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LI S1 – Der Weg des Schwertes, Band 9 Die Spur führt Li und Scarlett von den düsteren Märkten der Clans über blutige Kämpfe in Xenos bis in den verfluchten Tengu-Wald. Dort enthüllen sie das wahre Ausmaß des Dao Do-Clans – Gefangene, Raubzüge und ein verborgenes Bündnis im Schatten des Thororimgod. Während Freundschaft und Vertrauen auf die Probe gestellt werden, droht Li an seiner Suche nach dem Jungen Akio zu zerbrechen. Doch inmitten der Finsternis begegnet er jemandem, dessen Name alles verändern wird: N.I.K.O.
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Seitenzahl: 71
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Autoren: Manuela Wieninger · Martin Wintersberger
Illustrationen: Midjourney
Cover: Acht Schätze & Midjourney
astro-entertainment.at
Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne schriftliche Zustimmung des Autors unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. ASTRO und alle darin vorkommende Personen und ihre Namen, alle Handlungen, Gegebenheiten und Naturgesetze sind fiktiv. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen oder Fischen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Eingebettete Schriften: Fira Sans (OFL), PT Serif (OFL), Ailerons (lizenziert). Sollte Ihr E-Book-Reader diese Schriften nicht laden können, kontaktieren Sie bitte Ihren Händler.
Nach einer Idee von Martin Wintersberger
Copyright 2020 © Martin Wintersberger
Neuauflage 2025
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-99119-248-0
STAFFEL 1
DER WEG DES SCHWERTES
Episode 25: Der Nachtmarkt
Episode 26: Unter Verdacht
Episode 27: Der Fluch des Berges
»AUCH DIE LÄNGSTE REISE BEGINNT MIT DEM ERSTEN SCHRITT«
EPISODE 25DER NACHTMARKT
Die Luft in der großen Höhle war schwer und voller Rauch von den unzähligen Fackeln, die an den Wänden und auf den Ständen verteilt waren. In der Atmosphäre lag ein eigentümliches Gemisch aus Öl, Ruß, Metall und etwas, das an verbranntes Fleisch erinnerte. Händler und Käufer, alle in dunklen Gewändern und mit furchterregenden Masken, tuschelten leise miteinander. Die Schatten der flackernden Flammen tanzten an den rauen Wänden und ließen die ohnehin surreale Szenerie noch bedrohlicher erscheinen.
Ein Stand stach jedoch besonders heraus, und zwar nicht wegen seiner Waren. Hinter einem dampfenden Kessel stand eine dicke Frau, deren Gewand vor Fettflecken glänzte. Sie schwenkte einen großen Holzschöpfer und klatschte eine dickflüssige, undefinierbare Masse in grobe Holzschüsseln. Der säuerliche Geruch, der von ihrem Stand ausging, mischte sich in die ohnehin dichte Luft und ließ so manchen zurückzucken.
»Hier! Du da!«, rief sie plötzlich und fuchtelte mit ihrem Schöpfer in Richtung eines maskierten Käufers, der versucht hatte, unauffällig vorbeizugehen. »Hast du keine Manieren? Man kauft was, wenn man an meinem Stand vorbeiläuft!«
Der Mann blieb stehen, sichtlich überrumpelt. »Ich… ich habe keinen Hunger.«
Die Frau schnaufte abfällig. »Keinen Hunger? Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man Essen nicht ablehnt?« Sie schwang den Schöpfer und ließ die dampfende Masse mit einem lauten Platschen in eine Schüssel fallen. »Das macht dann vier gefertigte Kupferstücke!«
Der Mann griff widerwillig nach den Münzen, während sie ihm die Schüssel fast in die Hände warf. »Los, iss. Wie wär’s mit einem Danke? Wo bleibt denn die Erziehung heutzutage?«
Ein anderer Händler, der die Szene beobachtet hatte, lachte leise und wandte sich an seinen Kollegen. »Ich weiß nicht, was weniger ekelhaft riecht – ihr Eintopf oder der Rauch der Fackeln.«
Der Kollege grinste unter seiner Maske. »Ich wette, die Fackeln …«
Ein weiterer Passant, der versuchte, an ihr vorbeizukommen, wurde ebenfalls von der dicken Frau ins Visier genommen. »Hey! Ja, genau du!«, rief sie mit lauter Stimme. »Was glaubst du, wie du mit einer liebenswürdigen Frau umgehst? Hier, nimm das und hör auf, so respektlos herumzuschleichen wie ein Dieb! Bist du ein Dieb? Wache!«
Der Mann wedelte beschwichtigend mit den Händen. »Nein, bin ich nicht. Ihr braucht nicht die Wachen zu rufen, ich bin schon weg.« Die Köchin platzte vor Wut: »Wird ja immer schöner! Erst klaust du mir die Luft und willst dich dann auch noch davonstehlen? Hier!« Sie klatschte einen Schöpfer voll Pampe in eine Holzschüssel. »Das macht dann vier Kupferstücke, Freundchen!«
»Ich habe kein Geld«, schwitzte der Mann.
Die Frau verschränkte die Arme und schnaubte. »Dann haben wir ein Problem. Wer ohne Geld hierherkommt, ist ganz bestimmt ein Dieb. Wache!«, rief die dicke Frau, als die anderen Händler begannen aufmerksam zu werden. Der Dialog wurde absurd.
»Ich … habe wirklich kein Geld, ich wollte …«
»Hö?«
»Ich wollte …«
»Was?«
Dann schwieg der Mann, völlig fertig mit den Nerven, die Dicke gab ihm den Rest: »Geh, und komm nie wieder, bevor ich dich noch mit dem Schöpfer verfolge!«
In einer Ecke, an einem Stand mit Schwertern und Dolchen, stand eine schlanke, unbekannte Gestalt. Durch die Menpō schimmerte blaues Licht hindurch. Völlig verhüllt in einem schwarzen Umhang, dessen Kapuze tief ins Gesicht gezogen war, flüsterte die Gestalt: »Humanoide … faszinierend.«
Ein bulliger Humanoide mit einer Maske, die einem knurrenden Wolf ähnelte, trat auf den Unbekannten zu. Seine Stimme war rau, aber nicht unfreundlich.
»Hey, du da! Ja, du mit den blauen Augen! Pack mit an! Dieses Regal sieht aus, als würde es gleich zusammenbrechen!«
Der Unbekannte neigte den Kopf zur Seite, als würde er überlegen, dann erwiderte er: »War das eine Frage? Ich bin nicht hier, um Möbel zu reparieren.«
Der Händler ließ sich davon nicht beeindrucken, holte einen Stapel verstaubter Schwertscheiden aus dem Regal und brummte: »Mach dich nützlich und suche ein anderes Regal. Ich zahle dich nicht fürs Rumstehen.«
Der Unbekannte zögerte, begann dann aber, die Scheiden in ein anderes Regal zu schlichten. Dabei bemerkte er beiläufig: »Ich werde nicht bezahlt.«
Kaum hatte er seine improvisierte Aufgabe beendet und wollte sich davonmachen, trat ihm ein anderer Händler in den Weg. Seine Menpō hatte die Form eines Drachenkopfes, der aus Kupfer zu bestehen schien. In seinen Händen hielt er ein kunstvoll gearbeitetes Schwert mit einer Klinge, die im Fackellicht glitzerte.
»Du siehst aus, als könntest du ein Schwert gebrauchen, mein Freund«, begann der Händler und machte eine einladende Geste.
»Ich brauche kein Schwert«, entgegnete der Unbekannte mit den blauen Augen und drehte sich zum Gehen um.
Doch der Händler ließ nicht locker. »Das sagen sie alle, bis sie eines in der Hand halten! Schau dir dieses Meisterwerk an. Perfekte Balance, unübertreffliche Schärfe. Es wird dein treuer Begleiter sein – und für nur drei Silberstücke ein wahres Schnäppchen!«
Der Unbekannte neigte den Kopf und antwortete trocken: »Ich habe keine Hände, die ein Schwert halten könnten.«
Der Händler stutzte kurz, musterte ihn und begann dann zu lachen. »Du bist ein harter Brocken, das gefällt mir. Also gut, zwei Silberstücke, und ich werfe eine Dolchscheide gratis dazu!«
»Ich bin ein kybernetischer Organismus und habe keinen Gebrauch für primitive Schneidwerkzeuge«, entgegnete der Unbekannte.
Der Händler grinste breit unter seiner Maske, beugte sich vor und flüsterte verschwörerisch: »Dann nimmst du es als Deko, hm? Zeig’s deinen Freunden! Niemand wird dich auf diesem Markt ernst nehmen, wenn du ohne Waffe herumläufst. Du gefällst mir. Ich biete dir einen Spezialpreis: ein Silberstück. Was sagst du?«
Der Unbekannte erwiderte: »Ich bin eine Maschine und habe deshalb auch keine Freunde.«
Ein weiterer Händler, der die Szene beobachtet hatte, brach in schallendes Gelächter aus. »Dieser da ist ein harter Verhandler! Vielleicht sollte er sich dir anschließen und hier Schwerter verkaufen!«
Der Drachenhändler nickte nachdenklich und legte den Kopf schief. »Das ist keine schlechte Idee. Hey, wie wär’s? Ich suche noch jemanden, der mit den Kunden feilscht. Du kannst dich gut ausdrücken, und diese blauen Augen? Ein echter Blickfang!«
Der Unbekannte antwortete trocken: »Ich bin kein Verkäufer. Ich rette Leben.«
Die beiden Händler überlegten kurz, dann brachen sie in Gelächter aus, klopften dem Unbekannten auf die Schulter und bemerkten: »Du bist einer von uns …«
Das Leben im Dorf Nari schien sich nicht verändert zu haben. Frauen und Männer gingen ihrer Arbeit nach, Kinder spielten mit selbst gebauten Spielsachen im Schatten der Bäume. Doch für Scarlett und Li war heute alles anders. Die Anspannung zwischen ihnen war spürbar. Sie hatten beschlossen, Oda Noba, den Dorfältesten von Nari, erneut aufzusuchen. Es war ihre letzte Hoffnung, die Wahrheit ans Licht zu bringen, und womöglich herauszufinden – wenn Oda sie wieder abweisen würde – dass er in der Sache mit drinsteckte.
Oda Noba saß in seinem Haus, die Hände um eine dampfende Tasse Tee gelegt, als Scarlett und Li eintraten. Seine Stirn legte sich in Falten, als er die Entschlossenheit in ihren Gesichtern bemerkte.
»Ihr seid wieder hier?«, fragte Oda, seine Stimme ruhig, aber etwas genervt.
Scarlett verschränkte die Arme: »Wir waren in den Stollen. Wir haben gesehen, was dort vor sich geht, Oda.«
Oda schüttelte den Kopf, ein angedeutetes Lächeln auf seinen Lippen. »Die Stollen sind alt, Scarlett. Nichts als Relikte vergangener Tage. Was auch immer ihr gesehen haben wollt, es ist längst Geschichte.«
Li trat vor, seine Augen glühten vor Zorn: »Lügt uns nicht an! Wir haben Beweise – Rogosier steckt man in Zwangsarbeit, Kinder verschwinden von einem Tag auf den anderen. Wollt Ihr das wirklich einfach ignorieren?«