Lillys magische Schuhe, Band 2 - Die verbotenen Stiefel - Usch Luhn - E-Book

Lillys magische Schuhe, Band 2 - Die verbotenen Stiefel E-Book

Usch Luhn

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Beschreibung

Diese magischen Schuhe schenken dir Mut, Selbstvertrauen und Stärke. Wenn du Lillys Hilfe brauchst, wirst du ihre geheime Schuhwerkstatt finden … Sören braucht dringend Hilfe! Nicht nur seine Mitschüler machen ihm das Leben schwer, auch seine Eltern setzen ihn unter Druck. Sie wollen ihn zur Teilnahme an einem Marathon bewegen. Dabei möchte sich Sören viel lieber um Hunde im Tierheim kümmern. Vielleicht sind die magischen Fortuna-Schuhe die Lösung? Komisch nur, dass die unsympathische Frau Winsel ihn so nach der Schuhmacherin Lilly ausfragt. Was hat sie vor? Entdecke alle Abenteuer in der magischen Schuhwerkstatt: Band 1: Die geheime Werkstatt Band 2: Die verbotenen Stiefel Band 3: Die zauberhaften Flügel Band 4: Der tanzende Drache Band 5: Der funkelnde Berg Band 6: Die verschwundene Schildkröte Band 7: Das kostbare Pferd Band 8: Die glitzernde Insel Adventskalender: Das Meer der Wünsche

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 126

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Als Ravensburger E-Book erschienen 2020 Die Print-Ausgabe erscheint im Ravensburger Verlag © 2020, Ravensburger Verlag Text © 2020 Usch Luhn Originalausgabe Cover- und Innenillustrationen: Alica Räth Alle Rechte dieses E-Books vorbehalten durch Ravensburger Verlag GmbH, Postfach 2460, D-88194 Ravensburg.ISBN978-3-473-51078-8www.ravensburger.de

„Kisten, nichts als Kisten!“, stöhnte Lilly. „Onkel Clemens kann doch nicht ernsthaft erwarten, dass ich die alle alleine auspacke. Wo ist er denn schon wieder hin?“

Sie ließ sich auf eine Holzkiste plumpsen und schaute sich missmutig in dem Turnsaal um, in dem ihr Onkel ihr Gepäck abgeladen hatte, bevor er wieder verschwunden war. „Ziemlich öde hier“, murmelte sie. „So habe ich mir die Schule nicht vorgestellt. Außerdem müffelt es nach Schweißfüßen.“

Ein hübscher Drache flatterte durch das geöffnete Fenster und landete direkt vor Lilly. „Mademoiselle, warum so traurisch heute Morgen? Sie sind sischer nur müd von weiter Reise. Dabei hätte isch mehr Grund auf stöhn. Isch fühle immer noch jeder Schuppe in die einzeln von die Wolkenflug. Mein Vorschlag: Wir nähmen frühes Stück zusammen und dann schaut das Welt wieder schööön aus.“

Lilly musste gegen ihren Willen lachen. „Monsieur Archibald, ich möchte echt wissen, wie du deine Lehrerausbildung geschafft hast. Dein Deutsch wird mit jedem Tag schlechter. Es heißt Frühstück, nicht frühes Stück. Und wo hast du was zu essen aufgetrieben? Drachen gehen doch nicht einkaufen.“

Der Drache warf seinen Kopf nach hinten, riss sein Maul auf und ließ ein beleidigtes Pfft! hören. Eine ganze Reihe bunter Seifenblasen stieg in die Luft und zerplatzte nacheinander. Es duftete plötzlich nach frischer Pfefferminze.

„Du traust mir nischt viel ssssu, mein Lieb“, sagte er. „Voilà, bitte, fang auf!“ Er schleuderte mit seinem Schwanz eine Papiertüte in Lillys Richtung.

Lilly sprang von der Kiste und fing die Papiertüte geschickt auf. „Super, Brezeln und Schokocroissants!“ Sie biss hungrig in eine Brezel.

„Stopp!“, rief der Drache. „Wir wollen uns an eine Tisch platzieren, ganz ordentlisch. Komm mit!“ Er flatterte voran und Lilly folgte ihm neugierig.

Der Turnsaal befand sich im Keller des Schulgebäudes, in dem Lilly bei Nacht und Nebel mit ihrem Onkel Clemens gelandet war. Ihre Abreise aus dem Amselweg 7 war mehr als überstürzt gewesen, denn DIEGIERIGEN, die Lillys Eltern entführt hatten, waren auch ihr und ihrem Onkel auf den Fersen. Also allerhöchste Zeit zu verschwinden!

Es war nur der Schildkröte Frau Wu zu verdanken, dass sie so schnell in ein neues, sicheres Haus ziehen konnten. Die abenteuerlustige Frau Wu hatte die leer stehende Schule in der Lindwurmstraße schon vor einiger Zeit entdeckt und die Reise in ihrer umsichtigen Art vorbereitet.

Frau Wu war es auch gewesen, die vorgeschlagen hatte, dass Lilly und sie selbst auf dem Rücken des Drachen vorausreisten, während Clemens Wunder seine magischen Kräfte aktivierte, um seine Werkstatt in die Lindwurm-Schule zu befehlen.

Eigentlich hatte Monsieur Archibald keine Lust dazu gehabt. Er fand es aufregender, mit dem Zug zu fahren – auch wenn Lilly ihn dann in einer Hundetasche transportieren musste, um nicht aufzufallen.

Sich stattdessen in einen Drachen zu verwandeln, der groß genug war, um Lilly und Frau Wu zu tragen, kostete ihn immer ganz schön viel Kraft und er verlor dabei jedes Mal eine ganze Menge Schuppen. Aber wenn Frau Wu sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war es schwierig, ihr nicht zu folgen. Und so hatte er schließlich eingelenkt.

Lilly war immer noch etwas flau im Magen, denn das Wetter war regnerisch gewesen und sie waren hoch über den Wolken geflogen. Sie hatte Monsieur Archibald nach dem Flug sogar ein paar Eisklumpen aus den Schuppen klauben müssen, was er mit viel Geschrei und französischen Kraftausdrücken begleitet hatte.

„Warum ist die Schule eigentlich geschlossen?“, fragte Lilly. „Gibt es nicht mehr genügend Kinder?“

Der Drache schüttelte den Kopf. „Aber non, in die Gegenteil. Su viele Kinder! Es gibt ein neue Schul, ganz in die Nähe. Viel mehr groß mit Swimmingpool.“

Die beiden erreichten den Schulflur im Erdgeschoss und Lilly sah sich überrascht um.

„Es ist ja doch sehr hübsch hier!“, rief sie. „Guck mal, Archie, die vielen bunten Bilder – die haben bestimmt die Kinder gezeichnet. Und die Wand dort drüben ist sogar mit einem Drachen bemalt. Der sieht dir aber gar nicht ähnlich.“ Sie zeigte auf einen feuerroten Drachen. Er hatte eine pockige Haut und ganz viele Stacheln auf dem Rücken, spitze Ohren und Glubschaugen.

Monsieur Archibald schnaubte empört. „So ein ässlich Vogel! Der Maler hat noch nie ein rischtisch Drach getroffän. So blicken höchstens Dinosaurier aus.“

Lilly kicherte. „Reg dich nicht auf, du bist viel hübscher! Aber es kann ja nicht jeder Drache so schön sein wie du.“

Der Drache schüttelte eitel seine Flügelchen. „Oui, oui, das ist wahrrr. Isch bin sähr schick und elegant, so sind wir Franzose. Mein Ururuurgroßmutter war schönste Dame in Land!“

Lilly runzelte die Stirn. „Gib nicht so an! Sei froh, dass Sir Schimmelkopf noch in seiner Kiste liegt. Der würde nämlich sagen: Einbildung ist auch eine Bildung.“

In dem Schrankkoffer, in dem Sir Schimmelkopf, ein Krokodil aus Pappmaschee, auf Reisen transportiert wurde, rumpelte es, als wollte er Lilly zustimmen. Das war das Seltsame an diesem Krokodil: Zwar war es erwiesenermaßen unecht, aber es gab immer wieder mal einen sehr schlauen Spruch von sich, der die Anwesenden mehr oder weniger nervte.

In Wahrheit hatte der Drache nicht unrecht, wenn er stolz auf sein Aussehen war. Denn er war wirklich eine ungewöhnliche Erscheinung! Seine Schuppen waren eigentlich regenbogenfarben, aber im Moment glänzten sie in den schillerndsten Lilatönen, und seine wohlgeformten Füße leuchteten in zartem Rosarot. Besonders elegant waren seine fliederfarbenen Flügel und die Schleife um seinen Hals wirkte fast keck. Meistens musterte er sein Gegenüber mit einem sehr verwegenen Blick durch sein Brillengestell. Dabei kräuselte sich sein gezwirbelter Schnurrbart vorwitzig nach oben.

Aber am prächtigsten war sein kunstvoller Haarschopf, der wie ein spiralförmiger Turm auf seinem Haupt thronte. Kein Vergleich zu dem groben Schuldrachen an der Wand also!

Monsieur Archibald hüpfte munter die Treppen hinauf in den ersten Stock, obwohl er ja gerade noch über Schuppenschmerzen geklagt hatte. „Mir nach, Mademoiselle!“, rief er geschäftig und flog die letzten Stufen.

„Sind dahinter die Klassenzimmer?“, rief Lilly aufgeregt und zeigte auf Türblätter in verschiedenen Farben. Rot, Gelb, Blau. „Klasse 3a – Herr Zwiebel“, las sie laut. „Klasse 3b – Frau Wolkenstein.“ Sie blieb vor der Klasse 4a – Herr Zeppelin stehen und wollte den Türgriff hinunterdrücken.

„Weiter, weiter!“, feuerte Monsieur Archibald sie an. „Isch hab Hunger.“

Lillys Bauch meldete sich ebenfalls knurrend und sie entschied, sich die Klassen später anzuschauen. „Wo willst du denn hin, Archie?“

Im selben Moment öffnete Monsieur Archibald eine grüne Tür. „Voilà! Hier sind wir“, sagte er stolz. „Das Wohnzimmer von den Professors.“

Lilly verstand nicht. „Professors? Wer soll das sein?“

Der Drache schlug ungeduldig seinen Schwanz hin und her. „Mais oui! Von den Lehrers!“

Lilly lachte. „Du meinst Lehrerzimmer. Im Lehrerzimmer frühstücken – das ist cool!“ Sie drängte sich an dem Drachen vorbei. „Und es gibt eine Tee-Ecke, in der wir uns Tee zubereiten können. Hast du prima ausgesucht, Archie!“ Sie legte die Gebäcktüte auf den Tisch und füllte den Wasserkocher. Im Geschirrschrank waren Tassen und Teebeutel. „Wir probieren die Beerenmischung“, bestimmte sie. „Sogar ein Glas Waldhonig ist da!“

Wenig später saß sie auf einem roten Schreibtischstuhl, rührte sich Honig in ihren heißen Tee und kaute genüsslich eine Brezel.

„Die Schule ist zwar nicht so schick wie die Amselweg-Villa, aber dafür kann ich jetzt endlich mal eine richtige Schule von innen sehen. Das habe ich mir ja schon ewig gewünscht! Ich bin mir sicher, Frau Wu weiß bereits, wo sich die Werkstatt aufgebaut hat.“

Der Drache nickte. „Madame Wu hat eine gute Plan. Wie immer.“ Er zupfte ein Stück Croissant ab und tunkte es in seinen Tee, sodass die Schokolade schmolz. „Isch hoff, die Madame kommt bald. Wir müssen mit unsere Arbeit voranfliegen. Sie hat sischer ein paar Kinder in Aug, die neue Schuhe brauchen.“ Er pustete ein paar Krümel vom Tisch.

„Wir sind doch gerade erst angekommen!“, bremste Lilly ihn. „Ich würde gerne ein wenig Schlaf nachholen, wenn wir die Hängematten aufgebaut haben.“ Sie entdeckte ein dünnes Buch am anderen Ende des Tisches. „Schieb bitte mal das Buch rüber, Archie“, bat sie den Drachen.

Archibald gab dem Buch einen Schubs und es schlidderte über die glatte Tischplatte zu Lilly hinüber.

„Klassenbuch 4a“, las sie laut. „Das ist doch die Klasse von Herrn Zeppelin.“

Monsieur Archibald nickte anerkennend. „Gut gemerkt!“, lobte er Lilly.

Plötzlich war Lilly ganz aufgeregt. „So ein Glück! Da steht bestimmt Wichtiges über die 4a drin. Also, die Namen der Kinder und Noten oder wenn jemand was angestellt hat. Seltsam, dass dieser Herr Zeppelin es liegen gelassen hat.“ Sie strich über den Deckel. „Der scheint selber ein wenig nachlässig zu sein.“ Sie schlug das Buch auf. „Aber Herr Zeppelin hat eine schöne Schrift. Nicht so krakelig wie deine, Archie!“, stellte sie fest.

Sie las aufmerksam. „Uiih, streng ist er, wenn ich mir die Noten und Einträge so anschaue.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nicht so nett!“

Monsieur Archibald schlürfte seine Teetasse leer. „Ah bon? Isch meine ah gut. Also nischt wie isch! Isch bin der freudigste Lehrer in Welt. Hab isch rescht?“

Lilly reagierte nicht auf seine Frage. Sie runzelte die Stirn und las laut vor: „Sören hat zum dritten Mal in dieser Woche sein Mathematikheft zu Hause vergessen. Er hat Anton beschuldigt, es ihm gestohlen zu haben. Termin mit Sörens Eltern machen. Zwischennote: 4.“ Sie hob den Kopf und schaute den Drachen empört an. „Das glaube ich nicht. Man vergisst doch nicht dreimal hintereinander sein Heft! Vielleicht hat Anton es ihm ja wirklich gemopst. Irgendwie tut mir dieser Sören leid, obwohl ich ihn gar nicht kenne.“

Seit Lilly sich mit Florentine aus dem Amselweg angefreundet hatte, wusste sie, dass Lehrer nicht immer gerecht waren. „Ich würde gerne einen richtig coolen Lehrer kennenlernen“, sagte sie. „Gibt es die überhaupt?“

Der Drache wedelte mit seinen Flügeln. „Aber oui, schau misch an. Du siehst die perfekte Professör.“

Lilly lachte. „Stimmt! Aber du bist ziemlich verpeilt. Als Beispiel für einen Superlehrer kannst du nicht herhalten. Außerdem ist Herr Zeppelin kein Drache.“

„Pfff!“ Monsieur Archibald rückte empört seinen Nasenzwicker zurecht.

Jemand räusperte sich an der Tür. „Sehr gemütlich habt ihr es hier. Aber im Turnsaal steht ein Berg unausgepackter Kisten. Hopphopp, an die Arbeit!“ Die Schildkröte blinzelte streng.

„Frau Wu!“, rief Lilly. „Endlich! Wir haben schon auf Sie gewartet.“

Eigentlich schwamm Sören gerne. In den Sommerferien in Kroatien war er so weit alleine auf das offene Meer hinausgeschwommen, dass sein Vater ihm ganz besorgt hinterhergekrault war. Das Baden war total spaßig gewesen. Besonders die Wasserrutsche, von der man in das tiefe Wasser hinausgeschleudert wurde, dorthin, wo man nicht mehr stehen konnte.

Überhaupt war Sören die ganzen Ferien sehr mutig gewesen. Und beim Strandlauf war er immer vorneweg gesprintet.

„Du wirst doch noch ein richtig toller Sportler!“, hatte sein Vater ihn gelobt und ihm aus Spaß auf die dünnen Oberarme geboxt.

Aber hier im Schulschwimmbad vom Einmeterbrett springen und endlich das bronzene Schwimmabzeichen bekommen, als Letzter, das ging irgendwie nicht. Dabei hatte es sogar Marie geschafft, obwohl sie Wasser hasste.

„Augen zu und durch, Sören!“, hatte sie gebrüllt, sich die Nase zugehalten und war einfach losgesprungen.

Aber Sören kriegte das nun einmal nicht hin. Da unten im Becken lauerte Anton. Wie ein böses Krokodil kam sein Mitschüler ihm vor. Als warte er nur darauf, Sören endlich zu verschlingen.

Sören bemühte sich, nicht zu ihm hinzuschauen. Er wackelte mit den Zehen und starrte in das Wasser, und in diesem Augenblick tauchte Anton vor ihm auf. Keine Frage – Anton sah einem Krokodil wirklich zum Verwechseln ähnlich. Seit er diese knallgrüne Hahnenkamm-Frisur trug, noch mehr.

Jetzt klappte er seinen großen Mund auf und brüllte: „Los, du Weichei! Damit ich dich packen kann!“ Er warf sich lachend auf den Rücken und strampelte mit den Beinen, sodass das Wasser bis zu Sören spritzte.

Vor Angst bekam Sören plötzlich keine Luft mehr und griff sich an die Kehle.

„Ruhig atmen, ganz ruhig atmen, Sören!“, sprach er sich in Gedanken selbst Mut zu. „Tief in den Bauch atmen!“ Sein Asthmaspray war weit weg in seinem Rucksack im Umkleideraum.

Gleich darauf hörte er den schrillen Ton einer Trillerpfeife. „Sören Kalb, was ist los mit dir? Nicht einschlafen! So ein kleiner Sprung kann doch nicht so schwer sein.“ Er erkannte die Stimme von Herrn Zeppelin. Sein Klassenlehrer unterrichtete Mathe und Sport. Eigentlich war er ein guter Lehrer, besonders Mathe konnte er super erklären, aber er wurde schnell ungeduldig. So wie Sörens Vater.

„Nein. Heute nicht mehr“, murmelte Sören. Plötzlich war ihm sehr kalt und er kletterte bibbernd die Leiter hinunter.

„Was sollen die Mätzchen, Sören?“, empfing ihn Herr Zeppelin ungehalten und schrieb etwas in das kleine schwarze Heft, das er immer bei sich trug. „Du bist der Einzige, der heute nicht bestanden hat. Selbst Marie hat sich getraut. Ich kann das einfach nicht glauben. Deine Eltern sind Spitzensportler! Los, alle in die Kabinen, zack, zack!“

Er blies noch einmal in seine Trillerpfeife und winkte Anton aus dem Becken. „Brauchst du wieder mal eine Extraeinladung, Anton? Wir sind hier nicht im Ferienpool!“ Er zückte erneut sein Notizheft.

Anton kletterte eilig aus dem Becken und schubste Sören im Vorbeilaufen so heftig, dass dieser das Gleichgewicht verlor und ins Wasser fiel.

„Also das gibt es doch nicht!“, schimpfte Herr Zeppelin, der Antons Attacke nicht mitbekommen hatte. „Erst vorm Einer kneifen, aber dann den Pausenclown spielen. Ich werde echt sauer!“

Marie hielt Sören die Hand hin, um ihm aus dem Wasser zu helfen. „Ich hab genau gesehen, dass Anton dich angerempelt hat. Soll ich es Herrn Zeppelin melden? Die Sache mit dem Sprung tut mir so leid, Sören. Das nächste Mal schaffst du Bronze. Ganz bestimmt!“ Sie lächelte ihn aufmunternd an.

„Lass mich in Ruhe!“, sagte Sören und übersah ihre Hand absichtlich. Er rannte an ihr vorbei Richtung Umkleidekabinen.

„Oho, hat dich die liebe Marie mal wieder trösten müssen?“, witzelte Anton. „Das Kälbchen und Marie – ein echtes Traumpaar!“ Er verteilte Luftküsse und machte schmatzende Geräusche dabei. Ein paar Jungen klatschten Beifall.

Sören wurde knallrot. Er sah sich nach Herrn Zeppelin um, aber der besprach gerade etwas mit dem Bademeister und bekam nichts mit. „Was redest du denn da für einen Mist?“, rief Sören und ging auf Anton los.

Aber Anton packte Sören in Sekundenschnelle und zwang ihn in die Knie.

„Auuuuu“, jaulte Sören.

„Gnade!“, brüllte Anton ihn an. „Bettle um Gnade, los!“ Er grinste gemein.

„Gnade“, stöhnte Sören.

„Sag: ‚Marie ist dumm und ich bin ein Rindvieh!‘“, forderte Anton.

Sören schüttelte den Kopf. Anton verstärkte seinen Griff und Sören schnappte nach Luft.

„Ich befehle es dir!“, sagte Anton mit böser Stimme.

„Marie ist dumm und ich bin ein Rindvieh“, flüsterte Sören. Seine Gesichtsfarbe wechselte von knallrot zu sehr blass. „Mein Spray!“, keuchte er.

Plötzlich stürmte Marie herbei. „Lass Sören los, oder ich sag es Herrn Zeppelin, du Blödmann!“ Sie trat Anton gegen das Schienbein und er ließ Sören überrascht los. Dann sprintete sie in den Umkleideraum, öffnete Sörens Rucksack und holte sein Asthmaspray heraus. „Hier, Sören!“

Nach ein paar Atemzügen bekam Sören wieder Farbe im Gesicht. Er murmelte „Danke!“ in Maries Richtung und verschwand in die Dusche.