Love Boat - Kathleen Lawless - E-Book

Love Boat E-Book

Kathleen Lawless

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Beschreibung

Heiße Nächte auf dem Traumschiff! Als Cassidy auf einem Kreuzfahrtschiff ihren Highschool-Schwarm Sloan wiedertrifft, weiß sie sofort: Endlich kann sie sich rächen. Sie will ihn verführen und dann fallen lassen, so wie er es damals mit ihr getan hat. Die Durchführung ihres Plans fällt Cassidy nicht schwer: Auf dem Luxusliner verbergen sich geheime Kabinen, in denen ausgewählte Gäste erotische Phantasien jeder Art ausleben können. Doch plötzlich wird aus der heißen Affäre mehr…

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Die Originalausgabe erschien unter dem Titel “Wicked Night Games”
Copyright dieser Ausgabe © 2013 by Edel eBooks, einem Verlag der Edel Germany GmbH, Hamburg.
Copyright © by Kathleen Lawless
Ins Deutsche übertragen von Silke Bremer
Alle Rechte an der Übertragung ins Deutsche bei Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Dieses Werk wurde vermittelt durch die AVA international GmbH Autoren- und Verlagsagentur, München
Inhaltsverzeichnis
TitelImpressum12345678910111213141516
1
«Du erkennst mich nicht, oder?»
Sloan Hardt schenkte der rothaarigen Schönheit ein besonders verführerisches Lächeln: geneigter Kopf, blauäugiges Interesse und das durchtriebene Komm-wärme-mich-Grinsen. «Sollte ich Sie kennen?»
«Wir sind zusammen zur Schule gegangen.»
«Auf welche Schule?», fragte Sloan herausfordernd, davon überzeugt, dass es sich um eine Verwechslung handele. So eine schöne Frau vergaß man nicht.
«Auf die West Bend High.»
«Dann schulde ich Ihnen wohl einen Drink und eine Entschuldigung, Miss...?» Er wartete gespannt, denn er hatte bereits bemerkt, dass sie keinen Ehering trug.
Sie erwiderte seinen Blick. Ihre Augen hatten die Farbe goldgelben Sherrys. «Ich glaube, ich spanne dich noch ein wenig auf die Folter. Mal sehen, ob du von selbst draufkommst. »
«Das wäre ziemlich grausam. Was möchten Sie trinken?»
«Sekt natürlich. Was sonst bei einer Hochzeit?»
«Sie sind wegen einer Hochzeit hier? So ein Zufall. Ich nämlich auch.»
«Das ist kein Zufall, Sloan Hardt. Wir nehmen an derselben Hochzeit teil.» Miss Rotschopf wandte sich ab und rauschte davon, während er mit offenem Mund beobachtete, wie sie seinen Bruder begrüßte.
«Steele, wann lerne ich endlich deine Frau kennen?»
«Sobald ich sie gefunden habe, stelle ich sie dir vor. Seit sie schwanger ist, hält sie sich ständig im Bad auf.»
Als der Rotschopf weitergegangen war, näherte sich Steele grinsend Sloan. «Herrgott, Mann, mach endlich den Mund zu. Ich weiß, sie sieht gut aus, aber -»
«Wer ist das?»
«Machst du Witze?» Steele deutete mit dem Daumen auf die sich entfernende Rothaarige. «Das ist die kleine Cassidy Ferrill.»
«Fatty Ferrill, das Pummelchen?»
«Na, na. Sie hatte damals einen richtigen Narren an dir gefressen, Mann.»
«Was zum Teufel macht sie auf der Hochzeitskreuzfahrt unserer Eltern?»
«Wenn du Gramps ab und zu mal besuchen würdest, wüsstest du, dass Cassidys Mutter sein derzeitiger Schwarm ist.»
Sloan stieß einen leisen Pfiff aus. «Go, Gramps, go.»
«Jau. Mit Louise Ferrill erlebt er seinen zweiten Frühling. »
«Ein guter Grund, um morgens aufzustehen. Oder vielmehr, um gleich liegen zu bleiben.»
Steele kniff ihn in den Unterarm. «Es ist schon traurig, wenn unser Großvater ein besseres Liebesleben hat als du.»
«Jetzt mach aber mal halblang. Du weißt genau, dass ich mit dem Hausbau und der Leitung der Black Creek Ranch beschäftigt bin.»
«Ich weiß auch, dass du’s nötig hast. Ich an deiner Stelle würde ganz besonders nett zu Cassidy sein.»
«In diesem Fall, großer Bruder, bin ich geneigt, deinem Rat zu folgen. »
Er brauchte eine Weile, um sie ausfindig zu machen. Als Rancher hatte er weniger Erfahrung mit Menschenansammlungen als Steele. Angel und Rake, ihre Eltern, hatten anscheinend sämtliche Freunde und Bekannten eingeladen, um sie an ihrer neu entflammten Liebe teilhaben zu lassen, und da er ständig von Leuten angesprochen wurde, die er kaum kannte, kam er nur langsam voran. Als er zu seinen Eltern hinübersah, die auf der anderen Seite des Raums standen, musste er zugeben, dass sie richtig glücklich wirkten. Plötzlich fühlte er einen ungewohnten Anflug von Neid in sich aufsteigen. Seit Steele Montana geheiratet hatte und Rake und Angel die wahre Liebe wiederentdeckt hatten, kam es ihm so vor, als wären alle außer ihm in festen Händen. Und er war es nicht gewohnt, ein Außenseiter zu sein.
Cassidy hatte sich jedoch noch nie viel aus Menschenmengen gemacht, deshalb setzte er seine Suche auf dem Promenadendeck fort. Als er einen roten Haarschopf in der Sonne aufleuchten sah, wurde er schneller und achtete darauf, den Sekt nicht zu verschütten, den er unterwegs von einem Tablett genommen hatte. Als spürte sie seine Anwesenheit, drehte Cassidy sich um und wartete auf ihn.
«Ich bringe dir etwas Sekt und bitte um Verzeihung. Tut mir leid, dass ich dich nicht gleich erkannt habe.»
Sie tauchte die Finger in den Sekt und schnippte ihm spielerisch ein paar Tropfen ins Gesicht. «Schande über dich.»
Sein Lächeln wurde breiter. «Ich habe eine Bestrafung verdient.»
«Man sollte dir den Hintern versohlen», sagte sie mit einer solch eigenartigen Betonung, dass ihm das Blut in die Lenden schoss. Das war eine ganze andere Cassidy als das Mädchen, an das er sich erinnerte.
«Auf unsere erneute Bekanntschaft.» Er stieß mit ihr an. «Es ist schön, dich wiederzusehen. Wie ich soeben erfahren habe, sind wir praktisch miteinander verwandt.»
Cassidy mochte sich körperlich verändert haben, doch wenn sie lächelte, strahlte sie noch immer übers ganze Gesicht. «Es ist schön, meine Mom so glücklich zu erleben. Sie mag es, James zu bemuttern, und er ist wirklich ganz reizend zu ihr.»
«Das hat sie auch verdient», sagte Sloan. Cassidys Vater war gar nicht nett gewesen, weder zu Cassidy noch zu ihrer Mutter. «Hast du einen Vorschlag, wie wir hier auf hoher See die Zeit totschlagen sollen?»
Cassidy lächelte ihn über den Rand des Sektglases hinweg an. «Ich dachte eigentlich, das wäre klar. Wir werden ein Paar.»
Als Sloan sich verschluckte und zu husten begann, klopfte Cassidy ihm so resolut auf den Rücken, wie er es aus seiner Jugend her kannte.
«Du hast jedenfalls eine direkte Art. Bei einer Frau gefällt mir das», sagte er atemlos.
«Das freut mich», meinte Cassidy. «Und so geht das Spiel. Die Grundregel lautet: Alles ist erlaubt.»
Er trat einen Schritt auf sie zu. «Bis jetzt gefällt es mir.»
Sie kam ihm so nahe, dass er ihre Körperwärme und ihren betörenden Duft wahrnahm. «Es kommt noch besser.» Sie schnurrte wie eine Katze. Er bekam nicht nur eine Gänsehaut, sondern alles Männliche an ihm wurde auf einmal hellwach.
«Du wirst den besten Sex aller Zeiten haben. Wegen der Hochzeitsfeier magst du glauben, es gehe um mehr. Aber das wird nicht der Fall sein. Deshalb sage ich dir gleich ganz offen, dass wir beide unseres Weges gehen werden, wenn das Schiff wieder anlegt. Kein Bedauern. Keine falschen Versprechungen. Nur angenehme Erinnerungen. Einverstanden?»
Er runzelte die Stirn. «Es muss doch einen Haken dabei geben.»
«Wieso?»
‹Wegen dem, was damals passiert ist›, wollte er sagen, doch das kam ihm unpassend vor. Er räusperte sich. «Gramps hat uns beigebracht, wenn etwas zu schön scheint, um wahr zu sein, dann trügt das Gefühl meistens nicht.»
Sie ließ ihre Finger spielerisch an seinem Unterarm hochwandern. «Bin ich etwa zu schön, um wahr zu sein?» Die Berührung ihrer Fingerspitzen und ihr wispernder Atem gingen Sloan durch und durch. ‹Was soll’s!›, schrien seine Sinne.
Er atmete hörbar aus. «Offenbar hast du dir darüber schon Gedanken gemacht.»
Sie schaute unter gesenkten Wimpern hervor zu ihm auf. «Allerdings.»
Sloan wusste, dass er ein Händchen für Frauen hatte; sie fielen ihm in den Schoß wie saftige reife Früchte. Aber dennoch ... «Eine Bordaffäre?»
«Auf einer Fantasy-Kreuzfahrt ist jede Phantasie erlaubt. »
Hmmm ... Sloan ging Cassidy betreffend so allerlei durch den Kopf. «Wie fangen wir an?»
«Zum Beispiel so.» Sie nahm ihm das Sektglas aus der Hand, stellte beide Gläser auf einen Tisch, legte ihm die Arme um den Hals und presste sich an ihn.
Sloan schloss sie selbstbewusst in die Arme und zog sie an sich. Es war schon zu lange her, dass er einer Frau so nahe gewesen war. Zumal einer, die sich in seinen Armen so gut angefühlt hatte.
Die erste Berührung und der erste Kuss riefen die Vergangenheit wach und verwirrten ihn. Cassidy war damals jedermanns Kumpel und niemandes Schatz gewesen. Als seine Freundin die Masern bekam und das Bett hüten musste, war sie eingesprungen. Und weil er selbstsüchtig und dumm gewesen war, hatte er mit ihren Gefühlen gespielt. Sollte jetzt er ihr Spielzeug sein?
Cassidy hatte ihr Leben lang auf diesen Tag gewartet – der erste Schritt, Sloan in sie verliebt zu machen, war getan. Mit weit geöffneten Augen erwartete sie seinen Kuss.
Der Kuss enttäuschte sie nicht. Seine Lippen waren zunächst ganz sanft und fest und beknabberten ihre Lippen, was sich ausgesprochen verheißungsvoll anfühlte. Er versuchte nicht, ihr die Zunge in den Hals zu schieben, sondern wartete ab, bis sie von sich aus den Mund öffnete und mit ihrer Zunge nach der seinen tastete.
Cassidy hatte das Gefühl, der Brunnen ihrer aufgestauten Gefühle ergieße sich in Sloans Mund und sie bliebe leer zurück. Sie klammerte sich an seinen Schultern fest, während ihr Körper mit seinem verschmolz, und spürte dann, dass wie durch ein Wunder eine Woge frischer Energie durch sie floss. Als würde er entgegennehmen, was sie ihm gab, es verdoppeln und ihren Brunnen wieder auffüllen.
Der Junge von nebenan hatte sich in einen prachtvollen Mann verwandelt. Und der würde sich so schnell in sie verlieben, dass er nicht einmal wüsste, wie ihm geschah.
Seine Hände waren überall, streichelten ihr Haar, betasteten ihre Figur, umfassten sie von hinten und drückten sie an ihn. Cassidy stöhnte zustimmend, denn was er tat, fühlte sich gut an. Sie rieb die Brüste an ihm und tat so, als wären sie nicht durch mehrere Stoffschichten voneinander getrennt. Sie konnte es kaum erwarten, seine nackte Haut zu spüren.
Sie spürte, wie er an ihr steif wurde, schob das Becken vor und suchte seine Hitze.
«Mein Gott, Cassidy.» Als er seinen Mund von ihr löste, atmete er keuchend, und sie spürte seinen schnellen Herzschlag. Oder war es ihr eigenes Herz?
«Ein vielversprechender Anfang.» Mit zitternden Händen strich sie sich glättend übers Haar, dann wandte sie das Gesicht dem Meer zu, hielt sich an der Reling fest und rief sich in Erinnerung, dass sie einen kühlen Kopf bewahren musste.
«Warte erst mal die Zugabe ab.» Sloan kam näher, jedoch nicht gierig und besitzergreifend. Erst spürte sie die Wärme seines Körpers, dann seinen kitzelnden Atem. Mit einer federleichten Bewegung streifte er ihr das Haar beiseite, dann berührte seine Zunge die empfindliche Stelle seitlich am Hals.
Aufstöhnend umklammerte Cassidy die Reling und neigte ihm wie eine Blume in der Mittagssonne den Kopf entgegen. Auch wenn es darum ging, Sloan eine Lektion zu erteilen, sprach doch nichts dagegen, den Sex auch zu genießen.
Obwohl seine spielerisch forschende Zunge nur ein Vorgeschmack auf die anderen Freuden war, die er ihr schenken würde, verwirrte seine Zärtlichkeit ihre überforderten Sinne. Auf das weite blaue Meer hinausblickend, vermochte sie noch immer kaum zu glauben, dass Sloan Hardt sie in den Armen hielt und dass sie am Beginn eines sexuellen Abenteuers standen, das ihr vollkommene Genugtuung verschaffen würde.
«Wir könnten in meine Kabine gehen.» War sie das, die so kühn gesprochen hatte? Sloan würde das bestimmt gefallen.
«Mir gefällt es hier», murmelte Sloan an ihrer Haut. «Frische Luft und Sonnenschein.»
«Hier kann man uns sehen.» 
«Wer denn?» Er streifte die Spaghettiträger ihres mit Volants besetzten Sommerkleids hinunter, schob den Mittelfinger in den Ausschnitt, liebkoste ihre weichen Brüste und tastete nach den sich versteifenden Nippeln.
Die Berührung seiner Fingerspitzen auf ihrer empfindsamen Haut strahlte bis zwischen ihre Schenkel aus. Von Verlangen überwältigt, stöhnte sie auf. «Sloan, ich -»
«Pssst ...» Behutsam versetzte er ihre Brüste in Erregung und presste ihr seinen heißen, feuchten Mund auf den Hals. Sie drehte sich ein wenig zur Seite, um die stärker werdende Glut zwischen ihren Schenkeln zu lindern. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Er sollte nicht solche Gefühle bei ihr wecken, jedenfalls nicht so schnell. Er sollte seiner Lust erliegen und vor ihr zu Kreuze kriechen.
Sein Ständer drückte gegen ihren Po. «Mein Gott, fühlt sich das gut an.» Er langte herum und legte die Hand auf ihr Becken. «Ich spüre deine Hitze.»
Sollte er ruhig glauben, sie verliere die Beherrschung und sei Wachs in seinen Händen. «Du machst mich scharf.»
«Und feucht. Mach ich dich feucht?»
Sie nickte wortlos.
«Dann dreh dich um und schau mich an.»
Als sie die Reling losließ und sich in seiner Umarmung umdrehte, hoffte sie, dass ihre Beine nicht nachgeben würden.
«War es dir ernst mit dem, was du gesagt hast? Dass alles erlaubt ist?» Er schob ein Knie unter ihr bauschiges Kleid und drückte es gegen das verlangend pulsierende Lustzentrum, was sich herrlich anfühlte.
Sie stöhnte leise.
«Beweg dich.» Sloan schwenkte sein Knie hin und her und verstärkte den Druck.
Cassidy klammerte sich an seinen Schultern fest, krümmte sich zusammen und schaukelte vor und zurück.
Als er sie gekonnt in die Brustwarzen kniff, stockte ihr vor Verlangen der Atem. Auf einmal drehte sich alles um sie, und es gab nur noch Sloan, der ganz ungewöhnliche Empfindungen bei ihr auslöste und sie dazu brachte, ungewohnte Dinge zu tun. Sie war die Gefangene ihrer neu entdeckten Sinnlichkeit.
Er deutete ihre Reaktionen richtig und passte seine Bewegungen den ihren an, als sie den Rhythmus beschleunigte. Er küsste ihr Gesicht, ihre Wangen, ihre Lippen, ihr Kinn, dann endlich überließ er ihr seinen Mund.
Sie saugte seine Zunge in sich hinein und verschlang sie, nur darauf bedacht, ihrem Körper die ersehnte Erlösung zu verschaffen, vollständig absorbiert von der unerwarteten Lust, die sie innerlich krampfartig erzittern ließ, während Sloans kräftige Arme ihr Halt gaben und sie an ihn drückten.
«Braves Mädchen.» Sloan lächelte, und ihr Herzschlag setzte aus, als er ihre Träger wieder hochschob. Im nächsten Moment bog seine Mutter um die Ecke.
«Sloan. Cassidy. Wie ich sehe, habt ihr euch bereits miteinander bekannt gemacht.»
«Das kann man so sagen.» Sloans Stimme klang rauchig, und Cassidy trat eilig vor ihn hin und verdeckte seinen sich noch deutlich abzeichnenden Ständer.
«Es ist Zeit für die Probe, deshalb sammle ich alle ein.»
«Ich dachte, du und Dad, ihr wärt nach all den Jahren alte Hasen und bräuchtet keinen Probedurchlauf mehr.»
«Um deinen Vater mache ich mir keine Sorgen», erwiderte Angel trocken. «Du hingegen bist so schwierig wie seit ewigen Zeiten.»
«Hey, ich lasse es nur locker angehen. Steele ist derjenige, der seinem Ruf gerecht wird.»
«Steele wird mich bald zur Großmutter machen», meinte Angel heiter. «Während du so unbeständig bist wie eh und je.»
«Unbeständig? Ich baue gerade ein Haus. Wieso bin ich auf einmal das schwarze Schaf?» Sloan war es unangenehm, dass Cassidy Zeuge der Unterhaltung wurde.
Angel zupfte ihm ein langes rotes Haar von der Schulter. «Nur eine sanfte Erinnerung daran, dass auch du nicht jünger wirst.»
«Jetzt, da ich Cassidy getroffen habe, fühle ich mich verjüngt.» Er schwenkte ausholend den Arm. «Bitte geh voran. Wir folgen dir.»
«Keine Ausreden», sagte Angel. «Ich möchte, dass meine Hochzeit ohne Zwischenfälle über die Bühne geht.»
«Machen Sie sich wegen Sloan keine Sorgen, Angel. Ich passe auf ihn auf», sagte Cassidy.
«Es ist höchste Zeit, dass das jemand übernimmt.»
Weshalb machten Frauen immer einen solchen Wirbel um Hochzeiten? Seit der großen Ankündigung hatte sein Vater nicht annähernd so viel Aufhebens gemacht wie seine Mutter.
Pflichtbewusst nahm er neben Steele und Rake seinen Platz weit vorn in der Bordkapelle ein. Neben Steeles schwangerer Frau Montana stand Cassidys Mutter Louise.
Groß gewachsen, elegant und silberhaarig, schritt Gramps mit Angel am Arm nach vorn, während Steele leise Mendelssohns Hochzeitsmarsch summte.
«Bist du sicher, dass dieser Schlingel eine zweite Chance verdient hat?», sagte Gramps, was vom Publikum mit lautem Gelächter quittiert wurde.
«Er ist dein Sohn», sagte Angel. «Ich glaube, wenn Louise mit einem alten Taugenichts wie dir klarkommt, dann komme ich auch mit Rake zurecht.»
Sloan lachte und stieß Steele mit dem Ellbogen an, auf einmal erfüllt von sentimentaler Zuneigung. Bisweilen war es schmerzhaft, Familie zu haben, doch es war ein wohltuender Schmerz.
«Ich hoffe, dass er seine Lektion gelernt hat», meinte Gramps.
Sloan warf Cassidy einen ungenierten Blick zu und zwinkerte ihr zu. Sie errötete, was ihr ausgesprochen gut stand und ihren makellosen Porzellanteint betonte. Ihre vollen Lippen formten ein bezauberndes Lächeln, und ihr rotgoldenes Haar umwogte ihre Schultern in weichen Wellen.
Ohne sie aus den Augen zu lassen, presste er anzüglich die Lippen zusammen, sodass nur noch die Zungenspitze hervorschaute.
2
«Sieht Angel nicht wundervoll aus?», flüsterte Cassidy ihrer Mutter zu.
«Es gibt nichts Schöneres als eine Hochzeit», flüsterte Louise zurück und tippte sich ans Auge. «Ich kann’s gar nicht erwarten, dass du auch heiratest.»
Cassidy blickte James an, der bei Angel stand. «Nur wenn du mich in die Kirche prügelst. Weshalb führt James sie zum Altar? Er ist der Vater des Bräutigams.»
«Ursprünglich sollte sie von den beiden Jungs zum Altar geleitet werden. Aber dann hat James gemeint, sie wär für ihn wie eine Tochter, und...» Sie brach ab und schniefte entschuldigend.
«Hey, selbst wenn mein Vater noch leben würde, würde ich mich an meinem großen Tag nicht von ihm anfassen lassen.»
Louise kniff sie extra fest in den Arm.
Cassidy versuchte vergeblich, sich Sloan als nervösen Bräutigam vorzustellen. Er war schon immer ein Einzelgänger gewesen. Die Rolle des einsamen Cowboys war ihm wie auf den Leib geschrieben; auch jetzt stand er ein Stück abseits von seinem Bruder und seinem Vater. Die Hardt-Männer waren alle Individualisten, jeder für sich eine geradezu heroische Gestalt, die nach ihren eigenen Regeln lebte.
Rake war ein Profispieler, der in Las Vegas ein Casino leitete, und hatte den Spielervirus an Steele weitergegeben. Sloan war seinen eigenen Weg gegangen und hatte sich dafür entschieden, die Ranch zu bewirtschaften, was wahrscheinlich ebenfalls ein Spiel war, wenngleich sie bezweifelte, dass er es so sah.
Ihr blieb fast das Herz stehen, als er sich zu ihr umdrehte und sein Blick ihr Inneres zum Glühen brachte. Auf die Probe würde ein intimes Zwischenspiel mit Sloan folgen, und ihre Nervosität hielt der Vorfreude die Waage. Wenn das Geplänkel auf dem Oberdeck nicht getrogen hatte, würde es ganz einfach sein, Sloan den Kopf zu verdrehen.
Die Probe war eine Qual für Sloan und zog sich endlos hin. Cassidy war so sexy und schön, dass er sich nicht auf das Geschehen konzentrieren konnte. Ständig stellte er sie sich nackt vor, das rote Haar auf dem Kissen ausgebreitet, und überlegte, auf welche Weise er sie nehmen sollte. Erst langsam, dann schnell. Dann wieder langsam; beinahe meinte er zu hören, wie sie seinen Namen schrie und ihn um Erlösung anflehte.
Damals, als sie beide zusammen aufwuchsen, hätte er sich nicht träumen lassen, dass einmal eine so sexy Verführerin aus ihr werden würde. Sie war die komische Cassidy Ferrill gewesen, ein reizloses Pummelchen mit Brille, unreiner Haut und einer Figur, die irgendwie nicht ganz zum Gesicht passte. Er war mit ihrer besten Freundin gegangen und hatte sie deshalb häufiger getroffen.
Jetzt aber kam es ihm vor, als sähe er sie zum ersten Mal.
Er atmete schwer. Wie lange würde es noch dauern? Als die Probe schließlich endete, war er so scharf, dass er sich am liebsten auf sie gestürzt hätte. Und dann stand sie auf einmal vor ihm, eine bezaubernde, strahlende Erscheinung, die ihm den Kabinenschlüssel in die Hand drückte.
«Lass mir eine halbe Stunde Zeit, okay?»
Nein! Ihm war danach, sich in die Brust zu werfen und sie wegzuschleppen.
«Natürlich.» Was mochte sie vorhaben? Die alte Cassidy hätte gar nichts vorgehabt; was diese neue, sexy, selbstbewusste Model-Erscheinung anging, war er sich nicht so sicher. Sie waren auf benachbarten Farmen beinahe wie Bruder und Schwester aufgewachsen, bis sie in die Pubertät gekommen waren und er entdeckt hatte, dass es Mädchen gab. Mädchen, die ihn ebenso gern mochten wie er sie. Cassidys Freundin Janine war das große Los gewesen, das Mädchen, auf das alle Jungs es abgesehen hatten und das Sloan bekommen hatte. Und an jenem schicksalhaften Abend, da Janine mit Masern das Bett hüten musste, hatte sie darauf bestanden, dass er mit Cassidy zum Schulball ging.
Er hätte Cassidy damals nicht küssen und ihr das Gefühl geben dürfen, er möge sie. Aber wie hätte er auch ahnen können, dass sie, von Gewissensbissen geplagt, Janine alles brühwarm erzählen würde?
«Wo ist Louise, Gramps?» Er setzte sich auf den freien Barhocker neben seinem Großvater, bestellte ein Corona und blickte fragend auf James’ halbleeres Bierglas.
«Hat gemeint, sie bräuchte etwas Ruhe.»
«Das Gleiche hat Cassidy zu mir gesagt.» Mit dem Daumen streifte er die Tropfen ab, die sich auf der Flasche gebildet hatten. «Ist schon eine komische Sache mit dem Heiraten.»
«Den Damen setzt es jedenfalls ganz schön zu.»
«Was meinen sie eigentlich, wenn sie sagen, sie bräuchten Zeit für sich?»
«Das, mein Junge, ist eines der zahlreichen Geheimnisse des schönen Geschlechts.»
«Hast du die in deinem fortgeschrittenen Alter etwa noch immer nicht gelüftet?»
«Ich bin viel klüger als damals, als deine Großmutter noch lebte. Ich habe gelernt, auch dann ‹Ja, mein Schatz› zu sagen, wenn ich die Frage nicht verstanden habe.» Mit seinem verschwörerischen Gelächter brachte er Sloan zum Lächeln. «Cassidy ist ein richtiger Hingucker geworden, nicht wahr? Genau wie ihre Mom.»
«Ja. Siehst du sie oft auf der Ranch?»
«Hin und wieder kommt sie vorbei.»
«Erkundigt sie sich auch mal nach mir?»
«Eher nein, falls mein Gedächtnis mich nicht trügt. Weshalb fragst du?»
«Nur so.» Er deutete auf das halbleere Glas, das neben dem Ellbogen seines Großvaters stand. «Es wundert mich, dass du Bier trinkst.»
«Das ist alkoholfreies», meinte James verdrossen. «Andernfalls würde Louise mir die Hölle heiß machen.»
«Ist das so, wenn man verliebt ist?»
«In meinem Alter lernt man, für die kleinen Dinge im Leben dankbar zu sein. Zum Beispiel für Viagra.» Der alte Mann klatschte sich aufs Knie und lachte.
«Gramps, manche Dinge wollen wir jungen Leute lieber gar nicht wissen.»
James kippte den Rest des alkoholfreien Bieres hinunter. «Wieso zählst du dich zu den Jungen? Du bist im mittleren Alter.»
«Aber ich fühl mich jung, wenn alle die Turteltäubchen spielen. Demnächst wirst wohl du mit Louise den Bund fürs Leben schließen.»
Sein Großvater lächelte. «Ehrlich gesagt, hab ich schon um ihre Hand angehalten. Sie hat gemeint, sie würde es sich überlegen.»
«Tatsächlich?»
«Jau. Ganz nach dem Motto: Am Bewährten soll man nicht rütteln.»
«Und was hältst du davon?»
«Mir ist es so und so recht. Es gibt ihr ein Gefühl von Sicherheit, wenn sie weiß, dass ich willens bin, eine ehrbare Frau aus ihr zu machen. Es ist immer noch ein bisschen heikel, in Sünde zu leben. Und zu wissen, dass sie mir jederzeit weglaufen könnte, hält mich auf Trab. Vielleicht ist das ja ihre Absicht. »
Sloan rutschte unbehaglich auf dem Hocker hin und her und wechselte das Thema.
«Was macht Cassidy eigentlich so?»
«Sie ist eine sehr beschäftigte junge Dame – sie ist Hebamme und hilft Frauen, sich auf die Geburt vorzubereiten.»
«Soll das heißen, sie bringt anderer Leute Babys zur Welt?»
«Kann man wohl so sagen.»
«Das habe ich nicht gewusst. Das ist so ... intim.» Ihm kam der Gedanke, dass Cassidy sich auch selber irgendwann ein oder zwei Kinder wünschen würde. War das vielleicht ihr geheimer Plan?
«Ein kluges Mädchen. Und fleißig ist sie auch.» Gramps zog eine buschige Braue hoch. «Spiel nicht mit ihr, Sloan. Mit Frauen wie Cassidy spielt man nicht.»
Weshalb spielte sie dann mit ihm? Ging es ihr nur um Sex, oder steckte mehr dahinter?
«Also, ich muss los. Zeit fürs Mittagsschläfchen.» James zwinkerte Sloan schalkhaft zu und wandte sich zum Ausgang.
«Noch ein Bier, Sir?», fragte der Barmann.
Sloan sah auf die Uhr. «Nein, danke.» Er hatte eigentlich angenommen, die halbstündige Wartepause werde seine Vorfreude verstärken, doch stattdessen wurden in ihm zahlreiche Zweifel wach.
Mit dem Schlüssel, den sie ihm gegeben hatte, öffnete er die Tür der dunklen, nur von zwei Kerzen erhellten Kabine. Es duftete würzig-süß, nach Blumen und Zimt. Sie war nicht da.
«Cass?»
«Ich bin im Bad. Komm nicht rein, ich – Oh!»
Sie reiste mit Stil, denn sie hatte eine Suite mit Balkon und französischem Bett. Sloan setzte sich auf die Ecke des Bettes. «Alles in Ordnung da drinnen?»
Ihre Stimme klang gedämpft. «Nicht ganz.»
«Kann ich dir irgendwie helfen?»
«Ich weiß nicht.»
Also, was denn nun? «Du sagst Bescheid, wenn du Hilfe brauchst, okay?»
Er hörte, wie die Klinke bewegt wurde, dann kam Cassidy heraus. Sie trug einen hautengen schwarzen Minirock von Frederick’s of Hollywood.
«Der Reißverschluss hat sich verklemmt und -»
«Dreh dich um. Ich mach das.»
Der Reißverschluss klemmte ganz erheblich, denn er hatte sich in das glatte, gummiähnliche Material gefressen, und nachdem er einige Male daran gezogen hatte, riss unter seinen Fingern der Stoff.
«Da ist hoffentlich noch Garantie drauf», murmelte er.
Sie wandte sich um, zur Hälfte in dem lächerlichen, vorne geschnürten Kleidungsstück und zur Hälfte draußen. Ihr Lachen klang gezwungen. «So viel zu meinen sirenenhaften Verführungskünsten. »
Sloan hatte das Gefühl, etwas stimme nicht. Langsam fuhr er mit den Fingernägeln über ihren nackten Arm und spürte, wie sie erschauerte. «Wie wär’s, wenn du dich anziehen würdest, und wir trinken etwas an der Bar? Um herauszufinden, ob wir bei diesem Arrangement tatsächlich auf derselben Wellenlänge sind.»
«O nein, das werden wir nicht tun. Wir haben eine Abmachung.»
Er musterte sie unter gesenkten Lidern hervor. Irgendetwas war im Busch, aber was?
Sloan ließ den Blick durch die Kabine schweifen und entdeckte eine Flasche eisgekühlten Sekt. Er stand auf, entkorkte kurzerhand die Flasche und schenkte zwei Gläser voll.
«Schatz, ich weiß die Mühe zu schätzen, die du dir gemacht hast, aber das war doch wirklich nicht nötig. Du hattest mich schon beim ‹Hallo›.»
«Das ist aus dem Film Jerry McGuire», sagte sie abweisend.
«Aber es kommt auch von hier.» Er ergriff ihre Hand und legte sie sich flach auf die Brust. «Cassidy, du solltest wissen, dass du keine besonderen Hilfsmittel brauchst, um mich zu verführen.»