Lia und der Drache - Ela A. Herz - E-Book

Lia und der Drache E-Book

Ela A. Herz

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Beschreibung

Anhand einer märchenhaften Reise und einem imaginativen Helfer gelingt es der Protagonistin sich der eigenen schmerzhaften Vergangenheit zu stellen. Das Buch erklärt anschaulich und nachvollziehbar die Ursachen und Funktionsweisen Trauma bedingter Abspaltung von Erinnerungen und Persönlichkeitsanteilen und gibt eine Idee davon, wie hilfreiche Ressourcen aktiviert werden können, um diese zu überwinden. In der persönlichen Interpretation gewinnen sowohl Betroffene, aber auch therapeutische Begleiter, einen Eindruck, welche Folgen Traumatisierungen haben und mit welchen Schritten die Folgen von Traumatisierung überwunden werden können. Die Geschichte von Lina und ihrem Drachen ist gleichzeitig eine sensible und berührend geschriebene Geschichte über ein Tabuthema in unsere Gesellschaft: Missbrauch im Rahmen der Familie. Dabei gelingt es der Autorin literarisch zu bleiben und auf intime Details zu verzichten. Dennoch beschreibt sie für jeden Leser eindrücklich das, was im Inneren von Kindern passiert, die Opfer von Missbrauch werden und welche Folgen Missbrauch für da Leben haben kann. Für jeden Leser wird das Phänomen der Abspaltung von Persönlichkeitsanteilen nachfühlbar, ebenso das spätere Wiederfinden von Erinnerungen und vor allem die hilfreiche Unterstützung durch innere Ressourcen und therapeutische Begleiter. Damit macht das Buch dem Leser Mut, sich auf den Weg zu machen eigenen hilfreiche innere Bilder zu finden und sich gegen Schatten zu stellen, welcher Art auch immer sie sein mögen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 110

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Über die Autorin

Ela A. Herz, geboren 1980 in Bonn, studierte Wirt-schaftsinformatik und arbeitet als Beraterin für Projekt-management, als Trainerin und Coach für Führungskräfte und für solche, die es noch werden wollen.

Als Autorin widmet sie sich einem vollständig anderen Lebensbereich, nämlich dem Leben mit einer komplexen Traumafolgestörung. In ihrem Blog „VieleLeben“ (www.vieleleben.jimdofree.com) fing sie 2018 an, öffentlich über diese andere Seite in ihrem Leben zu schreiben. Ihr Ziel ist es, den Blick auf das „Anderssein“ in unserer Gesellschaft zu verändern und so das Leben mit einer psychischen Erkrankung aus dem blinden, tabuisierten Fleck unserer Gesellschaft in einen sichtbaren Normalbereich zu bringen.

Mit ihrem märchenhaften Kurzroman „Lia und der Drache“, ist nun ihr erstes Buchprojekt abgeschlossen. Er beschreibt literarisch das Phänomen der Abspaltung von Persönlichkeitsanteilen, das Wiederfinden von Erinne-rungen und vor allem die hilfreiche Unterstützung durch innere Ressourcen und therapeutische Begleiter. Die Geschichte selbst, und eine sich ihr anschließende Interpretation, will allen Lesern Mut machen, sich selbst auf den Weg zu begeben, eigene innere Bilder zu finden, sich eigenen Schatten zu stellen und dabei auf die Kraft innerer Ressourcen und therapeutischer Begleiter zu vertrauen.

Für alle Menschen auf dieser Welt, die einen Drache brauchen.

© 2021 Ela A. Herz

Buchsatz von tredition, erstellt mit dem tredition Designer

ISBN Softcover: 978-3-347-50268-0

ISBN Hardcover: 978-3-347-50269-7

ISBN E-Book: 978-3-347-50270-3

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Ela A. Herz

Lia und der Drache

Eine mutmachende Fantasiereise

Vorwort

Dieses Buch ist über einen Zeitraum von mehreren Jahren entstanden. Zunächst gab es nur Lia und ihren Drachen als erzählende Geschichte. Lange habe ich gedacht es wäre sehr schön, wenn ein Fachmann oder eine Fachfrau für Trauma und Traumatherapie eine Interpretation für diese Geschichte schreiben würde. Lange habe ich übersehen, dass es meine Geschichte ist und eine Interpretation damit eigentlich auch von mir erfolgen muss. Ich lese diese Geschichte zwangsläufig anders, als außenstehende sie lesen werden, und interpretiere auch andere Dinge hinein. Das ist letztendlich ja auch der Kern von Interpretation: Eine eigene, persönliche Auslegung einer Geschichte. Also habe ich mich, als ich meine inneren Zweifel der Richtigkeit dieses Vorhabens überwunden hatte, auf den Weg gemacht, meine Interpretation niederzuschreiben. Immer begleitet von der Angst Falsches zu schreiben. Dennoch habe ich es getan und weiß heute auch, dass nichts Falsches dabei ist.

Jahre hat es auch deswegen gedauert, weil diese Geschichte mich Jahre auf meinem eigenen Weg begleitet hat. Ich habe, irgendwo auf der zweiten Hälfte meines Weges (ich hatte in der Therapie das Gefühl, ich musste einmal in die Wüste, dahin wo sie doch irgendwo tot ist, und dann wieder zurück), schließlich doch mit meiner ganz eigenen Interpretation begonnen. Mit der Zeit, auf meinem Rückweg aus der Wüste, wurde sie immer umfänglicher und detaillierter. Manche Teile sind auch erst in der retrospektiven Betrachtung therapeutischer Schritte entstanden.

Das ist es, was diese Geschichte für mich selbst so wertvoll gemacht hat. Sie hat mich schrittweise begleitet in der Betrachtung meines individuellen Weges, um zu lernen mit den Ereignissen meines Lebens umzugehen. Es war sehr wertvoll gemachte Schritte noch einmal nachzuvollziehen zu können und alt geschriebenes nachzulesen. Manchmal ist es gut etwas noch einmal zu lesen, weil es an wertvolles erinnert. Manchmal ist es, aus der Distanz von Jahren heraus, befremdlich es zu lesen. Dennoch habe ich auch das nun befremdlich Wirkende stehen lassen, denn ich wollte die Authentizität des Geschriebenen nicht verfälschen. Das wäre einfach nicht richtig gewesen.

Ich hoffe, dass nach dem Lesen nicht mehr Fragen im Kopf sind als vorher. Oder vielleicht ist es auch gut so? Letztendlich bin ich nur durch das Entlanghangeln an Fragen und durch das Finden von Antworten diesen, meinen Weg gegangen. Ich habe angefangen zu entdecken, wie wertvoll Fragen sind, wo ich früher dachte der Wert liegt in Antworten. Aber es sind Fragen, die uns aufbrechen lassen, nicht Antworten. Dennoch hoffe ich auch Ideen und Antworten gegeben zu haben und vor allem ein Wiederfinden.

Ich habe versucht das Buch wenig fachlich zu formulieren, von ein paar Fachwörtern im Sinne einer Übersetzung abgesehen. Dennoch denke ich, dass es für alle Seiten, Betroffene von Traumatisierungen aber auch therapeutische Begleiter, wertvoll sein kann. Mein ganzes Leben, schon angefangen vor meinem Studium, habe ich als Übersetzer und Integrator gearbeitet, spätestens aber in meiner langjährigen Berufszeit. Es ist meine innerste Natur dies zu tun und ich habe es glaube ich mit diesem Buch wieder getan. Nun aber überlasse ich Dir lieber Leser (ist es ok, dass ich dich duze?) das Spielfeld und hoffe, dass Du Lia und ihren Drachen ebenso liebgewinnen wirst, wie ich es getan haben.

Irgendwo im Großraum Bonn,

E.A. Herz

Paketlieferung im Schneesturm

Lia lag in ihrem Bett und hatte sich zusammengerollt zu einem kleinen Ball. Unter der Decke war es warm, draußen aber tobte ein Schneesturm. Lia hatte das Licht ausgelassen, auch wenn es draußen immer dunkler wurde. So aber konnte sie den Schneeflocken zugucken, die vom Wind am Fenster vorbeigefegt wurden, und vor sich hinträumen. Sie träumte und dachte viel nach in letzter Zeit. Heute dachte sie, während sie dem Schnee zusah, dass ganz tief in ihr drin auch eine eisige Stelle war, die nicht warm werden wollte. Ein Block aus Eis, mal größer mal kleiner, der aber nie ganz schmolz, egal was sie machte. Er machte Kopfschmerzen und Bauchschmerzen und ein tiefes Gefühl von Einsamkeit das sie traurig machte. Nicht in der Art traurig, wie wenn man weinen muss, aber traurig, weil man allein ist und alles in einem leer.

Der Tanz der Schneeflocken wurde immer wilder. So wild schließlich, dass die Scheibe im Rahmen des alten Holzfensters zu rappeln anfing. Zunächst bemerkte Lia es gar nicht, dann aber wurde das Rappeln lauter und regelmäßig, als wolle sich etwas von draußen, aus dem Sturm heraus, nach drinnen flüchten.

Lia schob erst ihre Füße unter der Decke hervor, um zu testen, wie kalt es wirklich im Zimmer war, stand dann aber doch schnell ganz auf. Es war kalt! Von der Neugier getrieben, ging sie trotzdem zum Fenster und stellte sich auf ihre Zehenspitzen, um heraussehen zu können. Aber es war nichts zu sehen und auch das Rappeln hörte plötzlich auf. Lia wartete dennoch einen Augenblick. Gerade als sie wieder in ihr warmes Bett kriechen wollte, fing die Scheibe an zu vibrieren. Lia spürte die Vibration, aber immer noch war nichts zu sehen. Komisch dachte sie. Kurzentschlossen begann Lia das Fenster zu öffnen, um nachsehen zu können was da draußen los war. Kaum hatte sie begonnen den Fenstergriff zum Öffnen nach oben zu schieben, als die Scheibe auch schon nach innen aufsprang und sie fast umwarf. Zusammen mit einer eiskalten Böe wurde eine große Ladung Schnee ins Zimmer gewirbelt. Lia sprang erschrocken zur Seite, gerade rechtzeitig in dem Moment, als zusammen mit einer weiteren Ladung Schneeflocken ein kompakter Schneeball mit einem „Wuuuschsch“ an ihr vorbeisauste und im Dunklen des Zimmers verschwand. Immer mehr Schnee wurde ins Zimmer gewirbelt und das Heulen des Windes wurde deutlich zu laut.

Das ging so nicht, entschied Lia und mit beiden Händen stemmte sie das Fenster nun gegen den Wind und gegen die Schneeflocken, um es wieder schließen zu können, aber es wollte kaum gelingen. Sie musste ihre ganze Kraft aufbringen, um die Lücke bis zum Rahmen überwinden zu können. Schließlich aber schaffte sie es und der Riegel schnappte mit einem Klicken zu. Plötzliche Ruhe kehrte im Zimmer ein, als das Heulen des Windes wieder hinaus verbannt war. Schnell kroch Lia wieder ins Bett, denn jetzt war es schneidend kalt im Zimmer und ihre Füße und Hände prickelten vor Kälte. Hoffentlich hatten ihre Eltern nichts gehört, dachte Lia auf dem Weg zum Bett. Sie würden schimpfen. Sie schimpften immer wegen irgendwas.

Sie hatte sich gerade wieder im Bett zusammengerollt, die Hände zwischen ihre Oberschenkel geschoben, und versuchte aufzutauen, als sie ein leises Niesen hörte. Glaubte sie jedenfalls. Lia spitzte die Ohren. Aber alles war still. Dann aber – da! Da war es wieder, ein leises Niesen in ihrem Zimmer, gefolgt von einem Geräusch, das klang, als würde sich ein kleines Tier Schnee aus dem Pelz schütteln. Lia hatte ihre kalten Hände und Füße vergessen. Sie richtete sich unter der Decke auf und fragte vorsichtig in die Dunkelheit: „Hallo, ist da jemand?“, auch wenn sie sich etwas albern dabei vorkam. Als Antwort aber kam zunächst nur ein weiteres leises Niesen. Dann aber, mit leiser aber deutlicher und etwas kratzigen Stimme, die Frage: “Wie mache ich denn hier ein Licht an?“

Lia setzte sich gespannt auf und lehnte sich an die Rückwand ihres Bettes. Sie wusste nicht, ob sie der Stimme antworten sollte. Aber ihr Blick wanderte zu der Kommode, auf der eine kleine Lampe stand. Zaghaft antwortete sie: „Es gibt einen Knopf auf dem Fuß der Lampe auf der Kommode.“

Es folgte eine kurze Stille, dann ein Flattern und plötzlich ging, mit einem leisen Klick, die Lampe auf der Kommode an. In dem entstehenden Lichtkegel stand ein kleiner, weißer Drache, dem Wasser aus dem Fell und von den hängenden Flügelspitzen tropfte. Der Drache hüpfte entschlossen in die Mitte des Kegels, direkt unter die Glühbirne, so als wolle er sich wärmen, und schüttelte sich erneut.

Rupert

Lia saß ganz stumm da und starrte auf das kleine Wesen, das da wie selbstverständlich, aber tropfnass, auf ihrer Kommode stand. Der Drache blickte zu ihr hinüber und sagte: „Hallo und Entschuldigung, dass ich dir hier alles volltropfe. Aber das Wetter da draußen ist fürchterlich. Keine Reisewetter auf jeden Fall. Na ja, egal, jetzt bin ich ja da!“

Lia konnte im Augenblick gar nichts sagen. Dann wurde ihr klar, dass sie ihren Besucher, ziemlich unhöflich mit offenem Mund, anstarrte. Sie schloss den Mund mit einer schnellen Bewegung und brachte hastig eine Frage über die Lippen: „Wer bist du?“

„Oh, entschuldige bitte, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt“, antwortete der Drache freundlich. „Ich bin Rupert. Hast du vielleicht einen Lappen oder ein Handtuch für mich, bevor ich dir hier alles nass gemacht habe?“

Ein Handtuch hatte Lia nicht und sie wollte jetzt auf keinen Fall in das Badezimmer gehen, um eins zu holen. Also griff sie nach dem Wollpullover, der auf dem Stuhl neben ihrem Bett lag, und reichte ihn dem Drachen hinüber, indem sie langsam bis an das Fußende ihres Bettes rutschte.

„Hm, danke. Das tut‘s auch“, sagte der Drache zufrieden und fing an, erst sich und dann die Kommode vom Wasser zu befreien. Dann baute er sich eine kleine Kuhle in den zusammengerollten Pullover und kuschelte sich hinein, immer noch unter der wärmenden Lampe liegend.

Lia hatte ihn dabei beobachtet. Es war wirklich ein kleiner, weißer Drache mit grausilbrig schillernden Flügeln und Krallen. Ein paar graue Sprenkel verteilten sich wie Sommersprossen auf seinem Fell. Auch seine großen Schuppen, die entlang des Rückens vom Kopf bis zum Schwanz verliefen, glänzten silbrig im Licht der Lampe, wann immer der Drache sich bewegte. Seine Augen waren von einem klaren Blau, groß und von einem dicken Kranz langer, schwarzer Wimpern umrandet. Er machte keinen gefährlichen Eindruck, aber ganz sicher, was sie zu erwarten hatte, war Lia noch nicht. Ein Drache mit Fell?!

Auch der Drache unterzog Lia einer Musterung als er es sich bequem gemacht hatte, was Lia etwas unangenehm war, wie immer, wenn jemand sie musterte. Aber sie wartete ab und ließ den Drachen machen. Was sollte sie sonst auch Besseres tun im Moment?

Eine Weile herrschte Schweigen zwischen den beiden, aber es war nicht unangenehm. Es fühlte sich eigentlich ganz richtig an, dass ein kleiner Drache unter ihrer Lampe in einem Pullovernest auf der Kommode lag und sich aufwärmte.

Schließlich brach der Drache das Schweigen: „Also?“

„Also was?“, antwortete Lia fragend.

„Na, einfach so! Was denkst du?“

Lia wartete einen Augenblick mit der Antwort. Dann aber sagte sie einfach das Erste, das ihr in den Sinn kam.

„Ich frage mich, woher du kommst und was du hier machst?“

„Ach so, ja. Das hatten wir ja noch nicht, richtig?“

Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr er fort: „Entschuldige bitte, ich bin noch ein bisschen durcheinandergewirbelt von dem Wind da draußen. Also das ist ganz einfach so: Ich habe mitbekommen, dass du meine Hilfe brauchen kannst, und da habe ich mich auf den Weg zu dir gemacht. Wir, meine Kollegen und ich, sind Begleiter und machen uns dahin auf den Weg, wo wir gebraucht werden. Ich bin doch richtig hier, oder?“

„Ich weiß nicht“, antwortete Lia zögerlich.

„Na, denkst du denn ich könnte eine Weile bleiben? Zumindest so lange, bis wir wieder Reisewetter da draußen haben?“ bemerkte der Drache und deutet in Richtung des Fensters, an dem nach wie vor der Schnee vorbeiwirbelte.

Es entstand ein Schweigen, denn Lia traute sich einfach nicht auf diese Frage zu antworten. So frage schließlich der Drache weiter: „Fühl mal kurz in dich hinein. Fändest du es gut, wenn ich bleiben würde?“