Lieutenant Gustl. Königs Erläuterungen. - Horst Grobe - E-Book

Lieutenant Gustl. Königs Erläuterungen. E-Book

Horst Grobe

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Beschreibung

Königs Erläuterung zu Arthur Schnitzler: Lieutenant Gustl - Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben. In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart dir lästiges Recherchieren und kostet weniger Zeit zur Vorbereitung. Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download ... sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick - ideal auch zum Wiederholen. ... und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. ... mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 463

Textanalyse und Interpretation zu

Arthur Schnitzler

LIEUTENANT GUSTL

Horst Grobe

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgaben: Schnitzler, Arthur: Leutnant Gustl. Fräulein Else. Husum/Nordsee: Hamburger Lesehefte Verlag, 2010 (= Hamburger Leseheft Nr. 211, Heftbearbeitung: Maike Barth). Zitatverweise sind mit HL gekennzeichnet. Schnitzler, Arthur: Lieutenant Gustl. Stuttgart: Philipp Reclam jun., durchgesehene Ausgabe 2009 (= RUB 18156). Zitatverweise sind mit R gekennzeichnet.

Über den Autor dieser Erläuterung: Horst Grobe, Jahrgang 1944, Studium der deutschen und englischen Philologie, der Philosophie und der allgemeinen Sprachwissenschaften (Bonn 1963–69), Fremdsprachenassistent in Großbritannien (1966/67), Referendariat (Aachen 1969/70),Tätigkeit im gymnasialen Schuldienst in Nordrhein-Westfalen in verschiedenen Funktionen 1969–2006, Dr. phil. (Bochum 1993).

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.

1. Auflage 2011

ISBN 978-3-8044-6944-0

© 2007, 2011 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: Riesenrad im Wiener Prater © iStockphoto

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

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INHALT

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

2. Arthur Schnitzler: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Übersicht

Historisch-politischer Hintergrund

Geistiger Hintergrund

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

3. Textanalyse und -interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

3.2 Inhaltsangabe

3.3 Aufbau

Äußeres und inneres Geschehen

Duell und Ehre

Anfang und Ende

Ort und Zeit

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Gustls Sozialisation in der Familie

Gustl und das Militär

Ehre und Duell

Gustls Verhalten und Denken

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

Innerer Monolog

Innerer Monolog und direkte Rede

Struktur des inneren Monologs

Innerer Monolog als Mittel der Selbstentlarvung

3.7 Interpretationsansätze

4. Rezeptionsgeschichte

5. Materialien

Die Endzeit der k. u. k. Monarchie

Vergleich zwischen Lieutenant Gustl und Fräulein Else

Über den inneren Monolog

Gustl als Prototyp

6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen

Aufgabe 1 ***

Aufgabe 2 ***

Aufgabe 3 *

Aufgabe 4 *

LITERATUR

Zitierte Ausgabe

Primärliteratur

Sekundärliteratur

Internet-Adressen

Theaterstück

Verfilmung

Lesungen auf verschiedenen Tonträgern

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Für einen schnellen Überblick werden hier einige Hinweise gegeben.

Im zweiten Kapitel wird die Biografie Arthur Schnitzlers beschrie­ben und in den zeitgenössischen politischen und geistesgeschichtlichen Kontext gestellt. Das Lebensgefühl ist durch Vereinzelung, Melancholie und Lebensmüdigkeit, aber auch durch Ästhetizismus und den Genuss der Schönheit gekennzeichnet. Es korrespondiert in politischer Hinsicht mit dem Untergang des alten Österreich, der Bedeutungslosigkeit des liberalen Bürgertums und dem Aufkommen des Antisemitismus.

Im intellektuellen Bereich entspricht dem der Positivismus mit seiner Abneigung gegen jegliche metaphysische Spekulation und die Beschränkung auf nachweisbare Tatsachen und Experimente. Vor diesem Hintergrund entwickelt Sigmund Freud seine Psychoanalyse.

Zwischen Freund und Schnitzler gibt es viele Berührungspunkte. Beide interessieren sich für das Seelenleben, aber sie entwickeln ihre Gedanken unabhängig voneinander. Das Interesse Arthur Schnitzlers ist ärztlicher, aber auch schriftstellerischer Art. Ihm geht es um die fundierte unmittelbare Darstellung seelischer Vorgänge. Daher entwickelt er selbstständig und unabhängig von Freud den inneren Monolog, der den freien Assoziationen Freuds nahe kommt, aber in einem gänzlich anderen Funktionszusammenhang steht.

Das dritte Kapitel bringt eine Textanalyse und -interpretation.

Lieutenant Gustl – Entstehung und Quellen:

Über die Entstehung der Novelle Lieutenant Gustl sind wir durch Schnitzlers Äußerungen gut informiert. Die Anregung verdankt er seinem Freund Felix Salten. Die Niederschrift erfolgte innerhalb weniger Tage.

Inhaltsangabe:

Der Protagonist Leutnant Gustl gerät in eine für ihn ausweglose Lage. Er ist satisfaktionsunfähig geworden und aus der herrschenden Werteordnung herausgefallen. Ehre und Duell erweisen sich als hohl und leer. Seine Ideen und Gefühle zeigen ihm keinen Ausweg. Stattdessen monologisiert er sich immer tiefer in sein Problem hinein, aus dem er schließlich durch einen ironischen Eingriff des Schicksals befreit wird.

Chronologie und Schauplätze:

Die Handlung der Novelle ist räumlich und zeitlich genau bestimmt. Ihr Schauplatz ist Wien. Sie beginnt um 21.45 Uhr im Konzertsaal und endet um circa sechs Uhr am nächsten Tag im Kaffeehaus. Dazwischen liegt Gustls Krise.

Aufbau:

Vier Handlungsabschnitte sind durch äußeres und inneres Geschehen, die zentralen Vorstellungen von Ehre und Duell, die kreisförmige Anordnung der Handlung und die genaue Gestaltung von Raum und Zeit aufeinander bezogen und stellen eine Einheit dar.

Personen:

Gustl ist der einzige Protagonist der Novelle. Alle anderen Fi­guren sind neben ihm blass. Sie dienen nur als Objekte seiner Vorurteile und Elemente der äußeren Handlung. Gegenstand des Textes sind seine Monologe in einer kritischen Situation. Daraus wird deutlich, dass Gustl nicht zu einer Persönlichkeit herangereift ist. Das Militär setzt seine Sozialisation fort. Er übernimmt dessen Denk- und Verhaltensformen, insbesondere die Vorstellungen von Ehre und Duell.

Stil und Sprache Schnitzlers:

Der innere Monolog ist die in der Novelle vorherrschende Dar­stellungsform. Darin äußert Gustl seine Gedanken und Gefühle, Vorurteile und Einstellungen. In der unmittelbaren Wiedergabe wird ihre Banalität deutlich.

Die Einbettung der direkten Rede in den inneren Monolog arbeitet Gustls Konflikt heraus, der durch den Zusammenstoß mit dem Rechtsanwalt und dem Bäckermeister ausgelöst wird. Er kann seiner Duellpflicht nicht nachkommen, weil er nicht mehr satisfaktionsfähig ist. Am Ende befreit ihn der Tod des Bäckermeisters, von dem er im Gespräch mit dem Kellner im Kaffeehaus erfährt, aus seiner Situation.

Arthur Schnitzler nutzt den inneren Monolog, den er in die deutsche Literatur einführt, als Mittel der Charakterisierung und Selbstentlarvung der Hauptperson.

Folgende Interpretationsansätze bieten sich an:

Interpretationen innerhalb des Textes die Struktur, die Hauptfigur und Werte betreffend.

Interpretationen außerhalb des Textes in Bezug auf das Menschenbild und die Zeitkritik.

Vergleiche mit anderen Werken Schnitzlers oder themengleichen Werken anderer Autoren.

Das vierte Kapitel bietet einen Überblick über die zeitgenössische Rezeption von Lieutenant Gustl.

Rezeption der Novelle:

Arthur Schnitzler traf mit der Darstellung des Leutnants Gustl einen Nerv und die Gesellschaft schlug zurück. Die Novelle wurde skandalisiert, ihr Verfasser wurde in einem Ehrengerichtsverfahren degradiert. Der Charakter der Novelle als Kunstwerk wurde nicht berücksichtigt. Sie und ihr Autor wurden in der politischen Auseinandersetzung zwischen militärischen und antisemitischen Kreisen und dem liberalen Bürgertum instrumentalisiert.

Im fünften Kapitel dokumentieren und diskutieren die vorgelegten Materialien wesentliche sachliche, thematische und gestalterische Aspekte, die Eingang in Schnitzlers Novelle gefunden haben: die Entstehungszeit, Gustls Sozialisation in Familie und Militär, der Leutnant als gesellschaftlicher Prototyp, die Leistung des inneren Monologs.

2. Arthur Schnitzler: Leben und Werk

Arthur Schnitzler 1862–1931 © ullstein bild

2.1 Biografie

Jahr

Ort

Ereignis

Alter

1862

Wien

Arthur Schnitzler am 15. Mai geboren; Vater: Professor Dr. med. Johann Schnitzler (1835–1893), Laryngologe (Kehlkopfspezialist), Direktor der Allgemeinen Wiener Poliklinik von 1880–1893, Gründer der „Internationalen Klinischen Rundschau“; Mutter: Louise Schnitzler, geb. Markbreiter (1838–1911)

1865

Wien

Geburt des Bruders Julian (gest. 1939)

3

1867

Wien

Geburt der Schwester Gisela (gest. 1953)

5

1871–1879

Wien

Besuch des Akademischen Gymnasiums; Abschluss: Matura (Abitur)

9–17

1879–1884

Wien

Medizinstudium

17–22

1882–1883

Wien

Einjährig-Freiwilliger im Wiener Garnisonsspital Nr. 1 in Wien; Offiziersprüfung

20–21

1885

Wien

Promotion zum Dr. med.; Assistenzarzt im Allgemeinen Krankenhaus und in der Poliklinik, Abteilung Nervenpathologie; Bekanntschaft mit Sigmund Freud

23

1886

Wien

Sekundararzt in der Abteilung für Psychiatrie; Kennenlernen mit Olga Waissnix (1862–1897); regelmäßige Veröffentlichungen in literarischen Zeitschriften

24

ab 1887

Wien

Redakteur der „Internationalen Klinischen Rundschau“

25

1888

Berlin, London

Studienreisen nach Berlin und London

26

1889

Wien

Beginn des Verhältnisses mit der Schauspielerin Marie (Mizi) Glümer (1873–1925)

27

1890

Wien

Kennenlernen mit Hugo von Hofmannsthal (1874–1929), Felix Salten (1869–1945), Richard Beer-Hofmann (1866–1945), Hermann Bahr (1863–1934), gehört mit diesen einem Kreis der Wiener Moderne an, dem sog. Jung-Wien

28

1893

Wien

Assistent seines Vaters an der Poliklinik; nach dem Tod des Vaters Eröffnung einer Privatpraxis

31

1894

Wien

Erste Begegnung mit der Gesangslehrerin Marie Reinhard (1871–1899); Beginn des Briefwechsels mit Georg Brandes (1842–1927), dänischer Literaturkritiker, Philosoph und Schriftsteller

32

1895

Beginn des Briefwechsels mit Otto Brahm (1856–1912), Direktor des Deutschen Theaters in Berlin

33

1896

Skandinavien

Kennenlernen mit Alfred Kerr (1867–1948); Nordlandreise, dabei Besuch bei Henrik Ibsen (1828–1906)

34

1898

Fahrradtour (z. T. gemeinsam mit Hugo von Hofmannsthal) durch Österreich, die Schweiz, Oberitalien

36

1899

Wien

Tod Marie Reinhards (Blinddarmdurchbruch); erste Begegnung mit der Schauspielerin Olga Gussmann (1882–1970), seiner späteren Ehefrau

37

1900

Wien

Mitte Juli Entstehung des Lieutenant Gustl, Erstabdruck am 25. 12. in der „Neuen Freien Presse“

38

1901

Wien

Aberkennung des Offiziersrangs wegen Veröffentlichung des Lieutenant Gustl

39

1902

Wien

Geburt seines Sohnes Heinrich; erster Kontakt mit Karl Kraus (1874–1936); Besuch mit Otto Brahm bei Gerhart Hauptmann (1862–1946) in Agnetendorf

40

1903

Wien

Heirat mit Olga Gussmann

41

1909

Wien

Geburt seiner Tochter Lili (gest. 1928)

47

1910

Wien

Kauf eines Hauses in der Sternwartestraße 71 im 18. Bezirk (Währing) und Einzug

48

1911

Wien

Tod der Mutter

49

1921

Wien

Scheidung, die beiden Kinder bleiben bei Schnitzler

59

1922

Wien

Erstes längeres Treffen mit Sigmund Freud

60

1923

Wien

Erster Präsident des österreichischen PEN-Clubs

61

1926

Berlin

Letztes Treffen mit Sigmund Freud

64

1928

Venedig

Freitod der Tochter Lili, der Schnitzler tief trifft

66

1931

Wien

Arthur Schnitzler stirbt am 21. Oktober an den Folgen einer Gehirnblutung; Beerdigung auf dem Wiener Zentralfriedhof

69

In der Biografie Arthur Schnitzlers sind mehrere Züge bemerkenswert, die auch in seinen Werken einen Niederschlag finden.

Arthur Schnitzler entstammt einer Arztfamilie. Sein Vater, Johann Schnitzler, wurde 1835 als Sohn eines Tischlers in Groß-Kanizsa in der Provinz geboren und kam als Student nach Wien. Dort schaffte er als Arzt den sozialen Aufstieg. Er wurde 1860 promoviert, heiratete 1861 Louise Markbreiter, die einer Medizinerfamilie entstammte. Ihr Vater, Dr. med. et phil. Philipp Markbreiter (1810–1892), war praktischer Arzt und begründete eine medizinische Fachzeitschrift. Johann Schnitzler wurde zum führenden Laryngologen, der besonders gern von Schauspielern und Sängern aufgesucht wurde. Er wurde Universitätsprofessor und Regierungsrat, leitete die Allgemeine Wiener Poliklinik. Der familiäre Hintergrund Arthur Schnitzlers war somit bürgerlich. Die jüdische Herkunft spielte im Alltag der Familie keine Rolle.

Für Arthur Schnitzler war Wien Lebensmittelpunkt. Dort wurde er in der Praterstraße geboren, er kaufte sich ein Haus in der Sternwartestraße, er starb in Wien und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof beerdigt. Die Orte der Handlungen in seinen Stücken, Romanen und Erzählungen sind oft genau in Wien lokalisierbar, und die Sprache ist reich an Austriazismen, besonders wienerischer Provenienz.

Arthur Schnitzler unternahm einige Reisen. Sie dienten der Gesundheit, dem Studium und der Erholung; viele Reisen waren auch seiner Tätigkeit als Schriftsteller geschuldet, wenn er mit oder zu Kollegen fuhr oder Aufführungen seiner Stücke besuchte.

Arthur Schnitzler folgte in Studium und Beruf dem Vorbild des Vaters. Er studierte ebenfalls Medizin, wurde sein Assistent und Redakteur seiner medizinischen Fachzeitschrift. Erst nach dem Tod des Vaters eröffnete er eine Privatpraxis. Schnitzler verfolgte die neuen Entwicklungen und berichtete darüber. Sein besonderes Interesse galt der Psychologie. Er veröffentlichte eine größere Arbeit Über funktionelle Aphonie und deren Behandlung durch Hypnose und Suggestion. Indem er über physische Störungen wie Kehlkopfprobleme arbeitete, bewegte er sich im selben Feld wie sein Vater, doch er wendete moderne Entwicklungen der Psychologie darauf an.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Arzt und fachwissenschaftlicher Redakteur war Arthur Schnitzler literarisch tätig. Er kannte und verkehrte mit den aufstrebenden Schriftstellern und schrieb und veröffentlichte schon früh erste literarische Texte. Lange Zeit liefen beide Felder, die Medizin und die Literatur, nebeneinander her, ohne dass er sich für eins entscheiden konnte. Seine Neigung galt beiden. Als Arzt stand er lange im Schatten des Vaters, als Schriftsteller brauchte er lange, um Anerkennung zu finden. Als er schließlich als Schriftsteller Erfolg hatte, behielt er seine Praxis immer noch bei.

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

ZUSAMMENFASSUNG

Arthur Schnitzlers Leben und Werk ist vor dem Hintergrund der untergehenden Donaumonarchie zu sehen. Sie ist durch das ungelöste Nationalitätenproblem und die traditionalistische Erstarrung des politischen Systems charakterisiert. Das Bürgertum ist seit dem 19. Jahrhundert entpolitisiert und wiegt sich in gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Sicherheit. Das gesellschaftliche Leben dient dem Vergnügen und ist eine Inszenierung mit Theater, Salon und Kaffeehaus als Schauplätzen. Dem politischen Untergang entsprechen das Lebensgefühl des Fin de Siècle und der Positivismus als wissenschaftliche Grundströmung.

Übersicht

Politik

Jahr

Biografie

Werke

Österreichisch-Ungarischer Ausgleich 1867: Umwandlung der österreichischen Monarchie in die österreichisch- ungarische Doppelmonarchie (k. u. k. Monarchie). Begünstigungder Ungarn gegenüber den anderen Völkern des Vielvölkerstaates. Nationalitätenkonflikte führen fast zur Unregierbarkeit.

1862

Arthur Schnitzler geboren

„Der große Krach“: Am 9. Mai 1873 stürzten die Aktienkurse an der Wiener Börse ins Bodenlose (Gründerkrach). Auch in Deutschland und den USA stürzten die Aktienkurse ab.

1871–1879

Besuch des Gymnasiums, Aufnahme des Medizinstudiums

1879–1931

Tagebuchaufzeichnungen vom 19. März 1879 bis 19. Oktober 1931, also von seinem 17. Lebensjahr an bis zwei Tage vor seinem Tod, insgesamt über 8000 handschriftliche Seiten

1880

Erste Veröffentlichung: Liebeslied der Ballerine (Gedicht)

Dreibund zwischen Deutschland, Italien und Österreich 1882

1882–1883

Dienst als Einjährig-Freiwilliger und Offizierspatent

1885

Promotion zum Dr. med., Assistenzarzt

1886

Sekundararzt bei Theodor Meynert (Psychiatrie)

1887

Redakteur an der „Internationalen Klinischen Rundschau“

1888–1891

Entstehung des Einakterzyklus Anatol

Gründung der sozialdemokratischen Parteien in Österreich und der Schweiz; Erzherzog Rudolf von Österreich-Ungarn (* 1858) erschießt seine Geliebte und sich.

1889

Fachaufsatz in der „Internationalen Klinischen Rundschau“: Über funktionelle Aphonie und deren Behandlung durch Hypnose und Suggestion