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Die kleine Lilly ist noch kein halbes Jahr alt, als sie eines Tages vergebens auf ihre Besitzer wartet. Die waren nämlich sang- und klanglos weggezogen und hatten sie einfach auf dem Balkon ausgesetzt und abgeschrieben
Vergebens hält Lilly Ausschau nach ihnen. Als sie nach Tagen des Wartens aus lauter Verzweiflung, hungrig und durstig in die Tiefe springt, ahnt sie nicht, was das Schiksal für sie bereithält.
Print-Ausgabe: 72 Seiten
5.06" x 7.81" (12.85 x 19.84 cm)
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Veröffentlichungsjahr: 2017
Lilly
ausgesetzt und abgeschrieben
von H. P. Wichert
© 2016 Harald P. Wichert
Alle Rechte vorbehalten
Covergestaltung: MediaArtProjects101
Kaiserslautern
bookrix
Der Anfang
Miau zusammen, ich war gerade ein paar Monate alt und fristete mein Dasein auf dem Balkon eines Hochhauses, was mir überhaupt keinen Spaß machte. Es war bereits Spätherbst, Ende November und die allermeiste Zeit durfte ich nicht in die warme Wohnung hinein. Die großen Menschen welche mich einst zu sich geholt hatten meinten, dass ihr Hund, der schon länger zur Familie gehörte mit Katzen nicht so gut könne. Also verbrachte ich mein junges Leben auf besagtem Balkon. Essen und trinken gab es unregelmäßig. Meine Toilette bestand aus einer abgeschnittenen Pappschachtel, welche mit ganz normalem Sand gefüllt war.
Diesen holten die Menschen aus dem nahegelegenen Sandkasten eines Spielplatzes, das habe ich ganz genau gesehen. Mein Schlafplatz bestand ebenfalls aus einer Pappschachtel mit einem dünnen Deckchen als Unterlage. Eines Tages jedoch kam keiner mehr von den Menschen auf den Balkon, um mir Essen und Wasser hin zu stellen. Auch wenn ich noch solange wartete, miaute, mich an der Balkontür rieb und mit dem Kopf dagegen stieß, - es tat sich nichts. So lief ich auf der Balkonbrüstung immer wieder hin und her, reckte meinen Hals,hielt Ausschau, doch weit und breit war nichts von diesen Menschen zu sehen.
Am Abend des dritten Tages war es schon wieder spät geworden und immer noch kam niemand auf den Balkon um mir Essen und Trinken hin zustellen. Auch meine Toilette war mittlerweile schon ganz voll, ohne dass jemand sie sauber machte. Ich wurde unruhig, mein Magen knurrte, ja was ist denn bloß los? Die Vorhänge waren zugezogen, ich konnte also nicht in die warme innere Wohnung hinein schauen. Mit einem Satz sprang ich auf die Balkonbrüstung. Dort unten war eine große Wiese mit Bäumen.
Ich sah fremde Menschen vorbei laufen und Autos welche dort unten geparkt am Straßenrand stranden. Ich hielt es einfach nicht mehr länger aus auf dem Balkon, sammelte all meinen Mut zusammen und sprang, aus lauter Betrübnis meiner hoffnungslosen Lage, dem Riesenhunger und Durst in die Tiefe. Das war recht tief, doch die Verzweiflung war genauso groß wie mein Hunger und der Durst. So sprang ich also hinab, in eine ungewisse Zukunft.
Mit ausgebreiteten Pfoten segelte ich abwärts in die Tiefe. Der Grasboden kam schnell näher, dann federte ich mich auch schon instinktiv, beim Auftreffen auf den doch sehr harten Untergrund, geschmeidig ab.
Puh, das wäre schon mal gut gegangen. Flugs machte ich mich auf den Weg und rannte schnell unter die Tanne, welche ich ja von oben schon gesehen hatte. Jetzt begann es auch noch zu regnen, wie jeder weiß mögen wir Katzen das in aller Regel überhaupt nicht gerne. Unter der Tanne hatte ich vorerst vor dem einsetzenden Regen Schutz.
Hier hatte ich zudem einen kleinen Überblick wer so aus dem Haus kam und ging. Mittlerweile war es dunkel geworden, mein Hunger war enorm, doch konnte ich wenigstens meinen Durst aus einer Pfütze stillen. Was soll ich sagen, die Nacht war ziemlich unangenehm, der Regen hörte nicht auf, so dass mit der Zeit auch der Platz unter der Tanne ganz nass wurde. Zudem wurde es immer kälter. Warum kommt denn keiner und holt mich wieder rein?
Na dann werd` ich wohl warten müssen dachte ich so bei mir. Mit dem Gedanken
»die werden bestimmt schon kommen und mich holen«
schlief ich in dieser Nacht, mittlerweile ganz durchnässt, beunruhigt und erschöpft ein.