die Arbeit in der systemischen Erlebnispädagogik beginnt mit einem Anliegen. In ihm sind sowohl Ausgangslage oder Problemsituation als auch Zielvorstellungen und Lösungsmöglichkeiten enthalten. Es drückt die Handlungsmotivation des Protagonisten aus, weil ihm etwas ‚daran liegt‘, und es zeigt auch auf, wo die Verantwortung für den Prozess und die Bewegung liegt. In erlebnispädagogischen Settings und in der Begleitung persönlichkeitsentwickelnder Programme eröffnet die Frage nach einem Anliegen oft eine nächste Arbeitssequenz.

Nicht selten können Menschen kein klares Anliegen formulieren, sie machen jedoch deutlich, dass sie irgendetwas tun oder ändern wollen. Dann können systemische Fragen dabei unterstützen, was sich denn ändern sollte, woran ein Erfolg zu erkennen wäre etc. (Zirkuläres Fragen) Anliegen können bei Arbeiten oder Naturerfahrungen erst entstehen, sie können sich wandeln oder wieder auflösen, sie zeigen sich in Träumen oder Phänomenen.

Anteilnahme

Die Fähigkeit zur Anteilnahme ist eine wichtige Ressource in der Begleitung von Menschen. Zusammen mit der nötigen Empathie und gepaart mit ehrlicher Neugier ermöglicht die Anteilnahme eine gute Basis für intensive Prozesse. Es geht dabei um Mitgefühl, nicht um Mitleid. Sie ermöglicht der Prozessbegleitung verstärkte Wahrnehmungen von Gegenübertragung und anderen Impulsen.

Archetyp

~Urmuster; zu griech. ‚arche‘ ~Ursprung; ‚archaios‘ ~alt und ‚archos‘ ~Führer Die Archetypen verweisen gleichsam auf einen gemeinsamen Ursprung und geben Führung vor.

Ein möglicher gedanklicher Zugang zu Archetypen ist tiefenpsychologischer Natur. Für C.G. Jung sind Archetypen Inhalte des kollektiven Unbewussten. Genauer: Es sind allgegenwärtige, durch endlose Wiederholungen typischer Lebenssituationen eingeprägte, universelle Formen der Menschheit. Diese Urformen prägen das Fühlen, Denken, Handeln sowie die Wahrnehmung. Sie sind in die Tiefenschichten der Menschen verwoben, sind unbewusst im Hintergrund und doch wirksam. Archetypen werden nicht in ihrer Urform sichtbar, sondern in spezifischen Ausprägungen, sie sind also offen für individuelle und immer wieder neue Ausdeutungen und Erscheinungsformen.

Wichtige Urformen sind bei Jung der Schatten, der Mutterarchetyp, der Kinderarchetyp, der alte Weise und Anima/Animus. Diese Archetypen erscheinen in verschiedenen Ausformungen. So kann der Mutterarchetyp als Mutter, Großmutter, Stiefmutter oder Amme sichtbar werden, aber auch als Himmel, Erde, Wald, Meer, Quelle, tiefer Brunnen, Backofen, Baum, Höhle, Hohlform oder hilfreiches Tier usw.

Archetypen können sich von zwei Seiten zeigen. Es gibt zahllose bedrohliche Dämonen, die als verdrängte Anteile des seelischen Lebens gedeutet werden. Gleichzeitig geht von den Inhalten des Unbewussten eine Verlockung aus. Denn wenn ein Kontakt mit den Urbildern des Lebens hergestellt oder beibehalten wird, dann kann die Energie der Bilder genutzt werden.

Systemische Erlebnispädagogik (kreativ-rituelle Prozessgestaltung) eröffnet die Möglichkeit eines Zusammenspiels bewusster und unbewusster Elemente des Handelns, von Archetypen und Bewusstsein.

Allein die Begegnung mit der Natur führt an archetypische Erfahrungen heran. Die Natur hat das Potenzial, Erfahrungen jenseits des persönlichen Horizontes zugänglich zu machen. Die Gipfelerfahrung tausender Menschen, ihre gesamte Bedeutungsdimension und Erlebnisdichte vermag sich in den letzten Metern eines jeden Berges kristallisieren und jedem offenbaren, der dorthin kommt.

Einfachste Lebensweise mit elementaren Handlungen und die bewusste Inszenierung archetypischer Strukturen sind weitere bewusst eingesetzte erlebnispädagogische Elemente, die bei Menschen etwas im Unbewussten berühren, das den Urbildern entspricht.

Auch Archetypen in Mythos und Märchen oder Geschichten sind gestalteter Ausdruck von Bildern, die in ihrer Urform im kollektiven Unbewussten ruhen. Die Methode des Mythenspiels eröffnet hier einen Raum, in dem das handelnde Einfühlen in eine Rolle manchmal auch eine Resonanz im kollektiven Unbewussten auslöst, die zu einer eigenen Ausformung und Bewusstmachung des anklingenden Archetypus führt. Protagonistinnen erfahren z. B. die Kriegerin oder die Herrscherin in ihren ganz elementaren Funktionen und in ihrer Beziehung.

So greifen die Naturerfahrung, die Berücksichtigung archetypischer Strukturen und die Handlungen in der Konzeption von Seminaren sowie szenische (und andere) Methoden ineinander.

Auf diese Weise erschließen einzelne Menschen und Gruppen über archetypische Motive, Handlungen oder Wandlungsschritte wertvolles Wissen aus tieferen Schichten, über das Leben, die Welt und die Gemeinschaft. Sie erkennen übergeordnete Prinzipien und entnehmen all dem Hinweise für die eigene Entwicklung. (Metaphern, Mythen, Märchen, Rituale, Rituelle Strukturen)

Archetypische Handlungen

Brot backen/Feuer machen/Fischen/Wasser tragen/Campbau/Fleisch braten

Archetypische Strukturen

Monomythos/Initiationsrituale/Heilungsrituale/Waschung/Schwitzhütte

Archetypische Naturerfahrungen

Berg/Solo/Wüste/Meer/Höhle/Wald/Fluss und See

Weiterführende Literatur:

Bischof, Norbert (2000): Das Kraftfeld der Mythen.

Campbell, Joseph (1999): Der Heros in tausend Gestalten.

Campbell, Joseph u. Moyers, Bill (1994): Die Kraft der Mythen.

Jung, Carl Gustav u. Franz, Marie-Louise von u. Henderson, Joseph L. u. Jacobi, Jolande u. Jaffé, Aniela (1999): Der Mensch und seine Symbole.

Jung, C.G. (2001): Archetypen.

Kreszmeier, Astrid H. u. Hufenus, Hans-Peter (2000): Wagnisse des Lernens.

Schödlbauer, Cornelia (2002): Weisheit und Trance.

Schwiersch, Martin u. Kraus, Lydia, (2005): Die Sprache der Berge.

Sheldrake, Rupert (2003): Der siebte Sinn des Menschen.

Ästhetisches Empfinden

‚Ästhetik‘ (griech. aisthánesthai) ~durch die Sinne wahrnehmen

Der Sinn für das Schöne, für eine „gute Gestalt“ wohnt einem jeden Menschen inne und wird sowohl von einem individuellem Schönheitsbegriff als auch den Ideen archetypischer Grundmuster genährt.

Auf den Sinn für das Schöne als Ressource wird beispielsweise bei Kreativtechniken zurückgegriffen, um innere Bilder prozesshaft und nicht rein kognitiv entstehen zu lassen. Ästhetisches Empfinden kommt in diesem Falle über die Handlung zum Ausdruck oder wird durch aktives Gestalten erreicht und erst in einem zweiten Schritt bewusst gemacht. So unterstützt der Sinn für Schönheit oft das spielerische Entdecken von Ressourcen und hilft Ordnungsprinzipien zu installieren und zu pflegen.

Ästhetisches Empfinden ist in der Gestaltung von Räumen, Strukturen und Settings wesentlich. (Metaskills) Einerseits braucht die Leitung den Sinn, das „Naturschöne“ zu erkennen und in die Arbeit miteinzubeziehen, andererseits sind auch gestalterische Qualitäten für das „Kunstschöne“ gefragt. Ästhetik wirkt durch das „nach außen transportierte Bild“ sowohl auf das Wohlbefinden der Teilnehmer als auch auf unbeteiligte Drittpersonen. So wird ein stilvoll gespanntes Planencamp, das sich in die örtlichen Bedingungen einfügt, viel eher von einem Waldbesitzer oder Forstwart akzeptiert, als ein unordentliches Planengeflecht mit herumliegendem Material.

Ein schön angerichtetes Frühstück erhellt die Launen vieler Morgenmuffel. Das spielerische Gestalten mit Designelementen wie Kerzen, Tüchern und Naturmaterialien erfreut und verbindet, schafft Atmosphäre. Oft wirken schon ganz kleine Gestaltungen, wie zum Beispiel die sternförmige Anordnung der Paddel vor einer Kanufahrt, auf eine wertvolle Art und Weise; sie erzeugen und ermöglichen Nähe, Sicherheit und Wohlbefinden.

Attraktor

Begriff aus der Chaostheorie ~Anziehungspunkt; attraktiv ~begehrenswert, erstrebenswert, anziehend

Ein Attraktor ist ein Anziehungspunkt, der bewegte Systeme auf ein unsichtbares Zentrum hin konzentriert, vergleichbar mit der bekannten Wendung „Störungen haben Vorrang“. Im erlebnispädagogischen Prozess kann beispielsweise ein biografisches Thema vorerst ungesehen als Attraktor mitwirken; wird aber durch eine systemische Begleitung sichtbar und damit bearbeitbar gemacht. Auch ein verborgenes bzw. noch nicht offenkundiges Gruppenthema kann als Attraktor wirken und die Gruppendynamik beeinflussen. Es ist Aufgabe der Leitung, Attraktoren zu erkennen, zu definieren und gegebenenfalls transparent zu machen oder auch zu schützen. Idealerweise sind die persönlichen Ziele und die pädagogischen Auftragsziele die Attraktoren des Prozesses, jedoch nicht selten erschleichen sich andere Themen Priorität und Attraktivität.

Attribution

~Beifügung; ~zugeschriebene Eigenschaft; ~Ursachenzuschreibung

Attributionen sind „Schubladen“, die Menschen helfen, sich im Alltag und im Leben zurechtzufinden. Attribuierung geschieht oft unbewusst und prägt innere Landkarten auf eine verzerrte Weise, denn obwohl sie oft hilfreich für die eigene Orientierung sind, beruhen sie zumeist auf Irrtümern oder verfälschender Vereinfachung.

Attributionen beschreiben die Phänomene der Selbstzuschreibungen (Ich bin verantwortlich für diesen Erfolg.) und Fremdzuschreibungen (Es, sie, die anderen sind schuld an diesem Missgeschick.) und des vermeintlichen Konsenses, wenn Menschen von sich auf andere schließen und ihr Verhalten als allgemeingültig pauschalisieren (Es ist wichtig nach der Schule sofort einen Beruf auszuüben. Menschen, die nicht täglich duschen, riechen streng.).

Systemische Fragen und zirkuläre Denkweisen helfen Attributionen bewusst zu machen und aufzuweichen. (Zirkuläres Fragen) Ganzheitliche Arbeitsansätze fördern differenzierte Bilder von Menschen und beugen so starren Attributionen und Stigmatisierung vor. (Ganzheitlichkeit)

Aufmerksamkeitsfokussierung

Unter Aufmerksamkeit versteht man den Zustand geistiger Wachheit, welcher der selektiven Orientierung beim Wahrnehmen, Denken und Handeln zugrunde liegt, also den erforderlichen Grundmodus an Aktivität des Bewusstseins, um Gerüche oder Geräusche, taktile oder optische Reize willentlich zu empfangen. Aufmerksamkeit hat passive Anteile und ist abhängig von der Attraktivität unterschiedlicher Reize, umfasst aber auch die bewusste Zugriffsmöglichkeit über den Willen. Im letzten Fall wird von Aufmerksamkeitsfokussierung gesprochen.

Durch eine Fokussierung werden gleichzeitig ausgewählte Inhalte ins Zentrum gerückt, Kräfte und Energien kanalisiert und gebündelt. Andere Inhalte treten in den Hintergrund. In systemisch-pädagogischen und -therapeutischen Prozessen stellt die Aufmerksamkeitsfokussierung auf die Ressourcen der Menschen oft bereits die erste Intervention dar. Probleme und Hindernisse können vorübergehend in den Hintergrund treten und die Ressourcen dürfen wirken.

Aufmerksamkeitsfokussierung wirkt wie Perspektivenwechsel, beeinflusst die Bedeutungsgebung von (Sach-) Verhalten und kann so zu neuen Lösungswegen und Möglichkeiten führen. (Lösung, Lösungsorientierung)

Aufstellungsarbeit

In der Aufstellungsarbeit positionieren sich Personen stellvertretend für andere Menschen oder zentrale Objekte in einem Raum bzw. werden von einem Protagonisten positioniert. Mithilfe dieser Technik externalisiert der Protagonist sein momentanes inneres Bild eines Beziehungsgefüges, eines Sachverhaltes oder eines Systems wie seiner Familie oder Firma.

Im Unterschied zu Kreativtechniken, die ebenfalls innere Bilder externalisieren, verfügen szenische Techniken über das Potenzial, durch Resonanzen aus dem aufgestellten Feld zu ergänzenden Informationen zu kommen. Die Menschen tauchen ein in die vorherrschende Stimmung und verbalisieren auftretende Phänomene oder Handlungsimpulse.

Bei der Aufstellungsarbeit werden Fragestellungen, Beziehungen oder Strukturen durch Positionierung im Raum sichtbar gemacht. Es geht um den Platz der Einzelnen in einem Gesamtsystem und um die dem System innewohnenden Grundmuster. Der Bogen der Aufstellungsarbeit reicht von einfachen Aufstellungen, die auf schnelle Art viele Informationen in ein System einspeisen, bis hin zu komplexen Familien- oder Organisationsaufstellungen, die als Ausgangspunkt für die Suche nach einem Lösungsbild dienen.(Systeme-Stellen, Externalisierung) Familienaufstellungen liegen im Bereich therapeutischen Wirkens.

Auftrag, Auftragsklärung

Am Anfang jeder Arbeit, sowohl der erlebnispädagogischen Handlung als auch der systemischen Prozessarbeit, steht ein Auftrag. Diese Weisung, Vereinbarung, mündliche oder schriftliche Abmachung bestimmt weitgehend die Ausrichtung und den Charakter der Zusammenarbeit. Der Auftrag heiligt nicht die Mittel, aber er rechtfertigt die Arbeit, gibt ihr Gewicht und Rückhalt.

Die Bildung von Auftragssituationen ist ein großer Teil der pädagogischen Arbeit. Sie ist eng verbunden mit der Arbeit an und mit Zielen. Angestrebt wird eine Mitverantwortung der Teilnehmer. (Selbstbeauftragung) Gerade Kinder und Jugendliche sind es oft nicht gewohnt, eigene Ziele und Selbstaufträge zu formulieren. Die Begleitung sucht ein gutes Maß von Unterstützung und Zumutung, von Empathie und Eigenverantwortung.

Auch im erlebnispädagogischen Setting legitimiert der Auftrag die Arbeit. Die Ziele begründen die Wahl des Naturraumes und der methodischen Mittel. Weil Selbstverantwortung im Blickpunkt steht, entscheidet sich die Leitung für eine Abseilstrecke anstatt für den gemeinsamen Bau einer Brücke. Weil ein Team die innere Kommunikation verbessern will, wählt der Trainer Zweierkanadier anstatt Kajaks zur Befahrung eines Flusses.

In Situationen, in denen der Auftrag von außen kommt und keine Selbstaufträge abgeholt werden können, ist auf Transparenz, Klarheit und die Förderung der Zustimmung zu achten.

Auftragskontext

In einem erlebnispädagogischen Projekt treffen unterschiedliche Interessen aufeinander. Da sind die Teilnehmenden mit ihren persönlichen Zielen, ihre Angehörigen und deren Interessen, zuweisende Stellen mit ihren Absichten, hierarchisch unterschiedliche Ansprechpersonen, der Erlebnispädagoge selbst und seine Chefin. Eventuell gibt es Vereins- oder Vorstandsmitglieder, es gibt Angehörige auch auf Seiten der Begleitung, und es gibt nicht zuletzt die Gesellschaft mit ihren Ansprüchen, Werten und Normen.

Im Spannungsfeld dieser unterschiedlichen Ansprüche, Erwartungen, Bedürfnisse und Ziele entsteht die Auftragslage für die Unternehmung. Die Aufgabe der pädagogischen Leitung ist es, die Teilnehmenden zu unterstützen, Selbstaufträge zu formulieren, die sich mit den Ansprüchen und konkreten Aufträgen des Milieus vereinbaren lassen. Die Informationen, welche durch die Berücksichtigung des Auftragskontextes zusätzlich einfließen, wirken horizonterweiternd, sie erschließen eine Metaebene. Es klären sich Zusammenhänge und Menschen gewinnen Abstand.

Systemische Methoden wie Zirkuläres Fragen oder Kreativtechniken unterstützen die Prozesse der Bewusstwerdung dieser komplexen Auftragskontexte.

Augenbinden

Viele Kooperationsspiele und Problemlöseaufgaben enthalten die Möglichkeit, durch Hilfestellungen oder Hindernisse (Handicaps) die Schwierigkeitsstufen zu variieren. Mit Augenbinden kann ein einfacher Parcours zu einem erlebnisintensiven Erfahrungsraum gemacht werden. Sehen ist der dominante Sinn vieler Menschen und der ganze Lebensalltag ist primär auf visuelle Reize ausgerichtet. Augenbinden entziehen den Menschen genau diesen dominanten Wahrnehmungskanal oder schränken ihn zumindest ein. Hören, riechen, tasten, schmecken und spüren gewinnen an Bedeutung und den Menschen eröffnen sich andere, zuweilen auch neue Wahrnehmungsdimensionen. Augenbinden eignen sich für Selbsterfahrungsübungen zur Schulung und Sensibilisierung der Sinne oder für Partner- und Gruppenübungen rund um Themen wie Vertrauen und Verantwortung.

Ausgleich

Ausgleich gehört zu den Grundprinzipien systemischer Gruppendynamik. Oft steht Ausgleich synonym für den Ausgleich zwischen Geben und Nehmen.

In Gruppen ist sowohl von der Leitung zur Gruppe als auch unter den Teilnehmerinnen darauf zu achten, dass der jeweilige Beitrag zum Ganzen und der „Profit“ im Gleichgewicht sind. Wird beispielsweise einer körperlich schwachen Person permanent geholfen und sie kann sich in keiner Art und Weise dafür revanchieren, wird dies über kurz oder lang ihre Zugehörigkeit in Frage stellen. Ihr Schuldenberg wird dann zu groß. In der Sozialpädagogik gibt es für diese Phänomene den Slogan: „Stärke borgen baut Schwäche auf!“ Andererseits wird sich irgendwann ein Mitarbeiter, der permanent Überstunden anhäuft und sich für die Firma aufopfert, ausgenutzt vorkommen, wenn er keinerlei Dank oder Würdigung erfährt.

In der Leitung erlebnispädagogischer Projekte ist es wichtig, das Prinzip des Ausgleichs zu beachten. Mit einer ressourcenorientierten Haltung wird es leichter fallen, zu erkennen, wann und wo jemand Besonderes von sich gibt. Oftmals reicht es, diese Situationen transparent und die Menschen sichtbar zu machen. Bei einem lebendigen Informationsfluss stellt sich Ausgleich oft von selbst ein. So kann der Blick auf Ausgleichsdynamiken auch Aufschuss über die Verfassung einer Gruppe geben.

Ausgleichsbewegungen

Das Gleichgewicht lebendiger Systeme ist ein Fließgleichgewicht, es ist in ständiger Bewegung. (Homöostase) Sind die Irritationen aus der Systemumwelt oder auch aus dem Systeminneren zu stark, kann das Gleichgewicht kippen. Systeme neigen im Falle eines Ungleichgewichts kraft ihrer Resilienz zu Ausgleichsbewegungen. Diese können zurück zur Balance führen, sie können allerdings auch zur Gegenseite ausschlagen oder durch Rückkopplung, durch Emergenzen und Synergien das ganze System umwälzen und zu einer neuen Ordnung führen.

In der Arbeit mit Menschen und Organisationen funktioniert dieses Prinzip ähnlich. Es ist die Aufgabe der Leitung, Menschen die Möglichkeit und den Raum für Ausgleichsbewegungen zu geben.

Ausnahmen

Bei gleich bleibenden Strukturen, in linearen Entwicklungen oder bei sich wiederholenden Mustern markieren Ausnahmen einen Kontrapunkt. Sie vermögen aufzuzeigen, wie etwas auch noch sein könnte. Je nachdem, auf welche Qualität Ausnahmen hinweisen, sind sie eher erfreulich oder verunsichernd.

In der Begleitung von Menschen in Krisen bekommen Ausnahmen eine wertvolle Bedeutung. Im Verlauf der gemeinsamen Erkundung werden die positiven Ausnahmen zum Problembestehen aufgespürt. Es interessiert, wo und wann das Problem nicht besteht, wo die Interaktionen zufrieden stellen und wann die Situation erfreut.

Hinter diesem Vorgehen steckt die Annahme, dass sich in den Ausnahmen eines Problems die relevanten Ressourcen, Fähigkeiten und Lösungsansätze verbergen.

Es ist wichtig, Menschen mit ihren Problemen zu sehen, zu hören und ernst zu nehmen. Systemische Pädagogen werden dennoch oder gerade deshalb rasch nach den Ausnahmen des Problems fragen, nach den Ausnahmen, die einen Unterschied ausmachen. Sie werden fragen, was es denn ist, was diesen Unterschied ausmacht und steuern damit bereits auf mögliche Lösungen zu.

Erlebnispädagogik ist in diesem Sinne „Pädagogik in Ausnahme-Situationen.“ Sie gewinnt am systemisch-lösungsorientierten Umgang mit Ausnahmen. Ausnahmen sind immer Anders-Räume und Anders-Wege, sie enthalten vielerlei Möglichkeiten und Potenzial. Sie bestätigen nicht die Regel, sondern öffnen Türen und schlagen Brücken.

AusrichtungGruppendynamik

Ausrüstung

Der Bezug zu Bekleidung, Outdoorequipment, Sicherungs- und Schutzmaterialien etc. unterscheidet sich in der systemischen Erlebnispädagogik wesentlich von natursportlich orientierten Aktivitäten, bei denen die Ausrüstung nicht selten eine Grundvoraussetzung für physische Sicherheit darstellt. (Sicherheit aus systemischer Sicht)

Wirkung und Funktionalität bzw. Angemessenheit im Sinne der Ziele sowie Ästhetik sind systemisch gesehen wichtige Kriterien bei der Wahl der Ausrüstung. Ähnlich wie in der Montessori-Pädagogik spricht das Material eine klare Sprache und bestimmt den Einsatz: Im Topf wird gekocht, er ist kein Hocker, Planen bieten ein Dach über dem Kopf und Schutz vor Regen, sie sind keine Liegematten etc. Der Zustand der Ausrüstung, Sauberkeit und Ästhetik prägen den Umgang mit den Materialien und letztlich das Klima in der Gruppe. Das Material soll im Dienste des Auftrages stehen und die Menschen unterstützen, jedoch nicht bevormunden oder von Selbstverantwortung entbinden. So kann es gut sein, dass eine Jugendliche trotz Vorbereitung und Materialcheck mit Straßenschuhen und Sporttasche anstatt mit Bergschuhen und Rucksack an einem Trekking teilnimmt und sich dann während der Unternehmung selbst organisieren muss. Der pädagogische Wert solcher Erfahrungen ist oft nachhaltiger als etwa die Intervention, das Mädchen nach Hause zu schicken, um die fehlenden Gegenstände zu holen. Natürlich muss die Ausrüstung sicherheitstechnischen Anforderungen entsprechen, beispielsweise muss ein Schlafsack für eine Übernachtung im Winter genügend Wärmeleistung hergeben. Für die pädagogische Arbeit sind die Sicherheitsaspekte der Ausrüstung jedoch sekundär, weil keine Grenzbereiche aufgesucht werden. Erlebnispädagogik braucht weder Lawinenhänge noch Wildwasser, um zu wirken. Die Wagnisse des Lernens finden sich in den persönlichen Herausforderungen des Alltags, in der Begegnung mit der Natur, der Isomorphie mit persönlichen Themen und der intensiven Auseinandersetzung mit anderen Menschen und ihren Werten und Ideen.

Ausrüstung kann Einfluss auf die Gruppendynamik nehmen, kann Gruppen spalten oder Subgruppen entstehen lassen, etwa, wenn nur noch diejenigen trocken sind, die Biwaksäcke haben, oder wenn bei Bachüberquerungen einige barfuss gehen müssen, während andere Sandalen haben. Es kann auch Widerstand gegenüber der Leitung entstehen, wenn diese als einzige perfekt ausgerüstet ist und ihr deshalb vieles leichter fällt als dem Rest der Gruppe.

Die Schattenseiten der Ausrüstung wie Kosten, logistischer Aufwand und Equipmentgefälle verschlingen oft einen großen Teil der Aufmerksamkeit und Energie der Leitung und auch der Gruppe. Nicht selten sind diejenigen erlebnispädagogischen Unternehmungen am erfolgreichsten, die mit einem Minimum an Ausrüstung auskommen.

Auswertung

Auswertung geschieht auf unterschiedlichen Ebenen im pädagogischen Prozess: als Selbstreflexion, als Gruppenauswertung nach einem gemeinsamen Erlebnis, einer gelösten Aufgabe oder einer durchgeführten Übung, als Prozessauswertung auf der Leitungsebene oder auf noch übergeordneter Ebene als Projektauswertung gemeinsam mit den Auftraggebern, der Unternehmensleitung und beteiligten Außensystemen. (beispielsweise mit der Lehrkraft einer Klasse, mit der Schulleitung, dem Schulrat und Elternvertretung)

Auswertung fokussiert die zurückgelegten Schritte und die verbuchten Erfolge. Sie setzt die Entwicklungsschritte in Bezug zu den vorgenommenen Zielen, hinterfragt ihre Nützlichkeit, ihren Realitätsbezug und ihre Relevanz. Auswertung ist dabei aber weniger das Abhaken von Kriterien oder Checklisten, sondern vielmehr der lebendige Austausch über Lernprozesse, persönliche Wachstumsschritte, über Interaktion, neue Perspektiven und Möglichkeiten. Sie dient der Auslotung bedeutender Erfahrungen und einer möglichst weit reichenden Wirksamkeit des Gelernten. Auswertung wird in der systemischen Erlebnispädagogik unterschiedlich gestaltet und verschiedene Wahrnehmungskanäle werden dabei genutzt. Neben klassischen Reflexionsmethoden und Feedbackrunden können Kreativtechniken, Fantasiereisen oder szenische Techniken genutzt werden und die persönliche Entwicklung kann physisch nochmals vertieft, bildhaft oder szenisch ausgedrückt oder diskutiert werden. (Transfer, Reflexion, Nachhaltigkeit, Schlussintervention)

Authentizität

~Echtheit; ~Zuverlässigkeit; ~Glaubwürdigkeit (griech. authentes) ~Urheber; Glaubwürdigkeit und Echtheit im Auftreten, Kongruenz zwischen Sprache, nonverbalem Ausdruck und Handlung, und die nötige Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit. Authentizität bringt wichtige Eigenschaften einer Leitungsperson auf den Punkt. (Führung) Sie beschreibt eine persönliche, menschliche Dimension der Leitung und ihren Bezug zum Auftragskontext. Authentizität gilt in unterschiedlichen Führungssituationen als zentrales Kriterium der Qualität von Führungskräften.

Leiter/-innen und Begleiter erlebnispädagogischer Angebote strahlen in der Regel ein hohes Maß an Authentizität aus, weil sie sich diese Art von Arbeit selbst ausgesucht haben und über hohe Motivation verfügen. Wesentlichen Einfluss auf die Authentizität hat zudem die Passung von Firmenstrategien, Institutionsleitbildern und den persönlichen Zielen und Motivationen der Leitung und der Teilnehmer. (Auftrag, Ziele)

Autopoiese

Autopoiese, oder auch Autopoiesis, setzt sich zusammen aus den griechischen Wörtern ‚auto‘ ~selbst und ‚poíesis‘ ~das Hervorbringen; ~das Machen und wurde in der Biologie geprägt. Humberto R. Maturana beschrieb mit Autopoiese die Eigenschaft lebendiger Systeme, Elemente aus denen sie bestehen, selbst zu produzieren und ständig zu reproduzieren, um sich letztlich permanent neu zu erschaffen. Der Soziologe Niklas Luhmann wendete den Begriff der Autopoiese auf soziale Systeme an, die sich über Kommunikation selbst herstellen.

In der pädagogischen und therapeutischen Fachwelt wird Autopoiese häufig gleichgesetzt mit der Fähigkeit von Menschen und Gruppen zur Selbstorganisation, dabei werden die Begriffe uneinheitlich gebraucht.

Eine systemische Erlebnispädagogik geht von der Annahme aus, dass Teilnehmerinnnen wie auch Gruppen über alle nötigen Ressourcen verfügen, um Krisen zu überstehen oder Aufgaben zu meistern. Und sie geht davon aus, dass Autopoiese in einer Weise gefördert werden kann, dass sie den Anliegen von Menschen hilfreich ist. Sie achtet drauf, dass Lernprozesse zu Stärkungszyklen werden, dass Entwicklungskreisläufe entstehen können und dass sich wertschätzende Kultur „reproduziert“, also zu einem sich erneuernden Systemmerkmal wird. Die Leitung kann diese positive Selbsterneuerungskraft durch explizite Ressourcenfokussierung, durch gelebte wertschätzende Kultur und Lösungsorientierung fordern.

Axiom

Ein Axiom bezeichnet einen als absolut richtig anerkannten in sich widerspruchsfreien Grundsatz. (Grundannahmen)

Axiome der systemischen Erlebnispädagogik:

•Kontextwechsel und veränderte Handlungsbezüge ermöglichen neue Sozialdynamismen und führen zu erhöhter Erlebnisintensität.

•Ganzheitliche Settings ermöglichen Partizipation und führen zu erhöhter sozialer Akzeptanz und zu Integration.

•Die Natur verstärkt pädagogische Prozesse durch die Kraft der Unmittelbarkeit und erlebbarer Konsequenz.

•Erfolgserlebnisse im Sinne des Meisterns von Wagnissen des Lernens stärken die Selbstwirksamkeit und führen zu gesundem persönlichen Wachstum.

•Ur-eigene Ziele sind Grundlage und Ausrichtung der Persönlichkeitsentwicklung.

•Menschen verfügen über die nötigen Ressourcen um ihr Leben zu meistern. Die (Beg-)Leitung unterstützt die Aktivierung und Nutzung derselben im Sinne der Lösungsorientierung.

•Der Einbezug des Umfeldes eines Menschen und seiner Interdependenzen in Form der Steigerung der Qualität und der Verbesserung der Qualität der ihm möglichen Vernetzung, führt zu nachhaltiger Transformation.

B

BalanceGleichgewicht

Bedeutung

Etymologisch haben Kraft, Macht, Wirksamkeit und Wesen dieselbe Wurzel wie Bedeutung; sie stammen von lat. vis, griech. dynamis ab.

Bedeutungsgebung schlägt die Brücke zwischen Wahrnehmung und Erkenntnis. Menschen haben die Fähigkeit, mit der Welt in Kontakt zu treten und den erhaltenen Eindrücken und Reizen Bedeutung zu verleihen. In diesem Interpretationsprozess malen sich die Menschen ihr Bild der Welt (Landkarten) mit dem eigenen Farbkasten, dessen Zusammenstellung geprägt ist von der eigenen Biografie und dem kulturellen und gesellschaftlichen Kontext.

Lernen kann als Prozess verstanden werden, bei dem ein Mensch seiner Umwelt Bedeutung beimisst. Das kann sehr schnell vor sich gehen, beispielsweise bei der ersten Begegnung mit einer Brennnessel, oder sich über Jahre erstrecken und immer wieder ändern (z.B. Beziehung zu einem Bruder, zum anderen Geschlecht). Systemische Theorieansätze betonen die Wichtigkeit des Kontextes für die Bedeutungsgebung. So kann eine Mahlzeit ganz unterschiedliche Bedeutungen bekommen, je nachdem ob sie im Gourmettempel oder bei der Großmutter zu Weihnachten eingenommen wird, beim ersten Rendezvous oder beim Geschäftsessen, nach einer Fastenwoche oder vorm Kino im Fastfoodlokal.

In der Erlebnispädagogik kommt es häufig vor, dass der Auftrag oder die Ziele der Teilnehmenden die Aufweichung starrer Bedeutungsgebung oder die Erweiterung von Bedeutungsdimensionen beinhalten. Erlebnispädagogik gibt bereits mit ihren Settings in anderen Räumen und mit ungewohnten oder neuen pädagogischen Mitteln vielen Dingen und Verhaltensweisen eine neue Bedeutung, fördert ungesehene Ressourcen ans Licht und unterstützt neue Informationen. Reframing und Umdeutung wirken hier verstärkt, weil sie über Handlung geschehen. Wenn der kräftige Junge mit der überschüssigen Energie die größten Holzberge anschleppt und die Gruppe dadurch einen warmen Abend hat, können beide das am eigenen Körper fühlen; und das Wort hyperaktiv bekommt eine neue Dimension. (Konnotation, Bezugssystem, narrativer Ansatz, Roadmovie)

Begleitung

Führung in der systemischen Erlebnispädagogik bedeutet vielfach Begleitung von Menschen in ihren Prozessen und der Gestaltung entsprechender Lern- und Erlebnisräume. Die Haltungen, die dieses Begleiten ausmachen, sind Ressourcen- und Lösungsfokus, die Anerkennung der Menschen als Sachverständige ihrer Probleme und Lösungen, Wertschätzung und Vertrauen in die autopoietischen Kräfte des Lebens. (Autopoiese) Ein systemischer Prozessbegleiter ist Experte für das Wie, für Möglichkeiten und Alternativen. Er begegnet Menschen mit einer ehrlichen Neugier und einem großen Interesse an ihren Geschichten, er erkundet mit ihnen und ist offen für Experimente und noch unbekannte Wege. Systemische Pädagogen machen methodische Angebote, mittels deren die Teilnehmer an ihren eigenen Zielen arbeiten können, sie halten sich zurück mit Interpretationen, stellen aber ihre Wahrnehmung zur Verfügung, sie fordern und irritieren auf eine kreative Weise.

Systemische Begleitung ermöglicht Menschen Erfolgs- und Aha-Erlebnisse, erinnert sie an ihren Selbstauftrag und begleitet sie auf dem Weg zu ihren Zielen. (Ziele, Selbstwirksamkeit, Selbstbeauftragung)

In der Erlebnispädagogik gehen Begleiter nicht immerzu vorneweg und weisen den Weg, sie führen und begleiten eine Gruppe aus dem Hintergrund, sie sind da, wenn sie gebraucht werden und haben die Fähigkeit, unauffällig und enthaltsam anwesend zu sein. (abstinente Leitungshaltung) Die Begleitung besteht oft ‚nur‘ im Wahrnehmen der Bewegungen und Wahren der Strukturen, im Gewährleisten des Informationsflusses und Würdigen der zurückgelegten Schritte. Begleiter gestalten Prozesse und Rahmenbedingungen aktiv mit, sind aber bezüglich Interventionen eher sparsam. Sie versuchen in einer Position des Nichtwissens zu bleiben und den Menschen viel Partizipation und Autonomie zu übergeben, und sie wahren gleichzeitig die Ausrichtung, halten den Bezug zum Auftrag und gestalten den Prozessverlauf passend.

Behaviorismus

‚behavior‘ ~Verhalten; ~Benehmen

Der Behaviorismus ist eine Richtung der Psychologie und später auch der Therapie und Pädagogik, die sich auf das äußerlich sichtbare Verhalten konzentriert, in der Annahme, so eine objektive Betrachtungsweise gewährleisten zu können. Verhalten gilt als messbar, kontrollierbar und wiederholbar, es wird durch entsprechende Anreize beeinflusst. Das Experiment steht im Zentrum des Behaviorismus als einer empirischen Wissenschaft. Bekannt ist das Experiment mit dem Pawlow’schen Hund.

Begründet wurde der Behaviorismus Anfang des 20. Jahrhunderts durch John Broadus Watson und obwohl mit der humanistischen Psychologie gegen Jahrhundertmitte eine starke Gegenbewegung auftauchte, lassen sich in vielen Bildungs- und Erziehungsinstitutionen heute noch behavioristische Haltungen und Konzepte ausmachen. Behavioristische Konzepte arbeiten mit Konditionierung, positiver und negativer Verstärkung, Belohnung und Bestrafung.

Im systemischen Denken ist die vom Behaviorismus angestrebte Objektivität der Betrachtung nicht möglich. Sowohl der Kontext des Experimentes in seiner spezifischen Anordnung als auch der Beobachter, der eine Auswahl wesentlicher Informationen trifft, wirken konstruierend auf das Resultat ein. (Konstruktivismus)

Außerdem widerspricht eine systemische Erlebnispädagogik einem Lernmodell, das auf einem Reiz-Reaktions-Schema beruht, schließlich wird eine Reduktion des Menschen auf sein Verhalten einem ganzheitlichen Bild vom Menschen nicht gerecht. Dennoch bilden konditionierende Elemente pädagogischen Handelns durchaus wertvolle Teile der Arbeit, wenn es um die Verankerung und das Ein- oder Umtrainieren von Fähigkeiten geht.

Beobachter

Die Quantenphysik hat die Bedeutung des Beobachters für die Ergebnisse wissenschaftlicher Anordnungen deutlich gemacht. Eine physikalische Einheit kann bei der Untersuchung die Eigenschaften von Wellen oder Teilchen annehmen, je nachdem, welches Messinstrument die Wissenschaftlerin wählt und worauf sie schaut. (Welle-Teilchen-Dualismus)

In der Pädagogik könnte vergleichsweise von einem Probleme-Lösungs-Dualismus oder einem Ressourcen-Defizite-Dualismus die Rede sein. Der Beobachter wird finden, wonach er sucht. Er ist immer aktiver Teil des Systems und prägt dieses durch seine Beobachtung mit.