Liebe wider die Vernunft - Katherine Collins - E-Book
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Liebe wider die Vernunft E-Book

Katherine Collins

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Beschreibung

Eine eigensinnige Lady, die Suche nach der Liebe und ein unerwartetes Abenteuer …
Der kurzweilige Regency Roman für ein gemütliches Lesevergnügen

England, 1815: Lady Natalia ist die jüngste Tochter des Duke of Kent und wild entschlossen, die wahre Liebe zu finden. Wer wäre als Kandidat besser geeignet als der gutaussehende Earl of Leichester? Doch auf dem Weg zu ihrer heimlichen Verlobung führt eins zum anderen und plötzlich befindet sich Natalia zusammen mit dem unerschrockenen Schotten MacAllister auf der Flucht …

Dies ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits erschienenen Titels Liebe wider die Vernunft.

Erste Leser:innenstimmen
„Der schweigsame Highlander und die rebellische Adlige – eine perfekte Kombination!“
„Eine kurzweilige Lektüre zum Träumen und Genießen.“
„Leidenschaftliche Liebesgeschichte mit faszinierenden Charakteren!“
„Gefühlvoll und spannend bis zum Schluss.“
„Eine mitreißende Geschichte voll mit Romantik, Drama und überraschenden Wendungen.“

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Seitenzahl: 222

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Über dieses E-Book

England, 1815: Lady Natalia ist die jüngste Tochter des Duke of Kent und wild entschlossen, die wahre Liebe zu finden. Wer wäre als Kandidat besser geeignet als der gutaussehende Earl of Leichester? Doch auf dem Weg zu ihrer heimlichen Verlobung führt eins zum anderen und plötzlich befindet sich Natalia zusammen mit dem unerschrockenen Schotten MacAllister auf der Flucht …

Dies ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits erschienenen Titels Liebe wider die Vernunft.

Impressum

Überarbeitete Neuausgabe Mai 2023

Copyright © 2023 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten

E-Book-ISBN: 978-3-98778-337-1

Copyright © 2018, dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Dies ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits 2018 bei dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH erschienenen Titels Liebe wider die Vernunft (ISBN: 978-3-96087-348-8).

Covergestaltung: ARTC.ore Design / Wildly & Slow Photography unter Verwendung von Motiven von shutterstock.com: © Disavorabuth, © HelloRF Zcool, © gertvansanten, © Christian L Sweden periodimages.com: © Maria Chronis, VJ Dunraven Productions, PeriodImages.com Lektorat: Astrid Rahlfs

E-Book-Version 22.08.2023, 15:59:24.

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

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Liebe wider die Vernunft

Vorwort

Für die Neuauflage meines ersten „Love Shots“ dachte ich mir, dass ich die Perspektive etwas hervorhebe, die hier unter den Tisch fällt: Aédans.

Man lernt ihn als mürrischen, stoischen Mann kennen, aber dieser Eindruck ist sehr von der Auffassung der Protagonistin geprägt. Wer ist Aédan tatsächlich? Was bringt ihn auf die Straße, auf der er Natalia und Lord Leichester begegnet?

Ich werde ein wenig Spoilern müssen, aber letztlich verdient Aédan einen zweiten – tieferen – Blick auf seinen Charakter. Neben Seonag, seiner kürzlich verstorbenen Schwester, hat er, zum Zeitpunkt in der die Geschichte spielt, keine lebenden Geschwister. Den Titel hält er seit fünf Jahren und seine Mutter ist im Kindbett verstorben. Alles gute Gründe etwas grummelig und der Welt abgewandt zu sein.

Soenag benachrichtigte ihn nach dem Tod ihres Gatten, dass sie keine Mittel hatte, um vom Festland zurückzukehren und bat ihn, um Hilfe. Nach einigem hin und her mit der englischen Regierung, die ihm die Ausreise Richtung Frankreich verweigerte, erreicht Aédan seine Schwester gerade noch, bevor sie im Kindbett dahinsiecht.

Die Heimreise verzögert sich, da er nicht nur den kränklichen Säugling Mairi in seiner Obhut hat, sondern ebenfalls den fünfjährigen Neffen, der schweigsam und in sich gekehrt keine Hilfe darstellt. Aédan braucht eine Amme und ein Kindermädchen. Beide müssen die Reise nach Schottland auf sich nehmen und allzu viele Kandidatinnen finden sich nicht. Er ist gezwungen Kompromisse einzugehen. Nach fast einem Jahr sind seine Finanzen angeschlagen und da er ohne Erlaubnis der Regierung reiste, wird seine Situation zunehmend schwierig. Schließlich findet er unter den Offizierswitwen des Regiments, in dem auch sein Schwager diente, eine Aufsichtsperson für die Kinder und macht sich auf die Heimreise. Die Witwe widerruft ihre Zusage, ihn bis zur Insel Skye im Nordwesten Schottlands zu begleiten, kaum dass sie englischen Boden betreten. Anders als erhofft, findet sich keine Amme, die ihm zumindest die Last mit dem Neugeborenen abnimmt. Hinter London bricht seiner gemieteten Reisekutsche ein Rad und in zunehmender Verzweiflung und Frustration beschließt er, das nächstbeste Gefährt zu kaufen, das sich ihm bietet: ein Karren und zwei zottelige, altersschwache Gäule.

Ein Jahr und tausend Katastrophen liegen hinter ihm, als er auf der matschigen Landstraße nur wenige Tagesreisen von der Heimat entfernt auf Leichester inklusive dessen vermeintlichen Gattin trifft. Er ist erschöpft, überfordert mit der Versorgung der Kinder, gefrustet von den Umständen und tief in seiner Trauer verstrickt. Was er nicht braucht, ist zusätzlicher Ärger und dabei ist das feststeckende Rad plötzlich nicht mehr sein Hauptproblem. Ohne seinen Siegelring, den er auf Skye zurückließ, um inkognito zu reisen, kann er seinen Status nicht belegen. In England ist er kein bekanntes Gesicht, wie in der Heimat, und die Engländer im Allgemeinen haben eine gewisse Reputation wie sie sich Ausländern gegenüber verhalten. Aédans eigene Familie war kein Jahrhundert zuvor in dem Aufstand verwickelt gewesen, der die Freiheit der Schotten weiter eingeschränkt hatte und so vielen von ihnen das Leben gekostet hatte.

Die dunkle Persönlichkeit des Earl of Leichesters ist gleich offenkundig und bestätigt sich bei ihrem Zusammentreffen aufs vortrefflichste. So wenig er an weiteren Unterbrechungen seiner Reise interessiert ist, kann er dem Flehen der Lady Leichester auch nicht widerstehen. Ein Blick hatte genügt, um ihn völlig in den Bann zu ziehen. Aber mit der Gattin eines englischen Adligen durchzubrennen, kommt einfach nicht infrage.

Ich hoffe, Aédans Verhalten wird durch den nun vorhandenen Hintergrund etwas abgemildert. Ich finde es immer schade, eine der Perspektiven unbeachtet zu lassen, aber da die Vorgabe des Love Shots war, auf knappe hundert Seiten zu kommen, musste alles Unnötige gestrichen werden – womit ich nicht sagen will, dass Aédans Blickwinkel unbedeutend ist …

Nun wünsche ich viel Spaß beim Lesen und möchte noch anmerken, dass Natalias Familie zu den Hauptprotagonisten meiner Geschichten gehört. Den Duke of Kent, Nathan, und die Duchess of Kent, Annabell, könnt ihr in Kein Duke zum Verlieben! besser kennenlernen. Ihre Schwester Amelie ist die Hauptfigur in Verliebt wider Willen. Der ältere Bruder ist ein Chevalier und seine Geschichte ist noch nicht veröffentlicht, aber der jüngere Bruder Marcus findet sich in Verbotene Küsse unterm Mistelzweig. Außerdem tauchen sie in der Regel in all meinen historischen Romanen wieder auf, da ich ein festes Set an Familien habe.

Alles Gute und viel Spaß!

1

Lady Natalia und die Liebe

London, Cormack House, Sommer 1815

Lady Natalia Mannings grinste zufrieden. Ihre Mutter, die Duchess of Kent, war in ein Gespräch mit ihrer Schwester, der Viscountess of Suffolk, vertieft und damit waren beide abgelenkt. Das traf sich hervorragend, denn Natalia hatte etwas recht Ungeheuerliches vor. Selbst für sie, die Tochter eines hoch angesehenen Dukes, war es ein Wagnis, sich mit einem Verehrer zu treffen. Privat. Aber es war etwas, was Natalias Herz schneller schlagen ließ. Was ihre Fantasie beflügelte und den Abend erst richtig aufregend machte. Sie traf sich heimlich mit einem Gentleman! Mit ihrem Galan! Mit ihrem etwas in Verruf gekommenen Verehrer, zumindest wenn man dem Gerücht Glauben schenkte, er sei ein Mitgiftjäger, wie Tante Marie erst kürzlich Natalias Mutter gegenüber verächtlich festgestellt hatte. Sie verkniff sich gerade noch zu kichern. Ihr Vater befand sich nicht in der Hauptstadt und so musste sie lediglich einem Dutzend Verwandter unbemerkt entrinnen. Aber das traute sie sich zu.

Sie sah sich um. Der Abend strebte seinem Höhepunkt entgegen und alle Anwesenden befanden sich im Ballsaal oder den angrenzenden Räumen. Die Flügeltüren zu der Terrasse und der Gartenanlage standen sperrangelweit offen und ließen hin und wieder einen Hauch kühler Abendluft herein.

Leichester hatte sie erst vor wenigen Augenblicken aus dem Saal gehen sehen. Charles. Sie erschauerte angenehm. Noch hatte sie nicht gewagt, ihn bei seinem Taufnamen zu nennen. Noch nicht. Die Zeit war dazu noch nicht reif, sagte sie sich. Bisher hatten sie sich lediglich ihr Sehnen eingestanden und ein paar zaghafte Küsse getauscht. Er war so ein vollendeter Gentleman!

Natalia seufzte verzückt und gelangte während ihres verträumten Rundumblicks wieder bei ihrer Mutter an. Es war Zeit. Sie wandte sich den Damen zu.

»Mama?« Sie berührte den Arm der Duchess leicht, die sich sofort zu ihr umwandte – eine Frage in den feinen Zügen. Natalia lächelte beruhigend.

»Ich habe gerade einen Blick auf Clarissa erhascht«, behauptete sie. Tatsächlich war sie sich recht sicher, dass sich die angeheiratete Cousine mit ihrem Gatten nicht in der Stadt aufhielt. »Und ich dachte, ich frage sie schnell, ob sie Nachricht von Amelie hat.«

Die Duchess runzelte die Stirn. »Clarissa?«

Sie wandte sich zur Schwester um, der Schwiegermutter besagter Lady. Lady Suffolk schüttelte den Kopf.

»Sie sind in Bath.«

Natalia biss sich auf die Lippe. Wie dumm, dass sie daran nicht gedacht hatte! Natürlich residierten Jonathan und Clarissa Beaufort in Beaufort House und damit wusste Tante Sarah genau Bescheid! Natalia suchte schnell einen anderen guten Grund, warum sie die Aufsicht der Mutter verlassen musste.

»Ich bin mir ziemlich sicher«, murmelte sie dabei und sah wieder in die Menge. Ihre Cousine fiel ihr ins Auge.

»Oh!« Schnell drehte sie sich wieder um und entdeckte Lady Argyll. »Cousine Marie! Sie weiß bestimmt etwas!«

Die Duchess of Kent hob eine schmale Braue. Roch sie den Braten? Nervös verkrampfte Natalia ihre Finger in ihrem Rock.

»Amelies letzter Brief war so nichtssagend!«, hob sie dünn hervor. »Findest du nicht?« Tatsächlich waren die Nachrichten der um ein Jahr älteren Tochter aus dem Hause Kent sehr dürftig ausgefallen. Ein jeder von ihnen lechzte nahezu nach Neuigkeiten.

Die Duchess seufzte. »Wie recht du hast, Natalia.« Dennoch schien sie Natalia nicht gehen lassen zu wollen.

»Es ist mir ernsthaft wichtig, Mama .«

Einen Moment blieb die Miene der Mutter abweisend, dann legte sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen.

»Also schön, mein Kind. Bitte halte dich nicht unnötig auf.«

Sollte heißen: Erlaubt wurde ein direkter Gang zur Cousine, die sie am besten gleich mit zurückbrachte.

Natalia verbiss sich ein Seufzen. Die Sorge der Mutter war nun in der Tat zu groß. Sie war auf einem Ball mit gut hundert Gästen. Überschaubar, zumal ein Großteil davon auch noch mit ihnen verwandt war!

»Natürlich, Mama«, versicherte sie schnell und machte einen Knicks, bevor sie sich gemessen umdrehte und langsam in die Richtung ging, in der sie Lady Argyll gesehen hatte. Um auf der sicheren Seite zu sein, bog sie erst im allerletzten Moment ab und verließ den Ballsaal durch eben die Tür, die auch Leichester genommen hatte. Ihr Herz pochte schnell und schneller in ihrer Brust und ein Grinsen lag fast schon schmerzhaft auf ihren Lippen. Ein närrisches Grinsen, das wusste sie sehr wohl. Aber Natalia wollte närrisch sein. Sie wollte das Himmelhochjauchzend! Ihre Schritte passten sich ihrem Herzschlag an und sie lief durch den schlecht beleuchteten Gang. Wo war er nur?

Natalia bog um eine Ecke und stoppte. Leichester stand am Fenster und sah hinaus. Sein blondes Haar wellte sich entzückend in seiner Stirn und über den Rand seines Justaucorps. Es juckte ihr jedes Mal in den Fingern, sie Hineinzugraben in sein sicherlich samtig weiches Haar. Letztes Mal hatte sie es sich nicht getraut, beim Kuss im Garten ihrer Cousine.

Er hatte sie noch immer nicht bemerkt und Natalia nutzte den Moment zur genügsamen Betrachtung. Er hatte sehr schmale Lippen, die er häufig auch noch verkniff. Es ließ ihn mürrisch wirken, wo er sonst doch so humorvoll war. Nicht nur die Lippen kniff er oft zusammen, auch die Lider, wodurch seine hübschen Augen nicht zur Geltung kamen. Sie waren leider nicht blau, sondern braun, aber das verzieh sie ihm gerne. Seine Nase hatte einen edlen Schnitt, wenn man das etwas knollige Ende übersah und sein Kinn war männlich, kantig. Na ja, nicht von der Seite betrachtet. Natalia runzelte die Stirn. Aus ihrem momentanen Blickwinkel war sein Kinn nicht kantig, sondern ein Doppelkinn! Natalia schalt sich energisch. Sie liebte ihn doch nicht, weil er hübsch war!

Um sich nicht weiterhin mit ihren dummen Gedanken beschäftigen zu müssen, trat sie schnell vor. Die Bewegung sicherte ihr seine Aufmerksamkeit. Er wandte sich um. Im ersten Moment meinte Natalia, einen alles anderen als angemessenen Gesichtsausdruck wahrzunehmen. Dann strahlte er sie an und sie schalt sich erneut.

»Natalia! Meine allerliebste Herzdame!« Er kam auf sie zu und ergriff die eilig gehobene Hand, um feste Küsse auf ihre Finger zu drücken. Dann auf ihren Handrücken. Er sah auf. »Wie verzaubert bin ich ein jedes Mal von Ihrem Anblick!«

Natalia atmete tief aus. Wie dumm sie war!

Sie lächelte zu ihm auf. »Lord Leichester.«

Sie brachte das Charles einfach nicht über die Lippen, aber vermutlich war dies noch immer nicht der richtige Moment.

Er zog sie sanft näher. Natalia ließ die Lider sinken und hob dabei ihr Kinn an. Sein Kuss war zart und sie seufzte verzückt. Es war perfekt! Es war Liebe! Ihr Herz erbebte und sie ließ sich enger in die Umarmung ziehen. Nach einigen weiteren Küssen, wobei seine Zunge sogar über ihre Lippen glitt, seufzte er tief. Natalia schlug die Augen auf und sah in sein betrübtes Gegenpaar.

»Stimmt etwas nicht, Mylord?«, hauchte sie erschrocken. Waren ihre Küsse nicht nach seinem Geschmack? Machte sie gar etwas fürchterlich falsch? War es so schlimm, dass sich seine Gefühle für sie änderten?

Leichester streichelte sacht ihre Wange. »Meine Holdeste!«

Das beruhigte sie zumindest ein wenig. Wenn sie ihm noch hold war, war doch alles gut. Warum dann diese Leichenbittermiene?

Sie runzelte die Stirn. Das passte so gar nicht in ihre Vorstellung. Sie sollten doch glücklich sein, in der Gesellschaft des jeweils anderen.

»Mylord, was trübt deine Ihre Stimmung?« Sie legte sacht die Hand auf seiner Brust ab und hielt dabei die Luft an. Wie vermessen, ihn zu berühren! Wieder durchfloss süße Aufregung ihre Adern und verdrängte die leise Furcht. Es war doch alles so herrlich aufregend!

»Meine süße Natalia, ich weiß nicht, wie ich es Ihnen gestehen soll!«, offenbarte er und ihr wurde regelrecht kalt ums Herz. Etwas Schauderhaftes würde sie nun vernehmen, ganz sicher! Was mochte es sein? Hatte er einer Anderen die Ehe angetragen? Ihr Herz sackte ab. Wie konnte er ihre Liebe so beflecken? Oder war er gar gebunden? An eine Frau, die er nicht lieben konnte? Ihr Herz zog sich mitleidig zusammen. Wie fürchterlich musste er sich da nach ihr sehnen!

Er zog ihre Hände an seinen Mund und küsste eine nach der anderen inbrünstig.

»Natalia, es bricht mir gar das Herz!«

»Hush, Mylord, was kann Sie dermaßen betrüben?« Sie riss die Augen auf, in Erwartung einer Schauermär. Welch fürchterliches Unglück mochte zwischen ihnen stehen?

»So sagen Sie es mir! Lassen Sie mich nicht fürchten!« Gemeinsam konnten sie dem Schicksal trotzen!

»Es wird mir verwehrt bleiben, der Ihre zu sein!« Der Schmerz seiner Eröffnung stand ihm in die Miene gemeißelt. Natalia keuchte. Wie schrecklich! Tränen der Enttäuschung brannten in ihren Augen und perlten über ihre Wangen. »Oh!«

»Liebste!« Er riss sie zurück an seine Brust und Natalia keuchte einmal mehr. Dieses Mal unter seinem Ansturm. Er küsste sie verlangend und ließ ihr damit kaum Möglichkeiten zu atmen. Seine Zunge drängte sich zwischen ihre Lippen. Natalia erstarrte erschrocken.

»Oh holdeste aller Damen! Welch Unglück mich bedroht!«

Natalia keuchte an seiner Brust. Ihr Herz schlug wild und eine Gänsehaut überzog langsam ihren Körper. Das Atmen fiel ihr noch immer schwer, schien gar noch schwieriger zu werden, obwohl er sie nicht fest umschlossen hielt. Es schauderte sie und dieses Mal war es kein angenehmes Gefühl.

»Warum?«, wisperte Natalia, mit ihren merkwürdigen Empfindungen beschäftigt. War es Furcht?

»Ihr Vater wird mir mein Glück verwehren, Liebste. Er wird mir Ihre Hand verwehren«, offenbarte Leichester mit Grabesstimme. Er schob sie ein Stück von sich und hob ihr Kinn an. »Er wird mir nicht gestatten, meine wahre Liebe zu meinem Weibe zu machen!«

Natalia jauchzte auf. »So ist es Ihr Wunsch?«

Oh wie herrlich! Ihr Liebster trug ihr die Ehe an! Es war soweit! Der schönste Augenblick in ihrem Leben war gerade jetzt! Moment ... Sie runzelte die Stirn. Sollte er nicht vor ihr knien? Sollte er ihr nicht seine immerwährende Liebe gestehen und ihr einen Ring überreichen, der seine Gefühle aufs Vortrefflichste symbolisierte?

»Aber ja! Es kann Ihnen nicht entgangen sein, wie sehr ich Ihre Gesellschaft herbeisehne!« Er hauchte ihr einen kleinen Kuss auf die Lippen. »Ich wünsche mir nichts sehnlicher, meine Liebste, als Sie zu Lady Leichester zu machen.«

Nicht ganz, wie sie es sich erwünscht hatte, aber gut genug. Sie strahlte zu ihm auf.

»Oh, Charles!« Seine Brauen zogen sich irritiert zusammen und Natalia korrigierte sich schnell. »Leichester! Ich wünsche es mir ebenso!«

Er seufzte betrübt und entließ sie aus der Umarmung. Natalia stockte verwirrt. Sollte er sie nun nicht wieder küssen und ihr versichern, dass ihr beider Wunsch baldigst in Erfüllung ginge? Stattdessen wendete sich Leichester von ihr ab und fuhr sich durch das Haar.

»Oh, meine süße Natalia!«

Sie verstand nicht ganz, was nun vor sich ging. Sollte er ihr nicht versichern, dass er baldmöglichst ihren Vater aufsuchte, den Duke of Kent, ganz gleich, ob sich dieser auf ihrem Landsitz aufhielt oder in Timbuktu? Sollte er nicht ihre Hand ergreifen und zumindest ihre Mutter schon einmal auf seine Seite zu ziehen versuchen? Natürlich unnötigerweise, denn der Duke würde sicherlich ihrer Verehelichung mit einem Earl der britischen Krone zustimmen. Es sprach doch auch nichts dagegen, so Leichester nicht etwas immens Abträgliches verschwieg. Sie knetete die Hände.

»Mylord?«

Er sah über die Schulter zu ihr zurück. »Seine Gnaden wird mich zum Teufel schicken, Natalia.«

Lächerlich.

»Seine Gnaden wird zustimmen«, korrigierte sie selbstsicher.

Ihr Vater wünschte sich nur eines: dass seine Kinder glücklich wurden. Sie wäre überglücklich als Lady Leichester, dessen war sie sich sicher.

Leichester schüttelte betrübt den Kopf. »Natalia, meine Süße, vertrauen Sie meiner Einschätzung. Seine Gnaden wird ablehnen.«

Natalia öffnete den Mund, um zu widersprechen.

»Wir stehen nicht auf freundlichem Fuße, Natalia. Es ist eine alte Geschichte. Ein Missverständnis meinerseits, das gebe ich zu. Ich versuchte, mich zu entschuldigen, aber seine Gnaden wies mir die Tür.« Bedauernd schüttelte er den Kopf. »Ich fürchte, es ist aussichtslos!«

Natalia klappte der Mund auf. Das durfte nicht sein!

Sie schüttelte den Kopf. Es durfte nicht sein! »Leichester, ich bin mir gewiss ...«

Sein glühender Blick ließ sie abbrechen. Es war mit Sicherheit keine Leidenschaft, eher schon Wut. Sie musterte ihn verblüfft. Es gab keinerlei Grund zu Zorn.

»Natalia!«, knirschte er und presste dann die Lippen aufeinander. Seine Miene klärte sich und er bat reuig um Entschuldigung. »Ich bin mir gewiss, meine Liebe, dass es mir verwehrt sein wird. Vertrauen Sie meiner Einschätzung.«

Er trat auf sie zu und nahm ihre Hand auf, um sie zu küssen. Dabei sah er dermaßen traurig auf sie herab, dass sie einfach seufzen musste. Und zustimmen. Obwohl es unsinnig war. Schlicht unsinnig.

»Natürlich vertraue ich Ihrer Einschätzung, mein Liebster!«

Er senkte den Blick. »Natalia ...« Und runzelte die Stirn. »Ist es Ihnen ernst? Wollen Sie die Meine sein?«

Etwas ließ Natalia in ihrer freudigen Zustimmung innehalten und sie krächzte schließlich ein atemloses Ja. Dabei war ihr recht unbehaglich zumute. Leichester drückte wieder Küsse auf ihre Finger.

»Dann seien Sie mein!«

Verunsichert hielt Natalia den Atem an. Wie sollte sie dies verstehen?

»Geben Sie mir Ihr Versprechen. Reichen Sie mir Ihre Hand zum ewigen Bunde!«

Ihre unterschwelligen Befürchtungen zerstoben und sie lachte erleichtert auf. »Ja!«, rief sie, keineswegs um Heimlichkeit bemüht. »Ja, meine Hand soll die Ihre sein! Für ewiglich!«

Er jubilierte ebenfalls, nahm sie in den Arm und schwang sie herum, bis sie sich atemlos an seine Schultern klammerte. Dann setzte er sie ab und machte sie schummrig durch seine leidenschaftlichen Küsse. Nach einer Weile raunte er ihr zu: »Ich will nicht länger auf Sie verzichten müssen als unbedingt nötig.«

Natalia schloss zufrieden die Augen. Auch sie wollte keinen Moment länger auf ihn verzichten müssen. Auf ihr gemeinsames Leben. Auf ihre Zukunft als Lady Leichester. Sie seufzte zufrieden.

»Haben Sie irgendjemandem von mir erzählt?«

Natalia schüttelte den Kopf. Sie hätte, aber alles drehte sich derzeit um Amelie. Ihre große Schwester, die ihren Bräutigam vor dem Altar stehenließ und nun im selbstgewählten Exil lebte: im Kloster! Sie hatte Amelie von ihren Gefühlen zwar berichtet, aber keinen Namen genannt. Amelies Reaktion darauf stand noch aus, aber Natalia kannte die Schwester zu gut. Sie riete zur Vorsicht. Sie riete ihr ab, weil Leichester nicht vermögend genug wäre, nicht gut genug aussähe oder Amelie sonst etwas an ihm auszusetzen hatte. So war sie.

»Hervorragend!«, flüsterte Leichester zufrieden. »Belassen Sie es dabei, meine Liebste.«

Natalia runzelte die Stirn. Sie sollte ihre Gefühle für ihn verheimlichen? Das erschien ihr nicht richtig. Sie wollte ihr Glück mit jedem, den sie liebte, teilen!

»Aber ...« Er unterbrach sie mit einem Kuss und als er die Forderung erneut stellte, stimmte sie mit einem Seufzen zu.

»Wir werden schnell agieren müssen, Liebste. Überraschend, damit uns niemand im Wege steht!« Leichester schob sie von sich. »Halten Sie sich bereit. In ein, zwei Tagen werden wir aufbrechen.«

»Aufbrechen?«, wisperte Natalia verwirrt und riss die Augen auf. Womöglich trieb ihre übersprudelnde Fantasie nun Schindluder mit ihr, aber es gab doch nur eine Erklärung für seine Worte: Das kleine schottische Dorf direkt an der Grenze, in dem man schnell und einfach, auch ohne die Zustimmung der Eltern, heiraten konnte: Gretna Green! Sie sah erschrocken zu ihm auf. Durchbrennen? Das war doch wirklich zu theatralisch. »Mylord«, sprach sie Leichester an und berührte dabei sacht seinen Arm. »Es ist doch nicht nötig, durchzubrennen.«

Er wandte sich um und einen Moment lang schien er ärgerlich, aber sein Ausdruck hellte sich sofort wieder auf. Trotzdem blieb Natalia vorsichtig, als sie fortfuhr. »Seine Gnaden wird mir meinen Wunsch erfüllen, dessen bin ich mir gewiss!«

Es gab schließlich keinen Grund, warum Leichester nicht akzeptiert werden sollte.

»Natalia!«, tadelte Leichester. »Es gibt nur diesen Weg!«

Sie hielt den Atem an. Sein hübsches Gesicht war unvorteilhaft verzogen. Glich nun mehr einer Fratze. Sie blinzelte und senkte das Kinn.

»Meine Liebe.« Seine Stimme war samtweich und troff vor erzwungener Geduld. »Diese Entscheidung müssen Sie treffen. Für mich oder gegen mich.«

Natalia riss die Augen auf. Welch Dilemma!

»Wenn Sie mich lieben, wie ich Sie liebe, so folgen Sie mir!«

Sie biss sich auf die Lippe. Sie liebte ihn von Herzen. Sie seufzte. Vielleicht sollte sie es als Abenteuer sehen? Es war doch aufregend! Sie begeisterte sich für den Gedanken. Das Fortschleichen, die Flucht, die heimliche Hochzeit in einer malerischen kleinen Kapelle an der schottischen Grenze. Sie seufzte entzückt. Was für ein Abenteuer!

»Oh Leichester, natürlich folge ich Ihnen!«

Die Anspannung wich aus seinen Zügen und er war wieder ihr strahlender Verehrer. Die Liebe ihres Lebens! Natalia kicherte verzückt. Wie wundervoll das Leben war!

2

Auf der Flucht

Natalia drückte sich in die Ecke der Reisekutsche. Sie waren bereits eine Ewigkeit unterwegs und jede Faser ihres Leibes schmerzte. Der Tag war bereits in seinem Mittagslauf und sie betete, sie mögen eine Pause einlegen. Die erste seit dem Frühmahl. Noch immer trug sie ihr Ballkleid und hatte nur den leichten Mantel, um sich warmzuhalten. Es genügte bei Weitem nicht! Sie schlang die Arme fester um sich und warf Leichester einen Blick zu. Er saß ihr gegenüber, eingehüllt in seinem pelzverbrämten Mantel und schien völlig entspannt zu schlafen.

Natalia schloss die Lider und biss die Zähne aufeinander. Es war nur ein wenig kühl und sie konnte sich bereits in Bälde in einem Gasthof aufwärmen. Die Kutsche ratterte über die schlecht befestigte Straße.

Als sich die Nacht über das Land zu legen begann, konnte sie sich nicht mehr zurücknehmen. Es war schlicht zu viel des Ungemachs.

»Mylord?«

Er schlug die Lider auf.

»Wir haben das Mittagsmahl verpasst.«

»Wir können in der Nacht etwas zu uns nehmen.«

In der Nacht? Natalia riss die Augen auf. »Aber Mylord, die letzte Mahlzeit ...«

Die Kutsche verlor deutlich an Geschwindigkeit und sie die Aufmerksamkeit ihres Begleiters. Der rutschte über die Sitzbank und riss an dem Vorhang aus Kalbsleder, um hinauszuspähen.

»Verflucht noch mal, was geht hier vor?«, spie er dabei. Natalia starrte ihn an. Sein Mund war vor Ärger verzogen und seine Augen glühten wie Schlote. Sie hielt den Atem an. Der Kutscher brüllte dem Hindernis zu, es solle sich vom Acker machen und gab ihr damit einen Anhaltspunkt. Die Straße war blockiert. Durchaus ein Grund zu Ärger. Es beruhigte sie ein wenig und sie entkrampfte ihre Finger. Eine leichte Unruhe blieb.

Die Kutsche stoppte und Leichester stieß den Schlag auf. Natalia rutschte selbst zum Fenster und sah hinaus. Es herrschte ein wildes Durcheinander. Drei Hunde sprangen Leichester an, als er auf den Mann zuging, der am Hinterrad einer klapprigen Kutsche hantierte. Ein kleiner Junge zupfte dem Mann dabei beständig am Hemd und ein greinendes Bündel lag strampelnd auf dem Bock.

Natalia stockte der Atem. Wie unverantwortlich! Sie hüpfte die Stufen herab und raffte ihre Röcke.

»Entferne diese Karre augenblicklich!«, verlangte Leichester harsch und schlug nach der Schnauze eines der Hunde, die an ihm emporsprangen. Natalia gewahrte es nicht, ihr Fokus lag klar auf dem gefährdeten Baby.

Der Angesprochene ignorierte den Lord und wies lediglich den Knaben an, ihm ein Werkzeug zu bringen. Das Baby befreite sich aus seinem Bündel und drehte sich. Natalia fing es ab und drückte es sich an die Brust.

»Da habe ich dich!«, rief sie erleichtert und sah in das rosige Gesicht des Kleinkindes. Noch kein Jahr, schätzte Natalia und grinste lächelte auf es nieder.

»Hey!« Sie wurde herumgerissen. Sie hob das Kinn, um dem Unhold die Leviten zu lesen, hob es noch etwas höher. Noch immer befand sich kein Gesicht in ihrem Blickfeld. Natalia legte den Kopf in den Nacken und sah zu dem Hünen auf. Ihre Augen weiteten sich erschrocken. Er griff grob nach dem glucksenden Baby. »Was erlauben Sie sich?«

Sie schluckte und wurde einer Antwort enthoben. Leichester herrschte den Mann erneut an: »Schaffen Sie die Karre aus dem Weg!«

Natalia war zwischen Bock und Hünen gefangen und erkannte die Gefahr erst, als sie ihn ein tiefes Grollen ausstoßen hörte. Sie keuchte und wollte zurückweichen. Dabei stieß sie sich schmerzhaft die Hüfte am Tritt. Sie verbiss sich zwar den Aufschrei, aber die Tränen ließen sich nicht unterdrücken.

»Du Flegel!«, herrschte Leichester den Hünen, unbeeindruckt von dessen Größe, an. »Eine Lady zu verletzen!«

Natalia wollte es korrigieren, bekam aber kein verständliches Wort über die Lippen.

»Aus dem Weg! Hundsfott!« Leichesters Kutscher und der bullige Knecht kamen heran und warteten auf die Order des Lords. Leichester gab sie mit einem Wink. Obwohl beide Männer sicherlich nicht schwächlich zu nennen waren, behauptete sich der Hüne mühelos. Er stieß den Knecht in den Graben und schüttelte den Kutscher ab. Mit Leichester hatte er jedoch nicht gerechnet, der drosch mit einem Stock auf ihn ein.

Natalia schrie auf. Das Baby! Der Hüne entriss Leichester den Stock mit einer Schmähung und zerdrückte ihn in seiner Pranke. Er griff nach ihm und hob ihn am Schlafittchen an. Leichester keifte ein paar Befehle: Der Kutscher solle die Pistole holen und den Hünen erschießen.

»Aufhören!«, schrie Natalia. So hatte sie sich ihr Abenteuer nicht vorgestellt. »Bitte! Entlassen Sie ihn!« Natalia hing sich an den Arm des Riesen, ohne einen Unterschied zu bewirken. »So lassen Sie ihn hinunter!«

Sie ließ sich hängen, aber auch dies führte nicht zum Absenken des Armes. »Bitte! Sie tun ihm doch weh!«

Leichesters Füße berührten wieder den Boden, auch wenn er nicht frei war.