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Seit ihrer Kindheit trägt die Dämonin Shinoa ein schweres Los. Da ihre ältere Schwester Umgang mit den falschen Leuten pflegt, stellen ihre Eltern sehr hohe Erwartungen an sie. Shinoa ist ihre letzte Hoffnung. Als sie nach einem schlimmen Zwischenfall von der Schule verwiesen wird, wenden sich ihre Eltern enttäuscht und beschämt von ihr ab und verstoßen sie. Shinoa verdingt sich zunächst als Bardame, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, bis das Schicksal es will, dass sie eine Stelle als Dienstmädchen für Lucifer antritt, den König der Hölle, der sein Königreich mit eiserner Hand führt und kein Erbarmen kennt, dies mit der Absicht, es vor Verrätern zu schützen. Sein teuflischer Charakter hindert die gelbäugige Dämonin aber nicht daran, sich trotzdem magisch zu ihm hingezogen zu fühlen ...
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Seitenzahl: 409
Veröffentlichungsjahr: 2024
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
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© 2025 novum publishing gmbh
Rathausgasse 73, A-7311 Neckenmarkt
ISBN Printausgabe: 978-3-7116-0065-3
ISBN e-book: 978-3-7116-0066-0
Lektorat: Alexandra Eryigit-Klos
Umschlagfotos: Nahid Hasan Masud, Volodymyr Melnyk | Dreamstime.com
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
www.novumverlag.com
Einleitung
Shinoa ist eine junge Dämonin, sie ist 222 Jahre alt, hat lange, azurblaue Haare und amethystfarbene Augen. Sie hatte es seit ihrer Kindheit nicht immer leicht.
Ihre Eltern hatten sehr hohe Erwartungen an die 17-jährige Shinoa, da die fünf Jahre ältere Sarada mit den falschen Leuten abhing und immer schlechte Noten nach Hause brachte.
Eines Tages war der Druck, der auf Shinoa lastete, so hoch, dass sie ihren Dämon nicht mehr im Griff hatte. Zum ersten Mal brach er in der Schule aus und sorgte für Unruhe. Während sie wild um sich schlug, versuchten einige Lehrer sie festzuhalten, dabei gab es einige Verletzte. Nach einer gefühlten Ewigkeit war Shinoa wieder bei Sinnen.
Doch die Lehrer und Kinder fürchteten sich vor einem weiteren Ausbruch, so blieb dem Direktor nichts anderes übrig, als sie von der Schule zu verweisen. Enttäuscht über ihre letzte Hoffnung, verstießen Shinoas Eltern ihre jüngste Tochter.
Sie hat nie gelernt, ihren Dämon zu kontrollieren, sie unterdrückt ihn stetig. Einmal im Jahr, wenn der rote Vollmond am höchsten steht, bricht ihr Dämon aus, weil dann die Verbindung am stärksten ist, oder wenn sie sehr verärgert ist oder sich körperlich in Lebensgefahr befindet.
Shinoa schlug sich 50 Jahre allein auf der Straße durch. Sie lebt oben in den Klippen in einer kleinen Höhle. Sie hatte eine Arbeit als Bardame, doch der Job wurde schlecht bezahlt. Ab und an klaute sie Obst und Gemüse von den Straßenhändlern und mit dem wenigen Geld, das sie verdiente, konnte sie sich täglich für 6 Jewel ein Bad im Badehaus leisten. Wenn die Gäste mit dem Trinkgeld großzügig waren, waren manchmal auch Bücher oder ein neues Kleid drin.
Mit 67 Jahren (als Jugendliche) begegnete sie Kazuto. Die beiden wurden schnell ein Paar, doch er nutzte sie über mehrere Jahrzehnte schamlos aus, aber Shinoa war blind vor Liebe.
Eines Tages, zu Shinoas 167. Geburtstag, verabredeten sich die beiden im Park, wo zur selben Zeit das Mondfestival zum roten Mond gefeiert wurde. Doch Kazuto tauchte nicht auf. Shinoa wartete mehrere Stunden, bis sie traurig und enttäuscht das Festival verließ. Ihr Herz war gebrochen und ließ seither niemanden mehr an sich heran …
Kapitel 1: Neuanfang
55 Jahre später …
Shinoa stand mit fünf weiteren Mitbewerberinnen vor den Schlosstoren, um Punkt 9 Uhr schwangen die großen Flügeltüren auf und eine Dämonin in einer roten, knielangen Dienstmädchen-Uniform trat heraus. «Willkommen», begann sie, «mein Name ist Saphyra und ich werde heute prüfen, wer von euch für die drei ausgeschriebenen Stellen als Dienstmädchen geeignet sind. Bitte folgen Sie mir.»
Die Dämonin, die sich Saphyra nannte, ging ins Schloss hinein, Shinoa und die Mitbewerberinnen folgten ihr. Es ging durch einen langen Korridor, wo ab und an ein Gemälde vom König, seinen Kindern oder von seinem Bruder hing, einige Bilder waren mit einem schwarzen Tuch bedeckt. Saphyra führte die Mädchen ins Untergeschoss in die Wäscherei. In der Wäscherei war eine weitere Dämonin, sie stand an einem großen Tisch und faltete Bettwäsche, sie schaute kurz auf und arbeitete dann weiter.
«Das ist Ahsoka, sie ist für die Wäscherei zuständig», stellte Saphyra sie vor. «Bevor wir anfangen, verratet mir doch bitte eure Namen sowie euer Alter und gebt mir eure Bewerbungsunterlagen.» Die erste Dämonin trat vor, reichte Saphyra die Unterlagen und stellte sich vor; die anderen fünf taten es ihr gleich.
«Nun, da sich alle vorgestellt haben, können wir jetzt anfangen. Verratet mir eure Kleider- und Schuhgröße», sagte Saphyra. «Wieso ist das relevant?», fragte eine Bewerberin. «Nun …», begann Saphyra, doch sie wurde von Ahsoka unterbrochen. «Willst du etwa in der weißen Bluse und den engen Jeans arbeiten?» «Nein», antwortete die Bewerberin.
«Also?», fragte Ahsoka weiter. «Kleidergröße 42, Schuhgröße 39», sagte sie. Ahsoka notierte es sich und schaute die anderen Dämoninnen an. Als alle ihre Maße angegeben hatten, gingen Ahsoka und Saphyra zum Kleiderschrank und reichten jeder eine hellblaue knielange Uniform mit Schürze und Kopfschmuck, blickdichte weiße Strumpfhosen und schwarze Ballsaal-Schuhe mit Riemen.
«Zieht euch bitte um», sagte Saphyra und zeigte zu einer Tür. Die Mädchen gingen hinein und zogen sich um. In der Zwischenzeit kamen drei weitere Dämoninnen in die Waschküche und stellten sich in einer Reihe auf. Nach ein paar Minuten kam Shinoa als Erste wieder heraus und geschlagene 15 Minuten später dann endlich die zwei Letzten.
«Da jetzt alle da sind, erkläre ich euch, wie das heute ablaufen wird», erklärte Saphyra. «Erst teilen wir euch in drei Zweiergruppen auf. Die Zweierteams werden mit Sayaka, Shagotte und Cana mitgehen, sie werden euch zeigen, was ihre Aufgaben als Dienstmädchen sind.»
Eine Bewerberin hob die Hand. «Ja bitte?», nahm Saphyra sie dran. «Verzeiht, aber am Anfang sagtet Ihr, Ihr werdet uns prüfen.» «Da habe ich mich wohl falsch ausgedrückt. Während ihr mit den Mädchen arbeitet, werde ich euch alle im Auge behalten und es dann Seiner Majestät berichten», entschuldigte sich Saphyra.
«Wie wollt Ihr uns alle im Auge haben?», fragte eine andere Bewerberin. «Ich bin ein Schattendämon, meine Schatten sind im ganzen Schloss verteilt; was sie sehen und hören, sehe und höre auch ich, so kann ich Seine Majestät auf dem laufenten halten. Keine Sorge in den Privatgemächern sind keine Schatten, was dort drin passiert interessiert den König nicht», erklärte Saphyra.
«Entschuldigung», fing Shinoa an und hob die Hand. Saphyra nickte ihr zu. «Was hat es mit den Farben der Uniform auf sich? Ihr tragt Rot, die Damen hier Hellblau und auf dem Weg in die Waschküche kam uns eine in einer schwarzen Uniform entgegen.»
«Wer wo und wie zugeordnet ist», sagte Ahsoka. «Also so wie im Krankenhaus? Der Chefarzt trägt einen weißen Kittel, während die Pfleger alle in Dunkelblau rumlaufen?», fragte Shinoa nach.
«Korrekt, bei uns ist es so geordnet, die oberste Bedienstete trägt eine rote Uniform, des Königs persönliche Zofe eine schwarze und die Dienstmädchen eine hellblaue. Sollte es irgendwelche Beschwerden oder unangebrachte Vorkommnisse geben, könnt ihr zu mir kommen. Aber genug getratscht, auf an die Arbeit. Shinoa und Holly, ihr geht mit Cana, Tayla und Valerie, ihr mit Sayaka und Satine und Juvia, ihr zwei mit Shagotte.»
Kapitel 2: Probearbeit
Shinoa folgte mit Holly Cana. Cana erklärte und zeigte den Mädchen ihre tägliche Arbeit. Während Cana mit ihren Schützlingen gerade den Korridor abstaubte, kam ihnen ein männlicher, gut aussehender Dämon entgegen.
Cana stellte sich sofort ordentlich hin, bewegte den rechten Fuß hinter die linke Ferse, beugte die Knie, senkte den Kopf leicht und machte einen leichten Knicks. Shinoa machte es ihr sofort nach, während Holly zu dem Dämon schaute. In einer Kurzschlussreaktion legte Cana ihre Hand auf ihren Kopf und drückte ihn herunter. «H-hey …», stotterte Holly. «Bleib unten», zischte Cana, «das ist der jüngere Bruder von König Lucifer, Prinz Draven.»
«Guten Tag, die Damen», grüßte Draven beim Vorbeigehen und lächelte. «Guten Tag, Prinz Draven», kam es von Cana. Draven blieb stehen, drehte sich um und schaute zu den Mädchen. «Ist heute der Tag vom Vorstellungsgespräch inklusive Probearbeiten?», fragte er. «Ja, Hoheit», antwortete Cana. «Verstehe. Na dann, viel Glück euch zwei», meinte Draven und ging wieder seinen Weg. Die drei Dämoninnen erhoben sich wieder und gingen ihrer Arbeit nach.
Gegen Mittag trafen sich alle vor der Küche. «Für den Mittagdienst brauche ich Cana, Sayaka und Shagotte. Normalerweise machen wir um 13:30 Uhr Mittag, aber da der Mittagservice für die Königsfamilie reibungslos verlaufen muss, könnt ihr jetzt schon Pause machen. Yukino wird euch zeigen, wo unser Personalraum ist, und sie wird euch Gesellschaft leisten, bis wir fertig sind.» Wie aufs Stichwort kam Yukino aus der Küche raus. «Hallo», grüßte sie.
«Darf ich fragen, wieso sie zur selben Zeit wie der König und seine Familie isst?», fragte Shinoa. «Na klar, ohne Fragen lernt man nichts. Ich bin seine Zofe und als diese sollte ich immer zur Stelle sein, wenn er was benötigt. Bei den Mahlzeiten braucht Lucifer nie etwas Spezielles, dann kann ich in dieser Zeit meine Pause machen und auch was essen. Nach circa einer Stunde sind sie mit dem Essen fertig, dann beginnt meine Schicht wieder und die anderen haben dann für eine halbe Stunde Pause», erklärte Yukino. «Wieso dürfen die anderen nur eine halbe Stunde Pause machen und Ihr eine?», stellte Shinoa eine weitere Frage. «Saphyra und die anderen haben eine geregelte Arbeitszeit, von 8:15 Uhr bis 20 Uhr, mein Dienst beginnt um 6:45 Uhr und endet dann, wenn Lucifer sich zurückzieht, mal früher, mal später», erklärte Yukiko. «Verstehe, danke», bedankte sich Shinoa.
«Dann kommt mal mit, wir holen unser Essen ab und gehen dann in den Personalraum. Hey Jungs, wir sind sieben Personen zum Essen!», rief sie in die Küche und hielt den Mädchen die Küchentür auf. «Wissen wir bereits, Yuki», rief eine Stimme zurück. In der Küche standen drei weitere Dämonen. «Darf ich vorstellen, unsere Küchencrew, Lux, Zeb und Savage.» «Hallo, die Damen», grüßte Zeb. «Wir bekommen süße, neue Arbeitskolleginnen», kam es von Lux, der daraufhin einen Schlag von Savage einkassierte. «Gleich nicht mehr, wenn du weiter so quatschst.» «Schon gut, kein Grund, gleich gewalttätig zu werden», erwiderte Lux beleidigt. «Was habt ihr denn heute für uns vorbereitet?», fragte Yukino, um vom Thema abzulenken. «Was Köstliches», prahlte Savage, «Reis, Poulet-Curry und Gemüse.»
Lux bereitete sechs Portionen zu, bei der siebten Portion, als er gerade das Poulet-Curry auf den Teller anrichten wollte, stoppte Shinoa ihn. «Für mich bitte nur mit Reis und Gemüse.» «Vegetarierin?», fragte Lux. «Ich esse Fleisch, bin aber kein großer Fan davon», erwiderte Shinoa. «Aha», kam es nur von Lux.
«Lass sie in Ruhe, Lux, jeder bevorzugt was anderes, und wenn sie lieber Gemüse und Beilagen mag, dann ist das ihr gutes Recht», verteidigte sie Zeb. Lux gab Shinoa den Teller nur mit Reis und Gemüse und Yukino führte die Dämoninnen in den Personalraum.
Währenddessen im Speisesaal
Saphyra, Cana, Sayaka und Shagotte deckten den Tisch fürs Mittagessen fertig ein. Als Erster traf Draven ein und nahm seinen Platz ein, als Nächstes folgten Lucifers Kinder, die Zwillinge Beliath und Nereus und die jüngste Tochter Mazikeen, zehn Minuten später betrat der König den Speisesaal. Als alle ihren Platz eingenommen hatten, schenkte Cana allen Wasser ein. Shagotte und Sayaka servierten die Vorspeise. «Wir beginnen mit der Vorspeise, die Küche hat heute für euch einen Mango-Avocado-Salat mit Limetten-Dressing zubereitet», verkündete Saphyra.
Mazikeen schaute auf ihren Teller. «Muss ich das essen?», maulte sie. «Ja, musst du», sagte ihr Vater. «Aber …», versuchte sie zu widersprechen, der König kam ihr jedoch zuvor: «Du bekommst dieselbe Antwort wie bei jeder Mahlzeit, die du nicht essen willst. Du isst das, was die Küche zubereitet und dir hingestellt wird.» Mazikeen schmollte, doch Lucifer ging nicht weiter darauf ein. Draven und die Kinder warteten, bis der König zum Besteck griff und den ersten Biss nahm.
Als alle aufgegessen hatten, räumte Shagotte die leeren Teller mit dem Vorspeisebesteck ab und brachte es in die Küche. «Dürfen wir den Hauptgang servieren oder möchtet Ihr noch einen Moment warten?», fragte Saphyra. «Wir warten noch einen Moment», antwortete der König. Saphyra ging in die Küche, um es den Köchen mitzuteilen.
Wieder im Personalraum
Alle saßen vor ihren leeren Teller und starrten Löcher in die Luft. Shinoa stapelte alle Teller zusammen. «Ich bring die in die Küche zurück», teilte sie Yukino mit. «Findest du den Weg?», fragte sie. «Hier durch die Tür, bis zur ersten Abzweigung, dann links, dann ein paar Schritte geradeaus und schon bin ich vor der Küchentür», antwortete sie. Yukino nickte zustimmend. Shinoa brachte das Geschirr zurück in die Küche. «Wo darf ich das Geschirr hinstellen?», fragte sie in die Runde. Zeb schaute zu ihr und meinte: «Du kannst es einfach dort ins Spülbecken bei der Spülmaschine hinstellen, wir spülen es dann ab.» Shinoa stellte alles ins Spülbecken.
Sie schaute zur Tür, die zum Speisesaal führte. «Neugierig?», fragte Savage. «Ja. Ich würde gerne sehen, wie der Mittagservice abläuft», gab sie zurück. «Ich denke, das ist machbar», meinte er und öffnete die Tür zum Speisesaal. Er winkte Saphyra zu sich heran. «Ist was passiert?», fragte Saphyra besorgt. Shinoa schüttelte den Kopf. «Ich würde gern zusehen, wie der Mittagservice abläuft. Nur wenn es keine Umstände macht.» «Zusehen würde gehen, ich kann dich einfach keiner Arbeit zuweisen und du musst still sein», bot Saphyra ihr an.
Shinoa nickte. «Gut, sie legen gerade eine Pause ein, bevor sie mit dem Hauptgang weitermachen. Bleib einfach an meiner Seite», erklärte Saphyra und ging mit ihr in den Speisesaal. Saphyra stellte sich an ihren gewohnten Platz etwas abseits vom Tisch und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, Shinoa stellte sich neben sie und machte es ihr nach. «Der, der am Kopf des Tisches sitzt, ist Lucifer», flüsterte Saphyra ihr zu, «der erste Stuhl zu seiner Linken war für seine Frau Sphinx, möge sie in Frieden ruhen, auf dem zweiten Stuhl sitzt der erstgeborene Beliath, auf dem dritten Stuhl sein Zwillingsbruder Nereus und auf dem vierten Stuhl sitzt die drittgeborene Mazikeen. Zu Lucifers Rechten haben wir auf dem dritten Stuhl seinen Bruder Draven, und die ersten zwei Plätze sind für seine Eltern.» «Wie alt waren die Kinder, als das Attentat auf ihre Mutter verübt wurde?», fragte Shinoa ganz leise. «Lass mich schnell überlegen … das war vor 55 Jahren, die Zwillinge sind im Alter von 70 Jahren, beim Attentat, als sie ihre Mutter verloren, waren sie 15 Jahre alt, Mazikeen ist fünf Jahre jünger. Sie waren noch Kinder, als es geschah», rechnete Saphyra aus.
«Und der oder die Täter?», fragte Shinoa. Saphyra schüttelte den Kopf. «Den hat man bis heute nicht geschnappt. Lucifer hat das Ganze nicht vergessen und sucht immer noch nach der Person.» «Das kann ich verstehen», sagte Shinoa und schaute vorsichtig zum Tisch.
Die Erwachsenen waren in einem Gespräch vertieft. «Bruder, ich habe schon wieder eine Beschwerde über dich erhalten», sagte der König. «Beschwerde? Wegen mir? Ich habe den Mädchen, die ich heute sah, nur Glück gewünscht», verteidigte sich Draven. «Ich spreche von Itona. Würdest du sie endlich in Ruhe lassen?», bat der König. «Klar, sobald ihr Herz mein ist», sagte Draven verliebt.
Lucifer seufzte. «Wenn sie wegen dir kündigt, verliere ich meine beste Wache und dann bist du schuld.» «Wird sie nicht, Bruder, du machst dir zu viele Sorgen», beruhigte ihn Draven. Lucifer merkte, dass die Unterhaltung mit seinem Bruder nichts brachte, und schaute zu Saphyra, diese nickte, gab Shinoa ein Zeichen, dort auf sie zu warten, und ging in die Küche.
Lucifers Blick fiel auf Shinoa. «Wer ist das?», fragte er. Draven und die Kinder folgten seinem Blick. «Eine Schönheit», kam es von Nereus. «Eine Schönheit, die zu alt für dich ist», holte Beliath seinen Bruder wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. «Frag sie doch einfach», sagte Mazikeen. Draven stand auf. «Die Dame, würdet Ihr bitte nähertreten», forderte er Shinoa auf. Shinoa schaute Hilfe suchend zu Cana, die nickte ihr zu. Shinoa ging etwas näher zum Tisch und verneigte sich. «Eure Hoheiten», grüßte sie die Familie.
«Wie heißt du?», fragte Nereus. «Shinoa … Shinoa Dragneel», stellte sie sich vor. «Bist du hier für die Stelle als Dienstmädchen?», fragte Mazikeen. «Ja, das bin ich», antwortete sie. «Wieso tust du dir das an? Du bist viel zu schön für diese Art von Arbeit», sagte Nereus verträumt. «Ich war mit meiner alten Arbeit nicht zufrieden und diese Stelle war das Einzige, was ich kann … das hoffe ich zumindest.» «Und warum bist du nicht bei den anderen?», fragte Lucifer. «Ich war neugierig, wie der Mittagservice abläuft», antwortete sie wieder. Lucifer schaute sie misstrauisch an, doch bevor er eine weitere Frage stellen konnte, kam Saphyra mit Shagotte und Sayaka zurück in den Speisesaal.
«Zur Hauptspeise gibt es Lammkotelett mit Bratkartoffeln und Gemüse», kündigte Saphyra an. Ihr Blick fiel auf Shinoa, die noch immer verbeugend vor dem Tisch stand.
Saphyra stellte sich sofort neben sie und verbeugte sich ebenfalls. «Ich bitte um Verzeihung, Eure Hoheiten, ich hoffe, sie hat keine Schwierigkeiten gemacht», entschuldigte sich Saphyra. «Nein, keineswegs, wir haben uns nur ein wenig unterhalten», erwiderte Draven. Saphyra ging mit Shinoa wieder etwas abseits. «Geht es dir gut?», flüsterte sie. Shinoa nickte. «Ja, alles gut.»
Kapitel 3: Neuer Job
Als die Familie mit dem Essen fertig war, bedankten sich alle, standen auf und verließen den Speisesaal. Shagotte und Cana räumten den Tisch ab, Sayaka nahm die Tischdecke weg. «Uhm … Shi… Shin… ah, Shinoa, magst du mir helfen, den Tisch und die Stühle abzuwischen?», fragte Sayaka. «Gern», nickte sie. Die zwei Dämoninnen machten den Tisch sowie die Stühle sauber und stellten wieder alles ordentlich hin. Cana legte eine neue Tischdecke auf den Tisch und Shagotte stellte drei goldene fünfarmige Kerzenständer darauf. «So, dann machen wir mal Pause», meinte Saphyra und ging mit den Mädchen in die Küche, dort holten sie ihr Essen ab und gingen in den Personalraum. «Danke fürs Aufpassen, Yukino», bedankte sich Saphyra bei ihr. Yukino nickte und ging wieder an die Arbeit. «Nach der Pause gehen wir zu Cassandra auf die Krankenstation. Sie wird euch einige Fragen stellen wie über Vorerkrankungen und Beschwerden und ein paar Routinechecks machen. Wenn sie mit allem durch ist, habt ihr das Gespräch mit Seiner Königlichen Hoheit», sagte Saphyra. «Dass wir von einer Ärztin untersucht werden, stand nicht im Jobangebot», reklamierte Holly. «Es macht aber keinen Sinn, wenn jemand hier arbeitet, der körperlich nicht fit ist», antwortete Shagotte.
Die vier Dämoninnen machten ihre Pause zu Ende. Saphyra ging mit den sechs Bewerberinnen zu Cassandra in den Krankenflügel, während die anderen drei wieder ihrer Arbeit nachgingen. «Hallo, Saphyra, sind das die Bewerberinnen?», fragte ein Krankenpfleger. «Tag, Zeref, ja, das sind sie», bestätigte Saphyra. «Gut, Cassandra musste schnell weg, familiärer Notfall, aber Hondo und ich übernehmen die Untersuchungen», erklärte er. «Darf ich bitte die Bewerbungsunterlagen haben?» «Natürlich, hier.» Saphyra reichte Zeref die sechs Bewerbungsunterlagen, er öffnete ein Dossier. «Miss Valerie Hartley, ich fange mit Ihnen an, bitte folgen Sie mir ins Untersuchungszimmer», forderte er Valerie auf. Valerie folgte ihm. Zeref bat sie erst auf die Waage, nahm ihr dann etwas Blut ab und reichte es Hondo. Zu guter Letzt maß er ihren Blutdruck. Die Ergebnisse legte er in eine Akte mit den Bewerbungsunterlagen. Dann machte er das Gleiche mit den anderen fünf Mädchen.
Gerade als er fertig wurde, kam Cassandra zur Tür herein. «Entschuldigt bitte», sagte sie. «Alles gut, Cassandra, Zeref hat die Untersuchung gemacht, du musst nur noch die Fragen stellen», beruhigte Hondo sie. Cassandra nickte, nahm die Akten und stellte den Mädchen einzeln ein paar Routinefragen, danach schaute sie noch die Blutwerte an und schrieb es, für Lucifer verständlich, in die Akte. Sie gab Saphyra die Akten. «Alle sind kerngesund», teilte sie ihr noch mit. «Danke für deine Mühe», bedankte sich Saphyra und ging mit den Mädchen ins erste Obergeschoss in den kleinen Salon. «Bitte, nehmt Platz. Ich bringe Lucifer die Unterlagen und dann wird er mit euch einzeln das Gespräch halten», sagte Saphyra und ging.
Sie klopfte an Lucifers Bürotür. «Herein», erklang es von drinnen. Saphyra trat ein und verneigte sich. Lucifer stand am Fenster und drehte sich zu ihr. «Ihr seid soweit?», fragte er. «Ja, Hoheit», bestätigte Saphyra und legte ihm die Bewerbungsunterlagen und den ärztlichen Bericht auf den Schreibtisch. Lucifer öffnete bei allen die erste Seite, schaute sich Namen und das Bild an, dann schaute er zu Saphyra. «Wenn ich bitten darf.» Saphyra trat näher heran und schloss die Augen, Lucifer legte seine Hand auf ihren Kopf.
Saphyra zeigte ihm das, was ihre Schatten am Vormittag bei den Bewerberinnen sahen. «Zu langsam, kein Respekt, kein Interesse …», kommentierte er. Lucifer nahm die Hand von ihrem Kopf, Saphyra geriet ins Wanken und hielt sich an der Stuhllehne fest, Lucifer schob ihr seine Tasse Tee hin. «Es geht schon, danke», lehnte sie dankend ab. «Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn man mich anlügt», erinnerte Lucifer sie. «Ich weiß, aber mir geht es gut, ehrlich. Es war nur etwas ungewohnt, Euch sechs Personen gleichzeitig zu zeigen», sagte Saphyra. «Nun denn, bring mir als Erste Satine Kryze», meinte Lucifer. Saphyra nickte und ging in den kleinen Salon. «Satine, wenn du mir bitte folgen würdest», bat Saphyra. Satine stand auf und folgte Saphyra in Lucifers Büro.
Lucifer führte mit ihr das Vorstellungsgespräch. «Danke, du kannst wieder zu den anderen», bedankte er sich. «Saphyra, bring mir als Nächste bitte Tayla Hamilton.» Saphyra ging mit Satine zurück und brachte Tayla zu Lucifer. Als er mit allen das Gespräch durchhatte, besprach er sich mit Saphyra. Sie zeigte auf drei Bewerbungen und meinte: «Die drei haben mich am meisten überzeugt, nicht nur von der Arbeit her, sondern auch von der Art und dem Verhalten her.» «Ich bin deiner Meinung», stimmte Lucifer ihr zu. Lucifer ging mit Saphyra in den kleinen Salon. Shinoa, Juvia, Tayla und Valerie standen auf und verneigten sich, als er eintrat, Satine und Holly blieben sitzen. «Erhebt euch wieder», sagte Lucifer und die vier Dämoninnen richteten sich wieder auf. «Nach Beratung mit Saphyra habe ich mich für drei neue Dienstmädchen entschieden», kündigte Lucifer an. «Die sind Juvia Lockser, Shinoa Dragneel und Tayla Hamilton. Ihr anderen drei habt mich nicht überzeugt, Saphyra wird euch in die Wäscherei zurückbegleiten und dann zur Tür.» Saphyra ging mit Holly, Satine und Valerie zurück in die Wäscherei.
Lucifer blieb mit den drei neuen Dienstmädchen im kleinen Salon. «Euer Dienstbeginn ist in zwei Tagen. Da in der Stellenbeschreibung stand Unterkunft inklusive, könnt ihr das Wichtigste von eurem Hab und Gut mitnehmen. Saphyra wird euch heute noch eure Zimmer zeigen, morgen wird sie euch im Schloss herumführen und euch alles zeigen. Dann, am Tag darauf, fangt ihr an», informierte der König die Mädchen. Ein paar Minuten später kam Saphyra zurück, sie führte die Mädchen ins Dachgeschoss. «Hier sind wir Angestellten untergebracht. Jeder hat sein eigenes Zimmer, ausgestattet mit einem großen Bett, einem Kleiderschrank, einer Kommode, einem Regal für Bücher oder Sonstiges, einem Schreibtisch mit Stuhl, einem Sessel, einem kleinen Salontisch und einem Badezimmer mit Toilette und Dusche. Das Bett ist bereits bezogen und im Badezimmer habt ihr ein Badetuch, ein Handtuch und einen Waschlappen. Eure Bett- und Frotteewäsche müsst ihr selbst auswechseln. Ihr habt noch einen Wäschekorb im Zimmer, so ist das Transportieren von sauberer und schmutziger Wäsche einfacher», erklärte Saphyra und zeigte den dreien ihre neuen Zimmer. Die Mädchen staunten nicht schlecht, als sie die Zimmer sahen.
«Ihr dürft es ganz nach eurem Geschmack einrichten, aber übertreibt es nicht, und links am Ende des Korridors haben wir einen kleinen Salon für uns», fügte Saphyra noch hinzu. Shinoa meldete sich zu Wort: «Ich habe nicht so viele Habseligkeiten, darf ich meine Sachen jetzt schon holen und mich einrichten?» «Aber natürlich. Eine Wache soll dich begleiten und beim Tragen helfen», antwortete Saphyra. «Eine Wache? Das wird nicht nötig sein, ich habe wirklich nicht viel, ein Karton zum Transportieren wird ausreichen», sagte Shinoa.
«Dann wird dich die Wache zur Sicherheit begleiten, euch alle wird eine Wache begleiten, das ist ein Befehl von Lucifer», meinte Saphyra. «Dann würde ich meine Sachen auch gleich holen und mich einrichten», sagte Tayla. «Ich auch», kam es von Juvia. Saphyra nickte und ging mit den Mädchen zurück in die Waschküche, dort zogen sie wieder ihre alten Kleider an und danach gingen sie in den Personalraum, wo gerade einige Wachen saßen. «Hat einer von euch Zeit, die Damen nach Hause zu begleiten und beim Tragen zu helfen?», fragte Saphyra in die Runde.
Zwei standen auf und näherten sich den vier Dämoninnen, Saphyra wies sie Juvia und Tayla zu. «Noch jemand?», fragte Saphyra erneut. «Ich habe gerade Zeit», kam es von hinten. Saphyra und Shinoa drehten sich um. «Itona. Gerne, wenn du bitte Shinoa begleiten würdest.» Itona nickte und verließ mit Shinoa das Schloss. «Wo wohnst du denn?», fragte Itona. Shinoa wendete den Blick ab. «Bei den Klippen …» «Bei den Klippen?! Du machst wohl Scherze», sagte Itona ungläubig. Shinoa schüttelte bloß den Kopf und ging mit Itona zu den Klippen. Nach einem steilen Aufstieg standen sie vor der Höhle. Shinoa ging hinein und packte ihre wenigen Sachen in einen Karton. Itona schaute sich derweil auf der Klippe um. «Wie lange lebst du schon hier?», fragte Itona. «Seit ich 17 bin», antwortete Shinoa. «Wie bitte?», fragte Itona nach.
«Würdet Ihr es bitte belassen, ich mag nicht darüber reden», bat Shinoa sie. «Ja natürlich, bitte entschuldige», akzeptierte Itona. Shinoa kam mit ihrem vollen Karton wieder heraus «erzählt es bitte niemanden» Itona nickte und ging mit Shinoa wieder zurück.
Vor den Schlosstoren kam ihnen Draven entgegen. «Oh nein …», seufzte Itona. Die beiden Mädchen verbeugten sich. Draven lächelte verliebt. «Itona, meine Hübsche, du bist strahlend schön wie eh und je. Hast du hier draußen etwa nur auf mich gewartet?» Itona ignorierte die Worte des Prinzen. Sie erhob sich, zog Shinoa mit sich und ging mit ihr ins Schloss. «Was war das denn?», fragte Shinoa verwirrt. «Der übliche Kommentar des Prinzen, wenn er mich sieht und mich dazu bringen will, dass ich mit ihm ausgehe», kam es angewidert von Itona.
Itona begleitete Shinoa bis vor die Tür ihres neuen Zimmers. «Wenn du mal jemanden zum Reden brauchst, kannst du immer zu mir kommen, mein Zimmer ist drei Türen weiter auf der rechten Seite», sagte Itona, bevor sie ging. Shinoa ging in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Ihre wenigen Kleider räumte sie in den Kleiderschrank ein, Unterwäsche und Socken verstaute sie in der Kommode, die Bücher stellte sie ins Regal und den leeren Karton schob sie unters Bett.
Kapitel 4: Neues Zuhause
Shinoa ging zum Fenster und öffnete es. Sie setzte sich auf die Fensterbank und schaute in den großen Garten. «Aber nicht springen», sagte eine Stimme hinter ihr. Shinoa schaute erschrocken zu der Stimme, in der Tür stand Yukino. «Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich hatte geklopft, aber keine Antwort bekommen», entschuldigte sie sich. Shinoa stand auf. «Schon gut, ich habe nur den Garten von hier oben begutachtet», sagte sie. «Ah ja, der Garten, von Nahem ist es natürlich besser. Uhm… die Küche hat mich geschickt, sie fragen, ob du mit zu Abend essen willst», erklärte Yukino ihren Grund für ihren Besuch. «Nein, ich esse am Abend nichts, für mich müssen Sie keine Portion zubereiten», antwortete Shinoa. «Wie, nichts?», fragte Yukino. «Für mich reicht eine Tasse Tee und etwas Obst», sagte sie. «Nun … Obst, Tee, Kaffee oder Kleinigkeiten darfst du dir selbst nehmen. Um 18 Uhr gibt es Essen, du kannst dann einfach dazustoßen», informierte Yukino sie und ging dann.
Shinoa schaute zur Uhr, bis es Zeit zum Essen war, dauerte es noch ein wenig. Sie entschied sich dazu, den Garten von Nahem zu begutachten, sie verließ ihr Zimmer und ging die Stufen bis zum Erdgeschoss hinunter und dann weiter hinaus in den Garten. Sie spazierte etwas auf dem Gehweg, als sie hinter dem Schloss eine Koppel und ein Stall sah. Neugierig ging sie näher, doch auf der Koppel war nichts zu sehen. Die Stalltür schwang auf und eine Dämonin kam heraus. «Hallo», grüßte Shinoa. «Oh, ein neues Gesicht», sagte sie. Shinoa nickte. «Ich bin Shinoa», stellte sie sich vor. «Freut mich, Shinoa, ich bin Shaak-Ti», stellte sich die Dämonin ebenfalls vor.
Shinoa zeigte zur Koppel. «Sind die Tiere alle im Stall?» «Ja, immer um diese Zeit. Gajeel und Toika bewässern dann immer die Pflanzen und den Rasen. Als Gärtner können sie es nicht leiden, wenn auf dem nassen Gras Fußspuren zu sehen sind», antwortete sie. «Was für Tiere habt ihr?», fragte sie neugierig. Shaak-Ti lächelte. «Ich zeig es dir.» Sie öffnete die Stalltür und ging mit Shinoa hinein. In den ersten fünf Boxen waren geflügelte Pferde mit einem drachenartigen Kopf, pupillenlosen, weißen Augen und einem dürren, fast fleischlosen Körper mit schwarzer Haut. Die großen, ledrigen Flügel ähnelten denen von Fledermäusen.
«Das sind Thestrale. Hachibi, Shichibi, Shukaku, Thanatos, und Morpheus. Sie sind wertvolle Tiere, sie ziehen Lucifers Kutsche und können auch zum Fliegen eingesetzt werden. Ihr Flug ist rasant und sie finden jedes angegebene Ziel zuverlässig. Außerdem sind sie Fleischfresser, am liebsten ernähren sie sich von kleinen Säugetieren», erklärte Shaak-Ti. Shinoa betrachtete die Tiere. «Die Koppel ist offen, fliegen die nicht weg?» Shaak-Ti schüttelte den Kopf. «Also, ja, aber sie kommen immer wieder zurück, sie sind sehr treu ihrem Besitzer gegenüber.» Shinoa nickte und ging weiter. In der sechsten Box war ein anderes Wesen, es hatte den Kopf, die Vorderbeine und die Flügel eines Adlers und den Hinterleib eines Pferdes. Shaak-Ti folgte ihr. «Das ist Lucifers Greif Orochimaru, er war ein Geschenk von seiner Frau Sphinx», sagte sie und fuhr fort: «Auch er ist ein Fleischfresser, ebenfalls ernährt er sich am liebsten von kleinen Säugetieren oder Vögeln. Der Umgang mit ihm setzt eine gewisse Vorsicht voraus …»
«Meinst du mit Lucifer oder mit Orochimaru?», fragte Shinoa. Shaak-Ti fing an zu lachen und antwortete: «Mit beiden. Greife sind sehr stolze Tiere. Eine gefahrlose Annäherung ist erst nach einer Verbeugung und durch die Erwiderung des Greifs möglich, dabei ist ununterbrochener Augenkontakt sehr wichtig.» Shinoa nickte und schaute zum Greif. «Er ist prächtig», sagte sie.
Als hätte Orochimaru sie verstanden, kam er zur Box und streckte den Kopf heraus, er stupste sie vorsichtig an. «Nicht erschrecken, ich öffne die Tür», sagte Shaak-Ti und öffnete die Boxentür. «Verneig dich», forderte sie Shinoa auf. Shinoa verbeugte sich und Orochimaru tat es ihr gleich. Shinoa erhob sich und lächelte, Orochimaru stupste sie wieder mit dem Kopf an und Shinoa streichelte vorsichtig seinen Kopf. «Das ist ja unglaublich. Er lässt sich sonst nur von mir oder Shaak-Ti streicheln», sagte eine Stimme beim Stalleingang. «Eure Hoheit», grüßten die beiden Mädchen den König. «Ich bitte vielmals um Verzeihung», entschuldigte sich Shinoa. «Wofür? Dass du dich mit einem zickigen Greif verstehst?», fragte Lucifer. «Kann ich was für euch tun?», fragte Shaak-Ti. «Ich wollte nur mal wieder nach ihm sehen, aber er scheint in guten Händen zu sein», antwortete Lucifer und ging zu den Mädchen. Orochimaru ging zu Lucifer und stupste auch ihn an. Lucifer streichelte seinen Greif.
«Ich sollte dann mal gehen», meinte Shinoa. «Du kannst jederzeit herkommen», lud Shaak-Ti sie ein. Shinoa lächelte, verneigte sich und ging ins Schloss zurück. Shaak-Ti schaute zu Lucifer. «Etwa nicht?» «Ich habe nichts gesagt», sagte der König und brachte seinen Greif zurück in die Box. «Aber Ihr habt so geschaut», hakte Shaak-Ti nach. Lucifer schloss die Tür «Shaak-Ti …» «Ich mach ja schon meine Arbeit», kam sie ihm zuvor. Sie verneigte sich und holte das Futter. Lucifer ging ebenfalls ins Schloss zurück.
Als es Zeit fürs Abendessen wurde, ging sie in die Küche, wo sie auf Juvia und Tayla stieß. «Bist du fertig mit deinem Zimmer einrichten?», fragte Juvia sie. «Ja, ich habe eben noch den Garten erkundet», bestätigte Shinoa. «So Ladys, das Essen ist fertig», sagte Lux und reichte Juvia und Tayla je einen Teller. «Isst du nichts?», fragte Tayla. «Nein, am Abend reicht mir ein Tee und etwas Obst», antwortete sie. «Na, dann komm», rief Zeb sie zu sich. Er zeigte ihr den Vorratsschrank und Kühlschrank für das Personal. «Hier drin findest du Tee, Kaffee, Brot, Zerealien, Honig, Konfitüren, Aufstrich, Aufschnitt, Käse, Milch, Saft und Obst», erklärte er. Shinoa bedankte sich und nahm eine Orange aus dem Kühlschrank, sie öffnete den Vorratsschrank und schaute nach einem Tee.
«Was suchst du?», fragte Zeb. «Einen Früchtetee», antwortete sie. «Darf ich?», fragte er und Shinoa ging vom Schrank weg. Zeb schaute kurz hinein und nahm eine Dose hervor. «Hier, ich denke, das ist Früchtetee», meinte er und gab ihr die Dose. «Das finden wir schnell heraus.» Shinoa öffnete den Deckel und schaute hinein. «Sieht für mich nach Kräutertee aus», sagte Zeb schnell. Shinoa schnupperte. «Das ist …» «Was tust du da?», fragte Yukino fast schon wütend und riss ihr die Dose aus der Hand. «Das ist Lucifers Kräutertee.» «Entschuldige Yuki, Shinoa suchte nach einem Früchtetee, ich gab ihr die Dose, da ich dachte, dass das einer ist», erklärte Zeb. Yukino griff in den Schrank und zog eine Packung heraus. «Das ist Früchtetee. Hände weg von diesem Tee», zischte sie und stellte die Dose wieder in den Schrank. Sie nahm ihr Essen und ging.
Saphyra hat das Ganze mit angesehen und ging zu Shinoa. «Normalerweise ist sie nicht so.» «Sag mal, wie oft gibt sie diesen Kräutertee Lucifer?», fragte Shinoa. «Jeden Morgen eine Tasse … Wieso fragst du?», stellte Saphyra eine Gegenfrage. «Der Tee roch so seltsam und die Blätter sahen auch anders aus», antwortete sie. Shinoa nahm die Dose aus dem Schrank und schüttete ein wenig von dem Inhalt auf einen Teller. «Shinoa …», begann Saphyra, doch Shinoa unterbrach sie. «Ich will bloß wissen, was das für Kräuter sind. Das ist doch wohl nicht verboten.»
Shinoa verstaute die Dose wieder in den Schrank. Sie setzte für sich heißes Wasser auf und ging mit dem Teller in ihr Zimmer, den Teller stellte sie auf den Salontisch und ging wieder in die Küche zurück. Sie schälte schnell ihre Orange und goss dann das heiße Wasser in eine Tasse zu ihrem Früchtetee. Danach ging sie zu ihren neuen Kolleginnen in den Personalraum.
Saphyra ging später ebenfalls in den Personalraum. «Ah gut, ihr seid noch alle da», sagte sie, «morgen werde ich euch das Schloss vom Keller bis hin zum Dachgeschoss zeigen. Seid bitte um 9 Uhr am Haupteingang.» Die drei neuen Angestellten nickten.
Kapitel 5: Führung
Am nächsten Tag eilte Shinoa die Treppe hinunter. Als sie im ersten Stock ankam und zur Treppe zum Erdgeschoss eilte, stolperte sie über eine Teppichwelle und fiel. Bevor sie auf dem Boden landete, fing sie jemand auf. «Wohin so eilig?», fragte ihr Retter. Shinoa schaute hoch und lächelte beschämt. «Guten Morgen, Eure Hoheit …» «Guten Morgen. Wo soll es denn hingehen?», fragte der König erneut und stellte Shinoa wieder auf ihre Beine. «Zum Haupteingang. Saphyra wird uns herumführen», antwortete sie. «Du bist doch gut in der Zeit», sagte der König. «Ach ja? Meine Uhr ist in der Nacht stehen geblieben, ich dachte, ich bin zu spät», gestand Shinoa. Lucifer schüttelte den Kopf. «Du hast noch eine halbe Stunde. Geh erst was frühstücken.» Shinoa nickte. Lucifer ging in den Speisesaal und Shinoa in die Küche.
Shinoa brühte sich einen Grüntee auf und ging in den Personalraum. «Wir haben dich schon vermisst», sagte Tayla. «Meine Uhr ist stehen geblieben und ich dachte, ich sei zu spät», antwortete Shinoa und setzte sich neben Juvia. Juvia schaute zu ihr und meinte: «Wir hätten dich nicht im Stich gelassen, spätestens um Viertel vor neun wären wir schauen gegangen, wo du bleibst.» Shinoa lächelte. «Danke.» «Wir sind ja jetzt ein Team, oder nicht?», stellte Tayla eine rhetorische Frage. Die zwei Mädchen nickten ihr dennoch zustimmend zu. Um 8:55 Uhr brachten die Mädchen das Geschirr zurück in die Küche und gingen ins Erdgeschoss zum Haupteingang.
Saphyra verspätete sich um ein paar Minuten. «Verzeiht bitte, aber es kam gerade was dazwischen», entschuldigte sie sich. «Schon gut; dass du als Chefin gefragt bist, war uns am Anfang schon klar», beruhigten die Mädchen sie.
«Gut, dann gehen wir mal», sagte Saphyra und ging vor, die Mädchen folgten ihr ins Dachgeschoss. «Den Ort kennt ihr alle schon; Zimmer der Angestellten und links am Ende des Korridors haben wir einen kleinen Salon», sagte sie und ging hinunter ins vierte Obergeschoss und öffnete dort eine Tür. «Hier haben wir das Musikzimmer, es ist ausgestattet mit einem Klavier, einem Koto und einer Shamisen. Lucifer ließ es für Sphinx einrichten, da sie Musik über alles liebte und selber spielte. Hier drin muss einmal die Woche abgestaubt werden und der Boden jeden Tag nass gewischt werden. Wenn ihr angemessene Töne hinbekommt, dürft ihr in eurer Freizeit auch hier rein und spielen, solltet ihr aber was kaputt machen, müsst ihr es selbst bezahlen», warnte sie die Mädchen und öffnete die Tür gegenüber vom Musikzimmer. «Hier haben wir die Bibliothek, ausgestattet mit sämtlichen Büchern, die jemals geschrieben wurden, und einem Steinkamin. Hier muss man zweimal die Woche abstauben und täglich den Boden staubsaugen, täglich kontrollieren, dass es genügend Holz hat, und einmal im Monat den Kamin vom Ruß befreien und ebenfalls einmal im Monat den Teppich gründlich mit Teppichreiniger reinigen. Auch hier dürft ihr euch in eurer Freizeit aufhalten und ein Buch in euer Zimmer nehmen, aber was kaputt geht, zahlt ihr selbst», führte sie ihre Anweisungen fort.
Sie ging weiter ins dritte Obergeschoss. «Hier sind die Schlafzimmer inklusive der Badezimmer von Lucifer, seinen Kindern und seinem Bruder sowie die Gästezimmer», sage sie und zeigte auf die jeweiligen Türen. «Bei den Zimmern, die genutzt werden, außer das von Lucifer, denn darum kümmert sich Yuki, tägliches Bettenmachen, etwas abstauben, Boden kehren, nasse oder schmutzige Frottierwäsche auswechseln, Badewanne, Lavabo und Toilette sauber machen. Alle drei Wochen die Bettwäsche auswechseln, gründlich das Bad sauber machen, ordentlich abstauben und den Boden saugen und nass wischen», erklärte Saphyra.
Shinoa deutete auf eine Tür, die gegenüber von Lucifers Zimmer war. «Und wessen Zimmer ist das?», fragte sie. Saphyra tat so, als hätte sie eben nicht zugehört. «Wie bitte?» «Dieses Zimmer hier, wem gehört das?», fragte Shinoa erneut. Saphyra drehte sich weg. «Niemandem», antwortete sie. «Dann ist es ein Gästezimmer?», fragte Juvia. «Nein, kein Gästezimmer», sagte Saphyra. «Wurde ein Kinderzimmer zu viel eingeplant?», fragte Tayla und schmunzelte. Saphyra drehte sich zu den Mädchen. «Sozusagen …» Taylas Lächeln verschwand. «Das sollte nicht ernst gemeint sein.» «Ja, ich weiß. Das Zimmer ist … war das Kinderzimmer von seiner Tochter, die er mit seiner ersten Liebe gezeugt hatte», sagte Saphyra dann. «Sphinx?», fragte Shinoa. Saphyra schüttelte den Kopf. «Nein, Sphinx war seine zweite Liebe, davor hatte er noch eine andere.» «Wann war das?», wollte Juvia wissen. «Das war in der Zeit, als Lucifers und Dravens Vater, Diablo, noch über die Hölle regiert hat», sagte Saphyra. «Was ist mit seiner Frau und seiner Tochter geschehen?», fragte Tayla nach. «Tut mir leid, ich habe keine Befugnis, euch Genaueres zu erzählen, da müsst ihr Lucifer selbst fragen.» Die drei schüttelten den Kopf. «Besser nicht.» Saphyra nickte und setzte die Führung fort.
Sie gingen weiter ins zweite Obergeschoss. Saphyra zeigte zu einer Tür. «Das Stockwerk kennt ihr schon, hier ist Lucifers Arbeitszimmer, auch darum kümmert sich Yuki», erzählte Saphyra weiter, «und hier ist der kleine Salon. Hier drin ebenfalls einmal die Woche abstauben, den Boden täglich nass wischen und einmal im Monat gründlich reinigen. Der Kamin hier drin muss ebenfalls täglich auf genügend Holz kontrolliert werden und einmal im Monat vom Ruß befreit werden. Weiter geht es ins erste Obergeschoss, das kennt ihr zwar auch schon, aber es gehört nun mal dazu», sagte sie und ging mit den Mädchen ins erste Obergeschoss.
«Zuerst der Speisesaal», sagte sie und öffnete die Tür. «Nach jeder Mahlzeit schütteln wir die Tischdecke aus, wechseln sie aus, wenn sie schmutzig ist, wischen den Tisch und die Stühle ab, saugen den Boden und wischen ihn nass. Zweimal die Woche stauben wir hier drin ab.» Sie gingen weiter in die Küche. «Die Jungs reinigen ihre Küche immer selbst, das ist nicht unser Aufgabenbereich», erklärte sie den Mädchen und ging weiter in den Personalraum. «Hier macht jeder seine Unordnung selber weg, unsere Aufgabe ist es, am Abend einmal durchzuwischen und einmal im Monat zu saugen und den Boden nass zu wischen. Dann die Krankenstation, die machen Cassandra und ihr Team selber sauber, das ist also auch nicht unser Aufgabenbereich.»
Sie gingen ins Erdgeschoss. «So, dann haben wir es fast», sagte Saphyra. «Die Eingangshalle kennt ihr schon, die wird, so wie alle Korridore, täglich abgestaubt, gesaugt und nass gewischt.» Sie gingen in den Thronsaal. «Dasselbe gilt hier, täglich abstauben, saugen und nass wischen.» Sie verließen den Thronsaal und gingen in den großen Salon. «Wie der kleine Salon, nur größer, aber dieselben Reinigungsregel. Juvia, wie lautet die?», fragte Saphyra. «Einmal die Woche abstauben, Boden täglich nass wischen, einmal im Monat gründlich reinigen. Den Kamin täglich auf genügend Holz kontrollieren und einmal im Monat vom Ruß befreien», antwortete Juvia. Saphyra nickte. «Von wo bekommen wir das Holz?», fragte Shinoa. «Draußen im Garten, ich zeig euch gleich wo, erst machen wir die Führung innen weiter», gab Saphyra zur Antwort.
Sie ging ins Untergeschoss. «Die Wäscherei kennt ihr auch, um die kümmert sich Ahsoka, hier findet ihr auch alle Reinigungsprodukte sowie den Dienstplan und den Reinigungsplan, wer für wo zugeordnet ist und was zu machen hat. Dann haben wir hier geradeaus weiter das Wein-, Speise- und Getränkelager. Das hier ist auch mehr Aufgabe der Küche, sollte aber etwas nicht ordentlich sein, bitte schnell in Ordnung bringen», sagte sie. «Und wohin führt diese Gittertür?», fragte Tayla. «In den Keller ins Verlies», antwortete Saphyra. «Da müssen wir aber nicht runter, oder?», fragte Juvia. «Nein, keine Sorge, wir gehen jetzt in den Garten», beruhigte Saphyra sie. «Das bedeutet die Verurteilten laufen erst hier vorbei?», fragte Tayla «nein, der richtige Eingang dafür befindet sich draußen im Hof» antworte Saphyra.
Saphyra ging mit den Mädchen hinaus in den Garten hinters Schloss, wo die Koppel und der Stall waren. «Hier findet ihr das Holz für den Kamin. Um den Stall kümmert sich Shaak-Ti und um den Garten unsere Gärtner Garjeel und Toika. Den Garten müsst ihr selbst erkunden, er ist sehr weitläufig, euch da jetzt umherzuführen, dauert viel zu lange», erklärte Saphyra und ging mit den Mädchen wieder zum Eingang nach vorne; in der Mitte blieb sie jedoch stehen und zeigte zum Schloss. «Wenn man beim Speisesaal das Fenster öffnet, kommt man gleich dort auf die Terrasse», sagte sie und zeigte in die Mitte des Gartens. «Dort ist ein Springbrunnen. Dann gibt es noch einen Irrgarten, einen kleinen Wald mit See, einen kleinen Park und unter einer Weide steht ein Pavillon.» «Saphyra, ich habe noch eine Frage», meldete sich Shinoa. «Was denn für eine?», fragte Saphyra. «Die Fenster und Vorhänge im Schloss, wie oft werden die gereinigt?», fragte sie. Saphyra schlug sich mit der Hand an den Kopf. «Ich wusste, ich habe was vergessen. Beides einmal im Monat», antwortete sie. Die drei Mädchen nickten. «Habt ihr gerade sonst noch Fragen?», fragte Saphyra. Alle drei schüttelten den Kopf. «Gut, dann schnappt euch am besten gleich eure Uniform in der Waschküche. Dienstbeginn morgen ist um 8:15 Uhr in der Küche», informierte sie die Mädchen und ging ins Schloss.
«Und was machen wir nun?», fragte Tayla. «Sehen wir uns den Garten genauer an?» Juvia stimmte zu. «Ich geh in die Stadt und kauf mir neue Batterien für meine Uhr, sonst verschlafe ich morgen definitiv», sagte Shinoa und verabschiedete sich von den Mädchen. Sie ging in die Stadt und gleich in den Supermarkt. Als sie die Batterien hatte, ging sie weiter in ein Kostümgeschäft.
«Guten Tag», grüßte die Verkäuferin sie, «suchen Sie etwas Bestimmtes?» «Ja allerdings, ich suche eine Perücke, die dieselbe Haarfarbe wie meine hat, und farbige Kontaktlinsen, ebenfalls die gleiche Farbe», antwortete sie. Die Verkäuferin war erst verwirrt, betrachtete Shinoa dann genauer und ging ins Lager, nach ein paar Minuten kam sie mit den gewünschten Sachen hervor. «Also, hier haben wir einmal eine azurblaue Perücke und hier amethystfarbene Kontaktlinsen», sagte sie und tippte es in der Kasse ein. «Vielen Dank. Was macht das?», fragte sie und zog ihren Geldbeutel hervor. «20 Jewel, bitte», sagte die Verkäuferin.
Shinoa bezahlte, nahm ihre Sachen und kehrte ins Schloss zurück. Sie ging schnell in die Wäscherei und holte sich ihre Uniform, danach begab sie sich in ihr Zimmer. Dort holte sie die Perücke aus der Tasche und packte sie aus der Verpackung. Sie zog das Haarnetz über den Kopf und setzte dann die Perücke auf. Vorsichtig flocht sie die Perücke zu einem Zopf. Als sie damit fertig war, setzte sie die Perücke ab, nahm das Haarnetz wieder ab und legte es ordentlich in den Kleiderschrank. Sie wechselte die Batterien von der Uhr aus und stellte sich den Wecker auf 7:15 Uhr. Ihr Blick fiel auf den Teller mit den Teekräutern, sie nahm ihr Pflanzen- und Kräuterbuch aus dem Regal und suchte nach den jeweiligen Kräutern. Dies stellte sich allerdings als sehr schwierig heraus.
Kapitel 6: Überraschung am ersten Arbeitstag
Shinoa stellte am nächsten Morgen den Wecker ab, ging unter die Dusche und zog sich an, ihre noch feuchten Haare band sie zu einem Pferdeschwanz zusammen und ging in die Küche.
Sie setzte sich heißes Wasser auf und nahm sich einen Grüntee aus dem Schrank. Ein paar Minuten später kam Tayla dazu. «Guten Morgen», grüßte sie Shinoa noch halb verschlafen. «Guten Morgen. Hast du schlecht geträumt?», fragte Shinoa. «Nein, ich habe fast gar nicht geschlafen. Ich war viel zu aufgeregt wegen heute», antwortete sie. Shinoa lächelte. «Dann mach ich dir einen Kaffee.» «Das könnte ich auch vertragen. Machst du mir auch einen, bitte?», fragte Juvia, die so verschlafen wie Tayla aussah. Shinoa lachte und bereitete für ihre Kolleginnen je eine Tasse Kaffee zu. Als alle ihr Getränk hatten, gingen sie in den Personalraum.
Um 8:10 Uhr gingen die Mädchen in die Küche. «Guten Morgen», grüßten die Mädchen Cana. «Hallo, ihr drei. Bereit für heute?», fragte sie die Mädchen. «Na ja, nicht ganz», gestand Tayla. «Keine Sorge, in den ersten paar Tagen drückt Lucifer noch ein Auge zu», beruhigte Cana die Mädchen. Saphyra kam ebenfalls in die Küche. «Morgen zusammen, dann wollen wir mal in den Tag starten.» «Wo sind Shagotte und Sayaka?», fragte Juvia «Sie kommen gegen 9 Uhr, bleiben dafür nach dem Abendservice länger», sagte Saphyra.
«Shagotte und Sayaka decken nach dem Abendservice den Tisch mit Teller, Besteck, Servietten und Gläsern ein. Sie bereiten auch schon Aufschnitt, Käse, Naturjoghurt und etwas Gemüse vor und stellen alles hier in den Kühlschrank. Unsere Aufgabe am Morgen ist, Orangensaft frisch zu pressen, das Brot und die Brötchen, welche die Jungs am Vorabend vorbereitet haben, im Ofen noch zu backen sowie Früchte, Konfitüre, Butter, Honig, Aufschnitt, Käse, Milch, Joghurt und das Gemüse auf den Tisch zu stellen», erklärte Cana und zeigte auch gleich, wo sie alles finden konnten.
Als alles auf dem Tisch war, kontrollierte Saphyra zur Sicherheit noch mal nach. «Gut. Cana, du fragst wie immer nach Tee und Kaffee und ihr anderen zwei schaut, dass es auf dem Tisch nie leer wird», sagte Saphyra. Die drei Dämoninnen nickten.
Um 8:30 Uhr kam die Familie zum Frühstück und alle setzten sich auf ihre Plätze. Cana ging zum Tisch und fragte nach den Getränken; als alle das Übliche bestellt hatten, ging sie in die Küche, bereitete alles zu und servierte es dann. «Du Papa?», fing Mazikeen an. «Hm?», machte Lucifer und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. «Wen hattest du vor Mama?» Lucifer verschluckte sich und schaute sie an. «Wie kommst du jetzt darauf?» «Saphyra erzählte gestern, dass du vor Mama eine andere Frau hattest und eine Tochter», sagte Mazikeen. Lucifers Blick wanderte verärgert zu Saphyra. Shinoa trat hervor. «Eure Hoheit, das war meine Schuld. Ich hatte Saphyra gefragt, wem das Zimmer, gegenüber von Eurem, gehört.» «Ich bin auch schuld daran, ich habe weiter nachgefragt», sagte Juvia. «Schweigt still!», rief Lucifer. «Komm runter, Lucifer, es war klar, dass du das nicht ewig geheim halten kannst», mischte sich Draven ein, «deine Kinder haben ein Recht darauf, von Rosetta und …» «Das ist allein meine Entscheidung», knurrte Lucifer, «ich will davon nichts mehr hören.» Die Kinder waren darüber frustriert. Lucifer stand vom Tisch auf. «Saphyra, in mein Büro.»
Saphyra folgte Lucifer ins Büro. Als Draven und die Kinder den Saal verlassen hatten, räumten die Mädchen den Tisch ab und bereiteten ihn für das Mittagessen vor. Nach ein paar Minuten kamen Shagotte, Sayaka, Yukino, einige Wachen und die Köche in den Speisesaal. Juvia war verwirrt. «Ist was passiert?» Cana zuckte die Schultern. «Wir werden es gleich erfahren.» Saphyra kam wenig später auch dazu. «Ihr seid alle da, gut. Lucifer hatte mich vorhin in sein Büro gerufen, in zwei Tagen findet wieder das jährliche Bankett mit dem Hochadel statt», verkündete Saphyra.
«In zwei Tagen? Kurzfristiger konnte er es nicht sagen?», beschwerte sich Zeb. «Was braucht er?», fragte Savage. «Der Aperitif findet im großen Salon statt, dafür möchte er ein Büfett mit Tomaten-Mozzarella-Spießen und Trauben-Käse-Spießen und ein Büfett mit mundgerechten Sandwiches. Das Abendessen findet im Speisesaal statt, das wird serviert. Zur Vorspeise Kartoffelsuppe mit Trüffel, danach einen Salat mit Garnelen. Zur Hauptspeise Roastbeef an Rotweinsoße, Bratkartoffeln, grüne Bohnen und Karotten. Und zum Schluss ein Dessertbüfett mit Obstsalat, Hanami Dango, Apfelkuchen, Schokoladenbrownies und ein weißes Schokoladenmousse», sagte Saphyra.
Juvia, Shinoa und Tayla klappte die Kinnlade herunter, die Jungs von der Küche waren sichtlich genervt. «Und wann sollen wir das vorbereiten?» «Wir haben es jedes Jahr irgendwie hinbekommen, das schaffen wir auch dieses Jahr», meinte Lux. Saphyra wendete sich zu den Wachen. «Könntet ihr heute bitte schon die Tische in den großen Salon stellen? Und dann in zwei Tagen, nach dem Frühstück, in den Speisesaal?» Die Wachen nickten und marschierten davon, die Köche gingen ebenfalls, sie bereiteten das Mittagessen vor und organisierten sich für das Event in zwei Tagen.