Lisa - Jan Breitkreutz - E-Book

Lisa E-Book

Jan Breitkreutz

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Beschreibung

Lisa geht ihren Weg, löst scheinbar unbeirrt ihre Probleme. Doch dann schlägt das Leben einen Haken.

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Buchbeschreibung:

Lisa geht ihren Weg, löst scheinbar unbeirrt ihre Probleme. Doch dann schlägt das Leben einen Haken.

Dieses Buch ist allen bekannten und unbekannten Menschen gewidmet, die mir manchmal unwissentlich mit einem Lächeln durch den Tag halfen.

Möge ein Lächeln Euch durch den Tag helfen.

Über den Autor:

Jan Breitkreutz (* 1964) arbeitete über dreißig Jahre in der IT-Branche, bevor er sich der Schriftstellerei widmete.

Erschienen sind bisher:

Folge dem Sehnen Deines Herzens

ISBN: 9 783 833 465 994

Kopflos...nicht mit mir!

ISBN: 9 783 746 011 189

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Latte macchiato und ein Aquarium

Eine Erkenntnis und ein Plan

Die Antwort

Die Wendung

Luft holen

Der neue Alltag

Eine neue Bekanntschaft

Eine Idee

Das Vorhaben

Eine unerwartete Wendung

Eine unglaubliche Begegnung

Sieben Jahre später

Vorsichtiges Vertrauen

Danksagung

Prolog

Nach dreißig Jahren postpubertärer Gedanken weiß ich eines ganz sicher: es kommt anders, als man denkt. Glaube nicht an Versprechungen, hänge nicht an Gewesenem. Der Moment ist der einzige, der Dich nicht belügt. Anders ausgedrückt ist es einfacher. Lebe im Hier und Jetzt. Nicht im »Wenn ich mal Zeit habe...«, nicht im »nachdem wir wieder zur Ruhe gekommen sind...« und auch nicht im gegenseitigen Versprechen, sich zu bessern.

Viele Menschen überfordern sich. Am Anfang stehen der gute Wille und der verständliche Wunsch, glücklich zu leben. Doch was machen die Menschen? Wie verbringen sie ihre Zeit? Was und wem laufen sie hinterher?

Manche Erkenntnis lässt auf sich warten, doch der Augenblick kommt, Dinge zu verstehen, die vorher scheinbar wahllos miteinander verknüpft waren. Das manchmal undurchdringliche Dickicht der Erwartungen anderer und auch der eigenen löst sich erst, wenn das eigene ich, die innere Stimme und nicht zuletzt die eigenen Wesenszüge in Harmonie bestehen und schließlich auch mit der Außenwelt in Einklang zu bringen sind.

Wie könnte man es ausdrücken? Vielleicht mit der nun folgenden Erzählung. Sie ist frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.

Jan Breitkreutz Dezember 2009

Latte macchiato und ein Aquarium

Lisa schloss die Tür zum Haus auf und warf die Post auf den Küchentisch. Fast schon automatisch füllte sie den Wasserkocher, riss eine Tüte Latte macchiato auf und schüttete den Inhalt in eine Tasse. Gedankenversunken blickte sie zum Aquarium. Die Fische haben es gut, dachte sie und goss das Wasser in die Tasse. Es schäumte. Was zum Teufel haben die da hinein gemischt, dass das so schäumt? Der Gedanke an Waschpulver wurde vom klingelnden Telefon unterbrochen. Sie hetzte zum Apparat und meldete sich mit einem »Hallo«.

»Wie Hallo? Ich bin's Anna. Seit wann sagst Du nur noch Hallo«?

»Ach, ich war gerade abgelenkt,« bemerkte Lisa.

Sie ging zurück in die Küche, um ihren Kaffee weiter zu trinken.

»Waschpulver«, sagte Lisa leise und Anna fühlte sich missverstanden in ihren Erzählungen über den vorangegangenen Abend.

»Wäschst Du gerade?«

»Nein, Anna, entschuldige bitte. Ich habe mir gerade so ein Fertigzeug gemacht. Es heißt zwar Latte Macchiato, schäumt aber wie Waschpulver.«

»Schick es doch der Verbraucherzentrale,« entgegnete Anna.

»Du hast ja prima Vorschläge,« nahm Lisa diese Idee leidig begeistert auf und starrte auf das Aquarium. Fische haben es gut, dachte sie wieder und sah auf das Licht und die Luftblasen. Anna berichtete mehr genervt als begeistert über den tollen Abend, der eigentlich der Anfang einer lange ersehnten Liaison werden sollte.

»Aber weißt Du, was der Mistkerl wollte? Von Anfang an?« »Ich kann es mir denken. Dir entweder Briefmarken zeigen oder seine Fische, wenn er welche hat.«

»Er wollte mir seine Videosammlung zeigen. Und dann wollte er das nachspielen, was die da zeigen.«

»Ich nehme an, Anna, es ging nicht um Kung Fu oder andere sportliche Dinge?«

»Nicht im Geringsten,« wiegelte Anna Lisas Versuch ab, die Sache in die humorvolle Ecke zu bringen. Lisa holte tief Luft und setzte zu einem weiteren Versuch an, Anna zu trösten.

»Weißt Du, so sind eben Männer,« hörte sie sich sagen, fand diesen Satz mehr als eintönig, vorurteilsbehaftet und unüberlegt. »Anna, weißt Du eigentlich, welche Temperatur Fische aushalten?«

»Wie kommst Du denn darauf? Keine Ahnung, vierzig oder so bestimmt.«

»Aber keine achtundsechzig?« Erkundigte sich Lisa schüchtern. Sie hob die Abdeckung des Aquariums an und wusste, dass der Nachmittag gelaufen war. Es waren Jonas Fische und er liebte sie. Was war passiert? Sie untersuchte, während Anna weiter fabulierte, das Inventar des Aquariums und merkte, dass sie dem Gespräch nicht mehr richtig folgte.

»Anna, Liebes, ich habe jetzt gerade wirklich ein Problem. Lass uns doch heute Abend darüber reden, ja? Ich bin so gegen acht bei Dir und dann überlegen wir uns, welche Bewirtung wir uns heute zu Teil werden lassen? Ist das ok?«

»Aber sicher, Lisa. Putz Dich mal ein bisschen raus, ich mache mir schon Sorgen über Deine Erscheinung.«

»Wieso? Was ist denn daran falsch?«

»Lieblos, Süße, richtig lieblos. Also, bis später!«

Lisa drückte den Knopf am Telefon, ließ sich auf den Stuhl fallen, der dem Problem am nächsten stand und betrachtete die Misere. Sie untersuchte die elektrischen Geräte des Aquariums auf lose Kabel oder sichtbare Schäden, konnte aber nichts finden. Das Thermometer zeigte mittlerweile ein Grad weniger an. Vorsichtshalber zog sie alle Stecker aus den Dosen und kontrollierte die Sicherungen. Die Gefahr war gebannt. Die Fische sahen traurig aus. Lisa holte eine Plastikschüssel und ein Sieb und befreite sich durch einen beherzten Schwung mit dem Handgelenk von diesem jämmerlichen Anblick. Sie überlegte kurz, verschwand im Bad und befahl sich selbst, nicht darüber nachzudenken, ob ihre Handlung gerade sehr pietätvoll war. Lisa nahm aus ihrer Handtasche das Päckchen Tabak, Papier und Filter. Während sie sich eine Zigarette drehte, sah sie auf die Post. Was für ein Berg da jedes mal kommt, dachte sie, zündete sich die Zigarette an während sie sich setzte und öffnete anschließend alle Briefe. Werbung legte sie Stefan, ihrem Mann, auf ein Häufchen. Rechnungen wollte sie gleich lesen und sonst gab es noch eine Karte von Helga und Karl-Heinz, ihren Schwiegereltern, aus Mallorca. Die Sonne scheint, das Essen ist reichlich, wir können das Hotel empfehlen, stand dort mit krakeliger Schrift geschrieben. Lisa sortierte die übrige Post. Ihre Aufmerksamkeit fiel auf die Stromrechnung. Sie versuchte zu sparen, wo es ging, Stefans Einkommen reichte zwar, um gut zu leben, aber unnötige Ausgaben waren ihr ein Stein im Magen, sogar die Zigaretten, die sie bis vor kurzem lange nicht mehr angerührt hatte, drehte sie selbst. Außerdem wollte sie sich einen Wunsch erfüllen und verreisen. Ganz alleine oder vielleicht mit Anna, wenn diese denn mal Zeit finden würde in ihrem Job. Lisa wurde kreidebleich. Das, was dort geschrieben stand, verursachte bei ihr einen deutlich erhöhten Puls. 752,- Euro Nachzahlung, las sie und wedelte mit dem Blatt herum. Ihre ganzen Ersparnisse? Die erhöhte Abschlagszahlung bedeutete, dass sie sich noch viel weniger zurücklegen konnte, als sie geplant hatte. »Nein«, schrie etwas durch ihren Kopf. Gefolgt von einer Kaskade aus »Warum«, »Wieso« und »Weshalb«. Lisa zog an ihrer Zigarette und nahm einen Schluck Waschpulver macchiato. Sie wusste nicht, was sie in diesem Augenblick mehr anekelte. Der chemische Versuch einer Kaffeeimitation oder die Drohschrift eines Energiekonzerns. Wir bitten Sie, den offenen Betrag umgehend auszugleichen, die neu berechnete Abschlagsanforderung ist zum gleichen Zeitpunkt fällig.

»1000,- Euro futsch«, sprach Lisa laut aus und spürte eine Resignation in sich aufkommen. Sie überlegte, was der Grund für den gestiegenen Verbrauch gewesen sein könnte. Ihr fiel Rob, der Dalmatiner ein. Nicht, dass er der Grund für erhöhten Stromverbrauch sein könnte. Lisa hatte vergessen, ihn aus dem Garten zu holen, wo er brav in der Hütte wartete, während sie die morgendliche Routine erledigt hatte.

»Weißt Du was, mein Guter?«, Rob wusste es nicht, tat aber sehr wissend und wedelte mit dem Schwanz.

»Wir gehen jetzt Gassi und ich kann nachdenken und mir ein neues Päckchen Tabak holen. Das wird heute sowieso nichts mit meiner Internet-Auktion für Herrchens Motorrad. Da gibt es jemanden, der sehr viel Geld hat und noch viel mehr möchte. Ich möchte gerne den Grund in Erfahrung bringen. Komm mein Guter«, sagte Lisa leise zum brav sitzenden Rob. Sie wusste, dass laute Worte einen Hund sehr erschrecken können, und sprach immer sehr gedämpft mit ihrem Dalmatiner. Beide stapften Augenblicke später über die angrenzende Wiese und spielten Hundespiele. Weit werfen, im Kreis rennen und Fang-den-Hund. Als Lisa ihre Gedanken los lies und nicht mehr an die Stromrechnung dachte, fiel ihr ein, einfach bei der Firma anzurufen und sich dumm zu stellen. Sie war zufrieden mit diesem Gedanken und streichelte Rob, der bereits wieder an ihrer Seite saß und darauf wartete, nach dem Stöckchen laufen zu dürfen. Während Rob eine Spur verfolgte und langsam über die Wiese schlich, erinnerte sich Lisa, wie sie zu Rob kam. Ihre erste Begegnung lag viereinhalb Jahre zurück. Anna hatte damals eine Beziehung zu einem aristokratischen Angeber und bildete sich ein, außer dem obligatorischen Cabrio und dem plötzlich schon immer gewesenen wöchentlichen Friseurbesuchen auch einen Dalmatiner haben zu müssen. Was Anna damals vergaß, waren die Konsequenzen eines Tierkaufs. Also war erst der aristokratische Angeber verschwunden, dann das Cabrio gegen einen günstigeren Sportwagen umgetauscht und schließlich Rob in der Wohnung alleine gelassen worden. Lisa liebte Hunde über alles, warum wusste sie nicht, aber als Anna ihr alles erzählte, gab es für sie keine Zweifel. Der Hund hatte ein neues zu Hause. Lisa stieß einen gellenden Pfiff aus, da ihr Hund sich schon weit entfernt hatte. Rob horchte aufs Wort und raste mit hohem Tempo heran, um kurz vor Lisa zu stoppen und sich zu setzen. Er bekam eine Streicheleinheit und eine Belohnung. Er freute sich darüber so sehr, dass er seine Schnauze an Lisas Bein rieb und trottete neben ihr her, als sie wieder ins Haus gingen. Lisa kippte den Rest des künstlichen Kaffees weg, trank einen Schluck Saft und griff zum Telefon. Sie wählte die Nummer des Energiekonzerns und hörte einen Augenblick später eine tiefe Stimme.

»... AG, ihr Energieberater, was kann ich für sie tun?«

»Norman, Guten Tag. Wie war bitte ihr Name?«, meldete sich Lisa. »Stark. Thomas Stark«, antwortete die Stimme.

Lisa kam nicht richtig in Gang. Die tiefe der Stimme hatte sie überrascht, weil sie eine weibliche Stimme erwartet hatte. Sie hielt nicht viel von übertrieben Freundlichkeitsfloskeln in meistens gleichwohl übertriebener hoher Stimmlage, die nur dazu dienten, einen guten Eindruck zu erwecken.

»Ich habe eine Rechnung bekommen«, begann Lisa.

»Das tut mir aber leid«, antwortete ihr Gesprächspartner.

»Es tut Ihnen leid, dass ich eine Rechnung bekommen habe?«

»Nein, sie missverstehen mich gerade. Ich wollte sagen, es tut mir leid, aber in unserer Serviceabteilung findet gerade eine Versammlung statt, ein Meeting, wissen sie und da habe ich das Telefon bedient.«

»Das macht doch nichts, das muss ihnen doch nicht leid tun.«

»Nun ja, wirklich leid tut mir nur, dass ich ihnen wahrscheinlich nicht helfen kann. Aber genau genommen weiß ich das gar nicht.«

Lisa war überrascht über die offene Art des Mannes und berichtete ihr Anliegen.

»Sie glauben der Rechnung nicht? Das passiert aber oft. Da werden Stromtarife verwechselt oder falsch berechnet und dann können wir nachweisen, wieso es doch stimmt. Da haben wir dann jede Menge zu tun.«

»Nun, ich weiß nicht wie sie es handhaben, aber ich kenne normalerweise schon den Verbrauch meiner Waschmaschine und meiner anderen Geräte. Rechnen kann ich auch und mir kommt es einfach spanisch vor. Aber entschuldigen Sie mich, wenn ich sie störe, es ist ja ohnehin nicht ihre Aufgabe.«

»Wissen sie was?«, fuhr die Stimme ihrem Rückzug in die Seite. »Ich habe gerade meinen Computer neu gestartet und mich im System angemeldet. Ich möchte gerne herausfinden, ob ich ihnen helfen kann. Ich kenne das System nur von der Datenbank her, also benötigen Sie bestimmt etwas Geduld aber wir werden das schon herausfinden. Wäre es ihnen recht, wenn ich sie zurückrufe?«

»Ja, gerne.«

Lisas Erstaunen war deutlich hörbar. Sie legte auf und merkte, wie ein Gedankenblitz durch ihren Kopf ging. Sie hatte vergessen, dem Herren ihre Telefonnummer zu geben, wurde aber bereits durch das Klingeln unterbrochen und meldete sich diesmal ordentlich mit ihrem Namen.

»Frau Norman wir könnten dann loslegen. Irgendwo auf ihrer Rechnung muss eine sechsstellige Nummer stehen, die mit 5 beginnt. Das ist ihre Kundennummer, über die habe ich Zugriff auf ihren Zähler und damit auf die Verbrauchswerte.«

Lisa nannte Thomas Stark die Daten, wartete geduldig, wie er im Hintergrund in die Tastatur tippte und hörte sein summen. Es war ein Lied, dass er summte. Sie erkannte Bon Jovi und stimmte in das Summen ein.

»Thank you for loving me«, sang die Stimme kaum wahrnehmbar.

Lisa errötete und fragte völlig verdutzt ein »Wieso?« in den Hörer. »Na, Bon Jovi, das Lied heißt doch so?«

»Ach so, natürlich«, entgegnete Lisa.

Ihr war es peinlich, wie sie reagiert hatte, aber die Stimme lachte nur freundlich und stellte auf einmal fest, dass die Datenbank auskunftsfreudiger zu sein schien, als er selbst erwartet hatte.

»Ich habe alle Bewegungssätze abgerufen und sie mit den Kontrollsätzen verbunden ...«

»Computer sind nicht so mein Fachgebiet,« erläuterte Lisa und wollte möglichst höflich um die zu erwartenden Ausführungen herum steuern.

»Technisch bin ich nicht so bewandert, wissen sie? Ich bin ja nur eine Frau.«

»Oh, verzeihen Sie, dass ich sie mit meinem Gefasel langweile, das kann ich verstehen, aber wir Programmierer sind etwas na ja, im Elfenbeintürmchen. Aber gegen das Ich bin ja nur eine Frau erhebe ich Einspruch.«

»Stattgegeben, Herr Staatsanwalt,« erwiderte Lisa und war erleichtert über ihr Geschick das Gespräch von der technischen Ebene weggebracht zu haben.

»Ich gehe das mal durch, Moment bitte,« fuhr Thomas Stark fort. »Ach das tut mir jetzt aber leid, dass ich sie so in Anspruch nehme, wissen sie, ich wollte doch nur...«, Lisas Stärke war nicht im Bereich der unschuldig ausweichenden Frau. Sie wusste, was sie wollte und sagte es in der Regel auch.

»Ich helfe ihnen wirklich gerne. Ich lerne gerade mehr über die Datenbank, als wenn mein Teamleiter hier Theorie verbreitet. Es ist wirklich in Ordnung.«

Es verging ein kurzer Moment, bis Lisa den Mann wieder sprechen hörte.

»Sie haben komischerweise gleichbleibende Verbrauchswerte bis zum September letzten Jahres. Dann ist es sprunghaft gestiegen. Spricht man Sie Normän oder Normann aus?«

»Normän, englisch, der Name kommt aus England, wissen sie.« »Man hört gar keinen Akzent, aber ein schöner Name.«

»Danke, aber nur der Name kommt aus England. Ich nicht. Was ist nur im September letzten Jahres passiert?«

»Also ich hatte einen Umzug, aber was bei Ihnen los war weiß ich nicht so genau. Ich habe hier nur stark gestiegene Werte in der Zahlenreihe. Dann aber wieder gleichbleibend auf höherem Niveau.«

»Mir fällt leider nichts ein, tut mir leid«, Lisa war es fast peinlich.

»Das muss ihnen nicht leid tun. Ich helfe ihnen einfach. Haben Sie Kinder? Haben die vielleicht Zugang zu Computern oder Fernseher? Vielleicht hat Ihr Mann auch ein großes Gerät gekauft, einen Häcksler für den Kompost oder eine neue Gefriertruhe?«

»Herr Stark, ich glaube ich weiß, was es ist. Dass ich da nicht gleich drauf gekommen bin, ist mir fast peinlich. Mein Mann hat meinem Sohn ein Aquarium gekauft.«

»Aquarium sagen sie? Wie groß ist es denn?«

»Ich schätze es auf eine Armlänge in der Tiefe und ... ach was, 750 Liter. Ich wollte ja ein kleines, aber mein Mann war wieder mal der Superpapa und musste das Größte besorgen, Männer eben, wissen sie? Oh, Verzeihung, ich wollte sie nicht beleidigen.«

»Das könnten Sie gar nicht. Jedenfalls nicht damit«, lachte Thomas Stark und schmunzelte ein - Männer eben - in sich hinein.

»Nun, sie können davon ausgehen, dass so ein großes Aquarium locker den Stromverbrauch einer Familie verdoppelt. Ich kenne die Werte nicht ganz genau, aber habe mal für meinen Sohn nachgeschaut. Ich sollte mir eines kaufen, er hätte es schön gefunden, weil er auch eines hat.«

Lisa realisierte, dass sie gerade erfahren hatte, dass die angenehme Stimme einen Sohn hatte. Aber im gleichen Augenblick war ihr ja klar, dass sie auch einen hatte und eine Tochter nebst Mann und glücklicher Ehe und keinen Grund über diese Tatsache so enttäuscht zu reagieren.

»Aber meine Exfrau muss ja nun den Strom bezahlen, so ist das eben dann«, pointierte die Stimme fast etwas süffisant, wie Lisa herauszuhören meinte.

»Kann ich ihnen noch weiter helfen, Frau Norman?«

»Nein, vielen herzlichen Dank Herr Stark. Sie haben mir sehr weiter geholfen. Vielleicht habe ich ja noch mal so ein Problem, ich meine, ich hoffe nicht, aber wenn dann würde ich mich nochmal melden.« »Das würde mich sehr freuen, schönen Tag noch, auf Wiederhören Frau Norman.«

»Auf Wiederhören.«

Lisa sank in den Stuhl und blickte verträumt auf Rob, der es sich gemütlich gemacht hatte und an ihren Füßen schnarchte. Thomas Starks Stimme klang in Ihren Ohren nach. Eine weiche, tiefe Stimme, die Vertrauen weckte, ohne väterlich zu wirken, in ihrem sanften Klang die Sehnsucht nach Harmonie hervorrief. Das Wort Exfrau ging Lisa durch den Kopf. Lisa war ganz benommen. Einerseits von den Tatsachen, andererseits von ihren Gefühlen, die so gar nicht in ihre Gedankenwelt passten. Warum hatte sie eine gewisse Erleichterung bei dem Wort Exfrau verspürt? Und warum saß sie schon minutenlang auf dem Hocker in der Küche, den Telefonhörer in Hand drehend, eine fremde Stimme im Kopf? Es passte so gar nicht in das, was sie sonst dachte. Das gehörte doch nicht in ihren Kopf? Stefan war ein lieber und treuer Mann. Lisa fand, dass ihre Ehe als glücklich zu bezeichnen wäre. Wäre? Wäre, ist ein Wort um etwas in Frage zu stellen, aber das hatte sie in Bezug auf ihre Ehe noch nie getan. Sie war sich sicher, verwirrt zu sein und schloss diese Gedanken damit ab. Als sie sich erhob, spürte sie, dass ihre Füße unter einem halben Zentner Hund begraben waren und versuchte sich vorsichtig zu befreien. Rob blinzelte, räkelte sich und gähnte wie nur Hunde gähnen können. Mit weit aufgesperrtem Maul, lautem Ton und dem typischen Geruch. Lisa fand das irgendwie normal, sie hatte noch nie darüber nachgedacht, wie sie gähnte, verspürte aber einen gewissen Unterschied zwischen dem Gähnen ihres Fußwärmers und ihrem eigenen. Rob entließ noch andere Töne, setzte sich neben sie und fand, er hätte eine Belohnung verdient. Lisa musste ihn einfach knuddeln und merkte, dass Rob sie gerade tröstete. Exfrau ging ihr durch den Kopf. Sie stürmte ins Bad, zog sich aus und stellte sich unter die Dusche. Das kalte Wasser sollte ihre Gedanken fortspülen. Während dessen musste ihr Sohn Jonas von der Schule gekommen sein und gesehen haben, was passiert war. Lisa hörte einen Schrei wie sie nur männliche Teenager ausstoßen können. Laut, grell und manchmal dem eines brunftigen Truthahnes nicht unähnlich. Jonas war gerade im Stimmbruch und darum konnten sich seine Stimmbänder wahrscheinlich nicht auf die Tonhöhe einigen. Lisa sorgte sich und hetzte mit einem Handtuch um den Körper einen Stock tiefer in die Küche.

»Knöpfchen«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Es tut mir leid, irgendetwas muss an dem Thermostat nicht in Ordnung gewesen sein. Ich habe sie vorhin tot aufgefunden. Das Thermometer zeigte achtundsechzig Grad.«

»Ich bringe sie um«, tönte Jonas laut und blickte wütend auf das leere Aquarium.

»Niemanden wirst Du umbringen und Kathi hat damit ganz sicher nichts zu tun«, versuchte Lisa, ihren Sohn von der Palme zu holen. Aber er erklomm nur noch höhere Gefilde des Zorns.

»Sie mag meine Fische nicht, das weißt Du doch!«

»Jonas, bitte, beruhige Dich und unterstell' Deiner Schwester keine terroristischen Attentate auf Deine Fische. Du kennst ihre Fürsorge für Tiere. Sie ist so behutsam, kann nicht mal einem Wiener Würstchen etwas zu leide tun, geschweige denn die Fische kochen.« Jonas hatte Tränen in den Augen, war aber nicht mehr ganz so weit in den Palmenkronen und feuerte resigniert seine Tasche in die Ecke. Rob hatte Mühe auszuweichen und verstand den Luftangriff auf seinen Schlafplatz nicht ganz.

»Siehst Du, fast hättest Du Rob getroffen,« fuhr Lisa ihren Sohn an. »Beruhige Dich gefälligst und mach hier nicht alles kaputt.«

Jonas stürmte in sein Zimmer und schmiss die Tür hinter sich zu. »Jonas?« Rief Lisa und wartete einen Augenblick, ob er vielleicht wieder kommen würde wie früher, als er kleiner war. Zorn hatte nie lange bei ihm angehalten und meistens kam er um sich in Lisas Arm zu trösten. Aber sie hörte nichts. Stattdessen schlich Rob in die Küche zurück um nach dem Rechten zu sehen. Lisa blickte auf die Uhr. Katharina müsste auch bald von der Schule kommen. Sie legt eine Bon Jovi CD in den Player, nestelte Tabak, Papier und Filter hervor, wippte im Takt der Musik und zündete sich eine Zigarette an um einen Schlachtplan zu schmieden, wie Sie Jonas beruhigen konnte. Neue Fische kaufen? Ein Spiel für seine Konsole, um ihn abzulenken? Sie ging einfach die ganze Palette an Möglichkeiten, Teenager zu trösten, durch. Während dessen fiel die Haustür ins Schloss und ein - Mama - erfüllte den Raum.

»Kathi«, rief Lisa. »Ich bin in der Küche. Na meine Kleine? Wie geht’s Dir?«

»Prima«, trällerte Kathi. »Und Dir?«

»Durchwachsen.«

»So nennst Du doch immer die Koteletts von Papa.«

»Für Papa,« Lisa schmunzelte. »Wir machen ja keine Koteletts aus dem Papa, sondern für ihn.«

»Für, von, Deutsch hatte ich heute schon genug. Schule ist langweilig. Warum muss ich denn da hin gehen?«

»Ach, Kathi. Das ist eine lange Geschichte. Einmal weil Du später ja etwas vernünftiges arbeiten möchtest und zum anderen, damit Du weißt, wie das Leben funktioniert.«

»So etwas wie Du arbeiten? Du bist doch auch mal zur Schule gegangen und alles was Du jetzt machst ist mit Rob spazieren gehen.«

»Ich mache schon noch mehr, aber das siehst Du meistens nicht.« »Ja, die Weihnachtsgeschenke einpacken, verstecken und dann so tun als wenn sie vom Weihnachtsmann durch den Schornstein gebracht werden.«

»Ja genau. Äh ... Kathi! Hat Jonas Dir etwa alles erzählt?«

»Schon lange Mama, aber es ist schön zu sehen, wie Du und Papa immer die gleiche Geschichte erzählen und euch dann doch verplappert.«

»Außerdem mache ich noch mehr als das. Ich kümmere mich um den Haushalt, kaufe ein und repariere alles im Haus«, fügte Lisa hinzu. »Das machen doch die Männer immer,« wiegelte Kathi ab.

»Sollten sie, wenn sie Zeit haben. Aber meistens kommen sie spät aus dem Büro und fallen dann müde ins Bett.«

»Papa kommt nicht aus dem Büro, der kommt aus dem Auto.«

»Mit dem er morgens ins Büro gefahren ist.«

»Ich sehe ihn nur Autofahren. Ist das so wie mit dem Weihnachtsmann? Ihr denkt euch etwas aus, aber wisst es gar nicht?« Lisa war etwas irritiert über Kathis Frage.

»Natürlich wissen wir es. Für Autofahren bekommt man kein Geld.« »Doch, Ludwigs Vater schon.«

»Ludwigs Vater ist Kurierfahrer.« Lisa wollte das Gespräch langsam auf ihre Probleme und ihre Frage bringen, wählte dann aber den direkten Weg.

»Sag mal, Kathi, meine Kleine,« leitete sie die Frage, wie sie fand, elegant ein.

»Ja, Mama, meine Große?« Fragte Kathi mit sehr erwachsen klingendem Ton zurück.

»Hast Du vielleicht etwas mit dem Aquarium gemacht? Daran herumgespielt oder etwas verstellt?«

»Darf ich ja gar nicht.« Kathi war es streng verboten worden die Fische zu füttern oder irgendwie an den Geräten herumzuspielen. Sie hielt sich daran.

»Warum?«, fragte sie nach. »Ist etwas passiert?«

»Sie sind alle tot, weißt Du. Ich habe sie vorhin oben an der Oberfläche schwimmend gefunden.«

Kathi weinte. Sie mochte Fische nicht besonders, aber sie hatte Mitleid mit jedem Tier und darum auch mit den Fischen. Kathi weinte aber so hemmungslos, dass Lisa ganz beunruhigt war.

»Was ist denn los mit Dir? Was ist denn, Kathi?« Sie nahm ihre Tochter in den Arm, zog sie auf ihren Schoß, um sie zu trösten. »Kathi, bitte sag mir doch was los ist. Ich schimpfe auch nicht.«

»Mama,« schluchzte Kathi. »Du darfst Jonas nichts erzählen. Bitte. Er ärgert mich dann wieder.«

Lisa legte ihre Stirn in Falten. Diese Wendung hatte sie nicht erwartet. Sie war gespannt auf die nächsten Worte und fokussierte Kathi in Erwartung einer Beichte.

»Jonas hatte vor ein paar Tagen seinen PC angelassen. Und da bin ich neugierig geworden und habe gelesen, was darauf stand.«

»In seinem Chat?«

»Ja, in dem Programm, wo er sagt, das darf niemand lesen, das sei geheim.«

Lisa hörte ruhig zu und unterbrach Kathi nicht.

»Dort stand etwas von Thermometer ausschalten und dann hast Du Ruhe.«

»Kathi, könnte es Thermostat geheißen haben?«

»Ja, Mama. Ich glaube schon. Aber bitte nichts sagen.«

Schweigen breitete sich im Raum aus. Lisa drückte Kathi ganz fest an sich, verkniff sich eine Träne und schluckte den aufkommenden Zorn hinunter.

»Ich muss jetzt Koteletts für Papa holen und noch ein paar Besorgungen machen. Das mit dem Aquarium muss ich erst mit Papa besprechen und dann sehen wir weiter. Vorerst bleibt alles unter uns, meine Süße. Danke für Dein Vertrauen und nun mach Dich bitte an die Hausaufgaben, ja?«

»Mama, bitte nichts sagen, ich möchte keine Spinne im Bett haben oder so. Das stand nämlich schon vorher mal auf dem Computer.«

»Das wird ja immer besser. Nein beruhige Dich Kathi. Wir werden das Problem so angehen, dass Du keine Spinne im Bett findest.«

Lisa versuchte, ihre Gedanken zu sortieren, fand aber nur einen sehr dünnen Leitfaden, an dem sie sich entlang zu hangeln versuchte. Bank, Metzgerei oder anders herum. Wahrscheinlich konnte sie den Abend mit Anna in den Wind schreiben, aber das war jetzt nicht das dringendste Problem. Lisa brachte Rob in den Garten, band ihn an der Hundehütte fest, stand auf, kniete sich wieder hin, band Rob wieder los und war sichtlich verwirrt.

»Du kommst jetzt einfach mit«, nuschelte sie vor sich hin und marschierte zum Auto. Stefan hatte Lisa einen Kleinwagen gekauft, damit sie auf dem abgelegenen Dorf mobiler war und nicht immer die Nachbarn fragen musste, ob sie mitgenommen werden konnte. Gekauft war auch nicht ganz passend, der Wagen war geleast, was Lisas Finanzplänen einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, da die Raten nicht so niedrig waren wie in der Werbung angenommen.

»Diese blöde Kiste«, schimpfte Lisa das für sie monumentale Artefakt fehlgeleiteter deutscher Ingenieurskunst der ersten Fachhochschulklasse an. Immer wenn die Beifahrertür geöffnet worden war, musste sie kurz Platz nehmen und wieder aufstehen, weil der Bordcomputer sonst anzeigte, der Beifahrer hätte sich nicht angeschnallt.

»Diese Trottel, das war bestimmt ein Mann,« schimpfte sie vor sich hin und dachte an Thomas Stark den Programmierer, bemerkte, dass ihr Satz auf ihn ganz bestimmt nicht zutreffen konnte und fügte innerlich hinzu, vielleicht möge es auch eine Frau gewesen sein, aber dann eine mit einer dicken Hornbrille und einem Dutt. Lisa lachte bei dieser Vorstellung in sich hinein, wurde aber jäh vom Klingeln ihres Handys unterbrochen.

»Ja Hallo?« Sagte Lisa leise in den Apparat und steuerte den Wagen an den Straßenrand. Während sie anhielt, hörte sie Maschinengeräusche im Hintergrund.

»Ich bin's Schatz!«, vernahm sie Stefans Stimme. »Ich muss heute noch nach Köln, bei einem Projekt ist etwas schief gelaufen. Du weißt wie mein Chef da reagiert, es geht um viel Geld.«

»Ich brauch Dich heute, Stefan. Bitte versuch' das zu verschieben«, bettelte Lisa.

»Das geht leider nicht mein Schatz. Es ist wirklich dringend, ich bin übermorgen Abend wieder da. Geht bei Dir alles soweit klar?«

»Ja, natürlich, außer den kleinen Dingen, Du weißt ja,« lies Lisa ihren Mann im Unklaren, weil sie wusste, dass er begann Fehler zu machen, wenn sie ihn mit zu vielen Dingen gleichzeitig bombardierte und ihn in eine Zwickmühle manövrierte.

»Fahr bitte vorsichtig, hörst Du?«

»Ja klar, ich hab' Dich lieb! Tschüss!« Rief Stefan in den Hintergrundlärm und legte auf.

»Ich Dich auch,« flüsterte Lisa in das Handy, obwohl sie wusste, dass die Verbindung schon beendet war. Ich Dich auch, ging Lisa nochmal durch den Kopf. Wieso sollte sie ihn eigentlich lieb haben, wenn er sie mit diesem Alltagskäse auch noch alleine lies? Kann ein Mann nicht mal Prioritäten setzen? Könnte er nicht vielleicht das Projekt von der Ferne aus steuern und ihr Mal helfen? Sie hatte hier auch ein wichtiges Projekt. Teenagerpsychologie und Haustierersatz. Das Aquarium war auch Deine Idee. Kaufen, hinstellen, toll fühlen, weil großartiger Papa, Stromrechnung und Folgeerscheinungen nebst Auslöschung derselben durch Beschenkten inklusive und dann verschwindibus auf die nächste Baustelle, Herr Architekt. Wenn Du wenigstens mehr Geld verdienen würdest, dann hätte ich keine Sorgen wegen einer einzigen Stromrechnung. Lisa bemerkte einen sehr zynischen Unterton in Ihren Gedanken, den sie sonst nicht kannte. Es muss mittlerweile so viele Architekten geben, dass sie nicht mehr sehr viel verdienen und Jobs für Firmen machen mussten, die eigentlich vor das Haager Kriegstribunal gestellt gehörten, befand Lisa und erkannte eine Gedankenwendung die ihr gefiel. Sie schmunzelte und schaute zu Rob, der während Lisa wieder losfuhr, seine Schnauze auf ihr Bein gelegt hatte. Er ahnte, dass es in Richtung Metzgerei gehen sollte und freute sich schon sichtlich auf ein Stück Würstchen. Er liebte Ausflüge ins nächste Dorf, da es meistens etwas leckeres gab. Unterwegs wurde man durch die Gegend geschaukelt und konnte dösen, was gab es Schöneres. Lisa spürte Robs Zufriedenheit und blickte immer wieder kurz zu ihrem Dalmatiner. Fast neidisch dachte sie daran, was sie als Mensch alles mitmachen musste und wurde immer zorniger. Ihr Sohn schien heimliche Anschläge auf Haustiere zu verüben, die Schuld auf seine Schwester zu schieben und dann auch noch Wutausbrüche vorzutäuschen. Die Stromnachzahlung, der blöde Wagen mit seinem vermurksten Bordcomputer, Jonas' ominöse Computerspinnereien. Stefans Job und ihre eigene Verantwortung für den ganzen Familienbetrieb, die Kindererziehung und ... Lisa erreichte die Bank. »Du wartest kurz hier, ja?« Sagte Lisa zu Rob und stieg aus dem Wagen, umrundete ihn und öffnete dann doch die Beifahrertür. Ihr waren verantwortungslose Mitmenschen eingefallen, die ihren Hund oder gar die Kinder in einem abgeschlossenen Wagen stehen ließen und weggingen. Was, wenn ihr etwas passieren würde? Der Hund würde jämmerlich eingehen. Lisas Fantasie spielte verrückt. Sie war stolz auf sich, nicht verantwortungslos zu sein, und marschierte in die Bank. Erst der Geldautomat und dann die Kontoauszüge? Der Auszugsdrucker war besetzt, also hob sie zuerst ihr Haushaltsgeld ab. Lisa achtete nicht auf die Anzeige und tippte automatisch die Tasten. Erst als nach der Buchung der noch verfügbare Saldo angezeigt wurde, blickte sie kurz hin. Das war am Limit, dachte sie. Das konnte aber nicht sein. Lisa war zwar keine Buchhalterin, hatte aber genau ihre Salden im Gedächtnis und achtete auf Überziehungen des Kontos. Die Zahl war schon wieder weg, als sie nochmals genauer hinsehen wollte. Der