Liebe, Lügen - Happy End? - Brenda Jackson - E-Book

Liebe, Lügen - Happy End? E-Book

BRENDA JACKSON

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Beschreibung

Dieser Verräter! Nie wieder will die schöne Anwältin Keisha Ashford etwas mit ihrem Kollegen Canyon Westmoreland zu tun haben. Wie konnte er es nur wagen, sie zärtlich zu verführen, ihr glühende Liebesgeständnisse zu machen und sie gleichzeitig mit einer anderen Frau zu betrügen? Entweder er hat unverschämt gelogen, oder er hat Angst vor großen Gefühlen - zwei gute Gründe, sich von diesem Mann fernzuhalten! Aber als Canyon unvermittelt vor ihr steht, wird Keisha klar, dass ihr kühler Kopf eine Sache ist. Ihr heißes Herz dagegen eine andere …

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Seitenzahl: 205

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: 040/60 09 09-361 Fax: 040/60 09 09-469 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Christel BorgesGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2013 by Brenda Streater Jackson Originaltitel: „Canyon“ erschienen bei: Harlequin Books, Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 1857 - 2015 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Peter Müller

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 01/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733720933

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

Am liebsten wäre Canyon Westmoreland aus dem geparkten Wagen ausgestiegen und hätte sich ein paar Minuten lang die Füße vertreten, aber dann ließ er es doch lieber. So viel hatte er immerhin aus den Serien im Fernsehen gelernt: Wenn man jemanden beschattete, musste man im Verborgenen bleiben und sich so unauffällig wie möglich verhalten. Tatsächlich fühlte er sich wie ein Ermittler in einem Krimi. Denn er wollte endlich herausfinden, warum Keisha Ashford ihn so hartnäckig links liegen ließ.

Natürlich wusste er, was grundsätzlich hinter ihrer Ablehnung steckte: Sie glaubte, dass er sie mit einer anderen Frau betrogen hatte. Aus diesem Grund hatte sie auch vor drei Jahren die Stadt verlassen und jeden Kontakt zu ihm abgebrochen. Inzwischen war sie zwar nach Denver zurückgekehrt. Trotzdem dachte sie immer noch, jedes Recht der Welt zu haben, ihn wie Luft zu behandeln.

Mit diesem Spielchen muss langsam mal Schluss sein, dachte Canyon.

Sie waren beide Wirtschaftsanwälte. Über ihren Beruf hatten sie sich ursprünglich kennengelernt – und dieser Beruf brachte es nun mit sich, dass sie sich immer mal wieder über den Weg liefen. Seit sie vor zehn Monaten nach Denver zurückgekommen war, hatten sie sich mehrfach im Auftrag ihrer Firmen am Verhandlungstisch gegenübergesessen. Und es wurmte ihn mächtig, dass sie in diesen Situationen stets so tat, als würden sie sich gar nicht kennen. Als hätten sie keine gemeinsame Vergangenheit.

Schon ein paarmal hatte er ihr eine Aussprache vorgeschlagen, damit sie die Angelegenheit ins Reine bringen konnten. Doch Keisha hatte ihn jedes Mal zurückgewiesen.

Und mittlerweile reichte es ihm. Er wollte die Sache ein für alle Mal klären. Keinen Tag länger sollte sie mehr denken, dass er sie betrogen hatte.

Deshalb saß er jetzt hier im Auto vor der Anwaltskanzlei, in der sie arbeitete. Canyon wollte ihr unbemerkt bis nach Hause folgen und sie dort zur Rede stellen. Er fand, er hatte ein Recht auf Klärung.

Seine Brüder Stern und Riley hatten ihn vor dieser Vorgehensweise gewarnt: Keisha könnte ja durchaus die Polizei rufen, wenn sie sich von ihm verfolgt oder belästigt fühlte. Canyon hoffte jedoch einfach, dass sie seine Annäherung nicht so auffassen würde. Um Himmels willen, er wollte sie schließlich nicht stalken! Er wollte sich nur mit ihr aussprechen.

Nervös sah er auf die Uhr. Weil er nicht wusste, wann sie Feierabend machte, hatte er sich frühzeitig hier postiert. Inzwischen wartete er seit über einer Stunde. Er hatte auf seiner Arbeit im Familienunternehmen Blue Ridge Land Management extra früher freigenommen, um sie bloß nicht zu verpassen.

Gerade wollte er im Autoradio einen anderen Sender einstellen, als sein Handy klingelte. Er zog es aus der Tasche und runzelte die Stirn, als er auf das Display schaute. Es war sein Bruder Stern. Der Zeitpunkt war ungünstig, aber er nahm das Gespräch an. „Was gibt’s denn, Stern?“, meldete er sich.

„Ich wollte mal hören, ob sie dich schon verhaftet haben.“

„Quatsch. Die werden mich auch nicht verhaften.“

„Sei dir da nicht so sicher. Keine Frau lässt sich gerne stalken.“

Canyon bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Was soll der Unsinn? Ich stalke sie nicht.“

Stern lachte auf. „Du liegst vor ihrer Firma auf der Lauer und willst ihr heimlich nach Hause folgen. Wie würdest du das nennen?“

Unruhig rutschte Canyon auf dem Fahrersitz hin und her. Vom langen Sitzen war sein linkes Bein eingeschlafen. „Ich bräuchte ihr nicht heimlich zu folgen, wenn sie mir verraten hätte, wo sie wohnt.“

„Ganz offensichtlich will sie nicht, dass du es weißt“, gab sein Bruder zurück. „Ihr Zuhause ist ihre Privatsphäre. Wenn du da eindringst, dürfte ihr das nicht gefallen.“

Canyon öffnete den Mund, um darauf zu antworten. In dem Moment beobachtete er, wie Keisha in Begleitung einer anderen Frau das Gebäude verließ. Auf dem Weg zu ihren Autos unterhielten die Frauen sich angeregt. Beide waren gut aussehend, aber Canyon hatte nur Augen für Keisha. Sie ist immer noch wunderschön, dachte er. Genau wie damals.

Ihr dunkles Haar, ihre rassige Figur – das war Verführung pur. Als er sie nun eingehender betrachtete, stellte er jedoch fest, dass Keisha sich zumindest ein wenig verändert hatte. Bildete er sich das ein, oder waren ihre Hüften tatsächlich runder und ihre Brüste voller …?

Selbst wenn es so war: Es stand ihr nicht schlecht. Keisha Ashford sah einfach umwerfend aus.

Manches änderte sich eben nie. Zum Beispiel sein Verlangen nach dieser Frau. Nach dieser Frau, die ihn nicht ausstehen konnte.

Nur allzu gut konnte er sich noch an früher erinnern, als das anders gewesen war. Es hatte Zeiten gegeben, als sie ihn gemocht – ja, sogar geliebt – hatte. Die beste Phase seines Lebens, wenn er so darüber nachdachte. Eigentlich war er seinerzeit davon ausgegangen, frühestens mit fünfunddreißig zu heiraten. Plötzlich war Keisha in sein Leben getreten, und alles hatte sich geändert. Schnell war er bereit gewesen, ihr die große Frage zu stellen. Doch dann war diese Lüge einer anderen Frau dazwischengekommen. Und alles war aus gewesen.

Canyon seufzte auf. Warum konnte er nur den Blick nicht von ihr lassen? Dieser Po, diese Beine …

„He, Canyon, bist du noch dran?“

Ach, richtig, Stern war ja noch in der Leitung. „Ja, ja, ich bin noch dran. Aber ich muss jetzt los. Keisha ist gerade aufgetaucht. Ich muss hinterher.“

„Sei bloß vorsichtig, Brüderchen. Es ist lange her, dass ein Westmoreland im Knast gewesen ist. Du kannst dich bestimmt noch daran erinnern.“

Canyon atmete tief durch. Natürlich, das würde er nie vergessen. Bisher hatte nur ein Westmoreland jemals hinter Gittern gesessen: Sein jüngerer Bruder Brisbane – in Denver auch unter seinem Spitznamen Badass Bane bekannt – hatte in seiner Jugend jede Menge Mist gebaut. Das war zum Glück Vergangenheit. Heutzutage diente Bane seinem Land als knallharter Elitesoldat bei der Navy.

„Mach dir mal keinen Kopf, Stern. Ich will Keisha doch nichts antun, ich will bloß ein klärendes Gespräch.“

„Und trotzdem war sie schon einmal drauf und dran, eine einstweilige Verfügung gegen dich zu erwirken, damit du dich ihr nicht mehr nähern darfst. Hör mal, Canyon. Ich weiß, das geht mich eigentlich nichts an, aber …“

„Ja, ja, ich weiß schon, Stern. Ich soll nichts tun, was unsere Familie in Verruf bringen könnte.“

Nachdem Keisha sich von der anderen Frau verabschiedet hatte, ging sie alleine zu ihrem Auto. Ihr Gang war noch so atemberaubend sexy wie früher. Als Model hätte sie auf jedem Laufsteg der Welt eine tolle Figur gemacht. Doch gleichzeitig strahlte sie auch die kühle Professionalität einer erfolgreichen Anwältin aus.

„Eins noch, Canyon …“

„Jetzt nicht, Stern. Keine Zeit. Ich ruf dich später an.“

Canyon drückte das Gespräch weg, ohne die Augen von Keisha abzuwenden. Sie schaute sich nach allen Seiten um, bevor sie in ihren Wagen stieg. Zum Glück hatte er hinter einigen anderen Autos geparkt, sodass sie ihn nicht entdeckt hatte.

Bewusst ließ er ihr ein wenig Zeit, um den Wagen anzulassen und sich aus der Parklücke zu manövrieren. Als Canyon gerade losfahren wollte, setzte jedoch das Auto vor ihm zurück. Canyon stieg in die Bremsen. „Verflixt“, stieß er leise hervor. „Muss der Kerl ausgerechnet jetzt …?“

Auf keinen Fall durfte er Keisha verlieren. Und so hängte Canyon sich an die schwarze Limousine, die sich wiederum hinter Keishas Auto hielt. Nach ein paar Häuserblocks kam ihm die Situation allmählich verdächtig vor. Es sah ganz so aus, als ob der Fahrer der Limousine Keisha ebenfalls verfolgte!

Und das war gar nicht so unwahrscheinlich. Als Jurist machte man sich schließlich nicht immer nur Freunde. Warum sollte Keisha da eine Ausnahme sein? Gab es vielleicht jemanden, der sich an ihr rächen wollte? Oder hatte es ein Verbrecher auf ihr Auto abgesehen?

Als Keisha stadtauswärts fuhr und der Wagen ihr weiterhin folgte, schrillten bei Canyon alle Alarmglocken. Das konnte kein Zufall mehr sein! Leider konnte er nicht erkennen, ob ein Mann oder eine Frau am Steuer saß. Die Scheiben des Autos vor ihm waren getönt. Allerdings konnte er das Nummernschild lesen. Das würde ihm weiterhelfen!

Mit einem Knopfdruck aktivierte er die Freisprechanlage und wurde automatisch mit der Telefonzentrale des familieneigenen Unternehmens verbunden.

„Hallo, Mr Westmoreland“, begrüßte ein Mitarbeiter ihn. „Kann ich Ihnen helfen?“

„Ja, Samuel. Bitte verbinden Sie mich mit Pete Higgins.“

Pete arbeitete bei der Polizei in Denver und war eng mit Canyons Cousin Derringer befreundet.

„Einen Moment bitte, Mr Westmoreland.“

Es dauerte nicht lange, dann ertönte Petes Stimme: „Deputy Higgins.“

„Hallo, Pete, hier spricht Canyon. Könntest du eine Autonummer für mich prüfen?“

„Warum?“

Die Frage war natürlich berechtigt, trotzdem reagierte Canyon gereizt. „Weil der Fahrer eine Frau verfolgt.“

„Und woher weißt du das?“

„Ich … ich weiß das, weil ich sie auch verfolge.“

„Oh. Und warum tust du das?“

„Jetzt hör mal zu, Pete. Entweder tust du mir den Gefallen oder du lässt es.“

„Nein, du hörst mir zu, Canyon. Wer eine Frau verfolgt, kann mit dem Gesetz in Konflikt kommen – du genauso wie jeder andere. Aber na schön, gib mir die Autonummer durch.“

Canyon nannte sie ihm. Insgeheim fragte er sich, warum Keisha anscheinend nicht bemerkte, dass sie verfolgt wurde – sogar von zwei Autos.

„Das ist ja interessant“, murmelte Pete.

„Was denn?“

„Das Nummernschild wurde als gestohlen gemeldet. Heute Vormittag erst. Das sehe ich hier im Computer. Wo bist du?“

„Ich überquere gerade die Kreuzung zwischen Firestone Road und Tinsel in Richtung Purcell Park Road.“

„Das ist ja ganz am anderen Ende der Stadt“, stellte Pete fest.

„Ja“, erwiderte Canyon einsilbig und überlegte, ob Keisha sich absichtlich so weit von den Westmorelands entfernt wie nur möglich einquartiert hatte.

„Fährt die verfolgte Frau ein teures Auto?“, fragte Pete.

„Einen ziemlich neuen BMW. Warum?“

„Vielleicht hat der Verfolger es auf ihren Wagen abgesehen. Ich mache mich auf den Weg in eure Richtung. Du folgst den beiden am besten weiter, deinen Wagen erkenne ich dann ja. Aber mach keine Dummheiten.“

„Bis später“, gab Canyon knapp zurück und legte auf. Wahrscheinlich würde er den beiden Autos nicht einfach bloß hinterherfahren können. Was passierte, wenn Keisha erst bei sich zu Hause ankam? Er entschloss sich, vorher einzugreifen.

Keisha bewegte sich im Takt der Musik aus dem Autoradio, während sie sich gleichzeitig auf den Verkehr konzentrierte. Ganz allmählich fiel die Anspannung von ihr ab.

Es war ein harter Tag gewesen.

Bereits um zehn Uhr morgens hatte sie den ersten Gerichtstermin gehabt. Danach war ihr kaum Zeit für einen kleinen Snack geblieben, bis um dreizehn Uhr der nächste Termin gefolgt war. Gegen fünfzehn Uhr war sie ins Büro zurückgekehrt. Dort hatte man sie sofort in ein Meeting gezerrt, das sie ganz vergessen hatte. Sie war wirklich heilfroh, dass diese Arbeitswoche vorüber war – obwohl das Wochenende ebenfalls sehr turbulent werden würde.

Immerhin konnte sie mit der Bilanz ihrer Woche zufrieden sein. Sie hatte drei Fälle gewonnen und wusste, dass ihre Chefs Leonard Spivey und Adam Whitlock sehr zufrieden mit ihr waren.

Vor drei Jahren war Leonard sehr enttäuscht gewesen, als Keisha kurzfristig gekündigt hatte. Sie hatte Denver verlassen wollen, um nach Texas heimzukehren. Aber weil sie eine der besten Anwältinnen der Firma gewesen war, hatte er ihr ein gutes Arbeitszeugnis ausgestellt. Und als sie drei Jahre später nach Denver zurückgekehrt war, hatte er sie mit Freuden wieder eingestellt.

Manche Dinge ergaben erst im Nachhinein einen Sinn. Als Keisha nach Texas gezogen war, hatte sie schnell einen Job bei einer Kanzlei in Austin gefunden. Wäre sie damals nicht nach Hause zurückgekommen, hätte sie vielleicht gar nichts von dem Brustkrebsdrama um ihre Mutter mitbekommen.

So hatte Keisha ihrer Mutter zum Glück in dieser schweren Zeit beistehen können. Die beiden hatten sich immer sehr nahegestanden. Lynn Ashford war die beste alleinerziehende Mutter gewesen, die man sich nur hatte vorstellen können. Nachdem Keishas leiblicher Vater seine Vaterschaft angezweifelt hatte, war Lynn aus ihrer Heimatstadt Austin fortgezogen und hatte sich mit ihrer Tochter in Baton Rouge niedergelassen. Nach dem Tod ihres Großvaters waren ihre Mutter und sie dann zurück nach Austin gezogen, um sich um Keishas Großmutter zu kümmern. Keisha war fünfzehn Jahre alt gewesen.

All das war nicht leicht gewesen: Um ihre Familie versorgen zu können, hatte Keishas Mutter lange Zeit in zwei Jobs gearbeitet. Doch mit unendlich viel Fleiß und Willenskraft hatte sie es geschafft. Auch ohne Mann. Und Keisha hatte daraus den Schluss gezogen, dass sie es im Zweifelsfall ebenso schaffen würde.

Es schmerzte sie, wenn sie an den Mann dachte, durch den es dann tatsächlich so gekommen war.

Canyon Westmoreland.

Schon bei ihrem allerersten Aufeinandertreffen hatte Keisha sich unsterblich in ihn verliebt. Alles war wunderbar gewesen, bis sie eines Tages gehört hatte, dass er sie betrog. Mit vielem hätte sie leben können, aber nicht mit Untreue. Vertrauen war ihr in einer Beziehung stets besonders wichtig. Wenn das fehlte, hatte alles keinen Zweck mehr – nicht einmal eine Romanze, die so verheißungsvoll begonnen hatte. Ganz offensichtlich hatte sie sich in Canyon Westmoreland getäuscht.

Inzwischen waren drei Jahre vergangen, und Keisha lebte wieder in Denver. Die Kanzlei in Austin, für die sie gearbeitet hatte, war in einen Riesenskandal verwickelt gewesen und zu guter Letzt sogar geschlossen worden. Keisha hatte sich also einen neuen Job suchen müssen. Um nicht noch einmal ganz von vorne anfangen zu müssen, hatte sie sich auf ihre alte Kanzlei Spivey and Whitlock in Denver besonnen. Dort hatte man sie mit Kusshand wieder aufgenommen.

Keisha vermisste natürlich ihre Mutter, die sie in Austin zurückgelassen hatte, aber sie brauchte das Geld. Schließlich hatte sie nicht nur sich selbst zu versorgen. Ihr war von vornherein klar gewesen, dass sie beruflich hin und wieder auf Canyon treffen würde. Damit sie ihm nicht auch noch privat ständig über den Weg lief, hatte sie sich so weit weg wie möglich von den Westmorelands einquartiert.

Sie kannte die ganze bewegende Geschichte der Westmorelands. Canyons Eltern sowie seine Tante und sein Onkel waren bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen. Insgesamt fünfzehn Kinder waren als Waisen zurückgeblieben. Sie alle hatten jedoch zusammengehalten und waren auch zusammengeblieben – was gar nicht so einfach zu bewerkstelligen gewesen war, weil damals einige Familienmitglieder noch unter sechzehn gewesen waren. Doch gemeinsam hatten die jungen Westmorelands alles gemeistert und lebten dank der Familienfirma Blue Ridge mittlerweile sogar im Reichtum.

Canyons Eltern hatten sieben Söhne: Dillon, Micah, Jason, Riley, Canyon, Stern und Brisbane. Seine Tante und sein Onkel hatten sogar acht Kinder gehabt: fünf Jungen – Ramsey, Zane, Derringer und die Zwillinge Aiden und Adrian – sowie die drei Mädchen Megan, Gemma und Bailey. Soweit Keisha wusste, hatten die meisten der Westmorelands einen Collegeabschluss und waren allesamt beruflich erfolgreich. Manche arbeiteten für das Familienunternehmen, manche hatten einen anderen Beruf ergriffen, der sie mehr interessierte. Die meisten von ihnen hatte Keisha in der Zeit, in der sie mit Canyon zusammen gewesen war, kennengelernt – und zwar auf dem jährlichen Westmoreland-Ball. Der war ein Großereignis in der Stadt, und die Einnahmen und Spenden dieses Society-Events kamen jedes Mal mehreren Wohltätigkeitsorganisationen zugute.

Es wimmelte in Denver von Westmorelands, aber sie konnte immer nur an den einen denken. Canyon.

In intimen Stunden hatte sie ihn manchmal zärtlich „Grand Canyon“ genannt – den großen Canyon. Und das nicht ohne Grund …

Noch immer bekümmerte es sie, an diese Zeiten zurückzudenken. Sie hatte ihn geliebt und geglaubt, dass er sie auch liebte. Sie hatte ihm ihr Herz und ihr Heim geöffnet. Nach einem halben Jahr war er bei ihr eingezogen. Und sie hatte gedacht, ihre Liebe sei für die Ewigkeit. Doch er hatte sie bitter enttäuscht.

Plötzlich ertönte das plärrende Geräusch einer Hupe. Erschrocken sah Keisha in den Rückspiegel. Was ist denn da los?

Die Fahrer der beiden Wagen hinter ihr schienen sich einen gefährlichen Zweikampf zu liefern. Offenbar versuchte der Fahrer des burgunderroten Autos, die schwarze Limousine von der Straße zu drängen.

Mit diesen beiden Verrückten will ich nichts zu tun haben, dachte sie bei sich. Sie gab Gas und überließ die Streithähne ihrem Schicksal.

Flüchtig schaute Keisha auf die Uhr am Armaturenbrett. Sie wollte so schnell wie möglich ihr Fahrtziel erreichen. Dort wartete schließlich jemand auf sie.

Befriedigt registrierte Canyon, dass der Fahrer der schwarzen Limousine die Flucht ergriff. Er war dem Wagen sehr nahe gekommen. Wegen der getönten Scheiben hatte er jedoch nicht erkennen können, wer am Steuer saß.

Aus der Ferne konnte er gerade noch Keishas Wagen ausmachen. Er setzte die Verfolgung fort und hielt dabei gebührenden Abstand, damit sie ihn nicht bemerkte. In dieser Ecke von Denver war er schon lange nicht mehr gewesen. Allerdings wusste er, dass sich hier einiges tat. Neue Wohnsiedlungen wurden gebaut, wodurch auch neue Restaurants und Einkaufsgelegenheiten hinzukamen.

Jetzt bog Keisha rechts ab. Sie hielt vor einem Gebäude, das durch ein farbenprächtig bemaltes Schild als Kindertagesstätte ausgewiesen wurde. Canyon runzelte die Stirn. Was wollte Keisha denn bei einem Kindergarten? Na ja, vielleicht tat sie einer Arbeitskollegin einen Gefallen und holte deren Kind ab.

Er parkte in einiger Entfernung und beobachtete, wie sie glücklich lächelnd in dem Haus verschwand. Ja, sie hatte eindeutig gute Laune. Hoffentlich blieb es auch so, wenn sie erst erfuhr, dass er sie bis nach Hause verfolgt hatte.

Gerade wollte er einen anderen Sender im Autoradio einstellen, als sein Handy klingelte. Hoffentlich nicht wieder Stern, dachte er. Auf dem Display sah er, dass es Bailey war. Seine Cousine war die Jüngste der Westmoreland-Sippe hier in Denver. Ebenso wie Bane war sie als Jugendliche ziemlich wild gewesen und öfter in Schwierigkeiten geraten.

Er nahm das Gespräch an. „Was gibt’s, Bay?“

„Zane ist wieder da. Er ist heute angekommen.“

Canyon nickte. Sein Cousin Zane hatte vor etwas mehr als drei Wochen die Stadt verlassen. Zunächst hatte Canyon gedacht, es handelte sich um eine normale Geschäftsreise. Dann hatte er erfahren, dass sein Cousin hinter einer Frau her war, mit der er einmal eine Affäre gehabt hatte. Die junge Dame hieß Channing Hastings. Insgeheim rechneten einige der Westmorelands damit, dass Zane mit einem Ehering am Finger zurückkehrte.

„Und? Hat er geheiratet?“, wollte Canyon wissen.

„Noch nicht. Aber er und Channing überlegen, ob sie genau zu Weihnachten heiraten sollen.“

Nachdenklich schüttelte Canyon den Kopf. Für ihn war es schwer vorstellbar, dass der eingefleischte Junggeselle Zane wirklich heiraten wollte.

„Zane als Ehemann“, meinte er. „Hätte nicht gedacht, dass ich das noch erleben würde.“

„Na, ich freue mich, dass er zur Vernunft gekommen ist“, gab Bailey zurück und fügte hinzu: „Vergiss nicht unser Essen heute Abend.“

An jedem zweiten Freitag trafen sich alle Westmorelands aus Denver bei Canyons Bruder Dillon zum gemeinsamen Abendessen. Die Frauen übernahmen das Kochen, und die Männer brachten gesunden Appetit mit. Anschließend spielten die Männer Poker, und die Frauen taten, was immer ihnen in den Sinn kam.

„Könnte sein, dass ich etwas später komme“, erwiderte Canyon. Er konnte ja noch nicht abschätzen, wie sein Zusammentreffen mit Keisha laufen würde. Vielleicht holte sie tatsächlich das Kind einer Arbeitskollegin aus der Kita ab. Falls sie es zum Babysitten mit nach Hause nahm, würde er nicht stören wollen. Doch immerhin wusste er dann, wo sie wohnte. Bei nächster Gelegenheit würde er eben wiederkommen, um mit ihr zu reden. Und auf jeden Fall würde er ihr auch mitteilen müssen, dass ein Unbekannter sie verfolgt hatte.

„Warum?“

Canyon runzelte die Stirn. „Warum was?“

„Warum du vielleicht später kommst. Dillon hat erwähnt, dass du heute früher von der Arbeit abgehauen bist.“

Warum müssen Frauen bloß immer so neugierig sein? dachte Canyon. Er klopfte ein paarmal mit dem Fingernagel auf das Handy und rief dann: „Die Verbindung ist auf einmal so schlecht, Bailey! Wir unterhalten uns später weiter.“

Gerade legte er auf, als Keisha das Gebäude verließ. Sie lächelte immer noch; er betrachtete das als ein gutes Zeichen. An der Hand hielt sie einen kleinen Jungen, der ungefähr zwei Jahre alt sein musste.

Als Canyon das Gesicht des Jungen sah, zuckte er zusammen. „Was zum Teufel …!“, stieß er hervor. Das Kind war Denver, dem dreijährigen Sohn seines Bruders Dillon, wie aus dem Gesicht geschnitten. Hätte Canyon nicht genau gewusst, dass Denver zu diesem Zeitpunkt bei seiner Mutter zu Hause war, hätte er den Jungen glatt für seinen Neffen gehalten!

Es rieselte ihm eiskalt den Rücken herunter. Es gab nur eine einzige plausible Erklärung, warum das Kind haargenau wie ein Westmoreland aussah. Unwillkürlich umklammerte Canyon das Lenkrad noch fester.

Später konnte er sich nicht mehr daran erinnern, wie er ausgestiegen und auf Keisha zugelaufen war. Aber den Blick, den Keisha ihm zuwarf, würde er sicher niemals vergessen. Eine Mischung aus Überraschung, Schuldgefühl und Reue.

Je näher er kam, desto mehr veränderte sich ihre Miene. Bald strahlte sie puren Beschützerinstinkt aus. Keisha drückte ihren Sohn – ihren gemeinsamen Sohn, da war Canyon sich sicher – fest an sich. „Was willst du denn hier, Canyon?“

Kochend vor Wut blieb Canyon vor ihr stehen. Nur mit Mühe konnte er sich zusammenreißen. Der kleine Junge schaute ihn erschrocken und misstrauisch an.

Canyon sah Keisha tief in die Augen. Zwischen zusammengebissenen Zähnen presste er hervor: „Würdest du mir vielleicht verraten, warum du mir unseren Sohn verheimlicht hast?“

2. KAPITEL

Keisha holte tief Luft. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte. Schon oft hatte sie sich gefragt, wie Canyon wohl reagieren würde, wenn er von seinem Sohn erfuhr. Würde er abstreiten, der Vater zu sein – wie ihr Vater es bei ihr getan hatte?

Sie beantwortete seine Frage nicht, sondern stellte eine Gegenfrage. „Hätte es für dich irgendeinen Unterschied gemacht?“

„Zu wissen, dass ich einen Sohn habe?“, gab er empört zurück. „Wie kannst du nur so etwas fragen? Raus damit: Warum hast du es mir verschwiegen?“

Verstört klammerte ihr Sohn sich an sie. Keisha wusste, dass sie Canyon ein klärendes Gespräch schuldig war – aber nicht hier und nicht jetzt.

Sie entgegnete: „Ich muss Beau erst einmal nach Hause bringen und …“

„Beau?“

„Ja“, bestätigte sie. „Mein Sohn heißt Beau Ashford.“

„Was den Nachnamen angeht, könnte sich das noch ändern“, murmelte Canyon vor sich hin.

Keisha atmete durch. „Wie gesagt, Canyon: Ich bringe Beau erst nach Hause, mache ihm was zu essen und …“

„Wie du willst“, unterbrach er sie. „Aber ich komme mit.“

Das würde ihm so passen! „Jetzt hör mir mal zu, Canyon, ich …“

Plötzlich kam die Kita-Besitzerin Pauline Sampson aus dem Gebäude und ging auf sie zu. Pauline war vor fünf Jahren eine von Keishas ersten Mandantinnen gewesen und war obendrein eine Freundin von Mr Spiveys Frau Joan. Sie lächelte zwar freundlich, schien aber ebenso besorgt wie neugierig zu sein.

„Ich habe zufällig vom Fenster aus gesehen, dass Sie noch hier sind, Keisha“, sagte Pauline. „Ich wollte nur sichergehen, dass alles in Ordnung ist.“

In Ordnung? Das konnte man so oder so sehen. Doch auf jeden Fall hatte Keisha keine Lust, in dieser Situation lange Erklärungen abzugeben. „Alles bestens, Pauline. Trotzdem danke für Ihre Aufmerksamkeit.“ Sie hatte kein Interesse daran, Canyon und Pauline einander vorzustellen. Es überraschte sie allerdings auch nicht sehr, als Canyon nun die Initiative ergriff.

Freundlich lächelnd reichte er Pauline die Hand. „Freut mich, Sie kennenzulernen, Pauline. Ich bin Canyon Westmoreland, Beaus Vater.“

Pauline zog eine Augenbraue hoch. „Westmoreland?“

„Ja, genau. Westmoreland.“

Pauline musterte ihn interessiert. „Sind Sie mit Dillon Westmoreland verwandt?“

Canyons Lächeln wurde breiter. „Allerdings. Dillon ist mein ältester Bruder.“

„Wie klein die Welt doch ist“, meinte Pauline amüsiert. „Dillon und ich sind zusammen auf die Highschool gegangen und sitzen gemeinsam im Aufsichtsrat einiger Unternehmen hier in der Stadt.“

„Da freue ich mich gleich noch viel mehr, Sie kennenzulernen“, erwiderte Canyon und sah auf die Uhr. „Aber wenn Sie uns bitte entschuldigen würden: Keisha und ich müssen Beau nach Hause bringen, damit er rechtzeitig sein Abendessen bekommt.“

„Kein Problem“, antwortete Pauline strahlend und blickte Keisha an. „Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.“