Lohnarbeit und Liebesleid - Johanna Kaptein - E-Book

Lohnarbeit und Liebesleid E-Book

Johanna Kaptein

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Beschreibung

Lohn und Liebe. Arbeit und Leid. Oder Lohn und Leid. Arbeit und Liebe. Oder eben: Lohnarbeit und Liebesleid. Von diesen Kombinationsmöglichkeiten und Wechselwirkungen erzählt Johanna Kaptein in fünf Minidramen, sogenannten Dramoletten: Im Mittelpunkt der Dramolette stehen: Der junge Mann, ein Sozio-Phobiker, der bei der Post im Verteilerzentrum arbeitet und an Verschwörungen glaubt. Natalie, mit der schönen Telefon-Stimme, die im Call-Center arbeitet und am Ende mit einem rosa Hello Kitty-Hammer ihr rosa Hello Kitty-Handy zertrümmert und es aufisst. Der Reiche, der nichts mit seinem Geld anzufangen weiß, weil er am liebsten allein vorm Fernseher sitzt. Hubert W., ein pensionierter Busfahrer, der von seiner Frau sitzen gelassen wurde. Und die Blumenverkäuferin, die ihren studentischen Geliebten mit einer Harke erschlagen hat. 15 bis 20 Minuten Zeit gibt die Autorin dem jungen Mann, Natalie, Hubert W., dem Reichen und der Blumenfrau. Diese Viertelstunde entscheidet über Arbeit oder Arbeitslosigkeit, Liebe oder Hass und Leben oder Tod. Und dann sind da auch noch die Stimmen, die allen sagen, was sie zu tun haben: nämlich, sich umbringen. Der Tod als Ausweg aus Lohnarbeit und Liebesleid. Da lachen sich die Stimmen ins Fäustchen. Und werden ziemlich sauer, wenn ihre Anstiftung zum Selbstmord einmal nicht klappt. In "Lohnarbeit und Liebesleid" zeigt Johanna Kaptein mit schwarzem Humor, Tempo und Witz fünf Verwicklungen von Lohnarbeit und Liebesleid. Die fünf Dramolette sind ein gesellschaftliches Kaleidoskop, ein bissiger Kommentar der Zusammenhänge von Arbeitswelt und privatem Glück.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 47

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Johanna Kaptein

Lohnarbeit und Liebesleid

Fünf Dramolette

FELIX BLOCH ERBEN

Verlag für Bühne, Film und Funk

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Personenverzeichnis

I

II

III

IV

V

Über die Autorin

Über das Stück

Impressum

Personenverzeichnis

Variable Besetzung.Anmerkung: Fünf Personen sind von der Autorin als Idealbesetzung vorgesehen.

I

EIN JUNGER MANNSEINE FREUNDINEIN PAAR STIMMEN

- Ein junger Mann.- Ein junger Mann bei der Arbeit.- Ein junger Mann bei seiner hochqualifizierten- überbezahlten- innovativen- kreativen- Bei seiner Arbeit eben.- Bei seiner Arbeit als Sortierer im Briefzentrum.- Oh.

JUNGER MANNIch hab mir meine Arbeit nicht ausgesucht. Ich hab mir meine Arbeit ausgesucht, nachdem ich mir meine Arbeit nicht mehr aussuchen konnte. Ich bin, ich habs nicht so mit Menschen. Soziophob. Das ist der Fachbegriff dafür. Soziophob bin ich. Hab ich im Internet gegoogelt. Wenn ich nicht arbeite, dann surfe ich im Internet und such nach Fachbegriffen und nach Pornos. Ich hab aber eine Freundin. Die seh ich auch manchmal. Ich hab eine Freundin, obwohl ich soziophob bin. Das ist ne ziemliche Leistung finde ich.

SEINE FREUNDINEr sieht halt sehr gut aus. Groß, schlank, dunkelhaarig. Genau mein Typ. Leider kann ich ihn nirgendwo vorzeigen. Denn er will nicht. Er will nie irgendwo mit hin.

JUNGER MANNZu zweit ist es doch viel schöner. Oder? Viel intensiver.

SEINE FREUNDINEs ist viel langweiliger. Jedenfalls nach den ersten zwei Monaten. Und die sind schon ziemlich lange vorbei.

- Wie hat er sie denn überhaupt kennen gelernt?- Wie hat er sie denn überhaupt kennen gelernt, wenn er keine Menschen kennen lernen kann?

JUNGER MANNEs gibt Ausnahmen. Manchmal im Sommer. Wenn ich/

- Na, das ist jetzt nicht mehr wichtig. Denn sie wird Schluss machen.- Ja, sie wird sowieso bald Schluss machen.

JUNGER MANNWarum? Warum denn? Es ist doch alles in Ordnung? Ist es nicht in Ordnung? Wir treffen uns zwei, dreimal die Woche, haben guten Sex, gucken zusammen fern –

SEINE FREUNDINDas ist es ja eben. Wir machen nie was anderes. Nie was Aktives. Nie was: Besonderes.

JUNGER MANNIch hab dir doch zum Geburtstag Blumen geschenkt. Und eine DVD. War das nichts Besonderes?

SEINE FREUNDINNein, wenn man Geburtstag hat, dann ist das Besondere nichts Besonderes, sondern – naja, eben nicht besonders.

JUNGER MANNHmm. Das verstehe ich nicht. Frauen sind so kompliziert.

- Und schon haben sie einen heftigen Streit.- Das heißt, sie hätten gern einen heftigen Streit gehabt.- Wenn es nach der Freundin gegangen wäre.- Aber er- Er streitet sich nicht so gerne- Er weiß auch nicht so richtig, wie das geht

JUNGER MANNIch bin eben soziophob.

SEINE FREUNDINGenau das meine ich. Das ist keine Entschuldigung mehr, wenn du das immer sagst. Es ist genauso, genauso wie –

JUNGER MANNEtwas Besonderes zum Geburtstag?

SEINE FREUNDINSiehst du, du verstehst überhaupt nichts. Und dann machst du dich auch noch über mich lustig.

JUNGER MANNAch, komm Schatz. Lass uns lieber noch mal Sex haben.

- Sagt der junge Mann und hat noch mal Sex mit seiner Freundin.- Sie aber nicht mit ihm.- Es wäre vielleicht besser gewesen, er hätte das bemerkt.- Ja, das wäre besser gewesen.- Aber was hätte er tun sollen? Er ist eben soziophob.- Genau. Er ist eben soziophob. Er hätte gar nichts tun können.- Also geht er am nächsten Morgen wieder zur Arbeit.- Aber das Schicksal ist nicht gnädig mit ihm.- Nein, es ist nicht gnädig -- Nicht nur, dass seine Freundin mit ihm Schluss machen will- Er wird auch noch versetzt.

JUNGER MANNEs wäre mir recht, wenn ich – wissen Sie, ich bin an diese Maschine gewöhnt. Ich sortiere gern großformatige Sendungen. Ich bin gut darin. Vielleicht sogar sehr gut. Ihr Vorgänger weiß das.

VORGESETZTERDas interessiert mich nicht. Dort drüben wird noch jemand gebraucht. Also marsch, hopphopp.

JUNGER MANNSie verstehen das nicht. Das ist eine sehr spezielle Maschine. Man muss sich auf sie einstellen. Man muss sie kennen lernen. Man muss ihren Rhythmus begreifen. Sonst gibt es andauernd Stau, die Briefsendungen reißen auf –

VORGESETZTERAha. Ein Intellektueller. Da werden sich die Telefonbücher aber freuen.

- Also muss der junge Mann jetzt Telefonbücher stapeln.- Obwohl er keine Sicherheitsschuhe trägt.- Nein, er trägt Turnschuhe ohne Stahlkappen.- Das verstößt gegen die Vorschrift.

KOLLEGEHepp, Fang!

- Natürlich knallen ihm die Telefonbücher direkt auf den großen Zeh.- Aua.

JUNGER MANNAua.

- Der junge Mann schreit auf.- Dann denkt er- Er denkt

JUNGER MANNDas war doch Absicht.

- War das Absicht?

JUNGER MANNIch weiß, dass man Menschen nicht trauen kann. Das hat mir meine Mutter immer wieder gesagt. Und diese hier: Die grinsen so. Und tragen feste Schuhe. Und lachen laut und kehlig. Bestimmt kennen sie sich gut. Wahrscheinlich trinken sie sogar Biere miteinander nach Feierabend. Und unterhalten sich. Über die Arbeit. Über die Kollegen. Und da ich jetzt ihr Kollege bin, werden sie sich auch über mich unterhalten, oh mein Gott, sie werden/

KOLLEGEKannst du nicht aufpassen? Jetzt ist das Paket aufgeplatzt.

JUNGER MANNWas soll ich nur tun.

KOLLEGEEs vielleicht aufheben?

JUNGER MANNHab ich das laut gesagt?

KOLLEGEBist du irgendwie – hast du irgendeine Krankheit oder so?

- PAUSE!- PAUSE!- PAUSE

(Pause)

- Während der Pause traut sich der junge Mann kaum in die Kantine- obwohl er Hunger hat- beträchtlichen Hunger- immerhin handelt es sich um körperliche Arbeit, die er verrichtet- ziemlich körperliche Arbeit, für die es vonnöten ist, die richtige Menge Nährstoffe zu sich zu nehmen- damit man belastbar ist- belastbar bleibt- und nicht zuviel nachdenkt

JUNGER MANN