Lipödem - Thomas Weiss - E-Book

Lipödem E-Book

Thomas Weiss

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  • Herausgeber: Südwest
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Wirksame Hilfe gegen dicke Beine

Millionen Frauen in Deutschland leiden unter einem Lipödem. Diese Fettansammlungen im Unterhautgewebe, vor allem an den Beinen, stellen für die Betroffenen nicht nur ein ästhetisches Problem dar, sondern sie gehen auch mit starken Schmerzen einher. Die Frauen sind berührungsempfindlich und neigen schon bei kleinen Stößen zu blauen Flecken. Wichtig ist das frühzeitige Erkennen des Lipödems und dass es nicht als Cellulite oder rein kosmetisches Problem abgetan wird. Dr. Thomas Weiss hat als einer der ersten Ärzte wirkungsvolle Methoden entwickelt: Entstauung durch Vakuummassagen, spezielle Massagetechniken sowie Kompressionsbehandlungen. In Kombination damit empfiehlt er eine Ernährungsumstellung und klärt auf, wie der richtige Sport die Beschwerden lindern kann. In diesem Buch stellt er ein 14-Tage-Selbsthilfeprogramm inklusive Rezepten vor.

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Seitenzahl: 199

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Inhalt

Selbsttest: Leiden Sie an einem Lipödem?

Daran erkennen Sie ein Lipödem

Lipödem – meist nicht erkannt und falsch behandelt

Worum geht es?

Wie ist das Buch entstanden?

Grundlagen

Die große »Kläranlage« des Körpers

Aufbau des Lymphsystems

Zarte Lymphbahnen

Wunderwerk Kapillaren

Ausgeklügeltes Transportsystem

Stoffaustausch in den Gefäßen

Das Bindegewebe

Der Weg der Lymphe

Erste Station – die Lymphkapillaren

Nächste Etappe – die Kollektoren

Und schließlich – die Lymphstämme

Lymphknoten – die »Kläranlagen« des Körpers

Lymphe und Fettgewebe

Hormonproduktion im Fettgewebe

Fett – dauernd im Umbau

Übergewichtige Mutter – übergewichtige Kinder

Lipödem – schmerzhafte Schwellungen

Was genau ist ein Lipödem?

Häufigkeit

Entwicklungsstadien des Lipödems

Stadium I

Stadium II

Stadium III

Verlauf der Erkrankung

Biologische Hintergründe

Superfrauen

Wie kommt es zum Lipödem?

Eiweiß – das Hauptproblem

Auch die Venen

Auch nicht unschuldig – die Arterien

Stresshormone

Schwellung durch Schmerzen

Ein Lipödem erkennen

Laborchemische Untersuchungen

Messmethoden

Ausschluss ähnlicher Krankheiten

Vorsicht mit Diuretika!

Cellulite – mehr als nur unschöne Dellen

Was genau ist Cellulite?

Dem Phänomen Cellulite auf der Spur

Verschiedene Behandlungsversuche

Das können Sie sich sparen

Sinnvolle Therapiemaßnahmen

Vermehrte Wassereinlagerungen

Ein Beschwerdebild – viele Namen

Breit gefächerte Symptome

Wassereinlagerungen erkennen

Woher kommen die Beschwerden?

Therapieverfahren

An allen Fronten angreifen

Was nicht wirkt – und warum

Wassertreibende Mittel

Diäten

Sportliche Aktivitäten

Medikamente

Wirksame Therapieverfahren

Kompression

Kompressionsstrümpfe/-strumpfhosen

Stützstrümpfe

Manuelle Lymphdrainage

Intermittierende pneumatische Kompression

Vakuumverfahren

Schröpfen

Trockenbürsten/Massage-Handschuh

Pulsierendes Vakuum

Endermologie

Regelmäßiges körperliches Training

Richtig trainieren

Ausdauertraining

Krafttraining

Schwimmen – preiswerte Lymphdrainage

Bewegung im Alltag

Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion

Lipödem und Reizdarm

Gezielte Ernährungsumstellung

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Physikalische Therapien

Operative Verfahren

Multimodale Therapie

Das 14-Tage-Selbsthilfe-Programm

Einleitung

Vorbereitung

Selbsthilfe-Methoden

Das Ernährungsprogramm

Wie geht es nun weiter?

Internet/Feedback

Register

Impressum

Selbsttest: Leiden Sie an einem Lipödem?

Leiden Sie seit längerem schon unter »dicken Beinen«?

☐ Ja

☐ Nein

Neigen Sie zu blauen Flecken?

☐ Ja

☐ Nein

Spannen oder schmerzen die Beine, wenn Sie längere Zeit stehen müssen?

☐ Ja

☐ Nein

Haben Ihre Beine die Form verloren?

☐ Ja

☐ Nein

Passt der untere Teil des Körpers nicht zum oberen Teil?

☐ Ja

☐ Nein

Benötigen Sie für die untere Körperpartie eine stärkere Konfektionsgröße als für die obere?

☐ Ja

☐ Nein

Passen Ihre Unterschenkel nicht in Stiefel?

☐ Ja

☐ Nein

Werden die Schuhe im Lauf des Tages zu eng?

☐ Ja

☐ Nein

Können Sie deutliche Knötchen/Knoten unter der Haut tasten?

☐ Ja

☐ Nein

Haben Sie deutlich zugenommen und verstehen eigentlich nicht so recht, warum?

☐ Ja

☐ Nein

Nehmen Sie bei Diäten nur an den falschen Stellen ab, während die Beine bzw. Oberarme so bleiben, wie sie sind?

☐ Ja

☐ Nein

Hat man Ihnen gesagt, Sie würden einfach zu viel essen, und Sie wissen, dass das nicht stimmt?

☐ Ja

☐ Nein

Wenn Sie öfter als zweimal mit Ja geantwortet haben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie an einem Lipödem leiden. Mehr dazu unter »Was genau ist ein Lipödem«.

Daran erkennen Sie ein Lipödem

Die Schwellung ist immer (!) symmetrisch.

Die Beine verlieren langsam die Form. Knöchel und Knie sind kaum noch erkennbar, die Beine nehmen die Form von Säulen oder Trichtern an.

Besonders starke Schwellungen finden sich an den Hüften (Reiterhosen).

Besonders schmerzhaft sind Schwellungen an der Innenseite und unterhalb der Kniegelenke.

Oberhalb der Knöchel staut sich das Fettgewebe meist besonders stark (»Fettmuff«).

Nicht selten entzünden sich die Innenseiten der Oberschenkel, da die Hautpartien hier vermehrt aneinanderscheuern.

Leidensweg Lipödem

Michaela war als Kind zart gebaut. Sie war dünn, fast knochig. Der Hausarzt wollte sie sogar zur Kur schicken, damit sie ein wenig zunehmen sollte. Das änderte sich jedoch in der Pubertät. Sie entwickelte weibliche Formen und freute sich darüber. Doch die Freude währte nur ein oder zwei Jahre. Mit 18 Jahren war zwar Michaelas Oberkörper sehr gut proportioniert, aber die Beine wollten nicht dazu passen. Es schien, als gehörte der Unterkörper zu einer anderen, deutlich korpulenteren Frau.

Trug Michaela Blusen in der Größe 34 oder höchstens 36, benötigte sie bei Hosen erst 38, dann 40, und mit Mitte zwanzig passte sie auch in Größe 42 nicht mehr richtig hinein. Michaela ging viermal pro Woche ins Fitness-Studio, ernährte sich von Salat, Gemüse und Eiweiß-Shakes, doch der ersehnte Erfolg wollte sich nicht einstellen.

Während eine Freundin, die es mit dem Training viel lockerer anging, zügig abnahm, schienen Michaelas Beine im Gegenteil noch dicker zu werden. Ein Personal-Trainer versuchte sie zu beruhigen: Das käme eben vom Muskelaufbau. Doch Muskeln, das wusste sie, fühlen sich ganz anders an. Das Gewebe wirkte teigig, geschwollen, und immer häufiger waren ihre Oberschenkel voller blauer Flecken. Meist wusste Michaela gar nicht, wie die entstanden waren.

Irgendwann kamen auch noch Schmerzen hinzu. Es begann mit andauernden Spannungsgefühlen in den Beinen, die deutlich schlimmer wurden, wenn sie lange gestanden hatte. Manchmal schmerzten einfach die gesamten Beine. Wenn sie ihr Partner an den Beinen berührte, fauchte sie ihn unwillkürlich an, das würde ihr einfach wehtun, was er kaum verstehen konnte. So fest sei das wirklich nicht gewesen.

Sie entschloss sich zu einer Radikalkur: Zwei Wochen aß sie überhaupt nichts mehr, obwohl ihr viele Menschen davon abgeraten hatten. Gleichzeitig ging sie wie besessen ins Studio. Nach ein paar Wochen hatte sie wirklich einige Kilos verloren. Aber zufrieden war sie beileibe nicht. Sie hatte an den völlig falschen Stellen abgenommen! Im Gesicht wirke sie ausgemergelt, ihre Oberweite hatte sich verringert, doch die Beine waren praktisch unverändert und wirkten jetzt noch weniger passend als zuvor. Michaela resignierte, offenbar stimmte etwas mit ihrem Körper nicht.

Zum Glück schien sich ihr Mann, sie war mittlerweile verheiratet, nicht so sehr an ihrer Figur zu stören. Und das war gut so. Denn nach den zwei Schwangerschaften waren die Beine noch unförmiger geworden. Jetzt kamen Wellen und Knoten dazu, die sich unter der Haut wie Haselnüsse anfühlten. Michaela traute sich schon lange nicht mehr, Röcke anzuziehen und versuchte, ihre Figur so gut wie möglich zu kaschieren, da sie schon lange nicht mehr in Hosengröße 44 passte.

Am Tag vor ihrem vierzigsten Geburtstag schaute sie sich bewusst im Spiegel an. Es war das eingetreten, was sie immer hatte vermeiden wollen: Sie hatte genau die Figur ihrer Mutter!

Erbliche Vorbelastung: Bei vielen Frauen mit Lipödem sind Mutter und Großmutter ebenfalls betroffen.

Lipödem – meist nicht erkannt und falsch behandelt

Michaela war nicht undiszipliniert. Sie war auch nicht im eigentlichen Sinn »dick«. Sie litt unter einer Krankheit, einem Lipödem. Das Krankheitsbild ist keineswegs selten. Allein in Deutschland leiden Millionen von Frauen darunter. Doch obwohl es so verbreitet ist, wird das Beschwerdebild meist erst spät und oft gar nicht erkannt. Den betroffenen Frauen wird erklärt, sie seien eben übergewichtig und sollten etwas dagegen tun. »Machen Sie Sport und nehmen Sie ab!« Diesen Rat können Frauen mit Lipödem schon bald nicht mehr hören.

Doch was bei Übergewicht hilft, ist beim Lipödem praktisch wirkungslos! Trotz schweißtreibender Stunden im Fitness-Studio und zermürbender Diäten erweisen sich die Polster an den Beinen als hartnäckig. Wenn überhaupt geht das Gewicht an den schlanken Körperregionen zurück. Manche Frauen ziehen es dann vor, lieber schwergewichtig als ungleichförmig zu sein.

Die richtige Diagnose erfolgt häufig wie nebenbei. Manchmal erwähnt es der Hausarzt, häufiger ein Venenspezialist (Phlebologe). Viele Frauen verbinden die Diagnose mit einer Hoffnung. Ist die Krankheit erst erkannt, wird doch etwas dagegen zu tun sein? Doch meist folgt Enttäuschung. Viel zu tun sei da nicht, heißt es. Lymphdrainage und Kompressionsstrümpfe seien eine Möglichkeit, aber wirklich helfen würde das nicht. Es sei so vielleicht möglich, Schlimmeres zu verhüten, lautet eine häufige Antwort.

Doch bei der konkreten Umsetzung wird es meist schwierig. Zwar erhalten viele Frauen Kompressionsstrümpfe verordnet, doch das Tragen erweist sich als mühsam. Der Strumpf zwickt und schneidet ein, und nach einer Weile landen viele teure Strümpfe im Schrank. Dagegen wird die manuelle Lymphdrainage von Betroffenen fast uneingeschränkt geschätzt. Nach so einer wohltuenden Massage lassen Spannungsschmerzen und Schwellungen in aller Regel nach. Doch am nächsten Tag – manchmal bereits nach Stunden – kehren die Beschwerden wieder zurück. Und bald tut sich eine weitere Schwierigkeit auf: Zwei oder drei Verordnungen für jeweils sechs Massagen wird der Hausarzt wohl ausstellen. Aber danach zeigt er sich zögerlich. Mehr könne er leider »wegen seines Budgets« nicht verordnen.

Schließlich kommt irgendwann die Sprache auf eine Operation. Das würde vielleicht helfen, vielleicht auch nicht, und wie lange das wirke, sei schwer zu sagen. Und außerdem sei das eine echte Operation mit echten Nebenwirkungen. Und von der Krankenkasse werde sie nicht übernommen.

Michaela erhielt die Diagnose von einem Venenspezialisten, den sie wegen ihrer Schmerzen aufsuchte. Nein, die Venen seien ganz in Ordnung. Es sei nur ein Lipödem. Erst einmal war sie erleichtert. Es lag also nicht an mangelnder Disziplin oder »Frustfraß«. Jetzt hatten die Beschwerden einen Namen! Dann sollte es auch eine Therapiemöglichkeit geben.

Sie erhielt Kompressionsstrümpfe, ging ein oder zweimal pro Woche zur Lymphdrainage und intensivierte den Sport. Anfangs schien es tatsächlich etwas besser zu werden, aber nach einigen Monaten wurde Michaela skeptischer. Die Spannungsschmerzen waren wohl weniger, solange sie die Strümpfe trug. Im Sommer war das eine echte Überwindung!

Aber waren ihre Beine wirklich schlanker geworden? In dieser Hinsicht waren die Fortschritte kaum wahrnehmbar. Sie dachte daran, die Lymphdrainagen zu intensivieren, doch ihr Arzt winkte ab. Mehr als sechs Massagen im Quartal könne er ihr nicht verordnen. Es sei sowieso strittig, ob diese Massagen überhaupt etwas brächten.

Michaela suchte im Internet nach Hilfe. Doch das, was sie dort lesen konnte, war enttäuschend. Viele frustrierte Leidensgenossinnen und wenig praktische Hilfe. Und eine Operation, das war ihr klar, das kam für sie nur als Allerletztes in Frage.

Worum geht es?

In diesem Buch sollen folgende Fragen beantwortet werden:

Was ist eigentlich ein Lipödem?

Wie entsteht es?

Wie ist der Verlauf?

Warum helfen weder Sport noch Diäten?

Warum zucken Ärzte häufig nur mit den Achseln?

Welche Therapieverfahren sind sinnlos?

Was hilft wirklich?

Was kann ich selbst dagegen tun?

Wie muss ich mich langfristig verhalten?

Schließlich soll noch auf zwei weitere Beschwerden eingegangen werden, die häufig gemeinsam mit dem Lipödem auftreten: Cellulite und merkwürdige Wassereinlagerungen (vor allem um die Augen und Finger), ohne dass sich hierfür ein Grund finden ließe.

14-Tage-Selbsthilfe

Zentral ist ein multimodales 14-Tage-Selbsthilfeprogramm, das Sie alleine zu Hause durchführen können. Nach meinem Wissen ist es das erste Programm seiner Art. Es kombiniert die wirksamsten Selbsthilfeverfahren zu einem kraftvollen Therapiepaket.

Scannen Sie hier:

www.weiss.de/lip/1

Internet, Interaktivität und Videos

In einem Buch lässt sich vieles ausführlich und detailliert darstellen. Manchmal ist jedoch ein Film anschaulicher. Daher finden Sie vielfach Hinweise auf Filme, in denen bestimmte Zusammenhänge nochmals erläuternd oder vertiefend im Internet dargestellt werden. Dazu können Sie einen QR-Code auf Ihrem Smartphone scannen oder eine Adresse in Ihren Computer eingeben.

Ebenso finden Sie Links, unter denen Sie zusätzliches Material, Hilfsmittel oder weitere neue Erkenntnisse erhalten.

Wie ist das Buch entstanden?

2007 erschien das erste Buch Lipödem & Cellulite. In den folgenden Jahren hatte ich Gelegenheit, mit meinem Team (Ärzte, Physiotherapeuten, Diätassistenten, Krankenschwestern und Arzthelferinnen) mehrere Tausend Frauen zu untersuchen und zu behandeln. Wir haben leichtere und schwere Fälle gesehen, ältere und junge Frauen und selbst Kinder, die bereits unter den Beschwerden litten. Viele Schicksale haben uns bewegt, und wir haben mit unseren Patientinnen nach Wegen gesucht, wie der Krankheitsverlauf aufgehalten oder sogar wieder rückläufig gemacht werden könnte.

Heute sind wir glücklich, dass es in den allermeisten Fällen möglich ist, Schmerzen, Schwellungen und auch den Umfang ohne Operation wirksam zu reduzieren sowie das Hautbild deutlich zu verbessern. Dies erfordert jedoch eine sehr konsequente Behandlung und vor allem eine strukturierte Selbsthilfe. Dadurch konnten unsere Patientinnen auf operative Eingriffe in aller Regel verzichten.

In diesem Buch möchte ich Sie daran teilhaben lassen, was wir in den letzten Jahren zusammen mit unseren Patientinnen lernen konnten. Vor allem aber sollen Sie erkennen, was Sie selbst gegen Ihre Beschwerden tun können. Konsequente Selbsthilfe, das ist sicherlich unsere wichtigste Erkenntnis, stellt den Schlüssel zum Erfolg bei der Behandlung des Lipödems dar.

Wahrscheinlich möchten Sie als Leserin jetzt sofort wissen, wie Sie die lästigen Pfunde endgültig loswerden. Und zwar schnell und an den richtigen Stellen. Dieser Wunsch ist natürlich nachvollziehbar, und Sie können gerne sofort mit dem Therapieprogramm beginnen. Wenn Sie sich jedoch auch mit den Grundlagen beschäftigen, wird Ihnen das Verständnis für Ihren Körper und dessen Reaktionsweisen leichter fallen. Vielleicht hilft Ihnen das auch, mit anderen Augen auf sich selbst zu schauen. Falls Sie also gleich mit der Selbsthilfe beginnen wollen, wäre es gut, das eine oder andere Kapitel später auch noch zu lesen.Statt weiterer Vorreden möchte ich gleich in die Grundlagen einsteigen und wichtiges Basiswissen vermitteln.

Die große »Kläranlage« des Körpers

Nicht alle Lebewesen verfügen über ein Lymphsystem – Fische z. B. kommen glänzend ohne aus. Wir Menschen benötigen es jedoch, genau wie alle anderen Säugetiere und auch die Vögel.

Das Lymphsystem ist eine Einbahnstraße, die in den Randzonen in praktisch allen Geweben des Körpers ihren Anfang nimmt. Dort wird »Sondermüll« eingesammelt und in die obere Hohlvene kurz vor dem Herzen entleert. Damit schließt sich der Kreislauf auch schon wieder. Wie alle höheren Lebewesen verfügen wir über ein System, nämlich die Arterien, das vom Herzen wegführt, sowie über ein doppeltes Gefäßsystem, nämlich Venen und Lymphgefäße, das Blut und Lymphflüssigkeit (Lymphe) wieder zum Herzen zurücktransportiert.

Jeder weiß, wozu der Blutkreislauf gut ist. Vom Lymphsystem aber haben die meisten gerade einmal gehört – wozu es dient, ist häufig recht unklar. Meist nehmen wir es erst wahr, wenn z. B. die Lymphknoten am Hals aufgrund einer Erkältung schmerzhaft geschwollen sind. Doch über Aufbau und Funktion des Lymphsystems als Ganzes wissen selbst medizinisch Versierte oft nur ungenügend Bescheid.

In dieser Drainage- oder Entwässerungsfunktion besteht eine der Hauptaufgaben der Lymphgefäße. Lagert sich Flüssigkeit zwischen den Zellen ein, beispielsweise bei Verletzungen oder Entzündungen, tritt das Lymphsystem vermehrt in Aktion und sorgt dafür, dass die Flüssigkeit aufgenommen und sicher beseitigt wird. Welche Auswirkungen der Ausfall des Lymphsystems hat, wurde in einem Tierexperiment sichtbar: Unterbindet man den Lymphfluss an nur einem Bein komplett, tritt unweigerlich der Tod ein – und zwar innerhalb von 24 Stunden.

Blutkreislauf und Lymphsystem

Blut fließt sauerstoffreich und hellrot im großen Kreislauf vom Herzen über die Schlagadern (Arterien) zu allen Organen des Körpers, wo es in den kleinsten Haargefäßen (Kapillaren) Sauerstoff und Nährstoffe abgibt und dafür Kohlendioxid sowie Abfallstoffe aufnimmt. Über die Blutadern (Venen) fließt es dunkelrot bis schwarz zum Herzen zurück. Von dort aus fließt es im kleinen Kreislauf zur Lunge, in der Kohlendioxid gegen frischen Sauerstoff ausgetauscht wird. Hellrot läuft es dann wieder zum Herzen und beginnt seinen Kreislauf von neuem.

Parallel zu den Venen existiert außerdem noch ein zweites Gefäßsystem, das Flüssigkeit von den Kapillaren zum Herzen transportiert: das Lymphsystem. Seine Hauptaufgabe besteht im Entwässern des Bindegewebes. Der Unterschied zwischen Blutgefäßen und Lymphsystem liegt darin, dass das Lymphsystem nur einen Halbkreis bildet. Es beginnt in der Peripherie und transportiert die Lymphe zum Herzen zurück.

Kleiner und großer Blutkreislauf sowie Lymphsystem (hell)

Aufrechter Gang und fehlende Haare

Dem Lymphsystem beim Menschen kommt im Vergleich zu anderen Lebewesen eine besondere Bedeutung zu. Dies liegt nicht zuletzt im aufrechten Gang begründet, mit dem sich der Mensch von seinen Verwandten, den Affen, unterscheidet. So günstig diese Aufrichtung für die Entwicklung war – sie war nur durch einen höheren Blutdruck möglich, sonst wäre der Kopf nicht ausreichend mit Blut versorgt worden. (Nebenbei: Daher hat eine Giraffe auch den höchsten Blutdruck aller Lebewesen, nämlich 300/180mmHg in Herzhöhe und in den Beinen noch deutlich mehr.) Die Leidtragenden waren die Beine. Hier wirkt sich die Druckerhöhung am stärksten aus. Die Gefäßwände waren ursprünglich nicht dafür konzipiert und ließen so mehr Flüssigkeit in das Gewebe der Unterschenkel und Füße sickern. Für dieses »Sickerwasser« benötigen wir eine Lösung – das Lymphgefäßsystem. Würden wir uns wie unsere animalischen Vorfahren auf allen Vieren fortbewegen, wäre dieses Buch völlig überflüssig. Der zweite Grund für die besondere Bedeutung des menschlichen Lymphsystems hat ebenfalls mit unserer Entwicklungsgeschichte zu tun: Nach und nach verlor der Mensch den größten Teil seiner Behaarung und zog als »nackter Affe« durch Savannen und Wälder. Ein Fell ist jedoch nicht nur kleidsam, es schützt vor allem auch gegen Kälte. Um nicht zu erfrieren, entwickelte der Mensch eine dicke Fettschicht in der Unterhaut, die ihn vor Unterkühlung schützte.

Unbemerkt entstehen täglich 1000 Liter Lymphflüssigkeit im Körper. Das Lymphsystem sorgt dafür, dass diese riesige Menge aus Wasser, Eiweiß und Zellen sicher entsorgt wird.

Lebenswichtige Fettschicht

Als Kälteschutz durfte das Unterhautfett des Menschen nicht zu dünn sein. Um ein Fell von einem Zentimeter Höhe zu ersetzen, benötigte er ein vier Zentimeter dickes Fettpolster! Kein anderes Lebewesen verfügt über einen derart ausgeprägten Fettmantel. Damit ist der Mensch ausgezeichnet gegen kalte Nächte im Freien geschützt. Doch der Kälteschutz hat auch seine Nachteile – womit wir wieder beim Thema »Lymphsystem« sind. Die dicke Unterhaut besteht aus sehr lockerem Fettgewebe. Dort lagert sich leider auch sehr leicht Flüssigkeit ein. Es besteht die Gefahr, dass es zur Schwellung (medizinisch »Ödem«) kommt. Um dem vorzubeugen, benötigte der Mensch ein leistungsfähiges Entwässerungssystem – das Lymphsystem. Es dient dazu, alle Stoffe abzutransportieren, die zwischen den Zellen im Bindegewebe entstehen. Das sind neben der Flüssigkeit vor allem Eiweiße, Zellen, aber auch Fremd- und Schadstoffe. Darüber hinaus spielt das Lymphsystem eine entscheidende Rolle bei der körpereigenen Abwehr.

Drei Faktoren begünstigen beim Menschen die Entstehung von Ödemen:

Hoher Blutdruck

Aufrechter Gang

Dickes Unterhautfettgewebe

Aufbau des Lymphsystems

Das Lymphsystem transportiert Flüssigkeit, die Lymphe, aus dem Raum zwischen den Zellen, dem Bindegewebe. Dort nehmen kleinste Lymphkapillaren die Flüssigkeit auf und führen sie zu den größeren Sammelgefäßen, den sogenannten Kollektoren. Diese wiederum münden in Lymphstämme, die dann schließlich kurz vor dem Herzen in der oberen Hohlvene enden.

In die Lymphbahnen eingestreut sind die Lymphknoten, die Sie vielleicht manchmal in Bereich des Kieferwinkels oder in der Leiste tasten können. Jeder Mensch verfügt über etwa 500 bis 600 dieser Knötchen. In ihnen wird die Lymphe konzentriert, wobei der größte Teil der Flüssigkeit bereits an Ort und Stelle an das Blut abgegeben wird. Die Lymphknoten arbeiten sehr effektiv. Aus 1000 Litern Primärlymphe erzeugen sie täglich ein Konzentrat von etwa zwei Litern, das schließlich über die großen Lymphstämme in die obere Hohlvene entleert wird.

Das Lymphsystem beginnt in den Gewebespalten zwischen fast allen Zellen des Körpers. Von dort aus sammelt es den »Abfall« auf und leitet ihn in ein System von »Abflussröhren«, die immer größer werden, je näher sie dem Herzen kommen. Es ist ein wenig wie bei Wasserläufen. Kleine Rinnsale werden zu Bächen, diese zu kleineren und größeren Flüssen. Am Ende ist es ein einziger großer Strom (Lymphstamm).

Zarte Lymphbahnen

Das Lymphsystem ist trotz seiner enormen Bedeutung ein sehr zartes Gewebe, das mit dem bloßen Auge fast nicht zu erkennen ist. Der Durchmesser der kleinen Lymphkapillaren beträgt gerade einmal ein Tausendstel Millimeter – ein Kopfhaar ist somit zehnmal dicker! Der Durchmesser nimmt von den Kapillaren über die Sammelgefäße bis zu den großen Lymphstämmen langsam zu; Letztere sind zwischen einem und fünf Millimetern dick, erreichen also höchstens Bleistiftstärke. Etwas größer sind die Lymphknoten; ihr Durchmesser liegt zwischen wenigen Millimetern und drei Zentimetern. Einige von ihnen kann man mit der Hand tasten. Am besten gelingt das in der Leiste, wo sie des Öfteren als leicht verschiebbare linsenförmige Knötchen zu fühlen sind.

ENDE DER LESEPROBE

Impressum

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1. Auflage 2015

© 2015 by Südwest Verlag, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, 81637 München.Hinweis

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