Lockrufe - Franc Prosenjak - E-Book

Lockrufe E-Book

Franc Prosenjak

4,8

Beschreibung

"Du warst katholischer Priester und jetzt bist du evangelischer Pfarrer?" "Sei froh, dass du beides kannst. Warum versuchst du es nicht noch bei den Mormonen, den Zeugen Jehovas, der Heilsarmee oder in der Fremdenlegion?" "Und was das Zölibat betrifft: Warum soll es den katholischen Geistlichen besser gehen als den evangelischen?!" Franc Prosenjak erzählt von der Armut in seiner slowenischen Heimat, der er durch die katholische Kirche entfliehen wollte. Von Gott, den er suchte und bis heute nicht fand. Von Lockrufen, Sehnsüchten und Tabubrüchen. Von Rauswürfen und vom Aufbegehren. Ein großer Zeitroman über den christlichen Glauben, unterdrückte Begierden und das Wichtigste: das Leben selbst. Zum Mitfühlen, Mitleiden und zum Nachdenken.

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Franc Prosenjak

Lockrufe

Vom katholischen Priester zum evangelischen Pfarrer

Ein biografischer Roman

Das Buch: „Du warst katholischer Priester und jetzt bist du evangelischer Pfarrer?“

„Sei froh, dass du beides kannst. Warum versuchst du es nicht noch bei den Mormonen, den Zeugen Jehovas, der Heilsarmee oder in der Fremdenlegion?“

„Und was das Zölibat betrifft: Warum soll es den katholischen Geistlichen besser gehen als den evangelischen?!“

Franc Prosenjak erzählt von der Armut in seiner slowenischen Heimat, der er durch die katholische Kirche entfliehen wollte. Von Gott, den er suchte und bis heute nicht fand. Von Lockrufen, Sehnsüchten und Tabubrüchen. Von Rauswürfen und vom Aufbegehren. Ein großer Zeitroman über den christlichen Glauben, unterdrückte Begierden und das Wichtigste: das Leben selbst. Zum Mitfühlen, Mitleiden und zum Nachdenken.

Der Autor: Zwei saftige Ohrfeigen meines Lehrers und die Androhung weiterer Prügel änderten in der vierten Klasse meine Einstellung zum Lernen. Unter dem Einfluss des gewalttätigen Pädagogen entdeckte ich, dass mein Hirn nicht nur dazu da war, das große Loch in meinem Kopf zu füllen. Die erste brauchbare Erkenntnis meines Lebens.

In der Folgezeit mauserte ich mich vom Faulenzer zum abscheulichen Streber. Um meiner angeborenen Armut zu entkommen, floh ich nach dem Schulabschluss von zu Hause. Eine zufällige Begegnung mit einem Priester brachte mich ins Grübeln. Ich begann das Studium der Theologie und wurde Priester, obwohl Gottvertrauen nicht gerade meine Stärke war.

Genauso wie die Auslegung des Zölibats. Auf einer Skipiste in Tirol wurde die Slalomfahrt meines Lebens von einer Skilehrerin durchkreuzt. Wir heirateten und bekamen Kinder. Von der katholischen Kirche gefeuert, trat ich in den Dienst der evangelischen Kirche ein.

Nach dreißig Jahren, am Ende meiner Laufbahn als evangelischer Pfarrer, wurde ich von Albträumen heimgesucht: Was hast du getan? Die Frage quälte mich und war der Anlass dafür, auf mein Leben zurückzublicken.

Menschen fielen mir ein, die mich beeinflussten. Ereignisse kamen mir in den Sinn, die meinen Weg lenkten. Ich schrieb mir von der Seele, was mich bewegte, und wollte nichts beschönigen.

Entstanden ist dieses Buch.

ISBN 978-3-944124-21-6

Copyright © 2013 mainbook Verlag

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Gerd Fischer

Layout: Olaf Tischer

Bild auf der Titelseite: © Bruni Schneider

Besuchen Sie uns im Internet: www.mainbook.de

Für Gabi, ohne die ich dieses Buch nicht hätte schreiben können.

Inhalt

Prolog: Nackt hinterm Altar

Kapitel 1:

Wie ich meine Armut hasste und reich werden wollte

Kapitel 2:

Wie ich meinen toten Bischof besuchte und andere Ausflüge unternahm

Kapitel 3:

Wie ich Grenzen überquerte

Kapitel 4:

Wie mich die Lockrufe Gottes erreichten

Epilog

Glossar

Du bist nicht besser, wenn du gelobt, und nicht schlechter, wenn du getadelt wirst

(Thomas von Kempen)

Prolog: Nackt hinterm Altar

Albträume

Der Kirchenraum war nur spärlich beleuchtet. Als ich zum Altar trat, sah ich die Gläubigen verschwommen. Sie saßen mit versteinerten Gesichtern da, warteten auf meinen Einsatz und starrten mich vorwurfsvoll an.

Ich war miserabel vorbereitet. Auf dem Lesepult lag ein Messbuch, doch ich konnte die passenden Gebete nicht finden. In einem Geheimfach unter dem Lesepult fand ich eine Bibel, die ich aber wegen der winzigen Schrift ohne Brille nicht lesen konnte. Auf dem Altar vermisste ich Messwein und Hostien. Die Schale mit Weihrauch entdeckte ich zwar hinter der Skulptur des heiligen Josefs, doch es gab niemanden, der mir die Glut gereicht hätte. Es gab keine Ministranten, es brannten keine Kerzen, sogar das ewige Licht fehlte. Und das Allerschlimmste: Ich stand ohne Messgewand da und war lediglich mit einem kurzen Nachthemd bekleidet. Ich versuchte vergeblich, meine Nacktheit hinter dem Lesepult zu verstecken.

Am liebsten hätte ich mich aus dem Staub gemacht, aber ich konnte mich nicht von der Stelle rühren. Meine Beine waren schwer wie Blei.

Als ich schweißgebadet aus dem Albtraum erwachte, fiel mir ein, dass mich an diesem Morgen meine Dekanin zum Dienstgespräch erwartete. Wir wollten meine baldige Ausscheidung aus dem Pfarramt besprechen.

Ich blickte zum Fenster, durch das sich in der Morgendämmerung ein neuer, verregneter Tag ankündigte. Schlaf weiter, es ist noch finstere Nacht, hörte ich neben mir die Stimme meiner Frau, drehte mich um und versuchte, ihrer Aufforderung Folge zu leisten. Psalm 119 sollte diesmal als Mittel für eine eventuelle Schlafverlängerung herhalten. Ich setzte irgendwo in der Mitte des Textes an und stellte enttäuscht fest, dass ich die Verse nicht mehr auf die Reihe kriegte. Ich habe das Psalmen-Beten in der letzten Zeit vernachlässigt. Heißt es: Dein Wort ist meines Fußes Leuchte oder Dein Wort sei meines Fußes Leuchte? Ist es eine Tatsache oder ein Wunsch? Ich war mir auch nicht sicher, ob das Wort Leuchte oder Licht verwendet wurde. Krampfhaft hielt ich die Augen geschlossen, dachte an die Petroleumlampe in meinem Elternhaus, deren Zylinder oft verrußt war, so dass der Raum, den sie erhellen sollte, dunkel blieb und meine Schwestern die Grimassen auf meinem Gesicht, mit denen ich die Langeweile des Rosenkranzgebetes auflockern wollte, nicht mehr erkennen und als Belustigung wahrnehmen konnten. So sah ich mich dann gezwungen, handgreiflich zu werden, indem ich sie heimlich gekniffen und an den Haaren gezogen hatte, was aber dem wachsamen Auge meines Vaters meistens nicht entgehen und für mich nicht ohne schmerzliche Folgen bleiben konnte.

Dein Wort sei meines Fußes Leuchte! Sei! Momentan war Sein Wort, das ich meinen Schäfchen als frohe Botschaft verkündigen sollte, für mich weniger Leuchte als vielmehr Last. Es plagte mich, dass ich die Botschaft der Bibel so wenig begriff, obwohl ich sie tagtäglich las und darüber nachdachte.

Ich drehte mich um und verabschiedete mich vom 119. Psalm, weil mir automatisch der Flehruf in den Sinn kam: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe? Von Ihm natürlich, der Himmel und Erde gemacht hat. Meinte wenigstens der unbekannte Beter, um dessen Gottvertrauen ich ihn beneidete.

Die absolute Stille des frühen Morgens wurde unterbrochen von einem plötzlich einsetzenden Regen, dessen sanftes Nieseln eine beruhigende Melodie zu erzeugen begann. Das gleichmäßige Atmen meiner Frau hörte ich wie ein weit entferntes Geräusch, das zunehmend leiser wurde und mich erneut, wie ich hinterher feststellen konnte, in die Welt der Träume entführt hatte.

Ich befinde mich plötzlich in einer Kirche, in der ich gemeinsam mit katholischen und evangelischen Kollegen einen Gottesdienst feiern soll. Die Leitung der Zeremonie wird mir aufgedrängt. Ich überlege, auf welchen Ritus wir uns einigen könnten. Wenn römisch-katholisch, dann müsste ich mich äußerst konzentrieren, um mir die Messliturgie ins Gedächtnis zu rufen, schließlich waren es mehr als dreißig Jahre her, seit ich meinen Priesterdienst quittiert hatte. Schaffe ich das noch nach so vielen Jahren? Werden mir nicht zu viele Fehler unterlaufen? Bei der Wandlung ist ein zweimaliger Kniefall vorgesehen. Kann ich sie als evangelischer Pfarrer ohne Heuchelei vollziehen?

Oder wähle ich einfach unsere evangelische Liturgie? So müsste sich niemand innerlich verrenken.

Als ich schon am Altar stehe, merke ich, dass ich vergessen habe, mir das Beffchen um den Hals zu binden. Ohne das liturgische Kleidungsstück fühle ich mich nackt.

Ich gehe in die Mitte der Kirche, schlage ein Buch auf, in dem das Beffchen steckt, ziehe es heraus und stelle fest, dass es völlig zerknittert ist. So kann ich es unmöglich tragen. Ich versuche es mit bloßer Hand zu glätten, doch ohne Erfolg.

Hänge dir einfach eine Stola um, rät mir ein Kollege. Ich schleiche in die Sakristei, suche eine Stola, finde aber keine.

Es bleibt mir nichts anderes übrig, als im bloßen Talar zu beginnen.

Mit Beinen aus Blei begebe ich mich zum Altar, der Weg dorthin nimmt kein Ende. Als ich schließlich das Lesepult erreiche, ist die Kirche fast leer. Ich schaue meinen Kollegen nach, die sich durch den Mittelgang bewegen und allmählich im Dunst des Weihrauches verschwinden. Verräter! Auch sie lassen mich allein! Eine tiefe Traurigkeit breitet sich in mir aus. Mein Herz ist schwer. Ich fühle mich wie damals, als ich in einem alten Brunnen stecken geblieben bin und allein nicht mehr heraus kam.

Ich will die Kollegen zurück rufen, aber aus meiner Kehle kommt nur ein undeutliches Röcheln. „Kommt alle zurück“, versuche ich zu schreien, aber ich bringe kein Wort über die Lippen. Die Laute werden von einer unsichtbaren Macht erstickt, noch bevor sie aus meiner Kehle heraus gepresst werden.

„Was hast du denn?“, hörte ich im Halbschlaf Gabis besorgte Stimme.

Wieder ein Albtraum?

„Ein verrückter Traum!“, sagte ich, ohne auf dessen Inhalt einzugehen.

Etwas später saßen wir beim Frühstück. Wir besprachen den Tag, der vor uns lag.

„Ich muss gleich zum Dienstgespräch“, sagte ich. „Mehr mache ich heute nicht.“

„Und die Beerdigung heute Nachmittag hast du vergessen? Und Konfiunterricht? Und Geburtstagsbesuche? Und…“ In gewohnter Manier erinnerte mich Gabi an Dinge, die ich immer häufiger vergessen oder verdrängt hatte.

„Weiß du, dass du letzte Nacht schlafgewandelt bist und dein Beffchen gesucht hast? Erzähl ruhig deiner Dekanin, dass du mich neulich fast erstickt hättest, als du mich im Traum angeblich retten wolltest!“

„Gut, dass es nur Träume sind“, verharmloste ich meine nächtlichen Eskapaden, die mein Freund, der Psychoanalytiker, als Symptome meiner inneren Unordnung einstufte.

Müde und bematscht kam ich im Haus der Kirche an. Die Dekanin, eine apart aussehende junge Frau, schenkte uns Tee ein.

„Du siehst ziemlich mitgenommen aus“, stellte sie besorgt fest. „Bist du krank?“

Ich erzählte ihr einen meiner Albträume und verriet ihr, wie ich insgeheim noch heute zwischen evangelisch und katholisch hin und hergerissen bin.

Sie nahm meine Personalakte und begann, darin zu blättern.

„Ich stelle fest, dass du noch nie eine Auszeit in Anspruch genommen hast, obwohl dir alle zehn Jahre eine zusteht. Jetzt könntest du es ein erstes und ein letztes Mal tun. Du hättest drei Monate Zeit, deinen Träumen nachzugehen“, sagte sie schmunzelnd.

„So kurz vor meiner Ausscheidung aus dem Pfarramt?“, wunderte ich mich. „Meine Schäfchen für drei Monate allein lassen? Ich weiß nicht, ob ich das verantworten kann“, sagte ich in einem ironischen Ton, freute mich aber schon insgeheim auf eine mögliche, völlig unverhoffte Dienstbefreiung.

„Mach dir um deine Schäfchen keine Sorgen“, sprach meine Chefin. „Sie werden den Hirten aus der Nachbarschaft anvertraut. Für die Gemeinden kann es sogar von Vorteil sein, wenn sie sich jetzt schon auf die Zeit nach dir einstellen. Um es dir noch leichter zu machen: Betrachte die drei freien Monate als ein Geschenk deiner Kirche an dich. Mit anderen Worten: Du kannst dich für drei Monate bedenkenlos aus dem Staub machen.“

„Wenn du das so siehst, nehme ich das Geschenk gerne an“, sagte ich erleichtert. „Du bist die sympathischste Dekanin, die ich je hatte.“

„Ich weiß“, erwiderte sie lachend, „denn bisher waren es nur Männer, die du in diesem Amt erlebt hast.“

Drei Monate wurde ich vom Pfarrdienst frei gestellt, um meinen Wechsel von der katholischen zur evangelischen Kirche aufzuarbeiten. Was immer das heißen mochte. Am Ende sollte ich meinen Vorgesetzten einen Bericht über die gewonnenen Erkenntnisse vorlegen. Nicht mehr als zehn bis fünfzehn Seiten wurden erwartet.

Ich konnte mich also kurz fassen.

Kapitel 1: Wie ich meine Armut hasste und reich werden wollte

Einfalt

Mit Hilfe meiner eifrigen Sekretärin wurde meine Vertretung für die Zeit meiner Abwesenheit geregelt. Prädikanten, Lektoren und meine Pfarrer-Kollegen übernahmen die Sonntagsgottesdienste. Letztere vertraten mich auch in dringenden Fällen der Seelsorge. Taufen, Trauungen und Beerdigungen, bei denen meine Assistenz unbedingt gewünscht würde, sollten unter Umständen auf die Zeit nach meiner Rückkehr gelegt werden. Religions- und Konfiunterricht wurden auf Eis gelegt.

Für ganz dringende Fälle hinterließ ich im Gemeindebüro die Telefonnummer meiner Schwester in Slowenien, über die ich notfalls erreichbar sein würde.

Dann fuhren Gabi und ich gen Süden.

Nach neun Stunden Autobahnfahrt erreichten wir meine alte Heimat und eine Stunde später den Punkt, von dem aus man nur noch mit Insiderwissen weiter kam. Hier versagte mein Navi. „Bitte, drehen Sie wenn möglich um“, nervte die Computerstimme. Wir befanden uns mitten in der ‚Pampa‘, wie Gabi zu sagen pflegte. Die der Sonne zugewandten Hügel waren mit kleinen Weinbergen bewachsen. Auf den übrigen Flächen wechselten sich Wald, Wiesen und Äcker ab. Mitten am helllichten Tag wirkte die Gegend wie ausgestorben. Doch der Schein trog, denn die hiesigen Bewohner führten ein Doppelleben: Tagsüber arbeiteten sie irgendwo in der Stadt, nach Feierabend kamen sie heim und bewirtschafteten ihr Acker- und Gartenland, um sich mit den wichtigsten Früchten der Erde selbst zu versorgen.

Hier auf dem Lande trifft man, wenn überhaupt, nur alte Menschen an. Man kommt mitten im Wald vor ein einsames Haus, ein Kettenhund schlägt Alarm, eine Oma oder ein Opa erscheint an der Haustür, und wenn man der Landessprache mächtig ist, bekommt man nicht nur die erwünschte Auskunft, sondern wird mit Brot und Wein bewirtet.

Die Navi-Stimme ermahnte uns immer noch zu wenden, doch Gabi hielt an und stellte den Motor ab, denn wir waren endlich am Ziel.

Wo die mit grobem Schotter befestigte Straße aufhörte und nur noch Feldwege einzelne Anwesen miteinander verbanden, stand oberhalb eines Weinberges ein Häuschen und daneben eine Scheune.

„Willkommen zu Hause“, rief meine Schwester, die auf unsere Ankunft gewartet hatte. Willkommen zu Hause? War nicht mein Zuhause längst in Deutschland, wo ich mittlerweile mehr als die Hälfte meines Lebens verbracht hatte, wo unsere Kinder leben und arbeiten, wo viele Menschen mir anvertraut sind, die meisten als meine „Schäfchen“ und einige auch als Freunde?

Hier in dieser abgelegenen Gegend im nördlichsten Teil der Balkanhalbinsel verbrachte ich einen Teil meiner Kindheit. Jene Zeit, von der man sagt, dass sie prägend sei für das ganze Leben.

Wurde bereits hier der Grundstock für meine Albträume gelegt?

Hier stand vor langer Zeit eine Blockhütte mit Strohdach.

Ein Wohnraum mit Kachelofen war darin die Schaubühne unseres Lebens. Da aßen, spielten, stritten und schliefen wir. Nebenan befand sich eine kleine Kammer, in die unsere Eltern sich gelegentlich zurückzogen. Eine schwarze Küche und ein kleiner Flur rundeten die Unterkunft ab. Daneben gab es unter demselben Dach eine Art Stall für zwei Kühe, zwei Schweine, ein Duzend Hühner und zwei Katzen, die dafür sorgten, dass sich die Anzahl an Ratten und Mäusen im Haus in Grenzen hielt.

Nachdem meine Mutter einmal im Kachelofen Brot gebacken hatte, brannte das Häuschen ab. Ich kam von der Schule heim und fand eine Feuerstelle mit qualmenden Balken vor. Einige Hunde aus der Nachbarschaft labten sich an den teilweise verkohlten Tierleichen. Ein Paar Feuerwehrmänner rollten Schläuche zusammen. Nachbarn trösteten meine Schwestern und redeten auf meine Eltern ein.

„Ihr kommt zu uns“, sagte Milcek, der Nachbarbauer. „Bis ihr etwas Neues aufgebaut habt.“

In einem aufgegebenen Getreidespeicher, der sich über dem Schweinestall befand, wurden wir provisorisch untergebracht. Wir hörten unter uns Schweine grunzen und der säuerliche Geruch der Jauche drang durch die Ritzen des Fußbodens. Auch aus dem Plumpsklo, das direkt unter unserem Fenster von allen Bewohnern des Hofes frequentiert wurde, erreichten uns gelegentlich gewöhnungsbedürftige Gerüche und akustische Einlagen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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