London - Birgit Weber - E-Book

London E-Book

Birgit Weber

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Beschreibung

London ist die bevölkerungsreichste und wohl vielfältigste Stadt Europas. Neben Zeugnissen des British Empire und uralter englischer Traditionen gibt es dort auch modische Subkulturen und ethnische Gruppen, die mehr als 300 Sprachen sprechen. Dieser Band bietet deshalb Blicke hinter die Kulissen, um englische Eigenarten – sei es die königliche Familie oder die Brexit-Mentalität – zu beleuchten, aber auch Ausflüge zu einem bunten Multikulti-London mit spannenden Märkten und ausgefallenen Esslokalen. Spaziergänge führen durch kleine Gassen zu versteckten Juwelen ganz in der Nähe berühmter Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel im Stadtteil Westminster, durch ehemalige Hafengebiete, zu vornehmen Vororten mit Kultur und Panoramablick, zu weniger bekannten Herrensitzen voller Kunstschätze am Stadtrand und zu ungewöhnlichen Museen. Kleine Wanderungen am Wasser zeigen nicht nur das Themse-Ufer im grünen Westen, sondern auch trendige Viertel am Kanal und die Verwandlung des Olympia-Geländes. Schließlich gibt es Ausflüge zu riesigen Grünflächen und Naturschutzgebieten, die viele Besucher der Großstadt überraschen werden.

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IMPRESSUM

London

50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade

John Sykes I Birgit Weber

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über portal.dnb.de abrufbar.

© 2021 I 360° medien I Marie-Curie-Straße 31 I 40822 Mettmannwww.360grad-medien.de

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Der Inhalt des Werkes wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.

Redaktion und Lektorat: Christine Walter

Satz und Layout: Serpil Sevim-Haase

Gedruckt und gebunden:

Lensing Druck GmbH & Co. KG I Feldbachacker 16 I 44149 Dortmundwww.lensing-druck.de

Bildnachweis: Seite 264

ISBN: 978-3-96855-070-1

epub ISBN: 978-3-96855-136-4

mobi ISBN: 978-3-96855-137-1

Hergestellt in Deutschland

www.360grad-medien.de

John Sykes | Birgit Weber

LONDON

VORWORT

In einer eng bebauten Metropole mit neun Millionen Einwohnern, was liegt da abseits der ausgetretenen Pfade? Für Einheimische, streng genommen, nichts. Aber für Besucher gibt es in London enorm viel zu entdecken, das nicht zum üblichen touristischen Programm gehört.

Die britische Hauptstadt entwickelte sich um zwei Zentren: die uralte Handelssiedlung, die jetzt einfach „The City“ heißt, und das Regierungsviertel Westminster. Um diese Mittelpunkte herum geht es in diesem Band zu weniger entdeckten Stadtteilen wie Wapping im ehemaligen Hafengebiet, dem historischen Clerkenwell und dem trendigen Bermondsey östlich der Tower Bridge. Aber auch in der City of London und Westminster gibt es versteckte Höfe und Gassen, Relikte der einstigen Kleinteiligkeit der uralten Stadt. Deshalb nehmen wir den Leser mit auf Spaziergänge „um die Ecke“ von berühmten Sehenswürdigkeiten, sodass man den Besuch von Westminster Abbey, Buckingham Palace, St Paul’s Cathedral oder der Shoppingmeile Oxford Street mit einer abseitigen Entdeckungstour verbinden kann.

Weiter außerhalb finden sich die multikulturellen Viertel Brixton und Peckham sowie edle, lauschige Stadtteile wie Hampstead und Dulwich. Großartig sind auch Londons Grünflächen – wir zeigen Parks mit einem breiten Freizeitangebot sowie riesige offene Flächen wie Wimbledon Common und den königlichen Richmond Park, wo man sich kaum in einer Großstadt wähnt.

London besitzt bekanntlich Institutionen von Weltrang wie das British Museum und die National Gallery. Darüber hinaus widmet sich eine unüberschaubare Zahl kleiner Museen vielfältigen weiteren Themen: einem großen Ingenieur, der jüdischen Bevölkerung, dem wegweisenden Designer William Morris oder der Kunst des Fächers. Auch einzelne besondere Bauwerke dürfen nicht fehlen. Ein ehemals königlicher Palast, Eltham Palace, verbindet das Mittelalter mit einer prächtigen Art-déco-Ausstattung. Der Herrensitz Syon House besitzt wunderschöne Interieurs und einen beeindruckenden Park. Als Kontrastprogramm beleuchtet eine unauffällige Kirche das Holzschuh-Handwerk im Mittelalter.

Zu guter Letzt unternehmen wir Spaziergänge am Wasser: an der Themse im grünen Westen der Großstadt, entlang eines Zuflusses der Themse und am Kanal. Außerdem schlagen wir eine Fahrradtour durch das Olympiagelände von 2012 vor. London ist eine endlos interessante, vitale Stadt mit einer 2000-jährigen Vergangenheit. Man könnte meinen, alle Kulturen und Subkulturen der Welt sind hier vereint. Wer alle Facetten der Stadt entdecken möchte, muss unbedingt auf Wegen abseits der Touristenpfade wandeln. Wir wünschen viel Spaß dabei!

John Sykes & Birgit Weber

INHALTSVERZEICHNIS

UNBEKANNTES IN DER NÄHE

1.Westminster: hohe Politik und Alltag

2.St James’s-Viertel: Hinterhöfe der feinen Gesellschaft

3.Zwischen Strand und Themse: eine aristokratische Vergangenheit

4.Von der Kathedrale bis Blackfriars: Mönche, Apotheker und Theatergeschichte

5.Rund um die Chancery Lane: das historische Juristenviertel

6.Fitzrovia: intellektuelles Pflaster

ZENTRUMSNAHE STADTTEILE

7.West-Smithfield: Marktplatz, Klöster und Märtyrer

8.Clerkenwell: Spuren vielfältiger Vergangenheit

9.King’s Cross: mehr als Harry Potter

10.Unbekanntes Notting Hill

11.Lambeth: Geschichten aus einem lebhaften Stadtteil

12.Bermondsey: Oliver Twist lässt grüßen

13.Wapping: Elfenbein, Rum und Piraten

STADTTEILE AUßERHALB

14.Highgate: prächtige Villen mit Blick auf die Stadt

15.Hampstead: das „Dorf“ berühmter Bewohner

16.Brixton: die Multikulti-Stadt von ihrer spannendsten Seite

17.Peckham: afrikanische und künstlerische Vielfalt

18.Dulwich: ein lauschiges Wohnviertel mit großer Kunst

INTERESSANTE ORTE UND UNGEWÖHNLICHE BAUWERKE

19.Westminster Cathedral: der römisch-katholische Dom

20.Fen Court: ein kostenloser Rundumblick

21.St Margaret Pattens: eine Kirche für schlammige Straßen

22.John Wesleys Haus und Kapelle: eine überlebensgroße Figur englischer Religionsgeschichte

23.Rund um Arnold Circus: Boundary Estate – sozialer Wohnungsbau in London

24.Broadway Market: ein Besuch nicht nur für samstags

25.Trinity Buoy Wharf: eine kreative Spielwiese mit Geschichte und tausendjähriger Zukunft

26.Syon House und Park: traumhafte Gärten und Interieurs eines Herrensitzes

27.Eltham Palace: glamouröses Art-déco-Design im mittelalterlichen Schloss

AUF ENTDECKERTOUR ZU FUß ODER MIT DEM RAD

28.Regent’s Canal: Stadtentdeckung am Wasser

29.Von Whitechapel nach Spitalfields: Immigranten und Multikulturelles

30.Queen Elizabeth Park: eine Radtourdurch das Olympiagelände

31.Am Fluss: von Putney Bridge bis Hammersmith

32.Am River Wandle: von der industriellen Nutzung zum grünen Korridor

33.Von Richmond nach Twickenham: ländliches London an der Themse

MUSEEN, DIE NICHT JEDER KENNT

34.Brunel Museum: eine bahnbrechende Ingenieursleistung

35.London Canal Museum: Speiseeis und schmale Boote

36.Jewish Museum: jüdische Vergangenheit und Gegenwart

37.Leighton House Museum: ein extravagantes Künstlerhaus

38.Fan Museum: Luftfächler und Modeaccessoire

39.Ranger‘s House: exquisite Kunstobjekte

40.William Morris Gallery und Walthamstow: Heimat eines Designgenies

IM GRÜNEN: PARKS, GÄRTEN UND FRIEDHÖFE

41.Battersea Park: Kunst, Ruderboote und Kinderzoo

42.Brompton Cemetery: prunkvolle Friedhofsarchitektur und verwilderte Grünflächen

43.Old St Pancras: Bahngleise und ewige Ruhe

44.Ravenscourt Park: kleine Oase in West-London

45.Richmond Park: eine riesige grüne Lunge

46.St Dunstan-in-the-East: ein Kleinod in der City

47.Thames Barrier: damit London über Wasser bleibt

48.Victoria Park: der Volkspark in Ost-London

49.Walthamstow Wetlands: klares Wasser und ein Vogelschutzgebiet

50.Wimbledon Common: Natur in der Stadt

REGISTER

BILDNACHWEIS

In den Monaten vor der Veröffentlichung dieses Buchs mussten Lokale und Besucherattraktionen immer wieder aufgrund der Corona-Pandemie ihre Öffnungszeiten einschränken oder zeitweise komplett schließen. Die in diesem Band angegeben Öffnungszeiten wurden gewissenhaft nach dem letzten bekannten Stand recherchiert – mit weiteren Änderungen ist jedoch nach der Pandemie zu rechnen, weshalb wir Lesern empfehlen, während des Aufenthalts in London Öffnungszeiten anhand der hier aufgeführten Internetseiten selbst zu überprüfen.

Street-Art im Stadtteil Spitalfields

UNBEKANNTESIN DER NÄHE

York Watergate und Embankment Gardens

UNBEKANNTES IN DER NÄHE

1.Westminster: hohe Politik und Alltag

2.St James’s-Viertel: Hinterhöfe der feinen Gesellschaft

3.Zwischen Strand und Themse: eine aristokratische Vergangenheit

4.Von der Kathedrale bis Blackfriars: Mönche, Apotheker und Theatergeschichte

5.Rund um die Chancery Lane: das historische Juristenviertel

6.Fitzrovia: intellektuelles Pflaster

1. WESTMINSTER: HOHE POLITIK UND ALLTAG

In Hörweite von Big Ben ist ein Viertel zu entdecken, das Prominente, auch viele Politiker, zu ihrem Wohnsitz erkoren. Wir sehen schöne, ruhige Straßenzüge, ungewöhnliche alte und neue Architektur sowie ein ganz normales Alltagsleben nahe dem großen Geschehen.

Der Jewel Tower, letztes Überbleibsel des mittelalterlichen Palace of Westminster

Der Jewel Tower, der letzte Rest des mittelalterlichen Palace of Westminster, ist unser Ausgangspunkt. Wir gehen rechts in die Great College Street. Hinter der Steinmauer rechter Hand befindet sich der Garten der Westminster Abbey. Am Ende der Straße führt ein Tor in den Hof der Westminster School, einer historischen Privatschule – ehemalige Schüler sind unter anderem Andrew Lloyd Webber und Peter Ustinov. Wir kehren in die Great College Street zurück, dann rechts in die Barton Street.

Eine Tafel an der Barton Street Nr. 14 gedenkt dem Schriftsteller und Abenteurer T. E. Lawrence („Lawrence von Arabien“). Im weiteren Verlauf sehen wir einige solcher „blue plaques“, denn die Straßen dieser Gegend sind als Wohnort für einflussreiche Menschen schon lange beliebt. Links geht es in die Cowley Street mit Gedenktafeln für den ersten Generaldirektor der BBC, Lord Reith, und den Schauspieler Sir John Gielgud. Das Haus Nr. 7 am Ende dieser Straße gehört dem Parlamentsmitglied und erzkonservativen Brexit-Verfechter Jacob Rees-Mogg. 2018 erwarb er das Objekt für 5,6 Millionen Pfund.

Gedenktafel für den Schauspieler Sir John Gielgud

Dem Rechtsknick der Cowley Street folgend überqueren wir die Great Peter Street und sehen in der Lord North Street Häuser im „Georgian“-Stil, d. h. aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert. Die Zierde dieser schlichten Bauwerke ist meist die Eingangstür mit dekorativer Umrahmung. Eine verblichene Schrift aus dem Zweiten Weltkrieg neben Nr. 8 weist auf Luftschutzräume in den Kellern. Geradeaus bildet die St John’s Church den Mittelpunkt von Smith Square. Die 1728 vollendete Barockkirche wird für hochwertige Konzerte benutzt. Einer Überlieferung zufolge geht die Architektur mit vier Türmen auf Königin Anne zurück. Es heißt, sie habe mit den Worten „So soll die Kirche aussehen!“ ihren Fußschemel umgestoßen, daher der Spitzname „Queen Anne’s footstool“. Georgianische Häuser säumen den Platz, im 20. Jahrhundert Standort des Hauptquartiers sowohl der Labour Party als auch der Konservativen.

Die Verlängerung der Lord North Street führt zur viel befahrenen Horseferry Road. Wer mag, unternimmt hier einen Abstecher links zur Themse für einen schönen Ausblick von der Lambeth Bridge – dabei passiert man die Hauptverwaltungen der Firma Burberry (rechts) und des Spionageabwehrdienstes MI5 (ein klotziger Steinbau an der Ecke zur Uferstraße). Sonst überqueren wir die Horseferry Road, gehen ein paar Schritte nach rechts und durch den kleinen Park St John’s Gardens, dann rechts in die Page Street und befinden uns auf einmal in einer anderen Welt. Die mehrstöckigen denkmalgeschützten Wohnblöcke aus den Jahren 1928 bis 1930 entwarf der damals angesehenste britische Architekt, Sir Edwin Lutyens. Der Grundbesitzer, der Zweite Herzog von Westminster, machte es zur Bedingung des Projekts, dass der Stadtrat von Westminster die 532 Wohnungen ausschließlich an Familien der Arbeiterklasse vermietete. Die schönen Conciergehäuschen werden heute von kleinen Betrieben – ein Schuster, ein Installateur, ein Barbier – benutzt.

St John’s Church

Das herrlich altmodische Regency Cafe an der Ecke Page Street/Regency Street mit Resopaltischen und karierten Gardinen hält (wie lange noch?) den Stil der 1960er-Jahre hoch. Hier geht es nach rechts über die Regency Street und halb links in die Horseferry Road. Auf der rechten Seite bildet aufsehenerregende Metall- und Glasarchitektur – das Domizil des Fernsehsenders Channel Four – einen starken Kontrast zur Umgebung. Der Spaziergang endet im verkehrsberuhigten Strutton Ground, wo kleine Geschäfte und Esslokale für einen angenehmen Abschluss sorgen.

Sitz des Fernsehsenders Channel Four

INFO

Adresse: Start: Abingdon Street, SW1P 3JX, am Jewel Tower, Ende: im Strutton Ground, SW1H 0HW

Anfahrt: U-Bahn nach Westminster (Circle, District Line); Abreise: U-Bahn ab St James’s Park (Circle, District Line)

Dauer: 1 Stunde, Weglänge ca. 2 Kilometer

Essen & Trinken: Cafés und Pubs im Strutton Ground

2. ST JAMES’S-VIERTEL: HINTERHÖFE DER FEINEN GESELLSCHAFT

Unweit vom Buckingham Palace durchziehen kleine Gassen und versteckte Passagen ein Viertel von exklusiven Geschäften, Adelspalästen und diskreten Privatklubs.

Der Startpunkt unseres verschlungenen Weges ist das untere Ende der St James’s Street, Ecke Pall Mall. Neben dem 1698 gegründeten Weinhändler Berry Bros. & Rudd (Haus Nr. 3) führt eine Passage zum kleinsten öffentlichen Platz Londons, Pickering Place mit Häusern der 1730er-Jahre, einst Austragungsort für Duelle und im 19. Jahrhundert Domizil der Gesandtschaft der unabhängigen Republik Texas. Ein Blick in die Schaufenster von James Lock (Lock & Co. Hatters), Hutmacher seit über 250 Jahren (St James’s Street Nr. 6), John Lobb, Schuhmacher seit 1849 (Nr. 9) und Truefitt & Hill, Parfümerie und Rasierbedarf seit 1805 (Nr. 71 auf der anderen Straßenseite), zeigt, welches Klientel hier verkehrt.

Berry Bros. & Rudd, Weinhändler seit 1698

Neben Truefitt & Hill kredenzt das Restaurant Chutney Mary feinste indische Gerichte in einem exklusiven Ambiente. An dieser Ecke biegen wir in die Little St James’s Street ein und passieren das Dukes Hotel. Die Dukes Bar war möglicherweise der Ursprung von James Bonds Lieblingscocktail, denn hier trank sein Erfinder Ian Fleming gerne Martinis. Etwas weiter im Catherine Wheel Yard stehen Eigentumswohnungen an der Stelle der ehemaligen Catherine Wheel Tavern, wo Guy Fawkes und Komplizen 1605 ihren Plan ausheckten, das Parlament in die Luft zu sprengen und das Königreich in den Schoss der römisch-katholischen Kirche zurückzuführen. Die Little St James’s Street macht einen Linksknick und führt auf den St James’s Palace zu. Der älteste königliche Palast Londons, heute Residenz einiger eher unbekannter Mitglieder der Royal Family, ist für die Öffentlichkeit unzugänglich – es sei denn, man kommt am Sonntagmorgen zur Chapel Royal. Den Gottesdienst in der Kapelle begleitet ein sehr guter Chor.

Spencer House

Vor dem Palast halten wir uns rechts und erreichen über eine enge Gasse den Green Park. Den östlichen Rand des Parks säumten in vergangenen Jahrhunderten Residenzen der Aristokratie. Eine davon steht unmittelbar rechts: das in den 1840er-Jahren für den gleichnamigen Grafen errichtete Bridgewater House gehört heute der griechischen Reederfamilie Latsis. Wir nehmen den Weg am Rande des Parks nach rechts und erkennen am figurengeschmückten Dreiecksgiebel einen weiteren Adelspalast, Spencer House, ehemals der Londoner Sitz der Familie von Prinzessin Diana, heute im Besitz der Rothschild-Familie. Sonntags kann man die prächtigen Innenräume besichtigen. Einige Schritte weiter halten wir Ausschau nach einem Metalltor und einer dunklen Passage dahinter. Diese führt unter die Häuser hindurch zum St James’s Place.

Am Ausgang der Passage sieht man links am Ende der Sackgasse ein Backsteinhaus mit einer Fahne über der Tür. Hier ist der Royal Ocean Racing Club für reiche Segler zu Hause. Wir folgen dem St James’s Place am Stafford Hotel vorbei und um die Ecke zur St James’s Street zurück, dort nach links und wieder links in den verwunschenen Innenhof Blue Ball Yard, wo das Stafford Hotel eine Gastronomie betreibt. Diese richtet sich nicht nach dem kleinen Portemonnaie, aber vielleicht reicht das Reisebudget für eine Tasse Kaffee, damit man einen Eindruck der feinen Inneneinrichtung und des aufmerksamen Service gewinnen kann.

Exklusive Kosmetik für den Herrn

Nach diesem Abstecher kehren wir zurück zur St James’s Street, die zusammen mit der Querstraße Pall Mall als „Clubland“ bezeichnet wird, denn hier konzentrieren sich die ehrwürdigen Klubs der britischen Elite. Einer der einflussreichsten ist der Carlton Club (St James’s Street Nr. 69), eine Hochburg der Konservativen Partei. Erst seit 2008 werden Frauen zugelassen – zuvor wurde nur für Margaret Thatcher eine Ausnahme gemacht. Der klassizistische Bau aus gelben Ziegeln und Kalkstein an der Ecke St James’s Street/Park Place (von Blue Ball Yard links hinauf) ist das Domizil des Privatklubs Brooks’s, den 27 Adlige im Jahr 1764 gründeten. Zeremonienmeister des Klubs war der Weinhändler William Brooks, der das Haus 1777 von einem führenden Architekten für aristokratische Landsitze, Henry Holland, errichten ließ. Holland sorgte dafür, dass die Mitglieder in angemessenen Interieurs ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen konnten: Kartenspiele bei schwindelerregend hohen Einsätzen. Die großen Zeiten der Spieltische sind vorbei, aber Brooks’s erfreut sich bis heute eines illustren Klientels.

Das Rutland House (1730) am Ende vom Park Place ist Heimat der weniger exklusiven Royal Over-Seas League. Dieser Klub mit Garten und Blick auf Green Park veranstaltet kulturelle Events und sieht sich der internationalen Verständigung verpflichtet. Zum Schluss entdecken wir einen letzten versteckten Durchgang: an der Royal Over-Seas League kehren wir um und sehen linker Hand zwischen den weißen Säulen vom Haus Park Place Nr. 5 einen Treppenaufgang. Er führt hinauf in die Arlington Street. Hier steht links das alte Torhaus vom Rutland House. Jetzt geht es geradeaus zum Ritz Hotel und Piccadilly.

INFO

Adresse: Start: St James’s Street, Ecke Pall Mall, SW1Y 5HZ, Ende: Hotel Ritz, 150 Piccadilly

Anfahrt: U-Bahn nach Green Park (Piccadilly, Victoria Line); Abreise: U-Bahn ab Piccadilly Circus (Piccadilly Line)

Dauer: 45 Minuten, Weglänge ca. 1,5 Kilometer

Sehenswertes:

Chapel Royal im Street James’s Palace: royal.uk/chapelroyalSpencer House: Führungen sonntags nach Vorbuchung; spencerhouse.co.ukKeine Besichtigung: Nur im Internet erhascht man einen Blick in die Royal Over-Seas League und den Royal Ocean Racing Club; rosl.org.uk,rorc.org. Informativ ist die englischsprachige Wikipedia-Seite „List of gentlemen's clubs in London“.

Essen & Trinken:

Das Dukes Hotel und das Stafford Hotel sind edel und teuer; dukeshotel.com/dukes-bar, thestaffordlondon.comFünf Gehminuten östlich auf Piccadilly betreibt die Royal Academy of Arts ein schönes, preiswertes Café im Souterrain und im Sommer das Courtyard Café im Hof; peytonandbyrne.co.uk/venues/ra-cafeWer noch eine versteckte kleine Gasse erleben will, biegt an der Ostseite der St James’s Street in die King Street hinein und sucht direkt rechter Hand den niedrigen Eingang zur Crown Passage, wo eine traditionelle Kneipe, The Red Lion, seit ca. 400 Jahren Bier ausschenkt; redlionwestminster.co.uk

3. ZWISCHEN STRAND UND THEMSE: EINE ARISTOKRATISCHE VERGANGENHEIT

Im abschüssigen Gelände entdecken wir Spuren aus der Zeit, als entlang The Strand ein Adelspalast neben dem anderen stand. Deren Gärten erstreckten sich zu Bootsanlegern am Themseufer hinunter, denn der Wasserweg war damals bequemer als eine Kutschenfahrt. Unsere Route verläuft teils unterirdisch, bietet aber auch einen schönen Ausblick aus luftiger Höhe.

Ausgangspunkt ist die Südseite vom Trafalgar Square am westlichen Ende von The Strand. Wir biegen in die Northumberland Avenue ein, nehmen die erste Straße links (Northumberland Street) und sehen den Sherlock Holmes Pub. Direkt neben dem Pub führt eine enge Gasse, Craven Passage, zur Craven Street, wo Haus Nr. 36 eine besondere Bedeutung für amerikanische Besucher hat. Hier wohnte zwischen 1757 und 1775 ein Gründungsvater der Vereinigten Staaten, Benjamin Franklin (1706 bis 1790) und vertrat in London die Interessen der amerikanischen Kolonien. Vor einigen Jahren fand man im Keller Tausende menschliche Knochen – wahrscheinlich die Überreste von Leichen, die eine im Haus beheimatete Anatomieschule auf illegale Weise zu Lehrzwecken erwarb.

Sherlock Holmes Pub

York Watergate

Die Craven Passage führt als Fußgängertunnel unter dem Bahnhof Charing Cross weiter zur Villiers Street. Hier geht es nach rechts hinunter zum ältesten Weinlokal in London, der stimmungsvoll-schummrigen, seit 1890 familiengeführten Gordon’s Wine Bar, und direkt dahinter nach links in den Watergate Walk. Nach wenigen Metern ist das namensgebende Tor erreicht: das um 1626 errichtete York Watergate. Es diente George Villiers, dem ersten Herzog von Buckingham, als imposanter Eingang von der Themse zu seiner Residenz, York House. 50 Jahre später wurde York House abgerissen, aber das Villiers-Wappen schmückt noch heute die Schauseite des Tores.

Adelphi Terrace

Am Ende des Watergate Walk gehen wir links in die Straße York Buildings, dann rechts in die John Adam Street. Haus Nr. 8 entwarf Robert Adam 1774 als Sitz der Royal Society of Arts. Der Schotte Adam wird als Vater des klassizistischen Stils in Großbritannien angesehen (siehe Tipp 26, Seite 134, Syon House). Mit seinen Brüdern zusammen tat er sich als Immobilienentwickler hervor. Hier bauten sie auf sumpfigem Gelände die Adelphi Buildings (Adelphi: altgriechisch für „Brüder“), 24 auf Gewölbekellern erhöhte Stadthäuser mit Themse-Blick. In den 1930er-Jahren wurden diese abgerissen und das New Adelphi im Art-déco-Stil erbaut. Von Adams Anlage blieb nur die Nr. 11 Adelphi Terrace, die man über die Robert Street (rechts kurz vor der Royal Society) erreicht. Von der Terrasse vor dem New Adelphi blickt man auf die Embankment Gardens hinunter.

An der Ostseite der Adelphi Terrace nehmen wir die Treppe hinunter zum Savoy Place, gehen dann nach links zum Themse-Eingang des edlen Savoy Hotel. Direkt davor biegen wir links ab in den Carting Lane, dann rechts in den Savoy Way – wieder ein Tunnel, denn darüber türmt sich das Hotel – und einige Schritte weiter zur Savoy Chapel. Diese ist eine Eigenkirche des Monarchen und hat ihren Namen vom Savoy Palace, den Peter von Savoyen im 13. Jahrhundert bauen ließ. Seine Nichte hatte den englischen König geheiratet. Der Palast, der als feinste Residenz Londons galt, wurde im Bauernaufstand 1381 zerstört. An der Stelle entstand ab 1490 ein Spital für Bedürftige, von dem nur die Kapelle übrig blieb. Der Weg zurück zu The Strand führt über die Savoy Street oder vom Savoy Way aus durch eine merkwürdige unterirdische Passage im Bauch des Hotels.

Savoy Chapel

INFO

Adresse: Start: Trafalgar Square, WC2N 5DN, Ende: Strand

Anfahrt: U-Bahn nach Charing Cross (Bakerloo, Northern Line); Abreise: ab Charing Cross

Dauer: 1 Stunde, Weglänge: ca. 2 Kilometer

Sehenswertes:

Benjamin Franklin House: verschiedene Führungen werden angeboten; benjaminfranklinhouse.orgSavoy Chapel: geöffnet Montag bis Donnerstag 9 bis 16 Uhr; royalchapelsavoy.org

Essen & Trinken:

Gordon’s Wine Bar: eine Londoner Institution – gute Weine in urigen Kellergewölben, dazu warme Gerichte und hervorragende Käseteller; 47 Villiers Street, gordonswinebar.comThe Coal Hole: Pub mit einem wunderbaren Interieur – Stuckreliefs und ein Thekenaufbau aus Holz und Glas; 91–92 The Strand, Ecke Carting Lane, nicholsonspubs.co.uk, unter „Find a pub“ den Namen „Coal Hole“ eingeben

4. VON DER KATHEDRALE BIS BLACKFRIARS: MÖNCHE, APOTHEKER UND THEATERGESCHICHTE

Dieser kurze Spaziergang durch die Gassen eines kleinteilig angelegten Viertels ruft Erinnerungen an ein älteres London wach und führt zu einer Wirkungsstätte von William Shakespeare. Krönender Abschluss ist einer der schönsten Pubs der ganzen Stadt.

Nach dem Great Fire 1666 wollte Sir Christopher Wren, Architekt von St Paul’s Cathedral, die zerstörte Stadt schöner und großzügiger als zuvor wieder aufbauen. Dieser Weg durch kleine Straßen zeigt, dass er mit dem Vorhaben scheiterte, denn die Londoner wollten ihre Häuser an der gewohnten Stelle schnell wieder errichten. So blieb das Straßenmuster aus dem Mittelalter erhalten. Dies ist sofort ersichtlich, wenn man – den westlichen Haupteingang der Kathedrale im Rücken – links die Straße St Paul’s Churchyard überquert und in den Dean’s Court tritt. Das stattliche Haus rechts hinter Platanen ist die 1670 gebaute Residenz des Bischofs. Direkt angrenzend an der Ecke steht die ehemalige Chorknabenschule des Doms, heute eine Jugendherberge, mit Sgraffito-Verzierungen.

Einst Chorknabenschule, heute Jugendherberge

King’s Wardrobe: hier wurde einst die festliche Hofkleidung aufbewahrt