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Seitenzahl: 122
KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 463
Textanalyse und Interpretation zu
Arthur Schnitzler
LIEUTENANT GUSTL
Horst Grobe
Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgaben: Schnitzler, Arthur: Leutnant Gustl. Fräulein Else. Husum/Nordsee: Hamburger Lesehefte Verlag, 2010 (= Hamburger Leseheft Nr. 211, Heftbearbeitung: Maike Barth). Zitatverweise sind mit HL gekennzeichnet. Schnitzler, Arthur: Lieutenant Gustl. Stuttgart: Philipp Reclam jun., durchgesehene Ausgabe 2009 (= RUB 18156). Zitatverweise sind mit R gekennzeichnet.
Über den Autor dieser Erläuterung: Horst Grobe, Jahrgang 1944, Studium der deutschen und englischen Philologie, der Philosophie und der allgemeinen Sprachwissenschaften (Bonn 1963–69), Fremdsprachenassistent in Großbritannien (1966/67), Referendariat (Aachen 1969/70),Tätigkeit im gymnasialen Schuldienst in Nordrhein-Westfalen in verschiedenen Funktionen 1969–2006, Dr. phil. (Bochum 1993).
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.
1. Auflage 2011
ISBN 978-3-8044-6944-0
© 2007, 2011 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: Riesenrad im Wiener Prater © iStockphoto
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INHALT
1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Arthur Schnitzler: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Übersicht
Historisch-politischer Hintergrund
Geistiger Hintergrund
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. Textanalyse und -interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
3.3 Aufbau
Äußeres und inneres Geschehen
Duell und Ehre
Anfang und Ende
Ort und Zeit
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Gustls Sozialisation in der Familie
Gustl und das Militär
Ehre und Duell
Gustls Verhalten und Denken
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
Innerer Monolog
Innerer Monolog und direkte Rede
Struktur des inneren Monologs
Innerer Monolog als Mittel der Selbstentlarvung
3.7 Interpretationsansätze
4. Rezeptionsgeschichte
5. Materialien
Die Endzeit der k. u. k. Monarchie
Vergleich zwischen Lieutenant Gustl und Fräulein Else
Über den inneren Monolog
Gustl als Prototyp
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Aufgabe 1 ***
Aufgabe 2 ***
Aufgabe 3 *
Aufgabe 4 *
LITERATUR
Zitierte Ausgabe
Primärliteratur
Sekundärliteratur
Internet-Adressen
Theaterstück
Verfilmung
Lesungen auf verschiedenen Tonträgern
Für einen schnellen Überblick werden hier einige Hinweise gegeben.
Im zweiten Kapitel wird die Biografie Arthur Schnitzlers beschrieben und in den zeitgenössischen politischen und geistesgeschichtlichen Kontext gestellt. Das Lebensgefühl ist durch Vereinzelung, Melancholie und Lebensmüdigkeit, aber auch durch Ästhetizismus und den Genuss der Schönheit gekennzeichnet. Es korrespondiert in politischer Hinsicht mit dem Untergang des alten Österreich, der Bedeutungslosigkeit des liberalen Bürgertums und dem Aufkommen des Antisemitismus.
Im intellektuellen Bereich entspricht dem der Positivismus mit seiner Abneigung gegen jegliche metaphysische Spekulation und die Beschränkung auf nachweisbare Tatsachen und Experimente. Vor diesem Hintergrund entwickelt Sigmund Freud seine Psychoanalyse.
Zwischen Freund und Schnitzler gibt es viele Berührungspunkte. Beide interessieren sich für das Seelenleben, aber sie entwickeln ihre Gedanken unabhängig voneinander. Das Interesse Arthur Schnitzlers ist ärztlicher, aber auch schriftstellerischer Art. Ihm geht es um die fundierte unmittelbare Darstellung seelischer Vorgänge. Daher entwickelt er selbstständig und unabhängig von Freud den inneren Monolog, der den freien Assoziationen Freuds nahe kommt, aber in einem gänzlich anderen Funktionszusammenhang steht.
Das dritte Kapitel bringt eine Textanalyse und -interpretation.
Lieutenant Gustl – Entstehung und Quellen:
Über die Entstehung der Novelle Lieutenant Gustl sind wir durch Schnitzlers Äußerungen gut informiert. Die Anregung verdankt er seinem Freund Felix Salten. Die Niederschrift erfolgte innerhalb weniger Tage.
Inhaltsangabe:
Der Protagonist Leutnant Gustl gerät in eine für ihn ausweglose Lage. Er ist satisfaktionsunfähig geworden und aus der herrschenden Werteordnung herausgefallen. Ehre und Duell erweisen sich als hohl und leer. Seine Ideen und Gefühle zeigen ihm keinen Ausweg. Stattdessen monologisiert er sich immer tiefer in sein Problem hinein, aus dem er schließlich durch einen ironischen Eingriff des Schicksals befreit wird.
Chronologie und Schauplätze:
Die Handlung der Novelle ist räumlich und zeitlich genau bestimmt. Ihr Schauplatz ist Wien. Sie beginnt um 21.45 Uhr im Konzertsaal und endet um circa sechs Uhr am nächsten Tag im Kaffeehaus. Dazwischen liegt Gustls Krise.
Aufbau:
Vier Handlungsabschnitte sind durch äußeres und inneres Geschehen, die zentralen Vorstellungen von Ehre und Duell, die kreisförmige Anordnung der Handlung und die genaue Gestaltung von Raum und Zeit aufeinander bezogen und stellen eine Einheit dar.
Personen:
Gustl ist der einzige Protagonist der Novelle. Alle anderen Figuren sind neben ihm blass. Sie dienen nur als Objekte seiner Vorurteile und Elemente der äußeren Handlung. Gegenstand des Textes sind seine Monologe in einer kritischen Situation. Daraus wird deutlich, dass Gustl nicht zu einer Persönlichkeit herangereift ist. Das Militär setzt seine Sozialisation fort. Er übernimmt dessen Denk- und Verhaltensformen, insbesondere die Vorstellungen von Ehre und Duell.
Stil und Sprache Schnitzlers:
Der innere Monolog ist die in der Novelle vorherrschende Darstellungsform. Darin äußert Gustl seine Gedanken und Gefühle, Vorurteile und Einstellungen. In der unmittelbaren Wiedergabe wird ihre Banalität deutlich.
Die Einbettung der direkten Rede in den inneren Monolog arbeitet Gustls Konflikt heraus, der durch den Zusammenstoß mit dem Rechtsanwalt und dem Bäckermeister ausgelöst wird. Er kann seiner Duellpflicht nicht nachkommen, weil er nicht mehr satisfaktionsfähig ist. Am Ende befreit ihn der Tod des Bäckermeisters, von dem er im Gespräch mit dem Kellner im Kaffeehaus erfährt, aus seiner Situation.
Arthur Schnitzler nutzt den inneren Monolog, den er in die deutsche Literatur einführt, als Mittel der Charakterisierung und Selbstentlarvung der Hauptperson.
Folgende Interpretationsansätze bieten sich an:
Interpretationen innerhalb des Textes die Struktur, die Hauptfigur und Werte betreffend.
Interpretationen außerhalb des Textes in Bezug auf das Menschenbild und die Zeitkritik.
Vergleiche mit anderen Werken Schnitzlers oder themengleichen Werken anderer Autoren.
Das vierte Kapitel bietet einen Überblick über die zeitgenössische Rezeption von Lieutenant Gustl.
Rezeption der Novelle:
Arthur Schnitzler traf mit der Darstellung des Leutnants Gustl einen Nerv und die Gesellschaft schlug zurück. Die Novelle wurde skandalisiert, ihr Verfasser wurde in einem Ehrengerichtsverfahren degradiert. Der Charakter der Novelle als Kunstwerk wurde nicht berücksichtigt. Sie und ihr Autor wurden in der politischen Auseinandersetzung zwischen militärischen und antisemitischen Kreisen und dem liberalen Bürgertum instrumentalisiert.
Im fünften Kapitel dokumentieren und diskutieren die vorgelegten Materialien wesentliche sachliche, thematische und gestalterische Aspekte, die Eingang in Schnitzlers Novelle gefunden haben: die Entstehungszeit, Gustls Sozialisation in Familie und Militär, der Leutnant als gesellschaftlicher Prototyp, die Leistung des inneren Monologs.
Arthur Schnitzler 1862–1931 © ullstein bild
Jahr
Ort
Ereignis
Alter
1862
Wien
Arthur Schnitzler am 15. Mai geboren; Vater: Professor Dr. med. Johann Schnitzler (1835–1893), Laryngologe (Kehlkopfspezialist), Direktor der Allgemeinen Wiener Poliklinik von 1880–1893, Gründer der „Internationalen Klinischen Rundschau“; Mutter: Louise Schnitzler, geb. Markbreiter (1838–1911)
1865
Wien
Geburt des Bruders Julian (gest. 1939)
3
1867
Wien
Geburt der Schwester Gisela (gest. 1953)
5
1871–1879
Wien
Besuch des Akademischen Gymnasiums; Abschluss: Matura (Abitur)
9–17
1879–1884
Wien
Medizinstudium
17–22
1882–1883
Wien
Einjährig-Freiwilliger im Wiener Garnisonsspital Nr. 1 in Wien; Offiziersprüfung
20–21
1885
Wien
Promotion zum Dr. med.; Assistenzarzt im Allgemeinen Krankenhaus und in der Poliklinik, Abteilung Nervenpathologie; Bekanntschaft mit Sigmund Freud
23
1886
Wien
Sekundararzt in der Abteilung für Psychiatrie; Kennenlernen mit Olga Waissnix (1862–1897); regelmäßige Veröffentlichungen in literarischen Zeitschriften
24
ab 1887
Wien
Redakteur der „Internationalen Klinischen Rundschau“
25
1888
Berlin, London
Studienreisen nach Berlin und London
26
1889
Wien
Beginn des Verhältnisses mit der Schauspielerin Marie (Mizi) Glümer (1873–1925)
27
1890
Wien
Kennenlernen mit Hugo von Hofmannsthal (1874–1929), Felix Salten (1869–1945), Richard Beer-Hofmann (1866–1945), Hermann Bahr (1863–1934), gehört mit diesen einem Kreis der Wiener Moderne an, dem sog. Jung-Wien
28
1893
Wien
Assistent seines Vaters an der Poliklinik; nach dem Tod des Vaters Eröffnung einer Privatpraxis
31
1894
Wien
Erste Begegnung mit der Gesangslehrerin Marie Reinhard (1871–1899); Beginn des Briefwechsels mit Georg Brandes (1842–1927), dänischer Literaturkritiker, Philosoph und Schriftsteller
32
1895
Beginn des Briefwechsels mit Otto Brahm (1856–1912), Direktor des Deutschen Theaters in Berlin
33
1896
Skandinavien
Kennenlernen mit Alfred Kerr (1867–1948); Nordlandreise, dabei Besuch bei Henrik Ibsen (1828–1906)
34
1898
Fahrradtour (z. T. gemeinsam mit Hugo von Hofmannsthal) durch Österreich, die Schweiz, Oberitalien
36
1899
Wien
Tod Marie Reinhards (Blinddarmdurchbruch); erste Begegnung mit der Schauspielerin Olga Gussmann (1882–1970), seiner späteren Ehefrau
37
1900
Wien
Mitte Juli Entstehung des Lieutenant Gustl, Erstabdruck am 25. 12. in der „Neuen Freien Presse“
38
1901
Wien
Aberkennung des Offiziersrangs wegen Veröffentlichung des Lieutenant Gustl
39
1902
Wien
Geburt seines Sohnes Heinrich; erster Kontakt mit Karl Kraus (1874–1936); Besuch mit Otto Brahm bei Gerhart Hauptmann (1862–1946) in Agnetendorf
40
1903
Wien
Heirat mit Olga Gussmann
41
1909
Wien
Geburt seiner Tochter Lili (gest. 1928)
47
1910
Wien
Kauf eines Hauses in der Sternwartestraße 71 im 18. Bezirk (Währing) und Einzug
48
1911
Wien
Tod der Mutter
49
1921
Wien
Scheidung, die beiden Kinder bleiben bei Schnitzler
59
1922
Wien
Erstes längeres Treffen mit Sigmund Freud
60
1923
Wien
Erster Präsident des österreichischen PEN-Clubs
61
1926
Berlin
Letztes Treffen mit Sigmund Freud
64
1928
Venedig
Freitod der Tochter Lili, der Schnitzler tief trifft
66
1931
Wien
Arthur Schnitzler stirbt am 21. Oktober an den Folgen einer Gehirnblutung; Beerdigung auf dem Wiener Zentralfriedhof
69
In der Biografie Arthur Schnitzlers sind mehrere Züge bemerkenswert, die auch in seinen Werken einen Niederschlag finden.
Arthur Schnitzler entstammt einer Arztfamilie. Sein Vater, Johann Schnitzler, wurde 1835 als Sohn eines Tischlers in Groß-Kanizsa in der Provinz geboren und kam als Student nach Wien. Dort schaffte er als Arzt den sozialen Aufstieg. Er wurde 1860 promoviert, heiratete 1861 Louise Markbreiter, die einer Medizinerfamilie entstammte. Ihr Vater, Dr. med. et phil. Philipp Markbreiter (1810–1892), war praktischer Arzt und begründete eine medizinische Fachzeitschrift. Johann Schnitzler wurde zum führenden Laryngologen, der besonders gern von Schauspielern und Sängern aufgesucht wurde. Er wurde Universitätsprofessor und Regierungsrat, leitete die Allgemeine Wiener Poliklinik. Der familiäre Hintergrund Arthur Schnitzlers war somit bürgerlich. Die jüdische Herkunft spielte im Alltag der Familie keine Rolle.
Für Arthur Schnitzler war Wien Lebensmittelpunkt. Dort wurde er in der Praterstraße geboren, er kaufte sich ein Haus in der Sternwartestraße, er starb in Wien und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof beerdigt. Die Orte der Handlungen in seinen Stücken, Romanen und Erzählungen sind oft genau in Wien lokalisierbar, und die Sprache ist reich an Austriazismen, besonders wienerischer Provenienz.
Arthur Schnitzler unternahm einige Reisen. Sie dienten der Gesundheit, dem Studium und der Erholung; viele Reisen waren auch seiner Tätigkeit als Schriftsteller geschuldet, wenn er mit oder zu Kollegen fuhr oder Aufführungen seiner Stücke besuchte.
Arthur Schnitzler folgte in Studium und Beruf dem Vorbild des Vaters. Er studierte ebenfalls Medizin, wurde sein Assistent und Redakteur seiner medizinischen Fachzeitschrift. Erst nach dem Tod des Vaters eröffnete er eine Privatpraxis. Schnitzler verfolgte die neuen Entwicklungen und berichtete darüber. Sein besonderes Interesse galt der Psychologie. Er veröffentlichte eine größere Arbeit Über funktionelle Aphonie und deren Behandlung durch Hypnose und Suggestion. Indem er über physische Störungen wie Kehlkopfprobleme arbeitete, bewegte er sich im selben Feld wie sein Vater, doch er wendete moderne Entwicklungen der Psychologie darauf an.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Arzt und fachwissenschaftlicher Redakteur war Arthur Schnitzler literarisch tätig. Er kannte und verkehrte mit den aufstrebenden Schriftstellern und schrieb und veröffentlichte schon früh erste literarische Texte. Lange Zeit liefen beide Felder, die Medizin und die Literatur, nebeneinander her, ohne dass er sich für eins entscheiden konnte. Seine Neigung galt beiden. Als Arzt stand er lange im Schatten des Vaters, als Schriftsteller brauchte er lange, um Anerkennung zu finden. Als er schließlich als Schriftsteller Erfolg hatte, behielt er seine Praxis immer noch bei.
ZUSAMMENFASSUNG
Arthur Schnitzlers Leben und Werk ist vor dem Hintergrund der untergehenden Donaumonarchie zu sehen. Sie ist durch das ungelöste Nationalitätenproblem und die traditionalistische Erstarrung des politischen Systems charakterisiert. Das Bürgertum ist seit dem 19. Jahrhundert entpolitisiert und wiegt sich in gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Sicherheit. Das gesellschaftliche Leben dient dem Vergnügen und ist eine Inszenierung mit Theater, Salon und Kaffeehaus als Schauplätzen. Dem politischen Untergang entsprechen das Lebensgefühl des Fin de Siècle und der Positivismus als wissenschaftliche Grundströmung.
Übersicht
Politik
Jahr
Biografie
Werke
Österreichisch-Ungarischer Ausgleich 1867: Umwandlung der österreichischen Monarchie in die österreichisch- ungarische Doppelmonarchie (k. u. k. Monarchie). Begünstigungder Ungarn gegenüber den anderen Völkern des Vielvölkerstaates. Nationalitätenkonflikte führen fast zur Unregierbarkeit.
1862
Arthur Schnitzler geboren
„Der große Krach“: Am 9. Mai 1873 stürzten die Aktienkurse an der Wiener Börse ins Bodenlose (Gründerkrach). Auch in Deutschland und den USA stürzten die Aktienkurse ab.
1871–1879
Besuch des Gymnasiums, Aufnahme des Medizinstudiums
1879–1931
Tagebuchaufzeichnungen vom 19. März 1879 bis 19. Oktober 1931, also von seinem 17. Lebensjahr an bis zwei Tage vor seinem Tod, insgesamt über 8000 handschriftliche Seiten
1880
Erste Veröffentlichung: Liebeslied der Ballerine (Gedicht)
Dreibund zwischen Deutschland, Italien und Österreich 1882
1882–1883
Dienst als Einjährig-Freiwilliger und Offizierspatent
1885
Promotion zum Dr. med., Assistenzarzt
1886
Sekundararzt bei Theodor Meynert (Psychiatrie)
1887
Redakteur an der „Internationalen Klinischen Rundschau“
1888–1891
Entstehung des Einakterzyklus Anatol
Gründung der sozialdemokratischen Parteien in Österreich und der Schweiz; Erzherzog Rudolf von Österreich-Ungarn (* 1858) erschießt seine Geliebte und sich.
1889
Fachaufsatz in der „Internationalen Klinischen Rundschau“: Über funktionelle Aphonie und deren Behandlung durch Hypnose und Suggestion